Rettet die Clowns! - Wolfgang Eckert - E-Book

Rettet die Clowns! E-Book

Wolfgang Eckert

0,0

Beschreibung

In diesem Buch hat der Autor, Jahrgang 1935, die Erfahrungen seines Lebens in Versen gefasst und zusammengefasst. Sie beginnen mit einem ganz besonderen Zauber: Manegenzauber Ein Zirkuslöwe hält den Reifen und sein Dompteur, er springt. Dem Zebra fehlen ein paar Streifen. Der Clown ist ungeschminkt. Ein Jongleur mit nur einem Ball. Dem Seiltänzer fehlt das Seil. Ein Elefant im freien Fall. Das Publikum bleibt heil. Ein Karnickel erfreut die Kinder. Es zieht mit einem Griff den Zauberer aus dem Zylinder. Nur einer war’s, der pfiff. Ein schwarzes Pferd namens Hektor mit nur drei Beinen reitet auf dem Zirkusdirektor. Die Rhesusaffen greinen. Jetzt fühlen sich alle betrogen unterm schiefen Zirkuszelt. Aber mal ehrlich, ungelogen: So ist unsre schöne Welt. Aber nicht jeder Tag ist gleich: Nirgendwohin In manchen Tag steige ich wie in ein Taxi. Ich miete es. Alles ist gemietet. Ich glaube, zu fahren. Mit mir wird gefahren. Wohin will ich? Nach Nirgendwohin. Nirgendwohin gibt es nicht. Ich fahre im Kreis. Wie lange? Bis der Tank leer ist. Im Taxi auf Zeit wachsen die Kilometer, wächst der Preis, den ich zahlen muss. Also fahre ich zurück. Am Ende sind wir alle zu Hause. Die Jahre kommen, die Jahre gehen: Silvester-Modenschau Das neue Jahr wird wie das alte: Dieselbe schlechte Bügelfalte, das Futter hängt zum Ärmel raus, der Stoff am Rücken zieht sich kraus. Es dröhnt aus großer Herren Munde: Nobel geht die Welt zugrunde. Wir brauchen Mut und Menschlichkeit, so hieß es wieder landesweit. Derselbe Lug, derselbe Trug. Die Menschheit hat noch nicht genug. Die einen zeigen sich im Frack, die anderen gehen im Sack. Der Modetrend der neuen Zeit zeigt stets das alte Narrenkleid. Wir können drehen es und wenden und uns im Spiegel selber blenden - Bald zeigt uns kalt der Januar: Das neue Jahr wird, wie das alte war. Und der Autor hat einen großen Wunsch, einen ganz großen Wunsch: Rettet die Clowns! Sie hören auf. Ihre gemalte Träne wird für eine Warze gehalten. Keiner sieht in ihre Augen. Grimassenschneider rauben ihnen das Gesicht. Ihr Lächeln gilt als Grinsen. Wenn sie stürzen, johlen die Massen. Ihre Traurigkeit unter der Maske passt in keine Werbung. In ihren Worten nistet die Wahrheit wie ein kranker Vogel. Aber Verkleidung wird nicht erkannt, weil sich jeder verkleidet. Die feinen Späße der Clowns müssen heute erklärt werden. Wer einen Clown erklärt, zerstört ihn. Sie hören auf. Rettet die Clowns!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 70

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

Wolfgang Eckert

Rettet die Clowns!

ISBN 978-3-96521-796-6 (E-Book)

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

Das Buch erschien 2011 im Mironde-Verlag.

© 2022 EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.edition-digital.de

Ach, wie gut ist es, unter lesenden Menschen zu sein.

Warum sind sie nicht immer so?

Rainer Maria Rilke

Ein Buch kann uns als Axt dienen für das

zugefrorene Meer in unserem Inneren.

Franz Kafka

Ach, du schrecklich schönes Leben

Manegenzauber

Ein Zirkuslöwe hält den Reifen und sein Dompteur, er springt. Dem Zebra fehlen ein paar Streifen. Der Clown ist ungeschminkt.

Ein Jongleur mit nur einem Ball. Dem Seiltänzer fehlt das Seil. Ein Elefant im freien Fall. Das Publikum bleibt heil.

Ein Karnickel erfreut die Kinder. Es zieht mit einem Griff den Zauberer aus dem Zylinder. Nur einer war’s, der pfiff.

Ein schwarzes Pferd namens Hektor mit nur drei Beinen reitet auf dem Zirkusdirektor. Die Rhesusaffen greinen.

Jetzt fühlen sich alle betrogen unterm schiefen Zirkuszelt. Aber mal ehrlich, ungelogen: So ist unsre schöne Welt.

Tragen und getragen

Ach, du schrecklich schönes Leben! Ich liebe hasse dich. Bist Nehmen und bist Geben, ein voller leerer Tisch.

Ich trink in langen Zügen den süßen herben Wein, schluck Wahrheit und auch Lügen. Kannst bittrer Becher sein.

Von Feinden wund geschlagen bringst du mir manchmal Pein. Von Freunden Wohlbehagen, auch wieder Glücklichsein.

Du lehrst mich lachend weinen und heitre Traurigkeit. Mond und Sonne scheinen mir nah und doch so weit.

So werd’ ich denn getragen und oft, da trag ich mich in hellen dunklen Tagen. Ich hasse liebe dich.

Allein

Manchmal bin ich ganz allein, und die Menschen, die ich liebe, sind so fern. Möchte doch bei ihnen sein. Dass es so bliebe, möcht ich gern.

Reden über einen guten Satz, den ich in einem Buch entdeckte oder eines Menschen Blick, den in mir ein Bild erweckte. Singen eine leise Melodie, bei ihnen sein in Harmonie.

Doch der Satz erreicht sie nicht. Des Menschen Blick, er bracht kein Licht. Und das leise Lied ich sang, nicht in ihre Herzen drang.

Manchmal bin ich ganz allein, und die Menschen, die ich liebe, sind so fern. Möchte doch bei ihnen sein. Dass es so bliebe, möcht ich gern.

Nirgendwohin

In manchen Tag steige ich wie in ein Taxi. Ich miete es. Alles ist gemietet. Ich glaube, zu fahren. Mit mir wird gefahren. Wohin will ich? Nach Nirgendwohin. Nirgendwohin gibt es nicht. Ich fahre im Kreis. Wie lange? Bis der Tank leer ist. Im Taxi auf Zeit wachsen die Kilometer, wächst der Preis, den ich zahlen muss. Also fahre ich zurück.

Am Ende sind wir alle zu Hause.

Ruheloser Wanderer

Woher ich komme, starben die Träume und laute Parolen wurden Schäume. Stolz flatterten die Fahnen im Wind und Papierfähnchen bekam jedes Kind.

Von den hölzernen Ehrentribünen schallten die patriotisch kühnen Rufe. Das Volk defilierte vorbei. Und das Echo klingt: Vorbei, vorbei ...

Ich bin zum Wanderer geworden. Mit mir, da zogen sie in Horden einst hin in ein hoch gelobtes Land, in dem ich aber keine Einkehr fand.

Ist viel zu laut und viel zu hektisch und hinter Freundlichkeit versteckt sich eine unberechenbare Kühle, in der ich Einsamkeit erfühle.

Die hölzernen Tribünen sind dahin. Hat alles und es hat auch keinen Sinn. Die Herren von gestern und heute sind noch die gleiche schlimme Meute.

Bin fort gegangen und kam nicht an. Ging nichts zu Ende und nichts begann. Ich wandre ruhelos, bin nicht frei. Und das Echo klingt: Vorbei, vorbei ...

Ehejahre

Die Jahre vergingen wie im Traum. Nein, das trifft die Sache kaum. Die vielen Jahre waren Hoffen. Die ganze Welt stand offen!

Wir waren so wunderdumm verliebt wie es das nur einmal gibt. Dann warst du die Frau und ich der Mann. Der Junge kam zur Freude an.

Nun ist er mehr als wir erwachsen, belächelt unsre Faxen. Wieder sind wir oft zu zweit allein im anderen Glücklichsein.

Jetzt sind die Ehejahre erst ein Traum. Leicht neigt sich der Lebensbaum. Und eines macht uns froh betroffen: Dass wir noch immer hoffen.

Ich bin du

Fünfzig Jahre kenne ich dich und ich liebe dich immer noch. Wenn auch die Leidenschaft verblich, so blieb die Liebe aber doch.

Ohne dich ist es kein Tag. Es ist dein Lächeln, das ich mag. Es ist der Klang in deinem Wort, gehst du einmal für Stunden fort.

Bin ich allein, bist du doch da. Du bist so fern und dennoch nah. Sind manche Tage öd und kalt, deine Liebe macht mich nicht alt.

Die Zeit, ich weiß, sie läuft davon. Doch, frage ich, was ist das schon? Du bleibst ein Leben neben mir. Ich bin du, du bist ich, das sind wir.

Fünfzig Jahre kenne ich dich und ich liebe dich immer noch. Wenn auch die Leidenschaft verblich, so blieb die Liebe aber doch.

Alter Mann im Haus

Das Haus, in dem ich wohne, es ist so alt wie ich und gleicht einer Schablone, hat Stühle, Bett und Tisch.

Glaube mich in den Wänden vorm Übel geborgen. Hier kann mich keiner schänden, vertraue dem Morgen.

Hoffnung ist das Fundament, das Dach sind die Träume. Und dass mich keiner erkennt, dafür sind die Räume.

Ach, wie so schnell kann ein Sturm dieses Dach zerstören. Im Fundament unterm Turm sind Risse zu hören.

Heimat

Heimat ist, wo ich Freunde habe. Wo Menschen gut zu mir sind, mich Wärme wie eine Bienenwabe umschließt und ich Ruhe find.

Heimat ist, wo ich verwirklichen kann, was ich zu träumen wage. Wo mir auch manchmal ein ehrlicher Mann immer die Wahrheit sage.

Heimat ist, dass ich in ihr zufrieden bin und Dankbarkeit empfinde. Dass ich morgens erwache mit heitrem Sinn und mich kein Zwang an sie binde.

Kinderpuzzle

Manche Ehen verwehen wie ein Hauch. Was sie sich schworen, verloren, und das Gewissen auch. Alles ginge geschwind, wäre da nicht das Kind als Frucht einstiger Liebe. Wäre es nicht, dann bliebe die Sache ein Zwischenfall. So stört es überall. Wäre, ja, wäre nicht wäre! Manche Ehen verwehen wie ein Hauch. Was sie sich schworen, verloren, und das Gewissen auch. Auch das Gewissen?

Ein Kind wird zerrissen ...

Im Zorn

Tage gibt es voller Zorn. Im Herzen sticht ein wilder Dorn. Und die Galle übervoll züchtet einen tiefen Groll.

Was man anpackt, das geht schief und die Wut sitzt metertief. Alle Menschen sind so hässlich und der Abstand ist so grässlich.

Isoliert läuft man herum. „Ach, wie ist die Menschheit dumm!“ Am besten ist, man ging ins Bette, wenn man den Mut nur dazu hätte.

So aber zeigt man aller Welt, dass man sehr wenig von ihr hält und kommt am Ende zu dem Schluss: Er strengt sehr an, dieser Verdruss.

Deshalb beschließt man ganz erschlagen, den Zorn in sich still zu ertragen. Da bricht er ab, der Dorn, der wilde. Die Menschheit sieht man wieder milde.

Der Bettler

Seine Hände strecken sich uns entgegen. Wie leere Schalen aus Fleisch und Blut. Wir aber werfen nichts hinein. Wir sagen: „Sie sind zu gepflegt. Um die Ecke steht sein Mercedes. Die Füße, die ihm fehlen, sind ein Trick.“ Wir gehen geraden Blickes vorbei. Unser Gewissen läuft uns davon. Die Hände wie Schalen zeigen auf uns. Wir halten das für eine Drohung. Der Bettler hat alles verloren. Wir aber sind ärmer als er. Wir verloren das Vertrauen.

Hallo Teenie!

Hallo Teenie! Du hörst mich nicht. Ich bin für dich ganz außer Sicht. Ein alter langweilender Mann, der dich nicht interessieren kann.

Hallo Teenie! Ich red mit dir. Aber du bist so fern von mir. Durch Drähte läuft ein stummer Ton ins Ohr wie eine Infusion.

Hallo Teenie! Du siehst mich nicht. Dein zugeschlossenes Gesicht fixiert nur das Computerspiel im Handy, dem dein Hirn verfiel.

Hallo Teenie! Blicke dich um. Die Welt um dich, sie ist nicht stumm. Es leben auch noch außer dir viele erwachsene Menschen hier.

Hallo Teenie! Ich weiß es schon. Sie nahmen dir die Illusion. Der Rock dir in die Ohren knallt. Wer Ängste hat, schreit laut im Wald.

Hallo Teenie! Bist nicht allein. Schließ dich nicht ein und denk dran, kein Mensch ist ohne inneren Wert. Wenn du’s nicht glaubst, denkst du verkehrt.

Hallo Teenie! Hör’ meinen Rat. Ein alter Mann wie ich, der hat ein Herz für einen auch wie dich. Drum ’reiß die Stöpsel raus und sprich!

Brot im Mund

Manchmal esse ich mein Brot ohne Butter, ohne Wurst.