2,49 €
An seinem achtzehnten Geburtstag verlässt Joseph alles, was er kennt – seine Heimat, seine Vergangenheit, seine Sicherheit. Denn er trägt eine Last, die schwerer wiegt als jedes Gepäck: die Erinnerung an die Nacht, in der seine Familie ermordet wurde. Nur ein Name und ein Geruch führen ihn zum mutmaßlichen Täter – und mitten hinein in das Territorium eines mächtigen Wolfsrudels.
Dort begegnet er Leonardo, dem Alpha. Stark. Unergründlich. Gefährlich. Und Josephs wahrer Gefährte.
Zwischen Pflicht und Verlangen, Lüge und Leidenschaft, beginnt ein innerer Kampf, der Joseph nicht nur an seine Grenzen bringt – sondern darüber hinaus. Denn was geschieht, wenn dein Herz sich bindet, noch bevor dein Verstand vergeben kann?
Und was, wenn der Mann, den du liebst, dich an deine dunkelste Erinnerung erinnert?
Ein schüchterner Koala.
Ein verletzter Alpha.
Ein Band, das tiefer geht als Blut.
Eine Geschichte über Rache, Vergebung – und Liebe, die selbst in den Schatten Wurzeln schlägt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Kapitel 1 – Der letzte Ast der Kindheit
Kapitel 2 – In die Höhle des Feindes
Kapitel 3 – Der Duft der Wahrheit
Kapitel 4 – Schatten zwischen den Rippen
Kapitel 5 – Wenn die Schuld nach Moschus riecht
Kapitel 6 – Die Narbe unterm Pelz
Kapitel 7 – Zwischen Biss und Beichte
Kapitel 8 – Blut unter der Mondsichel
Kapitel 9 – Der Koala und der König
Kapitel 10 – Aus Eukalyptus wird Eisen
Epilog – Wo Wurzeln und Flügel wachsen
Titelseite
Inhaltsverzeichnis
Buchanfang
Die Morgensonne kroch langsam über die staubige Rinde der Eukalyptusbäume, legte sich wie ein goldener Schleier auf die dünnen Äste, an denen Joseph seit Stunden kauerte, den Blick fest in die Ferne gerichtet, ohne wirklich etwas zu sehen, während seine Finger sich immer wieder nervös in die raue Rinde krallten, als könne er sich damit an einer Kindheit festhalten, die ihm längst entglitten war.
Unter ihm rauschte der warme Wind durch die Blätter, brachte den vertrauten Duft von Erde, Blütenstaub und sonnengetrockneter Rinde mit sich, ein Geruch, der ihn in den letzten Jahren immer wieder beruhigt hatte, immer dann, wenn die Albträume kamen, wenn das Echo jener Nacht ihn aus dem Schlaf gerissen und keuchend zurückgelassen hatte – den Kopf voller Bilder, die nie verblassten, egal wie oft er die Augen zusammenpresste, egal wie sehr er sich wünschte, sie würden endlich verschwinden.
Seine Verwandten wussten längst, dass er anders war. Zu still. Zu wachsam. Zu zerbrechlich und doch auf seltsame Weise unnachgiebig. Seit dem Tag, an dem man ihn halb verhungert und vor Angst zitternd gefunden hatte, hatte sich diese innere Härte in ihm eingenistet, unsichtbar für alle, die glaubten, er sei nichts weiter als der schüchterne, verletzliche Koala-Junge, der es nicht einmal wagte, in menschlicher Gestalt länger als ein paar Stunden zu bleiben.
Doch heute war alles anders.
Heute war sein achtzehnter Geburtstag.
Und während die Sonne weiter über die Äste kroch, wusste Joseph mit bedrückender Klarheit, dass er nicht länger hierbleiben konnte, nicht länger unter dem Schutz derer, die ihn aufgenommen hatten, die ihm Sicherheit gegeben hatten, aber niemals Antworten.
Die Luft flimmerte, als er zum letzten Mal tief einatmete, die Augen schloss und den Kopf gegen den Stamm lehnte, während seine Gedanken sich immer wieder um denselben Namen drehten – den einen Namen, der wie ein Dorn unter seiner Haut brannte, seit Jahren, wie ein Fluch, wie ein Versprechen: Carter.
Carter, der Name, den er in der Nacht der Schreie und des Blutes gehört hatte. Carter, dessen Stimme sich mit dem Knistern des Feuers und dem Splittern von Holz vermischt hatte. Carter, der Geruch, der sich in seine Erinnerung eingebrannt hatte – wild, rau, metallisch und auf eine erschreckende Weise… wolfhaft.
Seine Finger glitten über die dünnen Linien seines Halses, über die Stelle, an der einst die scharfen Klauen eines Fremden entlanggefahren waren, nur um ihn am Leben zu lassen, während der Rest seiner Familie unterging.
Joseph öffnete die Augen.
Seine Entscheidung war gefallen.
Mit einer geschmeidigen Bewegung ließ er sich vom Ast gleiten, verwandelte sich noch in der Luft in seine menschliche Gestalt, spürte den festen Boden unter den nackten Füßen, während seine Muskeln sich spannten und seine Beine ihn durch den staubigen Busch trugen – weg von den Bäumen, weg von den Stimmen seiner Kindheit, weg von der Angst, die ihn all die Jahre begleitet hatte.
Er wusste nicht, wohin genau ihn seine Reise führen würde. Nur eines wusste er mit tödlicher Gewissheit:
Dorthin, wo der Wolf lebte.
Dorthin, wo Carter war.
Und dorthin, wo sein Schicksal – und vielleicht auch sein Tod – auf ihn wartete.
Mit nichts als dem Geruch in der Nase und dem Schmerz im Herzen begann Joseph seinen Weg.
Den letzten Ast der Kindheit ließ er hinter sich. Was vor ihm lag, war etwas, das er nicht in Worte fassen konnte. Etwas, das ihn entweder heilen – oder endgültig zerbrechen würde.