Notärztin Andrea Bergen 1320 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1320 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

Wie unzählige Male zuvor haben sich Zoe und ihr guter Freund Oscar mit ihren Mountainbikes aufgemacht, um sich auf dem Waldparcours auszutoben. Doch während die beiden querfeldein über Baumstämme und andere Hindernisse jagen, wird der jungen Zoe immer wieder seltsam schwindelig. Oscar ahnt davon nichts - und deshalb tritt Zoe umso kräftiger in die Pedale. Niemand soll wissen, was an ihrer schlechten Kondition und ihrer Kurzatmigkeit schuld ist, vor allem Oscar nicht, der schrecklich enttäuscht von ihr wäre ...

Doch wenig später bricht Zoe zusammen. Ihr Herz rast, als wollte es ihr aus der Brust springen, und der Atem wird ihr knapp und knapper!

Während Oscar verzweifelt den Notruf wählt, ist Zoe sicher, sterben zu müssen - und so für das zu büßen, was sie ihrem Körper, wider besseres Wissen, über Monate und Wochen angetan hat ...

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Tu nichts, was du morgen bereust

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Syda Productions

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4354-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Auf dem Mountainbike-Parcours, mitten im Sandelinger Forst, ist die junge Zoe Köhler von einem Moment zum anderen zusammengebrochen! Und mein Entsetzen war groß, als mir klar wurde, was zu ihrem Zusammenbruch geführt hat: ein Schlaganfall – mit gerade mal Anfang zwanzig!

Inzwischen ringen meine Kollegen von der Neurologie um Zoes junges Leben – und ich habe die traurige Pflicht, ihren Vater Wolfgang, mit dem ich seit Langem befreundet bin, über das Schreckliche zu informieren! Ihn wird diese Nachricht zutiefst schockieren, denn seit dem Tod seiner Frau vor vielen Jahren ist Zoe Wolfgangs Ein und Alles, sein Augenstern!

Aber mein Verdacht, was zu Zoes Schlaganfall geführt hat, wird Wolfgang dann vollends den Boden unter den Füßen wegziehen und seine kleine, bislang heile Welt in Trümmer legen. Und doch darf ich nicht schweigen, wenn ich Zoe helfen will …

»Gleich ist es vorbei«, sagte Dr. Wolfgang Köhler freundlich, während er die Spritze für die Impfung vorbereitete. »Nur ein kleiner Piks, und dann ist auch schon alles überstanden.«

Das kleine Mädchen, das mit baumelnden Füßen auf der Behandlungsliege saß, wirkte ganz und gar nicht beruhigt. Tränen schimmerten in ihren großen braunen Augen, und ihre Lippen zitterten. Ängstlich starrte sie die Spritze an, als handelte es sich dabei um etwas furchtbar Gefährliches.

»Ach, schau mal!«, rief der Kinderarzt und deutete mit dem Kopf zum Fenster. »Siehst du den kleinen Vogel, der da draußen sitzt? Ein Rotkehlchen. Ich könnte schwören, es hat dir gerade zugezwinkert.«

Der Kopf des Mädchens fuhr herum. Aufgeregt spähte sie aus dem Fenster und betrachtete das Vögelchen, das außen am Fensterbrett saß und ein wenig hin und her hüpfte. Schmunzelnd gab Wolfgang ihr die Spritze, ohne dass sie darauf reagierte. Sie war so abgelenkt, dass sie den kleinen Stich gar nicht richtig bemerkte.

»So, das war es schon«, verkündete er fröhlich und klebte ein rosa Pflaster mit Prinzessinnenmotiv auf ihren schmalen Arm. »War doch halb so wild, nicht wahr?«

Verblüfft schaute die Kleine ihren Arm mit dem Pflaster an. Für einen Moment schien sie zu überlegen, ob sie nun doch noch weinen sollte, doch dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Rotkehlchen vor dem Fenster zu.

»Ich kann kaum glauben, wie einfach das ging«, gestand die Mutter des Mädchens lächelnd. »Normalerweise bedeutet so etwas bei ihr immer ein riesiges Drama.«

Wolfgang Köhler grinste. »Ich hatte auch Unterstützung. Das Rotkehlchen ist genau im richtigen Moment aufgetaucht.«

Seine Arbeit als Kinderarzt bereitete ihm viel Freude, ganz besonders, wenn die Behandlungstermine ohne Tränen vonstattengingen. Kindern zu helfen war immer schon sein Traum gewesen.

Gut gelaunt verabschiedete er sich wenig später von seiner kleinen Patientin und deren Mutter. Dann machte er sich daran, seine Sachen zu packen.

»Vergessen Sie nicht wieder Ihren Autoschlüssel«, rief ihm seine Sprechstundenhilfe lachend zu.

»Was täte ich nur ohne Sie, Frau Hofer?«, seufzte er und steckte rasch den Schlüssel ein, der noch auf dem Tisch neben seinem Computer gelegen hatte.

Und schon war er so schnell durch die Tür verschwunden, dass ihm gar nicht auffiel, wie verträumt sie ihm hinterhersah. Er hatte es eilig, nach Hause zu kommen, denn er hatte noch etwas vor: Er wollte ein leckeres Essen für seine Tochter kochen, bevor diese von der Uni kam. Normalerweise übernahm meist Zoe das Kochen, doch sie arbeitete gerade fleißig auf ihren Studienabschluss hin und vergrub sich meist bis spät abends in Fachbüchern. Darum wollte er sie so gut wie möglich entlasten.

Ein raffiniertes Gericht traute er sich allerdings nicht zu. Resignierend schüttelte er den Kopf über sich selbst und konnte sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen: Schon seit so vielen Jahren schlug er sich als alleinerziehender Vater durchs Leben und hatte es gelernt, sich um den gesamten Haushalt allein zu kümmern, doch mit dem Kochen stand er nach wie vor auf Kriegsfuß.

Auch jetzt dauerte es keine zehn Minuten, bis die Küche einem Schlachtfeld ähnelte. Brodelnd kochte das Nudelwasser über und tropfte laut zischend auf die heiße Herdplatte. Während Wolfgang verzweifelt versuchte, der Lage Herr zu werden, spritzte bereits die Tomatensoße auf den weißen Fliesenspiegel hinter dem Herd.

»Oh, Papa, was machst du denn da?«, rief Zoe lachend aus.

Wie ein Wirbelwind kam die junge Frau zur Tür herein, warf ihre große schwere Tasche auf einen Stuhl und drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange, während sie das Chaos am Herd kritisch beäugte.

»Ich wollte heute zur Abwechslung mal das Kochen übernehmen«, sagte er etwas zerknirscht. »Du arbeitest doch zurzeit so fleißig an deiner Masterarbeit, mein Mäuschen. Da musst du etwas Vernünftiges in den Bauch bekommen, um bei Kräften zu bleiben.«

Sie nahm ihm den Kochlöffel aus der Hand und bemühte sich um Schadensbegrenzung.

»Lieb von dir, Papa. Aber ich fürchte, wenn du kochst, müssen wir anschließend beide in die Notaufnahme. Und wer kümmert sich dann um meine Masterarbeit?«, scherzte sie liebevoll.

Er schnaubte in gespielter Empörung, musste dann aber schmunzeln.

»Na schön, du kleiner Hausdrachen. Dann decke ich jetzt den Tisch. Dabei kann ich kein Unheil anrichten.«

Während sich Zoe um das Essen auf dem Herd kümmerte und rettete, was zu retten war, setzte Wolfgang seine Ankündigung in die Tat um. Wenig später saßen sie gemeinsam bei Tisch und ließen sich die Nudeln mit Tomatensoße schmecken.

Lächelnd betrachtete Wolfgang seine Tochter, als diese von der Uni und ihren Fortschritten mit der Abschlussarbeit erzählte. Ihre blauen Augen funkelten munter und lebhaft. Eifrig gestikulierte sie, als sie von ihren großen Plänen erzählte: Nach Abschluss des Journalistik-Studiums wollte sie sich bei einigen großen Zeitungen und Magazinen um ein Volontariat bewerben und hoffte auf eine spannende und tolle Stelle. Ihr unerschütterlicher Optimismus und ihre gute Laune waren ansteckend.

Die viele Energie hatte sie eindeutig von ihrer Mutter, Wolfgangs Exfrau, geerbt. Silke hatte ebenfalls ein so lebhaftes Funkeln in den Augen und eine so lebensfrohe Ausstrahlung besessen.

Es war unendlich schade, dass Zoe ihre Mutter nie kennengelernt hatte. Silke war bei der Geburt des Mädchens verstorben. Ihr Tod hatte Wolfgang in tiefe Verzweiflung gestürzt, doch Aufgeben war nie eine Option gewesen. Immerhin war er nicht mehr bloß für sich allein verantwortlich, sondern auch für seine kleine Tochter, die auf ihn angewiesen war. Dieser Gedanke hatte ihm die nötige Kraft verliehen, mit dem Kummer fertigzuwerden.

Es war nicht immer leicht gewesen, als alleinerziehender Vater für alles verantwortlich zu sein. Doch er konnte mit Stolz behaupten, dass Zoe und er gut zurechtkamen. Seine oberste Priorität war es seit jeher gewesen, dass es dem Mädchen an nichts fehlte.

»So, ich setze mich dann wieder an meine Masterarbeit«, kündigte sie nach dem Essen an. »Ich räume bloß noch schnell den Geschirrspüler ein.«

»Untersteh dich«, sagte er schmunzelnd. »Das erledige ich. Du kannst dich auf deine Arbeit konzentrieren.«

Mit diesen Worten scheuchte er sie aus dem Esszimmer. Zoe hat es mir immer leicht gemacht, dachte er liebevoll. Sie war ein braves und vernünftiges Mädchen und hatte ihm nie wirklich Sorgen bereitet. Streit gab es bei ihnen so gut wie nie. Fleißig hatte sie sich in Schule und Studium um gute Noten bemüht, hielt sich von schlechten Einflüssen fern und verfolgte zielstrebig ihre Träume.

Manchmal fragte er sich, wie er bloß solches Glück hatte haben können – und manchmal überlegte er, ob es vielleicht eine Art Ausgleich war: Das Schicksal hatte ihm seine Frau genommen und ihm damit einen Schmerz bereitet, an dem er beinahe zerbrochen wäre. Doch dafür hatte es ihm eine wunderbare, perfekte Tochter geschenkt, die der Sonnenschein seines Lebens war.

***

Zoe ließ sich auf einen Stuhl in der Mensa fallen. In der Hand hielt sie einen Pappbecher mit Kaffee, schon den vierten heute. Die letzte Phase ihres Studiums war anstrengend und aufreibend gewesen, und sie hatte viel zu wenig Schlaf bekommen.

Ihren Freunden ging es nicht anders. Miriam, die zu ihrer Linken saß, sah normalerweise aus wie das blühende Leben, doch nun lagen dunkle Ringe unter ihren Augen. Ihr bester Freund Oscar hingegen sah zwar beneidenswert gut aus, gähnte nun aber herzhaft.

»Diese Uni bringt mich noch um«, stöhnte Miriam und raufte sich die brünetten Locken. »In meinem nächsten Leben verzichte ich aufs Studieren.«

Zoe stieß sie sanft mit dem Ellenbogen an. »Ach was, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Und nun haben wir es hinter uns«, sagte sie aufmunternd.

Miriam verbarg das Gesicht in den Händen, sodass ihre Stimme dumpf klang.

»Im Idealfall. Wenn wir bestanden haben. Aber was, wenn unsere Masterarbeiten schlecht benotet werden?«

»Das wird nicht passieren«, antwortete Zoe energisch. »Wir haben uns doch so große Mühe gegeben.«

Oscar klaute ihren Kaffeebecher und trank einen großen Schluck, ohne auf ihren Protest zu achten. Gut gelaunt grinste er sie dann an.

»Wie kann man so früh am Morgen nur so schrecklich optimistisch und fröhlich sein?«

Sie schnipste mit dem Finger gegen seine Stirn. »Gib’s zu, das magst du doch an mir«, sagte sie grinsend.

Seine blauen Augen strahlten sie an. »Stimmt. Und nicht nur diese Eigenschaften.«

Alle drei hatten sie vor Kurzem ihre Abschlussarbeiten abgegeben und warteten nun darauf, dass diese benotet wurden. Wenn alles gut ging, waren sie mit dem Studium beinahe fertig und konnten bald ins Arbeitsleben starten.

Zoe war einerseits aufgeregt, andererseits bedauerte sie es, dass dieser Abschnitt ihres Lebens vermutlich bald vorbei sein würde. Außerdem quälte sie trotz ihrer optimistischen Bemerkung ein leiser Zweifel: Was, wenn sie nicht erfolgreich genug gewesen war und eine schlechte Note einheimsen würde?

»Hey, ist das nicht der Typ, den du so toll findest?«, wisperte Miriam ihr zu und riss sie damit aus ihren Gedanken.

Zoe zuckte zusammen und sah sich hektisch um. Tatsächlich, da war Jonas! Mit einer Gruppe von Freunden hatte er gerade die Mensa betreten und steuerte einen freien Tisch am anderen Ende des Raumes an.

Verstohlen blickte Zoe ihm nach. Ihr Herz schlug höher, wie immer, wenn sie ihn sah. Auf ihren Wangen breitete sich eine zarte Röte aus.

Wie gut er wieder aussah! Seine dunklen Haare waren lässig gestylt und erweckten in ihr den heimlichen Wunsch, mit den Fingern hindurchzustreichen. Sie wusste, dass er aus einer wohlhabenden Familie stammte, und ein wenig merkte man das seiner Kleidung an. Er war immer geschmackvoll und hochwertig gekleidet.

Schon lange war sie heimlich in ihn verliebt. Wenn sie ihn in Vorlesungen sah, schmachtete sie ihn aus der Ferne an. Doch er hatte sie wohl noch überhaupt nicht bemerkt, und das konnte sie ihm nicht verübeln. Schließlich hatte sie noch nicht den Mut gefasst, ihn anzusprechen.

»Was, dieser Lackaffe?«, fragte Oscar und runzelte skeptisch die Stirn.

Zoe wurde rot. »Pst, nicht so laut!« Sie nahm ihm den Kaffeebecher weg und funkelte ihn herausfordernd an. »Du bist doch bloß eifersüchtig, weil alle Mädchen in Jonas verknallt sind.«

Oscar grinste frech. »So weit kommt es noch. Weißt du, eigentlich kann ich mich auch nicht über einen Mangel an weiblicher Aufmerksamkeit beschweren.«

»Da hat er nicht unrecht«, gab Miriam zu bedenken. »Letztens erst habe ich auf dem Campus zwei Mädchen gehört, die sich über Oscar unterhalten haben.«

Zoe verdrehte die Augen. Sie wusste, dass das stimmte: Oscar war ein ganz anderer Typ als Jonas, hatte aber einen ganz eigenen jungenhaften Charme. Seine blonden Haare fielen ihm zerzaust und etwas zu lang in die Stirn. In seinen blauen Augen lag meist ein vergnügtes Funkeln, das es einem unmöglich machte, ihm böse zu sein. Doch trotzdem bemühte sie sich um eine strenge Miene: Niemand bezeichnete Jonas in ihrer Gegenwart ungestraft als »Lackaffen«!

»Leute! Habt ihr schon gesehen? Die Noten für die Abschlussarbeiten stehen online!« Joline, eine Kommilitonin, kam mit flammend roten Wangen und leuchtenden Augen in die Mensa gestürmt und winkte mit ihrem Smartphone.

Einen Herzschlag lang war es völlig still, alle starrten Joline an. Dann brach hektische Betriebsamkeit los. Alle Studenten kramten eilig nach ihren internetfähigen Handys, tippten hektisch darauf herum und loggten sich auf der Homepage der Uni ein.

Zoes Hände zitterten, sodass sie sich zweimal vertippte, als sie ihre Zugangsdaten eingab. Während ringsumher ihre Kommilitonen jubelten oder schimpften, als sie ihre Noten sahen, breitete sich ein flaues Gefühl in ihrem Magen aus. Endlich erschienen ihre Ergebnisse auf dem Monitor.

»Ich habe bestanden – mit Auszeichnung«, stammelte sie, als sie die Note endlich sehen konnte.

Vor Freude und Erleichterung wurde ihr ganz schwindelig. Jetzt erst bemerkte sie, wie angespannt sie insgeheim gewesen war. Doch nun stand einer erfolgreichen Karriere als Journalistin nichts mehr im Wege! Sie konnte es kaum erwarten, ihrem Vater davon zu erzählen. Bestimmt würde er richtig stolz auf sie sein.

Auch Miriam und Oscar hatten gute Noten erhalten und das Studium erfolgreich abgeschlossen. Miriam legte ein ausgelassenes Freudentänzchen hin. Oscar riss Zoe stürmisch in die Arme und wirbelte sie im Kreis herum.

»Loslassen, du bringst mich ja um«, kicherte sie vergnügt, doch der Protest klang nicht ernst.

Das Glück prickelte in ihrem Bauch wie Champagner. Vor lauter Überschwang erwiderte sie Oscars Umarmung so fest, als wollte sie ihn erdrücken, und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Es war bloß ein harmloses Küsschen, doch verdattert hielt Oscar inne und sah sie überrumpelt an.

»Das muss gefeiert werden!«, kündigte Joline lautstark an. »Ich gebe eine große Party, und ihr seid alle eingeladen.«

»Ich weiß nicht so recht.« Zoe zögerte. »Partys sind eigentlich nicht wirklich mein Ding.«

Doch Miriam wollte sich damit nicht abfinden. Als Joline vorbeikam, zog sie sie am Ärmel. »Joline, sag mal, wird Jonas auch zu deiner Party kommen?«, fragte sie direkt.

Zoe verschluckte sich fast und lief rot an. Wie gut ihr Jonas gefiel, sollte doch niemand wissen!

Joline nickte fröhlich. »Klar, der lässt sich doch keine Feier entgehen. Und was ist mit euch? Kann ich auch mit euch rechnen?«

»Zoe, das ist die Gelegenheit!«, flüsterte Miriam. »Die Zeiten, in denen du Jonas regelmäßig in den Vorlesungen siehst, sind jetzt vorbei. Vielleicht ist das deine letzte Chance, ihm näherzukommen.«

Zoe blickte verstohlen zu Jonas hinüber. Miriam hatte recht: Die Party war eine Gelegenheit, die sie sich nicht entgehen lassen sollte. Jahrelang hatte sie Jonas aus der Ferne angehimmelt und war zu schüchtern gewesen, um ihn anzusprechen. Wenn sie nun nicht zur Feier ging, würde sie das vielleicht ewig bereuen.

Entschlossen nickte sie. »In Ordnung, lass uns dorthin gehen und unseren Abschluss feiern!«

***

Missmutig kickte Oscar einen Stein über den Gehweg, als er sich wenig später auf dem Heimweg befand. Natürlich freute er sich über seine gute Abschlussnote und auch auf die Party, doch etwas anderes bedrückte ihn.

Auf seiner Wange meinte er immer noch Zoes zarten, unschuldigen Kuss zu spüren. Wenn seine beste Freundin nur wüsste, was für Gefühle sie in ihm auslöste! Am liebsten hätte er den Kopf einfach ein wenig gedreht, sodass ihr Kuss seine Lippen getroffen hätte. Er sehnte sich so sehr nach ihr, dass es schmerzte.

Schon lange war er heimlich in sie verliebt, doch sie hatte davon nicht die geringste Ahnung. Unglücklich seufzte er und trat ein weiteres Kieselsteinchen über den Asphalt. Er hatte wohl schon hundert Mal kurz davorgestanden, es ihr zu sagen, doch er wollte die Freundschaft nicht gefährden.

Und was für einen Sinn hätte es, ihr seine Gefühle zu gestehen? Dass sie ihn bloß als guten Freund sah, stand für ihn fest. Schließlich hatte sie nur Augen für diesen Jonas.

»Was findet sie bloß an diesem Lackaffen?«, knurrte er übellaunig vor sich hin.