Obacht: Nass - Edith Parzefall - E-Book

Obacht: Nass E-Book

Edith Parzefall

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Beschreibung

Mitten in Karos geschäftliche Krise platzt auch noch Martin Sander, der Bergführer ihrer Albträume. Seine jüngst geerbte Finca auf Teneriffa entpuppt sich allerdings als Lösung für Karos anderes Problem: ihrem verwitweten Schwager Ralf und seiner neuen Liebe Jenny zu einer märchenhaften Hochzeitsreise zu verhelfen. Gleichzeitig brechen senegalesische Flüchtlinge in einem alten Fischerboot zu den Kanarischen Inseln auf. Sobald Karo mit den Kindern in der zweiten Woche nachkommt, scheint über dem zauberhaften Idyll ein Fluch zu liegen. Ein Sturm fegt über die Insel, der das junge Glück in höchste Gefahr bringt und die Flüchtlinge vom Kurs ab. Voller Chaos, Drama, Spannung und Blödelei führt diese eigenständige Geschichte die Figuren aus "Obacht: Rutschig" in die nächste Etappe.

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Obacht: Nass

 

Adventure Trek 2

 

Edith Parzefall

 

Ursprünglich erschienen unter dem Titel Aschendödel 

Copyright © 2014 Edith Parzefall

Überarbeitete Auflage Copyright © 2016 Edith Parzefall

[email protected]

Ritter-von-Schuh-Platz 1, 90459 Nürnberg, Deutschland 

Lektorat und Umschlag: Kathrin Brückmann

Alle Rechte vorbehalten.

 

Kapitel 1

Karo Schenkenberg hätte ihren größten Kunden nicht als schleimige Kröte beschimpfen dürfen – auch wenn er sie in seinem Porsche begrapscht hatte. Kolossales Versagen. Sie klopfte mit dem Kugelschreiber gegen ihr Kinn und lehnte sich im Schreibtischstuhl zurück, um auf das dunkle Fenster in ihrem Arbeitszimmer zu starren. Das neue Jahr fing wirklich blendend an. Erste Amtshandlung: die Umsatzerwartung runterschrauben.

Sie fühlte sich wie ein Strafverteidiger, der sein Abschlussplädoyer vorbereitet, in der Hoffnung, einen Mandanten vor der Todesstrafe zu retten. Ha, ein Anwalt, der das Opfer eigenhändig ermordet hat. Okay, zu melodramatisch, aber trotzdem … Ihr Kostenprüfer und Steuerberater in Personalunion würde bestimmt auf Reduzierung der laufenden Kosten, sprich der Belegschaft, drängen. Donner grummelte zustimmend aus der Ferne.

Die Arme auf dem Schreibtisch gefaltet starrte sie die Tabelle auf ihrem Laptop an. Normalerweise schob sie keine wichtigen Angelegenheiten hinaus, aber in diesem Fall hatte sie bis zum letzten Abend gewartet, nur für den Fall, dass ein Wunder passierte und sich das Geschäft besserte. Hätte sie nur nicht mit dem Rauchen aufgehört. Jetzt könnte sie einen Sargnagel brauchen. 

Ein Blitz zerschnitt den Himmel. Sie schloss die Augen, sah aber immer noch den hellen, gezackten Strich. Ein Gewitter im Januar war sehr ungewöhnlich. Regen hatte vor einigen Tagen die dicke Schneedecke weggewaschen, und so hatte sie sich ein paar sonnige Tage erhofft, aber wohl vergeblich.

Ein weiterer Blitz erhellte den Abendhimmel und ließ die Bäume wie Scherenschnitte hervortreten. Sie wedelten im Wind mit den Ästen. Donner grollte, Hagel trommelte. Konnte es noch schlimmer werden?

Die Türglocke ertönte. Sie blickte auf die Computeruhr: 21:36. Wer zum Geier wollte so spät unangemeldet bei ihr vorbeischauen? Kurz überlegte sie, das Klingeln einfach zu ignorieren, aber vielleicht brauchte jemand Hilfe. Sie lief den Flur entlang zur Haustür und spähte durch den Spion. Ein großer Kerl hielt sich eine Jacke über den Kopf, um sich gegen die Hagelgeschosse zu schützen. Sein Anblick war ihr vertraut, hier aber völlig fehl am Platz.

Sie trat zurück und öffnete. Kein Zweifel. »Der leibhaftige Albtraum von Bergführer. Ich glaub’s nicht.« Was für eine Frechheit, hier so spät noch aufzutauchen. 

Martin Sander schenkte ihr ein reumütiges Lächeln. »Cara. Ich freu mich auch, dich zu sehen.«

»Es ist Monate her. Ich hätte nicht erwartet, dir noch einmal zu begegnen.«

»Darf ich reinkommen?«

Sie zog die Tür ganz auf und trat zur Seite. »Aber sicher. Bei dem Wetter würde ich keinen Hund draußen lassen.«

»Danke.« Er trat in den Flur.

Lächelnd gestand sie sich ein, dass sie sich freute, den verrückten Vogel wiederzusehen. Er hängte seine nasse Lederjacke an die Garderobe. Im Regenbogenlicht der Halogenlampen sah sie in seine bernsteinfarbenen Augen, die sie jetzt genauso intensiv musterten wie bei ihrer ersten Begegnung im Alpen-Gasthof. Mit kurz geschnittenen Haaren und glatt rasiert sah er allerdings weniger wie ein Grabräuber aus. Nur der angebrochene Schneidezahn verlieh ihm etwas Verwegenes.

»Was machst du hier? Du hättest wenigstens vorher anrufen können.«

»Spontaner Einfall. Wirf mich raus, wenn du willst.«

Sie öffnete die Tür. »Bis irgendwann mal.«

Martin legte den Kopf zur Seite und grinste schief. »Im Ernst?«

Karo lachte und schloss die Tür. »Nein, ich bin viel zu neugierig, was dich in meine Drachenhöhle verschlägt.« Dann erinnerte sie sich an die Umsatzerwartung, die sie noch abschicken musste. »Hör zu Martin, ich muss noch schnell was fertigmachen. Höchstens zehn Minuten. Im Kühlschrank ist Bier.« Sie zeigte zur Küchentür. »Mach’s dir bequem und lauf nicht weg.«

»Bier? Klasse. Ich hab schon befürchtet, du gehörst zu den Weinschmecker-Typen.«

Auf dem Weg zum Arbeitszimmer warf sie nur einen schnellen Blick über die Schulter: »Beleidige mich später, wenn ich mir deine Bonmots auf der Zunge zergehen lassen kann.«

»Na gut, dann beeil dich mit deinen Hausaufgaben.«

Zurück an ihrem Schreibtisch brauchte sie eine Minute, um die Geräusche aus der Küche auszublenden. Sie musste der Wahrheit ins kalte Auge blicken. Im schlimmsten Fall könnte sie Meisters Aufträge nicht durch die von neuen Kunden ersetzen.

Martin rief: »Hast du schon gegessen?«

Sie stöhnte. »Nein, aber ich hab Hunger. Machst du uns belegte Brote?«

Ein Kichern, dann: »Hab ’ne bessere Idee.«

Karo sah auf die Uhr: 21:44. Dann trug sie die reduzierte Umsatzerwartung in die Tabelle ein und funkelte die rote Zahl am Ende der Spalte böse an. Half alles nichts. Sie schickte das Dokument an ihren Steuerberater. Schon jetzt graute ihr vor dem morgigen Treffen.

Dabei hatte sie sich geschworen, ihrem Neffen und ihrer Nichte eine gesunde Firma zu hinterlassen. Sie seufzte bei der Erinnerung. Seit dem Tod ihrer Schwester Andrea waren Tommy und Lina ihre einzigen nahen Blutsverwandten. Eigene Kinder würde sie vermutlich nicht mehr bekommen – mit zweiundvierzig und ohne geeigneten Mann in Sicht. Andrea hatte das Haus ihrer Eltern geerbt und sie die Firma, die später ebenfalls an Tommy und Lina gehen sollte. Wenn sie wenigstens nicht die Hypothek für das Haus an der Backe hätte! Aber wenn man zur Firmung einen Bausparvertrag von den Eltern geschenkt bekam, ließ es sich kaum vermeiden, Eigenheimbesitzer zu werden. Wenigstens reichte die Miete, die sie für die Wohnung im ersten Stock bekam, um die Zinsen zu bezahlen. Doch ein Kredit wollte auch getilgt werden. Sie seufzte erneut. Hatte damals nach einer perfekten Investition ausgesehen. Jetzt könnte sie das Geld gut gebrauchen, um damit die Schenkenberg GmbH zu sanieren.

Obendrein blies ein Gewittersturm Martin Sander mitten in ihre geschätzte Privatsphäre. Es wurde Zeit herauszufinden, was er wollte. Zischende Geräusche und der Geruch von gedünsteten Zwiebeln und Knoblauch lockten sie in die Küche.

Martin stand am Ofen über eine große Pfanne gebeugt und lächelte. Sie konnte nicht sagen, was sie mehr verstörte, sein Tun oder sein Vergnügen daran. In Jeans und weißem Hemd sah er ganz anders aus als der zerknautschte Bergführer. Fast wie jemand, der zu ihrem normalen Leben gehörte – außer dass in dem nie Männer ihre Küche oder andere Teile des Hauses übernahmen.

Aus der Nähe nahm sie auch das Aroma von Eiern wahr. »Was kochst du denn?«

Martin schwang den Kochlöffel in ihre Richtung. »Nicht gucken. Weg mit dir. Husch.« Jetzt wedelte er auch noch mit der anderen Hand.

Mühsam unterdrückte sie das in ihr aufsteigende Gelächter. Sie stemmte eine Faust gegen ihre Hüfte und legte den Kopf schief. »Das ist meine Küche, du Flegel.«

»Ich weiß, deshalb arbeite ich ja auch unter erschwerten Bedingungen.« Er breitete resigniert die Arme aus, bevor er sich wieder der Pfanne zuwandte und Pfeffer über seiner mysteriösen Kreation zermahlte.

Im Geiste ging Karo den Inhalt ihres Kühlschranks durch und versuchte, daraus Rückschlüsse zu ziehen, was sie erwarten mochte. Leider war sie kein Sherlock Holmes, also seufzte sie nur. »Ich war schon länger nicht mehr einkaufen.«

Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. »Du siehst dünner aus. Wird Zeit, dass dich jemand mit einer nahrhaften Mahlzeit füttert. Teller?«

Mit knurrendem Magen holte sie zwei aus dem Küchenschrank. Die Gerüche hatten in ihrem Körper eine Hoffnung geschürt, aber ihr Geist blieb wachsam. »Danke, dass du uns …« Sie spähte um ihn herum, gelangte aber zu keinen neuen Einsichten. »… ein Essen machst.« Sie stellte die Teller neben dem Ofen ab und ergatterte einen besseren Blick auf den Inhalt der Pfanne, aber die gelbgrüne Pampe wirkte nicht sehr vertrauenerweckend. »Hast du überhaupt schon mal gekocht?«

Er zog eine Grimasse. »Das ist mein berühmtes Nudelomelett.«

»Nudelomelett?« Karo schluckte schwer. Was hatte sie auch von einem Kerl erwartet, der Leute aus seiner Gruppe anstiftete, sich ein Schneefeld hinunterzustürzen, nur damit er die anderen bei einer Such- und Rettungsaktion an der Nase herumführen konnte? »Hast du dafür einen Beutel von deinem schrecklichen Trekking-Trockenfutter aufgewärmt und ein paar Eier draufgeklatscht?«

Er verdrehte die Augen. »Vertrau mir, Karo. Du wirst es lieben.« Mit diesen Worten schaufelte er die Hälfte der Pampe auf einen Teller und reichte ihn ihr.

Karo machte sich auf das Schlimmste gefasst. »Okay. Lass uns im Boot essen.« Die gewohnte, tröstliche Umgebung würde es einfacher machen, das Zeug runterzuwürgen.

Er fuhr herum. »Im was?«

* * *

Martin öffnete eine Flasche Bier für Karo und schnappte sich seine halb volle, bevor er ihr ins Wohnzimmer folgte. Dort stand ein großer Esstisch neben einer Anrichte. Von dem Ecksofa aus konnte man bestimmt gemütlich fernsehen. Kein Boot. Natürlich nicht. Er grinste. Sie hatte ihn ordentlich verschaukelt, und er war drauf reingefallen.

Karo öffnete eine Glastür, die in einen Wintergarten führte. Der Hagel war in Regen übergegangen, der sanft auf das Glasdach trommelte. »Wow«, flüsterte er, als er den Dschungel betrat.

»Ja, das ist mein Lieblingsplatz im ganzen Haus.« Sie stieg in ein Ruderboot, das zwischen tropischen Pflanzen aufgebockt war.

So etwas hatte er noch nie gesehen. Sie würden tatsächlich in einem Boot essen. Da entdeckte er noch etwas. »Bananenstauden?«, fragte er ungläubig.

»Ja.« Sie ließ sich im Bug auf ein paar Kissen nieder und lächelte zufrieden.

Martin stellte seinen Teller und die Flaschen auf dem Sitzbrett in der Mitte ab, bevor er reinkletterte und es sich auf den Kissen ihr gegenüber gemütlich machte. Tolle Idee. Er grinste Karo an. Ihre rotbraunen Locken waren jetzt länger, und sie hatte dezentes Make-up aufgelegt. Selbst in der schlabbrigen Jogginghose und dem weiten Pulli hatte sie Klasse. Aber sie hatte eindeutig ein paar Kilos verloren, während alle normalen Leute über die Feiertage in die Breite gingen.

Sie legte die Stirn in Falten. »Warum starrst du mich so an?«

Für einen ihrer preisgekrönten finsteren Blicke müsste er sich mehr ins Zeug legen. »Was zum Henker macht ein Boot in deinem Haus? Ist doch noch nicht mal ein Fluss in der Nähe.«

»Das hat meinem Vater gehört. Ich konnte es nicht einfach verkaufen und irgendwo vergammeln lassen. Er hat diese Schüssel geliebt.« Sie streichelte über das Holz. »Er hat gern geangelt, idealerweise allein, aber manchmal nahm er Andrea und mich mit. Dann saßen wir alle drei ganz still da. Wenn ein Fisch anbiss, brachen wir in Jubel aus. Das waren die seltenen Stunden, in denen meine kleine Schwester nicht rumblödelte.«

Er trank einen Schluck Bier und schnappte sich den Teller. »Du überraschst mich immer wieder.«

Sie lächelte. »Das sagst du immer. Sehr berechenbar. Jetzt erzähl endlich, warum du hergekommen bist.«

»Probier erst mal dein Essen, bevor es kalt wird.«

Seufzend hob sie ihren Teller auf und schaufelte etwas Omelett auf die Gabel.

»Kann es sein, dass deine Hände zittern?«, zog er sie auf.

Sie verengte die Augen, dann schob sie sich tapfer den Happen in den Mund. Während sie langsam kaute, sah sie versonnen an ihm vorbei. Martin konnte die Spannung kaum ertragen. »Nun sag schon, es schmeckt dir, stimmt’s?«

Sie schluckte und zog eine Augenbraue hoch. »Das merkwürdigste Essen, das ich seit dem Adventure Trek letztes Jahr gegessen habe.«

Enttäuschung brach über ihn herein. »Hm. Das ist alles?«

Sie aß noch eine Gabelladung und nickte dann. »Kaum zu glauben, aber es schmeckt gut.«

Martin grinste triumphierend. »Ich hab’s doch gewusst.« Jetzt haute er rein und musste sich selbst loben. Er hatte es perfekt hingekriegt. Auch Karo aß jetzt schneller. Er hätte nie erwartet, dass es sich nach der Katastrophentour im August so gut anfühlen würde, wieder mit ihr zusammen zu sein. »Du bist der erste Mensch auf der ganzen Welt, der ein Martin-Sander-Nudelomelett probieren darf, außer dem Erfinder natürlich.«

»Echt? Boah, welch unglaubliche Ehre.«

»Du solltest dich auch geschmeichelt fühlen. Ich hab mich vorher nie getraut, das für jemand anderen zu kochen.«

Sie strich mit einem Finger über ihre Wange. »Hm, ich frage mich, was das bedeutet. A: Dir ist es egal, was ich von dir halte. B: Du genießt es, mich zu quälen, während du mir eigentlich etwas Gutes tun willst. C: Du vertraust mir die dunkelsten Seiten deines Charakters an, wegen Punkt A. Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus allen drei Möglichkeiten.«

»Ich sollte mich verkrümeln. Macht keinen Spaß, jemanden zu quälen, der einen sofort durchschaut.« Er stellte den Teller ab und lehnte sich über den Rand des Boots. »Weiß nicht, ob ich so weit schwimmen kann.«

»Bring das Boot nicht zum Kentern.«

»Ich glaub, ich seh Krokodile.«

Sie gluckste und stellte ihren Teller ab. »Danke, dass du mich gefüttert hast. Ich platze gleich. Mein Magen befindet sich in einem Schockzustand.«

»Gut.« Er verspachtelte den Rest seines Essens, dann lehnte er sich zurück und blickte an die dunkle Decke. Er hatte sich seit Monaten nicht so entspannt gefühlt, so ganz und gar er selbst. »Der Regen hat aufgehört. Kannst du in einer klaren Nacht die Sterne sehen, wenn du hier liegst?«

»Dazu müsste ich erst mal das Glasdach putzen.« Sie stieß sein Bein mit dem Fuß an. »Jetzt erzähl mir endlich, was du hier treibst? Vier Monate ohne ein Wort von dir, dann klingelst du an meiner Tür in einer Nacht, die aus einem Horrorfilm entsprungen ist.«

»Ich war ziemlich eingespannt. Nächste Woche muss ich nach Teneriffa.« Schon öfter hatte er daran gedacht, Karo anzurufen, es aber immer bleiben lassen. Er war eben doch ein Feigling. Dann hatte ihn diese unerwartete Erbschaft aus seinem Winterschlaf gerissen. Na ja, eher aus seinem Herumgammeln und Wundenlecken, nachdem Jo ihm einen Fußtritt verpasst hatte und zurück in die Arme ihres Mannes geflattert war. Als der Postbote ihm das Einschreiben überreichte, hatte der die Nase gerümpft. Hätte ihm scheißegal sein können, aber nachdem er den Brief des Notars gelesen hatte, konnte er sich schlecht noch länger in Selbstmitleid suhlen. Trotzdem hatte er die Reise nach Teneriffa immer weiter hinausgeschoben. Noch weniger brachte er es über sich, Karo anzurufen, Monate nach der Tour und ihrem gemeinsamen Abendessen. Sie musterte ihn erwartungsvoll, also sagte er: »Heute ist etwas sehr Merkwürdiges passiert. Ich bin gerade erst vom Helikopter-Skifahren in Kanada zurückgekommen.«

Sie stieß einen Pfiff aus. »Manchmal beneide ich dich.«

»Ja, hab mir schön die Sonne auf den Pelz brennen lassen.« So sehr er es auch versuchte, ein hämisches Grinsen wollte ihm nicht gelingen. »Ich fahre also auf der Autobahn vom Frankfurter Flughafen nach Hause, da seh ich das Schild mit der Ausfahrt zu dir. Ich überlege mir, ob ich einfach vorbeischauen und dich überraschen soll, aber nicht ernsthaft. Dann zieht das Gewitter auf, und ich denke, es wäre vielleicht doch keine so schlechte Idee.«

»Ah, verstehe, du hast nur einen Unterschlupf gebraucht.« Sie zog die Mundwinkel nach unten und hob das Kinn. »Ich hab ein Gästezimmer. Kein Problem.«

»Moment, geht noch weiter. Das Gewitter hat mich zu sehr an dein Temperament erinnert, also entschied ich mich gegen einen Besuch.«

Sie lachte. »Ich hab immer geahnt, dass unter dem Macho ein Feigling lungert.«

Verdammt, erwischt. Martin grinste, hielt aber seine Hand hoch. »Beim Fünfhundertmeterschild vor der Ausfahrt hat’s so heftig angefangen zu hageln, dass ich abbremsen musste. Ein Fingerzeig? Nee, dachte ich, Karo schlägt mir nur die Tür ins Gesicht.«

»Vielleicht hätte ich das machen sollen.« Ihre Mundwinkel zuckten. War bestimmt anstrengend, keine Miene zu verziehen.

»Also lass ich den Wagen weiterrollen über knirschenden Hagel. Und dann …« Er legte eine dramatische Pause ein. »Dann hab ich die blitzenden Scheinwerfer gesehen, die mir entgegenkamen. Ein verdammter Geisterfahrer. Ich hatte gerade einen anderen Wagen überholt und konnte nur hoffen, dass da genug Platz war, um rechts rüberzufahren. Halb blind von den Lichtern riss ich einfach am Lenkrad und schaffte es in der letzten Sekunde auf die Abbiegerspur.« Sein Puls ging schneller, als er sich daran erinnerte, wie sein Allrad auf dem Eis herumgerutscht war.

Karo schüttelte grinsend den Kopf. »Das hast du erfunden.«

Natürlich würde sie ihm so eine Geschichte nicht glauben. Hätte er an ihrer Stelle auch nicht getan. Er legte eine ordentliche Portion Ergriffenheit in seine Stimme. »Das Schicksal hat mich zu dir gesandt. Oder irgendeine höhere Macht mit Sinn für Humor.«

»Na, für die Hand Gottes würde ich dich jetzt nicht unbedingt halten.« Ihr Grinsen verflüchtigte sich langsam, dafür glomm ein Funke in ihren Augen auf. »Aber man weiß ja nie. Erzähl mir von Teneriffa.«

Überrascht musterte er sie. »Du warst da noch nie? Ist doch fast so populär wie Mallorca.«

»Nein, noch nie.« Ihre Kastanienlocken hüpften, als sie erneut den Kopf schüttelte.

»Ich hab da eine Finca geerbt.«

»Wow, eins von diesen Gutshäusern?«

Er gluckste. »Ich hab’s noch nicht gesehen, aber das ist wohl einfach nur ein schlichtes Landhaus.«

»Erzähl weiter«, drängelte sie. »Wie ist es auf Teneriffa? Teuer?«

Ihr Eifer, mehr über eine derart bekannte Ferieninsel zu erfahren, verwirrte ihn. Da blubberte auch schon ein Verdacht in ihm hoch: Geschäftsführerin Karo verfolgte doch sicher einen Plan. »Worum geht’s hier eigentlich?«, fragte er.

Ein Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln. »Du erinnerst dich an meinen Schwager Ralf? Er heiratet endlich wieder.«

»Die tapfere Jenny, die meine Ex-Freundin daran gehindert hat, ihren Fast-Ex-Mann zu erstechen?« Erstaunt stellte er fest, dass er darüber reden konnte, ohne einen Steinbrocken in seinem Magen zu spüren.

Karo nickte. »Genau die. Und ich will die beiden auf eine traumhafte Hochzeitsreise schicken, die auch noch billig ist. Ralf, der sture Esel, will nicht, dass ich ihnen die Reise spendiere.« Sie seufzte. »Derzeit könnte ich mir das sowieso nicht leisten, weil ich unseren besten Kunden eine schleimige Kröte genannt habe.«

Martin lachte. »Warum hast du das denn gemacht?«

»Der Trottel glaubte, ich würde mit ihm schlafen, nur um weitere Bestellungen zu bekommen. Er fing an, mich in seinem Porsche zu betatschen.«

»Dann gratuliere ich.«

Sie seufzte. »Etwas Diplomatie hätte nicht geschadet. Die Firma ist jetzt ganz schön am Kämpfen.«

»Hey, nicht jede Kröte wird zum Frosch, wenn man sich von ihr küssen lässt.«

»Stimmt natürlich. Vergessen wir die Kröte und ihre Schleimspur.«

Martin ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten. »Wo hatte er dich denn betatscht, ich seh gar nichts.«

Sie bewarf ihn mit einem Kissen. »Erzähl mir von Teneriffa.«

Er lachte. »Und du glaubst nicht an Fügung?« Er sah ihr tief in die braunen Rehaugen und genoss die Streicheleinheit der Schicksalsgöttin. Er würde noch einmal den Führer für Karo spielen dürfen.

»Was ist so witzig?« Sie runzelte die Stirn.

Er feixte.

Sie trat mit der Ferse gegen sein Schienbein. »Du bist immer noch derselbe Idiot.«

»Ich weiß jetzt endlich, was ich mit meiner komischen Erbschaft anstelle.« Schließlich schuldete er Jenny eine Menge, da sie Karo auf die Tour letzten Sommer geschickt hatte.

»Was ist daran komisch?«

»Ein völlig Fremder hat mir die Hütte vermacht, und ich versuche immer noch, den Grund herauszufinden.«

 

Kapitel 2

An ihrem Schreibtisch im Büro sah Karo erst die neuen Aufträge durch, dann blickte sie Franz an. Ihr aalglatter Vertriebsmitarbeiter saß ziemlich steif neben Sebastian, ihrem Stellvertreter. Beide wirkten wie Küken, die aus dem Nest gefallen waren.

Um sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, unterdrückte sie ein Seufzen. »Mehr haben wir nicht bekommen? Wir brauchen neue Kunden, Leute. Wenn ihr dieses Schiff nicht sinken sehen wollt, müsst ihr euch mehr ins Zeug legen.«

Franz verzog die Mundwinkel zu einer Grimasse, bei der die Sehnen in seinem Hals hervortraten. »Ich weiß nicht, was ich sonst noch tun kann. Ich hab allen ein Ohr abgekaut, die dafür lange genug am Hörer geblieben sind.«

Sebastians Blick huschte kurz zum Fenster, dann atmete er tief durch und sah sie an. »Wir sollten mehr Geld für Werbung ausgeben, sonst wird das nichts mit der Neukundenakquise.«

Karo krümmte sich. »Und einen noch größeren Verlust im zweiten Quartal einfahren?«

»Ich seh keinen anderen Ausweg. Wir sind eine Druckerei, also warum nicht Plakate aufhängen und Flugblätter verteilen, die unsere Arbeit präsentieren. So was in der Art wie: ›Dies könnte Ihre Werbung sein, bla, bla.‹ Nicht sehr originell, aber es könnte funktionieren.« 

Sie nickte. »Hört sich vernünftig an, nur müssten wir mit einem Designer zusammenarbeiten. Finde raus, wie viel uns so eine Kampagne kosten würde.«

»Okay.« Sebastian stand auf und ging zur Tür. Auf halber Strecke drehte er sich noch einmal um. »Noch eins, Karo. Denkst du, es ist klug von dir, eine ganze Woche freizunehmen, wenn deine Assistentin auch weg ist?«

Karo verkniff sich eine schnippische Entgegnung. Jenny hatte während ihres letzten Urlaubs die Stellung gehalten, und Sebastian hatte ihr nicht gerade unter die Arme gegriffen. »Mit den Osterfeiertagen werde ich nur vier Arbeitstage weg sein, auch wenn es insgesamt zehn sind. Tut mir leid, aber die Ferien brauche ich.« Er ärgerte sich doch nur, weil er als ihr Stellvertreter in dieser Zeit nicht freinehmen konnte!

Sebastian presste die Lippen aufeinander, nickte und verließ das Büro.

Karo wandte sich an Franz. »Gibt’s noch was?«

»Ich find’s gut, dass du freinimmst. Vor und nach den Feiertagen ist sowieso nicht viel los hier.« Er nickte zur Tür. »Lass dir von dem kein schlechtes Gewissen einreden.«

Sie lächelte. »Warum glaubst du, dass ich mich um Sebastians Befindlichkeiten schere?«

Er zuckte die Schultern. »Weil du fast nie Urlaub machst.«

Sie schmunzelte. »Seit ihr mich letztes Jahr auf die Teambuilding-Tour geschickt habt, habe ich Blut geleckt.«

Franz schien etwas zu schrumpfen. Und zu Recht. Zu ihrem zweiundvierzigsten Geburtstag hatte die gesamte Belegschaft zusammengelegt, damit sie Teamarbeit lernte. Das war natürlich Jennys Idee gewesen. Sonst hätte es niemand gewagt.

»Ja, dann.« Franz sprang auf. Kurz vor der Tür kehrte er noch einmal um und sagte: »Warum holst du nicht Angebote bei den verschiedenen Werbeagenturen ein, die bei uns ihr Material drucken lassen? Vielleicht geben sie uns Rabatt, wenn wir das auch tun.«

Karo dachte nach. »Das wäre eine Möglichkeit, Geld zu sparen. Aber wenn wir mit einer neuen Agentur arbeiten, gewinnen wir vielleicht einen zusätzlichen Kunden.«

Franz grinste. »Soll ich mal rumtelefonieren?«

»Genau, versprüh deinen Charme, Franz.« Vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung. Sie hatte keine Ahnung, warum auch die Bestellungen anderer Kunden nachgelassen hatten. Als wüssten sie, dass sie auf Meisters Schleimspur ausgerutscht war. Unwahrscheinlich. Der Kröte müsste es peinlich sein, jemandem von dem Vorfall zu erzählen.

Ihr Vertriebschef verließ das Büro, lugte dann aber noch einmal herein.

»Was ist?«

»Ich hoffe, wenn ich mal einen Kunden derart vergraule, wie du es mit Meister geschafft hast, wirst du Gnade walten lassen.«

Karo warf ihren Kugelschreiber nach ihm, aber Franz ging in Deckung. Sie lächelte. Nicht viele Mitarbeiter wagten es, sie aufzuziehen. Dank Jenny lockerte sich die Atmosphäre allmählich.

* * *

Martin Sander trat aus dem Teneriffa-Nord-Flughafen in die nach Salz schmeckende Luft. Ende Januar verschwanden langsam die Touristenscharen, die auf den Kanaren überwinterten. Ohne warten zu müssen, stieg er in das erste Taxi in der Schlange und gab dem Fahrer den Zettel mit Ricardo Gonzales’ Adresse. »Fahren Sie mich bitte dahin.« Bis er sechs Jahre alt war, hatte sein Vater ihm Spanisch beigebracht. Dann hatte sein Erzeuger es fertiggebracht, bei einer Trekkingtour in Nepal umzukommen.

Unterwegs nahm er wenig Notiz von der saftig-grünen Landschaft. Vor sieben Jahren war er schon einmal zu einem Wanderurlaub auf der Insel gewesen. Damals hätte er nicht gedacht, als Grundbesitzer zurückzukehren. Ausgerechnet er, der noch nicht einmal eine Topfpflanze besaß! Ein Zelt, einen Schlafsack und gelegentlich ein Dach über dem Kopf, mehr brauchte er nicht. Na gut, Bett, Toilette und Küche waren doch recht angenehm in den Wintermonaten.

Kies knirschte unter den Reifen. Das Taxi fuhr in einen Hof. Martin sah sich um. Das Haus brauchte einen neuen Anstrich. Ein großer, überwucherter Garten umgab die zweistöckige Finca. Der Wagen hielt, und der Fahrer drehte sich im Sitz herum. »Wenn es Ihnen hier nicht gefällt, kann ich Sie zu einer besseren Unterkunft bringen. Ist auch billig.«

Ein verführerischer Gedanke … Martin zahlte und gab gutes Trinkgeld. »Gracias.« Beim Aussprechen des einfachen spanischen Worts brach eine Flutwelle von Emotionen und Erinnerungen über ihn herein. Mit zittriger Hand öffnete er die Tür und stieg aus. Die melodiöse Stimme seines Vaters begleitete ihn die drei Stufen zum Eingang hinauf und murmelte ermutigende Worte. Er schüttelte die Erinnerungen ab. Sein lieber Vater konnte nichts mit dieser merkwürdigen Erbschaft zu tun haben. Oder doch? Dem Notar war es jedenfalls nicht gelungen, eine Verbindung zwischen Conrado Santos und dem geheimnisvollen Ricardo Gonzales aufzudecken. Da der Erbschein auf Martins neuen Nachnamen Sander ausgestellt worden war, konnte das Ganze eigentlich kaum etwas mit seinem Vater zu tun haben. Die Namensänderung hatte er erst lange nach dessen Tod beantragt. Warum versuchte er so verzweifelt, einen Beweis zu finden?

»Buenas tardes«, erklang eine raue Stimme. 

Martin wirbelte herum und erwartete beinah, seinen Vater zu sehen. Stattdessen lehnte ein drahtiger alter Mann am Zaun zum Nachbargrundstück. Vielleicht konnte der ihm mehr über Gonzales erzählen. Martin winkte, sprang die Stufen hinunter und schlenderte zu ihm. Es wurde Zeit, sein eingerostetes Spanisch auszupacken. »Hallo, ich bin Martin Sander, der neue Besitzer der Finca.«

»Sind Sie Ricardos Sohn aus Deutschland?«

»Was?« Er musste das schnelle Spanisch des Mannes missverstanden haben.

Auf dem faltigen, sonnengegerbten Gesicht zeigte sich ein listiges Lächeln. »Nein? Na, geht mich auch nichts an. Willkommen auf Teneriffa.«

»Moment. Was war das von einem Sohn?«

»Als Ricardo so schwer krank geworden ist, meinte er, dass er die Finca seinem Sohn in Deutschland hinterlassen würde. Er war aber nie verheiratet, soviel ich weiß.«

Martin schnaubte. Diese Erbschaft wurde immer merkwürdiger, je mehr er darüber herausfand. »Vielleicht bin ich ja sein Sohn. Hinterlassen hat er mir die Hütte auf jeden Fall.« Er zwinkerte dem Mann zu. Die Vorstellung, dass ihn ein Fremder statt des von seiner Mutter vergötterten Berghelden gezeugt haben könnte, amüsierte ihn. »Haben Sie Ricardo gut gekannt?«

Der Nachbar schob seine Unterlippe vor und zog die Schultern hoch. »Er lebte recht zurückgezogen, aber er hat über dreißig Jahre neben uns gewohnt.«

Ungefähr so lange war der Tod seines Vaters her. Zufall? Martin nickte in Richtung Haus. »Hat er damals die Finca gekauft?«

Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, die hat er von einem Cousin geerbt, der beim Wandern im Himalaja verunglückt ist. Ich hab den vorigen Besitzer aber noch weniger gekannt, weil er nur an Touristen vermietet hat.«

Martin trat einen Schritt zurück. Himalaja? Vermutlich Nepal … Hatte Gonzales seinen Vater gekannt? Vielleicht war damals neben seinem Vater ein weiterer Bergsteiger verunglückt, und es hatte seine Mutter einfach nicht interessiert. Von Conrado Santos konnte Gonzales das Haus unmöglich geerbt haben. Martins Mutter hätte erben müssen. Er schüttelte den Kopf. Seine Eltern hatten nie über ein Haus in Teneriffa gesprochen.

Der alte Mann fuhr fort: »Es war schon komisch, weil die Cousins den gleichen Vor- und Nachnamen hatten. Muss für die Familie ganz schön verwirrend gewesen sein. Ist auch dämlich, wenn Geschwister ihre Söhne auf denselben Namen taufen. Alles in Ordnung mit Ihnen?«

Schweiß lief Martin in die Augen. Er wischte sich die Stirn mit dem Hemdsärmel ab. »Ja, ähm, ich schau mir jetzt mal das Haus an. Wir sehen uns.« Nichts ergab irgendeinen Sinn. Er würde den Nachbarn später weiter löchern, wenn ihm nicht mehr so der Kopf schwirrte.

Der Mann hob eine Hand. »Ich hoffe, Sie werden glücklich hier.«

Martin fehlten die Worte, daher nickte er nur und drehte sich um. Der lange Balkon im ersten Stock schien ihn hämisch anzugrinsen. Einen Schlurfschritt nach dem anderen bewegte er sich auf das Haus zu, um ihm seine Geheimnisse zu entreißen.

* * *

Der Aufzug hielt schwankend an, und die Türen ruckelten auf. Karo quetschte sich durch die wartenden Menschen und stolperte beinahe über einen Gepäckwagen, als sie zum nächsten Monitor hastete. Der Münchner Flughafen war ein schreckliches Labyrinth. Sie verfluchte den Fahrer, der auf der Autobahn einen Unfall verursacht und ihren ganzen Zeitpuffer aufgebraucht hatte. Martins Flieger war bereits vor zehn Minuten gelandet. Sie eilte den Rollsteig entlang und schob sich an entspannten Reisenden vorbei, die ihren Weg blockierten, dann sah sie sich in der Ankunftshalle um. Wo war ihr Mitverschwörer?

»Hallo, schöne Frau.«

Sie wirbelte herum. Martin stand, in eine rote Fleecejacke gehüllt, vor ihr.

»Hey, wie war’s in Teneriffa?«

Er verzog das Gesicht. »Interessant, aber ich weiß immer noch nicht, warum ich die Finca geerbt habe. Ich konnte nicht rausfinden, ob Ricardo Gonzales mit meinem Vater verwandt war. Sieht nicht danach aus. Egal. Ich hab nicht viel Zeit. Morgen hab ich eine Skitour.«

»Oh. Tut mir leid, dass du im Stress bist. Wann musst du los?«

»Wenn wir fertig sind. Aber wir sollten uns beeilen, wenn ich noch eine Mütze Schlaf abkriegen will, bevor ich einen Haufen Halbstarker in die verschneite Wildnis führe.« Er zwinkerte. »Fährst du Ski?«

»Nein, ich rutsche lieber auf meinem Hosenboden die Berge runter.«

Er lachte. »Oh, richtig. Hab ich ganz vergessen.«

Sie schmunzelte. »Kein Wunder bei der Beule, die du dir damals eingefangen hast.«

Er nahm ihren Arm und zog sie weiter. »Komm schon, Frau Geschäftsführerin. Ich will jetzt harte, konzentrierte Verhandlungen sehen. Eine Hochzeitsreise will geplant werden. Ich muss schließlich noch alles für unsere Verschwörung vorbereiten.«

Sie stöhnte. »Und ich dachte, dieses Treffen würde Spaß machen.«

Er blieb stehen und grinste sie an. »In ein paar Wochen wirst du in Teneriffa mehr Spaß haben, als du ertragen kannst.«

»Bloß nicht, du Wahnsinniger.«

Karo entwand sich seinem Griff. »Beweg deinen Hintern. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wie wäre es mit den Tischen da drüben.«

»Genau da wollte ich hin, bevor du mich mit deinem epikureischen Verlangen nach Spaß abgelenkt hast.«

Sie schlug ihm mit der Faust auf den Arm. »Du bist so ein Idiot.«

»Autsch.« Er rieb sich die Stelle, grinste aber. »Und stolz drauf.«

»Woher kennst du Epikur?«

»He, ich bin auch in die Schule gegangen, ob du es glaubst oder nicht.«

Jetzt musste sie lachen. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich ausgerechnet dir Halunken in einer so wichtigen Angelegenheit vertraue.«

Beim Restaurant angelangt setzten sie sich an einen der kleinen runden Tische. Martin schlüpfte aus seiner Jacke und fischte einen Laptop aus seiner Tasche. Karo schüttelte den Kopf. Martin und moderne Technik – das war in etwa wie einem Yeti in der U-Bahn zu begegnen.

»Was guckst du so?«

»Du und das da …« Sie nickte zum Computer. »… will nicht in meinen Kopf.«

Jetzt zückte er auch noch ein Smartphone. »Hey, ich bin nicht nur Geschäftsführer von Adventure Treks, sondern Vorstandsvorsitzender.«

»Ohne Vorstand.« Sie grinste.

»Wer braucht den schon?« Er zwinkerte, klappte den Laptop auf und rutschte mit seinem Stuhl auf ihre Seite. Eine Tabelle erschien auf dem Bildschirm.

Beeindruckt überflog sie die ordentliche Aufstellung. In der linken Spalte wurden Unterkünfte, Touren und Aktivitäten gelistet, während in der oberen Reihe Preise, Datum und Kommentare standen. Ihr Blick blieb an der Gesamtsumme haften. Erstaunt sah sie ihn an. »Du kannst das alles für so wenig Geld anbieten?«

Ein voll ausgeprägtes Martin-Sander-Grinsen begegnete ihrem Unglauben. »So wird das Angebot für Ralf ausschauen. Sieht doch überzeugend aus.« Er drückte ein paar Tasten, und eine zusätzliche Spalte erschien, die sich zu einem viel höheren Betrag summierte.

»Das ist der tatsächliche Preis?« Sie schluckte, doch das sah viel realistischer aus.

Er nickte. »Kannst du so viel draufblättern?«

Karo atmete tief durch, während sie die Preise betrachtete. Noch vor zwei Monaten hätte sie über die Frage gelacht, aber nun wäre es rücksichtslos, so viel Geld zu verpulvern, wenn ihre Firma herumkrebste. Sie musste wahrscheinlich ihre mageren Ersparnisse investieren, und dann waren da noch die Hypothekenzahlungen … Sie strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und sah Martin zerknirscht an. »Sollte klappen, wenn ich und die Kinder zu Hause bleiben.«

Martin schüttelte vehement den Kopf. »Kommt gar nicht infrage. Du musst auch eine Woche vorbeikommen. Okay, schauen wir mal, was sich machen lässt.«

Ihre Atmung beruhigte sich, während er am Preis für einen Segeltörn drehte und den Betrag für ein Hotel löschte. Die Gesamtsumme reduzierte sich drastisch.

»Warum hast du das gemacht? Ich lass dich nicht die Differenz zahlen.« Würde ihm ähnlich sehen, dass er sie auf dieselbe Weise überlistete, wie sie es mit Ralf vorhatten.

Er hob eine Hand. »Ich finde bestimmt ein billigeres Boot, und die Finca bringe ich rechtzeitig auf Vordermann. Da könnt ihr alle umsonst übernachten.«

»Echt?«

»Echt.«

Erleichtert lächelte sie ihn an. »Wenn du das hinkriegst, schulde ich dir einen großen Gefallen.« Warum beunruhigte sie die Vorstellung nicht?

»Ralf und Jenny bekommen ihre märchenhaften Flitterwochen.« Er grinste. »Und ich darf dein exquisites Temperament genießen. Was will man mehr?«

 

Kapitel 3

Karo zog ihren Mantel am Kragen zusammen. Der Wind schleuderte ihr dicke Schneeflocken entgegen. Kaum vier Uhr nachmittags, und die Dämmerung legte sich bereits über die Stadt. Noch fünf Schritte, dann stürmte sie durch die Tür in den sicheren Hafen ihres Lieblingsbistros. Sie schüttelte den Schnee ab und ließ den Blick über die Gäste schweifen. Ihr Schwager saß an einem kleinen Tisch am Fenster und rührte in einem Latte macchiato. Sie hängte ihren Mantel an der Garderobe auf, bevor sie zu ihm marschierte. Bei ihrem Anblick huschte ein vorsichtiges Lächeln über sein Gesicht. Nein, er würde es ihr bestimmt nicht leicht machen.

Er stand auf und schlang seine Arme um sie. »Schön, dich zu sehen, Karo.«

»Du siehst gut aus. Jenny hat einen guten Einfluss auf dich.« Es stimmte tatsächlich. Er wirkte Jahre jünger, vielleicht, weil er viel mehr lächelte.

Sie winkte der Kellnerin zu und deutete auf Ralfs Kaffee. Die Frau nickte und eilte hinter die Theke zur Espressomaschine. Karo liebte den Service und den hervorragenden italienischen Kaffee hier. Nachdem sie sich gesetzt hatte, reichte sie Ralf den Umschlag. »Schau dir das mal an. Da ich euch die Hochzeitsreise nicht schenken darf, habe ich nach den besten Schnäppchen gesucht.«

Ralf legte den Kopf schief und zog eine Augenbraue hoch, während er sie musterte. Ein sicheres Zeichen, dass er Verdacht schöpfte, aber er würde niemals darauf kommen, was sie und Martin ausgeheckt hatten.

»Was ist?«, fragte sie.

»Ich kann nicht glauben, dass du aufgibst. Sonst gibst du keine Ruhe, bis du deinen Willen durchgesetzt hast.« 

»Du aber auch nicht.« Sie seufzte. »Du weißt doch, was für Mist ich mit Meister gebaut habe. Ich muss wirklich auf meine Ausgaben achten – geschäftlich und privat.«

»Dann freue ich mich, dass du zur Vernunft gekommen bist.«

Sie schnaubte. »Sonst werfen mir immer alle vor, ich wäre viel zu vernünftig.«

Schmunzelnd zog Ralf Martins Angebot aus dem Umschlag. »Adventure Treks? Muss ich mir Sorgen machen?«

Karo wand sich. Er erinnerte sich tatsächlich an den Namen von Martins Firma? Damit hatte sie nicht gerechnet. Nun, sie würde sich so nah wie möglich an die Wahrheit halten. »Nein, musst du nicht. Die haben mir ordentlich Rabatt gegeben, als Wiedergutmachung für die riskante Tour letztes Jahr. Und den darf ich ja wohl an dich abtreten, damit ihr beide eine traumhafte Hochzeitsreise haben werdet.«

»Mal schauen.« Er konzentrierte sich auf die Papiere. »Wow, das klingt fantastisch. Keine Ahnung, wie die das alles so billig anbieten können.«

»Adventure Treks macht dabei wahrscheinlich keinen Gewinn. Die müssen sich auf den Kanaren erst noch etablieren, also locken sie Kunden mit Schnäppchen an.« Auch wenn Andrea ihrer beider Elternhaus geerbt hatte und es nun Ralf gehörte, konnte er sich mit zwei Kindern und seinem mageren Gehalt als Feuerwehrausbilder so eine Reise zu normalen Preisen nicht leisten. Und Jenny schaffte es kaum, sich selbst zu ernähren, da sie nur halbtags als ihre Assistentin arbeitete und dabei versuchte, ihr Studium abzuschließen.

Er presste die Lippen zusammen, verengte die Augen und nickte dann langsam. »Ein verdammt gutes Angebot. Zu gut, um es auszuschlagen.«

»Spitze.« Sie fischte einen Stift aus ihrer Handtasche und reichte ihn ihm. »Unterschreib da unten. Die Rechnung kommt per Post.«

Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zum Kugelschreiber und zurück. »Wenn die Sache mal keinen Haken hat.«

* * *

Vorsichtig kämpfte sich Martin mit Steigeisen an den Stiefeln die steile, verschneite Flanke hoch zum Pico del Teide, dem höchsten Berg ganz Spaniens. Er sollte den Gipfel kurz vor Sonnenaufgang erreichen. Seine Stirnlampe beleuchtete nur die nächsten paar Schritte. So früh am Morgen hatte er den Vulkan für sich allein.

Nachdem er die Renovierung der Finca organisiert hatte, konnte er es sich erlauben, einen Tag freizunehmen. Er hatte auch ein paar Leute angeheuert, die Ricardos Krimskrams erst einmal wegpackten, seine Klamotten in die Altkleidersammlung brachten sowie die Westernhefte und wenigen Bücher irgendwo verramschten. Die Dokumente und persönlichen Sachen des Mannes würden sie auf dem Dachboden verwahren. Wenn Martin etwas mehr Zeit für Nachforschungen hätte, würde er sie auf Hinweise durchsehen. Die Andenken aus dem Himalaja, die unter dem ganzen Kram aufgetaucht waren, hatten erneut die Frage aufgeworfen, ob Ricardo Gonzales zusammen mit seinem Vater auf dem verhängnisvollen Trek gewesen sein mochte. Wenn ihm seine Mutter doch bloß mehr darüber erzählt hätte, statt immer nur ihren tollen Hecht von einem Ehemann zu verherrlichen.

Später irgendwann würde er den Geheimnissen in diesen Schachteln nachspüren, aber zuerst musste er alles für Jennys und Ralfs Ankunft vorbereiten. Eine Mission wie diese war genau das, was er jetzt brauchte. Spaß und Spiel.

Während er sich Schritt für Schritt auf den Gipfel kämpfte, nahm der Schnee eine rosige Färbung an. Er hob den Kopf. Fast da. Auf den letzten Metern wurde er langsamer. Er war vor sieben Jahren schon einmal hier oben gewesen, aber nicht um diese Tageszeit. Hm, vielleicht war er damals sogar Ricardo Gonzales über den Weg gelaufen.

Die Sonne schob sich allmählich über den Horizont. Ihr Rand glühte über dem Meer auf und warf einen breiten Strahl gelben Lichts auf das Wasser. Er wandte sich nach Westen. Der Teide warf einen gigantischen Schatten auf den Atlantik. So etwas hatte er noch nie gesehen. Ehrfürchtig hob Martin einen Arm und winkte, aber kein winziger Gnom auf der Schattenspitze des Bergs erwiderte den Gruß. Er fummelte das Fernglas aus dem Rucksack und winkte wieder. Nichts zu sehen. Er war viel zu unbedeutend. Trotzdem, er stand ganz oben. Ihm doch egal, wenn es niemand merkte. 

Mit gestrafften Schultern blickte er zurück zum orangefarbenen Licht, das über den Ozean auf ihn zuströmte. Dort lag Afrika, angeblich die Wiege der Menschheit. Schwer vorzustellen, wie es die Leute geschafft hatten, den ganzen Planeten zu bevölkern. Vielleicht hätte ihm so ein Leben gefallen: Adrenalinstöße mehrmals am Tag, nur um zu überleben. Ja klar, träum weiter, Alter. Du hättest schnell gelernt, Langeweile zu genießen. 

Egal. Er würde die Karten spielen, die ihm das Schicksal ausgeteilt hatte. Warum sollte er Fortuna, der alten Spinatwachtel, nicht vertrauen? Er hatte sein Leben schon genug versaut, da konnte es kaum schlimmer werden. Nur noch eine Woche, bis das Brautpaar angeflittert käme, und zwei, bis auch Karo ihm in seiner Finca Gesellschaft leisten würde. Er sah in den heller werdenden Himmel und tippte sich mit zwei Fingern an die Stirn.

* * *

Yaya schlängelte sich durch Dakars finstere Seitenstraßen und hoffte, dass ihn keiner der Talibés, mit denen er früher gebettelt hatte, entdecken würde – eine seiner ständigen Sorgen, seit er vor zwei Jahren dem Marabout davongelaufen war, um eine Mechanikerlehre anzufangen. Der Koranlehrer hatte seine Schüler betteln geschickt, statt ihnen etwas beizubringen. Wehe, wenn sie am Ende des Tages nicht genug mitbrachten! Dann setzte es Schläge. 

Wie stolz sein Vater gewesen war, als er ihn losschickte, um den Koran zu studieren und später in die Fußstapfen des heiligen Mannes von Touba zu treten! Er verehrte Amadou Bamba, den großen Erneuerer des Islams. Bambas Lehre nach führte harte Arbeit zu einem rechtschaffenen Leben. Diesem Vorbild sollte Yaya folgen. Schmerz erfüllte ihn bei der Erinnerung.

Sein Marabout hinterließ keine Fußspuren, in die zu treten sich gelohnt hätte, sondern nur blaue Flecken auf den Körpern seiner Schüler. Wenn sein Vater das geahnt hätte! Betteln würde er bestimmt nicht als Arbeit gelten lassen. Ob er es billigen würde, dass sein Sohn dem Koranlehrer entwischt war? Yaya wusste es nicht. Amadou Bamba jedenfalls hätte den Marabout bestimmt nicht geschätzt.

Lärm und Gestank der Autos und Laster verstärkten noch seine Sehnsucht nach dem Dorf, in dem er aufgewachsen war. Eines Tages würde er zurückkehren – als ein Mann, der etwas im Leben erreicht hatte, ohne Schande über seine Familie zu bringen. Schande …

Um die nächste Ecke sah er seine Schwester Aisa im Eingang des Bordells warten. Wachsam hielt sie in beide Richtungen Ausschau. Sobald sie ihn entdeckte, eilte sie mit wehendem blauen Wickelkleid zu ihm. »Da bist du endlich. Ich dachte schon, du kommst nicht von der Arbeit weg.«

»Doch, hab den Abend freigekriegt.« Er zeigte ihr etwas Geld. »Trinkgeld von einem zufriedenen Kunden.«

»Klasse, werden wir gut brauchen können. Wenn wir unseren Anteil am Boot bezahlt haben, ist immer noch ein wenig für einen guten Start da drüben übrig. Bei deinem Wissen über Autos wirst du bestimmt auch schnell Arbeit finden.« Sie reichte ihm ein paar Scheine. »Bring das lieber gleich zu Cousin Amadou, damit er genug Vorräte einkaufen kann.« Ihre feucht glitzernden Augen schienen bereits nach Europa zu blicken. »Ich freue mich schon.«

Cousin Amadou … Onkel hatte ihn nach dem heiligen Mann benannt. Wenn Amadou die Reise organisierte, konnte doch eigentlich nichts mehr schiefgehen. Yaya schluckte. Konnten sie es wirklich bis zu den Kanaren schaffen? Er hatte Amadous Karte gesehen. Die Inseln schienen viel zu weit weg für ein so kleines, altes Fischerboot. Was, wenn der Motor ausfiel? Er könnte ihn vielleicht reparieren, falls er dafür keine Ersatzteile brauchte. Und wenn sie ein Sturm zum Kentern brachte? Das Mittelmeer zu überqueren, ginge viel schneller, aber der Weg bis zur Nordküste des Kontinents war lang, und die europäischen Grenzen wurden bei den Inseln nahe an Afrika viel strenger bewacht.

Aisa streichelte seine Wange. »Wir schaffen das, kleiner Bruder.«

»He, ich bin schon sechzehn«, protestierte er halbherzig.

Sie lächelte. »Du wirst immer mein kleiner Bruder bleiben. Ich bin froh, dich wiedergefunden zu haben, nachdem …« Sie warf einen schnellen Blick über die Schulter zum Hintereingang des Bordells. »… nachdem Tamba mich mit dickem Bauch von der Straße aufgelesen hat.«

Yaya würde nie den Tag vergessen, als er vor der Moschee bettelte und plötzlich Aisa mit Baby Wandi im Arm vor ihm stand. Seinem Cousin Amadou war er schon früher über den Weg gelaufen. Ein wahrer Segen für sie beide, denn Amadou hatte ihm auch die Lehrstelle in der Autowerkstatt besorgt.

Aisa stieß ihn an. »Eines Tages, nachdem du dir in Europa ein neues Leben aufgebaut hast, wirst du vielleicht unser Dorf besuchen.«

»Du auch, Aisa. Vater wird dir verzeihen.«

»Ich habe ihm nicht gehorcht, als er meine Heirat mit Amadous Vater arrangieren wollte …« Sie schluckte schwer.

»Mit unserem Onkel, seinem Bruder.« Yaya schnaubte verächtlich. »Es war richtig, dass du mit Seydou weggelaufen bist. Onkel war viel zu alt für dich und hatte schon zwei Frauen. Ich weiß nicht, was sich Vater dabei gedacht hat.« Er verstummte, hatte kein Recht das Familienoberhaupt zu kritisieren. Und Seydou, der Taugenichts, der sie doch angeblich so sehr liebte, hatte Aisa einfach sitzen lassen, mit sechzehn und schwanger.

---ENDE DER LESEPROBE---