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Sami ist ein Junge aus Syrien, der in eine Stadt zieht, die so bunt und komplex ist, dass sie ihn zugleich fasziniert und überfordert. Zwischen Regenbogenflaggen, unzähligen Pronomen und einer Gesellschaft, die sich ständig neu erfindet, sucht Sami seinen Platz und ringt mit seinem Glauben, seiner Identität und den Erwartungen anderer. In einer Welt voller Vielfalt, Liebe, Zweifel und Veränderungen entdeckt Sami, was es heißt, sich selbst zu finden und anzunehmen. Eine Geschichte über Mut, Verwirrung und die bunte Suche nach Zugehörigkeit.
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Seitenzahl: 35
Veröffentlichungsjahr: 2025
Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Dieses Buch erzählt die Geschichte von Sami, einem Jungen, der zwischen Welten lebt.
Zwischen seiner Herkunft aus Syrien, seinem muslimischen Glauben und der lauten, bunten Stadt voller Regenbogenflaggen, Pronomen und Identitätswirrwarr.
Sami erlebt, wie sich eine Gesellschaft im Wandel befindet, die versucht, alle Menschen zu sehen, zu benennen und zu akzeptieren. Manchmal mit großer Liebe, oft aber auch mit überwältigender Verwirrung und strengen Regeln.
Er begegnet der Vielfalt in all ihren Farben und Facetten, ringt mit sich selbst und mit den Erwartungen seiner Umwelt. Dabei zeigt seine Geschichte, wie komplex, widersprüchlich und wunderschön das Leben sein kann, wenn man den Mut hat, sich selbst zu entdecken und anzunehmen.
Dieses Buch ist eine Einladung, die vielen Facetten von Identität, Glaube und Liebe zu erkunden. Mit Humor, Ehrlichkeit und einem offenen Herzen.
Möge Sami dich mitnehmen auf eine Reise, die manchmal bunt und wild, manchmal still und nachdenklich ist. Eine Reise, die jede und jeder von uns irgendwo kennt.
Sami war ein Junge, der aus Syrien in eine neue Stadt gezogen war. Seine Ankunft in dieser Stadt war zugleich ein Schritt in eine Welt, die so bunt, komplex und verwirrend war, dass er sich fühlte, als sei er in ein ganz anderes Universum geraten.
Überall wehten die Regenbogenflaggen, die in der Sonne in allen Farben schimmerten und an jeder Ecke flatterten. Sie hingen an den Häusern, an den Laternen, sogar an den Fahrrädern, die durch die Straßen fuhren. Die Luft war erfüllt von einer Mischung aus fröhlichem Geplapper, neuen Wörtern und lautem Lachen.
Sami ging langsam durch die Straßen, die ihm so fremd erschienen. Überall hörte er Begrüßungen, die ihm zunächst seltsam vorkamen. Menschen sagten einander „Liebe Freund*innen“ oder „Guten Tag, geschätzte Personen aller Identitäten“. Er fragte sich, was all diese Wörter zu bedeuten hatten und warum plötzlich so viele verschiedene Namen und Formen verwendet wurden.
Es war ihm klar, dass es hier nicht mehr nur um Jungen und Mädchen ging, wie er es aus seiner Heimat kannte. Hier schien die Welt in einer schier unendlichen Vielfalt von Geschlechtern, Identitäten und Pronomen aufzugehen, die er nicht zu überblicken vermochte. Begriffe wie „xier“, „sierin“ oder „niemandinnen“ prasselten auf ihn ein. Manchmal fragte er sich, ob die Menschen nicht längst das Gefühl für einfache Worte verloren hatten.
Sami fühlte sich überwältigt. Er fragte eine ältere Frau, die mit einem großen, bunten Schal unterwegs war, was all das zu bedeuten habe.
„Das, mein lieber Sami, ist die neue Sprache der Inklusivität“, erklärte sie mit einem Lächeln. „Wir lernen, alle Menschen in ihrer Einzigartigkeit zu achten und zu benennen. Kein Geschlecht, keine Identität bleibt unberücksichtigt.“
Der Junge nickte, versuchte diese Flut an Informationen zu begreifen, fühlte aber zugleich, wie sein Kopf schwer wurde. Es schien, als sei die Sprache hier zu einem lebenden Organismus geworden, der sich ständig wandelte und nie stillstand.
In den Schulen wurden die Kinder gelehrt, wie man die richtigen Pronomen verwendet. Es gab ständige Anpassungen, Erweiterungen und Korrekturen. Sami sah Plakate, auf denen stand: „Achte auf die Pronomen deiner Mitmenschen!
Sie sind ein Teil ihrer Identität!“ und „Wir verwenden xier, sie*er, em und alle weiteren – für eine offene Gesellschaft.“
Sami bemerkte, dass manche Menschen sogar ihr eigenes Pronomen jeden Tag wechselten – je nach Laune oder Stimmung. Ein Mädchen, das er traf, begrüßte ihn morgens mit „Ich bin heute em, bitte benutze em als Pronomen!“ und am Nachmittag stellte sie sich als „sier*in“ vor. Dies führte bei Sami oft zu Verwirrung, aber er wollte nicht unhöflich sein.
Eines Tages stand er vor einem großen Gebäude, an dem eine Flagge mit 73 verschiedenen Farbstreifen wehte. Eine junge Frau erklärte ihm, dass diese Flagge jede erdenkliche Identität symbolisierte und ständig erweitert werde, um niemanden auszuschließen.
Sami dachte nach: „In meiner Heimat gab es zwei Geschlechter, und das war’s. Hier aber scheint die Welt unendlich vielschichtig zu sein.“
Es wurde ihm bewusst, dass diese Stadt nicht nur eine neue Heimat, sondern ein Spiegel der neuen Zeit war, einer Zeit, die sich selbst immer wieder neu erfindet.
