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Summertime in Arizona. Tag für Tag blickt Joe von seinem Arbeitsplatz in die große Ebene. Hitze, Eintönigkeit und Langeweile prägen sein Leben. Von hier wegkommen, zum Beispiel nach Kalifornien – das wär’s. Da hält ein weißer Ford Mustang … --- Die sommerliche Short Story - das »männliche« Gegenstück zu »Nicht mit mir, Rory!« vom selben Autor - hat einen Umfang von 12 Normseiten und ist der Sammlung »Summertime Blues in Love« entnommen. --- Die Geschichte wurde bei Knaur erstveröffentlicht. --- Leserstimmen: »Eine Geschichte wie aus einem Road Movie: Lakonisch, etwas zynisch, etwas banal und mit einer Spritze Ironie. ... gelungen umgesetzt!« --- »I got the Blues, I got the Blues, I got the Summerblues ... yeah.«
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Über dieses Buch
Tag für Tag blickt Joe von seinem Arbeitsplatz in die große Ebene Nord-Arizonas. Hitze, Eintönigkeit und Langeweile prägen sein Leben. Von hier wegkommen. Zum Beispiel nach Kalifornien – das wär’s. – Da hält ein weißer Ford Mustang …
Die Story ist das »männliche« Gegenstück zu »Nicht mit mir, Rory!« und der Sammlung »Summertime Blues in Love« entnommen.
Revised Version: Im Februar 2016 wurde die Story überarbeitet, um Rechtssicherheit im Bezug auf die Musikhintergründe zu erhalten.
Inhalt
Summertime Blues
Über den Autor
Impressum
JoeDalessandro schließt die Tür zum Verkaufsraum der Tankstelle wieder auf. Eigentlich hätte er die ganze Zeit in der Station sein müssen, aber diese zehn Minuten für einen kurzen Mittagsgang waren sicherlich in Ordnung. Wäre schon ein komischer Zufall, wenn genau in dieser Zeit Kundschaft gekommen wäre. Er könnte wohl eine Stunde fortbleiben, ohne dass er jemanden verpassen würde.
Er holt seine Wasserflasche hinter der Kasse hervor, geht wieder hinaus und greift sich einen der beiden vor dem Fenster stehenden Holzsessel, um sich hineinfallen zu lassen. Die Beine ausgestreckt, lässt er seinen Blick geradeaus nach Süden schweifen. Wie immer. Das also ist sein Land. Seine Heimat. So langweilig wie flach. Zum Kotzen. Sein Blick sucht den Horizont ab, ob er die Höhen Zentral-Arizonas erkennen kann. Na ja, wirklich viel höher als hier ist es dort auch nicht; aber auf jeden Fall nicht so topfeben. Sein Blick wandert vom Horizont wieder in gerader Linie über die eintönige Ebene zurück, bis er zuerst auf die Bahnlinie und dann auf die Interstate 40 trifft, die nur wenige hundert Meter von ihm entfernt verläuft. Dort rauscht die Welt an ihm vorbei, von links nach rechts, von Albuquerque kommend in Richtung Flagstaff und weiter nach Kalifornien. Oder eben in die andere Richtung.
Warum es seine Eltern ausgerechnet hierher nach Joseph City verschlagen hatte? Joe weiß es nicht. Jedenfalls eine nette Namensgleichheit. Na ja, der Ortsname hat wohl wenig damit zu tun, dass er selbst auch Joseph heißt; zum Zeitpunkt seiner Geburt wohnten seine Eltern noch irgendwo weiter im Osten. Sein italo-stämmiger Vater, den er nie wirklich kennengelernt hatte, hatte bei der Namenswahl wohl eher an den namensgleichen Schauspieler gedacht, der damals seine ersten Erfolge gefeiert hatte. Wie dem auch sei – er heißt Joseph und wohnt bei seiner Mutter in Joseph City, AZ.
Sein Äußeres, vor allem das fein geschnittene, schwarze Haar und sein von Natur aus dunkler Teint, verrät seine italienischen Wurzeln. Doch mit Italien oder irgendeiner anderen Gegend als Arizona hat er bisher wenig Erfahrung. Seine Kindheit und Jugend hat er hier in diesem Nest verbracht. Fahrten ins nahegelegene Holbrook gehörten schon zu den besonderen Ereignissen. Und Wochenendtrips nach Show Low im Süden oder Phoenix im Herzen Arizonas zählten als ausgiebige Urlaubsreisen.
Joe will mit seinen 25 Jahren hier raus. Raus aus dieser Hitze. Andere Gegenden und andere Menschen kennenlernen. Die bekannten Gesichter in diesem 1500-Seelen-Nest gehen ihm auf den Keks. Ja, vor fünf oder sechs Jahren war das noch anders. Er traf sich mit Kumpels am Freitag oder Samstag zum örtlichen Tanz im Nebensaal eines der beiden Restaurants. Sie hatten ihre gemeinsamen groben Späße oder baggerten die Ortsschönheiten an. Mittlerweile ist das jedoch alles im Sand verlaufen. Die damaligen Ortsschönheiten sind in festen Händen, fast alle bereits mit Trauschein. So ist das auf dem flachen Land. Und ob sie heute noch als Schönheiten gelten konnten – diese Frage drängt sich ihm schon lange auf. Er will nicht nur hier raus, er will auch eine Frau, die er liebt und die ihn liebt.
Mann, das wär’s! Hier heraus, und das mit einer wirklichen Schönheit!
Aus dem Lautsprecher der Musikanlage im Innern der Tankstelle tönt die Stimme Eddie Cochrans durch das Fliegengitter der Tür herüber.