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Mit weichen Knien sinkt die hübsche Biologie-Dozentin Miriam auf ihren Schreibtischstuhl. Noch immer meint sie, Alexanders Berührung auf ihrer Wange zu spüren, die ihr Herz in gefährliche Schieflage gebracht und sie in allergrößte Verwirrung gestürzt hat - so sehr, dass sie nur noch kopflos die Flucht ergreifen konnte!
Heiße Röte überzieht bei der Erinnerung daran Miriams schönes Gesicht, und einmal mehr verflucht sie ihre alberne Schüchternheit! Seit Jahren liebt sie diesen Mann nun schon - und wagt doch nicht, es ihm zu zeigen ...
Aber noch am selben Tag überstürzen sich in der Universität die Ereignisse, als Professor Alexander Ebbing bewusstlos in seinem Büro gefunden wird! Die eilig herbeigerufene Notärztin diagnostiziert Lebensgefahr! Alexander scheint sich mit der rätselhaften Infektionskrankheit angesteckt zu haben, die seit Wochen die Stadt in Atem hält und die bereits fünf Todesopfer gefordert hat! Aus Sorge um den heimlich geliebten Mann geht Miriam durch die Hölle ...
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Diagnose: Lebensgefahr
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock / Alexander Raths
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-2893-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Eine Glocke der Angst liegt über der Stadt, und auf den verwaisten Straßen herrscht eine gespenstische Atmosphäre. Kaum jemand wagt sich noch aus dem Haus, seit die mysteriöse Infektionskrankheit um sich greift, die schon fünf Todesopfer gefordert hat! Rätselhafte Gelenkschmerzen, Schmerzempfindlichkeit und ein dramatisch hohes Fieber sind die Symptome, gegen die wir Ärzte machtlos sind! Niemand kennt die Ursache der Krankheit, die Mediziner, das Robert-Koch-Institut und die Gesundheitsämter vor ein Rätsel stellt. Das Elisabeth-Krankenhaus hat inzwischen die Grenzen seiner Kapazität erreicht, und meine Kollegen und ich arbeiten tagein, tagaus bis an den Rand des Zusammenbruchs …
Doch gerade hat mich ein Anruf ereilt, der mir endgültig den Boden unter den Füßen weggezogen und mich in allergrößte Besorgnis gestürzt hat: Unsere geliebte Tochter Franzi, unser Sonnenschein, soll ebenfalls zu den Infizierten gehören! Sie ist schon nicht mehr ansprechbar …
Andrea Bergen hakte sich bei ihrem Mann Werner ein und lächelte ihn an. Er gab ihr einen sanften Kuss und erwiderte das Lächeln.
»Bereit?«, fragte er.
»Na klar! Ich freue mich schon«, erwiderte sie gut gelaunt. »Das wird bestimmt interessant.«
Seite an Seite betraten sie das Universitätsgebäude, in dem heute in einem Hörsaal eine Vortragsreihe stattfand. Sie verbrachten den Abend zu zweit; ihre Adoptivtochter Franzi war zu Hause geblieben, wo Werners Mutter Hilde auf sie aufpasste. Das Ehepaar genoss es, sich gelegentlich einen Pärchen-Abend zu gönnen.
Heute waren sie in einem wunderbaren italienischen Restaurant gewesen, das neu eröffnet hatte. Sie hatten sich gut miteinander unterhalten und viel gelacht. Doch diesmal diente der gemeinsame Abend nicht bloß der Unterhaltung, sondern auch der Fortbildung. Sie beide freuten sich auf die spannenden Vorträge, die sie sich anhören wollten.
Mehrere Biologen und Mediziner sollten kurze Präsentationen zu Tropenkrankheiten halten. Aus medizinischer Sicht waren die Themen sowohl für die Notärztin Andrea als auch für den Kinderarzt Werner interessant. Doch sie hatten noch einen Grund, heute hier zu sein: Für einen der Vorträge war eine Freundin von Andrea verantwortlich. Miriam Wegner hatte die Bergens dazu eingeladen.
»Du bist die schönste Frau im ganzen Raum«, flüsterte Werner Andrea zu.
Andrea lachte und boxte leicht gegen seinen Arm. »Du alter Schmeichler! Sag das mal besser nicht zu laut, sonst springen dir die anderen anwesenden Damen am Ende ins Gesicht.«
Aber sie freute sich über das Kompliment ihres Mannes. Während sie bei ihrer Arbeit als Notärztin natürlich keine freie Kleiderwahl hatte, genoss sie es umso mehr, sich in ihrer Freizeit gelegentlich ein wenig aufzubrezeln. Das saphirblaue Etuikleid, das sie gerade trug, hatte sie extra für den heutigen Abend gekauft. Andrea strich den seidigen Stoff des Kleides glatt, als sie in den Hörsaal gingen und Platz nahmen.
Vorne wurden noch die letzten Dinge vorbereitet: das Präsentationspult, die Leinwand, der Beamer, ein Mikrofon. Der Professor, der den Abend leitete – Alexander Ebbing –, nahm ein paar Einstellungen am Laptop vor, der mit dem Beamer verbunden war.
Neugierig musterte Andrea den jungen promovierten Biologen. Sie kannte ihn aus zahlreichen Erzählungen ihrer Freundin Miriam, war ihm jedoch noch nie selbst begegnet. Seit Jahren schon war Miriam insgeheim in ihren Kollegen verliebt und schmachtete ihn an. Die schüchterne junge Frau hatte es bisher aber nicht gewagt, ihn anzusprechen. Nur Andrea hatte sie ihr Leid geklagt und von den Gefühlen erzählt, die sie für Alexander hegte.
»Ist das Miriams Schwarm?«, fragte Werner in dem Moment mit gedämpfter Stimme. Als Miriam neulich bei den Bergens zu Besuch gewesen war und die beiden Frauen sich über Alexander unterhalten hatten, hatte Werner einige Gesprächsfetzen aufgeschnappt. Somit wusste er von Miriams Problem.
Andrea nickte. »Ja, das ist Alexander Ebbing«, erwiderte sie leise.
Er sah wirklich gut aus, das musste sie zugeben. Mit seinen hellblonden Haaren und den himmelblauen Augen hätte man ihn für einen Schweden halten können. Er bewegte sich mit einer natürlichen Selbstsicherheit und strahlte gleichzeitig etwas Jungenhaftes aus. Hätte Andrea es nicht besser gewusst, hätte sie ihn eher für einen Studenten in einem höheren Semester gehalten als für einen Biologie-Professor, der forschte und Vorlesungen hielt.
Nach und nach füllte sich der Saal. Es war drückend heiß, obwohl bereits Abend war und mehrere Ventilatoren angebracht worden waren. Andrea hatte das Gefühl, dass die Ventilatoren die heiße Luft bloß hin und her schoben, statt wirklich zu helfen.
Werner sah, dass sie sich mit einem Taschentuch ein paar Schweißperlen von der Stirn tupfte. Fürsorglich fächerte er ihr mit einer Broschüre etwas Luft zu.
Dankbar lächelte Andrea. »Lieb von dir. Es ist wirklich furchtbar heiß. Normalerweise liebe ich den Sommer ja, aber diesmal freue ich mich schon beinahe auf den Herbst oder zumindest auf ein paar regnerische Tage, die hoffentlich irgendwann wieder kommen.«
»Wem sagst du das!«, seufzte er. »Du bist nicht die Einzige, die darunter leidet.«
Tatsächlich sah man überall im Hörsaal Leute, die sich Schweiß von der Stirn wischten. Es war ein besonders heißer Sommer, unter dem die Stadt seit Wochen ächzte.
Doch als die Vorträge begannen, dachte Andrea nicht mehr über die Hitze nach. Sie war ganz konzentriert auf die interessanten und lehrreichen Themen.
Ein Vortragender ging beispielsweise auf die Gefahren von Flughafen-Malaria ein: Viele Menschen dachten, man könnte sich nur in tropischen Ländern Malaria infizieren, doch tatsächlich war eine Infektion in manchen Fällen auch durch eingeschleppte Moskitos möglich. Die Insekten konnten versehentlich im Gepäck mittransportiert werden und so auf deutsche Flughäfen gelangen. Das kam zwar nicht sonderlich häufig vor, doch da es immer mehr Flugreisen gab, stieg auch das Risiko einer solchen Infektion.
Andrea nickte, während sie dem Vortrag lauschte; sie war selbst einmal mit einem Fall von Flughafen-Malaria konfrontiert gewesen.
Das nächste Thema waren Parasiten, die man sich im Ausland einfangen konnte, beispielsweise durch verschmutztes Trinkwasser, halb gegarte Fleisch- und Fischspeisen oder das Baden in Flüssen und Seen. Andrea war eigentlich hart im Nehmen, sonst hätte sie ihren Beruf als Notärztin auch gar nicht ausüben können, doch bei manchen der Schilderungen stellten sich ihr die Nackenhaare auf.
Anschließend war Miriam an der Reihe. Unwillkürlich richtete sich Andrea weiter auf, um ihre Freundin besser sehen zu können. Die junge Frau trat vors Publikum und rief ihre Präsentation auf dem Bildschirm auf.
Anerkennend stellte Andrea fest, wie selbstsicher Miriam auftrat. Früher hatte sie eher schüchtern gewirkt, doch sie hatte sich wirklich gemacht. Andrea war stolz auf sie, denn sie wusste, wie viel Überwindung es Miriam früher gekostet hätte, vor Menschen zu sprechen. Die beruflichen Erfolge, die sie als Biologin zu verzeichnen hatte, hatten ihr Selbstbewusstsein verliehen.
In ihrem klassischen, aber figurbetonten Kostüm, das sie mit einer zarten Seidenbluse kombiniert hatte, wirkte sie kompetent und professionell, ohne jedoch ihre feminine Seite zu verleugnen. Die honigblonden Haare hatte sie locker hochgesteckt, was nicht nur sehr vorteilhaft bei den heißen Temperaturen war, sondern auch ihren schlanken Hals und die schöne Nackenlinie betonte.
Doch gleich darauf bekam Miriams Selbstsicherheit einen kleinen Dämpfer. Alexander sprach ein paar einführende Worte zu Miriams Vortrag, dann überreichte er ihr das Mikrofon. Andrea seufzte unwillkürlich. Den meisten Anwesenden war das sicher nicht aufgefallen, doch sie kannte Miriam gut genug, um zu bemerken, wie eingeschüchtert die junge Frau plötzlich war. Sie errötete leicht und wich Alexanders Blick aus. An ihrem Hals bildeten sich sogar ein paar hektische rote Flecken, wie immer, wenn sie sehr aufgeregt war.
***
Miriam schluckte. Ihr Mund war plötzlich trocken geworden. Gerade noch war sie ihren Vortrag in Gedanken durchgegangen und hatte sich gut vorbereitet gefühlt. Doch nun, als sie Alexander gegenübertrat, war ihr Kopf mit einem Mal wie leer gefegt.
Seine wunderschönen blauen Augen blickten unbeschwert drein; er bemerkte gar nicht, wie es ihr ging und wie nervös seine Nähe sie machte. Seit Jahren war sie heimlich in ihn verliebt, doch er hatte keine Ahnung davon. Das war auch gut so; wenn er es wüsste, würde sie wohl vor Scham im Boden versinken.
Was würde er wohl denken, wenn er es eines Tages bemerkte? Im schlimmsten Fall würde er sich über sie lustig machen. Im günstigsten Fall hingegen würde er die Sache dezent übergehen, doch sie könnte ihm niemals wieder in die Augen blicken, weil ihr die Sache so entsetzlich peinlich wäre.
Als er ihr das Mikrofon hinhielt, nahm sie es zögerlich entgegen. Für einen winzigen Moment berührten sich dabei ihre Finger, und es war, als hätte die Berührung seiner Haut einen leichten, prickelnden Stromstoß durch ihren Körper gejagt. Für einen Moment schloss Miriam die Augen und biss sich auf die Unterlippe.
Doch dann atmete sie rasch durch. Alle Augen waren auf sie gerichtet. Sie musste sich jetzt zusammenreißen. Miriam räusperte sich leise, dann trat ein freundlich-professionelles Lächeln auf ihre Lippen. Sie vermied es, noch einmal zu Alexander zu sehen; sein Anblick hätte sie bloß noch nervöser gemacht. Stattdessen konzentrierte sie sich auf das, womit sie sich auskannte: ihr Fachwissen und ihren Vortrag.
Sie sprach über Zoonosen, also Infektionskrankheiten, die von Tier zu Mensch und umgekehrt übertragbar waren. Zu diesem Thema hatte sie erst kürzlich eine Forschungsarbeit geschrieben, die von der Fachpresse hoch gelobt wurde. Die Unsicherheit, die sie gerade noch empfunden hatte, verflog.
Im Publikum entdeckte sie die Bergens. Andrea und Werner lächelten ihr aufmunternd zu. Miriam war froh, dass die beiden zum Vortrag gekommen waren.
Doch trotz allem konnte sie Alexander nicht ganz ausblenden. Nach einer Weile begann ihr Blick, immer wieder zu ihm zu wandern, ohne dass sie es wollte. Aus den Augenwinkeln musterte sie ihn ganz unauffällig. Er stand am Rand und beachtete sie überhaupt nicht. Stattdessen unterhielt er sich leise mit einer anderen Kollegin.
Ob es sich um rein fachliche Gespräche handelte? Oder … verstanden die beiden sich etwa gut miteinander? Womöglich flirteten sie miteinander! Diese Gedanken schossen Miriam durch den Kopf, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte.
Soweit sie wusste, war Alexander Single. Hätte er je von einer Freundin gesprochen, hätte sie es mit Sicherheit mitbekommen, denn wann immer sie ihn hörte oder bei der Arbeit Zeugin eines Gesprächs über ihn wurde, wurde sie sofort hellhörig.
Doch natürlich war ihr bewusst, dass sich dieser Zustand jederzeit ändern konnte. Vielleicht hatte er gestern jemanden kennengelernt oder würde morgen auf eine nette Frau treffen, die ihm gefiel. Er war sehr gut aussehend und hatte mit Sicherheit keine Probleme, Frauen kennenzulernen, wenn er das wollte. Ganz im Gegenteil; häufig hatte Miriam sogar gesehen, dass Studentinnen oder Kolleginnen ihm eindeutig hinterhergeblickt hatten. Seine Wirkung auf die Damenwelt war unbestreitbar.
Dass er dennoch immer noch alleinstehend war, lag wohl vor allem daran, dass er wenig Zeit für ein Privatleben fand. Ebenso wie Miriam verbrachte er viele Stunden des Tages an der Uni. Die Arbeit war ihm wichtig. Vermutlich kam er einfach selten dazu, auszugehen und Hobbys nachzugehen.
Aber was, wenn er sich während der Arbeit verliebte? Beispielsweise in Frau Hofer, mit der er sich jetzt gerade leise unterhielt?
Bei der Vorstellung verhaspelte sich Miriam. Für einen Moment verlor sie den Faden und wusste nicht mehr, was sie sagen wollte. Ihre Handflächen wurden schweißnass.
Doch dann begegnete ihr Blick Andreas. Die Notärztin nickte ihr aufmunternd zu. Miriam gewann ihre Fassung wieder. Sie atmete noch einmal tief durch und wiederholte den Satz, an dem sie gerade gescheitert war. Während des restlichen Vortrags achtete sie strikt darauf, Alexander nicht mehr anzusehen.
***
»Das war großartig«, sagte Andrea anschließend begeistert. »Vieles war mir schon bekannt, klar, aber ich habe auch viel Neues gelernt. Und du hast sehr gut vorgetragen, Miriam. Klar, deutlich und verständlich.«
Werner schloss sich der Meinung seiner Frau nickend an. »Ich fand es auch sehr interessant.«
Miriam lächelte. »Danke, ihr zwei. Das freut mich sehr. Wenn ich daran denke, wie unfassbar nervös ich vor einigen Jahren noch war, wenn ich in der Schule und dann an der Uni Referate halten musste … Mittlerweile ist das ganz alltäglich für mich.«
»Wir wollen noch etwas trinken gehen. Vielleicht in eine Wein- oder Cocktailbar. Der Abend ist schließlich noch jung. Komm doch mit!«, schlug Andrea vor.
Miriam warf einen sehnsüchtigen Blick zu Alexander. Ob er wohl auch noch ausging? Vielleicht ließ er sich von einer der Frauen dazu überreden, die gerade um ihn herumstanden und ihn zur gelungenen Vortragsreihe beglückwünschten: Professorinnen, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und sogar einige Studentinnen.
Dann seufzte sie. Was brachte es, darüber nachzudenken? Wenn er mit einer der Damen in eine Bar gehen wollte, lag es nicht in ihrer Macht, etwas daran zu ändern. Mit ihr würde er jedenfalls nicht ausgehen, weil sie zu feige war, um ihn um eine Verabredung zu bitten.
Andreas Blick war mitfühlend. Miriam errötete: Sie hatte beinahe vergessen, die Frage der Notärztin zu beantworten. »Klar, ich komme gerne mit«, beeilte sie sich zu sagen. »Gebt mir nur einen Moment, dann können wir los.«
Sie legte rasch das Namensschild ab, das vorne an ihre Bluse gepinnt gewesen war, und schnappte sich ihre Handtasche. Als sie an Alexander vorbeiging, rief er ihr freundlich hinterher: »Guter Vortrag!«
Sie schaute ihn nicht einmal an, sondern murmelte nur ein paar Dankesworte. Mit gesenktem Kopf lief sie weiter. Ihre Wangen waren bei seinen Worten so rot geworden, dass es ihr peinlich gewesen wäre, wenn er sie nun direkt angesehen hätte.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie beeilte sich, möglichst rasch zu den Bergens zurückzukehren. Als sie ins Freie hinaustraten, atmete sie die warme Abendluft tief ein. Beklommen fragte sie sich, ob Alexander je diese Wirkung auf sie verlieren würde und ob sie lernen würde, ihm ganz normal gegenüberzutreten.
***
Werner suchte eine gemütliche Cocktailbar aus. Auch hier arbeiteten die Ventilatoren auf Hochbetrieb, obwohl es bereits später Abend war. Andrea, Miriam und Werner suchten sich einen kleinen Ecktisch aus. Werner bestellte einen Martini, die Damen jeweils einen Caipirinha.
»Wie geht es denn Franzi?«, fragte Miriam interessiert. »Die wird ja langsam eine richtig große Dame, oder?«
Werner schmunzelte. »Das denkt sie zumindest. Manchmal betont sie, wie groß und erwachsen sie schon ist – hauptsächlich dann, wenn es darum geht, mehr Freiheiten auszuhandeln. Aber im Grunde genommen ist sie im Herzen doch noch ein Kind, unser kleines Mädchen.«
Andrea nickte lachend. »Oh ja, mit ihren zwölf Jahren steht sie am Beginn der Pubertät. Da wird bestimmt noch einiges auf uns zukommen. Drück uns die Daumen, dass alles glimpflich abläuft! Eine andere Freundin hat mir neulich Horrorgeschichten von ihrem pubertierenden Jungen erzählt, dessen größtes Hobby es neuerdings ist, seine Umgebung zu terrorisieren.«
Sie unterhielten sich eine Weile über das Familienleben der Bergens und die Urlaubspläne, die sie schmiedeten. Doch als Werner sich kurz verabschiedete und in Richtung der Toiletten verschwand, nutzte Andrea die Gelegenheit, um ein ganz anderes Thema anzuschneiden.