Tom Prox 69 - George Berings - E-Book

Tom Prox 69 E-Book

George Berings

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Beschreibung

Twitty hatte es geahnt. Mehr aufgrund eines unguten Gefühls als wegen tatsächlicher Verbrechen hatte der Sheriff von Brice Tom Prox um Hilfe ersucht. Just als der Captain nun in dem Örtchen aufschlägt, geschieht zunächst ein Mord, dann taucht auch noch Sergeant Patterson mit einer Kugel im Leib auf - mehr tot als lebendig.
Es sollen nicht die letzten Gewalttaten in diesem verworrenen Fall bleiben, in den auch angesehene Rancher verwickelt zu sein scheinen. Bald findet der Ghostchef heraus, dass es sich hier um ein ausgeklügeltes Verbrechen im großen Stil handelt. Eins, bei dem es um sehr viel mehr geht als "nur" um ein paar Morgen Land ...


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Inhalt

Cover

Ungleiches Duell

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

Impressum

Ungleiches Duell

Von George Berings

Twitty hatte es geahnt. Mehr aufgrund eines unguten Gefühls als wegen tatsächlicher Verbrechen hatte der Sheriff von Brice Tom Prox um Hilfe ersucht. Just als der Captain nun in dem Örtchen aufschlägt, geschieht zunächst ein Mord, dann taucht auch noch Sergeant Patterson mit einer Kugel im Leib auf – mehr tot als lebendig!

Es sollen nicht die letzten Gewalttaten in diesem verworrenen Fall bleiben, in den auch angesehene Rancher verwickelt sind. Bald findet der Ghostchef heraus, dass es sich hier um ein ausgeklügeltes Verbrechen im großen Stil handelt. Eins, bei dem es um sehr viel mehr geht als »nur« um ein paar Morgen Land ...

Tom Prox erreichte die Stelle, wo der Dog River den Canyon verlässt, am späten Nachmittag. Er konnte von seinem Platz aus die alte Holzbrücke sehen, deren Bohlenbelag immer noch nicht erneuert worden war.

Schon vor drei Jahren war ihm dieser Missstand aufgefallen. Wer mochte für die Erhaltung dieser Bauwerke verantwortlich sein? Hier, weit ab von dem großen Straßennetz der Staaten und sogar von jeglicher Zivilisation, gab es viele Brücken, deren Benutzung lebensgefährlich war.

Unweit der Brücke stand noch der alte Wegweiser. Er hatte tatsächlich die Stürme der vergangenen Jahre überdauert! Zwar stand er noch schiefer als zuvor, auch war ein Teil des nach Norden weisenden Armes abgebrochen, aber immerhin, er stand noch.

Der Ghostchef brauchte nicht erst heranzureiten, um die verwitterte Aufschrift zu entziffern. Er wusste auch so, dass es südlich nach Silverton und nördlich nach Brice ging.

Er sah sich nach einem Rastplatz um und fand ihn bald auf einer Felsenterrasse, von der aus er den Weg gut überblicken konnte. In seinem Rücken wuchsen die Wände des Canyons in die Höhe, sodass die Stelle im Schatten lag.

Tom Prox stieg aus dem Sattel und löste den Gurt, um der Stute Erleichterung zu verschaffen; sie hatten einen langen Ritt hinter sich.

Eine Stunde später steckte er sich bereits die vierte Zigarette ins Gesicht. Nichts hatte sich geändert. Da waren die Brücke und der Wegweiser, und die Abendsonne spiegelte sich im Wasser des Flusses, dessen Lauf er bis zu einer Bodenerhebung verfolgen konnte. Der Weg schlängelte sich wie eine graue Schlange von Nord nach Süd. Einsam lag er vor ihm. Nur Ruhe und Frieden.

Wo aber blieb Snuffy Patterson?

Tom trat die Zigarette aus und knurrte leise vor sich hin. Konnte der Lange niemals pünktlich sein?

Als sie sich am Morgen in Washburn getrennt hatten, war ihre Marschroute doch klar gewesen. Und das Ziel war auch bekannt: die alte Brücke am Ausgang des Canyons. Patterson hätte eigentlich schon vor ihm da sein müssen, war Toms eigener Weg durch den Canyon doch beschwerlicher gewesen.

»Diese alte Unke.« Er knurrte vor sich hin. »Sitzt natürlich in einer Kneipe und säuft sich fest. Na warte, Bursche!«

Vorerst musste er also warten. Noch viele Zigarettenreste wanderten auf den Boden. Drei Stunden vergingen, ohne dass auf dem Weg ein Reiter erschien. Schon senkte sich langsam die Dämmerung herab. Jetzt wurde es aber Zeit!

Tom zerrte den Sattelgurt fest. Wenige Minuten später erreichte er die morsche Brücke. Susy setzte vorsichtig die Hufe auf.

In Brice gab es nur eine Kneipe. Tom Prox kannte das Loch. Ein verkommener Laden, in dem die vollbusige Mary das Zepter schwang.

Das Weib soll, so erzählte man sich in Brice, in früheren Jahren die Goldgräberstädte unsicher gemacht haben. Schwer festzustellen, was daran Dichtung, was Wahrheit war.

Tatsache jedoch blieb, dass halb Brice – jedenfalls, was die Herren der Schöpfung betraf – ein Auge auf die Maid geworfen hatte. Der Laden florierte aus diesem Grunde prächtig.

Alle vierzehn Tage wurde aber die Einrichtung zertrümmert, weil sich ein Gent einbildete, das Wohlwollen und die Gunst der guten Mary erringen zu müssen. Sofort traten dann eifersüchtige Konkurrenten auf – und schon krachte es.

Der Tischler von Brice war darüber zum Säufer geworden, denn Mary bezahlte solche Rechnungen in Naturalien: Alle vierzehn Tage zehn Flaschen Whisky! Das konnte kein Mensch aushalten.

Als Tom Prox eintrat, segelte gerade die erste Bierflasche in den großen Spiegel. Im nächsten Augenblick ging man daran, aus Stühlen Brennholz zu machen.

Irgendein Greenhorn hielt den Ghostchef für ein Kriegerdenkmal. Der Boy landete nach einem kurzen Aufwärtshaken hinter der Theke und ward nicht mehr gesehen.

Tom musste sich zu der Tür des kleinen Office regelrecht durchboxen, und auf diesem Weg blieb ein halbes Dutzend Männer auf der Strecke.

Mary saß hinter ihrem Schreibtisch und addierte Zahlen. Als der Ghostchef eintrat, hob sie unwillig den Kopf.

»Rrrraus, hier wird nicht geboxt!«

»Hallo, Mary! Wie geht's, altes Goldstück?« Tom zog sich einen Stuhl heran und ließ sich nieder.

»Lieber Himmel!« Mary verdrehte die Augen. Sie warf einen klagenden Blick gegen die Zimmerdecke. »Ausgerechnet Tom Prox! Was gibt es denn, Captain?«

»Nichts, was dich in Rage bringen dürfte, schönes Kind. Hast du meinen Langen etwa in deiner Schnapsbude versteckt? Sag die Wahrheit! Weiß ja, dass du eine Schwäche für meinen Snuffy hast.«

»Ich habe für keinen eine Schwäche, Mr. Prox. Für dieses Gespenst, das sich Patterson nennt, schon gar nicht. Habe den Kerl nicht gesehen. Wollte der denn hier vorbeikommen? Wird auch mal wieder Zeit.«

»Also doch!« Tom lächelte fein.

»Was soll das heißen? Wenn ich sage, dass ich ihn nicht mag, stimmt das auch. Außerdem müsste er dann ja draußen sein, nicht? Snuffy lässt sich bekanntlich keine Prügelei entgehen.«

»Stimmt auch wieder. Na, hatte fest damit gerechnet, ihn hier zu finden.«

In diesem Augenblick flog krachend die Tür auf. Ein Mann sauste ins Office und landete genau auf Marys Schreibtisch.

Die Maid wurde jetzt sehr böse. Sie wollte schon den Mund öffnen, um einen saftigen Fluch hören zu lassen, als sie sich jedoch anders besann und lieber einen gellenden Schrei ausstieß.

Tom Prox sah im gleichen Moment den Griff eines Messers aus dem Rücken des Mannes ragen. Der Oberkörper des Verwundeten lag über dem Schreibtisch. Seine Fäuste klammerten sich an dessen Kante fest, bei jedem Atemzug schoss Blut aus seinem Mund und färbte die schönen, weißen Abrechnungsbogen der Wirtin rot.

Der Captain war aufgesprungen und beugte sich zu dem Ohr des Mannes hinunter.

»Wer war es, Boy? Konntest du ihn erkennen?«

Der Verwundete krampfte die Fäuste zusammen, wollte den Kopf heben. Sein Mund versuchte Worte zu formen, doch außer einem Röcheln kam kein Laut über seine Lippen. Sein Kopf fiel schwer auf die Schreibtischplatte. Ein Zucken ging durch den Körper, dann war es aus.

Mary stand am Fenster, die Hände vor das Gesicht geschlagen. Ihre Schultern zuckten, dennoch glaubte Tom nicht an ihr Weinen. Er hatte einen guten Blick für derartige Reaktionen. Es mochte eher Ekel sein, Widerwillen gegen den Toten, gegen das Blut auf den weißen Papieren.

Im Saloon war es stiller geworden. Das Bersten und Krachen war verstummt. Nur erregte Stimmen klangen zu ihnen herein. Dann waren von der Straße her Pferdehufe zu hören, es mussten wohl mehrere Reiter sein.

Tom Prox wusste, dass es unsinnig war, die Verfolgung aufzunehmen. Wer konnte sagen, dass unter diesen der Mörder steckte? Dazu müsste er vierzig Männer, die sich zur Zeit des Kampfes im Saloon befunden hatten, verhören! Man war hier nicht in New York oder Chicago. Auch war er kein Kriminalinspektor, der nach einem ausgeklügelten System mit Hilfe modernster technischer Mittel einen Mord aufklären konnte. Hier, in dieser verlassenen Gegend jenseits jeder Zivilisation, herrschten andere Gesetze.

»Es ist schrecklich! Der arme Bill! Wer kann das getan haben?«

Die Stimme der Wirtin riss den Ghostchef aus seinen Gedanken heraus. Sie stand immer noch am Fenster. Sie betupfte mit einem Spitzentaschentuch ihre Augen. Es war eine geradezu alberne Geste. Wollte sie damit andeuten, dass sie wirklich geweint hatte?

»Sie kannten den Mann?« Tom Prox trat zu ihr heran.

»Natürlich, Captain. Es ist doch Bill Ossum. Reitet für die ›Richmond-Ranch‹.«

»War die Crew der ,Richmond' heute Abend im Saloon?«

»Nur ein Teil. Von der ›Harlitt›- und der ›Bishop-Ranch‹ waren auch Männer da, und zwei oder drei von Boydstons Leuten. Genau kann ich das nicht sagen.«

»Wie war Ihr Verhältnis zu Bill Ossum, Mary?« Tom Prox fragte ruhig und sachlich, dennoch fuhr die Frau gereizt herum, als habe er schon zu viel gefragt.

»Verhältnis? Quatsch, habe kein Verhältnis zu irgendeinem Kerl. Damit können Sie mir nicht kommen, Mr. Prox. Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Ich kann schließlich nicht eingreifen, wenn sich solche ungehobelten Burschen in meinem Saloon prügeln. Das ist Sache von Sheriff Twitty. Ich habe ihm schon oft gesagt ...«

Vor der Tür wurden Schritte laut. Nach kurzem Klopfen trat ein kleiner, drahtiger Mann ein. Auf seiner Weste blinkte der Sheriffstern.

»Hallo, Twitty!« Tom nickte grüßend. »Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt!«

»Devil, was soll denn das bedeuten? Wer hat denn da ins Gras gebissen? Bill Ossum, wenn ich nicht irre! Da soll doch gleich der Geier ... he, wen sehe ich denn da? Tom Prox, der edle Ritter? Wohl gleich die Leiche zu dem Fall mitgebracht? Verflucht, diese Leute von der Ghost Squad haben doch immer Dreck am ...«

»Stopp! Mensch, Twitty, reden Sie immer so viel? Dachte, Sie wären mit zunehmendem Alter ruhiger geworden.«

»Wie soll man hier ruhiger werden? Beantworten Sie sich die Frage selbst, Prox. Kann man ruhiger werden, wenn man in so einem verdammten Distrikt Sheriff sein muss? Ja, wenn ich in einem netten, blitzsauberen Weststädtchen einen Job hätte! In diesem verlausten Nest aber ist da nichts zu machen. Aber wie sieht die gute Mary aus? Wohl ein bisschen geweint, wie? Tröste dich, mein Engel. Bill war ein guter Mann, gewiss, wirst bald einen besseren finden. Männer gibt es genug in dieser Gegend! Gäbe es mehr Frauen, hätte Twitty es leichter.«

Tom stieß einen tiefen Seufzer aus. Dieser Mann war einfach unmöglich. Dabei war er ein hervorragender Sheriff! Wenn er nur seine Zunge mehr im Zaume hätte!

Inzwischen hatte der Sheriff sich den Toten angesehen. So ganz nebenbei nur.

Mary stieß ein verächtliches Knurren aus. Sie wollte etwas sagen, aber Twitty ließ sie gar nicht zu Wort kommen. Während er die Taschen des Toten untersuchte, redete er unentwegt weiter.

»Ich weiß, was du einwenden willst, liebes Kind! Du hast diesen Bill Ossum natürlich noch nie gesehen, nicht wahr? Erst als er seinen letzten Seufzer auf deinem Schreibtisch tat, fiel er dir auf. Ja, ja, man muss dir die Männer eben tot vor die Nase legen, bevor du sie überhaupt bemerkst, nicht wahr? Das wolltest du doch sagen, mein Täubchen? Recht, ganz recht! Twitty weiß das schon seit Jahren. Eine alte, rührende Geschichte, die Story von der keuschesten Frau im ganzen Lande. Nur ein unwürdiges Geschick ließ sie Kneipenwirtin werden! Ich weiß, ich weiß, ich weiß!«

Der Sheriff schnaufte merkwürdig durch die Nase. Es lag etwas von einer abgrundtiefen Verachtung darin.

»Sie sind ein gemeiner Kerl! Sie – Sie ...«

»Stopp, bitte keine Beleidigungen, ja? Mr. Twitty ist hier Sheriff, und in seinem Jail hausen Wanzen und Flöhe – kein angenehmer Aufenthalt für Frauen.« Der Sheriff sprach gerne von sich in der dritten Person und hatte die Habseligkeiten des Toten an sich genommen. Dann wandte er sich Tom Prox zu. »Gehen wir, Captain. Den Rest besorgen der Doc und der Totengräber. Twitty hat seinen Teil getan.«

Sie gingen in den Saloon. Der Sheriff bestellte an der Theke zwei Whisky.

In dem Schankraum sah es wüst aus. Kein Stuhl war mehr vorhanden, der noch vier Beine besaß. Gäste waren nicht mehr zu sehen.

»Ein Bild des Jammers und des Grauens, Mr. Prox. Sie hatten einen hübschen Empfang in Brice.«

»Kann man wohl sagen, Sheriff. Man schoss Salut mit Bierflaschen.«

»Herz, was begehrst du noch mehr?« Twitty hob sein Glas und prostete Tom zu. Es war nicht ganz ersichtlich, ob er den Whisky oder Toms Empfang in Brice meinte.

»Gehen wir, es wird spät werden«, schlug der Captain vor.

»Viel zu spät«, murmelte der merkwürdige Gesetzesvertreter. »Die Uhr ist abgelaufen.«

Der Rancher stand unter dem Vorbau seines Hauses, als Reiter durch das Tor ritten.

Dicht an die Hauswand gepresst, verschmolz sein Körper mit der Dunkelheit. Die ausgebrannte Zigarre im Mundwinkel vermittelte ihm den Geschmack des Tabaks, ohne dass das Glühen der Asche ihn verraten konnte. Er zählte sechs Männer, aber sieben waren fortgeritten. Stumm ritten sie vorbei. Die Pferde wirkten abgetrieben, und auch sie selbst hingen müde in den Sätteln.

Sie hatten den Korral erreicht. Während sie absattelten, fiel kein Wort. Dann hörte er ihre Schritte, sie gingen über den Hof zum Bunkhaus. Für einen Moment fiel Lichtschein über den Platz, dann wurde die Tür zugeschlagen.

Der Rancher löste sich aus dem Schatten des Vordaches. Langsam ging er über den großen Hof, an seiner Seite ein grauer Schatten. Als er vor dem Fenster stand, drängte sich die Dogge dicht an seinen Oberschenkel. Während er den Vorgängen im Bunkhaus folgte, streichelte seine Hand mechanisch den Kopf des treuen Tieres.