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Zornig kickt Maik gegen den Papierkorb unter seinem Schreibtisch, sodass der Deckel hochfliegt und scheppernd über den Boden rollt. Auf dem Bett liegt Maiks jüngere Schwester Julia und schluchzt haltlos vor sich hin. Und daran ist nur ihr blöder, gemeiner Vater schuld! Gerade mal ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter hat Jonathan ihnen heute seine neue Freundin Mira vorgestellt - und ihnen damit erneut den Boden unter den Füßen weggerissen.
Während Julia nicht aufhören kann zu weinen, lodert in Maik fassungslose Wut. Wie kann sein Vater die Mama nur so schnell vergessen haben? Wie ein riesengroßer Verrat kommt Maik das vor! Als hätte Papa sie nie lieb gehabt! Als wäre sie so einfach zu ersetzen!
Als Julias Tränen endlich versiegen, ist in Maik ein Plan gereift. Leise und beschwörend redet der Junge auf seine Schwester ein. Grimmig nickt Julia zu jedem seiner Worte. Ja, das werden sie tun, besser noch heute als morgen! Die Operation "Mira wehtun und vergraulen" kann beginnen ...
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Sie schenkte ihm sein Lachen wieder
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: iStockphoto / fotostorm
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-2645-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Zum zweiten Mal in diesem Jahr sind meine Sanitäter und ich zur Familie Kuhn gerufen worden – und wieder unter dramatischsten Umständen! Vor dreizehn Monaten konnte ich Jonathan Kuhns Frau Heike nicht mehr helfen, sie starb unter meinen Händen. Auch heute hat sich uns ein schockierendes Bild geboten, als wir eintrafen: Jonathans neue Liebe Mira ist von einer Giftschlange gebissen worden und ringt nun im Elisabeth-Krankenhaus mit dem Tod. Schnellstmöglich muss ihr ein Gegengift injiziert werden, auf das wir händeringend warten! Ich kann nur hoffen, dass Mira überlebt, denn sie hat nach Heikes Tod endlich wieder Licht und Freude in Jonathans Leben gebracht. Allerdings nur in seines, wie er mir erst kürzlich selbst erzählt hat. Seine Kinder lehnen Mira ab. Vor allem der siebzehnjährige Maik verfolgt die neue Frau an Jonathans Seite mit zerstörerischem Hass. Deshalb lässt mich eine quälende Frage nicht mehr los: Welche Rolle spielt Maik in dem neuerlichen Drama im Hause Kuhn? Schließlich war es seine Schlange, die Mira mit ihrem Biss lebensgefährlich verletzt hat …
Die Sonne schien heiß auf Jonathans Rücken. Ein Vogel flog krächzend dicht an ihm vorbei, so nah, dass die Flügelspitzen beinahe Jonathans Haut berührten. Doch er beachtete das Tier kaum. Seine gesamte Konzentration galt der nächsten Bewegung.
Ruhig tastete er mit dem Fuß nach der nächsten sicheren Trittmöglichkeit und verlagerte dann langsam seinen Körperschwerpunkt. Ein rascher Blick nach oben verriet ihm, wo sich die farbigen Kunststoffgriffe befanden, die ihm den Weg empor ermöglichten und ihm zeigten, dass es nicht mehr weit war. Bald hatte er sein Ziel erreicht, das obere Ende der Kletterwand.
Mit der Hand langte er nach einem der rauen Griffe über seinem Kopf und zog sich hoch. Seine Bewegungen waren geschmeidig und gekonnt. Das Sportklettern war bereits seit vielen Jahren sein Hobby, und diese Routine und Übung sah man ihm an.
Sicherheit war dabei natürlich das oberste Gebot. Er löste den ersten seiner beiden Karabiner, befestigte ihn an einem der Sicherungsringe weiter oben an der Wand und vergewisserte sich, dass der Schnappverschluss richtig eingerastet war. Dann erst tat er das Gleiche mit dem zweiten Karabiner. Auf diese Weise war er stets doppelt gesichert. Immerhin befand er sich bereits in einer Höhe von fast vierzig Metern. Ein Sturz in die Tiefe könnte verheerend sein, also ging er kein unnötiges Risiko ein.
Stück für Stück schob er sich dem Ende der Route entgegen. Ein Wind frischte auf und trocknete die Schweißtropfen auf Jonathans Stirn. Seine Hand tastete nach dem letzten Griff. Er hatte es geschafft! Wie jedes Mal erfüllte ihn ein Hochgefühl. Es war eine schwierige, anstrengende Kletter-Route gewesen, und entsprechend stolz war er auf sich. Der Sport bildete für ihn einen Ausgleich zu seinem stressigen Arbeitsalltag und half ihm, abzuschalten und sich zu entspannen.
Nun war es an der Zeit, sich abseilen zu lassen. Er hängte sich in das Seil. Seine Frau Heike, die ihn vom Boden aus sicherte, begann, ihn langsam abzuseilen.
»Danke«, sagte er, als er wieder festen Grund unter den Füßen hatte.
»Gern geschehen.« Heikes Lächeln erreichte ihre klaren grünen Augen nicht.
Ohne weitere Worte tauschten sie die Rollen. Gewissenhaft führten sie den Partnercheck durch: Jonathan kontrollierte, ob Heikes Anseilgurt richtig verschlossen war und der Knoten, mit dem das Seil an ihrem Gurt befestigt war, ordnungsgemäß geknüpft war. Dann achtete Heike bei Jonathan darauf, ob alles in Ordnung war.
»Viel Spaß«, wünschte er ihr.
Sie nickte knapp. »Danke.«
So gingen sie immer miteinander um, schon viel zu lange: höflich und respektvoll, doch ohne große Herzlichkeit. Jonathan hätte sich gerne eingeredet, all das sei ganz normal. Die großen Gefühle, die eine frische Liebe beherrschten, kühlten mit der Zeit ab, oder nicht? Der Alltag schlich sich ein, und plötzlich merkte man, dass man einander schon lange nicht mehr richtig angelächelt hatte, dass man nicht mehr flirtete, dass die Küsse rar und flüchtig geworden waren. Ging es nicht allen Paaren so, früher oder später?
Doch insgeheim wusste er, dass er sich etwas vormachte. Natürlich kehrte irgendwann der Alltag in jede Beziehung ein, doch es gab genug Paare, die sich das Kribbeln über die Jahre hinweg bewahren konnten. Er kannte selbst viele solcher Pärchen, denen man auch nach vielen Ehejahren noch anmerkte, dass es zwischen ihnen prickelte. Leider – und es schmerzte ihn, sich das einzugestehen – zählten Heike und er nicht dazu.
Nachdenklich blickte er ihr hinterher, als sie begann, die Kletterwand zu erklimmen. Sie war zweifellos eine sehr attraktive Frau. Dem vielen Sport, den sie betrieb, verdankte sie ihre schlanke Figur. Sie trug ein Sport-Shirt mit kurzen Ärmeln, das ihre straffen Oberarme zeigte. Unter ihrer gebräunten Haut zeichneten sich schlanke Muskeln ab, doch ihr Körper wirkte trotz aller Sportlichkeit sehr feminin.
Die dunkelbraunen Haare hatte sie sich im Nacken zu einem praktischen Zopf gebunden. Sie war ehrgeizig und konzentriert bei der Sache. Jonathan bewunderte sie für die Zielstrebigkeit, die sie in jedem Bereich ihres Lebens an den Tag legte.
Doch Bewunderung, Respekt und Wertschätzung waren nicht das Gleiche wie Liebe. Und diese Liebe war ihnen viel zu schnell verloren gegangen. Sie hatte heiß gelodert, als sie sich damals an der Uni kennengelernt hatten: Eine flammende Romanze war es gewesen, und dabei hätte es bleiben sollen. Für etwas Dauerhaftes war keiner von ihnen reif gewesen.
Aber Heike war schwanger geworden. Sechs Monate später hatten sie einander das Jawort gegeben, er in einem geliehenen Anzug und Heike mit rundem Babybauch. Weitere drei Monate später hatten sie ihren Sohn Maik in den Armen gehalten.
Sie waren jung, selbstbewusst und vertrauensvoll genug gewesen, um daran zu glauben, dass sie alles schaffen würden. Schließlich waren sie frisch verliebt und hatten nicht vor, an ihren Gefühlen füreinander etwas zu ändern. Doch dass das nicht so einfach war, war ihnen schnell klar geworden. Ihre Tochter Julia, die vier Jahre nach Maik zur Welt gekommen war, war zumindest teilweise ein verzweifelter Versuch gewesen, die Risse in ihrer allmählich bröckelnden Ehe zu kitten.
Von der flammenden Leidenschaft, die sie einst gekannt hatten, war allzu rasch bloß noch eine schwach glimmende Glut übrig gewesen, und schlussendlich nichts mehr als kalte Asche.
Traurig seufzte er. Keiner von ihnen hatte je ausgesprochen, wie es um ihre Ehe bestellt war. Doch sie beide wussten es. Im Prinzip waren sie wohl hauptsächlich noch wegen der Kinder zusammen. Maik war nun sechzehn, Julia zwölf Jahre alt. Die Jahre verflogen. Gerade waren Maik und Julia noch Kinder gewesen, nun bereits Teenager – und eines Tages würden sie von zu Hause ausziehen, um auf eigenen Beinen zu stehen.
Und dann? Was sollte dann aus Heike und ihm werden? Mit ihr allein im großen Haus zu wohnen, ganz ohne die Kinder, war unvorstellbar. Aber so weit würde es vermutlich gar nicht kommen. Er wusste nicht, wer zuerst über eine Trennung sprechen würde – sie oder er –, doch früher oder später würde es geschehen, davon war er überzeugt. In Gedanken befassten sie sich beide bereits jetzt damit. Dass es auch Heike so ging, sah er ihr an.
Plötzlich ging ein Ruck durch das Sicherungsseil. Augenblicklich verstärkte er seinen Griff. Wenn Heike stürzte, war er bereit, sie aufzufangen. Er sah, dass Heikes Fuß abglitt und ihre Hände, auf denen plötzlich das ganze Gewicht lastete, nicht genug Halt fanden. Wachsam blickte Jonathan hoch und spannte sich an.
Doch etwas stimmte nicht. Entsetzt musste er mit ansehen, wie Heike fiel – und das Seil hielt sie nicht! Das Sicherungsseil, das er fest in der Hand hielt, war völlig nutzlos. Alles schien in quälender Langsamkeit abzulaufen – so langsam, dass Jonathan Gelegenheit hatte, sich zu fragen, was los war. Unzählige Gedanken schossen durch seinen Kopf. War etwas mit ihren Karabinern nicht in Ordnung? Hatte sie sich nicht ordnungsgemäß gesichert? Stimmte etwas mit dem Seil nicht?
Gleichzeitig ging alles rasend schnell. Jonathan hatte nicht die geringste Chance zu reagieren. Hilflos hielt er immer noch sein Ende des Seils in der Hand, während Heike einen spitzen Schrei ausstieß und in die Tiefe stürzte. Mit einem lauten, dumpfen Geräusch schlug sie am Boden auf.
Für den Bruchteil einer Sekunde war Jonathan wie gelähmt. Dann rannte er auf seine Frau zu und ließ sich neben ihr auf die Knie fallen. Immer wieder rief er ihren Namen, doch sie antwortete nicht. War sie bewusstlos – oder tot?
Andere Klettersportler kamen herbeigestürzt. Wie durch einen Schleier nahm Jonathan wahr, dass einer den Notarzt rief; ein anderer fühlte nach Heikes Puls. Jonathan hielt die zerschrammte Hand seiner Frau und fühlte sich so hilflos wie nie zuvor in seinem Leben.
***
Andrea Bergen lief durch die Gänge des Elisabeth-Krankenhauses. Es gab einen Notfall, zu dem sie gerufen wurde. Auf schnellstem Weg begab sie sich zum Notarztwagen, wo sie bereits von Jupp Diederichs und Ewald Miehlke, Rettungssanitäter und Rettungsassistent, erwartet wurde. Jupp klemmte sich hinter das Steuer, und sobald die beiden anderen eingestiegen waren, raste er los.
Der Unfallort war eine vierzig Meter hohe Kletterwand, wie Andrea erfahren hatte. Sie wusste nicht, aus welcher Höhe die Patientin abgestürzt war. Je nachdem waren unterschiedlich schwere Verletzungen möglich. Von Herzen hoffte die Notärztin, dass die Klettersportlerin aus geringer Höhe gefallen war und sich dabei nur beispielsweise den Knöchel verletzt hatte. Doch sie befürchtete, dass die Realität ganz anders aussehen würde. Soweit Andrea wusste, war die Frau bewusstlos – von allem anderen würde Andrea sich vor Ort ein Bild machen müssen.
Sobald sie die Unfallstelle erreichten, sprang Andrea aus dem Auto. Es war leicht, die Verletzte zu finden. Totenbleich und verstört standen Leute im Kreis. Als die Notärztin sich näherte, machte man ihr Platz. Mit einem Blick verschaffte Andrea sich einen Überblick:
Die Patientin lag auf dem Rücken. Beide Unterschenkel waren eindeutig gebrochen; es handelte sich um offene Frakturen. Der Winkel, in dem ein Arm abgestreckt war, wies auch hier auf ernsthafte Verletzungen hin. Am meisten Sorgen bereitete Andrea jedoch die stark blutende Kopfwunde. Eine kleine Blutlache hatte sich unter dem Kopf der Frau gebildet.
Neben der Patientin kniete ein Mann am Boden. Hilflos hielt er ihre Hand. »Frau Doktor, bitte helfen Sie meiner Frau!«, stammelte er. Vermutlich stand er unter Schock, was kein Wunder wäre, nachdem er wahrscheinlich den Sturz seiner Frau mit angesehen hatte. Doch um ihn konnte sich Andrea nun nicht kümmern, die Frau hatte absolute Priorität.
»Ich tue, was ich kann«, versicherte sie knapp. »Bitte weichen Sie ein Stück zurück.«
Die Frau war bewusstlos und reagierte nicht auf Schmerzreize. Doch sie atmete, und ihr Puls war zwar schwach, aber vorhanden. Andrea war erleichtert, dass die Patientin noch am Leben war; beim ersten Blick hatte sie bereits das Schlimmste für möglich gehalten.
Aber die Erleichterung war nicht von langer Dauer. Die Verletzungen der Frau waren sehr schwer, daran bestand kein Zweifel. So behutsam wie möglich fixierte Andrea sie mithilfe der Sanitäter auf einer Trage, und mit Blaulicht rasten sie zum Krankenhaus. Noch vor Ort und während der Fahrt tat Andrea alles, um die Vitalfunktionen zu sichern und die Verletzungen zu behandeln. Doch in ihr machte sich eine dunkle Vorahnung breit.
***
»Haben Sie verstanden, was ich gesagt habe?«, fragte der Arzt, der sich als Dr. Kallweit vorgestellt hatte, mit sanfter Stimme.
Jonathan schluckte. Sein Mund und seine Kehle fühlten sich trocken und rau wie Sandpapier an. Er war benommen und nahm alles wie durch einen dicken Schleier wahr. »Könnten … könnten Sie das noch einmal wiederholen?«, presste er hervor. »Das … das ist gerade etwas viel für mich.« Sein Verstand wollte sich weigern, die Worte zu begreifen, die der Arzt gesagt hatte.
Dr. Kallweit nickte ernst. Mitleid stand in seinem Blick. Jonathan sah ihm an, dass der Arzt ihm die Wahrheit gerne erspart hätte. »Die Verletzungen Ihrer Frau sind ausgesprochen schwer. Sie hat mehrere Frakturen, teils offene Brüche. Davon sind nicht etwa nur die Beine betroffen, sondern auch mehrere Rippen und das Becken. Das Schlimmste ist aber wohl das schwere Schädel-Hirn-Trauma, das sie erlitten hat. Was wir befürchtet haben, ist eingetreten: eine Hirnblutung. Herr Kuhn, Ihre Frau ist ins Koma gefallen.«
Koma. Da war es wieder – dieses entsetzliche Wort, das eine eiskalte Angst durch Jonathans Adern jagte, sich wie ein Schlag in die Magengrube anfühlte und ihm den Boden unter den Füßen wegzog. Er war froh, dass er dem dringenden Rat der Ärzte, sich hinzusetzen, gefolgt war – ansonsten wäre er mittlerweile wohl umgekippt.
»Bitte … bitte sagen Sie mir …« Die Worte wollten einfach nicht über seine Lippen kommen. Es kostete ihn sehr viel Kraft, sie schließlich dennoch auszusprechen: »Wird Heike sterben?«
Dr. Kallweit und Dr. Kremmers, ein Chirurg, tauschten einen Blick miteinander, bevor Dr. Kallweit antwortete: »Ich will Ihnen nicht verheimlichen, dass das im schlimmsten Fall geschehen könnte. Doch es muss nicht so kommen. Wir tun für Ihre Frau alles, was wir können.«
Die Notärztin, die Heike vor Ort versorgt und ins Krankenhaus gebracht hatte, war immer noch hier. Jonathan war dankbar für ihre Anwesenheit und ihren Beistand. Nun drückte sie tröstend seine Schulter.
»Herr Kuhn«, sagte sie nun leise, »auch wenn die Verletzungen Ihrer Frau theoretisch ihren Tod bedeuten können – versuchen Sie, nicht die Hoffnung zu verlieren. Ich habe in meinem Beruf bereits unzählige schwer verletzte Patienten gesehen, für die die Prognosen noch wesentlich schlechter standen und die wieder ganz gesund geworden sind. Das ist der beste Rat, den ich Ihnen geben kann. Bewahren Sie sich stets die Hoffnung – auch, wenn es oft schwer ist und manchmal kaum möglich scheint.«
Jonathan nickte schwach. Er wünschte, er könnte Andrea Bergens Rat beherzigen. Doch gerade spürte er keine Hoffnung in sich, sondern nur lähmende Angst, die ihm den Atem raubte.
Wenn er zumindest nur allein mit seinen Sorgen um Heike fertigwerden müsste! Doch da waren noch zwei andere Menschen, für die die schlimme Nachricht einen Weltuntergang bedeuten würde: Julia und Maik.
Jonathan barg das Gesicht in den Händen. »Die Kinder«, murmelte er verzweifelt. »Oh Gott, die armen Kinder!« Wie würden die beiden die Nachricht bloß aufnehmen? Noch waren sie in der Schule und ahnten nicht, dass ihre Mutter im Koma lag. Schließlich war es ein normaler Wochentag, an dem Heike und Jonathan sich freigenommen hatten, um klettern gehen zu können.
Koma, Hirnblutungen, zahlreiche schlimme Knochenbrüche: Das waren Begriffe, die Jonathan kaum verkraften konnte. Wie würde es dann erst Julia und Maik gehen, wenn sie erfuhren, was ihrer Mutter zugestoßen war?
***
Als Andrea den Raum verließ, musste sie tief durchatmen. Das Schicksal der abgestürzten Klettersportlerin und des verzweifelten Ehemannes war ihr nahegegangen. Die beiden taten ihr entsetzlich leid.
Natürlich hoffte sie aus ganzem Herzen, dass Heike Kuhn wieder gesund werden würde. Zumindest wusste sie, dass die schwer verletzte Koma-Patientin hier in allerbesten Händen war. Ein erfahrenes Ärzteteam kümmerte sich um sie, und glücklicherweise war Andrea schnell am Unfallort eingetroffen und hatte sehr rasch alle erforderlichen Maßnahmen eingeleitet.