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Wenn Teresa träumt Sommer 1986. Teresa, eine Psychologin aus der spanischen Provinz, wird seit kurzer Zeit von eindrucksvollen Träumen heimgesucht, von denen sie annimmt, dass sie eine Art Vorsehung sind. Erschwert wird ihr Leben zusätzlich durch spontane sexuelle Blackouts, die sie in starke Bedrängnis bringen. Nach einer neurologischen Untersuchung in Madrid, beginnt für Teresa eine übernatürliche Odyssee und ein mitreißender Wettlauf gegen die Zeit. "Wie weit würden Sie gehen, um eine Katastrophe zu verhindern?"
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2025
Sabine und Thomas Benda
Wenn Teresa träumt
Ein Mystery-Thriller voller Spannung und Dramatik sowie übernatürlichen Ereignissen im sonnigen Spanien.
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Wenn Teresa träumt
1. Die Abfahrt
2. Flavia
3. Der Schweiß der Gläubigen
4. Das Paradies auf Erden
5. Das Ding
6. Kuh oder nicht Kuh?
7. Mehrzahl?
8. Es gibt ihn wirklich!
9. Die Leichenschau
10. Der Museumsbesuch mit Folgen
11. Mit bitterem Nachgeschmack
12. 50
13. Sieben Stunden
14. Katastrophe
15. Die Carlos-Situation
16. Noch zwei Stunden
17. Der Weg zum Bahnhof
18. Tick ... Tick ... Tick
19. Zu allem entschlossen
20. Nachgang
21. Wenn nicht Sie, wer dann?
22. Ein Wiedersehen
23. Die Seele erleichtern
24. Die jonglierende Thusnelda
25. Aufgelöst
26. Die Welt ist ein Dorf
27. Fünf sind mein Ziel
28. 50
Über die Autoren:
Impressum neobooks
Mystery-Thriller
Sabine & Thomas Benda
IMPRESSUM
© 2025 Sabine Benda, Thomas Benda
Korrektorat und Lektorat: Sabine Benda
Coverdesign: Sabine Benda
Sabine und Thomas Benda
Josef-Schemmerl-Gasse 16
A-2353 Guntramsdorf
E-Mail: [email protected]
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
Hinweis der Autoren: Unsere Bücher sind nur für Erwachsene geeignet!
15.06.2025
Spanien, Sommer 1986
Die 38 Grad zur Mittagsstunde konnte er gut verkraften, denn er war hier geboren, nur die Krawatte, die er rasch vor Antritt der Zugreise gekauft und angezogen hatte, empfand er als störenden Galgenstrick.
Der Madrider Bahnhof Atocha schien ein pulsierender Organismus zu sein. Menschen aller Altersklassen und Lautstärken wuselten durch die große Wartehalle; andere warteten geduldig auf ihren Zug und lasen auf einer der vielen Sitzbänke ein gutes Buch oder eine triviale Zeitschrift.
Aristeo Álvarez Vázquez lockerte die schöne Krawatte ein wenig und sah sich nach einem Zeitschriftenstand um. Sein Zug ins südliche San Matadene würde erst in einer guten halben Stunde losfahren.
Zeit, um sich mit spannender Lektüre einzudecken, dachte der glattrasierte Mittdreißiger, der sein braunes Haar mit einem Lederband zu einem Schwanz zusammengebunden trug. Er freute sich auf die Fahrt zu dem weit entfernten Küstenstädtchen. Auf langen Zugfahrten konnte man lesen, ohne den Straßenlärm Madrids in den Ohren zu haben. Aristeo wohnte in einer schmucken Altbauwohnung im Zentrum der Hauptstadt, und dort war an Ruhe kaum zu denken. Ein Grund, warum er den Auftrag angenommen hatte, war, ins romantisch anmutende San Matadene zu reisen. Fernab, in einem Idyll aus Wäldern, Küsten und dem blauen Meer, an einem Ort der absoluten Besinnung und des Friedens schreiben zu dürfen, kam ihm wie ein Besuch im himmlischen Paradies vor. Dazu würde er fürstlich bezahlt werden. Eine Tatsache, die auch nicht zu verachten war, wenn man der schreibenden Zunft angehörte. Denn nach einem gewinnbringenden Erfolg auf der Bestsellerliste konnte sehr schnell ein ruhmloses Desaster folgen, obwohl man sich einen Namen gemacht hatte. Aristeo hatte dies in den letzten 15 Jahren sehr oft erfahren müssen.
Er stellte seinen altmodischen Koffer ab und begutachtete den Metallständer mit den Taschenbüchern, der zu dem kleinen Zeitschriftenstand gehörte. Eine junge Frau mit einer neongelben Irokesenfrisur, wie sie heutzutage bei den sogenannten Punkern üblich war, besah sich das beschauliche Bücherangebot. Aristeo schätzte sie auf 19, vielleicht 20. Er hatte ein Faible für schrille Frauen. Nein, eigentlich mochte er alle weiblichen Wesen, die seine männliche Fantasie beflügelten. Er stellte sich neben sie und tat es ihr gleich, suchte im Buchständer nach einer geeigneten Lektüre. Sie sah ihn schräg an, als sie ihn bemerkte. Er blickte nett zurück. Die Punkerin kaute hörbar einen Kaugummi, machte eine Blase, die sie platzen ließ. Natürlich wollte sie ihn damit provozieren.
»Wow!«, sagte er. »In der Größe habe ich noch keine gesehen.«
Das Gesagte irritierte sie. »Hä? Was meinst du?«, fragte sie motzig.
Er blickte sie freundlich an. »Kaugummiblasen.«
»Ist doch keine große Kunst, Alter«, erklärte sie. »Ich habe Übung darin, seit ich fünf bin ... oder war!«
»Eigentlich kannst du beides sagen. Es ist völlig gleichgültig, ob du sagst: Ich habe Übung darin, seit ich fünf bin – oder seit ich fünf war.«
»Bist du ein Besserwisser oder ein Lehrer?«, fragte sie gereizt.
»Weder noch«, entgegnete er locker. »In der Hauptsache bin ich ein schweigender Autor.«
Sie hielt ihren Kopf ein wenig schräg und schaute ihn misstrauisch aus diesen stark schwarz geschminkten Augen an, die in einem eindringlichen Smaragdgrün leuchteten und so gar nicht zu ihrem düster gehaltenen Punker-Aussehen passten. »Echt, du produzierst Bücher?«
Er nickte. »Eigentlich schreibe ich sie, doch wenn ich recht darüber nachdenke, ist das Ganze eine Heidenarbeit, und man kann wirklich von einer Produktion sprechen.«
»Stimmt ja«, pflichtete die Punkerin bei. »Ich lag völlig daneben. Aber: Filme produziert man, richtig?«
»Genau.«
Wieder musterte sie ihn. »Du siehst nach Mainstream aus.«
Jetzt war Aristeo verwundert. »Nach was sehe ich aus?«
»Na, schicker Anzug, doofe Krawatte, weißes Hemd, geputzte Schuhe, dass man sich drin spiegeln kann. Du schreibst sicherlich Mainstream für die Hausfrauen-Elite, nicht wahr?«
Der Mann deutete auf ein Taschenbuch, dessen Cover vor Rosatönen strotzte.
Die Punkerin blickte verächtlich und sagte: »War sowas von klar!« Sie las den Titel laut vor: »Die Köchin der 1.000 Düfte.« Sie schaute Aristeo an. »Das klingt ziemlich nach parfümierter Seifenoper!«
»Es ist parfümierte Seifenoper – und es hält sich seit Wochen unter den ersten zehn Buchtiteln in Madrid.«
»Mit so einem Schrott kann man Geld machen?«
»Leider ja«, erwiderte er.
Die junge Punkerin schaute auf das dicke Taschenbuch. »Und du bist wirklich dieser Thomas Benda? Das klingt nicht nach einem spanischen Schriftsteller.«
»Es ist ein deutsches Pseudonym. Parfümierte Seifenopern schreibe ich gerne als Thomas Eberhard Benda.«
»Ist ja irre, Alter!«, kommentierte die junge Frau. »Hast du noch mehr Namen auf Lager?«
»Nur meinen richtigen Namen: Aristeo Álvarez.«
Die Punkerin erbleichte, was ihren hellen Teint noch blasser machte. »Du spuckst mir gerade eine saftige Lüge ins Gesicht, Alter, richtig?«
Ein heiteres Lächeln umspielte Aristeos Lippen. »Ich würde nie und nimmer so weit gehen und Lügen spucken. Aber: Es ist ein blumiger Satz. Vielleicht benutze ich den in einem meiner nächsten Romane.«
»Aristeo Álvarez!«, entfuhr es der Punkerin flüsternd, was irgendwie ehrfürchtig klang. »Meine Fresse nochmal.« Sie drehte den Bücherständer und deutete auf ein dickes Taschenbuch mit einem grässlichen Monster auf der Coverseite, das eine blutverschmierte, halbnackte Blondine jagte. »Hast du wirklich dieses geile Ding verzapft?«
»Das war mein erstes Buch. Damals war ich ein paar Jahre älter als du – und völlig unerfahren. Aber: Die Leute lieben es noch heute. Blut und Brüste sind eben nicht totzukriegen.«
»Der Wahnsinn! Du bist mein Gott! Ich liebe Horror, Splatter und Mystery über alles! Du bist ein echter Plattmacher!«
Aristeo grinste. »Plattmacher? Oh ja, ich verstehe dein sehr bildhaftes Kompliment! Vielen Dank!«
»Ich ... ich sammle alle deine Bücher!«, erzählte die aufgeregte Punkerin mit großen Augen. »Ich habe sie bestimmt tausendmal gelesen! Du bist der absolute Hammer, Alter!«
»Ich bemühe mich redlich«, antwortete er.
»Und warum schreibst du dann dieses andere seichte Zeug, wenn du der Gott des Horrors bist?«
»Weil man damit sehr gut Geld verdienen kann. Ein irdischer Gott muss auch Miete zahlen.«
Die junge Frau nickte, die Irokesenfrisur hielt stand. »Das kann ich verstehen, Kohle braucht man. Ich lebe zeitweise auf der Straße, manchmal gehe ich gegen Cash mit Kerlen ins Bett, doch ich strebe was Anständiges an.«
»Ich denke, du wirst es schaffen.«
»Woher willst du denn sowas wissen?«
»Du liest. Und du liest mich! Das ist schon mal ein guter Anfang.« Aristeo blickte zu den Taschenbüchern. »Kannst du mir etwas empfehlen? Von Horror-Fan zu Horror-Fan? Ich habe eine ziemlich lange Fahrt vor mir.«
»Ich soll dir ...?« Sie war fassungslos. »Aber du bist der Gott des Horrors! Du weißt, was gut ist und was tierisch gut abgeht!«
»Nicht bei der zahllosen Konkurrenz. Und ich vertraue deinem Geschmack – du bist mein Fan!«
»Meine Fresse!«, schwärmte sie. »Das glauben mir meine Freunde niemals, dass ich den großen, einzigartigen Aristeo Álvarez getroffen habe!«
Aristeo holte eine Visitenkarte und einen Kugelschreiber aus der Innentasche seiner Anzugjacke. »Wie heißt du?«
»Mercedes.«
»Himmel, welch hübscher Name!«
»Finde ich auch krass. Und das Tolle: Ich bin kein deutsches Auto!«
Der Autor lachte, schrieb eine Widmung und ein Autogramm auf die Rückseite seiner Visitenkarte. »Für dich, Mercedes!«
»Da bimmeln die Glocken wie an Weihnachten und Ostern zusammen!«, strahlte die Punkerin bis zu beiden Ohren hin.
Aristeo blickte auf seine Armbanduhr. Er hätte sich noch gerne ein Weilchen länger mit ihr unterhalten.
»Oh, mein dummer Zug geht gleich. Also, was empfiehlst du mir?«
Die junge Frau suchte gezielt im Drehständer nach einem Horrorroman und reichte ihm ein umfangreiches Paperback. Es trug den Titel: Der Herzfresser des Teufels. »Der Cruz schreibt so krass wie du, aber du bist natürlich um Klassen besser! Du bist der Gott des Horrors!«
»Das ist die Hauptsache!«, sagte der Mann und lachte sie an.
»Wo fährst du eigentlich hin?«, fragte sie.
»Nach San Matadene«, antwortete er.
»Oh Gott, so südlich? Da ist doch tote Hose!«
»Genau. Das brauche ich mal: tote Hose.«
»Na, ich wünsch dir was, Alter!«
»Dasselbe dir, du Junge!«
»He, du bist eine richtig coole Socke, Aristeo, obwohl du einen Anzug trägst, der dich total konservativ macht. Überdenke mal deinen Kleiderstil! Gesicht und Haare passen – der Kittel ist ein Griff ins Klo!«
»Da hast du vollkommen recht. Normalerweise bin ich lockerer drauf. Ich habe noch einen geschäftlichen Termin, da muss ich mich bieder verkleiden.«
Dann sahen sie sich ein weiteres Mal eindringlich an, die Punkerin und der Autor.
»Mercedes ... du hast die schönsten Augen, die ich je gesehen habe«, sagte er charmant, und sie wurde tatsächlich rotbackig verlegen.
Schließlich gingen sie ihrer Wege.
Aristeo zahlte das Taschenbuch am Zeitschriftenstand und eilte zu seinem Zug nach San Matadene.
Er freute sich auf eine ruhige Zeit.
Ein gewaltiger Irrtum, wie er schon bald feststellen musste.
Der Schaffner hatte vor einer halben Stunde die Fahrkarten in dem Abteil kontrolliert, danach musste Aristeo eingeschlafen sein. Schuld daran trug nicht der spannende Roman des Konkurrenten auf seinem Schoß, wohl eher dieser schnauzbärtige Mann, der vor ihm saß und herzhaft schnarchte. Schnarchen hatte schon immer eine sehr beruhigende Wirkung auf ihn gehabt, und der Autor erinnerte sich gerne an seine Kindheit bei den Großeltern, bei denen er nach dem Tod seiner Eltern aufgewachsen war. Sein Großvater, ein dickbäuchiger Weinbauer, hatte ebenfalls lautstark geschnarcht, wenn er sich nach einem fettigen und reichlichen Mahl seiner Ehefrau in seinen bequemen Ohrensessel zur Mittagsruhe begeben hatte.
»Ist der Platz neben Ihnen noch frei, Señor?«
Die weibliche Stimme ließ ihn aufhorchen. Er riss die tiefbraunen Augen auf und bemerkte, dass er mit dem Kopf an der Scheibe des Abteils ruhte. Draußen rasten dichtbewachsene Felder vorbei.
Nein, dachte Aristeo. Ich rase an den Feldern vorbei! Er blinzelte.
Richtig, ich sitze im Zug nach San Matadene!
Aristeo Álvarez blickte zu der Frau hin und war sofort hellwach, wie es sich für einen Single-Mann gehörte, wenn er auf eine höchst attraktive Schönheit traf.
»Oh, ich wollte Sie nicht wecken. Es tut mir leid!«
»Sie haben mich nicht geweckt«, sagte er verdattert. »Ich habe nur geschlafen.«
Als sie über seine Worte lächelte und dabei strahlendes Zahnweiß zeigte, wurde ihm bewusst, was für einen Stuss er von sich gegeben hatte. Die Dunkelhaarige erinnerte ihn an die Schauspielerin Audrey Hepburn, deren Filme er heute noch mochte und die er auf VHS-Videokassette sammelte und ins Wohnzimmerregal stellte.
Diese warmherzigen Rehaugen sind zum Wegschmelzen schön, überlegte er fasziniert.
»Entschuldigen Sie, Señorita!«, sagte er. »Ich bin ein unbedarfter Tölpel. Natürlich ist der Platz noch frei. Bitte setzen Sie sich doch!« Erst jetzt bemerkte er ihren Koffer. »Darf ich Ihnen behilflich sein, Señorita?«
»Aber gerne«, sagte sie und schenkte ihm ein Lächeln, das ihn zum Schlucken brachte.
Er wuchtete das Gepäckstück auf die Ablage über ihren Köpfen. »Oha, Sie schmuggeln Backsteine!«, witzelte er und setzte sich dann auf seinen Sitzplatz neben sie.
»Überwiegend Bücher – ziemlich schwere Literatur.«
»Sie lesen viel?«, fragte er und war bemüht, den Smalltalk nicht ins Stocken zu bringen.
Die Frau nickte. »Ja, ich bin Grundschullehrerin. Ich fange gerade an.« Sie schmunzelte, was sie kess aussehen ließ. Etwas, das ihm sehr zusagte. Er liebte Frauen, die eine freche Note in ihrer Wesensart hatten. Kurz dachte er an die kecke Punkerin Mercedes vom Madrider Hauptbahnhof. Er hoffte sehr, dass sie einen guten Weg einschlagen würde.
»Übrigens liegen Sie falsch, Señor«, hörte er die schöne Lehrerin sagen.
»Falsch – mit was?«, fragte er vorschnell, denn er war manchmal ungestüm, auch mit Worten.
»Ich bin keine Señorita mehr.«
Aristeo ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken.
Schade, die Hübsche ist verheiratet!
Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Flavia Romero Moreno.«
Der Mann ergriff ihre zarte Hand, spürte einen festen Händedruck und schüttelte sie. »Aristeo Álvarez Vázquez.«
Das Schnarchen des schnauzbärtigen Fahrgastes, der ihnen gegenübersaß, wurde kurz lauter, verstummte plötzlich und setzte nach wenigen Momenten wieder ein.
Flavia deutete auf den Mann und flüsterte vorsichtig. »Ist der Señor Ihr Vater?«
»Himmel, nein!«, entgegnete Aristeo. »Noch nicht!«, hängte er rasch an und entlockte ihr wieder ein Schmunzeln.
»Sie haben einen spontanen Humor«, bemerkte die Frau. »Ich mag das sehr.«
Und ich mag alles an dir, schmachtete Aristeo innerlich. Musst du unbedingt verheiratet sein? Er blickte auf ihre Hände. Kein Ring?, durchfuhr es ihn. Seltsam!
Er versuchte, der Sache auf den Grund zu gehen. Nein, er musste der Sache auf den Grund gehen und trat wieder in ein Fettnäpfchen. »Reisen Sie alleine, Señora Romero?«
Sie blickte sich amüsiert im Abteil um, runzelte die Stirn und meinte absichtlich überrascht klingend: »Also, ich sehe Sie und den schnarchenden Señor. Ganz sicher gibt es in den anderen Abteilen auch noch Leute. Ja, der Zug ist voller Menschen, überwiegend Spanierinnen und Spanier! Nein, ich reise gewiss nicht alleine!«
Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
»Schon gut!«, klang sie erheitert. »Ich nehme Sie auf den Arm. Ihr Gesicht ist ganz köstlich, Señor Álvarez!«
Er wurde rot, was selten vorkam.
»Sie werden ja rot!«, freute sie sich über ihn.
Aristeo wollte gerade im Erdboden versinken.
Wie frech ist die denn? Ganz hinreißend frech!
»Ich bin verwitwet«, sagte sie und riss ihn aus seiner Sprachlosigkeit.
»Gott sei Dank!«, entfuhr es seinem Mund.
»Wie meinen Sie denn das?«, fragte sie irritiert.
»Großer Gott – wollte ich natürlich sagen. Entschuldigen Sie bitte! Ich stehe heute ein wenig neben mir. Schlimm, dass Sie Ihren Ehemann verloren haben. Sie sehen so schrecklich jung aus!«
Sie blickte ihn an. »Bin ich Ihrer Meinung nach mehr schrecklich oder mehr jung?«
»Wie meinen Sie ...?«