Geister im Waldgebirg - Paul Friedl - E-Book

Geister im Waldgebirg E-Book

Paul Friedl

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Beschreibung

Wenn es je Geister um uns gab und wenn es sie noch gibt, so nimmt unsere lärmende Zeit sie nicht mehr zur Kenntnis. Dennoch hat man auch heute noch gelegentlich mit Rätselhaftem zu tun, sucht aber die Erklärung ganz selbstverständlich in natürlichen, physikalischen, psychologischen oder biochemischen Vorgängen. Was mit unseren Sinnen und unserem Wissen nicht zu erfassen und zu deuten ist, glaubt man mit einiger Überheblichkeit als zwar im Augenblick nicht erklärbar, jedoch als natürliches Phänomen ab tun zu können.

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Bilde dir ja nicht ein

du wärest hier allein!

Man hat auf dieser Welt

dir Geister zugesellt.

Aufschrift auf einem alten Totenbrett bei Arnbruck

LESEPROBE ZU

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 1975

© 2017 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

www.rosenheimer.com

Umschlaggestaltung: Ulrich Eichberger, München (unter Verwendung eines Druckes aus der Staatsbibliothek Augsburg »Newe Zeytung auß Bhendt« von dem »Brieffmaler und Formschneyder under dem Eisenberg«, 1586)

eISBN 978-3-475-54718-8 (epub)

Das Buch erscheint in der Reihe »kleine rosenheimer raritäten«. Gedruckt wurde es vom Graphischen Betrieb Ernst Kieser und gebunden in der Verlagsbuchbinderei Hans Klotz, beide in Augsburg. Den Schutzumschlag gestaltete Ulrich Eichberger, München, unter Verwendung eines Druckes aus der Staatsbibliothek Augsburg »Newe Zeytung auß Bhendt« von dem »Brieffmaler und Formschneyder under dem Eisenberg« aus dem Jahre 1586.

Bildnachweis

Bayerische Staatsbibliothek, Handschriftenabteilung, München: 1, 5, 11, 15, 17, 19, 23, 33, 35, 38, 43, 47, 51, 55, 65, 71, 77, 89, 97, 101, 141, 147, 151, 155, 157, 175. Staatliche Graphische Sammlung, Bibliothek, München: 61, 83, 103, 107, 159, 173. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck: 20, 21, 25, 29, 79, 109, 113, 115, 127, 133, 135, 136, 137, 139, 161, 171.

Worum geht es im Buch?

Paul Friedl

Geister im Waldgebirg

Wenn es je Geister um uns gab und wenn es sie noch gibt, so nimmt unsere lärmende Zeit sie nicht mehr zur Kenntnis. Dennoch hat man auch heute noch gelegentlich mit Rätselhaftem zu tun, sucht aber die Erklärung ganz selbstverständlich in natürlichen, physikalischen, psychologischen oder biochemischen Vorgängen. Was mit unseren Sinnen und unserem Wissen nicht zu erfassen und zu deuten ist, glaubt man mit einiger Überheblichkeit als zwar im Augenblick nicht erklärbar, jedoch als natürliches Phänomen ab tun zu können.

Inhalt

Leben wir mit Geistern?

Geister spüren?

Zur Mundartschreibung

Ein guter Hausgeist

Die Totenuhr

Das Ofenmännchen

Der Totenwurm

Das Stubenecklurl

Die Weiherz

Amarei

Der Halmreiter

Die Habergeiß

Das Liebeslichtl

Ruhelose Seelen

Die wilde Jagd

Der Mühlhans

Irrlichter

Der Anhauch

Die Drud

Der Totenvogel

Der Stilzl

Nebelfrau und Moorgeist

Die Irrwurzel

Zwengerlein und Heidelbeergeist

Die Schwammerlhex

Die Waldrumpel

Waldharfe und Sonnengeist

Berggeister

Der Arbergeist

Geister um den Rachel

Vom Osser

Geister am Lusen

Der Dreisesselberg

Die schwarze Frau

Die Geister von St. Oswald

Seltsam und unerklärlich

Nachwort

Bildnachweis

Leben wir mit Geistern?

Wenn es je Geister um uns gab und wenn es sie noch gibt, so nimmt unsere lärmende Zeit sie nicht mehr zur Kenntnis. Dennoch hat man auch heute noch gelegentlich mit Rätselhaftem zu tun, sucht aber die Erklärung ganz selbstverständlich in natürlichen, physikalischen, psychologischen oder biochemischen Vorgängen. Was mit unseren Sinnen und unserem Wissen nicht zu erfassen und zu deuten ist, glaubt man mit einiger Überheblichkeit als zwar im Augenblick nicht erklärbar, jedoch als natürliches Phänomen abtun zu können.

Dazu ist unsere Umwelt auch anders geworden. Sie gönnt uns den ruhigen Tag und die stille Stunde der Besinnung kaum mehr und nimmt auch unseren Feierabend in Anspruch. Sie hetzt uns durch unser Dasein, bis wir an dessem Ende erkennen müssen, daß wir, trotz aller Wissenschaften, nichts wissen, daß wir eben nur ein winziges Flämmchen im ewigen Feuer sind, das alles schafft und alles verzehrt. Dann sind wir bereit darüber nachzudenken, daß wir eingeordnet sind in den Willen und die Macht eines Höheren, und je näher wir dem Abschluß zugehen, desto mehr erkennen und empfinden wir seinen Geist – wenn uns nicht aufgesetzt ist, daß wir vom Baume des Lebens fallen, ehe wir darüber nachdenken konnten.

Unseren Vorfahren war diese Muße des besinnlichen Denkens und Prüfens noch gegeben. Es war Großvaters Zeit, in der ich horchend, fragend und aufschreibend als neugieriger Umgeher in unseren Walddörfern bekannt war. Eine geruhsame Zeit, in der die Waldleute nach des Tages Arbeit noch sich selbst überlassen in ihrer kleinen Welt lebten, in einer Abgeschiedenheit, die durch Einwirkungen von außen nicht gestört wurde. Berg, Wald, Dorf und Haus waren die Heimat, in der man sein Leben mit Arbeit, mit Sorgen und Nöten und bescheidenen Freuden verbrachte. Der Himmel über den Wolken und die Erde unter den Füßen, der Gang der Jahreszeiten, das Kommen und Gehen der Geschlechter, das Miterleben seltsamer Menschenschicksale und der Ablauf des eigenen Lebens gaben viel Anlaß zum Sinnen und Deuten.

Dazu kam eine Naturverbundenheit, wie wir, ihre Nachkommen, sie uns nicht mehr vorstellen können. Die Tage waren still, die Nächte dunkel und geheimnisvoll, und alles Geschehen schrieb man guten oder unguten Geistern zu, denen man, weil man sie nur ahnte und spürte, Gestalt gab. Diese Wesen bestimmten Not und Tod, Glück und Unglück, Ackersegen und Hausfrieden, und man vermutete sie überall, im sonnigen Sommerwald, und in finsteren Dorfnächten, in Haus und Stall, bei Kirchen, Freithöfen und Wegkreuzen. Ihr segensreiches oder unheilbringendes Wirken setzte man in der Erzählweile in vielerlei Geschichten um und bestätigte die Geisterwelt durch glaubwürdige und verbürgte Berichte über geheimnisvolle und unerklärbare Vorgänge und Erlebnisse. Man lebte mit den Geistern, leugnete sie nicht und fand sich mit ihnen ab, scheu und ängstlich, oft aber auch heiter und hintersinnig.

Der Geisterglaube hat durch Jahrhunderte den Menschen im Waldgebirge ihre besondere Mentalität aufgeprägt, die sie, trotz der völlig veränderten Umwelt noch nicht losgeworden sind. Die Alten wissen noch etwas von den Geistern, die um uns sind, die Jungen werden sie vergessen, es sei denn, sie fänden wieder zur Natur zurück und erkennen, daß es doch viel Unerklärliches zwischen Himmel und Erde gibt.

Dieses Buch ist eine Darstellung dessen, was man vor einem halben Jahrhundert noch von Geistern im Waldgebirge glaubte. Vielleicht gibt es doch noch Menschen, die ihr Vorhandensein ahnen und spüren, wenn ihnen eine besinnliche Stunde gegeben ist.

Geister spüren?

Geister sieht man nicht, sagen die Waldler, man muß sie spüren und ihre Anwesenheit ahnen, außer sie geben ein sichtbares Zeichen, das aber der uninteressierte und oberflächliche Mensch nicht erkennt.

Der alte Strohmeier von Neuschönau sagte das ungefähr so: Nur wer an das Vorhandensein geistiger Wesen und an einen Herrgott glaubt, kann Geister spüren. Was sie ihm zu sagen, zu raten oder zu geben haben, darauf muß er selbst kommen, denn es gibt nur ganz wenige Menschen, denen die Geister sich offenbaren oder gar zeigen. Geister zu rufen, dazu braucht es keine Worte, keine Geste und auch keine besondere Gabe. In der Ruhe und der Einsamkeit kommen die Geister zu jedem, und sie melden sich entweweder von außen oder von innen.

Man nehme einen Sonntag, an dem man noch nichts gearbeitet hat, keiner Lustbarkeit nachgegangen ist und keinen Ärger hatte. Man suche die stillste Stelle auf, die sich finden läßt, entweder draußen in der Natur, im Wald, auf einem Berg oder auf freiem Felde, aber auch eine Kammer oder eine Kirche, versuche für eine Weile nichts zu denken, erinnere sich dann der Verstorbenen aus der Familie und aus dem Dorf, soweit man sie selber gekannt hat. Man denke an den Schöpfer und Herrscher aller Welten, achte auf die kleinen Laute, die es selbst am stillsten Ort noch gibt, versuche die kleinste Bewegung der Luft wahrzunehmen.

Dann stelle man sich vor, daß alles einmal geworden ist und wieder vergeht, daß man einmal selber nicht mehr sein wird, und bilde sich ein, daß alles rundherum lebt und atmet, gleich ob Stein oder Holz, Gras oder Wasser. Und hinter all diesem Leben steht der Geist. Er ist im Wind und in der Sonne, im Blätterrauschen und im Plaudern des Baches, überall, am hellen Tag oder der finstersten Nacht.

Und dann stelle dir vor, welches Glück es wäre, einmal im Geist, zusammen mit den Verstorbenen, das Werden und Vergehen dieser und anderer Welten schauen zu dürfen. Wenn du dir diesen ruhigen Tag und diese stille Stunde des einsamen Denkens nicht schaffen kannst, dann bleibt dir das Reich der Geister verschlossen, und du bist um viel Segen gebracht.

Geister san alleweil um uns,wir wollen's nur net glauben,weil wir's net sehen, net fassenund net nachmessen können.

Spruch eines alten Waldhauern

Zur Mundartschreibung

Um die prägnante und doch so urtümlich farbige und aussagekräftige Erzählart der Waldler darzustellen, wurde in Beispielen ihre Mundart angewandt. Unsere Schriftsprache und Schreibform ermöglicht es leider nicht, den im Idiom und der Betonung liegenden Gehalt der Erzählung wiederzugeben. Um Wort und Satz nicht zu sehr zu zerstückeln und zu zerstricheln, wurde oft auf das Apostroph verzichtet, das ja nur Buchstaben, die im Sprachgebrauch übergangen und weggelassen werden, ersetzen soll. Zum besseren Verständnis folgt dem Mundartbeispiel die wortgetreue Übersetzung, soweit eine solche möglich ist.

Ein guter Hausgeist

Im unteren und im oberen Wald kannte man noch um die Jahrhundertwende in alten Bauernhäusern wie auch in den bescheidenen Häuseln der Ausnahmsbauern und Häuslmänner einen gar seltsamen, aber sehr geschätzten Hausgeist, auf dessen Vorhandensein man größten Wert legte, der sich aber sehr selten sehen ließ. Man scheute ihn nicht, fütterte ihn sogar und achtete sehr darauf, daß er im Hause blieb und nicht abwanderte.

Das war die Hausnatter, eine dunkle Art der Ringelnatter, die, einmal eingewöhnt, durch Generationen blieb und sich nur zeigte, wenn sich im Hause oder in der Familie eine Veränderung ankündigte, eine Warnerin, die Gutes und Ungutes ansagte. Sonnte sie sich auf der Gret oder auf der Haustürstufe, dann konnte man darüber froh sein, denn dann war das Glück in Haus und Stall, zeigte sie sich in der Stube, mußte man gut überlegen, was man in den folgenden Tagen an Arbeit verrichtete, um einen Unfall zu vermeiden.

Zeigte sie sich aber bei Geburten und Hochzeiten, so bedeutete dies ein besonderes Glück für den kleinen Erdenbürger oder für das junge Paar.

Im Stall stellte man das Milchschüsselchen für den Hausgeist auf, weil sein Vorhandensein die Viehkrankheiten fern hielt. Verließ aber die Hausnatter das Haus, vor den Augen der Hausinwohner, dann war man sicher, daß es in den nächsten Stunden oder Tagen brennen würde. Zog sie sich für eine Weile gänzlich zurück und verzichtete auch auf die Milch, dann kam bald der Tod durch die Haustür und nahm eines aus der Familie mit.

Wo dieser Hausgeist seine Bleibe hatte, wußte man nie. Er duldete keine Maus in der Äpfelkammer oder in der Kornstube, schützte den Hühnerstall, und wo die Hausnatter heimisch war, hatte man die Gewißheit, daß nichts am Haus oder unter dem Haus war, das einen Blitz anziehen könnte.

Es gibt diesen guten Hausgeist kaum mehr. Zement und Stein haben das warme Holz abgelöst und ihn vertrieben.

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