Meine Welt: Mein Oman - Kurt Lehmkuhl - E-Book

Meine Welt: Mein Oman E-Book

Kurt Lehmkuhl

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Beschreibung

Der Oman ist facettenreich. Das Sultanat besitzt Hochgebirge, Wüste, Meer, Großstädte. Es hat Errungenschaften, die über 2000 Jahre alt sind, es ist die vermeintliche Heimat von Sindbad, dem Seefahrer, es hat kolonialisiert und wurde kolonialisiert und befindet sich auf dem Weg in eine Zukunft, die vorgezeichnet scheint durch das Wirken der Sultane und durch das Ende der Erdölförderung. Dadurch soll es keinen Rückschritt geben, sondern im Gegenteil den Aufbruch in eine neue Zeit, zu der auch der Tourismus gehören soll.Die arabische Welt bestimmt dem Alltag, die Gepflogenheit und Rituale, das fünfmalige Gebet am Tag, das Wochenende mit dem Freitag als wichtigsten Tag, bei dem das Freitagsgebet in der Moschee zum Pflichtprogramm gehört. Befremdlich ist der Blick auf das Verständnis und das Selbstverständnis der Frauen. Aber dürfen wir uns anmaßen, es besser zu wissen oder besser zu können? Im Oman stehen die Frauen ihren Mann. Sie haben ihre Rolle in der Gesellschaft gefunden, haben beispielsweise gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Zugang zu allen Berufen, wissen sich zu behaupten und ihre Rechte durchzusetzen. Noch hält sich die Zahl der Touristen in Grenzen. Nach der aktuellen Statistik waren es im vergangenen Jahr rund 700000 aus aller Welt. Es dürften mehr werden, wenn sich herumspricht, was für Strände und was für Städte im Oman auf die Besucher warten. Um es klar zu sagen: Meine Berichte und Erzählungen können und wollen keinen Reiseführer ersetzen. Sie geben meine subjektiven Eindrücke wieder und und reizen vielleicht zum Widerspruch oder zur Diskussi-on. Damit haben sie einen Zweck erfüllt: Man redet mit-einander über den Oman und öffnet sich dadurch für das Sultanat. Vieles wird nicht thematisiert und kann nicht thematisiert werden, weil die Zeit einfach zu kurz war, einiges anders geschildert, als andere es schildern würden. Es ist ein Buch der nicht immer detailgetreuen Erinnerung und des Weglassens von Beobachtungen, die andere vielleicht interessant fanden. Aber es ist vielleicht für einige Leser die Motivation, sich selbst ein Bild zu machen vom und im Oman. Das Sultanat ist ein abwechslungsreiches Land mit einer spannenden Vergangenheit, einer interessanten Gegenwart und einer aufregenden Zukunft.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Schnell in den Knast

Der Allgegenwärtige

Klug und weise

Die Müllsammler von Salalah

Im Weihrauchland

Omanischer Stierkampf

Mit den Datteln ins Fort

Datteln aus dem verlassenen Dorf

7000 Kanäle in sieben Tagen

Trocken durchs Flussbett

Mit geputzten Füßen in die Wüste (Mit einem Auszug aus „Die Karawanen der Frauen“ von Petra Lehmkuhl)

Sur bei Nacht

Oman im Kleinformat

Hiobsbotschaften

Nachwort

Anmerkung: Vom Hadschar-Gebirge ins Weihrauchland

Vorwort

„Oh, Mann, was willst du im Oman?“ Die skeptische, bisweilen sogar negativ gemeinte Bemerkung wurde mehr als einmal laut, als es hieß, dass die Reise auf die arabische Halbinsel führen würde. Das Sultanat Oman, einer der sechs Golfstaaten neben Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuweit, Bahrain und Katar, als Ziel auszuwählen, spricht von Neugier, Interesse und auch ein wenig von Abenteuergeist. Das Land im Südosten der arabischen Halbinsel ist islamisch geprägt, hat Gebirge und Wüste und eine lange Geschichte – aber reicht das als Begründung für eine Tour dorthin?

Die Skepsis ist groß, die Zweifel lassen sich auch durch die Reiselektüre vorab nicht beseitigen. Vermummte Frauen, die am liebsten in der Öffentlichkeit versteckt werden, Kameltreiber, die auf dem Boden hocken, lästige Händler in Basaren, die ihre Waren aufdrängen wollen, sengende Hitze, wenig Wasser, Arabisch als eine fremde Sprache, die niemand versteht – Befürchtungen und Vorurteile zuhauf machen sich breit, noch bevor das Flugzeug in Richtung Muscat, der Hauptstadt des Sultanats, abgehoben hat. Und überhaupt: Was ist ein Sultan? Mehr als ein Emir? Weniger als der König von Saudi-Arabien? Die Unwissenheit über Land und Leute, ihre Geschichte und Gepflogenheit ist groß, ebenso groß wie die Unkenntnis über das öffentliche Leben.

Umso größer ist die Verwunderung, als die Maschine der Oman Air auf dem supermodernen Flughafen von Muscat landet. Wenn man auf die Bauzeit von drei Jahren blickt, wird Deutschland mit seiner BER-Katastrophe geradezu zu einem Entwicklungsland. Ein solches ist der Oman sicherlich nicht. Das Sultanat ist, wie sich im Laufe der Reise herausstellen wird, ein moderner Staat mit einer abwechslungsreichen Geschichte, mit einem liberalen Islam, mit Menschen wie Du und ich, die in Frieden und Freundschaft leben wollen. Sicherlich ist das europäische Weltbild nicht maßgeblich, auch wenn es die Moderne prägt. Die arabische Welt bestimmt dem Alltag, die Gepflogenheit und Rituale, das fünfmalige Gebet am Tag, das Wochenende mit dem Freitag als wichtigsten Tag, bei dem das Freitagsgebet in der Moschee zum Pflichtprogramm gehört. Befremdlich ist der Blick auf das Verständnis und das Selbstverständnis der Frauen – aber dürfen wir uns anmaßen, es besser zu wissen oder besser zu können? Im Oman stehen die Frauen ihren Mann(!). Sie haben, allen Regeln des Islams folgend oder trotzend, trotz Kopftuch oder gar Verhüllung, ihre Rolle in der Gesellschaft gefunden, haben beispielsweise gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Zugang zu allen Berufen, wissen sich zu behaupten und ihre Rechte durchzusetzen – was zu der kuriosen Folge führte, dass inzwischen an den Universitäten eine Männerquote eingeführt wurde. Jetzt „müssen“ 50 Prozent der Studierenden Männer sein, nachdem sie mehr und mehr in die Unterzahl gerieten.

Der Oman ist facettenreich: Das Sultanat besitzt Hochgebirge, Wüste, Meer, Großstädte. Es hat Errungenschaften, die über 2000 Jahre alt sind, es ist die vermeintliche Heimat von Sindbad, dem Seefahrer, es hat kolonialisiert und wurde kolonialisiert und befindet sich auf dem Weg in eine Zukunft, die vorgezeichnet scheint durch das Wirken der Sultane und durch das Ende der Erdölförderung. Dadurch soll es keinen Rückschritt geben, sondern im Gegenteil den Aufbruch in eine neue Zeit, zu der auch der Tourismus gehören soll.

Noch hält sich die Zahl der Touristen in Grenzen. Nach der aktuellen Statistik waren es im vergangenen Jahr rund 700.000 aus aller Welt. 150.000 Briten und 120.000 Deutsche bereisen vornehmlich im europäischen Winter das Land pro Jahr. Es dürften mehr werden, wenn sich herumspricht, was für Strände und was für Städte im Oman auf die Besucher warten.

Preiswert ist der Oman nicht unbedingt für den Reisenden aus Deutschland, was nicht nur für das alkoholische Bier zum Preis von rund zehn Euro für 0,3 Liter gilt. Generell liegen die Preise für Waren über denen hierzulande, so hat es den Eindruck. Wer mag, findet in den Einkaufsmeilen im überreichlichen Maße alle Produkte, die er aus der Heimat kennt, aber auch Gegenstände, die erst in Jahren den Weg von Asien und China finden werden. Insofern ist der Oman fortschrittlich und weiter als Deutschland – vom überall verfügbaren WLAN ganz zu schweigen.

Um es klar zu sagen: Meine Berichte und Erzählungen können und wollen keinen Reiseführer ersetzen. Sie geben meine subjektiven Eindrücke wieder und reizen vielleicht zum Widerspruch oder zur Diskussion. Damit haben sie einen Zweck erfüllt: Man redet miteinander über den Oman und öffnet sich dadurch für das Sultanat. Vieles wird nicht thematisiert und kann nicht thematisiert werden, weil die Zeit einfach zu kurz war, einiges anders geschildert, als andere es schildern würden. Es ist ein Buch der nicht immer detailgetreuen Erinnerung und des Weglassens von Beobachtungen, die andere vielleicht interessant fanden. Aber es ist vielleicht für einige Leser die Motivation, sich selbst ein Bild zu machen vom und im Oman. Das Sultanat ist ein abwechslungsreiches Land mit einer spannenden Vergangenheit, einer interessanten Gegenwart und einer aufregenden Zukunft. Das Land ist abwechslungsreich und voller Überraschungen. Es gibt Wüsten, es gibt Gebirge, es gibt lange Sandstrände. Bei der Fahrten auf den gut ausgebauten Straßen wirkt die Landschaft bisweilen trist, trocken, ausgedörrt. Braun-graue Felsformationen zeugen nicht gerade von üppiger Natur. Es gibt diese saftig-grünen Flecken, die Palmenhaine, er gibt aber auch die scheinbar toten, unwirtliche Regionen, in denen fast nichts wächst und in denen wilde, streunende Kamele oder Esel auf Futtersuche sind.

Bei Alkohol, Nikotin oder Drogen gelten strenge Regeln. Alkoholische Getränke sind nur in Hotels und an anderen privaten Stellen erlaubt, Rauchen ist an öffentlichen Stellen verboten – eigentlich jedenfalls, die vielen Kippen an Straßenrändern und an touristischen Schauplätzen stehen dazu im Widerspruch. Auf den Besitz von Drogen stehen hohe Haftstrafen. Drogenhändler müssen mit der Todesstrafe rechnen, wobei seit Jahren keine Hinrichtungen bekannt sein.

Andere „Probleme“ haben Linkshänder. Die rechte Hand gilt als die reine Hand. Damit wird das Glas zum Gruß erhoben, damit werden Speisen aufgegabelt und gegessen. Eine kurze Erklärung reicht aus, um Skepsis wegen der unreinen Hand auszuräumen.

Am Indischen Ozean gelegen ist der Oman das zweitgrößte Land der Arabischen Halbinsel.

Ob sich ein Besuch des Sultanats lohnt? Ich meine schon. Und die Bemerkung „Oh, Mann, was willst du im Oman?“ ist so blöd wie überflüssig.

Gleiches gilt übrigens für die Frage, ob Sultaninen ursprünglich aus einem Sultanat stammen.

Selbstverständlich nicht.

1. Schnell in den Knast

Mit dem Auto bei Rotlicht noch schnell über die Kreuzung zu rauschen, das kann nicht nur teuer werden im Oman, das wird teuer im Oman. Umgerechnet 100 Euro und zwei Tage Knast sind dem ungestümen und ungeduldigen Autofahrer sicher. Da hilft auch kein Promibonus oder ein reicher Vater mit möglicher Weise guten Beziehungen, der aus der Bredouille helfen möchte. „Das geschieht hier alles vollautomatisch“, berichtet Mahmoud, der Ägypter, der seit zehn Jahren im Oman lebt. Die Videokameras in den Kreuzungsbereichen der omanischen Hauptstadt Muscat sind unbestechlich und nicht beeinflussbar. „Wer gefilmt wird, ist dran!“ Das geht dann alles seinen vollautomatischen, volldigitalisierten behördlichen Gang, ohne dass sich ein Mensch einmischen muss. Allenfalls das Gefängnis könnte erspart bleiben, wenn vielleicht doch noch eine Spur „Dunkelgrün“ möglich gewesen sein sollte. Aber die Wahrscheinlichkeit ist gering bei der hochmodernen, digitalisierten Überwachungstechnologie. So ist das halt in einem Land, in dem das Gesetz über allem steht – nur nicht über dem Sultan, der die Gesetze erlässt und dessen Beamte sich tunlichst daran halten, dass diese Gesetze, auch von ihnen selbst, eingehalten werden. Dazu gehört in einem Land, in der der Alkoholkonsum öffentlich untersagt ist, selbstverständlich auch, dass am Steuer die Null-Promille-Grenze gilt.

Es ist nicht der Katalog der hohen Strafen im Straßenverkehr, der Tempo 120 für Busse, 130 Stundenkilometer für Autos auf den Autobahnen und 100 auf den Landstraßen erlaubt, die den Oman zur „Schweiz der Golfstaaten“ macht, wie Mahmoud schmunzelnd meint. Es ist eher die politische Rolle, die dem Oman zu diesem Titel verholfen hat. Der Königsweg zur „Schweiz der Golfstaaten“ ist einfach aus omanischer Sicht: Man mischt sich nicht in die Angelegenheiten anderer ein, weder in die bürgerkriegerischen Auseinandersetzungen beim südlichen Nachbarn Jemen noch in die Konflikte, in die die anderen Staaten der Golfregion verwickelt sein könnten. Man vermittelt, statt sich zu verbünden, man bleibt neutral und hält sich raus aus den kriegerischen Auseinandersetzungen. Vielleicht ist das eine der Lehren, die der Oman aus seiner eigenen Vergangenheit gezogen hat. Er war Kolonialmacht und war von Portugiesen erobert worden. Das Sultanat hatte noch in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts mit Bürgerkriegen im eigenen Land zu kämpfen und hat das abschreckende Beispiel des südlichen Nachbarn Jemen vor Augen, der nicht zur Ruhe kommt.

Der Weg des Omans in der arabischen Welt und am Golf ist ein besonderer. Man lebt und lässt leben. Der Islam ist zwar allgegenwärtig, aber er ist nicht alles bestimmend. Jeder Mensch kleidet sich, wie er möchte, auch wenn sich der traditionsbewusste Omani im weißen Gewand wohlzuführen scheint. Er muss es nicht tragen, wenn er nicht gerade als Beamter im Staatsdienst steht und das Dischdasch die Amtskleidung ist, er möchte es tragen. Er trägt keine Kappe, sondern ein gebundenes Tuch auf dem Kopf. In Muscat, einer Region, in der 1,5 Millionen der rund fünf Millionen Menschen leben, die im Oman eine Aufenthaltserlaubnis haben, gibt es neben Moscheen Glaubensstätten anderer Religionen, anders als die Moscheen nicht unübersehbar oder auffällig, aber auch nicht versteckt und verschwiegen.

Mahmoud ist einer der rund zwei Millionen Gastarbeiter im Oman. Die meisten der ausländischen Arbeitskräfte kommen aus Indien, Bangladesh oder Pakistan. Die Frage, ob er gerne hier sei, beantwortet ein Verkäufer im Souk von Muscat mit einem Schulterzucken und einem gequälten Lächeln. Wahrscheinlich wäre er lieber in seinem Heimatland als in dem Souk, der zur Altstadt von Muscat gehört.

Im Oman kann – und muss er vielleicht – arbeiten, weil er eine der begehrten Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis erhalten, so wie Mahmoud auch. Eine Familiengründung wäre ihm nicht möglich. Es ist ihm gesetzlich nicht erlaubt, eine Frau aus dem Oman zu heiraten. Mahmoud ist mit seiner ägyptischen Frau und den drei Kindern heimisch geworden und hat als Mensch aus den arabischsprachigen Ländern keine Kommunikationsprobleme.