Königin des Lichts - Nora Roberts - E-Book

Königin des Lichts E-Book

Nora Roberts

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Beschreibung

Eine große Liebe in stürmischen Zeiten

Aurora ist behütet aufgewachsen, doch als sie Thane, den Mann aus ihren Träumen, trifft, verliebt sie sich unsterblich in ihn. Aber ihre Liebe wird von feindlichen Mächten unter dem Anführer Lorcan bedroht. Der Krieger Thane nimmt den Kampf mit Lorcan auf.

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Seitenzahl: 454

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Das Buch

DIE ZAUBERIN DES LICHTS

Die junge Königstochter Aurora erwartet eine schicksalhafte Aufgabe: Nachdem Lorcan ihre Heimatstadt zerstört und ihre Eltern getötet hat, muss sie den Thron zurückerobern. Verkleidet gelangt sie an den Hof des Tyrannen, doch statt Lorcan trifft sie auf dessen Stiefsohn Thane, in dem sie ihre große Liebe erkennt.

DAS SCHLOSS DER ROSEN

Der schwer verletzte Kylar wird von der wunderschönen Deirdre gerettet und verliebt sich in sie. Die Frau seines Herzens ist aber nicht nur Meisterin der Heilkunst, sondern auch die Königin der mythischen Rosenburg, auf der ewiger Winter herrscht. Kann der Prinz die Winterinsel von dem schrecklichen Fluch befreien und in Deirdre Gefühle wecken?

DIE DÄMONENJÄGERIN

Kadra, die Dämonenjägerin und Hüterin der roten Sonne, ist auf der Jagd nach den Bok-Dämonen. Beim Zusammentreffen mit dem Dämonenkönig Sorak erfährt sie, dass er sich des Tors zu einer anderen Welt bemächtigt hat. Das kann den Untergang beider Welten bedeuten. Deshalb beugt sich Kadra ihrer Bestimmung und folgt Sorak in die neue Welt. Sie landet mitten in New York und kann diesen entscheidenden Kampf nicht ohne Hilfe gewinnen.

Die Autorin

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981, fünf Jahre später wurde sie in die Romance Writer’s Hall of Fame aufgenommen. Inzwischen zählt Roberts zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt. Ihre Bücher wurden in knapp 30 Sprachen übersetzt und mehr als 50 Millionen Mal verkauft. Neben ihren Gesellschaftsromanen veröffentlicht sie unter dem Namen J. D. Robb ebenso erfolgreich Krimis. Sowohl die Romance Writers of America als auch die Romantic Times zeichneten sie mit zahlreichen Preisen, unter anderem für ihr Gesamtwerk, aus. Heute lebt die Bestsellerautorin mit ihrem Ehemann in Keedsville, Maryland und hat zwei erwachsene Söhne.

Inhaltsverzeichnis

Das BuchDie AutorinBUCH EINS - Die Zauberin des Lichts
PROLOGKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11
BUCH ZWEI - Das Schloss der Rosen
Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10
BUCH DREI - Die Dämonenjägerin
Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9
Copyright

BUCH EINS

Die Zauberin des Lichts

PROLOG

IN EINER FERNEN Zeit lag an einem fernen Ort im gewaltigen blauen Meer der Wunder die große Insel Twylia. Sie war ein Land der Berge und Täler, der grünen Wälder und silbernen Flüsse, der weiten, fruchtbaren Felder und stillen Seen. Für jene, die dort lebten, war sie die ganze Welt.

Manche erzählten, dass einst, in der Morgendämmerung des Lebens, eine Landbrücke in andere Welten und von dort nach Twylia geführt hatte. Eine Brücke aus Fels und Erde, die der mächtige Zauberer und Gott Draco heraufbeschworen und wieder zerstört habe, als die Welt dahinter in Kummer und Elend versunken sei.

Denn auf Twylia herrschten tausend Sommer und Winter lang Friede und Wohlstand.

Doch dann kam eine Zeit, in der die Menschen – manche zumindest – gierig wurden. Es verlangte sie nach Reichtümern, die sie nicht verdient, und Frauen, um die sie nicht geworben hatten, nach Land, das sie nicht ehrten. Und mehr als nach allem anderen verlangte es sie nach Macht, einer Macht ohne Respekt.

Habgier, Krieg und Tod, Verrat und Furcht suchten Twylia heim. Draco und seine Nachkommen weinten, als Blut die grünen Felder tränkte und die Täler vom Weinen hungernder Kinder widerhallten. Auf dem Gipfel seines Berges schwor er in der Nacht der Sonnenwende im Licht des Mondes, dass der Friede in die Welt zurückkehren werde.

Es werde Blut kosten und großen Mut, reine Liebe und willige Opfer verlangen. Nach Tagen der Dunkelheit werde das Licht wieder scheinen.

Und so sprach er seinen Zauber.

In der dunkelsten Stunde der dunkelsten Nacht wird ein Kind geboren werden, in dessen Hand die Macht liegt. Dieses Kind wird das Licht bringen. Einzig dieses Kind wird die Sternenkrone tragen, auf dass alle meinen Erben erkennen. In blutiger Schlacht und in tapferem Kampf, in Kummer und Freude wird es bewahren, was Gier zerstören will. Ein Herz findet das andere, eine Hand die andere, die Frau den Mann. Krieger, Hexe, Tochter und Sohn werden das begonnene Werk vollenden. Wenn ihre Herzen stark und rein sind, wird Twylia Bestand haben. Die Mitternachtsstunde wird ihre Macht stählen, auf dass sie die Welt von der Tyrannei befreien. Dies ist mein Wille, möge er geschehen.

Vom höchsten Gipfel des Zauberbergs bis zum tiefsten Tal der Elfen erbebten Felder, Seen und Wälder unter der Macht seines Zaubers. Winde fegten über die Insel, und Blitze zuckten über den Himmel.

Draco aber saß auf seinem Berg und sah in Glas und Feuer, in Gestirnen und Gewässern die Jahre vergehen.

Während er wartete, versank die Welt im Kampf. Gut gegen Böse, Hoffnung gegen Verzweiflung. Die Macht der Magie schwand dahin, bis sie nur noch an den geheimen Orten zu finden war, und die Menschen begannen, sie ebenso zu fürchten wie zu begehren.

Für eine kurze Zeit kehrte das Licht nach Twylia zurück, als die gute Königin Gwynn den Thron bestieg. In ihren Adern floss das Blut des Zauberers und seine Liebe zur Welt. Sie war schön und besaß ein gutes Herz. Mit fester, liebevoller Hand regierte sie das Land an der Seite ihres Gemahls, des Kriegerkönigs Rhys. Gemeinsam heilten sie Wunden, ließen die einst so prachtvolle Stadt der Sterne in neuem Glanz erstrahlen, sorgten für Sicherheit in den Wäldern und fruchtbaren Tälern.

Hoffnung stieg auf, doch die Finsternis ruhte nicht. Die Schatten von Gier und Neid spannen in den Winkeln und Höhlen von Twylia ihr Netz. Unter dem Deckmantel der Versöhnung und des Friedens bewaffneten sie sich und planten den Verrat. An einem kalten Dezembermorgen marschierten sie in die Stadt der Sterne ein. Ihr Führer war Lorcan, dessen Zeichen die Schlange war. Lorcan, der um jeden Preis König sein wollte.

Blut, Feuer und Tod folgten. Als der Morgen graute, lag der wackere Rhys ermordet, und viele, die mit ihm gekämpft hatten, waren niedergemetzelt worden. Von der Königin fehlte jede Spur.

Am Abend der Sonnenwende rief Lorcan sich selbst zum König von Twylia aus und feierte in der großen Halle des Schlosses, wo das königliche Blut die Steine tränkte.

1

DER SCHNEE FIEL wie ein dichter Vorhang vom Himmel. Die eisige Kälte drang bis in ihre Knochen, aber sie verfluchte ihn nicht. Er würde die Verfolger blenden und ihre Spur verwischen. Das bitterkalte Weiß war ein Segen.

Ihr Herz war gebrochen, ihr Körper zerschlagen, doch sie konnte und wollte nicht aufgeben. Rhys sprach zu ihr, ein Flüstern, das sie drängte, stark zu sein.

Sie weinte nicht um seinen Tod. Ihre Tränen – die Tränen einer Frau um den Mann, den sie liebte – waren zu Eis erstarrt. Sie schrie nicht vor Schmerz, obwohl die Qual nahezu unerträglich war. Denn sie war mehr als eine Frau, mehr als eine Zauberin.

Sie war die Königin.

Ihr Pferd stapfte mit sicherem Schritt durch den Schnee, treu wie der Mann, der schweigend neben ihr ritt. Und sie würde die Treue des braven Gwayne brauchen, denn sie wusste, was kommen würde, was sie nicht aufhalten konnte. Obwohl sie ihren geliebten Rhys nicht hatte sterben sehen, hatte sie gespürt, wie das Schwert des Thronräubers ihn niederstreckte. In ihrem kalten, zerschmetterten Herzen war sie bereit für das, was ihr bevorstand.

Sie unterdrückte ein Stöhnen, als der Schmerz ihren Körper schier zerriss, presste den fliegenden Atem durch die Zähne, bis die Pein nachließ und sie wieder sprechen konnte, um das Schweigen zu brechen. »Du hättest ihn nicht retten können. Und ich auch nicht.« Tränen brannten in ihren Augen, die sie mit aller Macht unterdrückte. »Du hast ihm und mir gedient, indem du seinen letzten Befehl befolgt hast. Es tut mir Leid, dass ich es dir so schwer gemacht habe.«

»Ich bin ein Mann der Königin, Herrin.«

Sie lächelte ein wenig. »Und das wirst du immer sein. Dein König hat an mich gedacht, selbst in der Hitze der Schlacht galten seine Gedanken mir und unserer Welt. Und unserem Kind.« Sie presste eine Hand gegen ihren schweren Leib, in dem ein neues Leben heranwuchs. »Sie werden in Liedern von ihm erzählen, noch lange nachdem …« Der Schmerz ließ sie aufkeuchen. Unwillkürlich fasste sie sich an die Lenden.

»Ihr könnt nicht reiten, Herrin!« Gwayne griff ihr in die Zügel, um das Pferd zu beruhigen.

»Ich kann und ich werde.« Die grünen Augen in ihrem schneeweißen Gesicht funkelten grimmig entschlossen. »Lorcan wird mein Kind nicht finden. Die Zeit ist noch nicht gekommen. Wir werden ein Licht sehen.« Erschöpft ließ sie sich auf den Hals ihres Pferds sinken. »Du musst nach dem Licht Ausschau halten und uns zu ihm führen.«

Ein Licht, dachte Gwayne, während sie durch den Wald ritten. Es dunkelte bereits, und sie waren meilenweit von der Stadt der Sterne, von jeder ihm bekannten Siedlung entfernt. In diesen Wäldern lebten nur Elfen und Kobolde. Was konnten diese Geschöpfe einer Frau nutzen, deren Stunde nahte, selbst wenn sie Königin war?

Und doch hatte sie ihm befohlen, sie in den Wald der Verlorenen zu führen. Zuerst hatte sie sich gewehrt, als er sie auf Befehl des Königs aus der Burg schaffte. Er hatte sie mit Gewalt auf ihr Pferd heben und dieses mit einem Peitschenhieb davonjagen müssen.

Sie flohen vor der Schlacht, vor dem Gestank des Qualms und des Blutes, vor den Schreien der Sterbenden. Und obwohl er auf königlichen Befehl handelte, kam er sich wie ein Feigling vor, weil er lebte, während sein König, seine Leute, seine Freunde starben.

Doch sein Schwert, sein Schild, sein Leben gehörten der Königin. Sie musste er schützen. Sobald sie in Sicherheit war, würde er umkehren, um den Mörder Lorcan zu töten, auch wenn es ihn selbst das Leben kosten sollte.

Ein Wispern lag in der Luft, doch es war nicht der Wind. Da es keine menschliche Stimme war, sorgte er sich nicht. Er fürchtete keine Zauberkraft, Menschen dagegen sehr wohl. Lorcan mochte sich bei seinem hinterhältigen Angriff der Magie bedient haben, aber die Ausführung hatten Menschen übernommen. Lügen und Hexerei hatten ihm die Türen geöffnet, ihm unter der Fahne des Verhandlungsführers den Weg in die Festung gebahnt.

Und während der ganzen Zeit hatten seine Männer – jene, die nicht weniger verderbt waren als er, und jene, die er von den Enden der Welt zu sich gerufen und bezahlt hatte, damit sie für ihn kämpften – das Blutbad vorbereitet.

Krieg konnte man es nicht nennen, dachte Gwayne bitter, wenn Männer Frauen die Kehle durchschnitten, Unbewaffnete rücklings erstachen, aus reiner Lust mordeten und brandschatzten.

Er warf einen Blick auf die Königin. Ihre Augen starrten geradeaus, aber sie schien ihn nicht zu sehen, als wäre sie in Trance versunken. Er fragte sich, warum sie die Täuschung, das Blutbad nicht vorhergesehen hatte. Zwar hielt er selbst nicht viel von Hexerei, aber hätte nicht jemand, in dessen Adern das Blut des Zauberers floss, zumindest eine Vorahnung haben müssen?

Vielleicht hatte es etwas mit ihrem Zustand zu tun. Von schwangeren Frauen verstand er ebenso wenig wie von Magie. Er hatte nie geheiratet und es auch nicht vor. Als Soldat wäre ihm eine Frau nur hinderlich gewesen.

Und was sollte er tun, wenn die Zeit der Geburt kam? Er betete zu jedem Gott, der da fleuchte und kreuchte, dass die Königin wusste, was zu tun war. Vermutlich verstanden Frauen von Natur aus mehr von diesen Dingen.

Der Thronerbe von Twylia würde während eines Wintersturms in einer Schneewehe im Wald der Verlorenen zur Welt kommen. Das war nicht richtig. Es geziemte sich nicht.

Dieses Ereignis fürchtete er mehr als das Schwert seiner Feinde.

Bald würden sie anhalten müssen, denn ihre Pferde waren am Rande der Erschöpfung. So gut es eben ging, würde er ihr einen Schutz vor den Unbilden der Witterung bauen und Feuer machen. Dann würde, so die Götter es wollten, die Natur ihren Lauf nehmen.

Wenn es vorüber war und sie sich ausgeruht hatten, würde er sie irgendwie ins Tal der Geheimnisse und zu den Frauen dort schaffen, von denen es hieß, sie seien Hexen.

Sobald die Königin und ihr Kind in Sicherheit waren, würde er zurückreiten und Lorcan das Schwert in den Hals stoßen.

Da hörte er ein Geräusch: eine Art Musik, die durch den heulenden Wind drang. Und als er nach Westen blickte, sah er in der Finsternis des Unwetters ein Licht schimmern. »Herrin! Ein Licht!«

Er trieb die Pferde vom Pfad in den Schnee hinein. Zwischen den vom Eis bedeckten Bäumen wateten sie auf das schwache Flackern zu. Der Wind trug den Geruch von Rauch herüber, und seine Hand schloss sich fester um den Griff seines Schwertes.

Gespenstische Gestalten tauchten aus der Dunkelheit auf, die den Pfeil auf die Sehne ihres Bogens gelegt hatten.

Sechs zählte er, aber sein Instinkt als Soldat verriet ihm, dass es mehr sein mussten. »Wir haben kein Gold«, rief er ihnen zu. »Wir haben nichts, das es sich zu stehlen lohnen würde.«

»Pech für euch.« Eines der Gespenster trat vor, und Gwayne sah, dass es ein Mann war. Ein normaler Mann und noch dazu ein Wanderer. »Was führt euch her in einer solchen Nacht?«

Die Wanderer stahlen gelegentlich zum Spaß, aber sie griffen niemals von sich aus an, das war Gwayne bekannt. Ihre Gastfreundschaft war ebenso sprichwörtlich wie ihr Nomadentum.

»Was wir hier wollen, geht niemanden etwas an. Wir suchen keinen Ärger, sondern nur ein wärmendes Feuer. Die Stunde meiner Herrin ist nahe. Sie braucht Frauen, die ihr beistehen.«

»Leg dein Schwert nieder.«

»Das werde ich nicht tun. Genauso wenig werde ich es gegen euch erheben, es sei denn, um meine Herrin zu schützen. Selbst ein Wanderer sollte eine Frau respektieren, die vor der Entbindung steht.«

Der Mann grinste, und sein Gesicht unter der Kapuze wirkte braun und hart wie eine Nuss. »Und selbst ein Soldat sollte Männer respektieren, die einen Pfeil auf sein Herz gerichtet halten.«

»Genug.« Gwynn warf ihre Kapuze zurück und hob mit letzter Kraft die Stimme. »Ich bin Gwynn, Königin von Twylia. Habt ihr denn nicht selbst im Schneesturm die Zeichen erkannt? Habt ihr nicht die schwarze Schlange am Nachthimmel erscheinen und die Sterne verlöschen sehen?«

»Das haben wir, Majestät.« Der Mann und seine Begleiter sanken auf die Knie. »Mein Weib, unsere weise Frau, befahl uns, hier auf Euch zu warten. Was ist geschehen?«

»Lorcan hat die Stadt der Sterne eingenommen und euren König ermordet.«

Der Mann erhob sich und legte die Faust auf sein Herz. »Wir sind keine Krieger, Herrin, aber wenn Ihr es verlangt, bewaffnen wir uns und marschieren in Eurem Namen gegen die Schlange.«

»So wird es geschehen, aber nicht heute Nacht und nicht in meinem Namen, sondern im Namen einer, die da kommen wird. Wie heißt du?«

»Ich bin Rohan, Herrin.«

»Rohan, der Wanderer … Ich habe dich für eine große Aufgabe ausersehen. Nun bitte ich dich um deine Hilfe, denn ohne sie ist alles verloren. Dieses Kind will geboren werden. Dracos Blut fließt in meinen Adern und in denen des Kindes, wie auch in den deinen. Wirst du mir helfen?«

»Herrin, meine Leute und ich stehen zu Eurer Verfügung.« Er griff nach dem Halfter des Pferdes. »Lauf zurück«, rief er einem seiner Männer zu. »Sag Nara und den Frauen, sie sollen sich auf eine Geburt einrichten. Eine königliche Geburt.« Seine Zähne blitzten, als er lächelte. »Unsere Cousine ist uns willkommen.« Er zog das Pferd in Richtung Lager. »Und wir freuen uns auf den Kampf. Wir Wanderer scheren uns nicht viel um die Wechselfälle der Politik, aber unter uns ist keiner, der etwas für Lorcan übrig hätte.«

»Mord unter der Fahne des Waffenstillstands ist keine Politik. Euer Schicksal ist an die Geschehnisse dieser Nacht gekettet.«

Er sah sich nach ihr um und unterdrückte ein Schaudern. Ihre Augen schienen sich durch die Dunkelheit in die seinen zu bohren. »Ich trauere mit Euch um Euren Gemahl.«

»Es geht um mehr.« Sie beugte sich vor und packte seine Hand mit einem Griff, der seine Knochen schmerzen ließ. »Du kennst den letzten Zauber Dracos?«

»Jeder kennt ihn, Herrin. Er wird im Lied von Generation zu Generation weitergegeben.« Und er, der sonst so Furchtlose, spürte, wie seine Hand in der ihren bebte. »Dieses Kind?«

»Dieses Kind. In dieser Nacht. Es ist unser Schicksal, und wir müssen es erfüllen.«

Der Schmerz wurde übermächtig, und sie verlor das Bewusstsein. In der Ferne hörte sie schwache Stimmen, hunderte von Stimmen, so schien es ihr, die sich wie eine Flut erhoben. Hände griffen nach ihr, hoben sie vom Pferd. Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle, als die Qualen der Geburt ihren Körper schüttelten.

Sie roch Kiefernholz, Schnee und Rauch, fühlte, wie sich etwas Kühles gegen ihre Stirn presste. Als sie zu sich kam, sah sie eine junge Frau mit leuchtend rotem Haar, das im Feuerschein glänzte. »Ich bin Rhiann, Rohans Tochter. Trinkt ein wenig, Herrin. Es wird Euch gut tun.«

Sie nippte an dem Becher, der ihr an die Lippen gehalten wurde, und stellte fest, dass sie in einem primitiven Unterstand aus Ästen lag. In der Nähe brannte ein Feuer. »Gwayne?«

»Euer Mann wartet draußen, Herrin.«

»Das hier ist Frauensache, und Männer sind dabei nutzlos, ob sie nun Krieger sind oder Gelehrte«, mischte sich eine andere Stimme ein.

»Meine Mutter, Nara«, erklärte Rhiann.

Gwynn stellte fest, dass die Frau damit beschäftigt war, Stoff in Streifen zu reißen. »Ich danke euch.«

»Wenn wir dieses Kind auf die Welt gebracht haben, ist noch genug Zeit zur Dankbarkeit. Stell das Wasser aufs Feuer und hol mir meine Kräuter«, befahl sie ihrer Tochter, während sich Gwynn der nächsten Wehe überließ.

Verschwommen nahm sie Bewegung wahr, hörte weitere Frauenstimmen. Frauenarbeit. Menschen in diese Welt zu bringen war die Aufgabe der Frauen, während es offenbar den Männern überlassen blieb, ihnen das Leben wieder zu nehmen. Die Tränen, die sie so lange unterdrückt hatte, begannen zu fließen.

»Mitternacht naht.« Sie legte den Kopf an Rhianns stützende Schulter. »Die Wintersonnenwende. Die dunkelste Stunde des dunkelsten Tages.«

»Pressen«, befahl Nara. »Pressen!«

»Die Glocken! Die Glocken schlagen die Stunde.«

»Hier gibt es keine Glocken, Herrin.« Rhiann sah, wie sich die Tücher rot färbten vom Blut. Zu viel Blut.

»In der Stadt der Sterne lässt Lorcan die Glocken läuten. Für seine Feier, denkt er, aber sie läuten für das Kind, für den neuen Anfang. Jetzt!«

Sie bäumte sich auf und stieß das Kind ins Leben hinaus. Durch ihr Weinen hörte sie Rufen und Lachen.

»Dies ist ihre Stunde, ihre Zeit. Die Geisterstunde zwischen Tag und Nacht. Lasst sie mich im Arm halten.«

»Ihr seid sehr schwach, Herrin.« Nara gab das schreiende Kind Rhiann.

»Du weißt so gut wie ich, dass ich im Sterben liege, Nara. Dein ganzes Wissen, deine Kräuter, noch nicht einmal deine Zauberkraft können mein Schicksal abwenden. Gib mir mein Kind.« Sie streckte die Arme aus und lächelte Rhiann an. »Du hast ein mitfühlendes Herz, dass du um mich weinst.«

»Herrin.«

»Ich muss mit Gwayne sprechen. Schnell«, sagte sie, während Rhiann das Kind in ihre Arme legte. »Mir bleibt nicht viel Zeit. Da bist du ja, meine Kleine.« Sie drückte dem Neugeborenen einen Kuss auf den Kopf. »Du hast mein Herz geheilt, und nun wird es erneut in Stücke gerissen. Ein Teil von mir will bei dir bleiben, während es den anderen zu deinem Vater zieht. Wie es mich schmerzt, dich, mein Fleisch und Blut, zurückzulassen. Du wirst seine Augen und seinen Mut haben. Und meinen Mund, glaube ich«, murmelte sie und küsste das Baby auf die Lippen, »und was in meinen Adern fließt. So viel hängt von dir ab. Solch eine kleine Hand, in der du die ganze Welt hältst.«

Sie lächelte über den Kopf des Kindes hinweg. »Sie wird dich brauchen«, sagte sie zu Nara. »Du wirst sie lehren, was eine Frau wissen muss.«

»Wollt Ihr Euer Kind in die Hände einer Unbekannten geben?«

»Du hast die Glocken gehört.«

Nara setzte zu einer Erwiderung an, seufzte aber nur. »Ja, ich habe sie gehört.« Und sie hatte mit schwerem Herzen gesehen, was in dieser Nacht geschehen würde.

Gwayne kam in den Unterstand und fiel neben seiner Königin auf die Knie. »Herrin.«

»Ihr Name ist Aurora. Sie wird dein Licht sein, deine Königin, deine Aufgabe. Schwörst du ihr Treue?«

»Ja, das tue ich.«

»Du darfst sie nie verlassen.«

»Herrin, ich muss …«

»Nein, du kannst nicht zurück. Du musst mir schwören, dass du an ihrer Seite bleibst und über sie wachst. Schwöre bei meinem Blut, dass du sie beschützen wirst, wie du mich beschützt hast.« Sie nahm seine Hand und legte sie auf das Kind. »Gwayne, mein weißer Falke, du gehörst nun ihr. Schwöre.«

»Ich schwöre es.«

»Du wirst sie lehren, was eine Kriegerin wissen muss. Sie wird bei den Wanderern bleiben, verborgen in den Hügeln und in den Schatten der Wälder. Wenn es an der Zeit ist … du wirst wissen, wann es so weit ist … wirst du ihr sagen, wer sie ist.« Sie drehte das Kind, sodass er das Geburtsmal, einen hellen Stern auf dem rechten Oberschenkel, sehen konnte. »Und was sie ist. Bis dahin darf Lorcan nichts von ihr wissen. Er würde ihr nach dem Leben trachten.«

»Ich werde sie schützen, das schwöre ich.«

»So hat sie ihren Falken, und der Drache wacht vom höchsten Punkt der Welt über sie«, murmelte Gwynn. »Ihr Wolf wird kommen, wenn sie ihn braucht. Ach, mein Herz, mein Liebstes.« Sie presste ihre Lippen auf die Wangen des Kindes. »Dafür wurde ich geboren, dafür habe ich gelebt, und dafür sterbe ich. Und doch bricht es mir das Herz, dich zurückzulassen.« Sie holte zitternd Atem. »Ich gebe sie in deine Hände.« Sie hielt Gwayne das Kind hin.

Dann drehte sie die Handflächen nach oben. »Eine Gabe bleibt mir noch.« Licht wirbelte über ihre Hände und fing den rotgoldenen Schein des Feuers ein. Ein Blitz zuckte auf, und dann lagen, klar und durchsichtig wie Eis, ein Stern und ein Mond in Gwynns Händen.

»Bewahre sie für meine Tochter«, sagte sie zu Nara.

Dann schloss die gute Königin die Augen und entglitt ihnen, während die junge Königin in den Armen des trauernden Soldaten schrie.

2

DIE JAHRE VERGINGEN, und die Welt litt unter der harten Regierung von König Lorcan. Kleine Erhebungen wurden mit einer Brutalität niedergeschlagen, die das Land im Blut versinken ließ. Wackere Männer mussten sich verborgen halten. Elfen, Hexen, Seher und alle, die im Reich der Magie lebten, wurden für vogelfrei erklärt und von den Söldnern, die als Lorcans Bluthunde bekannt wurden, gehetzt wie wilde Tiere.

Wer sich gegen den Thronräuber erhob – und nicht nur der –, wurde hingerichtet. Die Verliese der Burg füllten sich mit Gefolterten und Vergessenen, Unschuldigen und Verdammten.

Lorcan gelangte zu großem Reichtum. Seine Truhen füllten sich mit Steuereinnahmen, und seine Ländereien vergrößerte er durch Land, das er Familien entriss, die es seit Generationen ehrten und bestellten. Er aß von goldenen Tellern und trank seinen Wein aus Kristallkelchen, während das Volk darbte.

Wer in diesen dunklen Zeiten etwas gegen ihn sagen wollte, tat es im Geheimen und im Flüsterton.

Viele der Vertriebenen flohen in die Berge oder in den Wald der Verlorenen. Dort war die Kraft der Magie noch lebendig, und die Getreuen suchten am Himmel nach Zeichen für die Erfüllung der Prophezeiung, die die Schlange vernichten und das Licht zurück in die Welt bringen sollte.

Hier mischten sich die Wanderer unter Bauern und Kaufleute, Müller und Künstler, die für vogelfrei erklärt worden waren, unter Elfen, Kobolde und Hexen, auf deren Kopf eine Belohnung ausgesetzt worden war.

»Noch einmal!« Aurora holte mit dem Schwert aus, trieb ihren Gegner zurück, parierte, wirbelte herum. Sie liebte den Klang von Stahl auf Stahl.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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