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Ein absoluter Vollidiot war mein neuer Auszubildender. Ein Typ, bei dem man nachts die Straße wechselte. Durch ein mitgehörtes Gespräch von ihm traf ich ihn rein zufällig in der Sauna, was mir doch kurzfristig ein ganz anderes Bild von ihm einbrachte.
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Seitenzahl: 27
Veröffentlichungsjahr: 2020
„Du kannst mir sagen was du willst! Aber der ist doch komisch!“, flüsterte ich in Richtung meiner Kollegin und meinte unseren neuen Azubi, der gerade das Zimmer verlassen hatte. Seit gut einem Monat war er in unserer Abteilung und verhielt sich äußerst seltsam. Nur ganz selten sprach er ein Wort und über sein äußeres Erscheinungsbild konnte man sich nur wundern. Zudem trug er eine Brille, die von Buddy Holly wahrscheinlich persönlich designt wurde. Das alles ging ja noch, wären da nicht immer diese komischen Blicke in meine Richtung gewesen.
„Finde ich auch! Aber was wollen wir machen? Der Chef will, dass der bei uns ist!“, antwortete meine Kollegin und hatte in diesem Punkt dieselbe Meinung wie ich. Völlig suspekt, und mit absoluter Vorsicht zu genießen, war er ihrer Meinung nach.
„Mich würde es ja nicht wundern, wenn der verbotene Pornos auf dem Rechner hat. Wie der schon ausschaut!“, war ihr Nachsatz, der auch gleich kontrolliert werden wollte. Sie stand auf, ging zu seinem Computer und durchsuchte die Festplatte.
„Seit wann kennst du dich damit aus? Warst nicht du diejenige der man immer beim Word starten helfen musste?“, lachte ich und fand diesen Schritt dann doch etwas überzogen.
„Wie speichert man denn so etwas ab?“, fragte sie und verhielt sich gerade wie James Bond, der gerade Goldfinger jagte.
„Keine Ahnung! Ich bin froh, wenn der Kasten das macht, was ich will! Außerdem kenne ich mich mit diesem Schmuddelkram ganz bestimmt nicht aus!“
„Wenn sich einer damit auskennt, dann bist es ja wohl du!“, grinste sie und suchte nebenbei weiter nach belastendem Material. Wir waren nicht nur gute Kolleginnen, sondern auch Freundinnen und somit kannte sie natürlich auch mein Privatleben. Gelegentlich machten wir in unserer Freizeit auch etwas miteinander. Genau so eine Aktivität stand abends auf dem Programm. Einmal die Woche ging ich immer in die Sauna und diesmal wollte sie mit. Während ich mich entspannen wollte, hatte sie etwas ganz anderes vor. „Pimmel-Watching“ nannte sie es und machte ihre sexuelle Abstinenz dafür verantwortlich. Seit Monaten hatte sie keinen Freund mehr und war in diesem Punkt etwas ausgehungert.
„Verdammt! Der hat das Zeug aber echt gut versteckt! Ich finde nichts!“, fluchte sie und hörte zeitgleich Schritte auf dem Flur.
„Jetzt setz dich wieder hin! Der kommt gleich!“, ermahnte ich sie und überlegte mir schonmal, wie ich unseren ungeliebten Kollegen die letzten zwei Arbeitsstunden beschäftigen konnte. Ablage war gemacht, Kaffee wollte ich keinen mehr und für das andere war er einfach zu doof.
„Hast du noch was?“, fragte ich sie und sah wie er sich grußlos wieder auf seinen Stuhl setzte.
„Ne, eigentlich nicht!“
Ich schaute in seine Richtung, zuckte mit den Achseln und meinte, dass für heute Schluss wäre! Jeder vernünftige Arbeitnehmer freute sich über einen früheren Feierabend, er nicht. Er wollte jede Minute, die er bei uns war, nutzen um etwas zu lernen.
„Wissen Sie! Mein Opa war Buchhalter, mein Vater war es und ich will auch einer werden!“, sprach er sehr bestimmend und dachte noch nicht einmal daran, dass Büro früher zu verlassen. Während ich meinen Beruf hasste, ging er darin völlig auf. Jede Zahl wurde haarklein studiert und ein Fass aufgemacht, wenn irgendein beschissener Reisekostenbeleg nicht richtig ausgefüllt war. Während ich diesen feierlich in den Schredder legte, wurde dieser von ihm sorgfältigst auf Fehler überprüft.