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Um den Tod seines Partners besser verarbeiten zu können, entschließt sich Joost zu einem nicht ganz überlegten Schritt. Er kauft ein Haus im Internet das er noch nie zuvor gesehen hat und von dem er so gut wie gar nichts weiß. Er glaubt den Versprechungen des Maklers und den Bildern im Netz. Als er schließlich umzieht und einen ersten Blick in das Gebäude werfen kann, glaubt er noch an einen schlechten Scherz. Wieso lässt jemand alles zurück? Wirklich alles! Wichtige Unterlagen, Kleidung, Spielsachen der Kinder und vieles mehr. Was ist mit den Vorgängern geschehen? Joost versucht, mit der Hilfe eines Möbelpackers, herauszufinden was geschehen ist und warum all die Dinge noch im Haus stehen. Als die beiden Köpfe die Informationen nicht mehr aufnehmen können, versuchen sie mit den nächsten Nachbarn in Kontakt treten. Einer Künstlerkolonie mit einigen schrägen Persönlichkeiten, die alle neugierig auf den neuen Nachbarn sind. Und was sie dort über die Familie und das Haus herausfinden, ist alles andere als beruhigend.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Wortzähler: 82976
von
Nasha Berend
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Über das Buch
Um den Tod seines Partners besser verarbeiten zu können, entschließt sich Joost zu einem nicht ganz überlegten Schritt. Er kauft ein Haus im Internet das er noch nie zuvor gesehen hat und von dem er so gut wie gar nichts weiß. Er glaubt den Versprechungen des Maklers und den Bildern im Netz. Als er schließlich umzieht und einen ersten Blick in das Gebäude werfen kann, glaubt er noch an einen schlechten Scherz. Wieso lässt jemand alles zurück? Wirklich alles! Wichtige Unterlagen, Kleidung, Spielsachen der Kinder und vieles mehr. Was ist mit den Vorgängern geschehen?
Joost versucht, mit der Hilfe eines Möbelpackers, herauszufinden was geschehen ist und warum all die Dinge noch im Haus stehen. Als die beiden Köpfe die Informationen nicht mehr aufnehmen können, versuchen sie mit den nächsten Nachbarn in Kontakt treten. Einer Künstlerkolonie mit einigen schrägen Persönlichkeiten, die alle neugierig auf den neuen Nachbarn sind. Und was sie dort über die Familie und das Haus herausfinden, ist alles andere als beruhigend.
Nasha Berend
Buschstrasse
39649 Gardelegen
[email protected] rollte unruhig von einer Seite auf die andere. Immer wieder holte ihn ein furchtbarer Alptraum ein, den er vergeblich zu verdrängen versuchte. Er schlug um sich und wäre fast aus dem Bett gefallen. Als er erschrocken die Augen öffnete, weil er unter sich ein großes Loch spürte, war er sich unsicher, ob er tatsächlich etwas gehört hatte oder ob es nur geträumt war. „Was?“, flüsterte er schlaftrunken und öffnete zuerst ein, dann das zweite Auge und gewöhnte sich an die tiefschwarze Nacht.
Da war wieder dieses Geräusch. Klopfte da jemand? Warum klingelte dieser jemand nicht wie jeder normale Mensch?
Joost rutschte übermüdet aus dem Bett und wäre um ein Haar über die zusammengerollte Pflegekatze gestolpert, die vor seinem Bett schlief und jetzt ein verärgertes Geräusch von sich gab. Immer wenn seine Nachbarin keine Zeit für sie hatte, blieb die Katze bei ihm und Fabian. Mittlerweile war sie schon fast mehr bei ihnen zuhause, als bei ihrer Besitzerin.
„Sorry, Mathilde, aber warum liegst du auch ausgerechnet da?“, fragte er übermüdet und rieb sich die Augen. Das klopfende Geräusch ertönte noch einmal und erst danach versuchte jemand zu klingeln. Vielleicht war das der Nachbar, der früher aus dem Urlaub zurückgekommen war und als Allererstes nach seiner Katze sehen wollte, die er schon schmerzlich vermisst hatte, im Gegensatz zu ihm, Joost, der froh war, wenn alles wieder seinen geregelten Ablauf bekam.
Beim nächsten Klingeln verursachte dieses Geräusch ihm schon fast körperliche Schmerzen.
„Ist ja gut“, knurrte er und beim nächsten furchtbaren Klingelton gab er ein genervtes „Ja“, von sich und stand auf, griff nach einer Jogginghose, die er sich anzog und dann auf den Weg zur Haustür machte. Als er sie öffnete, sah er in das ernste Gesicht eines Mannes der nervös seine Finger knetete.
„Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber sind Sie Joost Fronhardt?“
„Wer möchte das wissen?“
Der Mann räusperte sich und zog einen Ausweis aus der Tasche, den er im Schein der Außenlampe Joost entgegenstreckte.
„Mein Name ist Bartmann, ich bin von ..“, begann er, da riss Joost schon entsetzt die Augen auf „Ich kann lesen, Herr Bartmann. Ich weiß wer Sie sind, die Frage ist jetzt wohl eher, warum sind Sie hier?“
„Kennen sie einen gewissen Fabian Grat?“
„Ja, natürlich kenne ich Fabian. Wir leben hier zusammen“, erklärte Joost und deutete ins Hausinnere. Der ältere Mann, der von einer schüchternen jungen Frau begleitet wurde, die keinen Ton sagte, nickte ihm zu.
„Das wissen wir. Herr Fronhardt, dürften wir eventuell einen Augenblick reinkommen?“
„Was ist denn passiert? Ist was mit Fabian?“
Die junge Frau senkte so tief den Kopf, dass ihr Kinn fast ihre Brust berührte. Joost sah sofort Bilder vor sich, die er nicht sehen wollte.
Er schüttelte den Kopf „Nein“, sagte er leise „Das kann nicht sein. Bitte nicht“, stammelte er und lehnte sich gegen die Haustür. Er griff sich mit der hohlen linken Hand an den Mund und presste sie kurz dagegen, als keiner der beiden Fremden etwas sagte.
„Oh Gott“, stieß er aus und drehte sich. Er torkelte ins Haus zurück, ließ die Tür aber offen und gab der Polizei so die Möglichkeit ihm zu folgen. Drinnen lief er noch bis zum nächsten Sessel und ließ sich darin fallen.
„Was ist passiert?“, fragte er und hörte, wie der ältere Mann sich räusperte.
„Ein Autounfall.“
„Wo?“
„Auf der Autobahn. Sie wissen nicht zufällig wo er gewesen ist und wohin er wollte?“
Joost schluckte die hochsteigende Magensäure hinunter „Er“, begann er und biss sich auf die Zunge „Er wollte zu einer Mineralienausstellung und war wahrscheinlich auf dem Heimweg. Was ist passiert?“, fragte er erneut und dieses Mal sah er den Mann an, der sich gerade ihm gegenüber setzte.
„Er“, begann der Mann jetzt und befeuchtete mit der Zungenspitze seine Lippen „Bei einem Überholmanöver hat ihn ein LKW übersehen“, sagte er und wieder schlug Joost die Hände vor das Gesicht.
„Um Gottes Willen“, sagte er „Was ist mit ihm? Ist er im Krankenhaus? Und wenn ja, wo? Kann ich zu ihm?“, stellte er eine Reihe Fragen und wartete auf eine Antwort. Jetzt mischte sich die junge Frau ein.
„Es tut uns furchtbar leid, Herr Fronhardt, aber Herr Grat ist bei diesem Unfall ums Leben gekommen.“
Joost blieb der Mund offen stehen. Er starrte die Frau an, dann richtete er ihn auf den älteren Mann.
„Was?“, fragte er, als hätte er sie nicht verstanden „Was haben Sie gerade gesagt? Nein“, er schüttelte den Kopf „Das kann nicht sein. Ich weiß das Fabian ein umsichtiger, vorsichtiger Fahrer ist. Der würde niemals einen Unfall riskieren. Garantiert nicht.“
„Naja“, sagte die Frau und sah ihn an „Vielleicht lag es daran das er nicht alleine war.“
„Was wollen Sie damit sagen?“, fragte Joost und bekam Antwort von dem Mann, dessen Namen er schon wieder vergessen hatte. Hatte der sich überhaupt vorgestellt?
„Herr Grat war mit einer Beifahrerin unterwegs die den Unfall schwer verletzt überlebt hat.“
„Aha“, gab Joost ungläubig von sich und konnte sich kaum vorstellen das Fabian, sein langjähriger Partner mit einer Frau unterwegs war. Und wenn doch, dann hätte er ihm sicherlich erzählt, dass eine Freundin ihn begleitet. Vielleicht hatte er aber auch nur eine Anhalterin mitgenommen? Obwohl er sich das kaum vorstellen konnte. Fabian ließ ungern Fremde in sein Fahrzeug „Wer war die Frau?“
Und als der Mann einen Namen nannte, fühlte sich Joost in seiner Ansicht noch bestärkt, dass sein Lebensgefährte wohl eine Anhalterin mitgenommen haben könnte. Vielleicht auch eine Messebesucherin die wenigstens ungefähr den gleichen Weg hatte.
„An was“, begann Joost und schloss die Augen. Er konnte es nicht aussprechen und wollte es trotzdem so genau wie möglich wissen. Als der Polizeibeamte zu einer Erklärung ansetzte, klingelte es erneut. Mit fahrigen Bewegungen, fast so als wäre er nicht mehr nüchtern, stolperte Joost zur Haustür. Später würde er sagen, er hätte nicht einen einzigen Gedanken im Kopf gehabt und hätte einfach funktioniert. Er öffnete die Tür und sah einem älteren Mann mit grauem Haar ins Gesicht, der ihn freundlich anlächelte.
„Entschuldigen Sie die Störung, aber jemand hat mir gesagt das Sie vielleicht Hilfe bräuchten.“
„Was?“, fragte Joost und befeuchtete die trockenen Lippen mit der Zungenspitze. Der Mann griff nach vorn und tätschelte Joosts Oberarm „Kommen Sie. Gehen wir ins Haus. Mein Name ist Mandler. Olaf Mandler. Ich bin Seelsorger und meine Nichte hat mich gebeten nach Ihnen zu sehen. Ich schätze, sie ist gerade bei ihnen. Ihr Name ist“, begann er, da schüttelte Joost den Kopf.
„Ich kann mir gerade keinen Namen merken.“
„Onkel Olaf“, hörte er eine weibliche Stimme sagen „Da bist du ja. Herr Fronhardt hat gerade erfahren das sein Partner bei einem Autounfall verstorben ist. Vielleicht kümmerst du dich ein bisschen um ihn“, sagte sie leise und zum ersten Mal wurde Joost bewusst, warum die beiden fremden Menschen in seinem Wohnzimmer saßen.
Hatten sie ihm gerade wirklich gesagt das Fabian nie wieder nach Hause kommen würde? Ach was. Das träumte er doch alles nur. Er müsste nur wach werden, dann würde sich der ganze Spuk in Luft auflösen. Was für ein beschissener Traum!
Herr Mandler konnte Joost gerade noch daran hindern zu stürzen. Er fing ihn auf und begleitete ihn vorsichtig bis zur Couch, wo er ihm half sich hinzulegen.
„Ich glaube“, sagte er zu den anderen im Raum „Wir sollten noch einen Arzt hinzuziehen.“
„Das wollte ich von Anfang an“, knurrte die Frau und Joost spürte, wie ihm schwarz vor den Augen wurde. Er versuchte, die Stimmen in seinem Kopf auszublenden und holte sich stattdessen Fabians Gesicht vor die Augen. Er lachte. Wie er es liebte, ihn so zu sehen. Er strahlte immer über das ganze Gesicht wenn er lachte. Und dann die Augen. Diese verdammten grünen Augen.
Joost schlug sich die Hände vor das Gesicht und begann leise zu weinen. Er spürte sanfte, ruhige Hände, die ihn berührten und ihm ein Gefühl von Sicherheit gaben, aber es war nicht Fabian, der diese Rolle sonst ausfüllte. Fabian war immer der Tröster, der Schlichter, der Sanfte und der Denker in ihrer Beziehung gewesen, während er, Joost, immer der Draufgänger, der Unbesonnenen und der Tollpatsch gewesen war.
„Wenn Sie möchten“, begann der Seelsorger und setzte sich vor Joost auf den flachen Wohnzimmertisch „Kann ich jemanden anrufen der bei Ihnen bleibt. Zumindest heute Nacht sollten Sie nicht alleine bleiben.“
Joost nahm die Hände vom Gesicht und drehte den Kopf, bis er den Mann sehen konnte. Seine Ruhe und die Kraft, die er ausstrahlte, ließen Joost etwas ruhiger werden.
„Da ist niemand“, keuchte er, weil er kaum Luft bekam „Mir ist schlecht“, sagte er und schaffte es gerade noch bis zur Toilette. Das Herr Mandler ihm folgte und wartete, bis er sich beruhigt hatte, bekam er erst mit, als er sich umdrehte und den Mann in der Türfüllung stehen sah. Er hatte irgendwie das Bedürfnis sich zu erklären.
„Als ich mich damals als schwul geoutet habe, haben mir die meisten meiner Freunde den Rücken zugedreht. Sie wollten nichts mehr mit mir zu tun haben und eigentlich“, machte Joost weiter „Sind alles andere nur noch Bekannte. Sowas wie Freunde habe ich nicht mehr. Entschuldigen Sie, ich habe weder Ihnen noch den Kollegen etwas angeboten, aber ich stehe gerade etwas neben mir“, weinte Joost jetzt und Olaf Mandler schüttelte den Kopf.
„Glauben Sie mir“, begann er „Mir und auch den Herrschaften in ihrem Wohnzimmer ist im Grunde genauso übel wie Ihnen. Jemandem eine derartige Nachricht zu überbringen ist nie einfach und wird es auch nicht nach etlichen Jahren im Beruf.“
Joost wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und holte tief Luft.
„Tot?“, fragte er unzusammenhängend und schüttelte den Kopf „Das kann nicht sein. Das kann doch alles nur ein Scherz sein. Oder ein Traum. Sobald ich wach werde kommt Fabian durch die Tür und alles ist wieder gut“, sagte er und begann erneut zu weinen.
Olaf Mandler atmete tief ein und wieder aus „Ich rufe jetzt einen befreundeten Arzt an, der soll Ihnen was zur Beruhigung geben und eventuell noch etwas damit Sie schlafen können, in Ordnung? Sie müssen jetzt zur Ruhe kommen.“
„Zur Ruhe kommen? Machen Sie Witze?“, schrie Joost und bekam gar nicht mit, das die beiden Polizisten die Wohnung verlassen hatten. Er war aufgebracht. Wie sollte er denn nach solch einer Nachricht zur Ruhe kommen? Der Kerl hatte sie doch nicht mehr alle. Zur Ruhe kommen ...
Joost wischte sich mit dem Pulloverärmel den Schweiß von der Stirn und stöhnte laut auf.
„Verdammt noch mal, hört das denn nie auf?“
Olaf Mandler stöhnte ebenfalls, ließ sich einfach nach hinten fallen und landete auf einem der unzähligen Kartons, die überall verteilt in der Wohnung standen.
„Du meine Güte“, seufzte er „Wenn ich auch nur geahnt hätte wie viel Kram du hast, dann hätte ich niemals eingewilligt dir zu helfen.“
Joost lächelte und legte eine Hand auf der Schulter des Seelsorgers ab, mit dem ihm inzwischen eine Freundschaft verband.
Seit dem Tod seines Partners hatte er unzählige Stunden an Gesprächen mit ihm geführt und irgendwann hatten sie festgestellt, das sie längst mehr verband als das Verhältnis zwischen Patient und ehrenamtlichen Seelsorger.
„Glaub mir, wenn ich auch nur geahnt hätte was da alles zusammenkommt, dann hätte ich auch nicht eingewilligt umzuziehen.“
„Ich finde das wahnsinnig mutig von dir“, erklärte Olaf und pustete die angestaute Luft aus der Lunge „So viel Mut hätte ich nicht gehabt als ich in deinem Alter war. Und auch früher nicht, geschweige dennoch später. Einfach die Sachen zu packen, in einen LKW zu laden und dann in eine fremde Umgebung und ein noch fremderes Haus zu ziehen. Obwohl ich mir noch nicht sicher bin ob das mutig oder dämlich ist, also gehe ich davon aus das du mutig bist.“
„Ja, ich weiß auch noch nicht was ich davon halten soll, aber nachdem Fabian nicht mehr nach Hause kommt weiß ich nicht was ich hier noch tun soll. Mich hält hier nichts mehr und arbeiten kann ich überall. Wird sich schon was finden.“
„Ich wünsche mir für dich das du wieder auf die Füße fällst“, antwortete Olaf und lächelte Joost an „Das ist keine leere Floskel, Joost sondern ein wirklicher Wunsch. Du bist noch zu jung um dich in eine Witwerrolle einzufinden. Du solltest nicht trauern sondern leben. Ja sicher, ich weiß das dein Verlust furchtbar ist, aber sich zu verkriechen macht auch keinen Sinn. Ich bin mir ziemlich sicher das Fabian das auch nicht gewollt hätte.“
Joost schnaubte und setzte sich ebenfalls auf einen gepackten Karton „Ich hätte mir nie vorstellen können das er was mit einer Frau anfängt“, antwortete Joost und senkte den Blick „Und das er mich mit einer hintergeht hätte ich mir erst Recht nicht vorstellen können.“
„Ja“, Olaf Mandler nickte ihm zu „Das haben wir ja schon öfter besprochen.“
Joost lächelte, wenn es auch ein wenig gequält wirkte „Um ehrlich zu sein“, sagte er „Werden mir unsere Gespräche fehlen.“
„Ich habe dir schon öfter gesagt das wir uns zwar vielleicht nicht mehr so oft sehen, aber wir können trotzdem reden. Es gibt da so eine fantastische Erfindung“, grinste Olaf „Nennt sich Telefon. Außerdem denke ich mir, auch dort wo du jetzt hingehst wird es Seelsorger geben, oder zumindest jemanden der nicht direkt davonläuft wenn du ihm deine Sorgen anvertraust.“
„Ich bin mir nicht sicher ob ich das alles noch mal erzählen und erklären will. Umsonst ziehe ich ja nicht um, verstehst du? Ich möchte wirklich ganz von vorne anfangen und ohne große Erklärungen. Es wird sich alles zeigen, Olaf.“
Der ältere Mann nickte und stand wieder auf, genau wie Joost. Zwei Stunden später stand Olaf Mandler auf der Straße und winkte einem Auto hinterher, in dem Joost Fronhardt saß und in eine ungewisse Zukunft davonfuhr. Irgendwie fühlte er sich erleichtert, auf der anderen Seite aber auch angespannt und traurig. Kaum hatte man neue Freunde gefunden, waren sie auch schon wieder fort. Schade.
Sechs Stunden später fuhr Joost mit seinem privaten Fahrzeug eine schmale Straße entlang die den Namen nicht einmal verdiente. Es war ein besser ausgebauter Feldweg mit mehreren sehr tiefen Schlaglöchern. Das Auto sprang mehr darüber, als es fuhr.
„Ach du Schande“, entfuhr es Joost „Das ist ja die reinste Kraterlandschaft“, gab er von sich und presste im nächsten Moment die Lippen aufeinander „Heiliger Strohsack“, machte er gleich weiter, weil es hinter ihm im Auto schepperte „Klasse“, sagte er und dachte an das Geschirr, das er vorsichtshalber statt im LKW in seinem Privatwagen transportiert hatte.
Etwa zwanzig Minuten später sah er den LKW des Umzugsunternehmens vor einem einzelnen Haus stehen.
„Hier?“, gab er von sich und sah sich um. Hier war nichts außer Natur zu sehen, nur das einsame Haus, vor dem das Fahrzeug stand „Großer Gott. Hier sagen sich ja Fuchs und Hase gute Nacht.“
Er bremste das Auto und kurbelte ein Fenster hinunter „Sagt bloß nicht das hier unser Ziel ist“, sprach er den Mann an, der am LKW lehnte und gerade seine Zigarette auf den Boden warf und sie anschließend aus trat.
„So wie es aussieht, ist das doch unser Ziel. Aber das müssten Sie doch wissen, immerhin haben Sie uns doch hierher geschickt.“
„Ich, ähm“, stotterte Joost und erinnerte sich an die Anzeige im Internet. Er rief sich die Bilder ins Gedächtnis zurück und sah auf das Haus vor sich. Er nickte.
„Ich glaube, ich kann mich erinnern. Es sieht tatsächlich so aus als wären wir angekommen. Wow. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit einem Plätzchen am Arsch der Welt. Vielleicht ist das gar nicht mal so übel.“
„Also sind wir richtig“, grinste einer der Männer und Joost nickte. Er parkte sein Auto vor dem LKW und stieg aus. Er streckte sich und gähnte ein Mal kurz bevor er durch die Gartenpforte ging und den Schlüssel zum Haus dort entdeckte, wo der Immobilienmakler ihn hinterlegt hatte.
Ganz vorsichtig und ein bisschen so als würde er einen Angriff aus dem Hausinneren erwarten schloss Joost die Haustür auf und warf einen ersten Blick in sein neues Zuhause.
„Au weia“, murmelte er und bestaunte die altertümliche Einrichtung im Flur. Er konnte sich nicht daran erinnern das er das Haus möbliert gemietet hatte.
Als er sich wieder an die Möbelpacker wenden wollte konnte er gerade noch erkennen das sie einer nach dem anderen im hinteren Teil des LKW verschwanden. Fast wie die sieben Zwerge die im Bergwerk arbeiteten. Fehlten nur noch die Zipfelmützen und das fröhliche Lied.
„Scheisse“, hörte er stattdessen jemanden fluchen und gleich darauf ein lautes Poltern. Sekunden später erschien der erste Mann mit einem großen Karton.
„Wohin?“, fragte er unwirsch und Joost hob die Augenbrauen.
„Wenn die von mir sind, sind sie alle beschriftet. Wenn da steht Küche, dann sollten sie auch dorthin, wenn da steht Schlafzimmer, dann bitte in den ersten Stock.“
„Dann weiß ich aber noch immer nicht wohin. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich heute das erste Mal hier und weiß auch nicht wo sich Ihre Küche, geschweige dennoch ihr Schlafzimmer befindet“, brummte der Mann und Joost musste zugeben das er Recht hatte.
„Dann stellen Sie es erst einmal hier ab. Wir sollten uns vielleicht ganz kurz das Haus ansehen.“
Etwa zehn Minuten später standen sie alle gemeinsam vor einem Zimmer in Rosa, das wohl mal von einem Mädchen bewohnt worden war. Ihr Hab und Gut stand noch dort, wo sie es abgestellt hatte und wirkte völlig fehl am Platz.
„Gehe ich Recht in der Annahme“, grinste ein großer, breitschultriger Möbelpacker und vergrub seine massigen Hände in den Hosentaschen einer abgewetzten Jeans „Dass das hier nicht Ihr Schlafzimmer ist?“
Joost seufzte und öffnete auf dem Tablet den Lageplan der Zimmer. Im Internet war dieser Raum als Schlafzimmer gekennzeichnet und er hatte sich dafür entschieden ihn auch als dieses zu nutzen. Immerhin war es einer der wenigen Räume, in die morgens die ersten Sonnenstrahlen fielen. Was allerdings ein wenig störte, war das pink das überall zu finden war. An den Wänden, dem Boden, der Decke und auch an den Teppichen und Decken, den Regalen und sogar am Schreibtisch des Zimmers. Die Puppen in den Ecken trugen rosa Bekleidung und als sie den Kleiderschrank öffneten, kam ihnen Mädchenkleidung in der gleichen Farbe entgegen.
„Was ist denn hier passiert das die alles hier gelassen haben?“, fragte einer der Männer und Joost erinnerte sich an die Geschichte, die ihm der Makler erzählt hatte.
„Wenn ich mich jetzt nicht irre dann hat man die Menschen hier von einem auf den anderen Tag hier rausgeholt.“
„Weshalb?“, wollte ein anderer wissen und Joost befeuchtete seine trockenen Lippen mit der Zungenspitze.
„Zeugenschutzprogramm wenn mich nicht alles täuscht.“
„Oh“, entfuhr es einem zweiten Mann „Das klingt spannend. Weißt du mehr darüber?“, wollte er von Joost wissen, der aber schon den Kopf schüttelte.
„Nein, mehr weiß ich nicht. Es hat mich nicht interessiert weil es mich nicht betrifft.“
„Trotzdem“, antwortete einer der Möbelpacker und betrat das Mädchenzimmer während er sich darin umsah „Hätte ich wissen wollen was hier passiert ist bevor ich das Ding hier miete. Hast du dir das denn nicht vorher angesehen?“, fragte er noch und achtete nicht weiter auf Joost, der den Kopf schüttelte.
„Nein. Ich habe mir das Haus nicht angesehen. Ich wollte einfach einen Neuanfang, habe mir einen Job gesucht, danach eine Bleibe und hier bin ich.“
„Du hast das Haus vorher nicht gesehen?“, wollte er wissen und noch einmal schüttelte Joost den Kopf.
„Nein. Nur die Bilder im Internet. Danach habe ich mit dem Makler gesprochen und der hat mir gesagt das der größte Teil des Mobiliars noch abgeholt wird und wenn ich das so richtig sehe, dann ist das nicht geschehen. Die Möbel sind noch immer hier. Ich werde das gleich mit dem Makler klären. Bis dahin würde ich sagen, ihr stellt die Kisten und Kartons sowie meine Möbel einfach in den Fluren ab. Dann muss ich eben in den sauren Apfel beißen und sie selbst in die Zimmer schleppen in die sie gehören“, knurrte er wenig erfreut und seufzte. Es war jetzt schon das zweite Mal, das er an Olaf dachte.
Das erste Mal war irgendwo auf der Autobahn gewesen, als er bemerkt hatte, das er Selbstgespräche führte. Und dann jetzt, als er sich vorstellte, die Sachen alleine aufbauen zu müssen. Seltsamerweise war sein erster Gedanke dabei wirklich Olaf gewesen und nicht etwa Fabian. An den hatte er in der letzten Woche, eigentlich seit er mit dem Packen begonnen hatte, gar nicht mehr gedacht. Obwohl das eigentlich auch gelogen war. Bei jedem Teil das sie gemeinsam für ihr Zuhause ausgesucht hatten, waren seine Gedanken um Fabian gekreist, aber eben auch um die Frau, die bei ihm gewesen war, als er den Unfall gehabt hatte. Sie lag noch immer in der Klinik und war nicht ansprechbar, aber nachdem er das Autowrack gesehen und ein paar persönliche Dinge herausnehmen durfte, da war ihm eine Kette mit einem Anhänger in die Finger gefallen. Und in diesen Anhänger war Fabians Name auf der einen Seite graviert und auf der anderen stand ein Frauenname. Einer, den Joost noch niemals gehört hatte und den Fabian auch nicht erwähnt hatte. Bei keinem ihrer Gespräche war dieser Name gefallen, obwohl er scheinbar wichtig für seinen Partner gewesen war. Jedenfalls so wichtig, dass sie mit ihm das Wochenende während der Messe verbracht hatte. Es war scheinbar auch nicht der erste Ausflug gewesen, den sie gemeinsam unternommen hatten. Jedenfalls hatte Joost beim Ausräumen von Fabians Schreibtisch so einige Quittungen gefunden, auf die er sich er jetzt einen Reim machen konnte. Da tauchten die Namen Fabian und Romina Grat öfter als ein Mal auf. Also hatte Joost so gut es ging versucht, die gemeinsame Zeit mit Fabian zu verdrängen. Allerdings fiel es schwerer, als er zugeben wollte. Eigentlich wusste auch nur Olaf davon, weil Joost der Meinung war, das es niemanden sonst etwas anging. Er breitete sein Seelenleben ja nicht vor jedem aus.
Das ihn einer der Möbelpacker beobachtete, bekam Joost nicht mit. Er sah immer mal wieder in den Raum vor dem sie standen und auf die Kisten und Kartons, die die Männer davor platziert hatten.
„Ich könnte das nicht“, erklärte dieser Mann jetzt und schüttelte den Kopf „Ich meine, man wohnt dann doch in dem Haus oder der Wohnung und sollte sie wenigstens vorher ein Mal gesehen haben. Man lebt hier, man lacht und weint, trifft sich mit Freunden und findet vielleicht sogar eine Familie, schmiedet Pläne und all sowas. Da will ich doch wissen auf was ich mich einlasse und du mietest das einfach so als wäre es der unwichtigste Ort?“
Joost schluckte einen bissigen Kommentar hinunter und räusperte sich stattdessen „Daran habe ich gar nicht gedacht, wenn ich ehrlich bin. Ich wollte nur so schnell wie möglich aus meiner alten Wohnung raus und in ein neues Leben rein. Da habe ich überhaupt nicht weiter darüber nachgedacht das es hier vielleicht nicht ganz so ist, wie man es sich vorstellt. Ich werde einfach die Sachen zusammenpacken, mir einen Eimer Farbe kaufen und streichen. Schwups wird aus diesem rosafarbenen Alptraum ein ganz normales Zimmer.
Während zwei der Männer nickten, ihre Hände aus den Hosentaschen zogen und einfach anfingen ihre Arbeit zu machen, blieb einer von ihnen bei Joost stehen.
„Seit ich bei dieser Firma bin habe ich schon einige Umzüge hinter mich gebracht und immer sind die Umstände andere“, begann er zu erzählen, und Joost konnte sich gut vorstellen, worüber er sprach „Mal ist es eine Trennung, mal ein neuer Job, andere ziehen um weil Kinder unterwegs sind und die alte Wohnung zu klein wird und ab und an zieht jemand um, weil er ganz plötzlich alleine ist“, sagte er und beobachtete den Mann, der vor ihm stand. Der musste nichts sagen.
Der Möbelpacker presste kurz die Lippen aufeinander und neigte ein wenig den Kopf zur Seite „Ich stehe nicht unbedingt unter Schweigepflicht“, lächelte er „Aber ich kann Dinge ganz gut für mich behalten wenn man mich darum bittet. Wenn du also reden möchtest, dann bin ich hier um zuzuhören.“
„Schon gut“, antwortete Joost und lächelte gequält „Da gibt es nichts zu erzählen.“
„Dann nicht“, sagte der Mann, der sich bislang nicht einmal vorgestellt hatte. Er tippte sich an sein ausgeblichenes Basecap und wendete sich ab. Als er die Treppe erreichte, blieb er noch einmal stehen und drehte sich zu Joost. Ein kurzer Augenkontakt, dann drehten beide Männer ab. Der eine ging die Treppe hinunter, um beim ausladen der Möbel zu helfen und der andere schloss den pinkfarbenen Alptraum um dem Anblick zu entgehen. Das war wohl nicht der Raum, in dem er die nächsten Tage übernachten würde. Da müsste er sich schon ein anderes Zimmer suchen. Er öffnete die nächste Tür und wich zurück. Hier war der Farbton zwar nicht so aufdringlich wie in dem Mädchenzimmer, dafür herrschte hier das reinste Chaos. Da lagen Kleidungsstücke über und unter einem Bettgestell auf dem zwei Kissen und zwei Steppdecken lagen, als wäre gerade erst jemand aufgestanden.
„Was ist hier bloß passiert und vor allem, woher hatte der Makler die Bilder die er mir zugeschickt hat?“, fragte er sich leise und schloss die Tür wieder um eine andere zu öffnen. Hier herrschte nicht ganz solch ein durcheinander wie in den anderen Zimmern, trotzdem stand noch das gesamte Mobiliar herum und eine Menger persönliche Dinge der Vorgänger.
Vorsichtig betrat Joost den fremden Raum und nahm ein Buch zur Hand das auf einem Tischchen neben dem Fenster gelegen hatte. Er überflog den unbekannten Titel und legte es wieder zurück. Eine Zeitschrift lag auf der Sitzgelegenheit und auch darauf warf er einen kurzen Blick.
Die Bilder an der Wand ließen darauf schließen das derjenige, der in diesem Zimmer gelebt hatte, wohl ein Naturfreak war. Da war ein Bild von irgendwelchen Blumen, von Bergen und Tälern, vom Meer und vom Strand. Von Bäumen und von Gräsern.
Hier lagen eine Menge Bücher herum und mindestens genauso viele CDs. Es wäre sicher spannend gewesen zu wissen wer hier gelebt hatte und was er für ein Mensch war.
Noch einmal nahm Joost ein Buch in die Hand und blätterte darin herum ohne auf etwas zu achten, legte es dann wieder ab und holte tief Luft.
Ja. Das hier, das würde wohl sein Schlafzimmer werden. Und wenn nicht das, dann wenigstens sein Büro. Plötzlich wurde ihm bewusst das er hier mindestens genauso viel Platz hatte wie in der alten Wohnung. Dabei wollte er sich doch verkleinern. Was hatte er sich denn dabei gedacht so viele Räume für sich alleine zu mieten? Die konnte er doch unmöglich alleine bewohnen.
„Hallo?“, hörte er jemanden rufen und schüttelte die Gedanken ab.
„Ja!“, rief er zurück und wendete sich um. Er betrat den Flur und lief die Treppe hinunter, bis er denjenigen erreichte, der ihn gerufen hatte.
Ein Mann im Anzug lächelte ihn gequält an.
„Es tut mir furchtbar leid, Herr Fronhardt, aber ich glaube ich habe Ihnen zu viel versprochen“, polterte der Mann darauflos und befeuchtete aus Nervosität seine trockenen Lippen „Eigentlich war geplant das eine Firma das Haus räumt bevor Sie einziehen aber die haben mich hängenlassen. Es tut mir furchtbar leid“, machte er gleich weiter und Joost runzelte die Stirn. Er kannte die Stimme.
„Sind Sie der Makler?“, fragte er deshalb und sah den Mann nicken.
„Entschuldigen Sie bitte“, antwortete der Mann und kam mit ausgestrecktem Arm auf ihn zu „Mein Name ist Martin. Martin Bunt. Ich bin der Makler mit dem Sie die ganze Zeit Kontakt hatten und ich kann kaum mehr machen als mich schon wieder bei Ihnen zu entschuldigen. Natürlich werde ich dafür Sorgen das die Räume schnellstmöglich geräumt und gesäubert werden, aber heute wird das sicher nichts mehr. Wissen Sie was? Ich werde veranlassen das Sie die nächsten Tage in einer kleinen Pension unterkommen bis das Schlimmste hier erledigt ist. Wäre das für Sie in Ordnung?“, lächelte er und Joost schüttelte den Kopf.
„Nein. Ist schon gut. Ich denke, ich werde einfach ein Zimmer ausräumen und natürlich in der Küche die persönlichen Dinge beiseitestellen.“
„Sind Sie der Makler?“, fragte einer der Möbelpacker und nahm seine Kappe vom Kopf, die er sich gegen die Brust presste.
„Ja. Warum? Wollen Sie auch hier in der Gegend etwas mieten oder kaufen? Dann wären Sie bei mir an der richtigen Stelle.“
„Nein. Mich interessiert nur die Geschichte dieses Hauses. Wissen Sie mehr darüber?“
„Weil es noch möbliert ist?“
„Weil es eher aussieht als wären die Bewohner gerade vom Tisch aufgestanden und diversen Dingen nachzugehen. Mindestens einer, beziehungsweise eine von ihnen ist aufgebrochen um in die Schule zu gehen und mindestens einer hat einen Job außerhalb. Stimmts?“
„So genau“, sagte der Makler und senkte den Blick „Weiß ich das gar nicht. Das durfte niemand wissen. Aber warum interessiert SIE das, ihn aber nicht?“, fragte er und deutete von Joost auf den Mann mit dem Basecap.
„Es ist doch komisch das hier sogar die Vorräte der Familie noch herumstehen, oder finden Sie nicht?“, wollte der Mann wissen und richtete den Blick auf den Makler.
„Mir wurde von der Polizei der Auftrag erteilt das Gebäude zu veräußern und genau das habe ich getan.“
Der Möbelpacker sah vom Makler zu Joost.
„Die Polizei erteilt Aufträge zum Verkauf? Das wäre ja was ganz Neues. Das habe ich noch nie gehört.“
„Ich kann Ihnen nur so viel verraten, als das in diesem Fall alles ein wenig anders ist. Bitte glauben Sie mir wenn ich Ihnen sage das Ihnen niemand hier Schaden zufügen will. Das nicht ausgeräumt wurde liegt einfach nur daran, das sich bei dem Dienstleister der das tun wollte, zwei Termine überschnitten haben. Da hat er einfach nur zwischen zwei Aufträgen gewählt. Der eine war mehr als dringend und dieser hier, na ja, ich gebe zu das ich vielleicht gesagt habe das es nicht ganz so wichtig ist.“
„Nicht ganz so wichtig?“, flötete der Möbelpacker und schüttelte ungläubig den Kopf „Was ist denn wichtiger als der erste Eindruck eines Käufers? Können Sie sich vorstellen das er Sie weiter empfiehlt?“
„Ich, ähm“, begann Joost und legte dem fremden Mann beschwichtigend eine Hand auf den Oberarm „Kann mich durchaus alleine wehren.“
„Ich habe aber gerade das Gefühl das diesem Schlitzohr hier mal jemand zeigen muss wo der Hammer hängt und ob du mir das jetzt glaubst oder nicht“, machte der Mann weiter „Ich habe gerade nicht den Eindruck das du dich groß wehrst. Das mindeste das er für dich tun könnte wären ein oder zwei Tage Aufenthalt in einem Hotel, natürlich auf seine Kosten und für die Entrümpelung zahlst du natürlich auch nicht. Das versteht sich von selbst.“
„Ich weiß dein Engagement durchaus zu schätzen, aber ich kann das durchaus alleine regeln, verstehst du?“, fragte Joost und wurde langsam ungehalten.
„Tut mir leid“, sagte der Mann mit gesenktem Blick „Aber manchmal gehen die Pferde mit mir durch. Ich finde es nicht schön wenn jemand so ausgenommen wird und den Kopf für andere hinhalten muss. Warum auch immer dieser andere Auftrag wichtiger war als das hier“, sagte er und richtete sich direkt an den Makler, der vorsichtshalber einen Schritt zurückmachte.
„Ich könnte Ihnen das jetzt noch erklären, aber ich schätze, Sie wollen es gar nicht so genau wissen. Natürlich kann ich Ihren Unmut verstehen und selbstverständlich wird mein Büro ein Zimmer für Sie in einem ortsansässigen Hotel buchen und die Kosten dafür übernehmen wir selbstverständlich auch. Was die Entrümpelung betrifft“, antwortete er und kratzte sich verlegen am Kinn „Die haben Sie ja sowieso schon mit übernommen. Daran wird sich wohl auch nichts ändern.“
„Das ist in Ordnung“, brummte Joost und hätte dem Möbelpacker am liebsten die Meinung gesagt. Er nickte dem Makler zu.
„Ein Zimmer wäre nett, ist aber nicht nötig. Ich richte mich hier ein so gut es eben geht. Vielleicht könnte Ihre Firma ja den Umzug übernehmen. So als kleine Wiedergutmachung?“
Zuerst schnappte der Makler nach Luft, aber dann sah er abwechselnd in die Gesichter der beiden Männer und räusperte sich dann.
„Ich werde mit meinem Vorgesetzten reden und ich denke das wir das durchsetzen können, aber damit wären wir dann quitt, okay?“, wollte er wissen und Joost nickte ihm zu. Der Möbelpacker zwinkerte, befeuchtete seine trockenen Lippen und wendete sich wieder seiner Arbeit zu.
Joost und der Makler blieben alleine zurück.
„Ein schönes Fleckchen Erde haben Sie sich hier ausgesucht“, gab der Mann von sich und sah sich um als hätte er das Objekt, das er verkauft hatte, noch nie gesehen hätte „Ich würde Ihnen gerne mehr über das Haus erzählen, aber leider weiß ich auch nicht viel.“
Joost richtete seinen Blick auf die persönlichen Dinge der Familie, die hier mal gelebt und gewohnt hatte und überlegte sich eine passende Geschichte dazu.
„Wäre es denkbar das die Personen die hier gelebt haben ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden sind?“, wollte er wissen und sah nur das der Makler die Lippen aufeinanderpresste. Er schien genau zu wissen was geschehen war, konnte oder durfte aber nichts weiter preisgeben.
„Verstehe schon“, flüsterte Joost „Sie dürfen nichts sagen, oder?“
„Ihre Vermutungen stimmen ganz sicher nicht“, erklärte der Makler und schüttelte den Kopf „Wenn die Menschen die hier gelebt haben tatsächlich dem Zeugenschutz zugeteilt wurden, dann bleiben nicht sämtliche Papiere und solche Dinge zurück. Daraus ließe sich ja etwas konstruieren und würde vielleicht sogar zum Auffinden der Personen führen. Ich kann mir nicht vorstellen das die Beamten so nachlässig sind und alles stehen und liegen lassen wenn keiner wissen darf wo sie sich aufhalten.“
Joost dachte kurz nach und nickte dann „Ja. Da gebe ich Ihnen wohl Recht. So weit hatten wir gar nicht überlegt.“
„Dieser Typ, dieser Möbelpacker, kennen Sie den persönlich?“
„Warum interessiert Sie das?“
„Kann ich Ihnen nicht einmal sagen, aber irgendetwas stört mich an dem Mann. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihnen zu nahe trete, aber der wirkte auf mich nicht sonderlich Vertrauen erweckend.“
„Das einzige, das ich ihm anvertraut habe, ist das Hab und Gut aus meinem früheren Zuhause. Kennengelernt habe ich den Typen erst, als die angefangen haben, die Möbel und Kartons zu verladen. Was meinen Sie mit »nicht Vertrauenerweckend«?“
„Ich weiß nicht genau, aber mich erinnert der Kerl an irgendjemanden, dem man besser nicht vertrauen sollte.“
„Aha“, knurrte Joost und holte tief Luft „Wie dem auch sei, ich richte mich hier jedenfalls ein. Ich werde auf keinen Fall die erste Nacht außerhalb meiner Wohnung in irgendeinem Hotel verbringen. Lieb gemeint von Ihnen, aber ich bleibe auf jeden Fall hier.“
„Wenn Sie es sich anders überlegen“, der Mann im Anzug und mit Aktentasche zog ein kleines Pappkärtchen hervor und reichte es lächelnd an Joost weiter „Rufen Sie mich einfach an. Es dürfte nicht schwer sein ein Fremdenzimmer für Sie zu finden. Ich bin eigentlich nur hier um Ihnen auch noch die Zweitschlüssel zu geben“, erklärte er und reichte ein kleines Schlüsselbund an Joost weiter „Wenn Sie mir mit einer Unterschrift aushelfen würden“, lächelte der Mann so falsch, das Joost den Möbelpacker augenblicklich verstand, der ihm scheinbar nicht über den Weg traute.
„Mache ich“, knurrte Joost erneut und sah hinterher wie der Mann das Haus und anschließend das Grundstück verließ. Auf dem schmalen Gartenweg kamen ihm zwei Packer entgegen, zwischen sich einen Zweisitzer. Mit einem lauten »Huch« sprang der Makler zur Seite und ließ die Männer vorbei. Anschließend klopfte er sich den unsichtbaren Schmutz von der Anzughose und verließ murrend das Grundstück.
Joost grinste und wendete sich ab, als die Männer das Haus betraten.
„Jetzt kommen die Möbel. Wohin sollen wir die stellen?“, wollte einer von ihnen wissen.
„Stellen Sie die Dinger einfach irgendwo hin wo Platz ist. Ich kümmere mich selbst darum.“
„Wenn du möchtest“, begann der Packer, der dem Makler so zugesetzt hatte „Bleibe ich hier und helfe dir später beim Einrichten. So alleine macht das meist keinen richtigen Spaß und Hilfe braucht man sowieso. Da man in einer neuen Umgebung aber meistens niemanden kennt, ist das mit der Hilfe schwierig.“
Joost wirkte im ersten Moment verwirrt und schwieg. Der für ihn fremde Mann grinste „Keine Sorge. Ich will dir nicht ans Höschen, jedenfalls nicht ohne deine Zustimmung“, grinste er breit „Aber ich weiß wie es ist wenn man irgendwo so völlig alleine ist und neu wieder anfängt. Da ist man doch froh wenn noch jemand da ist, oder etwa nicht?“
Joost schnappte nach Luft und brauchte ein paar Sekunden, bis er schließlich nickte.
„Ja. Das wäre vielleicht gar keine so blöde Idee.“
„Ach du heiliges Kanonenrohr“, hörte Joost den Möbelpacker nur ein paar Stunden später ausstoßen und direkt im Anschluss daran lachen.
„Hier sind ja sogar die Kuscheltiere pink. Meine Nichte würde sich freuen. Die liebt pink ja auch, aber ob sie es auch noch gut finden würde wenn sie hier einziehen müsste, das möchte ich bezweifeln. Du sag mal, was hast du mit dem Plunder eigentlich vor?“
„Ich habe im Netz die Telefonnummer eines Entrümplers entdeckt der die Sachen am Montag abholen würde. Vorher war leider kein LKW mehr frei. Ich schlage also vor das wir das Zeug nach draußen bringen und in einer geschützten Ecke bis am Montag stehen lassen.“
„Das klingt gut“, erklärte der Mann, der sich kurz zuvor als Victor vorgestellt hatte. Er hatte nicht gezögert, als die Truppe die den Umzug vorgenommen hatte, ohne ihn abgefahren war. Er hatte ihnen einfach zugewinkt und hatte dann umgedreht, um Joost dabei zu helfen sich einzurichten. Zuerst hatten sie angefangen, die Küchenschränke auszuräumen, dann den Kühlschrank und die Gefriertruhe, in der nicht mehr allzu viel gelagert war. Dann hatte Joost begonnen die Schränke auszuwaschen und Victor hatte die Kartons gesucht, die mit Küche beschriftet waren. Gegen Abend hatte das erste Zimmer Gestalt angenommen und ein weiteres war leer geräumt, sodass sie Matratzen auslegen konnten, um darauf zu schlafen. Mit einer Flasche Rotwein und ein bisschen Brot und Käse hatten sie es sich im spärlichen Licht einer alten Lampe bequem gemacht. Jetzt tauschten sie alte Geschichten aus, wie bei einer Pyjamaparty, als sie noch kleine Jungs gewesen waren. Irgendwann, so kurz nach Mitternacht, waren sie eingeschlafen.
Als Joost am anderen Morgen aufwachte, hatte er den Geruch von frischem Kaffee in der Nase, reckte und streckte sich und lächelte mit noch geschlossenen Augen. Das waren die Momente, da liebte er Fabian ganz besonders. Er war immer früher wach als er und immer derjenige der dann das Frühstück machte. Im Grunde liebte er es, wenn er das Klappern des Geschirres hörte, den Geruch von frisch gebrühtem Kaffee in der Nase hatte und dann war da ja noch das fröhliche Pfeifen. Aber dieses Pfeifen blieb aus. Da dudelte nur das Radio in der Küche.
Und erst dann wurde Joost klar, dass Fabian nie wieder für ihn das Frühstück vorbereiten würde und auch nie wieder würde er ihn pfeifen hören.
Joost rappelte sich auf und horchte. Aber wer war dann in seiner Küche zugange?
Mit noch schläfrigem Blick suchte er in diesem Zimmer nach einem Anhaltspunkt, wo er sich aufhielt und erst, als er ein paar unausgepackte Kartons bemerkte, wurde ihm klar, wo er war und vor allen Dingen, wer bei ihm war.
„Victor?“, rief er noch müde und bekam tatsächlich eine Antwort.
„Was glaubst du denn, wer sonst um diese nachtschlafende Zeiten hier herumwerkelt. Schön, das du inzwischen auch ausgeschlafen hast. Ich dachte nämlich, es ist so schönes Wetter draußen und bei all der Arbeit hätten wir uns auch ein wenig Abwechslung verdient, oder? Ich habe ein Körbchen gepackt und Frühstück gemacht. Das nehmen wir zu uns und gehen dann einfach ein bisschen raus in die Natur. Heute mittag machen wir dann weiter.“
„Das klingt hervorragend, aber glaubst du, wir hätten so viel Zeit?“
„Wenn wir sie nicht haben, dann nehmen wir sie uns. Verdammte Plackerei. Immerzu nur schuften kann auch nicht gesund sein. Man muss auch mal an sich denken. Stimmts, oder habe ich Recht?“
Joost gähnte herzhaft und holte sich die Bilder von einem gelungenen Frühstück ins Gedächtnis. Er hätte gerne ein Glas ausgepressten Orangensaft, ein frisches Brötchen, Butter und nach Möglichkeit selbstgemachte Marmelade. Ach ja.. und einen frisch gemahlenen Kaffee. Das wäre das Höchste der Gefühle und mehr brauchte er auch nicht, um glücklich in den Tag zu starten.
Er schwang sich aus dem Bett, zog sich in Windeseile an und erschien mit einem strahlenden Lächeln in der Küche.
„Ich gehe mich schnell waschen, dann können wir los. Du hast ganz Recht, man muss auch mal an sich selbst denken.“
Eine Stunde später standen sie vor dem Haus und überlegten, wohin sie gehen sollten. Rechts oder links?
„Wir gehen da lang“, gab Joost vor und deutete nach links „Nach rechts geht es auf die Hauptstraße zu. Von dort sind wir gestern gekommen.“
„Stimmt“, murmelte Victor und setzte sich samt seinem überquellenden Korb in Bewegung. Joost war immer noch wie betäubt von dem gerade erst eingenommenen Frühstück. Tatsächlich hatte es Orangensaft gegeben, auch wenn es kein frisch ausgepresster war. Die Brötchen waren noch aus der Tiefkühltruhe, die sie gestern ausrangiert hatten und die noch geschlossene Marmelade aus einem Küchenschrank. Butter hatte Joost selbst im Gepäck gehabt und besonders verblüfft hatte ihn eine mini Flasche Sekt, die Victor wohl auch noch irgendwo im Haus gefunden hatte. Da alles noch geschlossen gewesen war und in einwandfreiem Zustand, hatte es wohl keinen Grund gegeben die Sachen zu entsorgen.
Nach diesem ausgiebigen Mahl hatten sie aufgeräumt und hatten dann den Korb genommen, der auch noch von den Vorbesitzern war.
Sie liefen einfach gemütlich den Feldweg entlang, bis er sich gabelte. Sie kommunizierten nicht miteinander, schlugen aber den gleichen Weg ein. Nach einer weiteren Stunde laufen blieb Victor plötzlich stehen.
„Ich habe das dumme Gefühl das wir vom Weg abgehen sollten. Dort hinein in den Wald“, zeigte er und hob die Schultern, während er mit dem Kopf schüttelte „Frag nicht. Ich weiß nicht warum, aber ich würde gerne dort lang gehen.“
„Was erwartest du denn da?“
„Irgendwelches Wasser. Keinen Schimmer ob See oder einfach nur ein kleiner Bach, aber auf jeden Fall Wasser.“
„Ist das denn wichtig?“
„Für viele vielleicht nicht, aber ich liebe Wasser. Ich schwimme für mein Leben gerne, habe schon als Kind Kneippkuren gemacht, liebe Rafting Touren und mag mein Kanu.“
„Na gut. Ich bin auch begeisterter Schwimmer und rudere auch halbwegs passabel, aber ich kann auch ganz gut ohne Wasser leben.“
„Nee“, protestierte Victor „Das könnte ich nicht. Ein Mal in der Woche zieht es mich ins Nass. Ich könnte niemals irgendwo leben wo kein See in der Nähe ist, oder wenigstens ein angenehm breites Flüsschen auf dem man Wassersport betreiben darf. Das wären für mich alles Kritikpunkte mir eine feste Bleibe zu suchen. Warum hast du dich denn für dieses Haus hier entschieden. Es waren doch sicherlich noch mehr im Rennen, oder etwa nicht?“
„Ja klar“, begann Joost und lief einfach neben dem Mann her, der sich so sehr für sein Leben interessierte, das er ständig Fragen danach stellte „Hatte ich mir noch mehr Häuser ausgesucht, aber das Wichtigste war wohl die Arbeitsstelle. Als ich die Zusage für die bekommen habe bei der ich am nächsten Ersten anfangen kann, da hatten sich alle anderen Häuser erledigt, verstehst du?“
„Und dann hast du den Makler angerufen und hast dieses Haus hier gekauft, oder gemietet, ohne es vorher besichtigt zu haben?“
„Genau so ist es gelaufen. Ich habe es mir im Netz angesehen und für gut befunden. Anschließend habe ich alles in die Wege geleitet. Es gab für mich keinen Grund mir das Haus genauer anzusehen. Es ist schließlich nur ein Haus.“
„Warum bist du überhaupt weggezogen? Gab es dafür einen Grund?“
„Ja, den gab es“, antwortete Joost und blieb stehen, genau wie Victor. Während des Laufens hatten sie sich so in ihr Gespräch vertieft, das sie die Zeit vergessen hatten „Aber willst du das wirklich wissen?“
„Hätte ich sonst gefragt?“, wollte Victor wissen und setzte sich auf einen flachen Stein, der zufällig am Rand des kleinen Sees lag. Er begann den Korb auszupacken und beobachtete Joost dabei, als dieser begann seine Geschichte zu erzählen.
Aufmerksam hörte Victor zu, verharrte einige Male dabei, um nichts zu verpassen und seufzte, als Joost den Unfall erwähnte.
„Oh Gott“, gab er von sich und legte erschrocken die linke Hand über seinen Mund „Wie schrecklich“, machte er weiter, als Joost nickte.
„Ja. So hätte es wirklich nicht enden müssen.“
„Meinst du, sie hat ihn während des Fahrens abgelenkt?“
„Darüber kann ich nur spekulieren“, antwortete Joost „Ich habe mit der Frau ja nicht gesprochen und weiß ansonsten nur das was mir die Polizei erzählt hat. Und die sagten mir lediglich das er nicht alleine im Fahrzeug war und der LKW das Fahrzeug erst gesehen hat, als es schon zu spät war um den Unfall abzuwenden. Und dann wurde mir erzählt das er nicht alleine war und eine Frau neben ihm gesessen hat. Später teilten sie mir dann noch mit das die beiden öfter irgendwelche Ausflüge zusammen unternommen haben und wenn er auf Messen war, dann war sie immer dabei“, sagte Joost und holte sich das Bild seines ehemaligen, verstorbenen Partners vor die Augen.
Victor berührte ihn kurz und sanft an der Schulter und bat ihn durch die Geste ihn anzusehen.
„Ja, ich habe gefragt weil es mich interessiert hat, aber wenn es dir weh tut, dann musst du nicht darüber reden. In Ordnung?“
„Ich war lange deshalb in Therapie, aber es fällt mir immer noch schwer außerhalb geschützter vier Wände darüber zu sprechen, dabei bin ich sicher nicht der erste dem sowas passiert und garantiert auch nicht der Letzte“, antwortete Joost und wich Victors Blick aus.
Der Möbelpacker schnaubte „Nee, garantiert nicht. Ich weiß zum Beispiel von einem Freund dessen Partner ihn immer und immer wieder mit verschiedenen Frauen betrogen hat, bis er endlich den Mut gefunden hatte ihm zu sagen das er bisexuell ist und das gerne auch ausleben würde. Und aus meiner Sicht kann ich dir nur sagen“, machte Victor weiter und richtete erneut seinen Blick auf Joost „Das es nicht einfach ist dem Partner etwas zu sagen, das man sich kaum selbst eingestehen kann.“
Joost erwiderte den Blick und nahm ihm ein Glas aus der Hand.
„Wie meinst du das?“
Victor schluckte gut sichtbar einen dicken Kloß im Hals hinunter.
„Ich war mir von Beginn der Pubertät an sicher das ich schwul bin“, begann er und senkte den Blick „Aber nach der ersten Nacht mit einem Freund war ich auch neugierig auf eine Frau. Was soll ich sagen?“, machte er weiter „Natürlich habe ich das auch ausprobiert“, grinste er und begann zu lachen.