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Marlis, eine Studentin aus Freiburg, fährt zu einer einsamen Hütte im Schwarzwald, um mit Michi, ihrer neuen großen Flamme, ein romantisches Adventswochenende zu verbringen. Während sie wie verabredet in der Hütte wartet und Vorbereitungen trifft, lassen Geräusche ihre Ängste steigen. Wann kommt endlich Michi? Die Short Story im Umfang von 14 Normseiten ist der Sammlung »Krimi-Reise Reloaded« entnommen. Der Kurz-Krimi wurde bei Knaur erstveröffentlicht.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Inhaltsverzeichnis
Über dieses Buch:
Notschrei
Über den Autor
Impressum
»Notschrei« - ein Weihnachtskrimi, mit dem Rudy Namtel über einen Wettbewerb seinen Einstieg in die Welt von Droemer Knaur beschritt. Die Story erschien erstmalig in der eBook-Anthologie »Schneeflöckchen, Bluttröpfchen«.
Marlis, eine Studentin aus Freiburg, fährt zu einer einsamen Hütte im Schwarzwald, um mit Michi, ihrer neuen großen Flamme, ein romantisches Adventswochenende zu verbringen. Während sie wie verabredet in der Hütte wartet und Vorbereitungen trifft, lassen Geräusche ihre Ängste steigen. Wann kommt endlich Michi?
Die Story ist auch in der Sammlung »Krimi-Reise Reloaded« enthalten.
Marlis schleuderte ihre Reisetasche durch die geöffnete Fahrertür auf den Rücksitz. Ihr Blick ging noch einmal zum Himmel. Mach keinen Mist, Petrus. Schnee kann ich jetzt nicht gebrauchen, noch nicht. Warte noch ein paar Stunden, aber dann darfst du – nein, musst du – loslegen. Ihr Stoßgebet war tatsächlich nicht hörbar. Sie klemmte sich hinters Steuer ihres Polos, legte den Zettel mit der handschriftlichen Wegbeschreibung auf den Beifahrersitz und startete durch.
Die letzten Häuser von Freiburg verschwanden bald aus dem Rückspiegel. Michi, ich komme! schoss es ihr durch den Kopf. Michi! Sie fühlte Hitze aufsteigen. Das Herz schien zu rasen. Sie konnte es nicht erwarten – nein, nicht „es“ –, sie konnte „ihn“ nicht erwarten. Kannten sie sich nicht schon eine Ewigkeit? Es schien ihr fast so, dabei war es erst drei Wochen her. Klar – so präsent, als wäre es erst gestern gewesen. Dem Weihnachtsmarkt sei Dank! Am Vorabend des ersten Advents war sie gemeinsam mit Biggi hingegangen. Die beiden Freundinnen hatten sich von der festlich-gemütlichen Stimmung einfangen lassen, hier und da gestöbert, dies und das probiert. Es war schon lange dunkel, als sie gemeinsam mit einigen Kommilitonen, die sie zufällig getroffen hatten, vor einer der Weihnachtsbuden standen und ihre Hände an den gefüllten Glühweinbechern wärmten. „Und zum Abschluss gehen wir ganz unweihnachtlich in die Disco, okay?“ Die Gruppe johlte zustimmend. Fröhlich und leicht angeheitert, stürmten sie in das lichtdurchzuckte, rhythmische Ambiente der zurzeit angesagtesten Location Freiburgs. Und da stand er! Ihre Blicke trafen sich. Diese geheimnisvollen Augen! Dieses vielversprechende Lachen! Es war um sie geschehen. Wie in einer Traumwelt tanzten sie in den Advent hinein. Erst vor drei Wochen!
Und jetzt freute sie sich auf ihr erstes gemeinsames Wochenende abseits der Stadt. Nur sie beide ganz allein. Irgendwo in der Einsamkeit. Ganz romantisch im Schnee. Das wird ein traumhafter vierter Advent. Mehr wollte sie sich erst einmal nicht zugestehen, aber in Wirklichkeit rechnete sie doch mit mehr. Schließlich hatte sie in ihrer Reisetasche nicht nur Kleidung für die Nacht und den nächsten Tag, sondern für volle fünf Tage eingepackt. Und dazwischen versteckt zwei hübsch verpackte Geschenke für ihren Michi. Vielleicht verlassen wir den Ort ja vor Weihnachten nicht. Keine Vermutung einer Möglichkeit, sondern innigste Hoffnung.
Zu blöd nur, dass wir nicht zusammen fahren können. Michi musste an diesem Samstag noch ein Verkaufsgespräch in einer Gemeinde am Bodensee führen. Er hatte ihr ein wenig von seinem Vertriebsjob für einen Landmaschinen-Hersteller erzählt. Und in diesem Fall ging es um eine Anschaffung, welche die Gemeinde auf genossenschaftlicher Basis für ihre Bauern tätigen wollte. Da zählte vor dem Jahresende mit seinem Haushaltsabschluss jeder Tag, das ließ sich nicht verschieben. Und damit die gemeinsame Zeit in der von Michi organisierten Hütte nicht an seiner späten Rückkehr nach Freiburg scheitern könnte, planten sie getrennte Anfahrten – sie von Freiburg und er aus der entgegengesetzten Richtung. Das würde schon klappen!
Na ja, doch gut, dass ich nicht auf ihn warten musste. Im Dunklen wär das hier bestimmt kein Spaß gewesen. Und dann noch Schnee dazu … Ihr Blick wanderte durch die Windschutzscheibe immer wieder hoch zum Himmel. Die graue Farbe verhieß für das Autofahren nichts Gutes, doch noch ließ sich keine Flocke blicken.