Sommertanz & Einhornküsse - Isabella Lovegood - E-Book

Sommertanz & Einhornküsse E-Book

Isabella Lovegood

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Beschreibung

Rafael und Inés begegnen sich auf der Hochzeit seines Bruders und es knistert auf Anhieb zwischen ihnen. Doch die Brautjungfer flachzulegen, ist ein Klischee, das er keinesfalls bedienen will. Ein verklemmter Reißverschluss löst alle guten Vorsätze in Luft auf und sie schlittern ungebremst in eine heiße Affäre. Dabei hat Inés von Männern eigentlich die Nase voll und ist mit ihrem eineinhalbjährigen Sohn Luca und dem Job voll ausgelastet. Allerdings fragen Gefühle bekanntlich nicht danach, ob sie willkommen sind. Auch Rafael verliebt sich mehr und mehr in sie und wird von Luca um den kleinen Finger gewickelt. Doch dann zieht ihm eine Neuigkeit den Boden unter den Füßen weg und reißt alte Wunden wieder auf. Bestätigt sich für Inés, dass alle Männer unzuverlässig sind? Oder gibt die Liebe Rafael genug Kraft, um sich einer gemeinsamen Zukunft zu stellen? Der Roman ist zwar Teil der Mallorca-Reihe, kann aber als eigenständige Story und ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Entspricht 290 Taschenbuchseiten. Die Mallorca-Reihe umfasst folgende Bände: Ich, du und sie Wir drei für immer Zitronenblütenküsse und Lebkuchensterne Weil die Liebe siegt Wahre Liebe rostet nicht Das Meer, du und ich Ein Boot, ein Kuss und du Du, ich und Weihnachtszauber Sommertanz und Einhornküsse Von der Autorin sind außerdem die folgenden sinnlichen Wohlfühlromane erschienen: Die Rosen-Reihe (9 Bände) Die Reihe "Zimmer frei für die Liebe" (9 Bände) Die Reihe "Nachhilfe für die Liebe" (3 Bände) (K)ein Bad Boy für Carolin (in der Anthologie "Keine Cupcakes für Bad Boys" gemeinsam mit Tamara Leonhard) Traumprinz nicht gesucht und doch gefunden Die Reihe "Club Red Vulcano" (2 Bände) Weitere Information über die Autorin und ihre Werke auf https://www.Isabella-Lovegood.at

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1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
Nachwort
Leseprobe aus »Dich zu sehen«

Sommertanz & Einhornküsse

Mallorca-Erotic-Romance 9

von

Isabella Lovegood

Copyright © 2021 Isabella Lovegood

Alle Rechte vorbehalten. Jede Weitergabe, Kopie oder sonstige Vervielfältigung verletzt das Urheberrecht und fügt der Autorin finanziellen Schaden zu.

www.Isabella-Lovegood.at Korrektorat: Ingrid Fuchs

Covergestaltung: Ingrid Fuchs Cover-Fotos: ©nuwatphoto, ©photocreo beide stock.adobe.com Shutterstock-Lizenz 1425377729

Alle Personen und Handlungen in diesem Roman sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten sind rein zufällig und ungewollt.

1. Kapitel

Inés

»Bist du schon aufgeregt?« Ich presste das Handy ans Ohr, um die Hintergrundgeräusche auszublenden.

Angelina lachte. »Und wie! Aber Lorenzo noch mehr, glaube ich. Du kommst doch pünktlich?«

»Aber sicher«, beruhigte ich meine beste Freundin. »Mach dich nur nicht verrückt! Deine Hochzeit wird das Fest des Jahres und alles wird klappen wie am Schnürchen, dafür werden Rafael und ich schon sorgen.«

»Ja, du hast recht, ihr seid die besten Trauzeugen, die man sich nur wünschen kann. Okay, meine Eltern kommen gerade an. Ich muss Schluss machen. Bis bald.«

Sie drückte mich weg, bevor ich antworten konnte und ich grinste. Es gelang mir nur schwer, mir den lässigen und selbstbewussten Lorenzo als nervösen Bräutigam vorzustellen, aber bald würde ich es selbst erleben.

Sein älterer Bruder hatte wie ich maßgeblich zur Organisation des Festes beigetragen, begegnet waren wir uns jedoch nur kurz. Auch wenn ich Rafael insgeheim ziemlich attraktiv fand, wirkte er auf mich doch etwas reserviert und nicht so charmant wie der Womanizer Lorenzo.

In Gedanken ging ich den Ablauf der Feier noch einmal durch, während ich für Luca und mich das Frühstück zubereitete. Mit seinen eineinhalb Jahren bestand mein kleiner Sohn darauf, selbst zu essen und den Becher zu halten, was mitunter in einem Fiasko mündete.

Heute hatte ich Glück und wir hatten das Frühstück ohne Zwischenfälle schon fast beendet, als es an der Wohnungstür läutete. Luca zappelte aufgeregt in seinem Hochstuhl, weil ich ihn bereits gründlich darauf vorbereitet hatte, mit wem er den heutigen Tag und die kommende Nacht verbringen würde. Ich hob ihn heraus und setzte ihn seitlich an meine Hüfte, um in den Flur zu eilen und die Tür zu öffnen.

Noch bevor ich etwas sagen konnte, krähte mein Sohn begeistert los: »Oma, Oma!«

»Na, das ist ja eine fröhliche Begrüßung, kleiner Mann!« Meine Mutter strahlte und streckte beide Hände aus, um den Jungen in Empfang zu nehmen. Luca patschte ihr liebevoll mit seinen Händchen ins Gesicht und ließ sich bereitwillig auf die Wange küssen. Gemeinsam kehrten wir in meine Wohnküche zurück.

»Möchtest du Kaffee?«

»Wenn du noch genug Zeit dafür hast, sag ich nicht Nein.«

Ich unterließ es, sie darauf hinzuweisen, dass ich ihn ihr sonst nicht angeboten hätte. Stattdessen nahm ich eine Tasse aus dem Küchenschrank und schob eine Kapsel in den Automaten. Dann wandte ich mich wieder ihr zu und betrachtete sie prüfend. »Wie geht es dir?«

»Wie immer. Nein, besser als sonst, weil ich bei meinen kleinen Schatz sein darf.« Während sie antwortete, erhöhte sich ihre Stimmlage, bis sie den typischen, zwitschernden Tonfall angenommen hatte, mit dem sie Luca ansprach. Sie sah zu mir herüber und ihr Lächeln ließ sie um Jahre jünger erscheinen, als sie normalerweise wirkte.

»Dann haben wir ja alle drei etwas davon. Das Bettzeug habe ich dir schon bezogen und wie du es dir auf der Couch bequem machen kannst, weißt du ja.« Ich lächelte sie dankbar an, stellte die volle Kaffeetasse vor ihr auf den Tisch und schob Zuckerdose und Milchpackung für sie in Griffweite. »Willst du eine Rosinenmaus dazu?«

Mamas Gesicht erhellte sich neuerlich. Sie mochte das flaumige Hefegebäck beinahe genauso gern wie mein kleiner Sohn. Das Rezept hatte ich von meiner Chefin bekommen, die es von einem Heimaturlaub in Deutschland mitgebracht hatte.

Allerdings aß Mama es wesentlich manierlicher als Luca, der bevorzugt zuerst mit seinen Fingerchen die Rosinen herausholte und verspeiste, bevor er den zerfledderten Rest stückchenweise in seinen kleinen Mund schob.

»Manuel hängt neuerdings öfter bei uns herum.« Meine Mutter warf mir einen entschuldigenden Blick zu, obwohl ich wusste, dass sie daheim nichts zu melden hatte.

»Warum das?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Papa und er verstehen sich eben.«

»Das kann ich mir vorstellen«, gab ich trocken zurück. Mein Ex-Freund – Lucas Papa – hatte mittlerweile die gleiche Vorliebe für reichlich Bier zu jeder Tageszeit und dieselbe Abneigung gegen regelmäßige Arbeit entwickelt wie mein Vater. Außerdem verband sie ihre Leidenschaft für Fußball und Motorsport. Allerdings nur vom bequemen Sofa aus.

»Heute ist das Match Spanien gegen England.«

Ich grinste verständnisvoll. »Da trifft es sich ja doppelt gut, dass du hier schläfst. Luca ist bestimmt nicht so laut wie die beiden Männer.«

»Wenn es nur zwei wären! Papa hat noch ein paar andere dazu eingeladen. Ich fürchte mich schon vor dem Chaos, das sie wieder anrichten werden.«

Nur mit Mühe schluckte ich die Frage hinunter, die mir auf der Zunge lag. Viel zu oft hatte ich meine Mutter schon gelöchert, warum sie meinen Vater nicht verließ, der sie wie eine unbezahlte Haushälterin behandelte, obwohl sie selbst – im Unterschied zu ihm – in Vollzeit arbeitete. Sie verdiente als Friseurin nicht allzu viel, doch ich war sicher, sie würde allein besser über die Runden kommen, als wenn sie ihn und seine Saufkumpane auch noch unterstützte.

Ich liebte meine Mutter und war ihr von Herzen dankbar, dass sie sich so liebevoll um Luca kümmerte. Doch dass sie sich von meinem Vater, einem herrschsüchtigen, egozentrischen Trunkenbold, alles gefallen ließ, trübte unser Verhältnis und hatte mich früh aus der elterlichen Wohnung vertrieben. Also seufzte ich nur deutlich hörbar und sie reagierte auf meinen unausgesprochenen Vorwurf mit einem resignierten Achselzucken.

»Muss ich auf irgendetwas achten?«, fragte sie stattdessen.

Ich schüttelte den Kopf. »Alles wie immer, du kennst den kleinen Racker ja.« Luca saß nun wieder auf seinem Platz und pflückte mit spitzen Fingern die letzten Krümel von dem Tischchen, um sie sich in den Mund zu stecken. Wir sahen ihm einen Moment stumm dabei zu, dann kreuzten sich unsere Blicke und die Liebe, die aus den samtbraunen Augen meiner Mutter strahlte, traf mich mitten ins Herz. »Danke, Mama, dass du immer für uns da bist! Ohne dich wäre alles ungleich schwieriger.«

Sie lächelte. »Sehr gern, Liebes. Mein Leben wäre eine ziemlich triste Angelegenheit, wenn es euch beide nicht gäbe.« Dann deutete sie mahnend auf die Wanduhr, deren Zeiger unerbittlich weiterrückten. Ich zuckte erschrocken zusammen und sprang auf.

»Darf ich dir das alles so stehen lassen?« Ich deutete auf den Frühstückstisch.

»Ja, klar. Mach dich hübsch!«

Mama sah mir erwartungsvoll entgegen, als ich eine halbe Stunde später den Wohnraum betrat.

»Wunderbar. Das Kleid steht dir hervorragend! Darin siehst du aus wie ein Filmstar!«

Ich lachte. »Du übertreibst maßlos. Aber ich muss zugeben, es war eine gute Wahl.« Zuvor hatte ich mich selbst ausgiebig in dem dunkelroten Kleid aus schimmerndem Seidensatin bewundert, dessen eng anliegendes Oberteil meine recht üppigen Brüste betonte und dank einer eingearbeiteten Korsage so gut stützte, dass ich ohne BH auskam. Der weit schwingende Saum, der vorne etwas oberhalb der Knie endete und hinten bis zur halben Wade reichte, ließ meine Taille erfreulich schmal und die Beine länger wirken. Ich drehte mich einmal herum, damit meine Mutter auch meine Rückseite begutachten konnte.

»Sehr schick! Auch dein Make-up gefällt mir gut, nicht zu viel und nicht zu wenig. Und jetzt setz dich hierher, damit ich dir deine Frisur machen kann.« Auf dem Tisch hatte sie bereits ihre Utensilien ausgebreitet.

Während sie meine Haare bürstete und hochsteckte, sah ich Luca zu, der vor mir auf dem Teppich saß. Derzeit war sein Lieblingsspielzeug ein Gerät mit bunten Tasten, auf denen Tiere abgebildet waren. Jedes Mal, wenn er darauf drückte, ertönte der dazugehörige Tierlaut. Die kindliche, unbeschwerte Freude, mit der er sie nachahmte, genoss ich genauso sehr, wie Mamas kundige Hände in meinen Haaren zu spüren. Schon als Kind hatte ich es geliebt, mich von ihr frisieren zu lassen, und meine Schulkolleginnen und Freundinnen hatten mich immer um meine kunstvollen Flechtfrisuren beneidet.

»Dein Haar ist eine wahre Pracht«, stellte sie nun zufrieden fest. »Nur die Spitzen sollte ich mir demnächst wieder vornehmen. Wenn du willst, natürlich nur«, setzte sie hinzu.

»Gern, Mama. Du weißt doch, dass ich niemand anderen an meine Haare heranlassen möchte. Dafür lade ich dich aber endlich mal wieder zum Essen ein.« Sie war nicht der Mensch, der sich selbst etwas gönnte, wenn in der Haushaltskasse Ebbe war, was meistens der Fall war. »Wir könnten nach Portocolom fahren und das Lokal probieren, in dem Lorenzo arbeitet.«

»Das ist Angelinas Bräutigam, oder?«

»Ja, genau. Ich kann es noch immer kaum glauben, dass sie heute heiratet. Es ging so schnell mit den beiden.«

»Aber sie ist glücklich?«

»Ja, die beiden strahlen richtig, wenn sie einander ansehen.«

»Dann ist es ja gut.« Mit geschickten Fingern steckte Mama eine weitere Haarsträhne hoch. Ich konnte nur erahnen, was sie damit anstellte, und war unheimlich gespannt, was mir der Spiegel zeigen würde, wenn sie fertig war.

»Angelina heiratet in Weiß, oder?«

»Ja, in einem wundervollen, eleganten Kleid. Sie hat mir erzählt, dass ihre Schwiegermutter sie gerne in dem traditionellen schwarzen Hochzeitskleid gesehen hätte und wollte ihr den Spitzenschleier dazu kaufen.«

»Ja, früher war das eben so üblich, aber ich kann gut verstehen, dass ihr Jungen damit nichts mehr anfangen könnt. Früher wäre ein dunkelrotes Kleid wie deines für die Brautjungfer auch undenkbar gewesen, aber ich finde es gut, dass sich die Zeiten ändern. Jetzt zählt der Wunsch der Brautleute mehr als die alten Traditionen und da sich die beiden eine bunte Hochzeit gewünscht haben, wirst du hervorragend dazu passen. So, fertig!«

Ich lief zum Spiegel im Vorraum und bewunderte ihr Werk. »Oh, wow, du hast dich mal wieder selbst übertroffen!« Ich lächelte ihr begeistert zu. »Die Frisur ist einfach wunderbar!«

Mama hatte schon ihr Smartphone in der Hand und fotografierte ihr Meisterwerk von allen Seiten. So kam ich in den Genuss, auch meinen Hinterkopf bewundern zu können.

»Wo hast du bloß die Haarspangen mit den winzigen, glitzernden Einhörnern aufgetrieben?«, fragte sie mich schmunzelnd. »Die sind wirklich außergewöhnlich. Außerdem erkennt man sie erst, wenn man ganz nahe rangeht. Von weiter weg funkeln sie einfach nur.«

»Und du hast sie wunderbar in Szene gesetzt. Vielen Dank, liebe Mama!« Ich küsste sie auf die Wange.

»Es war mir wie immer ein Vergnügen, meine Kleine zu frisieren«, erklärte sie verschmitzt. »Aber jetzt sieh zu, dass du fortkommst. Angelina wird schon auf dich warten.«

Ich legte noch rasch meinen Schmuck an, der aus einer zarten Kette und den Kreolen bestand, die mir Angelina aus dem Urlaub in Österreich mitgebracht hatte. Es war nur Modeschmuck, aber etwas anderes besaß ich nicht. Auch ihn zierten kleine, glitzernde Einhörner, aber nur wer genau hinsah, würde es bemerken. Ein leichtes Spitzenjäckchen und elegante Pumps, beides in Schwarz, vervollständigten mein Outfit.

Ein Kontrollblick auf die Uhr verdeutlichte mir, dass es höchste Zeit war, mich zu verabschieden.

Vorsichtig beugte ich mich über Luca. »Chao, mein Schätzchen, viel Spaß mit Oma.« Ich drückte ihm ein Küsschen auf die weiche Wange. Einen Moment schien es, als ob er protestieren wollte, doch dann ging meine Mutter mit seinem Lieblingsstofftier dazwischen. Mein Sohn griff danach und hielt es mir entgegen. »Kuss«, forderte er und ich drückte auch dem ehemals weißen Einhorn aus Plüsch ein Küsschen auf die Nase. Dabei beschloss ich, dass es dringend mal wieder in die Waschmaschine musste. Luca setzte es mitten zwischen seine Bausteine und fing an, sie rundherum aufzubauen. Ich vergewisserte mich noch rasch, dass sich der zum Kleid passende Lippenstift in meiner Handtasche befand, dann machte ich mich auf den Weg zur Hauptperson dieses Tages.

Zwei Stunden später war Angelina an der Reihe, sich prüfend hin und her zu drehen. Der wuchtige, mannshohe Schlafzimmerspiegel bildete, genauso wie die alte Villa, die ihr von Onkel und Tante überschrieben worden war, den perfekten Rahmen für meine beste Freundin in ihrem Hochzeitskleid.

»Du siehst absolut umwerfend aus«, beruhigte ich sie lächelnd. »Es sitzt wie für dich gemacht!«

»Das musst du sagen. Schließlich hast du es mit mir zusammen ausgesucht!« Unsere Blicke trafen sich im Spiegel. »Das stimmt nicht. Es war deine Wahl, ich habe dir nur Gesellschaft geleistet.«

»Auch wieder wahr. Zuerst hattest du mir ja dieses Spitzenkleid vorgeschlagen.« Sie schmunzelte bei der Erinnerung daran. »Aber zu mir passt dieses schlichte Kleid viel besser.«

»Es ist nicht schlicht, sondern elegant, und du hast recht, an dir sieht es ganz wundervoll aus. Aber sollte ich jemals heiraten, will ich ein richtiges Prinzessinnenkleid mit viel Spitze und Tüll. Allerdings habe ich nicht allzu viel Hoffnung, dass ich jemals in diese Situation kommen werde.« Mit einem Kopfschütteln vertrieb ich die trüben Gedanken, die sich aus dem Hinterhalt heranschlichen. »Lass mich diese Strähne noch einmal feststecken, die sich schon wieder löst.« Ich rückte der seidigen Haarpracht meiner Freundin zu Leibe und fixierte sie mit der zarten Haarspange, die mit weißen Blüten verziert war, und etwas Spray.

Angelina hüstelte und wedelte sich mit der Hand vor dem Gesicht herum. »Bäh, ich hasse dieses Zeug!«

»Du willst doch sicher nicht zerzaust vor dem Altar stehen, oder?«

»Nein, bestimmt nicht und das Zerzausen überlasse ich lieber Lorenzo in der Hochzeitsnacht.« Die Braut grinste genüsslich. Ich gönnte Angelina ihr Glück von Herzen, trotzdem kam mir dadurch zu Bewusstsein, wie sehr ich mich insgeheim nach einem Mann an meiner Seite sehnte. Da ich diesbezüglich jedoch bisher kein gutes Händchen bewiesen hatte, war ich fest entschlossen, mich nicht so bald wieder auf eine Beziehung einzulassen. Es war viel gesünder für mein Seelenleben und meinen Energiehaushalt, mich auf meinen kleinen Sohn zu konzentrieren.

»So, fertig. Lass uns hinuntergehen, sie warten bestimmt schon auf uns.« Behutsam schob ich meine Freundin Richtung Tür.

»Ist es nicht irre, dass ich heute heirate?« Sie strahlte dabei, also war die Frage wohl eher rhetorischer Natur.

»Ein bisschen schon, aber so verliebt wie ihr beiden seid, ist es auch eine logische Konsequenz.«

Sie nickte. »Das stimmt und es fühlt sich einfach wundervoll an, auch wenn mein Herz klopft, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen.«

Ich lachte. »Woher willst du denn wissen, wie das ist?« Angelina schwamm wie ein Fisch, aber Laufen war nicht ihre Sportart. »Komm schon, es ist höchste Zeit!« Energisch öffnete ich die Schlafzimmertür und wäre beinahe in einen Blumenstrauß gelaufen, den uns jemand entgegenhielt.

»Angelina, hier ist dein Brautstrauß«, sagte eine volle, männliche Stimme und, noch bevor ich sein Gesicht erblickt hatte, wusste ich, dass es sich um den älteren Bruder des Bräutigams und gleichzeitig Angelinas Chef handelte.

Nachdem er seiner zukünftigen Schwägerin die Blumen überreicht hatte, bedachte er mich mit einem langen Blick, den ich nicht recht deuten konnte, mir aber einen kleinen, wohligen Schauer über die Wirbelsäule laufen ließ. Rafael García Lopez war um fünf Jahre älter als Lorenzo und musste demnach zweiundvierzig sein. Sein leicht gewelltes, schwarzes Haar schimmerte an den Schläfen bereits silbrig, doch abgesehen davon war es beinahe schwarz. In seinem etwas kantigen Gesicht waren das auffälligste Merkmal die dunkelbraunen Augen, die meist forschend und wach umherblickten. Sie erweckten bei mir den Eindruck, als würde ihnen nichts entgehen, was ich etwas beunruhigend fand. Eilig drückte ich mich an ihm vorbei und lief die Treppe nach unten. Angelina und Rafael folgten mir.

Die Trauung fand in Portocolom statt. Sowohl Lorenzo als auch Angelina waren hier aufgewachsen und lebten in der kleinen Hafenstadt an der Südostküste Mallorcas. Die alte, schlichte Kirche war mit Blumen geschmückt und das feine Aroma von Weihrauch mischte sich mit ihrem Duft. Die feierliche Stimmung machte mich sentimental und meine Gedanken schweiften ab. Angelina und ich waren seit fast zwanzig Jahren befreundet und in dieser Zeit hatten wir uns an unzähligen Mädelsabenden in den leuchtendsten Farben unsere Zukunft ausgemalt. Einiges war eingetroffen wie erhofft, manches war ganz anders gekommen, und langsam zweifelte ich daran, dass ich überhaupt für die Ehe bestimmt war. Ich erhaschte einen Blick auf Lorenzos liebevolles Lächeln, mit dem er seine Beinahe-Ehefrau bedachte. Ein kleines Flämmchen der Sehnsucht loderte in meinem Herzen hoch. War es verwunderlich, dass ich mir wünschte, auch so von einem Mann angesehen zu werden?

Bald darauf betraten wir den von mächtigen Pinien beschatteten Kirchplatz. Die Brautleute wurden umringt und mit Glückwünschen überhäuft. Ich stand seitlich hinter Angelina und nahm ihr die Blumensträuße ab, die ihr die Gratulanten überreichten. Anders als das frisch vermählte Ehepaar stammte ich nicht aus Portocolom, sondern aus der viel größeren Bezirksstadt Manacor. Ich wunderte mich ein wenig über den Menschenauflauf. Offenbar wurde in der kleinen Gemeinde der Zusammenhalt noch groß geschrieben. Angelinas Familie hatte Getränke und kalte Tapas vorbereitet und bald erfüllte fröhliches Stimmengewirr den Platz.

Ich verspürte leises Unbehagen, als mir durch den Kopf ging, wie viele der anwesenden Frauen wohl eine Kostprobe von Lorenzos Fähigkeiten als Liebhaber genossen hatten. Mit Angelina hatte ich mich öfters darüber unterhalten, wie sie mit seinem legendären Ruf als Frauenheld umging. Sie hatte mir glaubhaft versichert, dass sie sich nicht um seine Vergangenheit scherte und nur Gegenwart und Zukunft für sie zählten, für die er ihr soeben die Treue versprochen hatte. Ich bewunderte sie dafür, war mir aber relativ sicher, dass ich damit nicht so souverän umgehen könnte.

Die anschließende Feier mit geladenen Gästen hatte Angelina ursprünglich bei sich in der Villa abhalten wollen, doch mit vereinten Kräften hatten wir sie davon überzeugt, dass sie sich an ihrem großen Tag verwöhnen lassen sollte.

Aus diesem Grund verließ eine gute Stunde später eine Reihe mit bunten Bändern geschmückter Fahrzeuge Portocolom, um auf dem weitläufigen Anwesen von Lorenzos Vater in Montuïri in der Inselmitte weiterzufeiern.

2. Kapitel

Rafael

Ich ließ den Blick über die Gesichter der Gäste schweifen, die aufmerksam der Rede meines Vaters lauschten. Dabei hörte ich nur mit einem halben Ohr zu, weil ich ihren Inhalt ohnehin kannte. Bis jetzt war alles perfekt gelaufen. So ganz konnte ich noch immer nicht nachvollziehen, warum es Lorenzo mit der Hochzeit gar so eilig gehabt hatte. Immerhin waren er und Angelina erst seit wenigen Monaten ein Paar und hatten sich zum Jahreswechsel verlobt. Aber nachdem er es sich in den Kopf gesetzt hatte, zu heiraten, bevor die Touristensaison anfing, in der er als Kellner monatelang voll eingespannt sein würde, war es für mich Ehrensache, die beiden nach Kräften zu unterstützen.

Sogar mit dem Wetter hatten wir Glück. Ende März war es auf Mallorca oft noch wechselhaft, doch an diesem besonderen Tag gab sich auch die Sonne größte Mühe, ihren Teil zum Gelingen des Festes beizutragen. Das große Steinhaus und die Nebengebäude bildeten einen geräumigen, geschützten Innenhof, in dem die Tische und Stühle für knapp dreißig Personen aufgestellt worden waren. Für eine mallorquinische Hochzeit war sie geradezu winzig, üblich war oft die zehnfache Gästeanzahl. Doch das Brautpaar hatte es sich so gewünscht und sie waren schließlich die Hauptpersonen.

Unser Vater kam zum Ende seiner Rede und alle folgten seinem Beispiel und hoben ihre Gläser.

»Auf das Brautpaar«, wiederholten sie die Worte, mit denen er seine Ansprache abgeschlossen hatte. Aller Augen waren dabei auf Angelina und Lorenzo gerichtet, während mein Blick prüfend auf Mamas Gesicht weilte. Ich versuchte, darin zu lesen, und war beinahe verwundert, darin nichts als mütterlichen Stolz und ehrliche Freude über den Anlass dieser Feier zu erkennen. Nun war der Bräutigam an der Reihe. Er schob den Stuhl zurück und stand auf. In seinem dunkelblauen Anzug und dem weißen Hemd, das am Kragen offen stand, machte er eine richtig gute Figur.

»Vielen Dank, lieber Papa, für deine herzlichen Worte. Liebe Familie, liebe Freunde, zum ersten Mal darf ich auch im Namen meiner Ehefrau sprechen.« Das liebevolle Lächeln, mit dem er sie bedachte, war mir mittlerweile bestens vertraut. »Wir freuen uns sehr, dass ihr mit uns feiert und damit diesen Tag perfekt macht. Perfekt ist auch die Location. Danke, Papa! Es bedeutet Angelina und mir sehr viel, dass wir unsere Hochzeit hier auf eurer Finca feiern dürfen.« Dabei nickte er auch Sara lächelnd zu, der zweiten Frau unseres Vaters, die als Hausherrin und ehemalige Restaurantbesitzerin maßgeblich zur Organisation beigetragen hatte. Wieder warf ich meiner Mutter einen prüfenden Blick zu. Ihr Lächeln war zwar verblasst, doch ansonsten wirkte sie erstaunlich gelassen. Ich spürte, wie die Anspannung langsam nachließ, die mich seit Tagen oder sogar Wochen fest im Griff gehabt hatte. Immerhin hatte ich mir geschworen, nicht zuzulassen, dass irgendeine Missstimmung Lorenzos Hochzeit überschattete. Sehr früh hatte ich für meinen kleinen Bruder die Beschützerrolle übernommen und auch als Unternehmer war ich daran gewöhnt, jederzeit alles im Blick zu haben.

Ich nahm einen Schluck aus meinem Sektglas. Hoch über unseren Köpfen raschelten die Wedel der Palmen jetzt etwas lauter. Der Wind hatte ein wenig gedreht und trug den würzigen Duft des Spanferkels herüber, das seit Stunden auf dem großen gemauerten Grill briet. Das wirkte wie ein Stichwort für den nächsten Punkt auf Lorenzos Checkliste, die er für seine Rede vorbereitet hatte.

»Ich freue mich sehr, dass sich mein Chef Matís und meine Kollegen aus dem ›C’an Matís‹ in Portocolom überreden ließen, das Festmahl für uns zuzubereiten und zu servieren. Damit ist sichergestellt, dass wir kulinarisch in den allerbesten Händen sind. Herzlichen Dank euch allen!« Er applaudierte und die Festgäste fielen mit ein. Lorenzo hatte das Talent, die Menschen, mit denen er zu tun hatte, mit seinem natürlichen Charme zu bezaubern. Etwas, das mir nicht in die Wiege gelegt worden war. Ich fand mich selbst eher steif und langweilig. Vielleicht war es aber auch die Verantwortung, die mich so hatte werden lassen.

Wir hatten aufgrund der ständigen Streitereien unserer Eltern eine schwierige Kindheit gehabt und nachdem mein Vater gegangen war, hatte unsere Mutter ihren Frust gerne an Lorenzo ausgelassen. Schon damals hatte mein Gerechtigkeitssinn dagegen rebelliert und ich hatte es als meine Aufgabe gesehen, den Kleinen zu beschützen.

Das hatte ich jedoch nicht vor, in meiner kurzen Rede zu erwähnen, um die mich Lorenzo gebeten hatte. Ich begrüßte Angelina als die Schwester, die ich nie hatte, in der Familie und zog Lorenzo damit auf, dass er nun all seinen Charme auf eine einzige Frau zu konzentrieren hatte, statt ihn gleichmäßig zu verteilen. Schließlich war allgemein bekannt, dass mein Bruder in den vergangenen zwanzig Jahren kein Kostverächter gewesen war. »Aber nun hast du die beste Frau an deiner Seite und ich wünsche euch von Herzen, dass sich alle eure Hoffnungen an diese Ehe erfüllen. Auf Angelina und Lorenzo!«

Als Letzte ergriff Angelinas Freundin das Wort. Ich hatte Inés während der Hochzeitsvorbereitungen flüchtig kennengelernt. Schon damals war sie mir positiv aufgefallen, vor allem wegen ihrer frischen, praktischen Art.

In ihrer heutigen Aufmachung hätte ich sie beinahe nicht wiedererkannt. Mit der Hochsteckfrisur und dem raffinierten Kleid stahl sie der Braut in meinen Augen beinahe die Show.

Inés war keine klassische Schönheit, aber das zarte Gesicht und die großen, braunen Augen mit den schön geschwungenen Brauen wirkten auf mich sehr anziehend. Vielleicht lag das auch ein wenig daran, dass sie mich an meine Exfrau erinnerte.

Man merkte ihren Worten an, wie nervös sie war, aber das konnte ihr niemand verdenken. Schließlich kannte sie die meisten Gäste vermutlich gar nicht. Unversehens war mein Blick an ihrem appetitlich gerundeten Busen kleben geblieben und ich zwang mich, ihn wieder zu ihrem Gesicht zu heben und an ihre bordeauxrot geschminkten Lippen zu heften, der perfekt zu ihrem Kleid passte.

»Dabeizusein, wenn meine beste Freundin heiratet, ist für mich etwas ganz Besonderes«, sagte sie gerade und entblößte beim Lächeln ihre weißen, ebenmäßigen Zähne. »In der Vergangenheit hatten wir uns diesen Tag unzählige Male ausgemalt, doch wenn ich dich nun ansehe, als strahlende Braut an Lorenzos Seite, wage ich, zu behaupten, es kam für dich alles noch viel besser, als wir es uns erträumt hatten. Das freut mich von ganzem Herzen! Liebe Angelina, lieber Lorenzo, ich wünsche euch eine wundervolle Ehe und Partnerschaft, die euch mit jedem weiteren Tag in Respekt, Offenheit und viel Liebe gemeinsam aufblühen und gedeihen lässt. Alles Gute für euch!«

Während wir unsere Gläser ein weiteres Mal hoben, merkte ich, dass mich die Worte berührt hatten. Ich hatte das Gefühl, sie waren nicht nur so dahingesagt. Bisher hatte ich sie nur als hübsche junge Frau mit ansprechender Figur wahrgenommen, nun fing sie an, mich als Mensch zu interessieren.

Matís und seine Mannschaft servierten die Vorspeisen.

»So, jetzt beginnt der gemütliche Teil«, stellte Lorenzo neben mir erleichtert fest, dann beugte er sich näher zu mir und raunte so leise, dass sie es an meiner anderen Seite durch den herrschenden Lärmpegel nicht hören konnte: »Mama hält sich gut, finde ich. Hätte ich ihr nicht zugetraut, wenn ich daran denke, was sie in der Vergangenheit so abgezogen hat.«

»Mit den nötigen Argumenten ist offenbar jeder lernfähig«, antwortete ich ebenso leise und grinste vielsagend, doch als er fragend die Brauen hob, winkte ich ab. »Erzähle ich dir später. Jetzt genießen wir erst mal das leckere Festmahl.« Er nickte zustimmend und schob sich einen Löffel Grünspargelsuppe mit Garnelen in den Mund.

Der Nachmittag ging langsam in den Abend über und bunte Lichterketten und Windlichter mit Kerzen tauchten den Innenhof in warmen, gemütlichen Schein. Für alle Fälle hatte Papa sogar Heizpilze organisiert, doch noch war es warm genug. Drei Freunde von Lorenzo spielten Livemusik und mit zunehmendem Alkoholpegel sanken die Hemmungen, sich auf die Tanzfläche zu begeben. Lorenzo und Angelina zuzusehen, war reines Vergnügen, doch auch Inés stand ihnen in nichts nach. Ihr geschmeidiger Hüftschwung zog meinen Blick magnetisch an.

»Die gefällt dir.« Mein Halbbruder hatte sich von mir unbemerkt auf den Stuhl neben mir fallen lassen und grinste mich von der Seite an. »Heißes Eisen. Warum tanzt du nicht mit ihr, statt sie nur von der Ferne anzuschmachten?«

»Ich schmachte nicht. Inés ist einfach ein angenehmer Anblick.« Gegenüber einem Fünfzehnjährigen zuzugeben, dass ich Hemmungen hatte, weil ich das Gefühl hatte, verglichen mit ihr ein steifer Langweiler zu sein, brachte ich nicht über mich.

»Das auf jeden Fall.« Raúl schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Du sag mal, eure Freunde da drüben, Enrique und Florian, sind die echt schwul?«

Ich musste lachen. »Ja, ziemlich echt. Hast du etwa ein Problem damit?« Sein Gesichtsausdruck beantwortete meine Frage eigentlich schon, bevor er noch ein weiteres Wort sagte. Er sah keinesfalls angewidert aus, eher fasziniert und beeindruckt. Hand in Hand betraten die beiden nun die Tanzfläche.

»Nein, ich finde es cool. Oh, wow, ich habe noch nie zwei Männer miteinander tanzen sehen. Gehen sie immer so offen damit um?«

»Den äußeren Umständen angemessen, würde ich es formulieren. Hier sind sie unter Freunden oder zumindest in einem geschützteren Rahmen. Ich denke, selbst wenn es jemanden stört, würde er nicht offen daran Anstoß nehmen.«

Raúl nickte zustimmend. »Wäre nicht ratsam, hier einen auf homophob zu machen, nachdem die beiden zu eurem engeren Freundeskreis zählen.«

»Ich habe nicht so viel mit ihnen zu tun, aber Angelina ist mit den beiden recht eng befreundet und Lorenzo kennt Enrique von Kindheit an. Allerdings wusste bis vor Kurzem niemand, dass er schwul ist.«

»Er hat es geheim gehalten? Das stelle ich mir sehr schwierig vor, oder?«

»Wenn dich das so beschäftigt, frag sie doch mal.«

Raúl ließ den Blick nicht von den beiden und nickte nachdenklich. »Vielleicht mache ich das tatsächlich. Die tanzen aber richtig gut!«

»Enrique ist Tanzlehrer hier in Manacor. Schreib dich doch im Herbst in einen seiner Kurse ein. Gute Tänzer kommen bei den Mädels immer gut an.«

»Das solltest du auch machen, damit du solchen Klassefrauen wie Inés gewachsen bist.« Er stupste mich mit dem Ellenbogen in die Seite und grinste frech. Es wurmte mich zwar, aber so ganz unrecht hatte er nicht. Ich war in jungen Jahren viel unterwegs gewesen, doch jetzt war ich eingerostet, sowohl was das Tanzen, als auch das Flirten betraf. Enrique überließ seinen Tanzpartner nun einer Brünetten, die mir als Eva vorgestellt worden war, und strebte die Bar an, wo sich Angelina mit Inés unterhielt. Erneut konnte ich den Blick kaum von der Frau in dem raffinierten weinroten Kleid abwenden. Als der nächste Song angespielt wurde, gab ich mir einen Ruck und ging hinüber zur Bar.

3. Kapitel

Inés

Ich genoss den Abend in vollen Zügen. Um genau zu sein, konnte ich mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich mich zum letzten Mal so unbeschwert gefühlt hatte. Es war auf jeden Fall Jahre her, schon lange bevor ich mit Luca schwanger geworden war.

Erhitzt vom Tanzen trat ich an die Bar.

»Hast du die Sangria schon probiert?«, fragte mich Angelina, die soeben ein Glas davon in Empfang nahm. »Sichere dir noch rasch etwas. Auch die anderen wissen, dass sie extrem lecker ist.«

Ich nickte dem Kellner zustimmend zu, der mich abwartend ansah, damit er mir ebenfalls etwas davon gab.

Angelina nahm einen Schluck, dann fragte sie mich: »Geht´s dem Kleinen gut? Ich hab dich vorhin telefonieren sehen.«

»Was du alles bemerkst. Du solltest heute nur Augen für deinen Ehemann haben!« Ich grinste sie an. »Ja, er und meine Mama hatten viel Spaß und jetzt schläft er friedlich. Sie arbeitet sich gerade durch meine DVD-Sammlung und genießt es, dass niemand ihr vorschreibt, was sie ansehen darf.« Ich seufzte. »Ehrlich, wenn meine Wohnung um wenigstens ein Zimmer größer wäre, ich würde versuchen, sie zu überreden, zu mir zu ziehen. Ihre Stimme klingt gleich ganz anders, wenn sie meinen Vater nicht im Nacken hat.«

»Es wird dir nicht gefallen, aber das habe ich bei dir auch beobachtet, als du noch mit Manuel zusammen warst.«

Es war die Wahrheit, trotzdem hatte ich daran zu schlucken. Aber dafür hatte man Freunde, oder? »Ich weiß. Jetzt ist mir das auch bewusst und ich habe mir geschworen, lieber für immer allein zu bleiben, als mich wieder mit einem Typen einzulassen, der nicht gut für mich ist.«

»Was macht ihr denn für ernste Gesichter?« Enrique legte beide Arme um unsere Schultern und sah uns liebevoll-forschend an. »Ist etwas nicht in Ordnung?«

Rasch korrigierte ich meine Miene und lächelte ihn an. »Doch, alles bestens. Wir haben uns nur gerade über meinen Ex unterhalten und der ist kein angenehmes Thema.«

»Dann vergiss ihn möglichst schnell. Ist dir übrigens schon aufgefallen, dass Lorenzos Bruder dich ständig beobachtet? Ich glaube, der steht auf dich. Magst du reifere Männer?«

Natürlich hatte ich es bemerkt. Seine Blicke ließen ein aufregendes Prickeln über meine Haut tanzen, aber das würde ich meinen Freunden nicht auf die Nase binden.

Angelina prustete los. »Gut, dass er das jetzt nicht gehört hat! Na, okay, ein paar Jahre ist er schon älter als wir, aber er ist ein toller, lässiger Chef!«

»Nur weil er ein angenehmer Vorgesetzter ist, heißt das noch lange nicht, dass er als Partner etwas taugt«, argumentierte Enrique. Beide sahen nun zu Rafael hinüber, der sich gerade mit Raúl unterhielt, und ich fand das ziemlich peinlich.

»Geht’s noch auffälliger?«, zischte ich und nahm den Strohhalm meiner Sangria zwischen die Lippen. Sie schmeckte köstlich und ich stöhnte genießerisch. »Herrlich! Auf jeden Fall eine Sünde wert.«

Enrique drehte sich erstaunt zu mir um und ich musste lachen.

»Die Sangria meine ich. Ehrlich, es ist ja lieb, dass du dir um mein Liebesleben Gedanken machst, aber im Moment fühle ich mich als Single sehr wohl. Ich brauche keinen Mann zum Glücklichsein.« Es war mir bewusst, dass das nicht ganz stimmte, da schüttelte Enrique auch schon den Kopf.

»Das sagst du nur, weil du noch nicht den Richtigen gefunden hast. Ich weiß, wovon ich rede.« Der Blick, den er Florian sandte, glühte vor Liebe und ich wunderte mich fast, dass er nicht als Laserstrahl sichtbar wurde. Dabei bemerkte Florian ihn nicht einmal, weil er gerade mit seiner Cousine tanzte.

Enrique nahm eine geöffnete Flasche Rotwein und eine mit Wasser in Empfang und kehrte zu seinem Tisch zurück.

»Zumindest hat sich Rafael beim Alkohol im Griff«, stellte Angelina fest. »Damit hätte er ja schon einen Pluspunkt bei dir, oder?« Sie zwinkerte mir zu.

»Willst du mich jetzt allen Ernstes mit deinem Schwager, Schrägstrich Chef verkuppeln?« Ich zog ungläubig die Augenbrauen zusammen.

»Guck nicht so, das macht Falten.« Angelina grinste. »Wäre doch nicht so abwegig, oder? So viel ich gehört habe, ist er zumindest kein weiteres Exemplar der Kategorie Mistkerl, die du sonst so an Land ziehst.«