Prophezeiungen aus dem bayerisch-böhmischen Raum - Paul Friedl - E-Book

Prophezeiungen aus dem bayerisch-böhmischen Raum E-Book

Paul Friedl

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Beschreibung

Prophezeiungen begleiten, beunruhigen und ängstigen die Menschheit schon seit mehr als tausend Jahren, und nur wenige haben Gutes für die Zukunft verkündet. Am Ende aller dieser Voraussagen steht apokalyptisch die schreckliche Weltkatastrophe, das Ende aller Dinge. Es war nie allein die Neugier, die die Menschen wünschen ließ, einen Blick in die Zukunft zu tun, sondern mehr die Angst vor dem Kommenden, die Sorge um Kind und Kindeskinder und die Furcht, der Planet Erde könnte — wenn auch nicht in der Zeit, in der sie darauf lebten — wie eine verglühende Sternschnuppe aus dem Himmel fallen.

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Wenn die Sterne fallen, wenn der Himmel brennt, hat die Welt ein End.

Inschrift auf einer Holztafel in einer Kapelle hei Winterherg im Böhmerwald.

LESEPROBE ZU

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 1986

© 2017 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

www.rosenheimer.com

Umschlaggestaltung: Ulrich Eichberger, München (unter Verwendung eines Holzschnittes einer niederländischen Blockbuchausgabe der Apokalypse um 1430)

eISBN 978-3-475-54721-8 (epub)

Bildnachweis: Holzschnitte des Meisters Amsterdamer Kabinett zum ›Spiegel menschlicher Behaltnis‹, 15.Jahrhundert: S. 12 Jakobs Traum — S. 13 Das 6. Zeichen — S. 16 Der Wächter am Grabe (Ausschnitt) — S. 28/29 Ausschnitte aus ›Evilmeradoch zerstückelt seines Vaters Leiche‹ — S. 50 Der verlorene Sohn vertut sein Gut mit schönen Frauen— S. 54 Die törichten Jungfrauen — S. 58 Verspottung — S. 66 Das 2. Zeichen — S. 68 Jobs Kinder — S. 70 Das 14. Zeichen — S. 72 Das 1. Zeichen — S. 74 Das 9. Zeichen — S. 76 Das 8. Zeichen — S. 78 Das 4. Zeichen— S. 80 Das 6. Zeichen — S. 82 Das 12. Zeichen — S. 94 Simson erschlägt 1000 Mann — S. 96 Das 1. Zeichen — S. 98 Ezechiels beschlossene Pforte — S. 100 Das 7. Zeichen — S. 104 Die Vorhölle — S. 110 Die Hirten auf dem Felde — S. 114 Das 13. Zeichen — S. 116 David läßt die Bürger von Rabat martern — S. 118 Das 10. Zeichen — S. 120 Heliodor wird gegeißelt — S. 122 Die Weissagungen derSybille — S. 126 Fischer ziehen den Sonnentisch aus den Fluten (Ausschnitt) — Zainer, um 1470, ›Adam ackert und Eva spinnt‹, S. 102 — S. 108 Der Waldprophet, gestickt 1971 von H. E. Seeler — Alle Fotos von A. Rammel, Rosenheim, und der Bayerischen Staatsbibliothek, München — La grande danse macabre, Paris 1486, Neudruckausgabe, S. 5, 6, 20, 23, 24, 26, 36, 46, 64, 112, 128. Auf dem Vorsatzpapier Darstellungen aus der Faksimile-Ausgabe des einzigen erhaltenen chiroxylographischen Blockbuches ›Der Antichrist und die 15 Zeichens herausgegeben von H. Th. Musper, München 1970, mit freundlicher Genehmigung des Prestel Verlages, München, und des Besitzers des Blockbuches, Herrn Otto Schäfer, Schweinfurt (Foto Staat!. Graphische Sammlung, München).

Worum geht es im Buch?

Paul Friedl

Prophezeiungen aus dem bayerisch-böhmischen Raum

Prophezeiungen begleiten, beunruhigen und ängstigen die Menschheit schon seit mehr als tausend Jahren, und nur wenige haben Gutes für die Zukunft verkündet. Am Ende aller dieser Voraussagen steht apokalyptisch die schreckliche Weltkatastrophe, das Ende aller Dinge.

Es war nie allein die Neugier, die die Menschen wünschen ließ, einen Blick in die Zukunft zu tun, sondern mehr die Angst vor dem Kommenden, die Sorge um Kind und Kindeskinder und die Furcht, der Planet Erde könnte — wenn auch nicht in der Zeit, in der sie darauf lebten — wie eine verglühende Sternschnuppe aus dem Himmel fallen.

Inhalt

Prophezeiungen

Der blinde Hirte oder Der Jüngling von Prag

Matthias Stormberger, Waldhirte und Aschenbrenner von Rabenstein

Die Keilhofersche Handschrift

Verschiedene Niederschriften der Stormberger-Prophezeiungen

Die Westermeyer-Mitteilung

Die Kargus-Pscheidl-Abschrift

Der Mühlhiasl von Apoig

Sepp Wudy, der Bauernknecht vom Frischwinkel

Alois Irlmeier von Freilassing

Die Gesichte des Alois Irlmeier

Hedwig Eleonore Seeler

Die Wismarer Prophezeiung

Deutung?

Prophezeiungen

begleiten, beunruhigen und ängstigen die Menschheit schon seit mehr als tausend Jahren, und nur wenige haben Gutes für die Zukunft verkündet. Am Ende aller dieser Voraussagen steht apokalyptisch die schreckliche Weltkatastrophe, das Ende aller Dinge.

Es war nie allein die Neugier, die die Menschen wünschen ließ, einen Blick in die Zukunft zu tun, sondern mehr die Angst vor dem Kommenden, die Sorge um Kind und Kindeskinder und die Furcht, der Planet Erde könnte — wenn auch nicht in der Zeit, in der sie darauf lebten — wie eine verglühende Sternschnuppe aus dem Himmel fallen.

Die Jahrtausende haben den Bewohnern dieser Erde in ungezählten Generationen schon so viel Not und Schrecken gebracht, so viel Unheimliches und Entsetzliches bereitet, daß der Glaube an das furchtbare Ende von Geschlecht zu Geschlecht, in allen Völkern und Sprachen überliefert ist und die aufgeklärten Geister aller Zeiten vergeblich sich zu erklären mühten, daß vor dem Morgen eine Wand stehe, durch die niemand sehen könne.

Heute ist unbestritten, daß es Menschen gegeben hat, die mit der seltenen Gabe der Vorausschau behaftet waren, und daß es auch in unserer Zeit noch Männer und Frauen gibt, die mit dem zweiten Gesicht, mit Eingebungen und Vorahnungen geplagt sind.

Unwiderlegbar ist ebenfalls die Tatsache, daß vieles von den alten Weissagungen sich bereits erfüllt hat und daß Anzeichen dafür sprechen, daß noch manches eintreffen kann, was uns heute noch unerklärlich und undeutbar vorkommt. Prophezeiungen nennen keinen genauen Zeitablauf, Voraussagen können auch nicht in der Folge eingeteilt werden, in der sie gemacht und niedergeschrieben wurden. Was sie auch von der Zukunft sagen, bestätigt können sie nur werden, wenn das Vorausgesagte eingetroffen ist. Diese Erkenntnis zwingt zu nüchterner, ja skeptischer Betrachtung. Dazu kommt, daß man oft schon glaubte, Teile alter Weissagung auf abgelaufene Ereignisse beziehen zu können, spätere Vorgänge jedoch wieder damit in Einklang gebracht werden konnten.

So wurden die verwirrenden Zukunftsgesichte des Nostradamus (Michel de Notre-dame, Leibarzt Karls IX. und Astrologe, 1503-1566) zu allen Zeiten verschieden ausgelegt und oft auf die jeweiligen Tagesereignisse bezogen. Enno Nielsen, ein Sammler und Deuter aller okkulten Vorkommnisse, teilt beispielsweise in seinem Buch »Das Unbekannte« (München, 1922) mit, daß man den Nostradamus-Vers

Man sieht Feuer von der Farbe des Goldes vom Himmel bis zur Erde

mit der Schlacht bei Sedan im Deutsch-französischen Krieg 1870/71 in Zusammenhang brachte. In einer im 18. Jahrhundert in Straßburg gedruckten Übersetzung des Nostradamus wird der Vers

Und wenn in den letzten Zeitendann Gelb und Rot sich streitenund sie sich überrennen —dran wird die Welt verbrennen

dahingehend gedeutet, daß unter Gelb die Habsburger und unter Rot die Bourbonen zu verstehen seien, die einen großen Krieg anfangen würden.

Tatsächlich ließen auch die Ereignisse und die bangen Erwartungen jedes Jahrhunderts solche Auslegungen alter Prophezeiungen zu, und unser Jahrhundert steht dem nicht nach. Im Gegenteil, es scheint, als würde der Sinn der Weissagungen immer deutlicher.

Allerdings lehren die Beispiele aus der Vergangenheit, daß man mit der Deutung der Voraussagen und deren Beziehung auf die Gegenwart und die nahe Zukunft doch recht vorsichtig sein sollte. Auszuschließen ist auch nicht, daß die Weissagungen im Laufe der Zeit durch gute Erzähler erweitert, ergänzt und somit verändert wurden, so daß also nur die ältesten Niederschriften einer Wertung dienen können. Dazu kann weiterhin vermutet werden, daß uns viele Äußerungen und Gesichte dieser hellsehenden Männer nicht überliefert sind, da sie in ihrem dunklen Sinn den Zeitgenossen völlig unverständlich erschienen und daher vergessen wurden. Wir wollen uns deshalb im Nachfolgenden mehr mit der schriftlichen als mit der mündlichen Überlieferung befassen, und selbst diese sind in ihrer Zusammenschau noch düster genug.

Vergeblich und vermessen wäre es, die alten Prophezeiungen und so verschiedenen Voraussagen in einen Zusammenhang bringen und in bestimmte Zeiten setzen zu wollen. Alle Seher sahen auch nur Geschehnisse voraus, die in der Hauptsache ihren eigenen Lebensraum betrafen und vom kleinen Weltbild der eigenen Vorstellungen diktiert waren, und nur in Hinsicht auf die Weltkatastrophe berühren sie einen größeren Teil oder die Gesamtheit unserer Erde.

Es ist naheliegend, daß wir uns bei dem Bericht über die Seher und ihre Gesichte ebenfalls auf unseren Lebensraum beschränken, auf jene heute noch bekannten Propheten des bayerisch-böhmischen Raumes, deren Reihe mit dem blinden Hirtenjungen, dem Jüngling von Prag, beginnt und mit den Erlebnissen einer seltsamen Frau von heute endet.

Es ist eine bekannte Tatsache, daß es in der Abgeschiedenheit der unendlichen Wälder des bayerisch-böhmischen Grenzgebirges, dem Böhmerwald und dem Bayerischen Wald, Menschen gegeben hat, die mit der Gabe des zweiten Gesichts, mit Eingebungen und Vorahnungen behaftet und geplagt waren, oftmals ohne sich selbst dessen bewußt zu sein, und es ist wahrscheinlich, daß es dort solche Menschen auch heute noch gibt.

Zwei überzeugende Beispiele gehören zu meinem eigenen Erlebnis: Das erste gab mir ein Kleinbauer in der Nähe von Cham während des zweiten Weltkrieges, von dem aber mit Rücksicht auf die noch lebenden Angehörigen hier nicht gesprochen werden soll; das zweite waren die merkwürdigen Erzählungen des Waldhirten Prokop, der viele Jahre Hirte auf dem Rukowitzschachten war, und dessen seltsame Träume ich in den zwanziger Jahren so aufgeschrieben habe, wie er sie in seiner Mundart erzählte. Er war ein einfacher und sehr verschlossener Mann, der das halbe Leben in der Waldeinsamkeit verbrachte und 1965 unbeachtet im Alter von 78 Jahren in Zwiesel verstarb.

Ischlof und schlof net, wenn i in der Nacht in der Hütt’n lieg. Aber Sachen macht’s mir vür, zum Grausen, und i schlof do net, weil i draußt meine Stier hör und ’n Wind und ’n Regen. Oamal siehg i, wia da Wind ’s Feuer daherbringt, und alle Baam brennen wia Zündhölzl, a andermal siehg i, daß drunten alles verkommen is, koa Mensch is mehr da und koa Haus. Grad mehr Mauertrümmer. Und alleweil wieder kemman Wolk’n, feuerrot, und es blitzt, aber es donnert net. Und amal is alles finster, und drunten auf der Waldhausstraß’ geht oana mit an brennend’n Ast und schreit: Bin i wirkli no da Letzt’? Bin i wirkli no da oanzig? Und nacha is wieda da Himml gelb wie a Zitrona und is so tiaf herunt. Koa Vogl singt, i find koan Stier mehr und koa Wasser. Auf’n Berg is koans mehr und drunt im Reg’n aa koa Tropfa mehr. Muaß ja aa so kemma, weil d’Leut nix mehr glaub’n, a jeda tuat, als waar er alleweil aaf da Welt da, und a jede moant, was er wohl is und no werd’n kunnt. Werd’n no alle ’s Spinna ofanga und moana, sie könnan vo da Gscheitheit leb’n und net vo da Arbat. Dö, wo arbat’n, werd’n eh alleweil wenga, und dö, wo von dene ihre Arbat leb’n, alleweil mehr, ’s Regiern is halt leichta wia d’Arbat.«

So erzählte der Prokop an einem Sonntagnachmittag im Wirtsgarten vom Zwieseler Waldhaus, und die Umsitzenden lachten. War es eine Voraussage? War es das Gesicht eines einfachen Waldhirten? Oder waren es nur Träume? Jedenfalls deutete der Prokop im gleichen Wirtsgarten, zu dem er gelegentlich an einem Sonntag von seiner Bergweide herunter kam, einmal auf einen durch den Garten gehenden Holzhauer und machte die beiläufige Bemerkung: »Den wird da Baam daschlog’n.« Als dies einige Monate später eintraf, erinnerte man sich wohl an den Waldhirten Prokop, schnell aber war vergessen, daß er damals eine wahrhaft hellseherische Aussage gemacht hatte. Ich habe den wortkargen Mann einige Male im Gasthaus Müller und im Gasthaus zum Holzhof in Zwiesel getroffen und muß gestehen, daß ich ebenfalls in ihm nur den originellen Kauz gesehen habe, der sich in den vielen einsamen Nächten in seiner Hirtenhütte auf dem Berge Gedanken über das Kommende machte, denn gerade damals waren die Weissagungen des Matthias Stormberger von Rabenstein immer wieder der Gesprächsstoff an den Wirtshaustischen, besonders in den genannten Wirtshäusern.

Warum ich überhaupt darangehe, in meinen alten Tagen niederzuschreiben, was ich durch ein halbes Jahrhundert mit den Voraussagen zu tun hatte? Daß ich im Jahre 1921 zum erstenmal und unter dem Eindruck des hinter uns liegenden ersten Weltkrieges einen heimatkundlichen Beitrag über den Stormberger schrieb, war veranlaßt durch die lebendige Überlieferung der Prophezeiung des Waldhirten von Rabenstein in der eigenen Familie schon vom Großvater her, dann durch die Tatsache, daß mein Vater gut bekannt war mit der Familie Buchinger in Rabenstein, in deren Haus der Stormberger sich aufgehalten hat, und drittens durch die Erzählungen des alten Xaver Buchinger von Rabenstein. Er war Nachtwächter im Sägewerk Rümmelein in Zwiesel, wo wir wohnten, und sprach immer wieder vom Stormberger. Er erwähnte oft, daß er die Geschichte von seinem Großvater wisse, der den Stormberger noch in seiner Kinderzeit auf der Ofenbank im elterlichen Haus habe sitzen sehen. Dann fiel mir die sogenannte »Keilhofersche Handschrift« in die Hände, und damals begann ich, mehr aus volkskundlichem Interesse, zu sammeln und zu erforschen, was vom Stormberger und anderen Weissagern niedergeschrieben und im Volke mündlich überliefert ist. Dabei glaubte ich nie an diese Voraussagen und war von dem Vorsatz geleitet, nicht Erklärbares auch nicht erklären zu wollen. Heute gebe ich zu, daß ich mir aber darüber Gedanken machte, wie sehr solche Prophezeiungen meine Mitmenschen belasteten. Das veranlaßte mich schließlich, die Geschichte vom Waldpropheten Stormberger nach mündlicher und schriftlicher Überlieferung zu einer Erzählung (»Der Waldprophet«, 1968, Rosenheimer Verlagshaus) zu verarbeiten, in der Absicht, der Unruhe schaffenden Prophezeiung den Stachel zu nehmen und sie in das freundlichere Licht einer Volkssage zu rücken.

Hier aber soll es eine Zusammenfassung der Voraussagen nach glaubhafter Überlieferung sein, wobei es dem Leser überlassen bleibt, sie als ein interessantes Stück unserer Geschichte zu nehmen oder sich eigene Gedanken darüber zu machen.

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