Lockruf der Gefahr - Nora Roberts - E-Book

Lockruf der Gefahr E-Book

Nora Roberts

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Beschreibung

Romantik, Abenteuer, Spannung

Die engagierte Tierärztin Lilian führt auf ihrer Wildtierfarm in South Dakota ein erfülltes, aber auch abgeschiedenes Leben. Fast zu spät erkennt sie die Gefahr, der sie ausgesetzt ist, als ein offensichtlich traumatisierter Mann sie und ihre Familie bedroht. In letzter Minute nimmt sie die Hilfe ihrer Jugendliebe Cooper an. Doch wird er das Schlimmste verhindern können?

Lil und Cooper sind noch jung, als sie sich ineinander verlieben. Ihre Gefühle sind leidenschaftlich und tief. Doch als Cooper sich entscheidet, nach New York zur Polizei zu gehen, bricht für Lil eine Welt zusammen. Sie bleibt in South Dakota zurück, studiert Tiermedizin und wird zu einer Expertin für Wildtiere. Jahre vergehen, bis Cooper schließlich zurückkehrt, aber Lil kann ihm nicht verzeihen.

Erst als ein Puma erschossen wird und ihre Kollegin spurlos verschwindet, bittet Lil Cooper um Hilfe. Bald darauf machen beide eine grausige Entdeckung: Vor vielen Jahren ereignete sich in ihrer Gegend der Mord an einer jungen Frau. Der Täter wurde nie gefasst und konnte ungehindert weiter morden: Immer waren es junge Frauen, die in der Wildnis erschossen wurden. Cooper ist überzeugt, dass Lil in größter Gefahr schwebt …

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Seitenzahl: 754

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Inhaltsverzeichnis
 
Widmung
 
TEIL 1 - Herz
Kapitel 1 - South Dakota
Kapitel 2
 
Copyright
Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel Black Hills bei G. P. Putnam’s Sons, Penguin Group (USA) Inc., New York
Für all jene, die die Wildnis schützen und verteidigen
TEIL 1
Herz
Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.
MATTHÄUS, 6,21
1
South Dakota
JUNI I989
 
 
Von Cooper Sullivans bisherigem Leben war nichts mehr übrig. Seine Eltern hatten sich durch nichts umstimmen lassen, weder durch Bitten, Appelle an die Vernunft, Wutausbrüche oder Drohungen. Stattdessen hatten sie ihn verbannt, weit fort von allem, was ihm vertraut war und was er liebte, in eine Welt, in der es weder Videospiele noch Big Macs gab.
Das Einzige, das ihn davor bewahrte, an purer Langeweile zu sterben, war sein geliebter Gameboy.
Wahrscheinlich würde es während seiner Verbannung nur ihn und Tetris geben - zwei schreckliche, bescheuerte Monate lang.
Alle seine Freunde waren Lichtjahre weit weg in New York. Sie würden den Sommer gemeinsam verbringen, an die Strände von Long Island fahren oder runter nach Jersey. Ihm hatte man eigentlich ein zweiwöchiges Baseballcamp im Juli versprochen.
Aber dann kam alles ganz anders.
Jetzt waren seine Eltern unterwegs nach Italien, Frankreich und anderen dämlichen Orten, auf einer Art zweiten Hochzeitsreise. Ein letzter verzweifelter Versuch, die Ehe zu retten.
Den elfjährigen Sohn mitzunehmen, war wohl nicht romantisch genug, deshalb hatten sie ihn zu seinen Großeltern verbannt, ins hinterletzte Kaff nach South Dakota.
Dabei hatte er nicht das Geringste verbrochen. Es war schließlich nicht seine Schuld, dass sein Vater sich immer mit anderen Frauen traf. Und seine Mutter sich damit tröstete, dass sie die ganze Madison Avenue leer kaufte. Sie hatten es versaut, und jetzt musste er den Sommer auf einer blöden Pferde-Farm verbringen, bei Großeltern, die er kaum kannte.
Und die noch dazu so alt waren.
Er sollte ihnen mit den stinkenden und zwickenden Pferden und Hühnern helfen.
Sie hatten keine Haushälterin, und sie fuhren kein Auto, sondern einen Lieferwagen.
Der einzige Fernseher im Haus hatte kaum Empfang, und einen McDonald’s gab es auch nicht. Keine Freunde. Keinen Sportplatz, keine Kinos, keine Spielsalons.
Er sah von seinem Gameboy auf und schaute aus dem Autofenster. Blöde Berge, blöde Prärie, blöde Bäume. Es gab wirklich nichts Spannendes zu sehen. Wenigstens hatte sein Großvater aufgehört, ihn bei seinem Spiel zu unterbrechen, um ihm irgendwas über die Gegend zu erzählen, durch die sie gerade fuhren.
Als ob ihn diese dämlichen Siedler, Indianer und Soldaten interessierten, die hier irgendwann einmal gelebt hatten.
Allein die Tatsache, dass der nächstgelegene Ort Deadwood hieß, sprach Bände.
Den ganzen Sommer über würde er kein einziges Match im Yankee-Stadion sehen.
Genauso gut hätte er tot sein können.
Er wollte nach Hause.
Seine Großmutter drehte sich auf dem Beifahrersitz um.
»Bald haben wir die Ranch der Chances erreicht«, sagte sie. »Es war nett von ihnen, uns zum Mittagessen einzuladen. Lil wird dir gefallen. Sie ist fast genauso alt wie du.«
Er wusste, was man von ihm erwartete. »Ja, Ma’am.« Als ob er sich mit irgendeinem Mädchen abgeben würde. Mit irgendeiner doofen Bauerngöre, die wahrscheinlich nach Pferd roch und auch so aussah.
Er senkte den Kopf und vertiefte sich wieder in sein Tetris, damit ihn seine Großmutter in Ruhe ließ.
Sie hieß Lucy, aber er sollte sie Oma nennen.
Sie kochte und backte. Jede Menge. Und hängte Laken und andere Sachen an einer Wäscheleine hinter der Farm auf. Sie nähte und putzte und sang dabei. Sie hatte eine schöne Stimme, wenn man so was mochte.
Sie half auch mit den Pferden. Und Coop musste zugeben, dass er überrascht und beeindruckt gewesen war, als sie eines davon ohne Sattel bestiegen hatte.
Sie war mindestens fünfzig - also uralt. Aber nicht gebrechlich.
Meist trug sie Stiefel, Jeans und karierte Hemden. Nur heute nicht. Da hatte sie ein Kleid angezogen, und ihre braunen Haare, die sie sonst zu einem Zopf flocht, waren offen.
Als er aus dem Fenster sah, entdeckte er noch mehr Bäume, weniger flaches Land, und dahinter erhoben sich die Berge, die Black Hills. Unregelmäßige grüne Hügel mit nackten Felsen prägten das Bild.
Er wusste, dass seine Großeltern Pferde züchteten und sie für Ausritte an Touristen vermieteten. Er verstand das nicht. Er verstand nicht, warum man sich auf ein Pferd setzen und um Felsen und Bäume herumreiten wollte.
Als das Haus in Sichtweite kam, sah es fast genauso aus wie das seiner Großeltern. Zwei Stockwerke, Fenster, eine große Veranda. Nur dass dieses Haus blau war statt weiß.
Um das Haus herum gab es viele Blumenbeete.
Eine Frau trat auf die Veranda und winkte. Sie trug ebenfalls ein Kleid. Ein langes, wie auf Fotos von Hippies. Sie hatte sehr dunkles Haar, das zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden war. Vor dem Haus standen zwei Lieferwagen und ein altes Auto.
Sie sah wirklich aus wie ein Hippie, dachte Coop. Er hatte gehört, dass Hippies Hasch rauchten, viel Sex hatten und Orgien feierten.
Sein Großvater, ein wortkarger Mann, stieg aus dem Wagen. »Hallo Jenna.«
»Schön, dich zu sehen, Sam.« Die Frau, die möglicherweise ein Hippie war, küsste seinen Großvater auf die Wange, drehte sich um und umarmte seine Großmutter. »Lucy! Habe ich dir nicht gesagt, du sollst nichts mitbringen?«, setzte sie nach, als Lucy einen Korb aus dem Wagen holte.
»Ich konnte nicht anders. Ein Kirschkuchen.«
»Da sagen wir natürlich nicht nein. Und das ist also Cooper.« Jenna gab ihm die Hand wie einem Erwachsenen. »Willkommen.«
Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Lil freut sich schon auf dich, Cooper. Sie hat noch etwas mit ihrem Dad zu erledigen, aber sie werden gleich hier sein. Wie wär’s mit etwas Limonade? Ich wette, du bist durstig nach der Fahrt.«
Aus der Ferne sah Cooper ein Mädchen aus der Scheune kommen. Sie hatte genauso dunkle Haare wie die Hippie-Frau, also musste es Lil sein. Sie trug hochgekrempelte Jeans und knöchelhohe Turnschuhe, auf ihren zwei langen Zöpfen saß eine rote Baseballkappe.
Sie sah schmutzig und dumm aus, er konnte sie auf Anhieb nicht leiden.
Kurz darauf tauchte ein Mann hinter ihr auf. Sein gelbes Haar war zu einem langen Pferdeschwanz gebunden, was seine Hippie-Vermutung bestätigte. Auch er trug eine Baseballkappe. Er sagte irgendetwas zu dem Mädchen, woraufhin es lachte und den Kopf schüttelte. Was immer es auch gewesen war - es rannte los, aber der Mann hielt es fest.
Coop hörte, wie Lil fröhlich kreischte, als der Mann sie herumwirbelte.
Hatte sein Vater je Fangen mit ihm gespielt?, fragte sich Coop. Hatte er ihn je hochgeworfen und herumgewirbelt?
Nicht, dass er sich erinnern konnte. Sein Vater und er diskutierten - vorausgesetzt, es blieb Zeit dafür. Und Zeit war ein knappes Gut, wie Cooper wusste.
Aber Hinterwäldler hatten Zeit im Überfluss, dachte Cooper. Sie mussten sich ja auch nicht den Anforderungen der Geschäftswelt stellen, so wie der Chef einer Anwaltskanzlei mit dem Renommee seines Vaters. Sie waren keine Sullivans in dritter Generation, mit der Verantwortung, die so ein Name mit sich bringt.
Deshalb konnten sie ihre Kinder den ganzen Tag herumwirbeln.
Weil ihm das einen Stich gab, wandte er sich ab. Ihm blieb keine andere Wahl, er musste sich den Rest des Tages quälen lassen.
 
Lil kicherte, als ihr Vater sie noch einmal wild herumwirbelte. Als sie wieder zu Atem gekommen war, warf sie ihm einen betont strengen Blick zu.
»Das wird nicht mein Freund.«
»Das sagst du heute.« Josiah Chance kitzelte seine Tochter zwischen den Rippen. »Aber ich werde diesen Großstadtsnob ganz genau im Auge behalten.«
»Ich will überhaupt keinen Freund.« Lil winkte ab, so überzeugend, wie sie es mit ihren gerade mal zehn Jahren vermochte. »Das bringt bloß Ärger.«
Joe zog sie an sich und strich ihr über die Wange. »Ich werde dich in ein paar Jahren daran erinnern. Sie scheinen da zu sein. Am besten, wir sagen Hallo und ziehen uns um.«
Im Grunde hatte sie nichts gegen Jungs, dachte Lil. Und sie wusste auch, wie sie sich Besuch gegenüber zu benehmen hatte. Trotzdem … »Wenn ich ihn nicht mag, muss ich dann trotzdem mit ihm spielen?«
»Er ist unser Gast. Ein Fremder in einer fremden Welt. Wenn man dich nach New York verfrachtet hätte, wärst du bestimmt auch froh, wenn jemand in deinem Alter nett zu dir ist und dir alles zeigt.«
Sie zog die Nase kraus. »Ich will nicht nach New York.«
»Ich wette, er ist auch nicht freiwillig hergekommen.«
Sie verstand das nicht. Hier gab es doch alles: Pferde, Hunde, Katzen, Berge, Bäume. Aber ihre Eltern hatten ihr beigebracht, dass die Menschen nicht überall gleich sind.
»Ich werde nett zu ihm sein.« Zumindest am Anfang.
»Aber du brennst nicht mit ihm durch und heiratest ihn.«
»Dad!«
Sie verdrehte die Augen. Als sie bei dem Jungen angelangt waren, musterte Lil ihn wie eine fremde Spezies.
Er war größer als erwartet, sein Haar hatte die Farbe von Kiefernrinde. Er sah wütend aus oder traurig, sie konnte sich nicht recht entscheiden. Aber weder das eine noch das andere war viel versprechend. Seine Kleidung stammte eindeutig aus der Großstadt - dunkle Jeans, die noch nicht oft genug getragen oder gewaschen worden waren, um auszubleichen, und ein steif gebügeltes weißes Hemd. Er nahm das Glas Limonade, das ihre Mutter ihm anbot, und musterte Lil mit derselben Aufmerksamkeit.
Beim Schrei eines Habichts zuckte er zusammen, und Lil ertappte sich bei einem Grinsen. Ihre Mutter würde nicht begeistert sein, wenn sie sich über den Besuch lustig machte.
»Sam.« Mit breitem Grinsen gab Joe ihm die Hand. »Wie geht’s?«
»Ich kann nicht klagen.«
»Und wie gut du wieder aussiehst, Lucy!«
»Man tut, was man kann. Das ist unser Enkel, Cooper.«
»Schön, dich kennenzulernen, Coop. Willkommen in den Black Hills. Das ist meine Lil.«
»Hallo.« Sie legte den Kopf schief. Er hatte blaue Augen - eisblaue Augen, die genauso ernst wirkten wie der Rest von ihm.
»Joe und Lil, geht euch umziehen. Wir essen draußen«, sagte Jenna. »Das Wetter ist herrlich. Cooper, du wirst neben mir sitzen und mir erzählen, was du in New York so treibst. Ich war noch nie dort.«
Bisher hatte ihre Mutter noch jeden zum Reden gebracht und ihm ein Lächeln entlockt, dachte Lil. Nicht aber Cooper Sullivan aus New York City. Er antwortete, wenn man ihn etwas fragte, und achtete auf seine Manieren, aber mehr auch nicht. Sie setzten sich an den Picknicktisch, den Lil so liebte, und machten sich über Backhuhn und Brötchen, Kartoffelsalat und Brechbohnen aus dem Garten her.
Die Unterhaltung drehte sich um Pferde, Rinder und Getreide, dann kam man auf das Wetter, die Geschäfte und die Nachbarn zu sprechen. Alles Dinge, die Lil interessierten.
Als Joe auf das Thema Baseball zu sprechen kam, taute endlich auch Cooper ein wenig auf.
»Boston wird seine Unglücksserie noch dieses Jahr beenden.«
Cooper schnaubte laut auf und zuckte gleich darauf die Achseln.
»Aber klar doch, Mister New York. Yankees oder Mets?«
»Yankees.«
»Keine Chance.« Beinahe mitleidig schüttelte Joe den Kopf. »Nicht dieses Jahr, mein Junge.«
»Baltimore macht euch doch jetzt schon fertig.«
»Die hatten bloß Glück. Letztes Jahr sind sie rausgeflogen, und sie werden es auch diesmal nicht schaffen.«
»Aber dann werden die Red Sox aufsteigen.«
»Mit Ach und Krach vielleicht.«
Zum ersten Mal grinste Cooper.
»Ich werd mal meine Expertin befragen. Sox oder Yankees, Lil?«
»Weder noch. Baltimore wird gewinnen. Die haben die jungen Spieler, den nötigen Elan. Und Frank Robinson. Boston ist weit oben, aber schaffen werden sie es nicht. Die Yankees? Keine Chance, nicht dieses Jahr.«
»Mein einziges Kind fällt so über mich her.« Joe fasste sich gespielt dramatisch ans Herz. »Bist du ein Baseman, Coop?«
»Ja, Sir. Second Baseman.«
»Lil, nimm Coop mit hinter die Scheune. Dort könnt ihr euch das Essen mit ein bisschen Schlagtraining wieder abtrainieren.«
»Gut.«
Coop rutschte von der Bank. »Danke für das Essen, Mrs Chance. Es war ausgezeichnet.«
»Gern geschehen.«
Als die Kinder verschwunden waren, sah Jenna zu Lucy hinüber. »Armer kleiner Junge«, murmelte sie.
Die Hunde tobten vor ihnen über die Wiese. »Ich bin Third Baseman«, sagte Lil zu Coop.
»Wo? Hier ist doch nichts?«
»Bei Deadwood. Wir haben ein Spielfeld und eine Mannschaft. Ich werde die erste Frau sein, die es in die Oberliga schafft.«
Coop schnaubte erneut. »Frauen spielen nicht in der Oberliga. So ist das nun mal.«
»Aber deswegen muss es noch lange nicht so bleiben, sagt meine Mutter immer. Und wenn meine aktive Zeit vorbei ist, werde ich Trainerin.«
Er grinste. Obwohl sie das rasend machte, gefiel er ihr gleich ein Stück besser.
»Wo spielt ihr in New York? Ich dachte, da sind überall Häuser?«
»Wir spielen im Central Park und manchmal in Queens.«
»Was ist Queens?«
»Ein Viertel.«
»Ein Viertel von was?«
»Nein, ein Stadtviertel, Mensch! Ein Ort.«
Sie blieb stehen, stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn mit ihren dunklen Augen funkelnd an. »Wenn du versuchst, jemanden bloßzustellen, nur weil er nachfragt, stellst du dich selbst bloß.«
Er zuckte die Achseln und ging mit ihr um die große rote Scheune herum.
Es roch nach Vieh - nach Staub und Kot. Coop begriff nicht, wie man mit diesem Gestank leben konnte oder mit dem ständigen Hufgetrappel, Geschnaube und Gemuhe. Er wollte gerade eine abfällige Bemerkung machen - schließlich war sie nur ein Kind, und außerdem ein Mädchen -, als er den Schlagkäfig sah.
Vielleicht nicht gerade das, was er gewohnt war, aber gut genug. Irgendjemand, wahrscheinlich Lils Vater, hatte aus Maschendraht einen Schlagkäfig gebaut. Neben der Scheune befand sich eine verwitterte Kiste. Lil öffnete sie und holte Handschuhe, Schläger und Bälle heraus.
»Mein Dad und ich trainieren meistens nach dem Abendessen. Mom macht manchmal den Pitcher, aber sie kann nicht werfen. Du bist der Gast, du darfst als Erster schlagen, wenn du willst. Aber du musst einen Schlaghelm aufsetzen.«
Coop setzte den Helm auf, den sie ihm gab, und wog die einzelnen Schläger prüfend in der Hand. Einen Schläger zu halten, fühlte sich fast so gut an wie ein Gameboy. »Dein Dad trainiert mit dir?«
»Klar, er ist gut. Er hat mehrere Saisons in der Unterliga gespielt, damals an der Ostküste.«
»Echt?« Alle Überheblichkeit war wie weggeblasen. »Er war ein Profi?«
»Ja, für ein paar Saisons. Dann bekam er Probleme mit seiner Rotatorenmanschette, und das war’s dann. Er beschloss, sich in den Staaten umzusehen, und ist hier gelandet. Er hat für meine Großeltern gearbeitet - das war mal ihre Farm - und meine Mutter kennengelernt. Und das war’s dann endgültig. Willst du schlagen?«
»Ja.« Coop ging zurück zum Käfig und holte ein paar Mal probehalber aus. Sie warf einen geraden, langsamen Ball, den er voll erwischte und in das angrenzende Feld schlug.
»Nicht schlecht.« Sie nahm den nächsten Ball, ging auf ihre Position und machte noch einen einfachen Wurf.
Coop spürte den leichten Linksdrall, als der Ball ins Feld segelte. Er traf auch den dritten Ball, ließ die Hüften kreisen und wartete auf den nächsten Wurf.
Sie warf haarscharf an ihm vorbei.
»Netter Versuch«, sagte sie nur, als er sie wütend anfunkelte.
Er griff den Schläger etwas weiter oben und scharrte mit den Füßen. Sie trickste ihn mit einem niedrigen Ball aus. Den nächsten erwischte er und fälschte ihn ab, sodass es klirrte, als er den Käfig traf.
»Du bist dran.« Jetzt würde er es ihr zeigen.
Sie tauschten Plätze. Anstatt dass er es langsam angehen ließ, warf er ihr einen scharfen Ball zu. Sie erwischte ihn knapp, aber der Ball kam im Aus auf. Den nächsten traf sie so, dass er hoch in die Luft flog. Aber beim dritten Wurf traf sie voll ins Schwarze. Wäre das ein richtiges Spielfeld gewesen, hätte das einen Homerun bedeutet, musste Coop neidlos anerkennen.
»Du bist wirklich gut.«
Nachdem Lil den Schläger gegen den Käfig gelehnt hatte, ging sie los, um die Bälle auf dem angrenzenden Feld einzusammeln.
»Bist du schon mal bei einem richtigen Spiel dabei gewesen? Im Yankee-Stadion zum Beispiel?«
»Klar. Mein Vater hat Saisonkarten für die vordersten Ränge - gleich hinter der Third Base.«
»Quatsch!«
Es tat gut, sie zu beeindrucken. Außerdem konnte es nicht schaden, jemanden zu haben, mit dem man über Baseball reden konnte. Auch wenn es nur ein Mädchen vom Land war. Dafür konnte Lil mit Ball und Schläger umgehen, und das war schon mal ein Pluspunkt.
Trotzdem zuckte Coop nur die Achseln und sah zu, wie Lil durch den Stacheldraht schlüpfte, ohne sich zu verletzen. Als sie sich umdrehte und den Draht für ihn etwas weiter auseinanderhielt, hatte er nichts dagegen.
»Wir sehen uns die Spiele im Fernsehen an oder verfolgen sie im Radio. Einmal sind wir sogar bis nach Omaha gefahren, um uns ein Match anzusehen. Aber ich war noch nie in einem Oberliga-Stadion.«
Das machte ihm erneut bewusst, wo er hier eigentlich war. »Das ist meilenweit entfernt. Wie alles andere.«
»Pass auf, wo du hintrittst. Hier gibt es jede Menge Kuhfladen.«
»Das ist ja eklig.«
»Hast du Haustiere?«, fragte sie.
»Nein.«
Sie konnte sich nicht vorstellen, keine Tiere um sich zu haben, nirgendwo, nie. Schon bei dem Gedanken daran bekam sie Mitleid.
»Du kannst kommen und mit unseren Hunden spielen, wenn du willst. Und den Schlagkäfig kannst du natürlich auch benutzen.«
»Vielleicht.« Er warf ihr einen weiteren verstohlenen Blick zu. »Danke.«
»Hier gibt es nicht viele Mädchen, die Baseball mögen. Oder Wandern und Angeln. Aber ich liebe das. Dad bringt mir das Fährtenlesen bei. Mein Opa - der Vater meiner Mutter - hat es ihm gezeigt. Er ist richtig gut darin.«
»Fährtenlesen?«
»Tier- und Menschenspuren. Nur so zum Spaß. Hier gibt es zahlreiche Wanderwege, und viele machen das.«
»Wenn du es sagst.«
Wegen seines abfälligen Tons legte sie den Kopf schief. »Warst du jemals zelten?«
»Wieso sollte ich?«
Sie lächelte nur. »Bald wird es dunkel. Am besten, wir suchen den letzten Ball und gehen zurück. Wenn du das nächste Mal kommst, spielt Dad vielleicht mit. Oder wir gehen reiten. Reitest du gern?«
»Auf Pferden, meinst du? Ich kann nicht reiten. Es sieht dämlich aus.«
»Es ist nicht dämlich, es ist höchstens dämlich, so was zu sagen, bloß weil du nicht reiten kannst. Außerdem macht es Spaß. Wenn wir …«
Sie blieb wie erstarrt stehen, sog scharf die Luft ein und packte Coops Arm. »Rühr dich nicht von der Stelle.«
»Was?« Weil die Hand auf seinem Arm zitterte, schlug ihm das Herz bis zum Hals. »Eine Schlange?«
In Panik überflog er mit seinen Augen das Gras.
»Ein Puma.« Sie hauchte das Wort mehr, als dass sie es sagte, und starrte ins dichte Unterholz.
»Was? Wo?« Bestimmt wollte sie ihn nur auf den Arm nehmen und ihm einen gehörigen Schreck einjagen. Er versuchte ihre Hand abzuschütteln. Erst sah er nur das Unterholz, die Bäume, den ansteigenden Fels und den Berg.
Dann sah er den Schatten. »Mist! Verdammter Mist!«
»Nicht rennen!« Sie sah ihn beschwörend an. »Wenn du rennst, verfolgt er dich, und er ist schneller. Nein!« Sie packte Coopers Arm, als sich dieser langsam aufrichtete und den Ball fester umklammerte. »Nichts werfen, noch nicht. Mom sagt …« Sie wusste nicht mehr, was ihre Mutter ihr alles eingeschärft hatte. Sie hatte noch nie zuvor eine freilebende Wildkatze gesehen, und schon gar nicht in der Nähe der Farm. »… man muss Lärm machen und so imposant wie möglich wirken.«
Zitternd stellte sich Lil auf die Zehenspitzen, streckte die Arme über den Kopf und begann zu brüllen. »Geh weg! Hau ab! Los, schrei!«, schrie sie Cooper an. »Bau dich bedrohlich vor ihm auf!«
Mit dunklen, flammenden Augen maß sie den Puma vom Kopf bis zur Schwanzspitze. Obwohl ihr Herz vor lauter Angst raste, spürte sie noch etwas anderes.
Ehrfurcht.
Sie sah, wie seine Augen in der einfallenden Dämmerung funkelten, so als könnte er in sie hineinsehen. Obwohl ihre Kehle trocken wurde, dachte sie: Er ist schön. Ist der schön!
Voller Kraft und Anmut ging er auf und ab, wobei er sie nicht aus den Augen ließ. So als wüsste er nicht, ob er angreifen oder fliehen sollte.
Neben ihr schrie sich Coop die Seele aus dem Leib, er war ganz heiser vor lauter Angst. Sie sah, wie die Wildkatze im Schatten verschwand. Mit einem Satz war sie weg, ein mattgoldener Pfeil, der noch einmal kurz aufblitzte.
»Er ist weg. Er ist weggelaufen.«
»Nein«, murmelte Lil. »Er ist geflogen.«
Über das Rauschen in ihren Ohren hinweg hörte sie, wie ihr Vater nach ihr rief. Sie drehte sich um. Er rannte auf das Feld zu, die überraschten Rinder stoben auseinander. Ein paar Meter hinter ihm kam Coops Großvater angelaufen. Er hatte ein Gewehr in der Hand, das er aus dem Haus geholt haben musste. Begleitet wurden sie von den Hunden und ihrer Mutter, die eine Schrotflinte dabeihatte, sowie Coops Großmutter.
»Ein Puma.« Sie hatte das Wort kaum ausgesprochen, als Joe sie hochriss und in seine Arme nahm. »Dort. Dort hinten. Aber jetzt ist er weg.«
»Geht ins Haus, Coop.« Mit seinem freien Arm zog Joe Coop an sich. »Los, ihr beiden. Geht ins Haus. Sofort.«
»Er ist weg, Dad. Wir haben ihn verjagt.«
»Marsch! Ein Puma«, sagte er, als Jenna Sam überholte und sie erreichte.
»Gott sei Dank, du bist unverletzt.« Sie nahm Lil in den Arm und gab Joe ihre Flinte. »Du bist unverletzt.« Sie küsste Lils Gesicht und ihre Haare, dann beugte sie sich zu Coop herunter und tat bei ihm dasselbe.
»Bring sie ins Haus, Jenna. Nimm die Kinder und Lucy und geht hinein.«
»Kommt. Los, kommt.« Jenna legte die Arme um beide Kinder und sah in Sams grimmiges Gesicht, der sie soeben erreicht hatte. »Pass auf.«
»Bitte bring ihn nicht um, Dad!«, rief Lil, als ihre Mutter sie wegzog. »Er war so schön!« Sie suchte das Unterholz und die Bäume nach ihm ab, in der Hoffnung, noch einen letzten Blick auf ihn zu erhaschen. »Bring ihn nicht um.«
2
Coop hatte Albträume. In einem sprang der Puma mit seinen funkelnden gelben Augen durch sein Schlafzimmerfenster und verschlang ihn mit großen, gierigen Bissen. In einem anderen hatte er sich in den Bergen verlaufen, in all dem Grün und den Felsen, die sich meilenweit erstreckten. Niemand suchte ihn. Niemand hatte sein Verschwinden überhaupt bemerkt.
Er hatte sich inzwischen widerwillig mit seinem Gefängnis abgefunden, erledigte, was man ihm auftrug, aß seine Mahlzeiten und spielte mit seinem Gameboy. Wenn er seine Pflichten ordnungsgemäß erledigte, würde er vielleicht Freigang bekommen. Dann könnte er die Chances besuchen und den Schlagkäfig benutzen.
Vielleicht würde Mr Chance auch mitspielen. Dann könnte er ihn fragen, wie es ist, Profibaseballer zu sein. Coop wusste, dass sein Vater von ihm erwartete, dass er Jura studierte und in seine Kanzlei eintrat. Dass er eines Tages ein berühmter Anwalt würde. Aber vielleicht konnte er auch Baseballspieler werden.
Wenn er gut genug war.
Er saß schweigend am alten Küchentisch und frühstückte seine Flapjacks, wie seine Großmutter ihre Pfannkuchen nannte, während sie am Herd hantierte. Sein Großvater war bereits draußen und bastelte irgendwo an der Farm herum.
Lucy goss Kaffee in einen dicken weißen Becher und trug ihn zum Tisch. Sie nahm gegenüber von ihm Platz. »Cooper, du bist jetzt zwei Wochen bei uns.«
»Kann sein.«
»Mehr Zeit zum Trübsalblasen ist nicht drin. Du bist ein guter, kluger Junge. Du tust, was man dir sagt, und gibst keine Widerworte. Keine, die wir hören könnten.«
So wie sie ihn ansah, aufmerksam, aber nicht hämisch, wusste sie genau, dass er insgeheim jede Menge Widerworte gab.
»Das sind gute Eigenschaften. Aber du schmollst auch gern, hast nichts für Tiere übrig und benimmst dich, als wärst du hier im Gefängnis. Das sind weniger gute Eigenschaften.«
Er schwieg, wünschte sich aber, er hätte schneller gefrühstückt und wäre bereits weg. Er zog die Schultern hoch und bereitete sich auf eine Diskussion vor. Seiner Erfahrung nach bedeutete das, dass man ihm sagte, was er alles falsch machte. Dass man mehr von ihm erwarte und dass er eine Enttäuschung sei.
»Ich weiß, dass du wütend bist, und das ist dein gutes Recht. Deshalb haben wir dir diese zwei Wochen gegönnt.«
Er blinzelte in seinen Teller und legte verwirrt die Stirn in Falten.
»Ehrlich gesagt bin ich auch wütend. Deine Eltern haben sich unheimlich egoistisch verhalten und kein bisschen an dich gedacht.«
Er hob nur ein wenig den Kopf, aber sein Blick fand den ihren. Vielleicht war das ein Trick, dachte er. Um ihn auflaufen zu lassen und ihn bestrafen zu können. »Sie können tun und lassen, was sie wollen.«
»Ja, das stimmt.« Sie nickte kurz, während sie ihren Kaffee trank. »Aber deshalb sollten sie es noch lange nicht tun. Ich freue mich, dass du hier bist, und dein Großvater freut sich auch, obwohl er nicht viele Worte darüber verliert. Wir wollen dich hier haben, wir wollen unseren einzigen Enkel kennenlernen und endlich mal etwas Zeit mit ihm verbringen. Aber du willst nicht hier sein, und das tut mir weh.«
Sie sah ihm direkt in die Augen. Es fühlte sich nicht wie ein Trick an. »Ich weiß, dass du lieber zu Hause wärst«, fuhr sie fort, »bei deinen Freunden. Ich weiß, dass du in dieses Baseballcamp wolltest, das sie dir versprochen haben.«
Sie nickte erneut, nippte an ihrem Kaffee und starrte aus dem Fenster. Sie schien wirklich wütend zu sein. Aber nicht auf ihn. Sie war wütend darüber, dass er das durchmachen musste.
»Ich will einfach nur nach Hause.« Er hatte es nicht aussprechen, sondern nur denken wollen. Aber die Worte waren einfach so aus ihm herausgesprudelt, während er immer noch diesen Stich spürte.
Sie sah ihm wieder in die Augen. »Ich weiß, mein Schatz, ich weiß. Ich wünschte, ich könnte dir diesen Gefallen tun.«
Er glaubte ihr. Sie redete mit ihm, als ob ihr das wirklich wichtig wäre. Deshalb strömten die Worte und das Elend nur so aus ihm heraus.
»Sie haben mich einfach weggeschickt, dabei habe ich gar nichts getan.«
Tränen erstickten seine Stimme. »Sie wollten mich nicht dabeihaben. Sie wollten mich nicht.«
»Aber wir wollen dich hierhaben. Ich weiß, im Moment ist das nur ein schwacher Trost. Aber wissen sollst du es trotzdem. Vielleicht brauchst du mal irgendwann in deinem Leben einen Rückzugsort. Du sollst wissen, dass du hier stets willkommen bist.«
Er sprach das Unsagbare aus. »Sie lassen sich scheiden.«
»Ja, wahrscheinlich hast du recht.«
Er blinzelte und starrte sie an. Er hatte erwartet, dass sie es abstreiten und sagen würde, alles käme wieder in Ordnung. »Und was wird dann aus mir?«
»Du wirst darüber hinwegkommen.«
»Sie lieben mich nicht.«
»Aber wir. Wir lieben dich«, sagte sie mit fester Stimme, als er seinen Kopf erneut senkte und schüttelte. »Zum einen, weil wir deine Familie sind. Zum anderen, weil wir dich lieben. Ganz einfach. Ich kann dir nicht befehlen, hier glücklich zu werden, Cooper, aber ich möchte dich um etwas bitten. Nur um eine einzige Sache, die dir vielleicht sehr schwerfällt. Aber ich möchte dich bitten, es trotzdem zu versuchen. Vielleicht entdeckst du trotzdem etwas, das dir gefällt. Dann kommt dir die Zeit bis Ende August auch nicht mehr so lang vor. Wenn du das tust, Cooper, wenn du dich aufrichtig bemühst, werde ich Grandpa bitten, einen neuen Fernseher zu kaufen. Einen, der keine Zimmerantenne braucht.«
Er schniefte. »Was, wenn ich mich bemühe, aber trotzdem alles doof finde?«
»Es reicht, wenn du dich bemühst, aber du musst es wirklich aufrichtig versuchen.«
»Wie lange muss ich mich bemühen, bis es einen neuen Fernseher gibt?«
Sie musste laut lachen, und aus irgendeinem Grund wanderten auch seine Mundwinkel nach oben, und das Stechen in seiner Brust ließ nach. »Siehst du, mein Junge. Zwei Wochen, würde ich sagen. Zwei Wochen Trübsal blasen, und jetzt zwei Wochen, in denen du dich bemühst. Wenn du dich wirklich anstrengst, steht schon bald ein neuer Fernseher im Wohnzimmer, versprochen. Einverstanden?«
»Yes, Ma’am.«
»Na gut. Und jetzt lauf hinaus und such deinen Großvater. Er muss etwas erledigen und kann bestimmt Hilfe gebrauchen.«
»Gut.« Er stand auf. Danach wusste er gar nicht mehr, warum das rausmusste: »Sie streiten ständig und merken nicht einmal, dass ich dabei bin. Er hat Sex mit einer anderen. Ich glaube, das passiert öfter.«
Lucy atmete hörbar aus. »Lauschst du und schaust durch Schlüssellöcher, mein Junge?«
»Manchmal. Aber manchmal schreien sie so laut, dass man es gar nicht überhören kann. Auf mich hören sie nie. Manchmal tun sie so, als ob, aber manchmal nicht mal das. Was ich will, ist ihnen egal, Hauptsache, ich störe nicht.«
»Auch das ist hier anders.«
»Kann sein. Vielleicht.«
Als er hinausging, wusste er nicht mehr, was er denken sollte. Kein Erwachsener hatte jemals so mit ihm gesprochen oder ihm so gut zugehört.
Sie hatte gesagt, dass sie ihn hierhaben wollten. Das hatte noch niemand zu ihm gesagt. Sie hatte es gesagt, obwohl sie wusste, dass er nicht hier sein wollte. Und zwar nicht, um ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, sondern weil es die Wahrheit war.
Er blieb stehen und sah sich um. Er konnte es natürlich versuchen, aber was sollte ihm hier schon gefallen? Ein Haufen Pferde, Schweine und Hühner. Felder, Berge und sonst nichts.
Er mochte ihre Pfannkuchen, aber vermutlich meinte sie etwas anderes.
Er steckte die Hände in die Hosentaschen und ging ans andere Ende des Hauses, von wo her er ein Klopfen hörte. Jetzt musste er erst mal Zeit mit diesem merkwürdigen, schweigsamen Großvater verbringen. Was sollte daran toll sein?
Er bog um die Ecke und entdeckte Sam bei der großen Scheune mit dem weißen Silo. Was Sam da gerade mit einer Art Metallstange in den Boden hämmerte, machte Coop sprachlos.
Ein Schlagkäfig.
Er wollte sofort losrennen, über den unbefestigten Weg fliegen, zwang sich aber zu gehen. Vielleicht sah das nur aus wie ein Schlagkäfig und war eigentlich eine Umzäunung für Tiere.
Sam sah auf und schlug noch einmal auf den Pfosten. »Du bist spät dran heute.«
»Ja, Sir. Grandma meinte, ich soll dir bei etwas helfen.«
»Nein. Ich bin so gut wie fertig.« Mit dem kleinen Hammer in der Hand, richtete sich Sam auf und trat einen Schritt zurück. Schweigend musterte er den Käfig.
»Vielleicht«, fügte er noch hinzu, »kann ich dir nachher ein paar Bälle zuwerfen.« Sam griff nach einem Schläger, der an der Scheunenwand lehnte. »Du kannst den hier nehmen. Er ist erst gestern Abend fertig geworden.«
Erstaunt nahm Cooper den Schläger und fuhr mit den Fingern über das glatte Holz. »Den hast du selbst gemacht?«
»Ja, warum sollte ich einen im Laden kaufen?«
»Da steht ja mein Name drauf.« Ehrfürchtig strich Cooper über den eingravierten Namen.
»Damit du weißt, dass es deiner ist.«
»Danke.«
»Wirst du es nie leid, immer so höflich zu sein, mein Junge?«
»Nein, Sir.« Cooper hielt kurz inne. »Grandpa? Bringst du mir das Reiten bei?«
 
Es gab Dinge, die er mochte, wenigstens ein bisschen. Er schlug gern Bälle nach dem Mittagessen. Und er fand es toll, wie ihn sein Großvater in regelmäßigen Abständen mit ein paar verrückten übertriebenen Würfen überraschte. Er ritt gern auf Dottie, der kleinen Stute, im Korral herum. Immerhin hatte er jetzt keine Angst mehr, getreten oder gebissen zu werden.
Er mochte es, den Gewittersturm zu beobachten, der eines Abends wie aus dem Hinterhalt über sie hereingebrochen war und den Himmel erleuchtete. Und manchmal mochte er es sogar, an seinem Zimmerfenster zu sitzen und hinauszuschauen. Er vermisste New York nach wie vor, seine Freunde, sein altes Leben, aber es war interessant, so viele Sterne zu sehen und auf die Geräusche zu hören, die das Haus machte, wenn alles still war.
Er mochte es, wenn der Transporter der Chances auf die Farm zugeholpert kam, obwohl Lil ein Mädchen war.
Sie spielte Baseball und kicherte nicht die ganze Zeit wie andere Mädchen, die er sonst kannte. Nach einer Weile hatte er gar nicht mehr das Gefühl, mit einem Mädchen unterwegs zu sein. Er war einfach nur mit Lil unterwegs.
Und eine Woche - nicht zwei Wochen - nach dem Gespräch am Küchentisch stand plötzlich ein funkelnagelneuer Fernseher im Wohnzimmer.
»Warum noch warten«, sagte seine Großmutter. »Du hast dich wacker geschlagen. Ich bin stolz auf dich.«
Er konnte sich nicht erinnern, dass einmal jemand stolz auf ihn gewesen war, weil er sich angestrengt hatte.
Als er gut genug war, durfte er mit Lil ausreiten, vorausgesetzt, sie blieben auf den Weiden in Sichtweite des Hauses.
 
»Und?«, fragte Lil, als sie mit den Pferden durchs Gras ritten.
»Was, und?«
»Ist es doof?«
»Gar nicht mal so sehr. Sie ist ziemlich cool.« Er tätschelte Dotties Hals. »Sie mag Äpfel.«
»Wenn wir doch nur ohne Eltern in die Berge reiten dürften, wirklich was erleben! Eines Morgens …«, sie sah sich um, als könnte jemand mithören, »habe ich mich vor Sonnenaufgang nach draußen geschlichen und versucht, die Fährte des Pumas aufzunehmen.«
Er machte große Augen. »Spinnst du?«
»Ich habe alles über Pumas gelesen, mir Bücher aus der Bücherei ausgeliehen.« Heute trug sie einen braunen Cowboyhut und warf sich ihren langen geflochtenen Zopf über die Schulter. »Menschen greifen sie so gut wie nie an. Einer Farm wie der unseren nähern sie sich nur äußerst selten, nur, wenn sie gerade eine Wanderung unternehmen oder so etwas.«
Sie wandte sich dem sprachlosen Coop zu und wurde immer aufgeregter. »Es war unglaublich cool! Echt cool. Ich habe Kot gefunden, Spuren, einfach alles. Aber dann habe ich seine Fährte verloren. Ich wollte ursprünglich gar nicht so lange wegbleiben, aber als ich zurückkam, waren sie schon auf. Ich musste so tun, als hätte ich soeben das Haus verlassen.«
Sie presste die Lippen zusammen und sah dabei sehr verwegen aus.
»Du darfst mich nicht verraten.«
»Ich bin keine Petze.« Was für eine Beleidigung! »Aber du darfst unmöglich alleine da hoch. Verdammt noch mal, Lil!«
»Ich kann Fährtenlesen. Nicht so gut wie Dad, aber ziemlich gut. Und ich kenne die Wege. Ich hatte meinen Kompass und meine Ausrüstung dabei.«
»Was, wenn der Puma da gewesen wäre?«
»Dann hätte ich ihn wiedergesehen. Er hat mir damals direkt in die Augen gesehen. So als würde er mich kennen - zumindest hatte ich das Gefühl.«
»Quatsch!«
»Im Ernst! Der Opa meiner Mutter war ein Sioux.«
»Ein Indianer.«
»Ja. Ein amerikanischer Ureinwohner«, verbesserte sie ihn. »Ein Lakota Sioux. Er hieß John Swiftwater, und sein Stamm hat hier schon seit Generationen gelebt. Sie glaubten an Schutzgeister. Vielleicht ist meiner der Puma.«
»Das war kein Geist.«
Sie suchte weiterhin die Berge ab. »Ich habe ihn in jener Nacht gehört. Nachdem wir ihn gesehen haben. Ich hörte ihn schreien.«
»Schreien?«
»Ja, so heißt das, weil Pumas nicht brüllen können. Wie dem auch sei, ich wollte mich einfach nur selbst überzeugen.«
Er musste sie wider Willen für ihren Mut bewundern, auch wenn es verrückt war. Kein Mädchen, das er kannte, würde sich hinausstehlen, um einen Puma zu verfolgen. Bis auf Lil. »Wenn er dich entdeckt hätte, hätte er dich vielleicht zum Frühstück verspeist.«
»Du darfst mich nicht verraten.«
»Ich hab’s dir versprochen. Trotzdem darfst du nicht mehr alleine nach ihm suchen.«
»Wo er jetzt wohl ist?« Sie sah erneut in die Ferne, in Richtung Berge. »Wir könnten zelten gehen. Dad liebt das. Wir gehen wandern und übernachten draußen. Deine Großeltern lassen dich bestimmt mitkommen.«
»Zelten? In den Bergen?« Die Vorstellung war ebenso Angst einflößend wie verführerisch.
»Ja. Wir angeln uns was zum Mittagessen und sehen uns die Wasserfälle an, die Büffel und alle möglichen wilden Tiere. Vielleicht sogar den Puma. Wenn man es bis zum Gipfel schafft, kann man bis nach Montana sehen.« Als es zum Mittagessen klingelte, sah sie sich um. »Essenszeit. Wir werden zelten gehen. Ich frage meinen Dad, das wird toll.«
Er ging zelten und lernte, einen Hering einzuschlagen. Er lernte das aufregende Gefühl kennen, am Lagerfeuer zu sitzen und dem lang gezogenen Heulen eines Wolfs zu lauschen.
Er wurde stärker, seine Hände wurden kräftiger. Er lernte einen Elch von einem Maultierhirsch zu unterscheiden und mit Sattel und Zaumzeug umzugehen.
Er lernte zu galoppieren - etwas Aufregenderes hatte er noch nie erlebt.
Er durfte in Lils Baseballmannschaft mitspielen und schaffte sogar einen Homerun.
Noch Jahre später würde er sich daran zurückerinnern und begreifen, dass sein Leben in jenem Sommer eine neue Wendung genommen hatte. Nichts würde mehr so sein wie vorher. Aber mit elf wusste Cooper nur, dass er glücklich war.
Sein Großvater brachte ihm das Schnitzen bei und schenkte ihm zu seiner großen Freude ein Taschenmesser. Er zeigte ihm auch, wie man mit Pferden kommuniziert.
»Was du sagst, ist nicht so wichtig, denn sie lesen aus deinen Blicken.«
Auch als er mit Coop sprach, sah Sam dem Fohlen nach wie vor in die Augen und achtete auf eine sanfte, beruhigende Stimme. »Es braucht einen Namen.« Sam strich über seinen Hals. »Gib ihm einen.«
»Kann es Jones heißen, so wie Indiana Jones?«
»Frag es.«
»Ich glaube, du heißt Jones. Jones ist klug und mutig.« Sams Hand auf dem Zaumzeug half etwas nach, sodass das Hengstfohlen entschieden nickte. »Es hat ja gesagt. Hast du das gesehen? Und jetzt nimm ihn an die Longe.«
Sam trat einen Schritt zurück und ließ den Jungen und das Fohlen erste Erfahrungen machen. Er lehnte sich gegen den Zaun, bereit einzugreifen, wenn es nötig wurde. Da trat Lucy hinter ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Was für ein Anblick!«
»Er hat Talent«, gab Sam zu. »Und ist mit Herz und Verstand bei der Sache. Der Junge ist ein Naturtalent, was Pferde angeht.«
»Ich will ihn gar nicht mehr ziehen lassen. Ich weiß, ich weiß …«, sagte sie, noch bevor Sam etwas erwidern konnte. »Er gehört schließlich nicht uns. Aber ein bisschen wird es mir das Herz brechen. Denn eines weiß ich: Sie lieben ihn nicht so sehr wie wir.«
»Vielleicht will er nächsten Sommer wiederkommen.«
»Vielleicht. Aber bis dahin wird es mir hier ganz schön ruhig vorkommen.«
 
Zusammen mit Lil streckte sich Coop auf dem großen flachen Felsen am Fluss aus.
Sie drehte sich auf die Seite, stützte den Kopf in die Hand und musterte ihn mit ihren großen braunen Augen. »Ich wünschte, du müsstest nicht zurück. Das war der schönste Sommer meines Lebens.«
»Meiner auch.« Es fühlte sich komisch an, das zugeben zu müssen, aber es stimmte. In diesem Sommer war sein bester Freund ein Mädchen gewesen.
»Vielleicht kannst du bleiben, und deine Eltern lassen dich hier, wenn du fragst.«
»Vergiss es.« Er legte sich auf den Rücken und beobachtete einen kreisenden Habicht. »Sie haben gestern Abend angerufen und gesagt, dass sie nächste Woche wieder zu Hause sind. Dass sie mich vom Flughafen abholen und … na ja, vergiss es.«
»Würdest du das denn überhaupt wollen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Du willst zurück?«
»Keine Ahnung.« Es war furchtbar, das nicht zu wissen. »Ich wünschte, ich könnte dort auf Besuch sein und hier leben. Ich wünschte, ich könnte Jones trainieren, auf Dottie reiten, Baseball spielen und noch mehr Fische fangen. Aber ich will auch mein Zimmer wiederhaben, Videogames spielen und mir ein Yankee-Spiel ansehen.« Er drehte sich wieder zu ihr. »Vielleicht kannst du mich besuchen. Wir könnten ins Stadion gehen.«
»Ich glaube nicht, dass meine Eltern das erlauben.« Sie sah traurig aus, und ihre Unterlippe zitterte. »Wahrscheinlich kommst du nie wieder.«
»Doch, bestimmt.«
»Schwörst du’s?«
»Ich schwöre es.« Er hob die Hand zu einem feierlichen Schwur.
»Wenn ich dir schreibe, schreibst du dann zurück?«
»Versprochen.«
»Jedes Mal?«
Er lächelte. »Jedes Mal.«
»Dann wirst du zurückkommen. Genau wie der Puma. Wir haben ihn an unserem ersten Tag gesehen, er ist also so etwas wie unser Schutzgeist. Er ist - mir fällt das Wort nicht mehr ein - so etwas wie ein Glücksbringer.«
 
Er erinnerte sich, wie sie den ganzen Sommer vom Puma gesprochen, ihm Fotos in Büchern gezeigt hatte. Sie hatte eigene Pumabilder gemalt und sie in ihrem Zimmer neben die Baseballanhänger gepinnt.
In seiner letzten Woche auf der Farm arbeitete Coop mit seinem Schnitzmesser und dem Werkzeug, das ihm sein Großvater geliehen hatte. Er verabschiedete sich von Dottie, Jones und den anderen Pferden. Er packte seine Kleider, die Stiefel und Arbeitshandschuhe, die seine Großeltern ihm gekauft hatten, ein. Und seine heiß geliebte Baseballkappe.
Wie damals auf der Herfahrt, die eine Ewigkeit her zu sein schien, saß er auf dem Rücksitz und starrte aus dem Fenster. Jetzt sah er die Dinge mit anderen Augen, den weiten Himmel, die dunklen Berge, die mit ihren Felsspitzen und gezackten Türmen vor ihm aufragten und Wälder, Ströme und Canyons verbargen.
Vielleicht streifte Lils Puma darin umher.
Sie bogen zu den Chances ab, um sich von ihnen zu verabschieden.
Lil saß auf den Verandastufen, sie hatte also nach ihnen Ausschau gehalten. Sie trug rote Shorts und eine blaue Bluse, ihr Pferdeschwanz sah unter ihrer Lieblingsbaseballkappe hervor. Als sie hielten, kam ihre Mutter aus dem Haus, die Hunde eilten herbei, bellten und rempelten sich gegenseitig an.
Lil stand auf, während ihre Mutter die Stufen hinunterlief und eine Hand auf ihre Schulter legte. Joe ging um das Haus, die Arbeitshandschuhe noch in der Gesäßtasche, und trat an Lils andere Seite.
Ein Bild, das sich Cooper unvergesslich einprägte - Vater, Mutter, Kind. Sie wirkten wie eine Insel vor dem alten Haus, den Bergen, Tälern und dem Himmel, während sich ein paar staubige gelbe Hunde wie wild im Kreis drehten.
Coop räusperte sich, als er aus dem Wagen stieg. »Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden.«
Joe rührte sich als Erster, gab ihm die Hand und ließ sie auch nicht los, als er in die Hocke ging, um ihm in die Augen zu sehen. »Du wirst zurückkommen und uns besuchen, Mister New York.«
»Ja, das werde ich. Und wenn wir gewinnen, schicke ich euch ein Foto vom Yankee-Stadion.«
Joe lachte. »Träum weiter, Kleiner.«
»Alles wird gut.« Jenna drehte seine Kappe zur Seite, damit sie sich vorbeugen und seine Stirn küssen konnte. »Und du wirst glücklich. Vergiss uns nicht.«
»Das werde ich nicht.« Er drehte sich zu Lil um und fühlte sich plötzlich ein wenig schüchtern.
»Ich habe etwas für dich gemacht.«
»Wirklich? Was denn?«
Er hielt ihr die Schachtel hin und trat von einem Fuß auf den anderen, während sie den Deckel hob. »Es ist ein bisschen albern und nicht sehr gelungen. Ich habe den Kopf nicht richtig hinbekommen und …«
Er verstummte überrascht und peinlich berührt, als sie ihre Arme um ihn schlang. »Er ist wunderschön! Ich werde ihn immer behalten. Warte!« Sie wirbelte herum und sauste ins Haus.
»Das ist ein tolles Geschenk, Cooper.« Jenna musterte ihn. »Jetzt gehört der Puma wirklich ihr. Du hast einen Teil von dir in ihr Symbol mit eingebracht.«
Lil schoss aus dem Haus und kam gerade noch vor Cooper zum Stehen. »Das war mein wertvollster Besitz - bevor ich den Puma bekam. Nimm ihn. Es ist eine alte Münze«, sagte sie und hielt sie ihm hin. »Wir haben sie im letzten Frühling gefunden, als wir einen neuen Garten anlegten. Sie ist alt und muss jemandem vor langer Zeit aus der Tasche gefallen sein.«
Cooper nahm die silberne Münze, die so blank war, dass man die Frauensilhouette darauf kaum erkennen konnte. »Die ist ja cool.«
»Sie soll dir Glück bringen. Sie ist ein - wie heißt das gleich wieder, Mom?«
»Ein Talisman«, sprang Jenna ein.
»Ein Talisman«, wiederholte Lil. »Ein Glücksbringer.«
»Wir müssen weiter.« Sam klopfte Cooper auf die Schulter. »Es ist noch weit bis Rapid City.«
»Gute Reise, Mister New York.«
»Ich werde dir schreiben«, rief ihm Lil hinterher. »Aber du musst zurückschreiben.«
»Versprochen.« Cooper umklammerte die Münze und stieg in den Wagen. Er schaute so lange wie möglich aus dem Rückfenster, sah wie die Insel vor dem alten Haus immer kleiner wurde und schließlich verschwand.
Er weinte nicht. Er war schließlich fast zwölf. Aber er ließ die Silbermünze die ganze lange Fahrt bis nach Rapid City nicht mehr los.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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