Tom Prox 94 - George Berings - E-Book

Tom Prox 94 E-Book

George Berings

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Beschreibung

Nicht mit einer Verbrecher-Bande bekommen es Tom Prox und seine Sergeanten diesmal zu tun, sondern gleich mit ganzen Schar solcher Gangs. Das Verblüffende: Die Gesetzlosen bekriegen sich nicht um Kampf um die größte Beute, sondern agieren Hand in Hand. Ja, es scheint sogar so etwas zu geben wie eine Gewerkschaft der Gangster. Ein straff organisierter Zusammenschluss mit eisernen Gesetzen, für deren strikte Einhaltung ein geheimnisvoller Boss im Hintergrund sorgt, der keine Gnade kennt.
Wer sich von der Polizei erwischen lässt und nun vielleicht auspacken könnte, hat sein Leben verwirkt. Denn der Arm des Bosses lässt sich auch von Gefängnismauern nicht aufhalten ...


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Inhalt

Cover

Gesetze, die der Teufel schrieb

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

Vorschau

Aus dem Wilden Westen

Impressum

Gesetze, dieder Teufel schrieb

Von George Berings

Nicht mit einer Verbrecher-Bande bekommen es Tom Prox und seine Sergeanten diesmal zu tun, sondern gleich mit ganzen Schar solcher Gangs. Das Verblüffende: Die Gesetzlosen bekriegen sich nicht im Kampf um die größte Beute, sondern agieren Hand in Hand. Ja, es scheint sogar so etwas zu geben wie eine Gewerkschaft der Gangster. Ein straff organisierter Zusammenschluss mit eisernen Gesetzen, für deren strikte Einhaltung ein geheimnisvoller Boss im Hintergrund sorgt, der keine Gnade kennt.

Wer sich von der Polizei erwischen lässt und nun vielleicht auspacken könnte, hat sein Leben verwirkt. Denn der Arm des Bosses lässt sich auch von Gefängnismauern nicht aufhalten ...

1. Kapitel

»Du willst mich also im Stich lassen, Jonas.« Alex Nolan, der Sheriff von Snowflake, sah seinen verständnislos Deputy.

»Von Im-Stich-lassen kann keine Rede sein«, druckste der junge Bursche. »Ich meine ... es ist ... meine Nelly meint, die Sache sei zu gefährlich. Ich gehe jede Wette ein, Sheriff, dass die Halunken schon wieder eine neue Schweinerei ausbrüten. Ich hab keine Lust, euch zum Teufel zu begleiten.«

»Du bist doch ein Rindvieh, Jonas«, lachte Nolan. »Wer sagt dir denn, dass wir zum Teufel gehen?«

»Ob Himmel oder Hölle, Sheriff, ich bitte um meine Entlassung. Und wenn ich euch einen guten Rat geben darf: Verduftet ebenfalls! Was wollt ihr euer Leben opfern für dieses Drecksnest? Ihr findet leicht einen besseren Job.«

»Wenn ich dich so reden höre, wundert es mich nicht, dass das Leben in diesem Lande immer unerträglicher wird. Gibt es denn keine Männer mehr, bei denen das Wort Pflicht groß geschrieben wird? Man muss heutzutage ehrliche Kerle wohl mit der Lupe suchen! Es ist zum Kotzen! Mach, dass du mir aus den Augen kommst! Verschwinde, bevor ich mich vergesse und dir eins hinter deine Löffel haue, dass du nicht mehr weißt, ob du ein Männchen oder Weibchen bist!«

Jonas, der Deputy, machte einen Satz zur Tür. Er kannte des Sheriffs Handschrift!

Nolan ließ sich müde in seinen Sessel zurückfallen und legte die Hand über die Augen.

»Jetzt bist du ganz allein, Alex«, murmelte er vor sich hin. »Ja, ja, die Ratten verlassen das sinkende Schiff!« Aber gleich streckte sich seine mächtige Gestalt wieder. »Na, wenn schon«, knurrte er verbissen. »Ich werde euch beweisen, dass ein Mann mit anständiger Gesinnung ein Regiment von Waschlappen aufwiegt!«

Nolan trat ans Fenster. Snowflake war wie ausgestorben. Eigenartig, dachte er, seit zwei Tagen diese seltsame Ruhe. Wenn das man nicht die berühmte Ruhe vor dem Sturm ist!

Er hatte den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, als aus der Kneipe, die etwa fünfzig Meter entfernt lag, ein fürchterlicher Lärm drang. Scheiben klirrten, Männer brüllten, Holz splitterte.

»Hoh, es geht schon los!«, sagte Nolon vor sich hin. »Na, wollen ihnen mal Manieren beibringen!«

Mit unglaublicher Geschwindigkeit fegte er die Straße hinunter, schoss durch die Pendeltür des Saloons und landete mit einem Panthersatz auf der schmierigen Theke des Lokals.

»Ruhe! Verdammte Banausen, wollt ihr wohl aufhören?«, donnerte er los.

Die »verdammten Banausen« aber dachten nicht daran. Im Gegenteil, der Lärm wurde noch größer.

Grinsend sah der Sheriff einen Augenblick auf das Getümmel zu seinen Füßen. An die zwanzig Kerle droschen mit bloßen Fäusten, Stuhlbeinen und anderen Gegenständen aufeinander ein. Es war schwer zu sagen, wer hier gegen wen kämpfte.

Nolan zog den Colt. Sechs Schüsse knallten durch den Raum. Verblüfft hielten die Kämpfer jetzt inne. Nur einen Augenblick, aber dieser genügte dem Sheriff. Er hatte schon seine zweite Waffe gezogen. Drohend richtete sich die kleine, runde Öffnung auf die Männer, während er mit Stentorstimme brüllte:

»Rindviecher, verdammte, was soll das! He, wer wagt es, in meinem Amtsbereich sich wie ein Rhinozeros aufzuführen? Keine Bewegung! Ich werde euch helfen, aus einer anständigen Kneipe einen Tummelplatz für Halbstarke zu machen. Wo gibt es denn so was!«

Die Männer rissen die Mäuler auf und hörten sich verblüfft diese Rede an.

»Verduftet jetzt, ihr lausigen Kerle – ist Zeit zum Mittagessen! Pfui, am hellen Vormittag schon Lärm zu machen!«

»Halt endlich die Luft an«, kam jetzt eine wütende Stimme aus dem Haufen der Männer. »Wenn du glaubst, uns dusselig reden zu können, irrst du dich! Mit deiner Herrlichkeit ist es bald vorbei, verstanden? Los, Jungs, zeigt es ihm! Er hat nur noch sechs Schuss in seiner Trommel.«

»Stimmt. Nur sechs Schuss«, gab Nolan gelassen zurück. »Überlegt euch das, Boys! Versucht doch, mich auszuschalten! Sechs von euch treten dann mit mir die Reise ins Jenseits an, und ich liefere sie beim Satan persönlich ab. Los, keine Müdigkeit vorschützen!«

»Stopft dem Kerl doch endlich das Maul!«, kreischte jetzt wieder die Stimme von vorhin. »Caramba, soll ich vielleicht selbst ...«

Schon flog dem Sprecher, einem Hünen mit eigentümlich grüner Hautfarbe, der Colt aus der Hand. Der Mann brüllte auf.

»Da hast du meine Antwort, du Grünspecht!«, feixte Nolan, der nicht wusste, dass er es mit Green Bill zu tun hatte und daher auch nicht ahnte, in welcher Gefahr er sich befand. »Nur noch fünf Schuss, Gents«, lockte er. »Ich will doch mal sehen, wer hier die Hosen anhat!«

»Du redest für dein Alter ganz gut, Sheriff«, kam jetzt eine gemütliche Stimme von der Hintertür des Raumes her. »Schätze aber, du hast dir etwas zu viel vorgenommen.«

Sheriff Nolan fühlte sich plötzlich unbehaglich. Während er Green Bill und seine Leute im Auge hatte, war dieser neue Gegner heimlich in seinen Rücken geschlichen.

Trotzdem beherrschte er sich. Ohne sich umzudrehen, sagte er ruhig: »Komm gefälligst von vorn, du Hammel, wenn du dich mit dem Gesetz von Snowflake unterhalten willst. Ich kann schließlich deinetwegen meine Amtshandlungen nicht unterbrechen.«

»Gut gebrüllt«, antwortete der Mann an der Hintertür. »Mein Kompliment, Sheriff! Nicht jeder bewahrt in einer so bescheidenen Situation die Haltung. Aber was halten Sie davon, wenn ich Ihre Amtshandlungen ganz kurz von hinten unterbreche?«

»Das kannst du tun, du schleimiger Hund! Los, fackle nicht so lange! Meine Mutter war eine gute Frau. Ich weiß, dass sie sich freuen wird, im Himmel ihren Sohn recht bald in die Arme schließen zu können.«

Die letzten Sätze hatte der Sheriff ganz leise gesprochen. Der Mann an der Tür schwieg beeindruckt.

Eine fürchterliche Stille lastete auf einmal im Raum. Irgendwie mussten die harten Männer zugeben, dass dieser Nolan doch ein Kerl war. Immer noch stand er auf dem Schanktisch. Keinen Blick ließ er von Green Bill und seiner Bande. Der Mann hatte ohne Zweifel Nerven wie Drahtseile.

»Mensch, Sheriff«, staunte jetzt der Mann an der Hintertür. »Come on, boy! Ich räume den Laden mit dir auf. Das wird ein Fest!«

Wie ein grauer Schatten schoss ein unglaublich dürrer Mensch unter die noch immer gaffenden Männer der Green Bill-Bande und begann unverzüglich damit, erstklassige Schwinger und Haken auszuteilen. Jeder Schlag saß.

Sheriff Nolan begriff immer noch nicht, dass das Blatt sich zu seinen Gunsten gewendet hatte. Mit großen Augen starrte er auf den Langen, der wie ein Tornado wütete. All devils, dachte er, mir scheint, der Bursche hat zehn Arme und zwanzig Hände. Die Schläge fielen hageldicht.

Aber viele Hunde sind des Hasen Tod. Der Lange hatte sich zwar geschickt mit dem Rücken an die Wand gespielt, geriet jetzt aber doch in Bedrängnis. Whisky- und Bierflaschen sausten wie Geschosse durch die Luft, Stuhl- und Tischbeine wurden geschwungen – die Hölle war los!

Jetzt griff der Sheriff ein. Wie eine Wildkatze hechtete er von der Theke, fegte drei Burschen über den Haufen und landete direkt neben dem Langen.

»Schön, dass du endlich kommst«, sagte der trocken und gab dabei einem kleinen Kerl eine so saftige Ohrfeige, dass dieser drei Meter durch die Gegend flog.

»Wollte erst abwarten, ob du es allein schaffst.« Nolan grinste. »Ich pfusche nicht gern anderen Leuten ins Handwerk.«

»Okay, Sheriff.« Auch der Lange grinste jetzt. »Lass dir die nächsten fünf Minuten nicht zu lang werden. Und du, da hast du was für deine Frechheit.« Die letzten Worte galten an einen hünenhaften Kerl, der dem Langen an die Gurgel wollte. »Solche Scherze kann ich nicht leiden!«

Und schon hatte Patterson dem Kerl seine stahlharte Faust in die Magengrube gebohrt.

»Au, verflixter Schlingel«, schimpfte er weiter. »Mein Brustkasten ist doch kein Punchingball!« Der verflixte Schlingel drehte einen Salto. Snuffy hatte versehentlich seine Stiefelspitze unter dessen Kinn gesetzt. Jetzt zerschnitt ein sausendes Geräusch die Luft. Instinktiv riss der Sergeant den Kopf zur Seite. Ein Stuhlbein landete auf seiner Schulter. »Oouuh«, schnaubte er. »Du bist wohl vom wilden Affen gebissen, was? Denkst du etwa, mein Schlüsselbein wollte mit deinem Stuhlbein Polka tanzen? Da – ein blaues Auge für diese Frechheit!«

Der Gauner heulte auf. Ein tiefer Riss klaffte über seiner Augenbraue.

»Pardon«, entschuldigte sich der Lange. »Du hast von mir kein blaues, dafür aber ein rotes Auge bekommen. Kann ja mal vorkommen, nicht?«

Sheriff Nolan stand dem Langen in nichts nach. Auch wo er hinschlug, wuchs kein Gras mehr. Jetzt gab es Luft. Die beiden gingen zum Frontalangriff über. Wer nicht rechtzeitig die Flucht ergriff, wurde niedergewalzt.

»Hoh, Sheriff, das nenne ich Akkordarbeit!«, brüllte der Lange. »Für zwei Dollar die Stunde mache ich das den ganzen Nachmittag.«

»Leider keinen Bedarf mehr«, feixte Nolan, indem er den letzten kampffähigen Rowdy durch die Tür schlug. »Für heute ist Feierabend!«

»Na, dann wollen wir uns mal um die Überlebenden kümmern.« Snuffy drehte sich um. Aber da gab es nichts mehr zu kümmern. Der Saloon war leer.

Er angelte sich einen Tisch, der noch zufällig alle vier Beine besaß, stellte zwei dreibeinige Stühle daneben und lud den Sheriff ein, Platz zu nehmen.

»Wirtschaft!«, brüllte er. »Gibt es in diesem Saftladen denn nichts zu trinken?«

Unter dem Schanktisch wurde es jetzt lebendig. Schnaufend kroch Pat Kelly, der Wirt, aus seiner Deckung hervor. Er war klein und dick, machte den Eindruck einer Heringstonne auf dünnen Stelzen. Patterson machte große Augen.

»Alle Wetter, welch seltenes Exemplar! So was sieht man nicht alle Tage. Komm hervor, lieber Bruder, man könnte dich sonst versehentlich für ein Fass halten und dich anzapfen!«

»Oh, oh, oh«, heulte der Wirt. »Meine schöne Einrichtung, mein ... es ist eine Schande! Bin fertig, bin in nur einer Stunde ein armer Mann geworden!«

»Quatsch nicht, alter Giftmischer«, fuhr Nolan jetzt dazwischen. »Ich weiß genau, dass du schon seit zehn Jahren Unkosten dieser Art auf deine Preise draufschlägst. Los, bring uns eine Flasche Whisky. Der Boy hier ist mein Gast!«

»Das ist außerordentlich nett von dir«, lobte der Lange.

»Keine Ursache.« Nolan winkte ab. »Eine Liebe ist der anderen wert. Aber darf ich mich jetzt erkundigen, mit wem ich es eigentlich zu tun habe? Du hast zwar ein Gesicht wie ein Galgenvogel, scheinst mir aber doch eine leidlich saubere Weste zu haben.«

»Yeah.« Snuffy grinste. »Leidlich ist der richtige Ausdruck. Was nützt es dir aber, wenn ich dir einen meiner tausend Namen nenne? Daraus wirst du doch nicht schlau.«

»Hast du keinen Pass?«

»Ach, jetzt will der Mann auch noch Papiere sehen! Fehlt nur noch, du verhaftest mich, weil ich dir geholfen habe.«

»Ordnung ist das halbe Leben«, meinte Nolan und runzelte die Stirn.

»Na, denn Prost!«, gab Snuffy trocken zurück. Inzwischen hatte der Wirt den Stoff gebracht.

»Auf deine Gesundheit, Galgenvogel.« Nolan lachte.

»Wie wär' es, wenn wir die Unterhaltung in deinem Office fortsetzen würden?«, schlug Patterson vor, nachdem sie getrunken hatten. »Der Fettwanst da macht mir zu lange Ohren.«

»Können wir!« Der Sheriff schnappte sich die Flasche, warf ein Geldstück auf den Tisch und ging voran. Patterson rückte sich den Gurt zurecht und stakste mit seinen langen Beinen hinterher. Auf der Straße standen die ehrenwerten Bürger und staunten sie an. Es hatte sich schnell herumgesprochen, was in Kellys Saloon geschehen war. Plötzlich blieb der Sergeant wie angewurzelt stehen. Vor dem Drugstore verhielt soeben eine bildhübsche Reiterin.

»Oh, du lieblicher Blütenzweig.« Snuffy pflegte sich in solchen Situationen stets blumenreich auszudrücken. »Die Sonne ist soeben aufgegangen. Und das ausgerechnet in Snowflake! Welch ein Glück, in dieses Nest geraten zu sein!«

In diesem Augenblick verschwand das Girl im Laden. Patterson wurde ganz traurig. Dann gab er sich einen Ruck und eilte dem Sheriff nach, der schon vorgegangen war.

»Na, dann kann ja das Verhör losgehen«, meinte der Ghost-Sergeant wenig später. »Was willst du also alles von mir wissen?«

»Nicht viel, nur deinen ehrlichen Namen.«

»Sehr gut.« Snuffy pfiff durch die Zähne. »Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich habe wahrhaftig nur einen ehrlichen Namen. Damit du zufrieden bist: Ich heiße Patterson.«

»Pat-ter-son?«

»Yeah! Aber seit wann stotterst du? Hatte das bis jetzt noch nicht gemerkt.«

»Du ... ich meine ... Sie sind doch nicht etwa der Sergeant von Tom Prox?«

»Warum nicht?«

»Und das muss mir passieren! Ich meine, das mit dem Galgenvogel und so?«

»Hör mal zu, zuerst bleiben wir mal beim vertrauten ,Du'. Und dass ich ein Galgenvogelgesicht hab', weiß ich seit meinem dritten Lebensjahr. Na, wie ist's?« Er streckte dem Sheriff die Hand hin. »Sind wir Freunde?«

»Und ob«, erwiderte dieser lachend. »Einen besseren kann ich mir nicht wünschen!«

»Wieso, ist etwas sauer im Distrikt?«

»Sauer? Gar kein Ausdruck dafür. Ich bin seit Wochen auf der Spur einer Bande, von der ich bisher nur weiß, dass sie ihren Unterschlupf in den Mogollon Mountains hat. Die Gauner wissen das! Haben bis jetzt nichts unversucht gelassen, mich auszuschalten.«

»Und du hast keinen Verdacht, nicht einen Anhaltspunkt? Ich meine, jede Bande arbeitet doch nach einer bestimmten Methode?«

»No, von einer Methode habe ich noch nichts gemerkt. Die Burschen tauchen ganz unvermutet irgendwo auf und sind blitzschnell wieder verschwunden. Mal betätigen sie sich als Rustler und treiben Vieh weg, mal überfallen sie eine Bank, und dann entführen sie zur Abwechslung ein hübsches Girl – sie lassen keine Chance aus, Dollars zu machen.«

»Aber du musst doch irgendwelche Burschen beobachtet haben, die danach trachten, ihre guten Dollars wieder loszuwerden! Wie ich die Gauner kenne, werfen sie nach einem gelungenen Coup das Geld nur so zum Fenster hinaus!«

»Auch das nicht. Diese Bande scheint Gesetze zu haben, die der Teufel schrieb! Gewiss, manchmal tauchen zwei oder drei Fremde in Pat Kellys Saloon auf. Aber sie geben mir nie eine Handhabe. Papiere sind stets okay. Sie randalieren nie, benehmen sich sogar wie gesittete Menschen.«

»Und wer waren die munteren Knaben von vorhin?«

»Ich kam erst dazu, als die Prügelei im vollen Gange war. Jetzt geht mir ein Fackelzug auf! Die ganze Prügelei war nur vorgetäuscht. Aber zu welchem Zweck?«

»Ist doch klar, Mann! Bei so einer Prügelei ist schon mancher Sheriff versehentlich hops gegangen! Kanntest du keinen der Männer?«

»Nicht einen!«

»Wie sah der Mann aus, der das große Wort führte?«

»Grün, machte den Eindruck, als ob er es mit der Galle hätte!«

»Na also!« Patterson stieß einen langen Pfiff aus. »Da wissen wir schon alles!«

»Alles? Wieso?«

»Green Bill! Gibt nur einen Gauner in den Staaten, der so eine Hautfarbe hat. Green Bill hat sich also nach Arizona abgesetzt! Mein Freund Tom wird sich freuen!«

»Du meinst also, dieser Green Bill ist der Boss der Gangster?«

»Yeah! Kennt sogar meine Handschrift. Schätze ...«

Ein Geräusch am Fenster ließ Patterson herumfahren. Ein kleiner eiförmiger Gegenstand flog in den Raum. Snuffy schaltete schnell. Wie ein Handballtorwart hechtete er vor, bekam das »Ei« zu fassen und warf es mit einer blitzschnellen Bewegung auf die Straße zurück. Dann brüllte er: »Deckung!«

»Wumm!« Eine fürchterliche Detonation erschütterte die Luft. Ein Pferd wieherte schrill auf, Splitter schlugen klatschend in die Holzwand des Office. Dann herrschte eine drückende Stille. Patterson tauchte hinter der Fensterbrüstung auf und sprang mit einer eleganten Hocke auf den Vorbau des Hauses. Der Bursche, der die Handgranate geworfen hatte, war aber schon getürmt. Snuffy sah sich um. Vor dem Drugstore lag ein Pferd auf der Straße. Ein fingerdicker Blutstrahl schoss aus einer Wunde am Hals des Tieres.

»Tut mir leid, altes Mädchen.« Patterson schüttelte traurig den Kopf, als er der Stute über die Nüstern fuhr. »Kann dir nur noch durch einen Gnadenschuss die Leiden verkürzen.« Ohne zu zögern, griff er zum Colt und schoss.

»Wie konnten Sie das tun, Sie Unmensch!«, rief eine empörte Stimme.

Erstaunt sah der Sergeant auf das Girl neben sich. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er das Pferd der hübschen Reiterin erschossen hatte.

»Entschuldigung, Madam«, stotterte er. »Aber es musste sein. Das Tier wäre unter entsetzlichen Qualen verblutet.«

»Wissen Sie das so genau, Sie ... Sie ... Sie Flegel? Wer gab Ihnen das Recht, meine Elvira zu erschießen!«

»Mr. Patterson rettete uns das Leben, Mrs. Carr.« Sheriff Nolan, der unterdessen herangekommen war, schaltete sich jetzt ein. »Jemand hat einen Anschlag auf uns verübt, eine Handgranate geworfen.«

»So, Mr. Patterson rettete Ihnen also das Leben! Aber meine Elvira musste er dafür töten! Wissen Sie, was Ihr Mr. Patterson in meinen Augen ist? Ein ... ein ... ein ... ach ...«

Das Girl schluchzte plötzlich hemmungslos. »Er soll mir aus den Augen gehen, Ihr gemeiner Mr. Patterson!« Weinend wandte sie sich ab und bahnte sich einen Weg durch die neugierig gaffenden Menschen.

»Gehen wir«, meinte Alex Nolan zum Langen. »Denke, wir haben jetzt mehr zu tun, als einem hysterischen Girl beizubringen, was in diesem Falle richtig war.«

»Wer war übrigens das Mädel?« wollte Patterson wissen. »Verdammt hübsches Girl!«

»Ellen Carr. Ihr Vater hat einige tausend Rinder auf dem Hof. Die C-Ranch liegt zehn Meilen südwestlich von hier am Silver Creek.«

»Hm«, werde da mal vorbeireiten und mich entschuldigen. Muss sowieso in westlicher Richtung.«

»Vorbeireiten? Entschuldigen? Bleibst du nicht hier?«

»No, der Chef erwartet mich. Mach dir aber keine Sorgen, ich komme wieder. Hoffe nur, du hältst so lange aus, old fellow. Musst verdammt vorsichtig sein die nächsten Tage!«

»Der Teufel soll euch holen! Ihr habt euch ja benommen wie ein Jünglingsverein auf Schmetterlingsjagd! Was hatte ich befohlen?! Aufräumen, und wenn ganz Snowflake dabei zum Teufel geht! Und was ist dabei herausgekommen? Zwei Kerle jagen mit bloßen Fäusten eine ganze Bande zum Teufel. Schöne Bande, das!«

»Du hast gut reden, Bill«, knurrte einer der Männer, der damit beschäftigt war, sein blaues Auge mit einem feuchten Tuch zu kühlen. »Wo warst du denn, als der lange Satan loslegte, he? Verduftet bist du. Vom Hof her Anweisungen geben kann ich auch!«

»Halt's Maul, Jim!« Green Bill wurde noch wütender. »Wenn ich mich verdrückt habe, hatte das auch seinen Grund, du Rindvieh. Glaubst du wirklich, ich hätte die Hosen voll gehabt?«

»Habe mir die daraufhin noch nicht angesehen.«

»Würde es dir auch nicht geraten haben! Wenn ich sage, ich hatte einen Grund, dann stimmt das! Der Kerl, der Nolan zur Hilfe kam, war ein alter Bekannter von mir. Heißt Patterson, der Mann. Für gewöhnlich beschäftigt er sich damit, Gauner, wie euch, auf den ,Stuhl' zu bringen.«

»Wenn schon«, brummte ein hagerer Bursche dazwischen. »Deswegen hättest du uns noch lange nicht im Stich lassen dürfen.«

»Quatsch nicht so sauer, Alan«, brüllte Green Bill. »Wenn Patterson mich gesehen hätte, säße uns in vierundzwanzig Stunden die gesamte Ghost Squad auf den Fersen!«

»Und? Glaubst du, die tut es jetzt nicht? Nolan wird ihm schon erzählt haben, wer das große Wort geführt hat.«

»Denkst du! Lass dir gesagt sein, dass Nolan keine Zeit mehr hat, lange Geschichten zu erzählen.«

»Wieso?«

»Während ihr euch verprügeln ließet, habe ich jemanden beauftragt, dem Sheriff ein kleines Ei ins Nest zu legen.«

»Na, dann ist es ja gut«, lenkte ein älterer Bandit ein. »Wenn es so ist, brauchen wir uns ja nicht mehr aufzuregen.«