Sachsen - heiter betrachtet - Wolfgang Eckert - E-Book

Sachsen - heiter betrachtet E-Book

Wolfgang Eckert

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Beschreibung

Was wissen Sie eigentlich über Sachsen, über berühmte Leute von dort, über sächsische Landschaften und Gewohnheiten? Nach der Lektüre dieses fröhlichen Reiseführers sind Sie so oder so besser informiert und für einen Besuch dort gut vorbereitet. Zu diesem Zweck hat der Autor, ein gebürtiger Sachse, ein kleines sächsisches ABC mit insgesamt 203 Stichworten zusammengestellt, das zu Wissen über Sachsen verhilft. Den Anfang macht natürlich ein starker Sachse, dem zugutekommt, dass sein Vorname in der alphabetischen Reihenfolge ganz weit vorne steht. Es ist: August der Starke (1670 - 1733) Frühreifer Barockfürst. Verschwenderischer Freigeist in jeder Beziehung. Etwa zwei Meter hoch, 260 Pfund schwer. Liebte alles Wohlgebaute aus Stein sowie aus Fleisch und Blut, 16-jährig erster Verkehr mit Maria Elisabeth von Brockdorf. Mit 24 Jahren Kurfürst von Sachsen. Ruhte neben seiner Zweckehefrau Eberhardine und schlief mit einer Reihe delikater Damen aller Stände. Maria Elisabeth von Brockdorf war übrigens eine Hofdame, die von der Mutter des Jünglings erst vom Hofe verwiesen, nach Protest bei seinem Vater aber wieder an den Hof zurückgeholt wurde. Und hier noch vier weitere Fundstücke aus dem „fröhlichen Reiseführer“. diggschen Sächsisch für „Übelnehmen“. Wenn Sachsen zum Beispiel diddschen, also Gebäck oder Bemmen in eine Flüssigkeit tunken, und es sagt ihnen jemand, das gehöre sich nicht, so diggschen sie. Lässt man sie diddschen, diggschen sie nicht. May, Karl (1842 - 1912) Liebenswürdiger und fantasiebegnadeter Schriftsteller aus Hohenstein-Ernstthal. Er beschrieb das Leben der Indianerstämme Nordamerikas und der Kurden des Orients gleichermaßen begeisternd, ohne sie je kennengelernt zu haben. Von seinen professionellen Neidern wurde May als Lügner beschimpft, von seinen professoralen Anhängern noch mehr gestraft, weil sie solche Angriffe bierernst widerlegen wollten. Vom Leservolk wird der „Ehrenindianer“ heiß geliebt und verschlungen! May erfand den vermutlich längsten Namen für eine Romanfigur: Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah. Säggssch Dialekt der deutschen Sprache, in dem die Bescheidenheit dominiert. Nie ist die Rede von anderen, sondern immer nur von „mir“. Die Selbstkritik: „Mir sinn de Allrgreesdn“, beweist, dass der Sachse auch die Größten anerkennt. Zwinsch (auch Zwunsch) Kümmerling, schwächlicher kleiner Kerl, den man nur außerhalb Sachsens findet. Denn: Im Freistaat gibt es weder Zwinsche noch Zwunsche!

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Impressum

Wolfgang Eckert

Sachsen heiter betrachtet

Der fröhliche Reiseführer für alle, die Nachfahren des starken August an Elbe, Pleiße und Mulde sowie die „säggssche Gemiedlichkeed“ aufspüren wollen

ISBN 978-3-96521-798-0 (E-Book)

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

Das Buch erschien 1992 im Tomus-Verlag München.

© 2022 EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.edition-digital.de

A

August der Starke (1670 - 1733)

Frühreifer Barockfürst. Verschwenderischer Freigeist in jeder Beziehung. Etwa zwei Meter hoch, 260 Pfund schwer. Liebte alles Wohlgebaute aus Stein sowie aus Fleisch und Blut, 16-jährig erster Verkehr mit Maria Elisabeth von Brockdorf. Mit 24 Jahren Kurfürst von Sachsen. Ruhte neben seiner Zweckehefrau Eberhardine und schlief mit einer Reihe delikater Damen aller Stände.

Agricola, Georgius (1494 - 1555)

Begründer der wissenschaftlichen Mineralogie, Geologie, Bergbaukunde und Hüttentechnik. Sein letztes Buch „De re metallica“ erschien ein Jahr nach seinem Tod 1556. Im sächsischen Glauchau als Sohn eines Färbers und Tuchmachers geboren, steht Agricola heute nahe dem Bahnhof auf einem Sockel und scheint sich seiner Laufbahn zu erinnern: Rektor der Lateinschule Zwickau, Stadtarzt, Apotheker und Leibarzt in Joachimsthal (heute CSFR), Stadtphysikus und regierender Bürgermeister von Chemnitz.

Albert, König von Sachsen (1828 - 1902)

Er schuf den Sachsen die Armee, liebte Huldigungen, Jagden und Paraden über alles und begründete somit eine Tradition, die von „führenden Persönlichkeiten“ nicht nur in Sachsen bis in die neueste Neuzeit gepflegt wurde. Das zweite sächsische Armeekorps, das 19. in Deutschland, wurde auf seine Anregung am 1. April 1899 gebildet. Ach, wären doch all solche Bildungen Aprilscherze gewesen!

Albrechtsburg

Rund 250 000 Besucher aus aller Welt pilgerten bisher alljährlich zur Albrechtsburg in Meißen, zogen gehorsam Filzlatschen über und schlitterten durch die Geschichte: 1471 ließen Kurfürst Ernst und sein Bruder Albrecht die Burg anlegen, 1483 ward sie vollendet. Nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges und der erfolgten Restaurierung gab Kurfürst Georg III. der Burg den Namen Albrechtsburg. Was hätte Ernst wohl dazu gesagt?

Altenburg

Seit 1552 Skatkartenstadt in Thüringen, deren Bewohner so gern Sachsen sein wollten und nicht erhört wurden. Die „Möchtegernsachsen“ reizten mit der falschen Farbe. Es zeigte sich einmal mehr: Demokratie ist, dass man sagen kann, was man will, und wollen muss, was man gesagt bekommt.

Angelsachsen

1. Sachsen, die an einem trüben Altlastenwässerchen hocken und auf eine resistente Plötze hoffen.

2. Anglo-Sachsen, gemeinhin Engländer. Beiden Spezies ist ein gewisser Separatismus sowie ein Hang zu Robinsonaden gemein. Reif für die Insel?

3. Geangelte Sachsen. Spezies nach der Wende.

Ardenne, Manfred von

Hat nichts mit der westlichen Fortsetzung der Eifel, den Ardennen, zu tun. Der in Dresden ansässige Baron konstruierte 1926 den Breitbandverstärker. 1929 entwickelte er die Braunsche Röhre weiter und konnte dadurch 1930 das elektronische Fernsehen einführen. Dennoch guckten die Dresdner fast 40 Jahre lang in die westfernsehlose Röhre und wurden weltweit als Bewohner des „Tales der Ahnungslosen“ abqualifiziert. 40 Jahre ohne Mainzelmännchen!

Ardeppeln

Aus den zwei Worten „Erde“ und „Äpfel“ zusammengesetzter bildhafter Vergleich der Sachsen für Kartoffeln. Fragt man einen Sachsen, was er lieber isst, Erdäpfel oder Kartoffeln, so antwortet er: „Das is mir egal, Haubdsache, se sin midd Ardeppeln.“

Arzgebirgler

Volksstamm der Sachsen im Erzgebirge an der böhmischen Grenze mit eigener Nationalhymne seines „Häuptlings“ Anton Günther, die im Herbst 1989 Hochkonjunktur hatte: „’s is Feierohmd“.

Arzgebirgsch

Mundart im südsächsischen Raum. Ein Fernglas heißt dort Razieglas (Hilfsmittel, um etwas optisch heranzuziehen), ein Tablett Hietrabrättl (Hilfsmittel, um hinzutragen). Im Vergleich zu den Erzgebirglern glauben die Nordsachsen allen Ernstes, hochdeutsch zu sprechen.

Ästimiern

Was dem Sachsen unangenehm ist, ästimiert er nicht. Er beachtet es nicht. Ästimiert er etwas, so nur zusammengekniffenen Auges, so dass es aussieht, als ästimiere er es nicht.

Auerbachs Keller

Historische Leipziger Gaststätte, die bereits Goethes „Faust“, I. Teil, sponserte und darin mit Firmenwerbung und leeren Versprechungen auftrat: Es kommt kein Wein aus angebohrter Tischkante. 1530 von dem Leipziger Ratsherrn Stromer, der aus Auerbach in der Oberpfalz stammte, als Weinkeller angelegt. Deshalb Auerbachs Keller. Stromerkneipe wäre wohl nicht das Richtige gewesen.

Auersberg

1019 m hohe, westlich gelegene Konkurrenzerhebung zum Fichtelberg, vorwiegend aus Turmalingranit. Keine Schwebebahn! Nach Alkoholgenuss sei beim Abstieg der Zick-Zack-Weg nach Wildenthal empfohlen.

Augustusburg 1567 - 1572 erbaut

Geplante Jagdhütte der sächsischen Kurfürsten, die etwas groß geriet und zum Renaissance-Schloss ausartete. Heute ist die Burg Ausflugsziel für Konzert- und Kutschenliebhaber mit Hasensaal und Schlosskapelle. Im Küchenhaus stehen rund 140 zweirädrige „heiße Öfen“ aus der 100-jährigen Geschichte des Motorrades.

B

Bach, Johann Sebastian (1685 - 1750)

Der gebürtige Thüringer aus Eisenach wurde durch seine Anstellung als Thomaskantor in Leipzig zum Wahlsachsen. Ton- und kinderreichster Musiker aller Zeiten: Als Meister der Fuge schuf er 200 Kirchenkantaten (u.a.) und zeugte 20 Kinder.

Bad Brambach

Es gibt den Brambacher und das Brambacher in der Nähe von Oelsnitz im Vogtland. Das Brambacher ist ein radiummineralisches und eisensäuerliches sprudelndes Tafelwasser zum Trinken und Baden. Es empfiehlt sich, das Wasser vor dem Baden zu trinken und nicht umgekehrt.

Bad Elster

1848 erste Badesaison im damaligen königlich-sächsischen Staatsbad mit königlich-sächsischen Damen in der Wanne. Hundert Jahre später fühlten sich die ersten Arbeiter und Bauern als Patienten geadelt. Werden sie – nur weniger „flüssig“ – wieder auf dem Trockenen sitzen? Vorrangig Wasserbehandlung, zusätzlich Mineralmoorbäder. Die meisten Kurgäste behaupten nach wochenlangen Anwendungen: „Das Moor hat seine Schuldigkeit getan.“

Barbarine

Die Barbarine oder die „Bärbl“ in der Sächsischen Schweiz zu erobern, war bis 1975 nichts Unanständiges. Sie steht langbeinig und felsenfest in der Nähe des Pfaffensteines und wird auch Jungfernstein genannt, was nach den zahlreichen Besteigungen zu bezweifeln ist. Einst soll ein Pfaffendorfer Mädchen namens Barbara statt in die Kirche lieber in die Heidelbeeren gegangen sein. Der Fluch ihrer Mutter ließ sie zu Sandstein erstarren.

Bastei

Weit vorspringender Fels hoch über der Elbe mit fantastischer Aussicht über den Nationalpark und das Kletterparadies Sächsische Schweiz, den Laienkraxler trotz des eisernen Geländers nicht ohne Schwindel betreten. Wie viele Schwindler schon hier standen, ist allerdings nicht bekannt.

Bautzen

Sorbisch: Budysin, Hauptstadt der Oberlausitz am rechten Ufer der Spree. Frühzeitig holten die Bautzener die Spree durch Röhren hoch in einen Turm der Ringmauer und versorgten mit dieser alten Wasserkunst die Stadt. Bei ihnen sprühte das Wasser nicht aus den Leitungen, sondern spreete. Wer in Bautzen weilte, hat auch gute Erinnerungen. Wer in Bautzen „saß“, nur schlechte. Daran waren die Bautzener nicht schuld.

Biedenkopf, Kurt

Ministerpräsident und bester Pfeifenraucher Sachsens. Dementsprechend gespalten sind auch seine Anhänger: Die einen lieben sein Regieren, die anderen seinen Rauch.

Blankenhain

Agrarmuseum in der Nähe von Crimmitschau. Es steht noch alles dort, wo es schon immer stand: Blockhaus, Stallgebäude, Bauernhof, Dorfbäckerei, Brauerei und Dorfschule. Wer sich in die Bänke zwängt, versinkt zurück in eine Zeit, da der Lehrer noch zum Rohrstock oder in die Tasten des Harmoniums griff, wenn er nicht weiter wusste.

Börsenverein

Kein Klub von Mitgliedern mit dicker Marie, sondern in der Nachwende einer mit schwindsüchtigem Säckel: Börsenverein der deutschen Buchhändler. 1825 in Leipzig gegründet. Für Autoren und Verlage aus dem beigetretenen Gebiet nimmt der Verein zum Vertreiben von Büchern diese Aufgabe allzu wörtlich.

Braunkohle

In Böhlen bei Leipzig, dem sächsischen Klondike, wird das „schwarze Gold“ an Ort und Stelle zu Brikett und Energie verarbeitet – und zu stinkendem Qualm. Ohne Braunkohle konnten die Sachsen bisher nicht leben, mit ihr leben sie bald auch nicht mehr.

Breuer, Peter (etwa 1470 bis 12.09.1541)

Spätgotischer Holzschnitzer aus Zwickau. Häufigstes Motiv war die „Marie mit dem Kind“. Breuers Werke strahlen Volkstümlichkeit aus. Umso tragischer die Zerstörung vieler seiner Arbeiten nach der Reformation durch das blindwütige Volk. Er soll den Marienplastiken das Antlitz seiner Frau Barbara gegeben haben. Sie konnte also mit Fug und Recht von sich sagen: „Ich bin eine Frau aus echtem Holz geschnitzt.“

Brockhaus, Friedrich Arnold (1772 - 1823)