Tom Prox 67 - George Berings - E-Book

Tom Prox 67 E-Book

George Berings

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Beschreibung

"Field" ist ein friedliches Nest. Wenn es sich irgendwo ruhig leben lässt, dann hier. Die Bürger tragen kugelrunde Bäuche vor sich her, und auf den Bäuchen klimpern die goldenen Uhren der Großväter. Sie sitzen im Drugstore oder im Jupiter-Hotel und schwatzen dummes Zeug. Thema Nummer eins ist das Ableben von Sheriff Harvey und die Frage nach dessen Nachfolge. Bislang hat sich noch niemand gefunden, der bereit wäre, in "Field" die Last des Gesetzes zu tragen. Da taucht in der größten Mittagshitze ein Fremder im Ort auf. Er unterscheidet sich schon rein äußerlich von allen anderen: Sein Gesicht ist scharf geschnitten, sein Körper ohne ein Gramm Fett - und er trägt eine Waffe! Deutlich sichtbar hängt sie im Holster, und der weiße Griff aus Perlmutt blitzt gefahrdrohend in der Sonne ...


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Inhalt

Cover

Immer wieder die alte Tour

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

Impressum

Immer wiederdie alte Tour

Von George Berings

Schon oft sind Captain Tom Prox und sein Sergeant Snuffy Patterson im Laufe ihrer Ermittlungen in höchste Gefahr geraten. So (lebens-)‌bedrohlich wie diesmal aber war die Situation wohl noch nie. Am seidenen Faden beziehungsweise an einem Hanfstrick hängt ihr Schicksal, als die beiden Ghosts verdächtigt werden, den vermögenden Rancher Alvord ermordet zu haben.

Vom neuen Sheriff von Field, dem kleinen Städtchen am Thunder and Lightning River, können Prox und Patterson jedenfalls keine Hilfe erwarten. Denn dieser Jeff Madison ist nicht der Mann, für den er sich ausgibt ...

Field war ein friedliches »Nest«, sogar noch bedeutend friedlicher, als es auf den ersten Blick schien. Wenn es sich irgendwo auf dieser Welt ruhig leben ließ, dann hier.

Nur Männer mit heißem Blut in den Adern wollten in diesem geruhsamen Kaff nicht begraben sein, denn es stank geradezu nach Langeweile!

Vor drei Wochen war Sheriff Harvey gestorben – im Bett! Er hatte ein biblisches Alter erreicht und war schließlich an Altersschwäche gestorben, nachdem er vierzig Jahre lang die Last des Gesetzes getragen hatte. So friedlich war Field!

Die Bürger trugen kugelrunde Bäuche vor sich her, und auf den Bäuchen klimperten die goldenen Uhrketten der Großväter. Sie saßen im Drugstore oder im Juniper-Hotel, schwatzten dummes Zeug oder lasen die Zeitung, die der ehrenwerte Mr. Smith zweimal wöchentlich herausgab.

No, man sage nichts gegen diesen Ort, wo man einfach nur in Ruhe und Frieden leben wollte. Und wenn es wirklich einmal hoch herging, war es das höchste der Gefühle, dass man einmal kräftig in die Fluten des Thunder and Lightning River spuckte, der – welch ein Hohn – ausgerechnet an Field vorbeifloss!

Der Mann, der gerade die Furt benutzt hatte und jetzt seinen Gaul am Ufer des Flusses zügelte, spuckte ebenfalls in die Fluten. Er legte die Hände auf den Sattelknauf und sah sich das Städtchen an. Nach einer Weile nickte er und lachte leise in sich hinein. Er gab leichten Schenkeldruck und ritt auf den Ort zu.

Der Mann sah nicht aus, als hätte er seine Tage hinter einem warmen Ofen verbracht. Sein Gesicht war scharf geschnitten und sonnengebräunt, seine Augen blitzten wie die eines Raubvogels, lagen aber meistens hinter halb gesenkten Lidern, wodurch sie einen leicht verschlafenen Ausdruck annahmen. Ansonsten maß der Bursche gut und gern seine sechs Fuß, war kräftig gebaut und hätte erst einmal vier Wochen in Field leben müssen, um überhaupt die erste Unze Fett anzusetzen!

Es war Mittagszeit, als der Mann den Ort erreichte. Er ließ sein Pferd im Schritt gehen und sah weder nach links noch rechts. Seine Augen lagen wieder hinter den halbgeschlossenen Lidern, und in seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Der Mann saß ganz friedlich im Sattel, und trotzdem strahlte seine Erscheinung Gefahr aus.

Die wackeren Bürger reckten die Hälse. Sie standen auf den Vorbauten der Häuser oder gafften hinter Gardinen hervor – und machten große Augen. Der Mann trug nämlich eine Waffe! Deutlich sichtbar hing sie im Halfter, und der weiße Griff – war es nun Elfenbein oder Perlmutt – blitzte gefährlich in der Sonne.

In Field trug kein Mensch eine Waffe. Die Kinder kannten so ein Ding, das man »Colt« nannte, nur vom Hörensagen. Nicht einmal Sheriff Harvey hatte ein Eisen getragen, denn ein ordentlicher Colt hat sein Gewicht, und da der verstorbene Sheriff in den letzten Jahren kaum noch sein eigenes Gewicht schleppen konnte, hatte er auf zusätzliche Lasten verzichtet.

Der Fremde erreichte das Juniper-Hotel, sprang aus dem Sattel, warf den Zügel um den blankgewetzten Holm und ging dann langsam die Stufen des Vorbaus hinauf.

Mindestens sechzig Augenpaare verfolgten jede seiner Bewegungen. Ein heimliches Gruseln lief den Bürgern dabei über die Haut und setzte sich – ausgerechnet vor dem Mittagessen – in den dicken Uhrkettenbäuchen fest. An diesem Mittag sollten in Field nur halbe Portionen verzerrt werden. Und das alles wegen einer Kanone!

Der fremde Gent war inzwischen vor der hohen Theke des »Juniper« gelandet. Mr. Ponteford, der Wirt, schwitzte wie ein Wildpferd nach dem Einbrechen. Seine sonst so ölige Stimme, die ihn zum ersten Tenor des Gesangvereins hatte werden lassen, klang rau und heiser, als er den Fremden begrüßte.

Der Mann mit der Kanone aber sagte nichts! Er rückte nur den breitrandigen Hut ins Genick und stützte die Unterarme auf den Tresen. Seine halbgeschlossenen Augen ruhten auf dem Gesicht des Keepers, auf dessen Stirn sich kleine Schweißperlen bildeten. Unwillkürlich griff er sich an den Hemdkragen, als sei ihm dieser plötzlich zu eng geworden. Er konnte dem Fremden nicht ins Gesicht sehen.

»Womit kann ich dienen?«, brachte er nach einigen Sekunden heraus. Seine Stimme war kaum noch zu vernehmen.

Der Fremde sagte immer noch nichts! Während seine Augen immer noch das krebsrote Gesicht des Wirtes musterten, griff seine Rechte zu der angebrochenen Flasche, die auf der Theke stand. Er zog sie, ohne den Blick von dem Keeper zu nehmen, zu sich heran, hielt sie unter die Nase und roch daran.

»Nicht schlecht«, sagte er dann. »Wirklich, nicht übel.«

Er setzte die Flasche an den Mund und trank in durstigen Zügen. Ponteford glotzte wie ein Frosch, und seine Augen hingen am Adamsapfel des Fremden. Eigentlich musste dieser doch beim Trinken auf und nieder gehen? Oder nahm er etwa nur einen einzigen Schluck? Die Flasche war leer, als der Mann sie auf die Platte stellte.

»Guter Stoff, hätte ich nicht gedacht«, sagte er dann.

»Ich bemühe mich, meinen Gästen nur das Beste vorzusetzen«, beeilte sich der Keeper zu versichern. »Es freut mich, wenn man mit mir zufrieden ist.«

Der Fremde nickte. Er setzte sich an einen Tisch, legte die Beine hoch und faltete die Hände.

»Essen«, rief er kurz.

»Was beliebt?« Mr. Ponteford glaubte nicht richtig gehört zu haben.

»Essen!« Die Stimme des Fremden knallte wie ein Coltschuss durch den Raum.

Ponteford machte einen erschrockenen Satz. Wie ein Wiesel verschwand er hinter einer Tür, an der »Privat« geschrieben stand.

Der Fremde schloss die Augen und drehte die Daumen. Plötzlich hörte er vor sich ein Geräusch. Langsam zog sich das rechte Augenlid hoch. Vor ihm stand ein kleiner Knirps.

»Hallo, Boy.« Der Gent hatte das freundlich gesagt. »Wie geht's?«

»Ist das ein Colt?«, wollte der Boy wissen.

»Ganz recht, mein Sohn, das ist ein Colt«, bestätigte der Fremde und nickte väterlich. Er zog die Waffe aus der Halfter und ließ sie spielerisch um den ausgestreckten Zeigefinger kreisen.

»Die Leute sagen, du hättest einen Colt«, erzählte der Boy. »Sie sagen auch, du seist ein ganz gefährlicher Mann.«

»So, das sagen Sie? Hm – wer sagt denn das, Boy?«

»Alle! Ich wollte gern mal den Colt sehen. Was macht man damit?«

»Damit schießt man, Kleiner.« Der Fremde griente unverschämt. »Hast du noch nie einen Colt gesehen?«

»Nein. Warum haben alle Angst vor dir?«

»Keine Ahnung. Hat denn euer Sheriff keinen Colt?«

»Wir haben keinen Sheriff mehr. Old Harvey ist neulich gestorben.«

Der Fremde stieß einen leisen Pfiff aus. Er nahm schleunigst die Füße vom Tisch und setzte seinen Hut ab. Er tätschelte dem Kleinen die Wange und sagte: »Lauf zu und erzähle den Leuten, dass sie keine Angst zu haben brauchen. Sage ihnen, ich sei ein lieber Onkel.«

Der Boy nickte eifrig und lief hinaus. Als der Wirt dann mit dem Essen kam, saß der Fremde am Tisch und las in Mr. Smiths »Field Star«. Als Ponteford an den Tisch trat, erhob sich der Mann und machte eine Verbeugung.

»Ich heiße Jeff Madison«, sagte er freundlich. »Ich habe versäumt, mich vorzustellen, Gent.«

Mr. Ponteford riss die Augen auf. Klirrend setzte er das Tablett ab und versuchte ebenfalls eine Verbeugung zustande zu bringen.

»John Ponteford, bin Inhaber dieses Hotels. Hoffe, Sie fühlen sich wohl bei mir.«

»Sehr wohl«, erwiderte Madison. »Ich kenne den ganzen Westen, aber so gut wie in Field hat es mir noch nirgends gefallen. Ein wirklich fettes, friedliches Städtchen. Sie müssen einen hervorragenden Sheriff haben. Würde mich freuen, den Mann kennenzulernen! War selbst einige Jahre Sheriff.«

Der Wirt machte ein bekümmertes Gesicht.

»Wir hatten einen guten Sheriff«, sagte er mit belegter Stimme. »Wir alle liebten ihn. Leider starb er vor einigen Wochen. Ein schwerer Verlust für uns, Gent.«

»Kann ich mir vorstellen. Es ist schwer, einen tüchtigen Mann zu finden. Keiner will so ein Amt annehmen. Man muss immer bereit sein, sein Leben einzusetzen. Dabei ist das Gehalt meistens klein. Ich selbst habe aus diesem Grunde den Job auch aufgegeben. Aber ich darf wohl behaupten, ein guter Sheriff gewesen zu sein. Man spricht in Big Lake heute noch davon.« Der Fremde nickte und machte sich dann über das Essen her.

Mr. Ponteford zog sich leise hinter die Theke zurück, er wollte den Mann nicht bei der Mahlzeit stören. Unauffällig beobachtete er den Gast. Wie hatte er sich doch so täuschen können! Der Mann war ja sehr leutselig und hatte außerdem gute Manieren. Er aß sogar richtig mit Messer und Gabel! Dabei saß er wie ein Kavalier am Tisch und machte keinen krummen Buckel – wie die Cowboys!

Der Fremde hatte die Mahlzeit noch nicht beendet, als vor der Tür Schritte laut wurden. Drei Männer kamen herein. Man merkte ihnen an, dass sie mit gemischten Gefühlen näher traten. Scheu drückten sie sich an dem Tisch des Fremden vorbei. Man konnte schwer sagen, was größer war: ihre Neugierde oder ihre Angst.

»Hallo, freue mich, euch zu sehen. Dachte schon, ihr kämt nicht mehr«, bemerkte Ponteford gelassen.

»Haben uns etwas verspätet«, murmelte Mr. Smith und warf einen scheuen Blick auf den Fremden, der sich gerade sorgsam mit der Serviette den Mund abwischte.

Mr. Ponteford strahlte. Er kniff ein Auge zu, als wolle er sagen, dieser Mann sei goldrichtig. Dann schenkte er drei Gläser voll. Die Männer tranken schweigend.

Der Fremde erhob sich jetzt. Er kam auf den Tresen zu und machte eine Verbeugung.

»Mein Name ist Jeff Madison. Freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«

»Jonathan Smith«, stellte sich der Druckereibesitzer vor.

»Joe Walkins«, nickte der Storebesitzer, indem er seinen Hut anlüftete.

»Ellis Carter«, sagte der dritte und fügte hinzu: »Ich freue mich sehr, Gent.«

»Alles gute Freunde von mir«, erklärte Ponteford stolz. »Wir bilden sozusagen die Gemeindevertretung.«

»Sehr angenehm, Gents.« Madison lächelte verbindlich.

»Mr. Madison war lange Jahre Sheriff«, beeilte sich der Keeper seine Freunde aufzuklären. »Man spricht in – äh – wo spricht man heute noch darüber, Mr. Madison?«

»In Big Lake, Mr. Ponteford.«

»Ach – richtig, in Big Lake. Hm ... wo liegt denn dieses Big Lake, wenn ich fragen darf?«

»In Texas, unweit des Pecos River, am Rande des Edwards-Plateaus. Ein herrlicher Ort. Field erinnert mich an meinen Heimatort. Ich bekomme richtig Heimweh, wenn ich daran denke.« Der Fremde sagte es leise, und es schien, als kämpfe er mit einer aufkommenden Rührung.

»Können Sie denn nicht dorthin zurückkehren?«, wollte Mr. Smith wissen.

»Nein, nein.« Der ehemalige Sheriff wehrte ab. »Das ist ganz ausgeschlossen. Es ist ... nun, was soll ich's verheimlichen. Ich liebte dort eine Frau, eine reiche Dame! Ich aber war nur ein armer Sheriff. Nein, ich kann nicht nach Big Lake zurückkehren.«

Der Mann machte ein bekümmertes Gesicht. Dann aber gab er sich einen Ruck. »Wir wollen ein Glas auf Field trinken, Gents! Sie erlauben doch, dass ich Sie einlade?«

Mr. Ponteford goss rasch die Gläser voll. Die Männer stießen an.

»Auf das Wohl aller Bürger dieser Stadt«, sagte der Fremde feierlich. »Möge Field stets vor Unbill bewahrt bleiben.«

»Wir danken Ihnen«, erwiderte Mr. Smith pathetisch, dann tranken sie die Gläser leer.

»Was ich noch sagen wollte, John, hast du für morgen Abend alles vorbereitet?«, wandte sich der Druckereibesitzer jetzt an den Keeper.

»Gewiss, die Versammlung kann pünktlich steigen. Ich fürchte nur, wir werden wieder zu keinem Ergebnis kommen.«

»Entschuldigung, meine Herren ...« Der Fremde, verneigte sich. »Ich will Sie nicht länger aufhalten.«

»Sie wollen schon gehen, Gent?« Der Wirt machte ein betrübtes Gesicht.

»Ich möchte mich gern ein Stündchen hinlegen, Mr. Ponteford. Kann ich bei Ihnen ein Zimmer haben?«

»Aber gewiss, Gent. Daran soll es nicht mangeln ...«

»Gut, dann will ich zunächst mein Pferd versorgen. Richten Sie indes das Zimmer her.«

Der Fremde ging hinaus. Die ehrbaren Bürger sahen ihm voller Bewunderung nach. Mr. Ponteford seufzte tief.

»Kein schlechter Mensch«, meinte Smith. »Ich dachte zuerst, er sei ein Revolverheld, wie er so durch unsere Stadt ritt ...! Nun, man kann sich irren.«

»Wenn ich etwas hinzufügen darf, den Mann schenkt uns der Himmel!«, mischte sich der kleine Storebesitzer ein.

»Wie meinst du das?« Die anderen drei machten erstaunte Gesichter. »Du meinst doch nicht ...?«