Wege der Liebe - Nora Roberts - E-Book

Wege der Liebe E-Book

Nora Roberts

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Beschreibung

Das grandiose Finale der O'Dwyer-Saga!
Im Mittelpunkt des dritten Romans stehen Branna und Fin, die bereits mit 17 Jahren eine Liebesbeziehung hatten, die jedoch zerbrochen ist. Branna liebt Fin noch immer, mißtraut ihm aber seither. Welche Rolle spielt Fin eigentlich im Kampf gegen Cabhan? Ist er in die Machtspiele Cabhans verwickelt, oder steht er auf Seiten von Iona, Connor und Branna?

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Seitenzahl: 526

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Zum Buch

Branna O’Dwyer und Fin Burke wünschen sich nichts sehnlicher, als ihren Gefühlen zueinander nachzugeben. Allerdings verhindert ein jahrhundertealter Fluch ihre Liebe: Weil Fin der letzte Nachkomme des dunklen Magiers Cabhan, des unversöhnlichen Feindes der Fa­milie O’Dwyer, ist, trägt er sein Mal. Dadurch können die beiden ­Liebenden nicht vereint sein, ohne den Kreis der Freunde in Gefahr zu bringen. Denn die Nächte werden länger im mystischen County Mayo, und immer häufiger mischt sich der Schatten von Cabhan in die Dunkelheit. Er lauert den Mitgliedern des Zirkels auf und wartet nur auf eine Gelegenheit, um sich für die erlittenen Qualen ihres letzten Kampfes zu rächen.

Branna und Fin wissen, dass sie ihn endgültig besiegen müssen, wenn ihre Liebe jemals eine Chance haben soll. Gemeinsam mit ihren Freunden erwecken sie ihre Fähigkeiten und suchen nach der rich­tigen Formel, um Cabhans Macht zu brechen. Noch wissen sie nicht, aus welcher Quelle er seine Kraft und seine Magie bezieht. Doch der Tag des Entscheidungskampfs rückt näher.

Zur Autorin

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt. Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauf­lage von 400 Millionen Exemplaren überschritten. Mehr als 190 Titel waren auf der New-York-Times-Bestsellerliste, und ihre Bücher erobern auch in Deutschland immer wieder die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Mehr Informationen über die Autorin und ihr Werk finden Sie hier.

Besuchen Sie die Autorin auf www.noraroberts.com

NORA ROBERTS

WEGEDER LIEBE

Roman

Aus dem Amerikanischen von Katrin Marburger

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Die Originalausgabe BLOOD MAGICK, BOOK THREE OF THE COUSINS O’DWYER TRILOGY erschien 2014 bei The Berkeley Publishing Group, Penguin Group (USA) LLC, New York

Zu den Eingangszitaten:

Aus dem Gedicht »Kurzlebigkeiten« (engl. »Ephemera«), in: William Butler Yeats: Die Gedichte. Deutsch von Mirko Bonné. Luchterhand Verlag, München 2005, Seite 20

William Shakespeare: Macbeth. Zweisprachige Ausgabe. Neu übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Frank Günther. dtv, München 1995, III. Akt, 4. Szene, Seite 109

Vollständige deutsche Erstausgabe 05/2015

Copyright © 2014 by Nora Roberts

Published by Arrangement with Eleanor Wilder

Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Copyright © 2015 dieses E-Books by Wilhelm Heyne Verlag, München

Covergestaltung: t. mutzenbach design

Covermotiv: Gayvoronskaya_Yana, Sara Winter, Mike Pellinni, Foto Para Ti, shutterupeire, ANP / shutterstock.com

Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich

ISBN: 978-3-641-13935-3V002

www.heyne.de

 

Für Kat,

eines der hellsten Lichter in meinem Leben

 

Wie weit die Sterne weg sind, wie lang her

Dein erster Kuss und ach! wie alt mein Herz.

William Butler Yeats

Das lechzt nach Blut, sagt man: Blut lechzt nach Blut.

William Shakespeare

 

 

1

Sommer 1276

An einem strahlenden Tag gegen Ende des Sommers sammelte Bran­naugh Kräuter, Blumen, Blätter für Salben, Elixiere und Tees. Nachbarn und Reisende kamen in der Hoffnung auf Heilung zu ihr, der Dunklen Hexe, wie sie einst zu ihrer Mutter gekommen waren, mit Schmerzen an Leib, Herz und Seele, und zahlten mit Münzen, Diensten oder Waren.

So hatten sie und ihre Geschwister sich ein neues Leben in Clare aufgebaut, fern von ihrem Zuhause in Mayo. Fern von der Hütte im Wald, wo sie gelebt hatten und wo ihre Mutter gestorben war.

Sie waren zufriedener und fröhlicher, als Bran­naugh es für möglich gehalten hatte nach jenem schrecklichen Tag, an dem ihre Mutter ihnen bis auf einen kleinen Rest ihre ganze Macht gegeben und sie fortgeschickt hatte, damit sie in Sicherheit waren, während sie selbst sich opferte.

Voller Kummer, dachte sie, voller Gehorsam und Furcht hatte sie getan, was von ihr verlangt worden war, hatte ihren jüngeren Bruder und die kleine Schwester von zu Hause fortgeführt.

Sie hatten die Liebe, die Kindheit und ihre Unschuld zurückgelassen.

Viele Jahre war das nun her. Die ersten davon hatten sie auf Geheiß ihrer Mutter bei ihrer Verwandten und deren Mann verbracht – sicher, umsorgt, willkommen. Doch dann war die Zeit gekommen, dieses Nest zu verlassen und das anzunehmen, was sie waren und immer sein würden …

Die drei Dunklen Hexen.

Ihre Pflicht, ihre Bestimmung vor allem anderen. Cabhan auszulöschen, den finsteren Zauberer, der ihren Vater umgebracht hatte, Daithi den Tapferen, und ihre Mutter, Sorcha. Cabhan, dem es irgendwie gelungen war, den Fluch zu überleben, mit dem Sorcha ihn belegt hatte.

An einem strahlenden Spätsommertag wie diesem schien das alles weit weg zu sein – die Schrecken jenes letzten Winters, Blut und Tod jenes letzten Frühlings.

Hier in der Heimat, die sie sich geschaffen hatten, duftete es nach dem Rosmarin in ihrem Korb, nach den Rosen, die ihr Mann zur Geburt ihres ersten Kindes gepflanzt hatte. Die Wolken bauschten sich wie kleine Schäfchen auf der blauen Himmelsweide, und der Wald, die kleinen Felder, die sie angelegt hatten, leuchteten grün wie Smaragde.

Bran­naughs Sohn, noch keine drei Jahre alt, saß auf einem sonnigen Fleck und schlug auf die kleine Trommel, die sein Vater ihm gebaut hatte. Er sang und johlte und trommelte voll fröhlicher Unschuld, sodass ihre Augen vor Liebe brannten.

Ihre Tochter, kaum ein Jahr alt, schlief mit ihrer liebsten Flickenpuppe im Arm, bewacht von Kathel, dem treuen Hund der Familie.

Und ein weiterer Sohn strampelte und trat sie in ihrem Leib.

Von dort, wo sie stand, konnte sie die Lichtung sehen und die kleine Hütte, die sie, Eamon und Teagan vor beinahe acht Jahren gebaut hatten. Kinder, dachte sie, die ihre Kindheit nicht hatten genießen können.

Die Geschwister lebten immer noch ganz in der Nähe. Der treue Eamon, stark und wahrhaftig. Und Teagan, so freundlich und heiter. Sie waren glücklich, dachte Bran­naugh, und Teagan war sehr verliebt in den Mann, den sie im Frühjahr geheiratet hatte.

Alles war friedlich, trotz Brins Trommeln und Johlen. Die Hütte, die Bäume, die grünen, mit Schafen gepunkteten Hügel, der Garten, der strahlend blaue Himmel.

All das musste zu Ende gehen, und zwar bald schon.

Die Zeit nahte – sie spürte es so deutlich wie die Tritte ihres Babys in ihrem Bauch.

Die strahlenden Tage würden dem Dunkel weichen. Der Frieden würde in Blut und Kampf enden.

Sie fasste an das Amulett mit dem Abbild eines Hundes. Ihr Schutz, den ihre Mutter mit Blutmagie beschworen hatte. Bald, dachte sie, würde sie diesen Schutz wieder brauchen.

Sie legte eine Hand an den Rücken, wo es ein wenig schmerzte, und erblickte im selben Moment ihren Mann, der nach Hause geritten kam. Der schöne Eoghan, mit dem sie so verbunden war. Augen grün wie die Hügel, rabenschwarzes Haar, das sich bis auf seine Schultern ringelte. Er ritt aufrecht und mühelos auf der stämmigen kastanienbraunen Stute, und seine Stimme erhob sich wie so oft zu einem Lied.

Der Anblick entlockte ihr ein Lächeln, und ihr Herz wurde leicht wie ein Vogel, der sich in die Lüfte schwang. Sie, die so sicher gewesen war, dass es für sie keine Liebe geben konnte, keine Familie außer den Blutsverwandten, kein Leben jenseits ihrer Bestimmung, hatte sich rettungslos in Eoghan aus Clare verliebt.

Brin sprang auf und rannte los, so schnell ihn seine kleinen Beinchen trugen. Dabei rief er wieder und wieder: »Da, Da, Da!«

Eoghan beugte sich herab und hob den Jungen in den Sattel. Das gemeinsame Lachen von Mann und Kind flog zu ihr her­über. Wieder brannten ihr die Augen. In diesem Moment hätte sie ihre ganze Macht gegeben, jeden Tropfen davon, um ihnen zu ersparen, was da kommen würde.

Die Kleine, der sie den Namen ihrer Mutter gegeben hatte, quengelte, und Kathel regte seine alten Knochen, um ein leises Wuff von sich zu geben.

»Ich höre sie.« Bran­naugh stellte den Korb ab und ging zu ihrer erwachenden Tochter, nahm sie auf den Arm, herzte und küsste sie zärtlich, während Eoghan neben sie ritt.

»Schau mal, was ich auf der Straße gefunden habe. Einen kleinen Streuner.«

»Ich finde, den sollten wir behalten. Vielleicht sieht er ganz nett aus, wenn man ihn sauber macht, dann können wir ihn auf dem Markt verkaufen.«

»Er könnte uns ein hübsches Sümmchen einbringen.« Eoghan küsste seinen kichernden Sohn aufs Haar. »Runter mit dir, ­Junge.«

»Reiten, Da!« Brin wandte den Kopf und sah Eoghan aus großen, dunklen Augen bettelnd an. »Bitte! Reiten!«

»Aber nur ganz kurz, dann will ich meinen Tee.« Eoghan zwinkerte Bran­naugh zu, bevor er im Galopp davonsprengte, sodass der Junge aufjauchzte.

Bran­naugh griff wieder zu ihrem Korb und schob sich die kleine Sorcha auf die Hüfte. »Komm, alter Freund«, sagte sie zu Kathel. »Es ist Zeit für dein Stärkungsmittel.«

Sie ging zu dem hübschen Häuschen hinüber, das Eoghan mit seinen geschickten, starken Händen gebaut hatte. Drinnen schürte sie das Feuer, setzte ihre Tochter hin und bereitete den Kräutertee vor.

Während sie Kathel streichelte, massierte sie ihn zugleich mit dem Tonikum, das sie für ihn gemischt hatte, damit er gesund und scharfsichtig blieb. Ihr Schutztier, ihr Herz, dachte sie. Ein paar Jahre lang würde sie sein Leben noch strecken können. Sie würde es wissen, wenn die Zeit kam, ihn gehen zu lassen. Aber noch war es nicht so weit.

Sie stellte Honigkuchen und Marmelade auf den Tisch und hatte den Tee fertig, als Eoghan und Brin Hand in Hand hereinkamen.

»Mhm, das ist gut.«

Eoghan strubbelte Brin über den Kopf, beugte sich zu Bran­naugh hinab und küsste sie. Das dehnte er ein wenig aus, wie immer.

»Du bist früh zu Hause«, begann sie, als ihr Mutterblick sah, wie Brin nach dem Honigkuchen griff. »Wasch dir erst die Hände, mein Junge, und dann setzt du dich wie ein feiner Herr zu deinem Tee.«

»Sie sind gar nicht dreckig, Ma.« Brin streckte die Hände aus.

Bran­naugh zog nur die Augenbrauen hoch, als sie die schmut­zigen kleinen Finger sah. »Waschen. Ihr beide.«

»Mit Frauen kann man nicht diskutieren«, erklärte Eoghan seinem Sohn. »Das wirst du noch lernen. Ich habe den Schuppen für die Witwe O’Brian fertiggebaut. Bei Gott, ihr Junge ist wirklich nutzlos wie Zitzen an einem Geißbock, er hat sich einfach verdrückt. Aber ohne ihn ging es schneller voran.«

Eoghan berichtete von der Arbeit, während er seinem Sohn half, sich die Hände abzutrocknen, und als er kurz darauf seine Tochter in die Luft schwang, sodass sie vor Freude quiekte, erzählte er, was er demnächst tun würde.

»Du bist die Freude in diesem Haus«, murmelte Bran­naugh. »Du bist sein Licht.«

Er sah sie ruhig an und setzte die Kleine ab. »Und du bist sein Herz. Setz dich, ruh deine Füße ein wenig aus. Trink deinen Tee.«

Er wartete. Oh, sie wusste, dass er eine Engelsgeduld hatte. Oder den größten Dickschädel – was allerdings oft auf dasselbe herauskam, zumindest bei einem Mann wie Eoghan.

Als die Hausarbeit getan, das Abendessen vorüber war und die Kinder im Bett lagen, nahm er ihre Hand. »Gehst du ein Stück mit mir, holde Bran­naugh, es ist so ein schöner Abend?«

Wie oft hatte er diese Worte zu ihr gesagt, als er noch um sie warb – als sie noch versuchte, ihn zu verscheuchen wie eine Mücke …

Jetzt holte sie ihr Umschlagtuch – ein Lieblingsstück, das Teagan ihr gemacht hatte – und legte es sich um die Schultern. Sie warf einen Blick zu Kathel hinüber, der am Feuer lag.

Pass für mich auf die Kinder auf, trug sie ihm auf und ließ sich von Eoghan in den kühlen, feuchten Abend hinausziehen.

»Es gibt Regen«, sagte sie. »Noch vor dem Morgen.«

»Dann haben wir ja Glück, dass wir diesen Abend haben.« Eoghan legte ihr eine Hand auf den Bauch. »Alles gut?«

»O ja. Der junge Mann ist sehr lebhaft, immer in Bewegung. Ganz wie sein Vater.«

»Wir stehen gut da, Bran­naugh. Wir könnten uns eine Hilfe leisten.«

Bran­naugh warf ihm einen Seitenblick zu. »Hast du etwas auszusetzen? Am Zustand des Hauses, der Kinder, am Essen, das auf den Tisch kommt?«

»Überhaupt nicht, in keiner Weise. Aber ich habe gesehen, wie meine Mutter sich kaputt geschuftet hat.« Während Eoghan sprach, massierte er ihren Rücken, als wüsste er von dem kleinen, bohrenden Schmerz, der dort saß. »Ich will nicht, dass es dir genauso geht, a ghrá.«

»Es geht mir gut, wirklich.«

»Warum bist du traurig?«

»Das bin ich nicht.« Eine Lüge, dachte Bran­naugh, und sie log Eoghan niemals an. »Ein wenig. Wenn Frauen ein Kind erwarten, sind sie manchmal ein bisschen seltsam, wie du wissen müsstest. Habe ich nicht eimerweise Tränen vergossen, als ich mit Brin schwanger war und du die Wiege hereinbrachtest, die du gebaut hattest? Ich habe geheult, als würde die Welt untergehen.«

»Vor Freude. Aber jetzt bist du nicht froh.«

»Doch, ich bin froh. Gerade heute stand ich hier und schaute unsere Kinder an, spürte, wie das nächste sich in mir bewegte, dachte an dich und das Leben, das wir haben. Solche Freude, Eoghan. Wie oft habe ich Nein gesagt, als du mich batest, die Deine zu werden?«

»Einmal war schon zu viel.«

Bran­naugh lachte, auch wenn ihr Tränen in der Kehle aufstiegen. »Aber du hast wieder und wieder gefragt. Mit Liedern und Geschichten hast du um mich geworben und mit Wildblumen. Und immer noch habe ich dir gesagt, ich würde nie irgend­jemandes Frau sein.«

»Niemandes außer meine.«

»Niemandes außer deine.«

Sie atmete die Nachtluft ein, den Duft des Gartens, des Waldes, der Hügel. Sie atmete ein, was ihr Zuhause geworden war, und wusste doch, sie würde es verlassen für das Zuhause ihrer Kindheit, für ihre Bestimmung. »Du wusstest, was ich war, was ich bin. Und dennoch wolltest du mich – nicht die Macht, sondern mich.«

Das zu wissen bedeutete ihr alles, und es hatte das Herz geöffnet, das sie so fest verschlossen halten wollte.

»Und als ich nichts mehr dagegen tun konnte, dass ich dich liebte, habe ich dir alles erzählt, alles, und habe wieder Nein gesagt. Aber du hast noch einmal gefragt. Weißt du noch, was du zu mir gesagt hast?«

»Ich sage es abermals.« Eoghan wandte sich zu ihr und nahm ihre Hände, genau wie an dem Tag vor vielen Jahren. »Du bist mein und ich bin dein. Alles, was du bist, nehme ich. Alles, was ich bin, gebe ich. Ich bleibe bei dir, Bran­naugh, Dunkle Hexe aus Mayo, in Feuer und Wasserfluten, in Freud und Leid, in Frieden und Streit. Sieh in mein Herz, denn du hast die Macht dazu. Sieh in mich hinein, und du findest Liebe.«

»Und das habe ich getan. Das tue ich, Eoghan.« Sie drängte sich an ihn, wühlte sich in ihn hinein. »Das macht mich so froh.«

Doch sie weinte.

Er streichelte sie, beruhigte sie, dann schob er sie sanft von sich, um ihr im bleichen Mondlicht ins Gesicht zu sehen. »Wir müssen zurück. Zurück nach Mayo.«

»Bald. Es tut mir leid …«

»Nein.« Er berührte ihre Lippen mit seinen, brachte sie so zum Schweigen. »So sprichst du nicht zu mir. Hast du meine Worte nicht gehört?«

»Wie konnte ich es wissen? Selbst als du die Worte gesagt hast und ich spürte, wie sie mein Herz ergriffen, wie konnte ich wissen, dass ich so empfinden würde? Alles in mir wünscht sich hierzubleiben. Hier bei dir zu sein, all das andere beiseitezu­lassen. Aber ich kann nicht. Das kann ich nicht für uns tun. Eoghan, unsere Kinder.«

»Nichts wird ihnen geschehen.« Wieder legte er eine Hand auf ihren Bauch. »Nichts und niemand wird ihnen etwas tun. Das schwöre ich.«

»Ja, das musst du schwören, denn wenn die Zeit gekommen ist, muss ich sie verlassen und mit meinen Geschwistern Cabhan gegenübertreten.«

»Und mit mir.« Er fasste sie an den Schultern, und seine Augen funkelten hitzig und wild. »Was oder wem auch immer du dich stellst, ich stehe dir zur Seite.«

»Das musst du schwören.« Sanft zog sie seine Hände wieder auf ihren Bauch, in dem ihr Sohn strampelte. »Unsere Kinder, ­Eoghan, du musst schwören, sie zu beschützen, vor allem anderen. Du und Teagans Mann, ihr müsst sie vor Cabhan behüten. Was ich tun muss, könnte ich nie tun, wenn ich nicht wüsste, dass ihr Vater und ihr Onkel sie beschützen. Bei deiner Liebe, Eoghan, schwöre es.«

»Ich würde mein Leben für dich geben.« Er lehnte die Stirn an ihre, und sie spürte seinen Kampf – Mann, Ehemann, Vater. »Ich schwöre dir, ich würde mein Leben für unsere Kinder geben. Ich schwöre, dass ich sie beschützen werde.«

»Ich bin gesegnet mit dir.« Sie führte seine Hände von ihrem Bauch an ihre Lippen. »Gesegnet. Und du würdest mich nicht bitten zu bleiben?«

»Alles, was du bist«, erinnerte er sie. »Du hast etwas gelobt, und dieses Gelöbnis ist auch meins. Ich bin bei dir, mo chroi.«

»Du bist das Licht in mir.« Seufzend lehnte sie den Kopf an seine Schulter. »Das Licht, das in unseren Kindern scheint.«

Alles, was sie war, würde sie dazu verwenden, dieses Licht und das, was daraus kam, zu hüten und endlich, endlich das Dunkel zu besiegen.

Sie blieb noch, kostete jeden Tag aus, bewahrte ihn im Herzen. Wenn ihre Kinder sich ausruhten, wenn das Kind in ihrem Leib darauf bestand, dass auch sie sich Ruhe gönnte, saß sie mit dem Zauberbuch ihrer Mutter am Feuer. Studierte es, fügte ihre eigenen Zaubersprüche, Worte und Gedanken hinzu. Dies, so wusste sie, würde sie zusammen mit ihrem Amulett weitergeben. An ihre Kinder, an jenes ihrer Kinder, das die Bestimmung der Dunklen Hexe fortführen würde, sollten sie, Eamon und Teagan scheitern.

Ihre Mutter hatte geschworen, sie – oder die von ihrem Blut – würden Cabhan vernichten. Mit ihren eigenen Augen hatte sie einen von ihrem Blut gesehen, aus einer anderen Zeit, und sie hatte mit ihm gesprochen.

Von einer anderen hatte sie geträumt, einer Frau mit dem Amulett, das sie nun trug und das eines von dreien war – genau wie sie selbst.

Sorchas drei würden Kinder haben, und auch diese würden Kinder bekommen. So würde das Vermächtnis weitergetragen und mit ihm die Bestimmung, bis sie erfüllt war.

Sie würde sich nicht davon abkehren, konnte es nicht. Sie spürte die Regungen in ihrem Blut, während der Sommer dahinging, und würde, konnte sich ihnen nicht verschließen.

Doch sie hatte ihre Kinder zu versorgen, musste sich um ihr Zuhause kümmern, die Tiere füttern, im Garten ernten, die kleine Ziege melken. Musste Nachbarn und Reisende heilen.

Und sie musste ihre Hexenkraft bewahren, ihre helle, starke Hexenkraft.

Als die Kinder schliefen – auch Brin, der sich mit aller Kraft dagegen gewehrt hatte, die Augen zu schließen –, trat sie vors Haus, um frische Luft zu schnappen. Und erblickte ihre Schwester, die mit einem Korb den Weg heraufkam, das blonde Haar zu einem langen Zopf geflochten.

»Du musst gehört haben, dass ich dich bei mir haben wollte. Mir ist danach, mich mit jemandem zu unterhalten, der älter als drei Jahre ist.«

»Ich habe Graubrot dabei, weil ich mehr als genug gebacken habe. Und ich wollte auch unbedingt zu dir.«

»Dann esse ich sofort welches, ich habe nämlich ständig Hunger.« Lachend breitete Bran­naugh für ihre Schwester die Arme aus. Teagan, wunderhübsch mit ihrem sonnenhellen Haar und den Augen von der Farbe der Hasenglöckchen, die ihre Mutter so gern gemocht hatte. Bran­naugh zog sie an sich – und schob sie gleich wieder weg. »Du bekommst ein Kind!«

»Konntest du mir nicht die Gelegenheit lassen, es dir selbst zu sagen?« Glühend, strahlend fiel Teagan der Schwester erneut um den Hals und drückte sie fest. »Ich bin mir erst seit heute Morgen sicher. Ich wurde wach und wusste, da ist ein Leben in mir. Ich habe es Geal­bhan noch nicht gesagt, weil ich es erst dir erzählen musste. Und um mir sicher zu sein. Jetzt bin ich es. Ich plappere wie ein Wasserfall. Ich kann gar nicht aufhören.«

»Teagan.« Bran­naugh stiegen die Tränen in die Augen, als sie die Schwester auf die Wangen küsste und sich an das kleine Mädchen erinnerte, das an jenem dunklen Morgen vor so langer Zeit geweint hatte. »Sei gesegnet, deirfiúr bheag. Komm rein. Ich mache dir einen Tee, etwas, das gut für dich und das Leben in dir ist.«

»Ich will es Geal­bhan erzählen«, sagte Teagan, während sie mit Bran­naugh hineinging und ihr Tuch abnahm. »An dem kleinen Fluss, wo er mich zum ersten Mal geküsst hat. Und dann sage ich Eamon, dass er schon wieder Onkel wird. Ich will Musik und fröhliche Stimmen. Kommst du heute Abend mit Eoghan und den Kindern?«

»Natürlich. Dann bekommst du deine Musik und die fröh­lichen Stimmen.«

»Ich vermisse Ma. Ach, es ist albern, ich weiß, aber ich will es ihr erzählen. Ich will es Da sagen. Ich trage ein Leben in mir, eines, das von ihnen kam. Ging dir das auch so?«

»Ja, jedes Mal. Als Brin kam und auch bei meiner eigenen Sorcha. Ich habe Ma für einen Augenblick gesehen, nur ganz kurz. Ich habe sie gespürt, und Da auch. Ich habe gespürt, dass sie da waren, als meine Babys den ersten Schrei ausstießen. Das war wunderschön, Teagan, und traurig zugleich. Und dann …«

»Erzähl weiter.«

Aus Bran­naughs Augen schienen diese Freude und dieses Leid, als sie die Hände über dem Kind in ihrem Leib faltete. »Die Liebe ist so heftig, so stark. Wenn du dieses Leben trägst, nicht in deinem Bauch, sondern auf den Armen. Die Liebe, die dann über dich kommt. Du denkst, du kennst das, aber dann spürst du es, und was du zu kennen glaubtest, ist blass und schwach gegen dieses Gefühl. Jetzt weiß ich, was Ma für uns empfunden hat. Und Da. Auch du wirst es wissen.«

»Kann es überhaupt noch mehr werden?« Teagan legte fest die Hand auf ihren Bauch. »Es fühlt sich schon so riesig an.«

»Doch, das kann es. Das wird es.« Bran­naugh schaute zu den Bäumen hinaus, zu den üppig wuchernden Gärten. Und ihr Blick verschleierte sich.

»Dieser Sohn in dir, er wird nicht der Eine sein, selbst wenn er stark sein und die Hexenkraft ihm zufallen wird. Auch der Sohn, den du nach diesem bekommst, ist nicht der Eine. Deine Tochter, dein drittes Kind, ist die Nächste. Sie wird deine Eine sein, die eine der drei. Blond wie du, mit gütigem Herzen und wachem Verstand. Du wirst sie Ciara nennen. Eines Tages wird sie das Zeichen tragen, das unsere Mutter für dich gemacht hat.«

Bran­naugh setzte sich, da ihr plötzlich schwindlig wurde. Teagan stürzte zu ihr.

»Alles in Ordnung, es geht mir gut. Das kam nur so schnell, dass ich nicht darauf vorbereitet war. Ich bin dieser Tage ein bisschen langsamer.« Sie tätschelte Teagans Hand.

»Ich habe nicht aufgepasst. Ich habe nicht daran gedacht.«

»Warum solltest du auch? Es ist dein gutes Recht, glücklich zu sein. Das wollte ich dir wahrhaftig nicht verderben.«

»Hast du auch nicht. Wie könntest du irgendetwas verderben, wenn du mir sagst, ich bekomme einen Sohn, dann noch einen und eine Tochter? Nein, bleib da sitzen. Ich mache den Tee fertig.«

Beide schauten zur Tür, die sich öffnete.

»Er hat wirklich ein Näschen für frisches Brot, unser ­Eamon«, sagte Teagan, als ihr Bruder hereinkam, das braune Haar um das unverschämt hübsche Gesicht zerzaust wie immer.

Grinsend schnüffelte er in der Luft wie ein Hund. »Gewiss habe ich ein Näschen, aber das brauchte ich gar nicht, um herzufinden. Ihr beiden lasst hier ein Licht aufscheinen, das dem Mond Beine macht. Wenn ihr vorhabt, einen so hellen Zauber zu wirken, hättet ihr mir das auch sagen können.«

»Wir haben nicht gehext. Nur geredet. Heute Abend machen wir in der Hütte ein kleines Céilí. Und du kannst Bran­naugh Gesellschaft leisten, wenn ich gehe, damit ich Zeit habe, Geal­bhan zu erzählen, dass er Vater wird.«

»Da es frisches Brot gibt … Was, Vater?« Eamons leuchtend blaue Augen strahlten vor Freude. »Das ist ja fantastisch!« Er hob Teagan hoch und wirbelte sie herum, dann noch einmal, als sie lachte. Er setzte sie auf einen Stuhl, küsste sie und sah Bran­naugh grinsend an. »Das würde ich mit dir ja auch machen, aber wahrscheinlich würde ich mir das Rückgrat brechen, wenn ich diesen Berg hochhieve.«

»Ich glaube, meine Marmelade bekommst du nicht zu diesem Brot.«

»Es ist ein sehr schöner Berg. Einer, der mir schon einen hübschen Neffen und eine allerliebste Nichte geschenkt hat.«

»Also gut, vielleicht bekommst du einen Klecks.«

»Geal­bhan wird ganz aus dem Häuschen sein.« Sanft – denn mit Teagan war er immer sanft – strich Eamon seiner kleinen Schwester über die Wange. »Und es geht dir gut, Teagan, ja?«

»Ich fühle mich bestens. Wahrscheinlich koche ich ein Fest­essen, das wäre dir doch recht, oder?«

»Aber ja, und wie.«

»Und du musst die Frau finden, die zu dir passt«, fügte Teagan hinzu, »denn du wärst ein wunderbarer Vater.«

»Mir ist es mehr als recht, dass ihr beiden die Kinder liefert, sodass ich der fröhliche Onkel sein kann.«

»Ihr Haar ist wie Feuer, ihre Augen sind wie das Meer im Sturm, und sie hat einen Schimmer eigener Hexenkraft.« Bran­naugh lehnte sich zurück und legte die Hand auf ihren gewölbten Bauch. »Es kommt in den letzten Tagen in Wellen. Manche von ihm, denke ich – er ist ungeduldig.« Dann lächelte sie. »Es ist gut, die Frau zu sehen, die dich einmal nimmt, Eamon. Nicht nur für einen Taumel, sondern fürs Leben.«

»Ich bin nicht auf eine Frau aus. Jedenfalls auf keine bestimmte.«

Teagan streckte die Hand aus, legte sie auf seine. »Du denkst und hast schon immer gedacht, du darfst keine Frau haben, weil du deine Schwestern beschützen musst. Aber das stimmt nicht, es hat noch nie gestimmt. Wir sind drei, Eamon, und wir beide sind so stark wie du. Wenn du liebst, kannst du ohnehin nichts dagegen tun.«

»Leg dich nicht mit einer Frau an, die ein Kind erwartet, schon gar nicht mit einer Hexe«, scherzte Bran­naugh. »Ich habe auch nie die Liebe gesucht, aber sie hat mich gefunden. Teagan hat auf sie gewartet, und sie hat sie gefunden. Du kannst vor ihr davonlaufen, mo dearthair. Aber finden wird sie dich. Wenn wir nach Hause gehen.« Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Ach, verflucht. Ich heule scheinbar bei jedem Atemzug. Darauf musst du gefasst sein, Teagan. Die Stimmungen kommen und gehen, wie sie wollen.«

»Du hast es auch gespürt.« Nun legte Eamon seine Hand auf Bran­naughs, sodass alle drei verbunden waren. »Wir gehen nach Hause, und zwar bald.«

»Beim nächsten Mond. Beim nächsten Vollmond müssen wir aufbrechen.«

»Ich hatte gehofft, es würde noch dauern«, murmelte Teagan. »Ich hatte gehofft, es würde warten, bis du dein Kind zur Welt gebracht hast, obwohl ich in Kopf und Herz wusste, dass es nicht so sein würde.«

»Ich werde diesen Sohn in Mayo zur Welt bringen. Dieses Kind wird zu Hause geboren. Und doch … Das hier ist auch zu Hause. Nicht für dich«, sagte sie zu Eamon. »Du hast abge­wartet, du bist geblieben, aber im Herzen und im Geiste bist du immer dort.«

»Es wurde uns gesagt, wir würden nach Hause zurückkehren. Daher habe ich gewartet. Die drei, jene drei, die unsere Nachkommen sind. Sie warten ebenfalls.« Eamon strich über den blauen Stein, den er um den Hals trug. »Wir werden sie wiedersehen.«

»Ich träume von ihnen«, sagte Bran­naugh. »Von der, die meinen Namen trägt, und auch von den anderen. Sie haben gekämpft und haben verloren.«

»Sie werden wieder kämpfen«, sagte Teagan.

»Sie haben Cabhan Schmerzen zugefügt.« Eamons Augen funkelten grimmig. »Sein Blut ist geflossen, ebenso wie es floss, als die Frau, die Meara heißt und die mit Connor von den dreien zusammen kam, ihn mit dem Schwert getroffen hat.«

»Sein Blut ist geflossen«, bestätigte Bran­naugh. »Und seine Wunden sind geheilt. Er sammelt wieder seine Kräfte. Er zieht sie aus dem Dunkel heran. Ich kann nicht sehen, woher und wie, ich kann es nur spüren. Ich kann nicht sehen, ob wir verändern können, was da kommen soll, oder ob wir Cabhan ein Ende machen können. Aber ich sehe jene drei, und ich weiß, wenn wir es nicht schaffen, werden sie erneut kämpfen.«

»Also gehen wir nach Hause und finden den Weg. Damit die drei, die von uns stammen, nicht allein kämpfen.«

Bran­naugh dachte an ihre Kinder, die oben schliefen. In Sicherheit und noch voller Unschuld. Und an die Kinder ihrer Kindeskinder, in einer anderen Zeit, in Mayo. Weder in Sicherheit, dachte sie, noch voller Unschuld.

»Wir finden den Weg. Wir gehen nach Hause. Aber nicht heute, denn heute Abend feiern wir. Mit Musik. Und dann danken wir drei allen, die vor uns kamen, für das Licht. Für die neuen Leben«, sagte sie, eine Hand auf dem Bauch ihrer Schwester, die andere auf ihrem eigenen.

»Aber morgen.« Eamon stand auf. »Morgen fangen wir an, dem ein Ende zu machen, was unserem Vater, unserer Mutter das Leben genommen hat.«

»Bleibst du bei Bran­naugh? Ich würde jetzt gerne mit Geal­bhan sprechen.«

»Sag ihm heute nur das Schöne.« Bran­naugh erhob sich mit ihrer Schwester. »Morgen ist früh genug für das andere. Lass heute nur Freude herrschen, denn die Zeit ist so kurz.«

»Das mache ich.« Teagan küsste die Geschwister. »Eoghan muss seine Harfe mitbringen.«

»Darauf kannst du dich verlassen. Wir erfüllen den Wald mit Musik und lassen sie über die Hügel schallen.«

Als Teagan gegangen war, setzte Bran­naugh sich wieder, und Eamon schob ihr ihren Tee hin. »Trink den. Du bist blass.«

»Ein bisschen müde. Eoghan weiß es. Ich habe mit ihm gesprochen, und er ist bereit zu gehen – alles zu verlassen, was er hier aufgebaut hat. Ich hätte nie gedacht, dass es schwer sein würde, zurückzugehen. Dass ich so hin und her gerissen sein würde.«

»Geal­bhans Brüder werden die Felder hier bestellen, für dich und Teagan.«

»Ja, und das ist ein Trost. Nicht für dich – das Land hier ist nie deins geworden.« Wieder empfand sie Freude und Leid zugleich. »Du wirst in Mayo bleiben, was auch geschieht. Ich kann nicht sehen, was wir tun werden, Eoghan und ich und die Kinder. Aber Teagan kommt hierher zurück, das sehe ich deutlich. Dies ist jetzt ihr Zuhause.«

»Das ist es«, stimmte Eamon zu. »Sie wird immer eine Dunkle Hexe aus Mayo sein, aber ihr Herz und ihr Zuhause sind in Clare.«

»Wie wird es für uns sein, Eamon, nicht mehr zusammen zu sein wie unser Leben lang?«

Seine Augen, flammend blau wie die des Vaters, blickten tief in die ihren. »Eine räumliche Entfernung bedeutet gar nichts. Wir sind immer zusammen.«

»Ich bin eine dumme Heulsuse, und das mag ich überhaupt nicht. Ich hoffe, diese Laune geht bald vorüber, sonst verfluche ich mich noch.«

»Kurz bevor die kleine Sorcha zur Welt kam, warst du andauernd gereizt und bissig. Ich glaube, da ist mir die Heulsuse lieber.«

»Mir nicht, so viel steht fest.« Bran­naugh trank den Tee, da sie wusste, dass er sie beruhigen würde. »Ich füge dem Stärkungsmittel, das ich Kathel und Alastar gebe, noch etwas hinzu, für die Reise. Roibeard kommt bisher gut ohne zurecht. Er ist stark.«

»Er ist gerade auf der Jagd«, erzählte Eamon von seinem Habicht. »Dabei entfernt er sich jedes Mal weiter. Er fliegt jetzt gen Norden, immer gen Norden. Er weiß genau wie wir, dass wir bald aufbrechen.«

»Wir lassen unsere Ankunft ankündigen. Auf Ashford Castle wird man uns willkommen heißen. Die Kinder von Sorcha und Daithi. Die Dunklen Hexen werden willkommen sein.«

»Ich kümmere mich darum.« Eamon lehnte sich mit seinem Tee zurück und lächelte Bran­naugh zu. »Haar wie Feuer, sagst du?«

Wie er es gewollt hatte, lachte Bran­naugh. »Oh, und du wirst sprachlos und wie geblendet sein, wenn ihr euch begegnet, das verspreche ich dir.«

»Nicht ich, Schätzchen. Nicht ich.«

 

 

2

Für die Kinder war es ein Abenteuer. Bei der Vorstellung, auf eine lange Reise an einen unbekannten Ort zu gehen, mit einem Schloss zur Krönung, konnte vor allem Brin es kaum erwarten aufzubrechen.

Während Bran­naugh zusammenpackte, was sie benötigten, dachte sie noch einmal an jenen Morgen vor so langer Zeit, an dem sie eilig die Anweisungen ihrer Mutter befolgt und alles eingepackt hatte, was diese ihr auftrug. So dringlich, dachte sie nun, so endgültig. Und jener letzte Blick auf ihre Mutter, in der die letzten Reste der Macht brannten, draußen vor der Hütte im Wald.

Nun packte sie, um zurückzukehren – ein Schicksal, das sie stets akzeptiert hatte. Ja, das sie sehnlichst herbeigewünscht hatte, bis zur Geburt ihres ersten Kindes, zu jener Welle der Liebe zu dem Jungen, der da gerade zappelig vor Aufregung herumrannte.

Doch sie hatte hier noch eine Aufgabe zu erledigen.

Sie suchte zusammen, was sie dazu benötigte – Schüssel, Kerze, Buch, Kräuter und Steine. Und empfand beim Blick auf ihren kleinen Jungen sowohl Stolz als auch Schwermut.

»Es ist Zeit für ihn, für das«, sagte sie zu Eoghan.

Voller Verständnis küsste er sie auf die Stirn. »Ich bringe Sorcha nach oben. Sie sollte ins Bett.«

Mit einem Nicken wandte sie sich Brin zu, rief ihn zu sich.

»Ich bin nicht müde. Warum können wir nicht jetzt losgehen und unter den Sternen schlafen?«

»Wir gehen morgen früh, aber zuerst müssen wir noch etwas erledigen, du und ich.«

Sie setzte sich, breitete die Arme aus. »Komm, setz dich erst mal zu mir, mein Junge«, murmelte sie, als er auf ihren Schoß krabbelte. »Mein Herz. Du weißt, was ich bin.«

»Meine Ma«, sagte er und kuschelte sich an sie.

»Das bin ich, aber du weißt auch, was ich sonst noch bin, denn ich habe es dir nie verheimlicht. Dunkle Hexe, Hüterin der Hexenkraft, Tochter von Sorcha und Daithi. Das ist mein Blut, und es ist auch deins. Siehst du die Kerze?«

»Die hast du gemacht. Ma macht die Kerzen und die Kuchen, und Da reitet die Pferde.«

»Ist das so?« Bran­naugh lachte und beschloss, ihm diese Illusion noch ein wenig zu lassen. »Na ja, die Kerze habe ich jedenfalls gemacht. Siehst du den Docht, Brin? Der Docht ist kalt und ohne Flamme. Schau auf die Kerze, Brin, schau auf den Docht. Sieh das Licht und die Flamme, die winzige Flamme, und die Wärme, das kommende Licht. Du hast das Licht in dir und die Flamme. Schau auf den Docht, Brin.«

Wieder und wieder summte sie ihm die Worte vor, spürte, wie seine Energie sich sammelte, wie seine Gedanken mit ihren verschmolzen.

»Das Licht ist Macht. Die Macht ist Licht. In dir, aus dir, durch dich. Dein Blut, mein Blut, unser Blut, dein Licht, mein Licht, unser Licht. Spüre, was in dir lebt, was in dir wartet. Schau auf den Docht, er wartet auf dein Licht. Auf deine Macht. Bring sie her. Lass sie aufsteigen, langsam, ganz sanft und rein. Bring das Licht.«

Der Docht sprühte Funken, erlosch, sprühte erneut Funken und brannte dann stetig.

Bran­naugh drückte Brin einen Kuss aufs Haar.

Sieh an, dachte sie, das Erste, was er gelernt hat. Nun würde ihr Junge nie mehr nur ein Kind sein.

Freude und Leid, für immer miteinander verwoben.

»Gut gemacht.«

Er hob das Gesicht zu ihr, lächelte. »Kann ich noch eine anmachen?«

»Ja«, erwiderte sie und küsste ihn noch einmal. »Aber hör mir zu, hör gut zu, denn es gibt noch mehr zu lernen und zu erfahren. Das Erste, was du wissen und beachten musst, ist, dass du mit dem, was du bist und hast, niemandem Schaden zufügst. Mit deiner Gabe, Brin. Und schade niemandem … Schwöre mir das, schwöre es dir, allen, die vor uns waren, und allen, die nach uns kommen.«

Sie hob ihr Athame, ihr Ritualmesser, ritzte damit ihre Handfläche. »Wir machen einen Blutschwur. Wir schwören einander – Mutter und Sohn, Sohn und Mutter, Hexe und Hexe.«

Mit feierlichem Blick streckte er ihr die Hand hin, blinzelte, als Bran­naugh sie ritzte und es kurz wehtat.

»Und schade niemand«, sagte er, als sie seine Hand nahm und ihr Blut mit seinem mischte.

»Und schade niemand«, wiederholte sie, dann zog sie ihn fest an sich, küsste die kleine Wunde, heilte sie. »Jetzt darfst du noch eine Kerze anzünden. Und danach machen wir zusammen Amu­lette, zum Schutz. Für dich, für deine Schwester, für deinen Vater.«

»Und was ist mit dir, Ma?«

Bran­naugh fasste an ihren Anhänger. »Ich habe, was ich brauche.«

Im Morgennebel kletterte sie auf den Wagen, die kleine Tochter in einem Tuch an ihre Seite gebunden. Sie schaute ihren Jungen an, der freudestrahlend vor seinem Vater im Sattel saß. Sie blickte zu ihrer Schwester, schön und still auf Alastar, dann zu ihrem Bruder mit dem Schwert ihres Großvaters an der Seite, groß und aufrecht auf dem Pferd, das er Mithra nannte. Und zu Geal­bhan, der ruhig abwartend auf der hübschen Stute saß, die Alastar drei Sommer zuvor gezeugt hatte.

Sie schnalzte Geal­bhans altem Ackergaul zu, und unter Brins Freudengeheul fuhr sie los. Nur einmal drehte sie sich um und schaute zu dem Haus zurück, das sie lieb gewonnen hatte, und sie fragte sich, ob sie es jemals wiedersehen würde.

Dann sah sie nach vorn.

Eine Heilerin wurde willkommen geheißen, wo immer sie auch hinkam, ebenso wie ein Harfenspieler. Auch wenn das ­Baby in ihrem Bauch oft unruhig war, fanden sie und ihre Familie auf der ganzen unwegsamen Reise Unterschlupf und Gastfreundschaft. Eoghan machte Musik, sie oder Teagan oder Eamon versorgten die Kranken und Verletzten mit Salben und Elixieren. Geal­bhan bot die Hilfe seines starken Rückens und der schwie­ligen Hände an.

In einer schönen Nacht schliefen sie unter freiem Himmel, wie Brin es sich so sehr gewünscht hatte. Es war beruhigend zu wissen, dass Hund, Habicht und Hengst die Ihren bewachten.

Unterwegs begegneten ihnen keine Schwierigkeiten, doch Bran­naugh wusste, dass die Nachricht sich herumgesprochen hatte. Die Dunklen Hexen, alle drei, zogen durch Clare und weiter nach Galway.

»Cabhan wird auch davon gehört haben«, sagte Eamon, als sie eine Rast einlegten, damit die Pferde sich ausruhen und die Kinder eine Weile herumrennen konnten.

Bran­naugh saß zwischen ihm und Teagan, während Geal­b­han und Eoghan die Pferde tränkten und Eamon eine Angelschnur ins Wasser hielt.

»Wir sind stärker, als wir waren«, erinnerte Teagan ihn. »Als wir in den Süden gezogen sind, waren wir noch Kinder. Auf dem Weg nach Norden sind wir keine Kinder mehr.«

»Eamon sorgt sich.« Bran­naugh streichelte ihren Bauch. »Weil du und ich mehr in uns tragen als damals.«

»Ich zweifle nicht an eurer Macht oder eurem Willen.«

»Trotzdem sorgst du dich.«

»Ich frage mich, ob es gerade jetzt sein muss«, gestand ­Eamon, »obwohl ich weiß, dass es so ist. Ich spüre es genau wie ihr, und doch wäre mir wohler, wenn ihr beide noch Zeit hättet für ein anständiges Kindbett, bevor wir tun, was wir tun müssen.«

»Bestimmung ist Bestimmung, aber ich bin, ehrlich gesagt, froh, dass wir unseren Weg für einen Tag bei unseren Verwandten unterbrechen. Und bei allen Göttern, ich werde es genießen, einen Tag lang nicht auf diesem elenden Wagen sitzen zu müssen.«

»Ich träume schon von Ailishs Honigkuchen, denn die macht niemand so gut wie sie.«

»Er träumt mit dem Bauch«, stellte Teagan fest.

»Ein Mann muss schließlich essen. Ha!« Eamon zog die Angelschnur heraus und den zappelnden Fisch, der angebissen ­hatte. »Und genau das tun wir auch.«

»Du brauchst mehr als einen«, sagte Bran­naugh und erinnerte die Geschwister damit an ebendiese Worte, die ihre Mutter an einem schönen, glücklichen Tag am Fluss zu Hause gesprochen hatte.

Sie verließen das raue, schroffe Clare, getrieben von schneidendem Wind und plötzlich peitschendem Regen. Sie ritten durch die grünen Hügel von Galway, vorbei an Wiesen mit blökenden Schafen, an Cottages, aus deren Schornstein Rauchwölkchen stiegen. Roibeard flog voraus, unter und durch Wolkenschichten, die den Himmel in ein sanftgraues Meer verwandelten.

Die Kinder schlummerten im Wagen, gemütlich zwischen den Bündeln, sodass Kathel – immer wachsam – neben Bran­naugh saß.

»Hier sind mehr Häuser, als ich in Erinnerung habe.« Teagan ritt auf dem unermüdlichen Alastar neben ihr.

»Die Jahre vergehen.«

»Das Land hier ist gut. Ich kann geradezu hören, wie Geal­b­han das denkt.«

»Würdet ihr euch denn hier niederlassen? Spricht es zu dir?«

»Ja, durchaus. Aber das tut auch unsere Hütte im Wald in Clare. Und doch, je näher wir unserem Zuhause kommen, desto mehr sehne ich mich danach. Wir mussten das so lange verdrängen, wir alle, aber jetzt … Spürst du das, Bran­naugh? Diesen Ruf nach Hause?«

»Ja.«

»Fürchtest du dich?«

»Ja. Vor dem Kommenden, aber mehr noch davor zu scheitern.«

»Das werden wir nicht.«

Auf Bran­naughs scharfen Blick schüttelte Teagan den Kopf. »Nein, ich hatte keine Vision, es ist nur eine Gewissheit – die immer stärker wird, je näher wir unserem Zuhause kommen. Wir werden nicht scheitern, denn das Licht siegt immer über das Dunkel, und wenn es tausend Jahre dauert.«

»Du klingst wie sie«, murmelte Bran­naugh. »Wie unsere Mutter.«

»Sie ist in uns allen, daher werden wir nicht scheitern. Oh, schau nur, Bran­naugh! Der Baum dort mit den verdrehten Ästen. Das ist der Baum, von dem Eamon unserer Cousine Mabh erzählt hat, er würde bei jedem Vollmond lebendig – um ihr Angst einzujagen. Wir sind beinahe bei Ailishs Hof. Wir sind fast da.«

»Na los, reite voraus.«

Teagans Gesicht leuchtete so strahlend auf, als wäre sie wieder ein Kind, und sie warf lachend den Kopf zurück. »Mache ich.«

Sie ritt zu ihrem Mann, lachte hell auf und sprengte im Galopp davon.

Neben Bran­naugh begann Kathel zu winseln und zu zittern.

»Na, lauf schon.« Bran­naugh streichelte ihn kurz. Kathel sprang aus dem Wagen und stürmte hinter dem Hengst her, während der Habicht über ihnen flog.

Es war ein Heimkommen, denn sie hatten fünf Jahre lang auf dem Hof gelebt. Bran­naugh stellte fest, dass er proper wie immer war, mit neuen Wirtschaftsgebäuden und einer neuen Koppel, auf der junge Pferde herumsprangen.

Sie sah einen Jungen mit blondem Haar, der Kathel regelrecht umschlungen hielt. Und als der Junge sie anlächelte, wusste sie, dass es Lughaidh war, der Jüngste und Letzte von Ailishs Kinderschar.

Ailish selbst stürzte auf den Wagen zu. Sie war ein bisschen rundlicher geworden, und in ihrem blonden Haar zeigten sich graue Strähnchen. Doch ihre Augen waren lebhaft und jung wie immer.

»Bran­naugh! Oh, seht euch unsere Bran­naugh an! Seamus, komm her und hilf ihr vom Wagen.«

»Es geht mir gut.« Bran­naugh kletterte allein hinunter und umarmte Ailish. »Ach, es tut meinem Herzen wohl, dich wiederzusehen.«

»Mir geht es ebenso. Oh, du bist eine Schönheit, wie immer. Ganz deine Mutter. Und hier ist unser Eamon und sieht so gut aus. Meine Kinder kommen zurück, alle drei, genau wie ihr gesagt habt. Ich habe die Zwillinge losgeschickt, um Bardan vom Feld zu holen, und du, Seamus, lauf rüber und sag Mabh, wer gekommen ist.«

Mit Tränen in den Augen umarmte sie Bran­naugh noch einmal. »Mabh und ihr Mann haben ihr eigenes Häuschen, gerade gegenüber. Sie bekommt bald ihr Erstes. Ich werde Großmama! Oh, ich kann gar nicht aufhören zu plappern. Du bist Eoghan, ja? Und Teagans Geal­bhan. Willkommen, willkommen euch allen. Aber wo sind eure Kinder?«

»Sie schlafen im Wagen.«

Für Ailish gab es nur eins: Sie musste die Kinder um sich versammeln und mit dem Honigkuchen verwöhnen, an den Eamon so gute Erinnerungen hatte. Dann nahm Conall, der noch ein Baby gewesen war, als Bran­naugh ihn zuletzt gesehen hatte, die Kinder mit, um ihnen einen neuen Wurf Welpen zu zeigen.

»Er passt gut auf sie auf, mein Wort darauf«, sagte Ailish, während sie Tee einschenkte. »Er ist ein guter Junge, unser Conall – und du hast damals mitgeholfen, ihn auf die Welt zu bringen. Die Männer können sich um die Pferde und alles kümmern, und ihr beiden macht es euch eine Weile bequem.«

»Dem Himmel sei Dank.« Bran­naugh trank einen Schluck Tee, ließ sich davon und von dem Feuer aufwärmen und beru­higen. »Ich sitze auf einem Stuhl, der sich nicht bewegt.«

»Greif zu. Du hast noch jemanden im Bauch, der auch etwas zu essen braucht.«

»Den ganzen Tag und die halbe Nacht komme ich um vor Hunger. Teagan ist nicht so hungrig – noch nicht. Aber das kommt noch.«

»Oh, erwartest du ein Kind?« Ailishs Gesicht glühte vor Freude, als sie den Tee Tee sein ließ und sich die Hände aufs Herz legte. »Meine süße kleine Teagan wird Mutter. Wo sind nur die Jahre geblieben? Du warst doch eben selbst noch ein Baby. Bleibt ihr hier? Bleibst du hier, bis deine Zeit gekommen ist?«, fragte sie Bran­naugh. »Bis Mayo ist es noch weit, und bei dir dauert es nicht mehr lange. Das sehe ich.«

»Nur noch ein, zwei Tage, und dafür bin ich so dankbar. Das Baby wird in Mayo geboren. So ist es bestimmt. So muss es sein.«

»Muss es?« Ailish ergriff Bran­naughs Hand, dann Teagans. »Muss es? Ihr habt euch in Clare ein neues Leben aufgebaut. Ihr seid Frauen, Mütter. Müsst ihr zurückkehren zu dem Dunkel, das euch erwartet?«

»Wir sind Frauen, und Mütter, und mehr. Nichts davon können wir außen vor lassen. Aber keine Sorge, Ailish. Denk nicht daran. Wir haben den heutigen Tag mit Tee und Kuchen, und unsere Familie ist zusammen.«

»Wir kommen zurück.« Als die anderen sie ansahen, legte Teagan sich die Hand aufs Herz. »Ich spüre das so deutlich. Wir kommen zurück. Glaub daran, glaub an uns. Ich bin sicher, der Glaube macht uns nur stärker.«

»Wenn dem so ist, schenke ich euch auch meinen Glauben, voll und ganz.«

Sie machten Musik und feierten, die ganze Familie. Und für eine Nacht und einen Tag fanden sie Frieden. Dennoch kam Bran­naugh nicht zur Ruhe, und so saß sie am Feuer, während ihr Mann in dem Bett schlief, das Ailish ihnen bereitet hatte.

Ailish kam herein, in ihrem Nachthemd und mit einem warmen Umschlagtuch.

»Du brauchst etwas von dem Kräutertee, den du mir immer gemacht hast, wenn es bei mir fast so weit war und das Baby in mir so schwer wurde, dass ich nicht schlafen konnte.«

»Ich suche sie im Feuer und im Rauch«, murmelte Bran­naugh. »Ich kann nicht anders. Sie fehlt mir so. Immer mehr, je näher wir unserer Heimat kommen. Meinen Vater vermisse ich auch, schmerzlich. Aber bei meiner Mutter ist das eine Art Trauer, die niemals endet.«

»Ich weiß.« Ailish setzte sich neben sie. »Kommt sie zu dir?«

»Im Traum. Für kurze Momente, aber wirklich nur kurz. Ich sehne mich danach, ihre Stimme zu hören, sie sagen zu hören, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Dass ich das tue, was sie von mir wollen würde.«

»Oh, mein Liebes, das tust du. Ganz bestimmt. Erinnerst du dich an den Tag, an dem du uns verlassen hast?«

»O ja. Damit habe ich dir wehgetan.«

»Trennungen tun immer weh, aber es war trotzdem das Richtige – das habe ich mittlerweile erkannt. Bevor du gingst, hast du mir von Lughaidh erzählt, dem Kind, das ich erwartete. Du hast gesagt, es müsse mein letztes sein, weil weder ich noch ein Kind eine weitere Geburt überleben würden. Und du hast mir einen Trank gegeben, den ich alle Monde zu mir nehmen sollte, bis die Flasche leer war. Dann würde ich keine Kinder mehr bekommen. Das hat mir Kummer gemacht.«

»Ich weiß.« Nun, da sie eigene Kinder hatte, empfand Bran­naugh dies umso schmerzlicher. »Du bist die beste Mutter und warst auch mir eine.«

»Ich hätte nicht überlebt, hätte meine Kinder nicht aufwachsen gesehen, hätte nicht miterlebt, wie meine Älteste ihr eigenes Kind erwartet. Und ich hätte auch Lughaidh nicht gesehen, so fröhlich und süß und mit einer Stimme wie ein Engel, genau wie du gesagt hast.«

Ailish nickte und schaute nun ihrerseits ins Feuer, als sähe sie in Rauch und Flammen jenen Tag erneut vor sich. »Du hast einen Schutz auf mich und die Meinen gelegt, hast mir die Jahre geschenkt, die ich sonst vielleicht nicht gehabt hätte. Du bist genau, was sie sich wünschen würde. Auch wenn es mir Kummer macht, dass du gehst, dass du gegen Cabhan kämpfen wirst, weiß ich, dass du musst. Zweifle nicht daran, dass sie stolz auf dich ist. Zweifle nie daran, Bran­naugh.«

»Du tust mir gut, Ailish.«

»Ich will an euch glauben, wie Teagan gesagt hat. Jeden Abend will ich eine Kerze anzünden. Das tue ich mit dem bisschen Hexenkraft, die ich habe, sodass sie für dich leuchtet, für Teagan, für Eamon.«

»Ich weiß, dass du diese Kraft fürchtest.«

»Es ist auch mein Blut. Du bist mein, so wie du ihres warst. So werde ich es machen, bei jedem Sonnenuntergang, und in das kleine Licht lege ich meinen Glauben. Wisse, dass es für dich und die Deinen brennt. Denke daran, und pass gut auf dich auf.«

»Wir kommen zurück. Daran will ich glauben. Wir kommen zurück, und dann hältst du das Kind in den Armen, das ich noch in mir trage.«

Sie zogen weiter, mit einem kleinen, gefleckten Welpen, den die Kinder feierlich geschenkt bekommen hatten, und mit dem Versprechen, auf dem Rückweg länger zu bleiben.

Die Luft wurde kälter, der Wind scharf.

Mehr als einmal trug ihr dieser Wind Cabhans Stimme zu, hinterhältig und verführerisch.

Ich warte.

Bran­naugh sah Teagan weit über die Hügel schauen oder Eamon über sein Amulett streichen – und wusste, sie hörten es auch.

Als der Habicht abdrehte und Alastar am Zügel zerrte, um zu folgen, sprang Kathel vom Wagen und schlug an einer Weggabelung eine andere Richtung ein.

»Das ist nicht unser Weg.« Eoghan lenkte sein Pferd neben den Wagen. »Wir könnten morgen Ashford erreichen, aber das ist nicht der Weg.«

»Nein, nicht der Weg nach Ashford, aber der Weg, den wir gehen müssen. Vertrau unseren Schutztieren, Eoghan. Es gibt etwas, was wir zuerst tun müssen. Das spüre ich.«

Eamon ritt auf die andere Seite. »Fast zu Hause«, sagte er. »So nah, dass man es riechen kann. Aber wir werden gerufen.«

»Ja, wir werden gerufen. Also antworten wir.« Bran­naugh streckte die Hand aus, fasste ihren Mann am Arm. »Wir müssen.«

»Dann tun wir es auch.«

Eigentlich war ihr dieser Weg fremd, und doch kannte sie ihn.

Im Geiste nahm sie Verbindung mit ihrem Hund auf, und so kannte sie den Weg, seine Biegungen, die Hügel. Und, oh, sie spürte, wie Cabhan, dieses Finstere, sie zu greifen suchte, hungrig und begierig, ihr zu nehmen, was sie war, und mehr.

Die verschleierte Sonne senkte sich über den Hügeln im Westen, und immer noch ritten sie. Bran­naughs Rücken schmerzte vom stundenlangen Sitzen im Wagen, und sie bekam Durst. Doch sie ritten weiter.

Sie sah es schemenhaft in der heraufziehenden Dunkelheit – dort, inmitten der Felder und Wiesen, ragte es auf. Eine Kult­stätte, das konnte sie spüren.

Und ein Kraftort.

Sie hielt den Wagen an, atmete tief ein.

»Cabhan kommt nicht durch. Es ist zu stark für ihn.«

»Hier ist etwas«, murmelte Eamon.

»Etwas Helles«, sagte Teagan. »Stark und hell. Und alt.«

»Aus einer Zeit vor uns.« Dankbar für die Hilfe ließ Bran­naugh sich von ihrem Mann vom Wagen heben. »Vor unserer Mutter. Älter als alle Zeit, die wir kennen.«

»Eine Kirche.« Geal­bhan streckte die Arme aus, um Teagan aus dem Sattel zu heben. »Aber es ist niemand hier.«

»Sie sind hier.« Erschöpft lehnte Teagan sich an ihn. »Jene, die vor uns kamen, die diese Erde geweiht haben. Sie werden Cabhan nicht durchlassen. Dies ist ein heiliger Ort.«

»Heute Abend ist er unser.« Bran­naugh trat vor und hob die Hände. »Götter des Lichts, Göttinnen voll heller Macht, wir rufen euch an in dieser Nacht. Im Namen der Kraft, die ihr uns gegeben, im Namen der Bestimmung, für die wir leben, bitten wir um euren Segen, um zu ruhen von unseren Wegen, eine Nacht in euren Mauern geschützt zu sein, bevor das Schicksal bricht herein. Die Dunklen Hexen, Sorchas drei sind wir allein. Wie ihr es wollt, so möge es sein.«

Licht erstrahlte wie die Sonne, fiel durch die Fenster herein, durch die Türen, die aufschwangen von einem Wind, der war wie ein Atemhauch. Und Wärme stieg auf.

»Wir sind hier willkommen.« Lächelnd nahm Bran­naugh ihre Tochter auf den Arm, und alle Erschöpfung von der langen Reise fiel von ihr ab. »Wir sind willkommen.«

Bran­naugh baute den Kindern auf dem Boden der Kirche ein Nachtlager und brachte sie zu Bett. Sie war dankbar, dass beide zu müde waren, um zu jammern oder zu protestieren, denn ihre plötzlich verspürte Energie flaute schon wieder ab.

»Hörst du sie?«, raunte Eamon.

»Sogar ich höre sie.« Eoghan ließ seinen Blick durch die Kirche schweifen, über die Steinwände, die Holzbänke. »Sie singen.«

»Ja.« Geal­bhan nahm den Welpen auf den Arm, um ihn zu beruhigen. »Sanft und wunderschön. So singen vielleicht die ­Engel, oder Gott selbst. Das ist ein heiliger Ort.«

»Er bietet mehr als Schutz für die Nacht.« Eine Hand in den Rücken gestützt, stand Bran­naugh auf. »Er spendet uns Segen und Licht. Von denen, die vor uns waren, wurden wir gerufen, an diesen Ort, in dieser Nacht.«

Teagan berührte leicht und ehrfürchtig den Altar. »Von einem König erbaut als Dank für eine Freundlichkeit, die ihm erwiesen wurde. Ein gehaltenes Versprechen. Hier erbaut, nahe an einem Pilgerweg. Diese Abtei, die Ballintubber Abbey genannt wird.«

Lächelnd hob sie die Hände. »So viel sehe ich.« Sie wandte sich zu ihrem Mann um. »Ja, dies ist ein heiliger Ort, und wir suchen den Segen derer, die uns gerufen haben.«

»Wie der König«, sagte Bran­naugh, »haben auch wir ein Versprechen zu halten. Eoghan, Geliebter, würdest du mir das Buch meiner Mutter holen?«

»Das tue ich, ja, wenn du dich hinsetzt. Setz dich einfach, Bran­naugh. Du bist zu blass.«

»Ich bin erschöpft, das stimmt, aber ich sage euch, dies muss getan werden, und dadurch wird es uns allen besser gehen. Teagan …«

»Ich weiß, was wir brauchen. Ich …«

»Setzt euch«, beharrte Eamon. »Ich hole, was wir brauchen, und ihr beide macht es euch einen Augenblick bequem. Geal­b­han, bei allen Göttern, setz dich auf diese beiden, wenn sie sich nicht ein wenig ausruhen.«

Geal­bhan brauchte nur die Wange seiner Frau zu berühren und Bran­naughs Hand zu nehmen, und sie taten, wie ihnen geheißen. »Was muss getan werden?«, fragte er Teagan.

»Eine Opfergabe. Ein Erbitten. Ein Sammeln. Cabhan kann nicht hierherkommen oder hier hereinschauen. Hier hat er ­keine Macht. Und hier können wir die unsere sammeln.«

»Was braucht ihr?«

»Du bist der Beste von uns.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Wenn du Eamon hilfst, verspreche ich dir, dass Bran­naugh und ich hierbleiben und uns ausruhen.«

Als er gegangen war, wandte sie sich rasch Bran­naugh zu. »Du hast Schmerzen.«

»Es sind nicht die Geburtsschmerzen. Du wirst noch merken, dass das Kind dir oft einen Vorgeschmack auf das Kommende gibt. Das hier geht vorüber. Aber das Ausruhen tut gut. Was wir gleich tun, wird Kraft kosten.«

Sie gönnten sich eine Stunde, um sich auszuruhen und sich vorzubereiten.

»Wir müssen den Kreis ziehen«, erklärte Bran­naugh ihrem Mann, »und die Opfergabe darbringen. Hab keine Angst um mich.«

»Ebenso gut könntest du mich bitten, nicht zu atmen.«

»Wir brauchen deine Liebe und deinen Glauben, ebenso wie Geal­bhans.«

»Dann habt ihr beides.«

Sie zogen den Kreis, und der Kessel schwebte über dem Feuer, das sie anzündeten. Wasser strömte aus Teagans Händen in den Kessel. Bran­naugh fügte Kräuter hinzu, Eamon zermahlene Steine.

»Die stammen von dem Zuhause, das wir gebaut haben.«

»Und das hier.« Teagan öffnete einen kleinen Beutel, gab die Kostbarkeiten hinzu. »Von dem Zuhause, das wir suchen. Kleine Dinge, eine getrocknete Blume, ein Kieselstein, ein Stückchen Rinde.«

»Mehr wert als Gold oder Silber. Wir bringen es euch dar. Hier, eine Locke von meinem Erstgeborenen.«

»Eine Feder von meinem Schutztier.« Eamon ließ sie in den mittlerweile brodelnden Kessel fallen.

»Dieses Amulett, das meine Mutter mir gemacht hat.«

»Oh, Teagan«, murmelte Bran­naugh.

»Sie würde es so wollen.« Teagan fügte das Amulett zu den Opfergaben.

»Wir opfern euch, was uns lieb und wert im Leben, dieser Hexe Träne dazu wir geben und vollenden mit Blut dieses Gebräu, zu zeigen, dass unsere Herzen sind treu.«

Jeder der drei ritzte sich mit einem heiligen Messer und opferte sein Blut, worauf der brodelnde Kessel zu rauchen begann.

»Vater, Mutter, ihr von unserem Fleisch und Blut, wir Waisen haben stets bewiesen Glauben und Mut. An dieser Stätte, zu dieser heiligen Stunde wir euch verehren, Stärke und Recht eurer Macht wollet ihr uns gewähren. Dank eurer Gabe können wir nicht unterliegen und werden Cabhan für immer besiegen. Erfüllt uns nun, uns drei Hexen allein. Wie wir es wollen, so möge es sein.«

Ein leichter Wind war innerhalb des Gebäudes aufgekommen. Die Kerzen hatten heller geleuchtet. Doch bei den letzten Worten, die alle drei zusammen sprachen, wurde der Wind stürmisch, und die Kerzen flammten gleißend auf.

Die murmelnden Stimmen ertönten nun dröhnend laut.

Bran­naugh fasste ihre Geschwister fest an den Händen, und so gehalten, sank sie auf die Knie.

Das Licht, die Stimmen, der Wind fuhren durch sie hindurch. Und die Macht.

Dann herrschte Stille.

Bran­naugh erhob sich wieder, und gemeinsam mit den Geschwistern wandte sie sich um.

»Du hast geleuchtet«, sagte Eamon staunend. »Als wärst du selbst eine Kerze.«

»Wir sind die drei.« Teagans Stimme hallte in der summenden Stille. »Aber da sind viele, viele vor uns und viele, die nach uns kommen.«

»Ihr Licht ist unseres, unseres ist ihres.« Ohne die Hände seiner Schwestern loszulassen, hob Eamon die Arme. »Wir sind die drei, und wir sind eins.«

Bran­naugh war von Licht erfüllt, ihre Erschöpfung war verschwunden. Sie lächelte. »Wir sind die drei. Wir werfen unser Licht auf das Dunkel, wir spüren es in seinen Schatten auf. Und wir werden siegen.«

»Bei unserem Blut«, sagten sie gemeinsam, »wir werden siegen.«

Am nächsten Morgen, im milden Licht des Tages, brachen sie wieder auf. Entlang ihres Weges erhoben sich grüne Hügel, und Gewässer leuchteten blau in der freundlichen Sonne. Auf die mächtigen grauen Steinmauern von Ashford ritten sie zu, wo die Tore für sie offen standen, die Brücke heruntergelassen war und die Sonne hell auf das Wasser und das Land ihrer Geburt schien.

Und so kehrten Sorchas Kinder heim.

 

 

3

Winter 2013

Als Branna O’Dwyer aufwachte, war es draußen grau und schmuddelig, und es regnete in Strömen. Am liebsten hätte sie sich wieder in den Kissen vergraben und weitergeschlafen. Der Morgen kam irgendwie immer zu früh. Doch ob es ihr gefiel oder nicht, die Nacht war vorbei, und der Schlaf wich langsam, aber sicher einem heftigen Verlangen nach Kaffee.

Sie war eben ein Morgenmuffel, und so stand sie brummig wie meistens auf, zog sich dicke Socken an und streifte einen Pulli über das dünne T-Shirt, in dem sie geschlafen hatte.

Aus Gewohnheit und aufgrund ihrer angeborenen Ordnungsliebe schürte sie das Feuer in ihrem Zimmer, sodass die züngelnden Flammen den Raum ein wenig erhellten, und während ihr Hund Kathel sich auf dem Kaminvorleger reckte und streckte wie jeden Morgen, machte sie ihr Bett und arrangierte darauf einen Berg schöner Kissen, wie sie es mochte.

Im Bad bürstete sie ihre lange schwarze Mähne und steckte sie hoch. Sie hatte zu tun, und zwar reichlich – nach dem Kaffee. Stirnrunzelnd musterte sie sich im Spiegel, überlegte, ob sie einen kleinen Schönheitszauber wirken sollte, da man ihr die unruhige Nacht eindeutig ansah. Doch dann sah sie nicht ein, wozu.

Stattdessen ging sie zurück in ihr Zimmer und streichelte Kathel ausgiebig, sodass er zu wedeln begann. »Du warst auch unruhig, was? Ich hab gehört, wie du im Schlaf geredet hast. Hast du die Stimmen gehört, mein Guter?«

Gemeinsam gingen sie nach unten, leise, da sie das Haus voll hatte wie allzu oft in letzter Zeit. Ihr Bruder und Meara teilten sich sein Bett, und Iona teilte ihres mit Boyle.

Freunde und Familie allesamt. Sie liebte sie und brauchte sie. Aber es hätte ihr gutgetan, mal ein bisschen allein zu sein.

»Sie bleiben meinetwegen«, erklärte sie Kathel, während sie die Treppe des hübschen Cottage hinuntergingen. »Als ob ich nicht auf mich selbst aufpassen könnte. Habe ich nicht um das Meine und das Ihre einen Schutz gelegt, der stark genug ist, um ein Dutzend Cabhans abzuhalten?«

Das musste wirklich aufhören, entschied sie und ging schnurstracks auf ihre geliebte Kaffeemaschine zu. Für einen Mann von der Größe Boyle McGraths konnte Ionas kleines Bett kaum bequem sein. Sie musste die anderen sanft hinausdrängen, zumal seit Samhain von Cabhan nichts zu hören und zu sehen gewesen war, nicht einmal ein Schatten.

»Beinahe hätten wir ihn gehabt. Verdammt, fast hätten wir das Ganze beendet.«