Peinlich, peinlich, Prinzessin! - Meg Cabot - E-Book

Peinlich, peinlich, Prinzessin! E-Book

Meg Cabot

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Beschreibung

Witzig und kultig wie nie: Band 9 der „Plötzlich-Prinzessinnen“-Bücher!

Dreimal Pech für Prinzessin Mia! Michael, ihre einzig wahre Liebe, ist in Japan, ihre beste Freundin Lilly kündigt Mia die Freundschaft, und dann verbreiten irgendwelche prinzessinnen-feindliche User im www fiese Gerüchte über sie. Vor lauter Frust vergräbt sich Mia zu Hause im Bett und lässt sich auf nicht gerade royale Weise gehen. Wie peinlich! Bis ein High-Society-Psychologe ihr rät: „Jeden Tag eine mutige Tat.“ Aber was ist mutig? Shoppen mit der Ex-Feindin Lana? Das Regierungssystem Genovias auf den Kopf stellen? Endlich auf Michaels Mail reagieren? Mias allergrößte Mutprobe wird das Date mit ihrem hartnäckigen Verehrer JP …

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Seitenzahl: 326

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Inhaltsverzeichnis
DIE AUTORIN
Widmung
Danksagung
Freitag, 10. September, 21 Uhr, im Lunt-Fontanne-Theater, während der 1. Pause ...
Freitag, 10. September, 23.45 Uhr, wieder zu Hause
Samstag, 11. September, 9 Uhr, zu Hause
Samstag, 11. September, 10 Uhr, immer noch zu Hause
Copyright
DIE AUTORIN
Meg Cabot, geboren in Indiana, lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Katzen in New York und Florida. Auf einen Schlag berühmt wurde Meg Cabot mit den Romanen um Prinzessin Mia. Garry Marshalls zweiteilige Verfilmung der Serie, »Plötzlich Prinzessin«, wurde weltweit zum großen Kino-Erfolg.
Von Meg Cabot ist bei cbj und cbt erschienen:
Plötzlich blond (13534) Plötzlich Prinzessin (30058) Power, Prinzessin! (30243) Prinzessin sucht Prinz (30148) Dein Auftritt, Prinzessin! (30218) Prinzessin in Pink (30206) Bühne frei, Prinzessin (30461) Party, Prinzessin! (30198) Keine Panik, Prinzessin (40008) Peinlich, Peinlich, Prinzessin! (40063) Dein Herzensprinz, Prinzessin (13492) Susannah - Auch Geister können küssen (30197) Susannah - Auch Geister haben hübsche Söhne (30198) Susannah - Auch Engel sind gefährlich (30615) Susannah - Auch Geister lieben süße Rache (40014) Bleib cool, Samantha! (13053) Wie man sich beliebt macht (30637) Jenny, heftig in Nöten (30526) Geheimsache Jessica - Vom Blitz getroffen (30201) Geheimsache Jessica - Supergirl in Not (30202)
Weitere Informationen zu Meg Cabot und ihren Büchern:
www.megcabot.de
cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House
Für Amanda Maciel in Dankbarkeit und Liebe
»Sehr wohl königliche Hoheit«, entgegnete sie. »Wir sind schließlich Prinzessinnen. Zumindest eine von uns.«Mit geballten Fäusten ging Sara auf Lavinia los.Heiße Röte stieg ihr ins Gesicht und das Blut rauschte in ihren Ohren.Erst in letzter Sekunde fand sie ihre Beherrschung wieder.Ihre Hände sanken herab und einen Augenblick lang stand sie nur still da. Eine Prinzessin bekam keine Wutanfälle.»Es stimmt«, sagte sie. »Manchmal tue ich so, als wäre ich eine Prinzessin. Ich mache das, um zu lernen, wie sich eine Prinzessin benimmt.«
aus »Sara, die kleine Prinzessin« von Frances Hodgson Burnett (übersetzt von Sabine Hindelang)
DANKSAGUNG
Ich danke Beth Ader, Jennifer Brown, Barbara Cabot, Sarah Davis, Michele Jaffe, Laura Langlie, Amanda Maciel, Abigail McAden und ganz besonders Benjamin Egnatz
Freitag, 10. September, 21 Uhr, im Lunt-Fontanne-Theater, während der 1. Pause von „Die Schöne und das Biest“(in der Damentoilette)
Er hat sich noch nicht gemeldet. Ich hab gerade zu Hause angerufen und Mom gefragt.
Übrigens finde ich es ganz schön gemein von ihr, mir vorzuwerfen, für mich gäbe es anscheinend auf der ganzen Welt derzeit nichts Wichtigeres als meine Trennung von Michael. Weil das nämlich gar nicht stimmt. Echt nicht. Woher hätte ich denn bitte wissen sollen, dass sie es gerade mit viel Mühe geschafft hatte, Rocky ins Bettchen zu verfrachten? Oh Mann, echt. Wenn er solche Einschlafprobleme hat, soll sie eben das Telefon leise stellen.
Immerhin weiß ich jetzt, dass er sich nicht gemeldet hat. Was mich übrigens nicht besonders wundert. Ich hab vorhin im Internet nachgeschaut, wann sein Flugzeug in Japan landet. Erst in vierzehn Stunden.
Und während des Fluges dürfen Handys nicht benutzt werden. Jedenfalls nicht, um jemanden anzurufen oder eine SMS zu schicken.
Oder eine Mail zu beantworten.
Na ja, nicht so schlimm. Echt nicht. Weil er mich ja bald anruft.
Sobald er meine Mail gelesen hat. Bestimmt. Dann ruft er mich gleich an und wir versöhnen uns und alles ist wieder gut.
Es muss einfach wieder gut werden.
In der Zwischenzeit bleibt mir nichts anderes übrig, als mein Leben so weiterzuleben, als wäre alles ganz normal. Na ja, so normal, wie es sich eben anfühlt, wenn man verzweifelt auf eine Nachricht von seinem Exfreund wartet, von dem man sich nach zweijähriger Beziehung getrennt hat, dem man aber sofort eine Entschuldigungsmail geschrieben hat, als einem klar wurde, was für einen absolut unverzeihlichen und fast nicht wiedergutzumachenden Fehler man begangen hat.
Vor allem wenn man ganz genau weiß, was einen erwartet, falls man es nicht schafft, sich wieder zu versöhnen. Dass man dann nämlich dazu verdammt ist, ein trostloses, inhaltsleeres Leben zu führen und sich aus lauter Einsamkeit in eine bedeutungslose Affäre nach der anderen mit irgendwelchen Supermodels zu stürzen.
Äh, Moment … da hab ich mich wohl kurz mit Dad verwechselt. Okay, dann eben ohne die Supermodels. Aber ansonsten wird mein Leben genauso trostlos und inhaltsleer wie seins. Als ich vorhin neben JP saß und der Vorhang aufging, ist mir klar geworden, wie grenzenlos dämlich und kindisch ich mich letzte Woche aufgeführt hab.
Na ja, eigentlich hab ich es vorher auch schon gewusst. Aber durch »Die Schöne und das Biest« ist es mir erst so RICHTIG, RICHTIG klar geworden.
Was eigentlich erstaunlich ist, weil Michael und ich in Sachen Musicals ja eher geteilter Meinung waren. Ich musste immer meine geballten Überredungskünste einsetzen, um ihn dazu zu bringen, überhaupt mal mit mir in eins von den Musicals zu gehen, die ich so liebe. Solche, wo die Mädchen Reifröcke anhaben und wo überraschend irgendwelche Sachen von der Bühnendecke herabschweben (wie in »Phantom der Oper« oder »Tarzan: Das Musical«).
Und wenn er dann AUSNAHMSWEISE mal mitgekommen ist, hat er sich ständig zu mir rübergebeugt und geflüstert: »Jetzt versteh ich, warum die das Stück bald absetzen. Es ist doch total absurd, dass sich ein Mann vor eine sprechende Teekanne stellt und plötzlich ein Lied darüber singt, wie unsterblich er in irgendein Mädchen verliebt ist.« Oder: »Wo soll denn bitte plötzlich dieses Riesenorchester herkommen? Ich meine, hallo? Die stehen mitten in einem Verlies. Das ist doch alles total an den Haaren herbeigezogen.«
Mit seinen Kommentaren hat er mir immer das ganze schöne Erlebnis kaputt gemacht. Und dann ist er auch noch alle fünf Minuten aufgestanden und aufs Klo verschwunden, weil er angeblich beim Abendessen zu viel Wasser getrunken hatte. Dabei wusste ich genau, dass er in Wirklichkeit bloß auf seinem BlackBerry nachschaut, ob neue Benachrichtigungen von seinem »World of Warcraft«-Server reingekommen sind.
Jetzt sehe ich das auf einmal ganz anders. Obwohl es mit JP echt nett ist, denke ich die ganze Zeit daran, wie schön es wäre, wenn Michael neben mir sitzen und darüber ablästern würde, dass »Die Schöne und das Biest« ein Disney-Musical für unkritische Kleinkinder sei, dass die Musik total verkitscht und das Ganze im Grunde bloß eine riesige Marketingveranstaltung sei, damit Touristen viel Geld für teure T-Shirts, hässliche Kaffeetassen und Hochglanztheaterprogramme ausgeben.
Aber am meisten fehlt er mir, weil mir erst jetzt schmerzlich bewusst geworden ist, dass »Die Schöne und das Biest« in Wirklichkeit die Geschichte von Michael und mir ist.
Damit will ich natürlich nicht sagen, dass ich Bella bin. Oder Michael das Biest. Das nicht.
Aber der Grundgedanke, dass zwei Leute sich kennenlernen und miteinander anfreunden und lange Zeit gar nicht merken, dass sie ineinander verliebt sind, bis es fast zu spät ist …
Das ist echt haargenau wie bei uns.
Nur dass Bella natürlich klüger ist als ich. Bella hätte es nämlich bestimmt nichts ausgemacht, wenn das Biest - lange, lange bevor Bella in sein Schloss kam - mit Judith Gershner geschlafen hätte und es Bella nie erzählt hätte.
Nein, das hätte sie garantiert nicht gestört. Weil das alles ja lange, lange vor der Zeit passiert wäre, in der das Biest und Bella sich gefunden hatten. Was hätte es also mit den beiden zu tun gehabt?
Gar nichts. Eben.
Ich kann selbst kaum glauben, wie bescheuert ich mich Michael gegenüber benommen hab. Aber so kitschig »Die Schöne und das Biest« auch ist (selbst ich hab heute gemerkt, dass der Kitschfaktor wirklich ziemlich hoch ist) - das Stück hat mir die Augen geöffnet. Echt wahr.
Was eigentlich nicht so erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass die Geschichte so alt ist wie die Menschheit.
Früher hab ich immer gesagt, der Mann meiner Träume müsste sich eine Vorstellung von »Die Schöne und das Biest« (der romantischsten und schönsten Liebesgeschichte, die je erzählt wurde) anschauen können, ohne an den falschen Stellen zu kichern. Zum Beispiel wenn sich das Biest in den Prinzen zurückverwandelt oder das Rudel Plüschwölfe die Bühne erstürmt. (Es ist doch wohl logisch, dass die Wölfe nicht wirklich gefährlich aussehen dürfen, immerhin sitzen kleine Kinder im Publikum.)
Oh. Gerade fällt mir was auf. Der einzige Mann - okay, Junge -, der den »Die Schöne und das Biest«-Test bisher erfolgreich bestanden hat, ist JP Reynolds-Abernathy IV. Als Bella sich tapfer bereit erklärte, sich zu opfern, um ihrem Vater das Leben zu retten, hab ich (bloß ganz kurz) zu ihm rübergeschaut, und da ist ihm sogar eine kleine Träne die Wange heruntergerollt.
Michael hat noch nie in einem Musical geweint. Okay, außer damals bei der Szene, in der Tarzans Affenvater brutal ermordet wurde.
Allerdings waren das Lachtränen.
Aber jetzt weiß ich, dass das gar nicht so schlimm ist. Ich hab heute nämlich etwas erkannt. Wahrscheinlich sind Jungs einfach anders als Mädchen. Nicht nur weil Jungs stundenlang ernsthaft darüber diskutieren können, ob irgendwann ein Spin-off von »Blade: Trinity« gedreht wird, das »Nightstalker« heißt und in dem Abby Whistler wieder von Jessica Biel gespielt wird.
Oder weil sie nichts dabei finden, mit Judith Gershner zu schlafen und es ihrer Freundin zu verschweigen, weil das ja passiert ist, bevor sie mit ihr zusammen waren.
Nein. Sondern weil sie genetisch einfach komplett anders programmiert sind als wir. Nämlich so, dass sie nicht weinen müssen, wenn vor ihren Augen auf der Bühne ein Schauspieler in einem Gorillakostüm erschossen wird, aber einen Film wie »Notting Hill« für total glaubwürdig halten, obwohl jedes Mädchen weiß, dass sich eine weltberühmte, superreiche Hollywoodschauspielerin wie Julia Roberts ja wohl in einer Million Jahre nicht in einen armen Buchhändler wie Hugh Grant verlieben würde.
Und das sagt immerhin eine Prinzessin, die sich in einen Studenten verliebt hat.
Endlich hab ich es verstanden: Jungs ticken einfach anders als wir.
Und das muss nicht unbedingt schlecht sein. Meine Vorfahren würden wahrscheinlich sogar sagen: Vive la différence! Denn obwohl es haufenweise Jungs gibt, die nichts mit Musicals anfangen können, sind es genau diese Jungs, die einem zum fünfzehnten Geburtstag eine Schneeflockenkette zur ewigen Erinnerung an den Jahresendzeitball schenken, wo sie einem das erste Mal ihre Liebe gestanden haben.
Was, wie ja wohl jeder zugeben muss, extrem romantisch ist. Oh. Gerade höre ich den Gong. Ich muss wieder rein. Gleich fängt der zweite Akt an.
Auf den freue ich mich, ehrlich gesagt, nicht besonders, weil JP sich alle fünf Sekunden zu mir rüberbeugt und fragt, ob alles okay ist.
Klar, er ist ein guter Freund, und ich verstehe, dass er sich Sorgen um mich macht, aber was erwartet er denn? Ihm muss doch klar sein, dass meine Antwort natürlich lautet: Nein, es ist nicht alles okay! Muss ich ihn etwa daran erinnern, dass ich mir vor nicht einmal zwei Tagen idiotischerweise meine Schneeflockenkette vom Hals GERISSEN und dem Jungen vor die Füße GESCHLEUDERT habe, der sie mir geschenkt hat? Denkt er etwa, man erholt sich von so einem traumatischen Erlebnis automatisch, indem man sich ein Musical mit tanzenden Teetassen anschaut?
JP ist zwar total süß, aber manchmal echt auch ein bisschen beschränkt.
Wobei Tina absolut recht hatte. Sie hat nämlich irgendwann mal gesagt, dass JP ihr wie ein schlafender Vulkan vorkommt: In seinem tiefsten Inneren brodelt das Magma der Leidenschaft. Die Träne vorhin ist der Beweis. Tina glaubt, dass er nur der richtigen Frau begegnen muss, die den Schlüssel zu seinem Herzen besitzt - das er zu seinem eigenen Schutz mit einem kalten, steinernen Panzer umhüllt hat -, und dann wird er mit einem Riesenknall explodieren, genau wie der leise vor sich hin köchelnde Supervulkan im Yellowstone National Park.
Und Lilly (die übrigens seit unserem letzten Telefongespräch weder gemailt noch angerufen hat, noch nicht mal um mich eine »verräterische Freundwegschnapperin« zu schimpfen, was für sie völlig untypisch ist) war ganz offensichtlich nicht die Richtige für ihn.
Vielleicht ist JP doch nicht beschränkt. Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass er ein Junge ist.
Na ja, es kann eben nicht jeder wie das Biest sein.
Freitag, 10. September, 23.45 Uhr, wieder zu Hause
Posteingang: 0
Auch keine Nachricht auf dem AB.
Aber Michaels Flugzeug ist auch noch elf Stunden und dreißig Minuten in der Luft. Nach der Landung ruft er mich bestimmt gleich an.
Er muss mich doch anrufen, oder?
Okay, darüber denke ich jetzt lieber gar nicht nach. Weil mein Herz dann nämlich sofort anfängt, so komisch unregelmäßig zu schlagen und meine Handflächen ganz feucht werden.
Es kam zwar kein Anruf und auch keine Mail, während ich im Theater war, aber dafür hab ich etwas anderes bekommen. Und zwar einen Brief, der per Kurier zugestellt wurde. Mom hat ihn mir (mit ziemlich grimmiger Miene) überreicht, als ich sie geweckt hab, um zu fragen, ob Michael in der Zwischenzeit vielleicht angerufen hat. (Ganz ehrlich, ich hab nicht gewusst, dass sie schon schlief. Normalerweise bleibt sie immer so lange wach, bis bei David Letterman in der »Late Show« der musikalische Gast auftritt, und das ist meistens gegen halb eins. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass heute Fergie eingeladen war und Mom deshalb früher ins Bett ist?)
Der Brief war eindeutig nicht von Michael, das hab ich sofort gesehen. Er steckte in einem Umschlag aus elegantem cremefarbenem Büttenpapier mit einem großen roten Siegel in der Mitte, in das die Buchstaben D und R eingeprägt waren. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie musste ich bei diesem Umschlag sofort an Grandmère denken.
Deswegen war ich auch nicht sonderlich überrascht, als Mom ziemlich gereizt sagte: »Deine Großmutter hat angerufen und gesagt, du sollst ihn sofort aufmachen.«
Dagegen überraschte mich das, was sie danach sagte. »Und du sollst sie sofort anrufen. Ganz egal wie spät es ist.«
»Ich soll Grandmère nach elf Uhr nachts anrufen?«, fragte ich verblüfft. Falls Grandmère nicht gerade mit Henry Kissinger oder irgendeinem anderen Uraltpolitiker zum Essen verabredet ist, geht sie jeden Abend ohne Ausnahme kurz vor den Elf-Uhr-Nachrichten ins Bett. Sie sagt immer, wenn sie nicht ihre acht Stunden Schönheitsschlaf bekommt, hat sie am nächsten Morgen ganz schlimme Augenringe, die sie mit nichts wegbekommt - noch nicht mal mit Hämorrhoidensalbe.
»Ja, hat sie gesagt«, knurrte Mom und zog sich die Bettdecke wieder über den Kopf. (Wie sie überhaupt schlafen kann, während Mr Gianini neben ihr schnarcht, ist mir ein Rätsel. Das muss wahre Liebe sein.)
Irgendetwas an diesem Umschlag gefiel mir ganz und gar nicht, und die Vorstellung, dass ich Grandmère nach halb zwölf noch anrufen sollte, gefiel mir noch viel weniger. Als ich in meinem Zimmer war, riss ich den Briefumschlag auf, zog den Brief heraus, begann, ihn zu lesen …
… und bekam fast einen Herzinfarkt.
Zwei Sekunden später hatte ich Grandmère am Telefon.
»Ah, Amelia!« Sie klang hellwach. »Gut. Endlich. Hast du den Brief bekommen?«
»Den von Lana Weinbergers MUTTER?«, hätte ich um ein Haar gebrüllt. Zum Glück fiel mir noch rechtzeitig ein, dass wir in einem Loft mit sehr dünnen Rigipswänden wohnen und dass mein kleiner Bruder direkt nebenan schläft. Deshalb war es klüger, nicht zu brüllen, um ihn nicht aufzuwecken und den heiligen Zorn meiner Mutter auf mich zu ziehen. »Meinst du den Brief, in dem sie mich fragt, ob ich auf der Spendengala, die ihr Frauenclub für afrikanische Waisenkinder organisiert, eine Rede halten kann? Ja, den hab ich bekommen. Aber … woher weißt du überhaupt von dem Brief? Hast du auch einen bekommen?«
»Pah!« Grandmère schnaubte. »Nein, habe ich nicht. Aber ich habe Mittel und Wege, um an die Informationen zu gelangen, die ich benötige. Ich muss dich etwas fragen, Amelia. Etwas sehr Wichtiges. Hat sie dir in diesem Brief angeboten, dass du Mitglied bei Domina Rei werden kannst, sobald du volljährig bist?« Ich konnte förmlich hören, wie ihr dabei der Speichel aus dem Mund spritzte, so aufgeregt war sie. »Schreibt sie in ihrem Brief, dass du bei ihnen eintreten kannst, wenn du achtzehn geworden bist?«
»Ja«, sagte ich. »Aber Grandmère, ich hab noch nie was von diesem Club gehört. Und ich hab für so was sowieso auch gar keine Zeit. Ich mache im Moment nämlich eine sehr stressige Phase durch und muss mich darauf konzentrieren, nicht völlig die Nerven zu …«
Ich hätte nichts Falscheres sagen können. Grandmère spie praktisch Feuer, als sie in ihrem fürstinnenhaftesten Tonfall fauchte: »Zu deiner Information, Amelia. Domina Rei ist das einflussreichste Frauennetzwerk der Welt. Mir ist unbegreiflich, wie du eine so bedeutende Organisation nicht kennen kannst. Domina Rei ist sozusagen das Opus Dei der Frauenverbände. Nur ohne den religiösen Hintergrund.«
Ich muss zugeben, dass mich das doch ein bisschen neugierig machte. »Echt? Die sind wie Opus Dei? Wie dieser Geheimbund aus ›Sakrileg‹? Wo die Mitglieder sich selbst auspeitschen und geißeln? Heißt das etwa, dass die Mutter von Lana heimlich auch so ein spitzes Stachelband am Oberschenkel trägt?«
»Selbstverständlich nicht!«, schnaubte Grandmère. »Ich meinte das natürlich nur im übertragenen Sinn.«
Ich war enttäuscht. Zwar hab ich Lanas Mutter nie kennengelernt, aber die Vorstellung, dass ein Mitglied der Familie Weinberger ein Stachelband trägt, dessen Nägel sich tief in ihr Fleisch eingraben, hätte mich ehrlich gesagt mit großer Genugtuung erfüllt. (Dem Brief nach zu urteilen, weiß sie übrigens genauso wenig von mir. Sie schreibt nämlich, dass Lana die langjährige Freundschaft mit mir sehr viel bedeute und wie schade sie es fände, dass mein voller fürstlicher Terminkalender es mir nie erlaubt hätte, zu einer der vielen Partys zu kommen, auf die Lana mich immer eingeladen hätte. Äh … ja klar.)
»Außerdem«, unterbrach Grandmère meine sadistischen Gedanken über Stachelbänder, »fällt mir gerade ein, dass ich dir schon einmal von Domina Rei erzählt habe. Die Contessa Trevanni ist auch Mitglied.«
»Bellas Großmutter?«, sagte ich erstaunt. Grandmère hat den Namen ihrer verhassten Erzrivalin nämlich nicht mehr in den Mund genommen, seit Bella - die Enkelin der Contessa - die Familie Trevanni letztes Weihnachten sehr glücklich gemacht hat. Sie hat sich nämlich von meinem Pseudocousin Prinz René … na ja, wie soll ich es ausdrücken? … einen Braten in die Röhre schieben lassen. (Grandmère benutzt dafür zwar den vornehmeren französischen Ausdruck enceinte, aber das macht die Sache auch nicht besser. Hat in meiner Familie noch nie jemand was von Kondomen gehört?)
Mein Vater hat daraufhin ein ernstes Wörtchen mit René geredet. (Wahrscheinlich hat er auch ein bisschen Geld springen lassen. René stand nämlich kurz davor, einen Fernsehdeal für eine Reality-Show namens »Mein Traumprinz« zu unterzeichnen, in der junge Frauen um die Liebe eines echten Prinzen - nämlich René - buhlen sollten.) Darauf hat er sich großzügig bereit erklärt, Bella zu heiraten. Zum großen Bedauern von Bellas Großmutter fand die Trauung aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil René sich mit seinem Antrag so viel Zeit gelassen hatte, dass Bella schon sehr deutlich enceinte war. (So was kommt bei den Leserinnen von Adelsmagazinen wie »Majesty« gar nicht gut an.)
Mittlerweile wohnen Bella und René in einem schicken Penthouse auf der Upper East Side, das ihnen die Contessa zur Hochzeit geschenkt hat, gehen gemeinsam in einen Vorbereitungskurs für natürliche Geburten und strahlen, als könnten sie gar nicht glücklicher sein.
Grandmère ist so neidisch, weil René Bella geheiratet hat und nicht mich - dabei gehe ich ja wohl noch zur Schule, hallo? -, dass sie jedes Mal Gift und Galle spuckt, sobald die Sprache auf die Trevannis kommt. Am besten spricht man sie gar nicht darauf an.
»Audrey Hepburn war auch Mitglied bei Domina Rei«, erzählte Grandmère ehrfürchtig. »Genau wie Grazia Patrizia von Monaco, Hillary Rodham Clinton, Sandra Day O’Connor - die Richterin am obersten Gerichtshof - und Jacqueline Kennedy Onassis. Sogar Oprah Winfrey ist dabei.«
Ich schwieg höflich, weil es mich nicht sonderlich beeindruckte, dass die Talkshowmoderatorin Oprah Winfrey auch Mitglied bei Domina Rei ist. »Das ist alles ganz toll, Grandmère«, sagte ich. »Aber ich hab ja gerade schon erwähnt, dass ich zurzeit sehr unter Druck stehe und …«
Grandmère hörte mir wie üblich gar nicht zu.
»Natürlich hat man mich schon vor Jahren gebeten, Mitglied zu werden. Leider wurde mein Aufnahmeantrag dann aufgrund eines unglücklichen Missverständnisses abgelehnt, das mit einem gewissen Herren zu tun hatte, dessen Name jetzt nichts zur Sache tut.«
»Oje«, sagte ich. »Das tut mir echt leid, aber …«
»Na gut«, seufzte sie. »Wenn du es unbedingt wissen musst, es handelte sich um Fürst Rainier von Monaco. Aber die Gerüchte waren absolut unbegründet! Ich habe ihn keines Blickes gewürdigt! Was kann ich dafür, dass er so fasziniert von mir war, dass er mir hinterherlief wie ein junger Hund? Es ist reine Boshaftigkeit, wenn jemand in sein Verhalten mehr hineininterpretiert hat als das, was es war: die harmlose Schwärmerei eines sehr viel älteren Mannes für ein bezauberndes, vor Witz und joie de vivre nur so sprühendes junges Mädchen.«
Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen. »Du redest von… dir?«
»Natürlich rede ich von mir, Amelia! Was ist bloß los mit dir? Wieso, glaubst du, hat er Grace Kelly geheiratet? Wieso, glaubst du, hat seine Familie ihm gestattet, sich mit einer einfachen Filmschauspielerin zu vermählen? Nur deshalb, weil sie so erleichtert waren, dass er sich bereit erklärte, überhaupt eine Frau zu heiraten, nachdem ich ihm das Herz gebrochen hatte.«
Ich schnappte nach Luft. »Grandmère! Heißt das, dass er deinetwegen aus lauter Kummer schwul geworden ist?«
»Natürlich nicht, Amelia, mach dich nicht lächerlich. Ich … ach, lassen wir das. Wie sind wir überhaupt auf dieses Thema gekommen? Jedenfalls wird die Contessa Trevanni sich vor Neid in ihren eigenen Allerwertesten beißen, wenn du auf der Wohltätigkeitsgala ihres Frauenclubs eine Rede halten darfst. Ihre Enkelin wurde noch nie gebeten, dort zu sprechen. Natürlich nicht, warum auch? Sie hat in ihrem Leben nichts erreicht, außer sich schwängern zu lassen, was wahrlich keine Leistung ist. Abgesehen davon ist sie so unsicher, dass sie wahrscheinlich vor Lampenfieber erstarren würde, wenn sie vor zweitausend elegant gekleideten, erfolgreichen Geschäftsfrauen sprechen müsste, die alle erwartungsvoll zu ihr hinaufsehen und …«
Ich schnappte wieder nach Luft, diesmal aber aus einem anderen Grund.
»Sekunde mal … zweitausend?«
»Wir müssen uns tout de suite einen Termin bei Chanel geben lassen«, redete Grandmère ungerührt weiter. »Du solltest nicht zu auffällig, aber doch jugendlich frisch aussehen. Ich glaube fast, es ist an der Zeit, dass wir dir ein Kostüm anfertigen lassen. Kleider sind etwas Wunderbares, aber mit einem schicken Wollkostüm liegt man immer goldrichtig …«
»Elegant gekleidete, erfolgreiche Geschäftsfrauen?«, wiederholte ich wie in Trance. Mir wurde leicht schwindelig. »Ich habe gedacht, die wären alle so wie Lanas Mutter … langweilige Bonzenfrauen mit Kindermädchen, Köchinnen und Haushälterinnen.«
»Nancy Weinberger ist eine der erfolgreichsten Innenausstatterinnen von ganz Manhattan«, unterbrach mich Grandmère kalt. »Sie hat das Apartment eingerichtet, das die Contessa René und Bella zur Hochzeit geschenkt hat. Alors … lass mich überlegen … Die Clubfarben von Domina Rei sind Blau und Weiß … Blau hat dir zwar noch nie besonders gut gestanden, aber in diesem Fall …«
»Grandmère?« In mir stieg Panik auf. Ich fühlte mich so ähnlich, wie wenn ich in letzter Zeit an Michael denke, nur ohne die verschwitzten Handflächen. »Das schaffe ich nicht. Ich kann keine Rede vor zweitausend erfolgreichen Geschäftsfrauen halten. Du verstehst das nicht: Ich stecke gerade mitten in einer Beziehungskrise, und bevor die nicht geklärt ist, möchte ich lieber nicht in der Öffentlichkeit auftreten … Ich glaub sogar, dass ich nicht mal dann, wenn meine Krise geklärt wäre, vor so vielen Menschen eine Rede halten könnte.«
»Unsinn!«, widersprach Grandmère resolut. »Erinnere dich bitte daran, dass du im genovesischen Parlament über Parkuhren gesprochen hast! Als könnte einer von uns das je vergessen.«
»Ja, aber das waren alles uralte Männer mit Perücken und nicht Lana Weinbergers Mutter! Ich weiß nicht, Grandmère. Vielleicht sollte ich lieber …«
»Deine absurd kurzen Haare sind natürlich ein großes Problem. Ich fürchte, bis zur Gala werden sie nicht nachgewachsen sein. Vielleicht kann Paolo dir Extensions machen. Ich rufe ihn gleich morgen früh an …«
»Ich meine das ganz ernst, Grandmère«, sagte ich. »Ich glaub nicht …«
Aber es war zu spät. Sie murmelte noch irgendwas und legte auf.
Toll. Das hat mir gerade noch gefehlt.
Samstag, 11. September, 9 Uhr, zu Hause
Posteingang: 0
Kein Wunder. Er ist ja noch drei Stunden in der Luft. Und dann muss er ja auch noch durch den Zoll.
Ich muss Geduld haben und ganz ruhig bleiben. Tief durchatmen und auf gar keinen Fall panisch …
FtLouie:TINA!!! BIST DU DA?????? Falls du da bist, melde dich bitte. Ich sterbe!!!!!!!!Iluvromance:Hi, Mia. Ja, ich bin da. Was ist los? Wieso stirbst du?????
O Gott, danke lieber Gott. Danke, dass es Tina Hakim Baba gibt.
FtLouie:Ich weiß zwar, dass das Band, das mich und Michael verbindet, zu stark ist, um durch ein blödes, kleines Missverständnis zerrissen zu werden, und dass er mich bestimmt anruft, sobald er in Japan gelandet ist, und mir dann sagen wird, dass er mir verzeiht, und dass dann alles wieder gut wird… aber… Tina! Was soll ich denn machen, wenn er nicht anruft? Wenn er mir nicht verzeiht? O Gott, ich sag dir, meine Handflächen sind total verschwitzt!!!!! Und ich glaub, ganz ehrlich, dass ich vielleicht gerade einen Herzinfarkt bekomme …Iluvromance:Ganz ruhig, Mia! Alles wird gut! Ganz bestimmt. Ich bin mir sicher, dass Michael dir verzeiht! Und dann wird alles wieder wie früher. Sogar noch viel besser. Weil Paare, die eine Krise erfolgreich überwunden haben, dadurch sogar noch enger zusammengeschweißt werden …FtLouie:Du hast recht! Ach, was soll’s. Meine Vorfahrinnen haben viel schlimmere Sachen durchgemacht. Die mussten gegen plündernde feindliche Horden kämpfen oder wurden entführt oder mussten Wein aus dem Schädel ihres ermordeten Vaters trinken. Ich bin mir sicher, dass Michael und ich uns wieder versöhnen. Alles wird gut!Iluvromance:Ganz bestimmt! Was ist eigentlich mit heute Abend? Gehst du hin? Aber wenn du so schlecht drauf bist, hast du wahrscheinlich eher keine Lust, oder?FtLouie:Lust worauf?Iluvromance:Auf die Siegesfeier zu gehen.FtLouie:Welche Siegesfeier?Iluvromance:Lilly und Perin machen heute doch eine Siegesfeier, weil sie die Wahl zum Schülersprecher gewonnen haben.FtLouie:Ich bin auf keine Siegesfeier eingeladen worden.Iluvromance:Heißt das, du hast keine Mail bekommen?FtLouie:Öh, nein …Iluvromance:Oh.FtLouie:Was, oh?Iluvromance:Na ja … ich hätte nicht gedacht, dass sie das ernst meint.FtLouie:Dass wer was ernst meint?Iluvromance:Lilly. Sie hat gesagt, dass sie nie mehr mit dir reden wird, weil du eine verräterische Freundwegschnapperin bist. Ich hab gedacht, das wäre ein Witz.!!!!!!!FtLouie:WAS? WIE KOMMT SIE DARAUF, SO WAS VON MIR ZU BEHAUPTEN??? ES WAR EIN HARMLOSER KLEINER KUSS!!!! UND EIGENTLICH WOLLTE ICH IHN AUF DIE WANGE KÜSSEN!!!!! ICH HAB BLOSS AUS VERSEHEN SEINE LIPPEN ERWISCHT!!!!!!Iluvromance:Ja, okay. Aber wart ihr gestern Abend nicht zusammen in »Die Schöne und das Biest«?FtLouie:Ja, waren wir. Aber das hat doch nichts zu bedeuten. Wir sind bloß gute Freunde, mehr nicht.Iluvromance:Aber hast du früher nicht immer gesagt, dass du dir einen Freund wünschst, der sich eine ganze Vorstellung von »Die Schöne und das Biest« anschauen kann, ohne an den falschen Stellen zu kichern?FtLouie:Schon, aber das ist lange her. Inzwischen ist mir klar geworden, dass ich mich geirrt hab. Jetzt wünsche ich mir einen Freund, der kichert.Iluvromance:Vielleicht solltest du das Lilly mal sagen.FtLouie:Wieso? Was hat sie gesagt? Warte mal, woher weiß sie eigentlich, was JP und ich gestern Abend gemacht haben? Woher weißt du es?Iluvromance:Na ja … hast du es noch nicht gesehen?FtLouie:Was denn?Iluvromance:Das Riesenfoto von dir und JP, das heute in der New York Post erschienen ist, wo man sieht, wie ihr zusammen aus dem Theater kommt? Mit der fetten Überschrift: »Neue Liebe für ein gebrochenes Prinzessinnenherz«?!!!!!!!!!
NEUE LIEBE FÜR EIN GEBROCHENES PRINZESSINNENHERZ
Es hat sich ausgeturtelt. Jahrelang waren unsere allseits beliebte New Yorker Prinzessin Mia Thermopolis von Genovia und ihr (bürgerlicher) Freund Michael Moscovitz ein Herz und eine Seele. Jetzt wurde bekannt, dass Moscovitz, der an der Columbia University studiert, das Angebot eines Robotik-Unternehmens aus Tsukuba angenommen hat, für ein Jahr nach Japan zu gehen, um dort als Werkstudent an einem geheimen Forschungsprojekt mitzuarbeiten.
Unsere Fürstliche Hoheit scheint ihrem Liebsten allerdings keine Träne nachzuweinen. Statt mit gebrochenem Herzen zu Hause zu sitzen, hat sie sich schleunigst auf die Suche nach Ersatz gemacht - und ihn offenbar auch schon gefunden! Am Freitagabend wurde sie mit einem geheimnisvollen Unbekannten beim Besuch des erfolgreichen Broadway-Musicals »Die Schöne und das Biest« gesehen. Gut informierte Quellen wollen in dem jungen Mann an ihrer Seite keinen Geringeren als John Paul Reynolds-Abernathy IV. erkannt haben, den Sohn des bekannten und schwerreichen Theaterproduzenten Reynolds-Abernathy III.
Ein Besucher des Musicals konnte das junge Paar in seiner Loge beobachten und bestätigte: »Die beiden wirkten sehr vertraut miteinander und schienen ihren Spaß zu haben.« Eine andere Besucherin schwärmte: »Die beiden geben ein äußerst attraktives Paar ab. Beide sind so groß und blond.«
Der genovesische Palast wollte sich zu den Gerüchten nicht äußern. Ein Sprecher der Fürstenfamilie sagte: »Wir geben zum Privatleben der Prinzessin keinen Kommentar ab.«
Samstag, 11. September, 10 Uhr, immer noch zu Hause
Tja, jetzt weiß ich wenigstens, warum Lilly sich nicht gemeldet hat.
Aber das ist ja wohl echt voll krank, oder? Erstens war es nur ein ganz harmloser Kuss. Zweitens hatte JP schon längst mit ihr Schluss gemacht, als das Ganze passiert ist. Und drittens sind wir als ganz normale gute Freunde ins Theater gegangen. Wie kann denn bitte irgendwer, der geistig einigermaßen gesund ist, auf die absurde Idee kommen, ich wäre jetzt mit JP Reynolds-Abernathy dem Vierten ZUSAMMEN?
Ich meine, klar ist JP süß und witzig und nett - keine Frage. Aber mein Herz gehört nun mal Michael Moscovitz und daran wird sich auch nie etwas ändern!
Ich verstehe das alles nicht. Echt nicht. Lilly ist doch meine beste Freundin. Wie kann sie auch nur eine Sekunde glauben, dass ich so was Gemeines machen würde?
Okay, ich hab mich ihrem Bruder gegenüber ziemlich scheiße verhalten, das gebe ich ehrlich zu. Aber das lag doch nur daran, dass ich erst erkannt hab, wie toll unsere Beziehung war, nachdem ich sie beendet hatte. (Total dumm, ich weiß.)
Aber ich hab mich ENTSCHULDIGT. Es ist nur eine Frage der Zeit (noch zwei Stunden), bis er meine Mail bekommt und mich anruft (bitte, lieber Gott!), und dann reden wir über alles und versöhnen uns und er schickt mir meine Schneeflockenkette zurück und wir sind wieder zusammen und alles ist gut.
Außer er ruft gleich nach seiner Ankunft »Google News« ab und findet den Artikel über mich und JP …
Aber wieso sollte er diesen Quatsch glauben? Die Lügen, die die Paparazzi über mich und James Franco verbreitet haben, hat er ja auch nie geglaubt. Wieso sollte er also das mit JP glauben?
Nein, ihm wäre sofort klar, dass das Müll ist. So was kann er einfach nicht glauben können.
Ich versteh echt nicht, was Lilly für ein Problem hat. Egal. Ich hab mir fest vorgenommen, ruhig zu bleiben. Früher wäre ich wegen so was sofort hysterisch geworden. Ich hätte Dad angerufen und ihn angefleht, unsere Anwälte einzuschalten, um eine Gegendarstellung zu verlangen. Ich hätte alles darangesetzt, herauszufinden, wer der Presse den Tipp gegeben hat. (Als wüsste ich das nicht sowieso - Grandmère, wer sonst?) Ich hätte Michael mit panischen Mails bombardiert und verzweifelt versucht, ihm klarzumachen, dass der Artikel von vorne bis hinten erstunken und erlogen ist. Aber mittlerweile rege ich mich über so was nicht mehr auf. Ich bin erwachsener geworden. Und außerdem hab ich mich daran gewöhnt.
Abgesehen davon bin ich sowieso schon hysterisch. Hysterischer, als ich es jetzt schon bin, könnte ich gar nicht mehr werden. Mir rutscht fast der Stift aus den Fingern, weil meine Handflächen wieder so verschwitzt sind. Aber egal … ich bleibe cool. Ich lasse Lilly ein bisschen Zeit, um sich abzuregen. Wenn sie ihre Party feiert und alle außer mir da sind, merkt sie bestimmt, wie sehr sie mich vermisst, und lädt mich schnell noch ein. (Nachdem ich runtergerannt bin, um mir schnell die New York Post am Kiosk zu holen, hab ich Tina angerufen. Eigentlich wollte sie die Party aus Solidarität mit mir boykottieren, aber ich hab ihr gesagt, dass sie natürlich hingehen soll. Klar, ich muss doch wissen, was Lilly so über mich sagt. Und wenn ich mitkriege, dass sie über mich lästert, dann rufe ich im Weißen Haus an und sage denen, dass sie den Präsidenten in ihrer letzten Sendung von »Lilly spricht Klartext«, in der es um den Irakkrieg ging, einen unfähigen Versager genannt hat!)
Und dann gehe ich großherzig hin und wir fallen uns in die Arme und alles wird gut.
Bis sie anruft, erledige ich meine Mathehausaufgaben. Ich hab letzte Woche nämlich so gut wie gar nicht aufgepasst und hab ehrlich gesagt KEINE AHNUNG, was wir im Moment in Mathe überhaupt durchnehmen … oder in den anderen Fächern. O Gott, hoffentlich fliege ich nicht auch noch von der Schule. Das wäre echt das Letzte, was ich jetzt noch gebrauchen könnte. Gerade fällt mir ein … Während ich Hausaufgaben mache, könnte ich doch die Schweinefleisch-Dim-Sums von Number One Noodle Son aufessen, die noch im Kühlschrank liegen. (Mit Fleisch ist es echt komisch. Das Zeug macht süchtig. Wenn man mal angefangen hat, welches zu essen, kann man gar nicht mehr aufhören!)
Ich bin nämlich reif und erwachsen und genauso verhalte ich mich jetzt auch.
Noch zwei Stunden, bis er landet!!!!!
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!
1. Auflage Erstmals als Taschenbuch Dezember 2010Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
© 2008 der Originalausgabe by Meg Cabot
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel »Princess Mia« bei HarperCollins Publishers, New York © 2008 für die deutschsprachige Ausgabe bei cbj Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück, 30287 Garbsen. Übersetzung: Katarina Ganslandt Lektorat: Janka Panskus
st · Herstellung: AnG Satz: Uhl + Massopust, Aalen
eISBN: 978-3-641-03919-6
www.megcabot.de
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