Tom Prox 71 - George Berings - E-Book

Tom Prox 71 E-Book

George Berings

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Beschreibung

Manchmal hilft der Zufall. Hätte Snuffy Patterson nicht darauf bestanden, Rast in Beardsley zu machen, von ihm wegen der gleich vier Kneipen geschätzt, wäre alles vielleicht anders gekommen. So aber kann Tom Prox nicht nur einen alten Bekannten besuchen, sondern erfährt auch von zwei unaufgeklärten Morden, von denen der eine schon zwei Jahre zurückliegt. Sheriff Lundigan scheint überfordert mit dem Fall, und der Ghostchef und sein Sergeant zögern nicht, sich der Sache anzunehmen. Wie sich schon bald zeigen wird, eine lebensgefährliche Aufgabe für die beiden Polizisten ...


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Inhalt

Cover

Nichts für mich

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

Impressum

Nichts für mich

Von George Berings

Manchmal hilft der Zufall. Hätte Snuffy Patterson nicht darauf bestanden, Rast in Beardsley zu machen – von ihm wegen der gleich vier Kneipen geschätzt –, wäre alles vielleicht anders gekommen. So aber kann Tom Prox nicht nur einen alten Bekannten besuchen, sondern er erfährt auch von zwei unaufgeklärten Morden, von denen der eine schon zwei Jahre zurückliegt. Sheriff Lundigan scheint überfordert mit dem Fall, und der Ghostchef und sein Sergeant zögern nicht, sich der Sache anzunehmen. Wie sich schon bald zeigen wird, eine lebensgefährliche Aufgabe für die beiden Polizisten ...

Sie kamen aus dem Süden, von der mexikanischen Grenze her. Sie ritten den ganzen Tag, durchquerten die Pozo Redondo Mountains und stießen bei der Ortschaft Gila Bend auf den Gila River, dessen Lauf sie einige Stunden Richtung Norden folgten.

Man musste Arizona lieben! Ein hartes Land für harte Männer! Ein Land voller Überraschungen, voller Wunder, wenn man so wollte.

Arizona, die Wiege des Westens, hatte die Menschen geformt, hatte sie zerbrochen oder raue Gesellen aus ihnen gemacht, die der gewaltigen Natur trotzten.

Die beiden Reiter erreichten gegen Abend den Waterman Wash, ein kleines Gewässer, dessen Bestand in der Gluthitze dieser Jahreszeit gefährdet war. Ein dünnes Rinnsal plätscherte verloren in dem viel zu großen Flussbett, welches, von Steinen übersät, den Eindruck eines von der Glut der Sonne gebleichten Gerippes machte.

Sergeant Patterson stieg aus dem Sattel, um sich einige Hände voll Wasser über Gesicht, Hals und Schultern zu gießen. Dabei grunzte er wohlig.

Tom Prox blieb im Sattel. Er sah seinem langen Sergeanten belustigt zu. Es sah aus, als wolle ein Nilpferd in einer Pfütze baden.

»Was hältst du von Perryville, Snuffy?«

»Nicht viel, Tom.« Patterson kam vom Fluss herauf, wobei seine langen Stelzen vorsichtig um die Steine balancierten. »Perryville hat mir noch nie geschmeckt. Ein Nest mit nur einer Kneipe – sagt das nicht alles?«

»Du erinnerst dich sehr genau, Snuffy. Ich glaube, du teilst sämtliche Städte des Westens nach der Zahl ihrer Kneipen ein?«

Patterson stieg in den Sattel.

»Findest du das etwa nicht in Ordnung? Die Saloons sind doch die Urzellen alles Lebens. Am Anfang war die Kneipe – alles andere folgte von ganz allein nach.«

Tom Prox verzichtete darauf, diese Ansicht seines Adlatus weiter auszuspinnen. Es würde doch zu nichts führen, da der Lange seine eigene Lebensphilosophie hatte und stur auf seiner Meinung beharrte.

»Also dann eben nicht, Snuffy. Wenn du wirklich noch vier Meilen weiter willst, können wir auch in Beardsley übernachten. Wie viele Kneipen gibt es dort?«

»Vier und eine Bar. Beardsley ist goldrichtig: Vier Meilen für vier Kneipen.«

Die Männer von der Ghost Squad ritten weiter. Eine Weile folgten sie noch dem Waterman Wash, bogen dann aber östlich ab, um nicht den Umweg über Perryville machen zu müssen.

Der Abend senkte sich über das Land und spendete etwas Kühle. Sie ritten langsam, die Pferde waren müde und abgetrieben. Als die White Tank Mountains im Westen auftauchten, stieß Patterson einen leisen Pfiff aus.

»Erinnerst du dich, Tom? Hier haben wir einst ein ganz schönes Ding erlebt.«

»Ist schon einige Jährchen her, meine ich. Was Ryan wohl macht? Wohnten damals auf seiner Ranch. Seine Tochter war leider erst fünfzehn, nicht?«

»Heute vielleicht gerade im richtigen Alter. Sollten Ryan mal besuchen, eingeladen hat er uns ja oft genug.« Patterson schnalzte mit der Zunge. Es war nicht klar ersichtlich, ob das gute Essen auf der Ranch, der Whisky oder das Girl ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ ...

Vor ihnen blinkten Lichter auf. Es musste Beardsley sein, die Stadt mit den vier Kneipen. Patterson schnalzte abermals mit der Zunge, aber jetzt gab es keinen Zweifel: er meinte den Whisky.

Die Hauptstraße war sehr belebt, sämtliche Stores und Saloons quollen über vor Menschen. Hier wurde anscheinend ein Fest gefeiert.

»Den Geruch hatte ich gleich in der Nase«, blähte sich Patterson auf. »Man soll die Feste feiern, wie sie fallen!«

»Benimm dich aber anständig und brich keine Prügelei vom Zaun«, mahnte der Ghostchef. »Dass mir keine Klagen kommen, Alter!«

Sie stiegen vor dem »Goldenen Reiter« aus dem Sattel. Der Lange machte eine Kniebeuge, wobei es bedenklich in seinen Knochen knackte. Dann zog er mit der typischen Bewegung den Gurt höher. Wippend stiefelte er schnurstracks auf das Ziel seiner Sehnsucht, die Theke, zu.

An der Hauswand, in der Dunkelheit des Vorbaus, stand ein Mann. Er verhielt sich vollkommen ruhig, verschmolz förmlich mit der Starre der ihn umgebenden Gegenstände. Tom sah ihn sofort. Er blieb stehen und zündete sich eine Zigarette an. Im Schein des aufglimmenden Streichholzes blitzte an der Brust des Mannes etwas auf; unverkennbar ein Sheriffstern.

»Hallo, Mr. Lundigan!« Tom Prox flüsterte es mehr, als er plötzlich neben dem Sheriff stand. »Welches Fest feiert man denn heute in Beardsley?«

»Captain Prox!« Der Name kam wie eine Verheißung über die Lippen des Ordnungshüters. »Wenn mir einer vor vier Tagen gesagt hätte, Tom Prox käme nach Beardsley, ich hätte ihm wer weiß was geschenkt!«

»Reiner Zufall, Sheriff, wirklich. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir in Perryville Station gemacht. Patterson jedoch wollte Leben um sich sehen.«

»Gelobt sei der Durst des wackeren Sergeanten!« Das kam wie ein Stoßseufzer. »Kommen Sie mit in mein Office, Captain? Habe mit Ihnen zu reden ...«

»Gewiss, Sheriff. Will nur Patterson schnell Bescheid sagen, er muss sich um Quartier und Pferde kümmern.«

Fünf Minuten später saßen sich die Männer im Office gegenüber. Lundigan hatte seine Pfeife in Brand gesetzt. Sein Gesicht war düster, beinahe verbittert. Nur die Augen unter den weißen, buschigen Brauen blitzten hoffnungsvoll.

»Sie fragten, welches Fest heute gefeiert wird, Captain. Nun, die Leute haben einen Mann beerdigt. Totenfeier nennt man das hier.«

»Muss eine sehr verdiente Persönlichkeit gewesen sein. So viel Whisky für eine Leiche?«

»Sie kannten Mr. Sawtell, wenn ich nicht irre. Ich darf jetzt seinen Mörder suchen.«

»Sawtell wurde ermordet? War doch der Freund von Rancher Ryan, nicht wahr? Er kam, als ich vor Jahren hier in der Gegend war, oft dorthin zu Besuch.«

»Stimmt, Captain. Außerdem gehörte Duncan noch dazu. Sie spielten jeden Donnerstagabend Poker. Vor zwei Jahren starb Duncan plötzlich auf die gleiche Weise wie Sawtell. Er wurde ebenfalls an einem Donnerstagabend auf dem Heimweg hinterrücks erschossen. Zwei Morde – und ein Mörder ...«

»Mal langsam, Sheriff! Die Geschichte klingt ja wie eine Story aus einem Kriminalroman. Drei Rancher sind miteinander befreundet: Ryan, Sawtell und Duncan. Ihre Besitzungen liegen, wie ich weiß, in dem Becken zwischen den White Tank Mountains und dem Hassayampa Creek. Nördlich werden sie von den Vulture Mountains, südlich vom Centennial Wash begrenzt.«

»Stimmt genau, Captain. Mein Kompliment, Sie scheinen die Landkarte dieser Gegend im Kopf zu haben.«

»Nicht so schlimm, Sheriff. Habe mich ja lange genug hier aufgehalten damals. Nun weiter. Die drei Rancher treffen sich regelmäßig Donnerstagabend zum Poker. Vor zwei Jahren wurde Duncan auf dem Heimweg erschossen? Was konnten Sie da ermitteln?«

»Nichts, Captain. Es gab kein Motiv. Duncan hatte keine Feinde, und es gab auch keine Spuren ... nichts, einfach nichts!« Aus den Worten des Sheriffs sprach wieder Verbitterung.

»Sawtell und Ryan trafen sich dann weiterhin jeden Donnerstagabend?«

»Ja, außerdem gesellte sich ein gewisser Mr. Jeakins dazu. Sie kennen doch den Bankdirektor?«

»Sicher kenne ich ihn. Kleiner Dicker mit Glatze, trägt mit Vorliebe einen Cut, auch wenn es keinen feierlichen Anlass dafür gibt.«

»Jeakins fuhr stets mit dem leichten Wagen hinaus. Vor vier Tagen begleitete er Sawtell noch bis zur Brücke, als sie auf dem Heimweg waren. Er war der letzte, der Sawtell lebend gesehen hat.«

»Wann fand man den Ermordeten?«

»Erst am Morgen des nächsten Tages. Bei Duncan war es vor zwei Jahren genauso. Überhaupt decken sich die beiden Fälle haargenau in den Einzelheiten. Nun suche ich einen Mörder, das sagte ich ja schon.«

»Ich werde Ihnen helfen, Sheriff. Denke, Sie werden nichts dagegen haben?«

»Ich habe es sogar gehofft, Captain. Darf Ihnen versichern, dass mir jetzt schon bedeutend wohler ist. Man hält in Breadsley nicht mehr viel von meinen Fähigkeiten. Es werden schon Stimmen laut, die für einen neuen Sheriff plädieren. Bin ja auch schon lange genug im Amt.«

»Können noch getrost zehn Jahre dazulegen«, lächelte Tom Prox. »Gute Nacht, Sheriff! Bis morgen dann.«

Der Ghostchef verließ das Office und ging, tief in Gedanken versunken, den Bohlensteig entlang. Ihm war klargeworden, dass dieser Fall ganz besondere Anforderungen stellte. Wenn es nur einen Mörder gab, so hatte dieser bestimmt nicht aus niederen Motiven heraus gehandelt. Es musste aber einen winzigen Punkt geben, das Tüpfelchen auf dem i gewissermaßen, das es jetzt mit der Lupe zu suchen galt.

Die Main Street war nun nicht mehr so belebt. Aus dem »Goldenen Reiter« drangen noch laute Stimmen, und aus all diesen heraus konnte man das tiefe Organ Snuffy Pattersons vernehmen. Der Lange tat laut und vernehmlich seine Meinung betreffs der Morde kund.

Snuffy war also bereits von anderer Seite unterrichtet worden. Das war gut so, denn erst aus verschiedenen Ansichten konnte man sich eine eigene Meinung bilden.

»Was hast du vor, Tom?«, fragte Snuffy, als sie etwas später ihr Zimmer aufgesucht hatten.

»Ich habe vor, mich zunächst gehörig auszuschlafen, old Fellow. Morgen ist auch noch ein Tag.«

»Hoffentlich kein Donnerstag«, knurrte Patterson, bevor er einschlief.

Ein kleiner untersetzter Mann hatte unauffällig den »Goldenen Reiter« durch die Hintertür verlassen. Etwa eine Stunde stand er im dunklen Hof des Anwesens und lauschte auf die Stimmen, die durch das geöffnete Fenster ins Freie drangen. Einige Male hörte er dabei auch seinen Namen.

»Jeakins war der Letzte, der ihn lebend gesehen hat«, hieß es da.

Der Mann verzog sein Gesicht weinerlich wie ein Kind. Das weiche, fliehende Kinn bebte, die Lippen bewegten sich, als spräche er ununterbrochen auf einen unsichtbaren Partner ein, und auf seiner Glatze reihten sich Schweißperlen wie der Tau auf Gräsern in der Morgenfrühe.

Jeakins trat nervös von einem Bein aufs andere. Er wollte gehen, wollte nicht mehr dauernd seinen Namen hören, und doch stand er wie festgenagelt da, unfähig, sich lösen. Begierig nahm er jedes Wort auf, und seine nervös flackernden Augen versuchten aus der Dunkelheit jeden Sprecher zu erfassen.

Erst als in der Kneipe die Lampen verlöschten, stahl er sich weg. Er achtete peinlich darauf, nicht gesehen zu werden. Hörte er irgendwo in der Ferne einen Schritt, schlug er rasch einen anderen Weg ein. So brauchte er zehn Minuten, bis er sein Haus erreicht hatte, obwohl dieses nur hundert Yards vom »Goldenen Reiter« entfernt lag.

Abgehetzt schlüpfte er in sein Office. Schwer ließ er sich hinter dem protzigen Schreibtisch nieder, seinen Kopf in die Hände gestützt.

Minutenlang saß er völlig bewegungslos da, nur sein hastiger Atem mischte sich mit dem Gleichklang des unablässig tickenden Gehwerks der alten Standuhr.

Der Bankier hob plötzlich den Kopf. Sein flatternder Blick blieb an dem Pendel der Uhr hängen. Die Zeit! Er durfte keine Zeit verlieren!

Der Mann geriet in Bewegung. Nervös wühlte er in den Papieren herum, die er Kisten und Kästen entnahm. Er schloss den schweren Tresor auf, der sich hinter einem großen Gemälde verbarg, und stopfte wahllos Geldscheine in eine Aktentasche.

Endlich blieb er stehen. Ein krächzender Laut, eine Mischung zwischen trockenem Schluchzen und höhnischem Gelächter, rang sich aus seiner Kehle. Damit nahm er wohl Abschied von seinem Office, von seinem Haus und von seiner Heimat ...

Wie ein Dieb schlich er sich hinaus. Stufe um Stufe tastete er sich die Treppe hinunter, knarrenden Dielen ausweichend. Er wusste, dass ihm das Schwerste noch bevorstand! Es war für ihn, den kleinen dicken Mann, nicht einfach, ein Pferd zu satteln. Aber er musste es schaffen! Musste, des Reitens ungewohnt, die wenigen Meilen zur Bahnstation hinter sich bringen.

Beardsley lag in tiefem Schlaf, als Jeakins sein Pferd hinter den Gärten entlang am Zügel zum Fahrweg führte. Endlich lag die Stadt hinter ihm, er konnte aufsitzen! Jetzt hatte er Zeit, viel Zeit. Erst in der Morgenfrühe ging ein Zug ab Tonopath, der kleinen Bahnstation, von wo aus er zu entkommen hoffte, bevor die Häscher ihn finden konnten!

»Sieht auch nicht anders aus als andere Gegenden. Ein Hohlweg, na schön ...« Snuffy Patterson musterte das Gelände vor sich. Es tat sich wirklich so etwas wie ein Hohlweg vor ihm auf. Links und rechts bewachsene Böschungen, hinter denen sich eine ganze Kompanie Banditen hätte verstecken.