Seewölfe - Piraten der Weltmeere 530 - Fred McMason - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 530 E-Book

Fred McMason

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Beschreibung

Ein paar Minuten später, nachdem wieder eine der Culverinen explodiert war, folgte der ganz große Knall - eine Art Urknall. Zuerst zuckte ein langer Blitz aus dem Depot des Inselforts, dem eine schwarze, brüllende Rauchwolke nachstieß. Dann zerriß es den Pulverturm. Die Insel bebte und wackelte. Eine Culverine löste sich aus der Wand und stürzte ins Meer. Ein Feuerball raste mit alles vernichtender Gewalt in den Himmel. Grellweiß wie tausend aufgehende Sonnen erschien ein kugelförmiges Licht. Die Druckwelle bließ das Fort weg. Überall fegten Gesteinsbrocken durch die Luft. Alles zerbarst in dieser gewaltigen Wolke aus Feuer, Rauch, Staub und Steinen....

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Impressum© 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-95439-938-3Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Fred McMason

… und der Teufel holt sie alle

Sie waren Geusen – deshalb mußten sie sterben

Hunger, Durst und Erschöpfung hatten seinen Geist verwirrt und benebelt. Um ihn her schien alles unwirklich und endlos.

In seinem Gesicht waren die Wangen eingefallen, die Augen lagen tief in den Höhlen, die Lippen waren aufgedunsen und geschwärzt. Sein Körper war bis auf die Haut abgemagert und ähnelte einem Skelett. Die tiefeingesunkenen Augen starrten stundenlang blicklos in diese grauenhafte Welt aus Wasser und gleißendem Licht.

Wenn sich in diesen Augen ein Funke regte, verzerrte sich das Gesicht des Mannes zu einem dämonischen Grinsen. Er sah dann vom Heck des kleinen Bootes aus undeutlich und schemenhaft die Gestalt seines Kameraden, der bewegungslos zwischen den Duchten hockte. Diese Gestalt war immer da, und sie redete pausenlos mit ihm, wobei er Mühe hatte, die stammelnden Wortfetzen überhaupt zu verstehen.

Aber die Gestalt gab es nicht mehr, sie existierte nur in seiner Phantasie, denn sein Kamerad war längst tot und über Bord …

Die Hauptpersonen des Romans:

Rijk de Rijkers – Der Holländer und sein Kamerad Joop van Laak sind Wassergeusen, die versuchen, der Inquisition zu trotzen.

Pater Hendrik – Ein Gottesmann, der auch die Fäuste einzusetzen versteht und dafür büßen muß.

Don Alvarez de Sevilla – Der Generalkapitän demütigt seine Gefangenen und spielt sich als Richter auf.

Edwin Carberry – Der Profos versteht die Welt nicht mehr, denn er soll zwei Unschuldige mit der Neunschwänzigen züchtigen.

Philip Hasard Killigrew – Der Seewolf läßt sich zusammen mit Don Juan de Alcazar auf ein riskantes Unternehmen ein.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

1.

„Ein kleines Boot an Steuerbord voraus!“

Die Meldung kam von dem Schweden Stenmark aus dem Großmars der „Santa Barbara“.

Die Galeone, die die Seewölfe von den Spaniern „ausgeliehen“ hatten, segelte von den Molukken-Inseln her auf südlichem Kurs durch die Seram-See, weiteren Molukken-Inseln entgegen.

Der Allwetter-Vogel mit dem turmhohen Leinwandgefieder lag gut vor dem Wind und schob eine rauschende Bugwelle vor sich her. Achteraus verlief, blasenwerfend, schaumiges Kielwasser in grünlicher See.

Dan O’Flynn hatte kurz nach der Meldung bereits das Spektiv am Auge und konzentrierte sich auf den winzigen Punkt in der See, der mit bloßen Augen kaum zu erkennen war. Da tanzte lediglich etwas auf den Wellen, mehr war nicht zu sehen.

„Kannst du Genaueres feststellen, Dan?“ fragte der Seewolf. Bisher hatte er noch keine Anweisung zur Kursänderung gegeben.

„Es ist ein kleines Boot, Sir, fast eine Nußschale. Ich kann aber noch nicht erkennen, ob sich jemand darin befindet, oder ob es leer ist.“

Etliche Minuten vergingen, bis der auf und ab schwankende Punkt langsam größer wurde.

„Es hatte mal ein Segel“, sagte Dan O’Flynn. „Aber das ist längst zerfetzt, nur der Notmast steht noch mit ein paar zerrissenen Lappen daran. Es scheint tatsächlich jemand drin zu hocken.“

„Kursänderung, anluven!“ befahl Hasard. „Wir werden uns das einmal aus der Nähe ansehen.“

Die „Santa Barbara“ hielt auf das Boot zu. Als es auf parallelem Kurs lag, ließ Hasard die Segel aufgeien.

Die Männer standen am Schanzkleid und sahen auf das immer näher herantreibende Boot, in dem reglos eine Gestalt hockte. Der Mann lehnte zwischen den Duchten. Sein trüber Blick war auf die Bordwand der Galeone gerichtet, doch er sah sie nicht. Er sah auch nicht die Männer, die ihn entsetzt anblickten. Der verschleierte Blick ging durch alles hindurch und verlor sich dann in unendlicher Ferne.

„Himmel, sieht der schlimm aus“, sagte der Kutscher fassungslos. „Der Mann ist nur noch ein lebender Leichnam.“

Sie alle hatten schon viele Schiffbrüchige gesehen und auch etliche abgeborgen, aber dieser Mann wirkte wahrhaftig wie ein Toter – wie eine von der Sonne getrocknete Mumie.

Faltig, die Gesichtshaut wie Pergament, aufgeworfen und dunkel verfärbt die Lippen, eingetrocknet die Augen, abgemagert bis auf die Knochen, so saß er da. Hin und wieder zuckte es als einziges Zeichen des Lebens in seinem furchtbaren Gesicht.

Die Sonne hatte schwarze Flecken in seine Haut gebrannt. Manche dieser Flecken waren aufgebrochen wie Eiterpusteln. Auch sein nackter Oberkörper war schwarz wie der eines Negers.

Er trug nur eine ausgebleichte Hose, mit einem zerfaserten Strick als Gürtel, mehr nicht.

Er sah das Schiff immer noch nicht und bemerkte nicht die Gestalten, die sich jetzt anschickten, ihn zu bergen. Sein Blick war nach wie vor ausdruckslos und weltentrückt, als horche er in sich hinein.

Mac Pellew holte eine Decke und breitete sie im Schatten des Niederganges aus. Auch eine Muck mit Wasser hatte er besorgt.

Inzwischen hatten Ferris Tucker, Blacky, der Profos Edwin Carberry und Sam Roskill das Boot an die Bordwand gezogen und vertäut. Die Männer enterten in das winzige Boot ab.

Ferris sog tief die Luft ein, als er den Mann aus unmittelbarer Nähe sah.

Er ähnelte mehr denn je einer Leiche, wenn nicht dieses Zucken um die aufgeworfenen Lippen gewesen wäre. Mitunter erinnerte es an ein stupides und einfältiges Grinsen, und dann murmelte der Mann ein paar völlig unverständliche Sätze.

Erst jetzt, aus der Nähe, sahen sie, daß er einen Schnauzbart trug, und zwar nach türkischer Art. Die Haare waren dunkelblond, wirkten aber durch die verfärbte Haut schwärzlich.

Zwischen den Duchten im Boot lagen zwei lederne Schnappsäcke und zwei hölzerne Becher. Zusammengeknüllt fanden sich noch ein Wams und zwei kurze Mäntel aus grobem grauem Tuch.

Der Unbekannte trug eine dünne silberne Kette um den Hals, an der eine aus Kupfer getriebene Münze hing.

„Bewegt ihn ganz vorsichtig“, sagte der Kutscher besorgt. „Jede unvorsichtige Bewegung kann ihn umbringen.“

„Das übernehme ich“, sagte Carberry. „Ich reiche ihn weiter, dann könnt ihr ihn mir abnehmen.“

Die ausgemergelte und vom Tod gezeichnete Gestalt bewegte erneut die verquollenen Lippen. Es war nur ein undeutliches Gekrächze, was der Schiffbrüchige von sich gab.

„Scheint ein Holländer zu sein“, meinte Ferris.

Der Profos nickte. Er hob die Gestalt vorsichtig zwischen den Duchten heraus und reichte sie weiter an Ferris. Blacky und Sam Roskill hielten das Boot so in der Balance, daß es sich kaum bewegte.

Carberry war erstaunt über das Gewicht des Mannes. Er war leicht wie eine Feder und wog nicht mehr als ein größeres Kind.

Der Fremde schien immer noch nicht zu bemerken, was um ihn herum vorging. Da war wieder sekundenlang dieses unheimliche Grinsen in dem vertrockneten Gesicht. Es sah so aus, als sei eine uralte Mumie plötzlich zum Leben erwacht.

„Bringt auch das an Bord, was sich noch im Boot befindet“, sagte Hasard. „Die Jolle hängen wir vorläufig achtern an.“

Endlich war der Mann oben und wurde behutsam in den Schatten unter dem Niedergang gelegt.

Mac Pellew benetzte sein Gesicht vorsichtig mit Wasser, während der Kutscher ihn sich von allen Seiten ansah.

„Ein Wunder, daß er noch lebt“, murmelte er. „Er scheint tagelang nichts mehr getrunken zu haben, ganz zu schweigen von irgendwelcher sonstigen Verpflegung.“

Hasard war erschienen und beugte sich ebenfalls über den Mann. Er erkannte aus der Nähe eine Tätowierung auf dem Unterarm, aber die war nur zu bemerken, wenn man genau hinsah. Das Blau der Tätowierung war ebenfalls von der Sonne schwarz verbrannt.

Hasard winkte die beiden Holländer, Jan Ranse und Piet Straaten, herbei und zeigte auf den Arm des Mannes.

„Scheint holländisch zu sein. Könnt ihr das entziffern? Es dürfte sich um einen Spruch handeln.“

Die beiden Holländer beugten sich nieder. Hasard nahm dem Mann inzwischen die silberne Kette mit der Münze ab, um auch sie genauer zu betrachten.

Die anderen Seewölfe bildeten einen Halbkreis um den Mann mit den fast verdorrten und ausgemergelten Gliedern.

„Das ist ein Geuse“, sagte Jan Ranse bestimmt. „Und zwar ein Wassergeuse. Er hat sich seinen Kampfruf auf den Arm tätowieren lassen. Lieber ertrunken als gefangen, steht da auf der Haut.“

„Das ist tatsächlich ihr Kampfruf“, sagte der Seewolf nachdenklich. „Das beweisen auch die Schnappsäcke, das Wams, die Holzbecher und diese Münze hier.“

„Der Geusen-Pfennig“, sagte Piet Straaten, als Hasard ihm die Kette mit der Münze reichte.

Hasard nickte und blickte ebenfalls auf die Münze. Auch die anderen konnten sie deutlich sehen.

Auf der Kupfermünze befand sich auf der Vorderseite das Brustbild König Philipps II. mit der Umschrift: „Dem König getreu …“

Auf der Rückseite war das Symbol des Geusen-Bundes geprägt. Es waren zwei ineinanderverschlungene Hände mit einem ledernen Sack und dem zweiten Teil der Losung mit der Prägung: „… bis zum Bettelsack.“

„Graf Brederode, Ritter vom Goldenen Vlies, war der Begründer des Ordens“, sagte Hasard. „Bei ihrer Gründung haben sich die Geusen einen Schnauzbart nach türkischer Art wachsen lassen. Auch an ihrer Kleidung sollte man sie erkennen können, und die haben wir ebenfalls im Boot gefunden. Werden wir den Mann durchbringen, Kutscher?“

Das Gesicht des Kutschers drückte starke Zweifel aus. Fast unmerklich schüttelte er den Kopf.

„Dann müßte schon ein Wunder geschehen, Sir. Der Mann ist total entkräftet und dem Tod näher als dem Leben. In dem Boot waren vermutlich zwei Männer, was aus den beiden Bechern und der Kleidung zu schließen ist. Offenbar ist der eine verdurstet, und er hier hat die Leiche über Bord gegeben.“

„So könnte es gewesen sein.“

Hasard blickte wieder auf den Mann hinunter, als Mac Pellew vorsichtig sein Gesicht mit Wasser genetzte und die Lippen anfeuchtete. Eine Reaktion war jedoch nicht festzustellen. Der Geuse hatte jetzt lediglich die Augen halb geschlossen und wirkte wie ein Toter.

„Lieber Türk als Papist“, sagte der Kutscher. „Das war auch eine ihrer Losungen bei der Gründung des Bundes. Aus diesem Grunde haben sie sich den türkischen Schnauzbart wachsen lassen.“

„Richtig“, sagte Hasard. „Die Losung entstand, als die Regentin von Frankreich, Katharina von Medici, Herzog Alba empfangen hatte, um einen Plan des spanischen Königs zu beraten. Danach sollten alle Ketzer in Frankreich, Spanien und den Niederlanden in einer abgestimmten Aktion schlagartig ermordet werden. Nach dieser Schockierenden Nachricht legten die Geusen dann ihren letzten Schwur ab.“

Sie alle waren über die niederländischen Freiheitskämpfer, die sich Geusen, Waldgeusen oder Wassergeusen nannten, informiert und kannten die Geschichte des Bundes. Mehr als einmal schon hatten sie mit den Wassergeusen zu tun gehabt.

Jetzt befand sich einer von ihnen fast tot an Bord, und es war mehr als fraglich, ob sie ihn durchbringen konnten. Niemand wußte, woher er kam, wie lange er in dem Boot getrieben hatte, oder wohin er wollte. Das Schicksal des unbekannten Geusen lag im Dunkel.

Fest stand nur, daß er Unglaubliches hinter sich hatte und sehr lange Zeit mit dem Boot auf See getrieben war. Ebenso nahm Hasard an, daß er nicht allein in dem Boot gewesen war.

„Im Augenblick kann ich nicht viel für ihn tun“, sagte der Kutscher bedauernd. „Er muß erst langsam an Wasser und Nahrung gewöhnt werden, sonst übersteht er es nicht und stirbt uns unter den Händen.“

Mac Pellew latschte mit einem Gesicht, als sei er selbst der bedauernswerte Schiffbrüchige, zur Kombüse und holte frisches Wasser.

Wieder wurden Gesicht und Lippen tropfenweise benetzt. Der Geuse öffnete die aufgequollenen Lippen einen Spaltbreit. Als er unbewußt zu schlucken versuchte, durchlief ein Zittern seinen Körper.

Der Kutscher drehte den Mann vorsichtig auf die Seite, damit er an den Wassertropfen nicht erstickte. Das Zittern hörte auf. Dafür waren ein paar unverständlich gemurmelte Worte zu hören, als spräche der Geuse zu sich selbst.

„Etwas verstanden?“ fragte der Seewolf die beiden Holländer. Fast alle Mannen konnten sich in der holländischen Sprache verständigen, aber Jan und Piet war sie angeboren.

„Kein Wort verstanden“, sagte Jan, und auch Piet schüttelte den Kopf. „Es ist Gestammel und absolut unverständlich. Ich glaube, einmal den Vornamen Joop verstanden zu haben, aber ganz sicher ist das nicht. Kann auch etwas anderes bedeutet haben.“

Der Kutscher war darauf bedacht, den Geusen immer im Schatten zu halten, damit ihn die grellen Sonnenstrahlen nicht trafen. Hasard ließ gleich darauf ein Stück Segeltuch spannen und den Mann auf die Gräting bringen.

Das ständige Benetzen mit Trinkwasser zeigte nach einer Weile den ersten schwachen Erfolg.

Der Geuse bewegte langsam den Oberkörper. Die halbgeschlossenen Augen öffneten sich, aber der Blick war immer noch verschleiert. Der Mann hatte nicht die geringste Ahnung, wo er sich befand.

Dann murmelte er wieder mit heiserer Stimme Worte.

Die Männer traten neugierig näher heran. Aber noch ergaben die Worte keinen Sinn.

Flimmernde Hitze, ewiges Auf und Ab – und der entsetzliche Durst, der jeden Gedanken auslöschte.

Zu zweit waren sie in der Nußschale, irgendwo mitten auf der See, und das Martyrium nahm kein Ende.

Rijk de Rijkers hieß der eine, Jopp van Laak der andere.

Den anderen sah Rijk de Rijkers immer nur als dunstigen Schemen, der mal größer wurde und dann wieder zusammenschrumpfte, als würde die gnadenlose Sonne ihn wie Dunst in sich aufsaugen.

Rijk de Rijkers Sinne waren umnebelt. Er war sich nicht sicher, ob Joop noch in dem Boot saß, oder ob er nur ein Hirngespinst sah.

Himmel und Meer waren eins, ganz ineinander verschmolzen. Die Sonne füllte das gesamte Firmament aus und hing wie ein nie verlöschendes, ewig glosendes Riesenauge über ihnen.

Das Wasserfaß war schon lange leer, so lange er überhaupt denken konnte. Es mußte schon vor Jahrhunderten ausgetrocknet sein.

In seinem Schädel summte und rumorte es. Mal hatte er lichte Augenblicke, das glaubte er jedenfalls, und dann sah er Joop van Laak überdeutlich im Boot sitzen.

Sie unterhielten sich im Flüsterton miteinander, doch dann verschwand Joop ganz plötzlich, und er war allein in der kleinen Jolle.

Meist kehrte Joop dann erst am späten Abend zurück, wenn die Sonne dicht über der Kimm stand und die entsetzliche Hitze nicht mehr so gewaltig war.

Auf und ab, immer und ewig. Es würde nie enden, so wie diese riesige Wüste aus salzigem Wasser nie enden würde.

Traum und Wirklichkeit vermischten sich unentwirrbar. Sein Geist löste sich immer mehr aus dieser höllischen Welt und drang in friedliche und paradiesische Sphären vor.

Manchmal schlief er ein, und wenn er dann wieder erwachte, bestand die Welt nur aus einem gewaltigen Feuerstrahl, der alles mit lodernden Flammen versengte.

Einmal saß er im Heck der Jolle, dann wieder fand er sich zwischen den Duchten wieder und wunderte sich darüber. Auch sein Kamerad wechselte öfter den Platz, aber meist verschwand er ganz.

Lächelnd griff er zu dem Wasserfäßchen und dem Holzbecher und wollte trinken. Doch zu seinem Erstaunen war das Faß leer, und der Holzbecher hatte Risse.

„Vive le geuse!“ rief er laut.

Natürlich würden sie überleben, gar keine Frage. Sie mußten bald auf Land stoßen, es konnte nicht mehr weit entfernt sein.

Mit zitternden Händen schenkte er sich den Becher voll. Er sah das Wasser aus dem Fäßchen rinnen und spürte das belebende Naß schon auf seiner Zunge.

Ein Krächzen kam von seinen Lippen. Wie durch Zauberei war das Wasser plötzlich verschwunden, die kleine Quelle versiegt.

Das war jedesmal der Moment, da ihm schmerzhaft bewußt wurde, daß alles zu Ende war. Sie hatten verloren, die Flucht war umsonst und vergeblich gewesen.