Tom Prox 51 - George Berings - E-Book

Tom Prox 51 E-Book

George Berings

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Beschreibung

Geoffrey Clark ist kaum mehr geblieben als die Sachen, die er auf dem Leib trägt. Seine Ranch ist verfallen, die Cowboys haben ihm längst den Rücken gekehrt. Nicht einmal ein Pferd kann der einst aufstrebende Rancher noch sein Eigen nennen. Das Schlimmste aber für Clark: Seit dreiundzwanzig Jahren halten ihn die Bewohner von Willow Gulch für den Mörder von Anny Manders, von der Frau, die er einst heiraten wollte. Und bis heute scheint niemand an der Wahrheit interessiert zu sein.
Kein Wunder, könnte diese Wahrheit einige der vermeintlich so braven Bürger doch in arge Bedrängnis bringen ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Nach dreiundzwanzig Jahren

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Heinrich Berends

Illustrationen Innenteil: shutterstock

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7517-0076-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Nach dreiundzwanzig Jahren

Von George Berings

Geoffrey Clark ist kaum mehr geblieben als die Sachen, die er auf dem Leib trägt. Seine Ranch ist verfallen, die Cowboys haben ihm längst den Rücken gekehrt. Nicht einmal ein Pferd kann der einst aufstrebende Rancher noch sein Eigen nennen. Das Schlimmste aber für Clark: Seit dreiundzwanzig Jahren halten ihn die Bewohner von Willow Gulch für den Mörder von Anny Manders, von der Frau, die er einst heiraten wollte. Und bis heute scheint niemand an der Wahrheit interessiert zu sein.

Kein Wunder, könnte diese Wahrheit einige der vermeintlich so braven Bürger doch in arge Bedrängnis bringen …

Geoffrey Clark saß am Tisch in dem einzigen, noch bewohnbaren Raum seiner verfallenen Ranch und aß. Es war eine armselige Mahlzeit: Ein kleines Stück Speck, dazu Brot, das mindestens acht Tage alt war, und schwarzer Kaffee.

Der Mann schnitt kleine Würfel, tunkte sie in den Kaffee, um sie aufzuweichen. Seine Blicke gingen ins Leere. Mit dem Speck ging er sehr sparsam um; erst morgen wollte er das Kaninchen braten.

Seine Gedanken beschäftigten sich mit den Männern, die vor einer guten Stunde vorbeigeritten waren. Es waren Fremde gewesen, und doch: Der eine war ihm bekannt vorgekommen.

Clark dachte scharf nach. Woher kannte er den, wo war er ihm schon begegnet?

»Sahen eigentlich nicht schlecht aus«, murmelte er vor sich hin. »Wenn ich sie hätte, könnte ich zufrieden sein.«

Er packte den Speck ein, erhob sich und schob den Rest des Brotes in ein Schrankfach. Dann klappte er das Messer zu. Er hielt es noch einen Moment in der Hand, dann schüttelte er den Kopf und steckte es in die Tasche.

Clark trat hinaus auf den Vorbau, durch dessen Dielen Gras wucherte. Sein Blick war nach Osten gerichtet. Dort lag Willow Gulch. Die Fremden waren dorthin geritten.

»Sahen gut aus«, murmelte er wieder. »Verdammt gut!«

Plötzlich drehte er sich um, trat in den Wohnraum zurück und begann hastig ein Brett im Fußboden zu lösen. Es war ein primitives Versteck. Er entnahm der Höhlung eine kleine Kassette. An einem Band um seinen Hals hing ein Schlüssel.

Hastig schloss er den Kasten auf. Es lagen mehrere Geldscheine darin und etwas Silber, im Ganzen vielleicht dreihundert Dollar.

Clark nahm etwas Geld an sich, verschloss die Kassette wieder und legte sie zurück in das Versteck. Dann setzte er seinen Hut auf und ging, ohne sich umzudrehen, über den Hof. Er hielt es nicht für notwendig, die Tür zu verriegeln. Man wusste, dass bei ihm nichts zu holen war. In dieser Gegend waren dreihundert Dollar kein Vermögen.

Der Rancher ging zu Fuß; ein Pferd besaß er nicht. Er ging mit großen Schritten, wie einer, der weiß, dass er einen weiten Weg vor sich hat und darum sparsam mit den Kräften umgehen muss.

Als er die Brücke hinter sich hatte, hörte er Motorengebrumm. Er hielt sich hart am Wegrand und ging weiter. Der Wagen streifte ihn fast. Der Mann am Steuer nahm von ihm keine Notiz. Dabei waren sie im gleichen Alter, wohnten kaum einen Steinwurf voneinander entfernt und hatten sogar die gleiche Schulbank gedrückt.

Aber welch ein Unterschied! Der eine wirkte alt, ging in Lumpen einher, und man sah ihm an, dass er nicht immer satt wurde. Der andere saß dick und feist am Steuer seines Wagens, trug einen Anzug aus feinem Stoff nach dem neuesten Schnitt, und an seiner Hand glänzten mehrere Ringe.

Geoffrey Clark blieb einen Augenblick stehen. Der Wagen hatte viel Staub aufgewirbelt, der ihm den Atem nahm. Seine Augen zogen sich zu einem schmalen Spalt zusammen, und das wohl nicht nur wegen des Staubes!

Sheriff Turner liebte seine Ruhe. Besonders in den Nachmittagsstunden, wenn er sein Schläfchen hinter sich hatte und seinen Kaffee trank, wünschte er nicht gestört zu werden. Nun, er brauchte sich nicht zu beklagen; das kam recht selten vor. Heute aber war es anders, und daher knurrte er wie eine gereizte Dogge, als jemand eintrat.

»Sie müssen sofort etwas unternehmen, Sheriff! Die Kerle sind gefährlich, sie tragen Colts in den Halftern, und die Ohrfeige, die Mike Burns bezog, war auch nicht von schlechten Eltern; er sucht jetzt noch zwei Backenzähne, die er ausgespuckt hat.«

»Verdammt, Harvey«, knurrte Turner. »Damit hätten Sie auch warten können. Diese Galgenvögel laufen mir nicht weg. Werden ja nicht gleich einen umbringen, nicht wahr?«

»Die planen einen Banküberfall, Sheriff, ich gehe jede Wette ein, wenn nicht sogar einen Raubmord.«

»In meinem Distrikt wird nicht gemordet«, knurrte der Sheriff selbstgefällig. »Aber ich kann mir die Boys ja mal ansehen. Komme später rüber.«

Harvey, der Hotelbesitzer, empfahl sich. Ihm war nicht wohl unter der Haut. Diese Fremden hatten ihm einen gehörigen Schrecken eingejagt. Hätte er ihnen doch nur die Tür gewiesen! Aber dazu hatte ihm der Mut gefehlt; besonders der kleinere hatte eine Art, einen anzusehen … no, da war es besser, nicht »nein« zu sagen!

Mr. Harvey kehrte eilig in sein Haus zurück. Seine Sorge war unbegründet. Die Fremden ließen sich während des ganzen Nachmittages nicht sehen. Nur der Lange war noch einmal unten gewesen, um die Pferde in den Stall zu führen.

Erst gegen Abend, als es aus der Küche lieblich zu duften begann, erschienen die Männer im Speisesaal. Sie hatten frische Hemden an, und die Bartstoppeln waren auch verschwunden. Sogar die Stiefel waren gewienert. Sie sahen jetzt beinahe gepflegt aus. Nur die Schießeisen am Oberschenkel störten den Eindruck immer noch.

Mr. Harvey bekam feuchte Handflächen vor Aufregung, als er sich dem Tisch der Fremden näherte, um nach den Wünschen zu fragen.

»Na, alter Knabe, komm ruhig näher, wir beißen nicht!«

Harvey schluckte. Er nahm Toms Bestellung entgegen und eilte erlöst von dannen.

»Verstehe nicht, Chef«, sagte Snuffy, »warum der Keeper so zittert. Und warum gaffen die Boys sich die Hälse nach uns aus? Sind doch nicht aus der Irrenanstalt oder dem Zoo entsprungen.«

»Satte Bürger, Snuffy!« Tom las im Tageblatt von Willow Gulch die neuesten Nachrichten.

»Satte Bürger? Was soll denn das?« Patterson sah durchs Fenster.

»Nun, die Leute sind eben satt! Haben keine Sorgen und darum machen sie sich welche. Außerdem besitzen sie Geld wie Heu. Wenn man aber Geld besitzt, muss man fürchten, dass es einem geklaut wird.«

»Sehe ich vielleicht wie ein Dieb aus?« Patterson runzelte die Stirn.

»Schwer zu sagen, Snuffy. Wie ein Bankier siehst du bestimmt nicht aus.«

»Alles keine Antwort auf meine Frage, Tom. Na, da kommt das Essen. Wollen es uns schmecken lassen.«

Das Essen war wirklich gut. Leider aber war es den beiden Freunden nicht vergönnt, in Ruhe zu essen. Sheriff Turner schob nämlich, kaum dass Patterson seine Suppe gelöffelt hatte, seinen dicken Bauch herein. Wie ein Standbild blieb er vor der Glastür stehen. Seine Augen überflogen den Raum, dann schritt er, jeder Zoll ein ›Ordnungshüter‹, auf Toms und Snuffys Tisch zu.

Patterson ahnte noch nichts von seinem Glück, denn er saß mit dem Rücken zur Tür. Tom sah das ›Unheil‹ kommen, tat aber so, als merke er nichts.

»Hallo, Stranger«, rief Turner aufreizend laut. »Was treiben Sie denn hier?« Er meinte wahrscheinlich Patterson.

Der Lange schob sich ein riesiges Stück Braten in den Mund und kaute bedächtig. Erst als er den Mund leergegessen hatte, brummte er zurück:

»Ich esse, wie Sie sehen, Sheriff!«

»Dumme Antwort. Ich meine, was treiben Sie in Willow Gulch?«

»Das dürfte Sie nichts angehen«, schaltete sich Tom gemütlich ein. »In diesem Lande können wir reisen so viel und so lange wir wollen!«

»Hmhmhm – Sie habe ich nicht gefragt!« Turner bekam einen roten Kopf.

»Mein Freund nahm mir das Wort aus dem Mund«, sagte Snuffy. »Hätte Ihnen dieselbe Antwort gegeben. Lassen Sie uns nun in Ruhe essen, ja? Männer von Ihrem Format sind uns ein Balken im Auge. Von einem Dorn kann man da nicht mehr reden.«

Snuffy musterte anzüglich den dicken Bauch des Gesetzes. Mr. Turner aber bekam einen leichten Anfall; wahrscheinlich litt er an Herzasthma. Jedenfalls röchelte und rasselte es in seinem Inneren mächtig. Seine Halsadern drohten den Kragen zu sprengen, und nicht nur sein Gesicht, auch die Augen liefen rot an.

»Er muss es auch noch an der Leber haben«, konstatierte der Lange trocken. »Wird mal einen schweren Tod haben, der Gute.«

Mr. Turner wusste darauf keine Antwort. Es dauerte Minuten, bis er sich gefasst hatte. Tom und Snuffy aßen derweil mit gutem Appetit weiter.

»Sie tragen Schusswaffen«, schnaubte der Sheriff endlich. »Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass es in Willow Gulch verboten ist, von solchen Dingern Gebrauch zu machen.«

»Okay, Sheriff, wir schießen nur, wenn es uns an den Kragen geht. Für gewöhnliche Fälle reichen unsere Fäuste aus.«

»Ich wünsche in meiner Stadt keine Schlägereien, Stranger«, knurrte Turner. »Vielmehr wünsche ich, dass Sie uns auf dem schnellsten Wege verlassen.«

Patterson griff ungerührt zum Kompott. »Was meinst du dazu, Tom?«

»Der Sheriff braucht sich nicht aufzuregen. Wir werden in diesem Nest nicht alt. Guten Abend, Sheriff!« Tom machte eine bezeichnende Geste; Mr. Turner war verabschiedet.

Einen Augenblick schien der Dicke noch zu überlegen. Dann aber drehte er sich um und schritt gravitätisch dem Ausgang zu.

»Aufgeblasener Truthahn«, murmelte Patterson. »Das sind so die Figuren, für die ich eine persönliche Schwäche habe.«

»Lass es gut sein, Snuffy. Vielleicht ist er kein schlechter Sheriff und hat nur das Wohl seiner lieben Mitbürger im Auge. Wir wollen uns keine Gedanken darüber machen.«

Tom bestellte noch einen Kaffee, und Snuffy begann Zigaretten zu drehen. Die Ghosts fühlten sich sauwohl. Der Sheriff wünschte keine Schlägerei, und Tom und Snuffy auch nicht. Die Freunde hatten gerade eine Reihe bewegter Abenteuer hinter sich und konnten einige ruhige Tage gebrauchen. War Willow Gulch dazu der richtige Ort?

Der Kaffee war noch nicht getrunken und die Zigaretten noch nicht halb aufgeraucht, als sich die Glastür öffnete. Tom machte große Augen. Patterson merkte es und drehte sich um.

»Da bin ich aber platt, Sonny«, brummte der Lange. »Was sagst du dazu?«

»Vorläufig gar nichts, Snuffy.«

In der Tür stand der Rancher von der verwahrlosten Ranch, der Mann, der Snuffys Gruß nicht erwidert hatte, als sie am Vormittag an seinem Hof vorbeigeritten waren.

Aber nicht nur Tom und Patterson waren erstaunt, auch die anderen Gäste wunderten sich. Der Saloon hatte sich allmählich gefüllt.

Der Rancher stand nur einen Moment an der Tür. Dann schritt er gemessen über den roten Läufer, um sich an dem Tisch neben den Freunden niederzulassen.

Im Raum herrschte für einen Moment tiefe Stille. Dann aber steckte man an allen Tischen die Köpfe zusammen. Ein Zischen, wie von gefährlichen Nattern, lag in der Luft. Immer wieder sahen einige verstohlen zu dem Mann, der in seinen zerlumpten Kleidern still am Tisch saß.

Jetzt erschien der Wirt. Bevor er an den Tisch des Ranchers trat, warf er einen unsicheren Blick zu Tom und Snuffy hinüber. Dann beugte er sich weit vor, als wolle er dem Rancher etwas ins Ohr flüstern. Patterson hatte aber längst geschaltet; seine ohnehin großen Ohren wurden noch größer. Er drehte sich sogar um, so dass er jedes Wort verstand, was Harvey sagte.

»Mr. Clark, bitte verlassen Sie mein Haus!«

Der Rancher schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht daran; Sie haben einen öffentlichen Ausschank. Ich habe Ihnen keine Veranlassung gegeben, mir das Lokal zu verbieten. Ich bleibe!«

Der Wirt wurde blass. Er sah sich scheu um. Seine Gäste flüsterten nicht mehr, sondern protestierten laut. Tom, der die Szene genau verfolgte, hörte zweimal das Wort »Mörder«.

»Bitte, Mr. Clark«, sagte Harvey jetzt deutlicher. »Ich möchte jeden Streit vermeiden. Es liegt in Ihrem Interesse!«

»Ich bleibe, Harvey! Bringen Sie mir einen Whisky.« Der Rancher blieb ganz ruhig.

»Nein! Ich schenke Ihnen nichts aus.« Harvey eilte davon. Er war nicht in der Lage, die Situation zu meistern.

Tom hatte inzwischen festgestellt, wie die Dinge lagen. Im Saloon befanden sich insgesamt dreißig Personen, darunter sieben Frauen. Der Rancher, er und Snuffy schieden aus. Also zwanzig Männer verschiedenen Alters. Allerdings überwog die Jugend.

»Kann ja nett werden«, meinte Snuffy leise. »Hier muss es mächtig stinken, Boss!«

»Stimmt, Snuffy. Warten wir ab.«