Alpengold 462 - Monika Leitner - E-Book

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Monika Leitner

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Beschreibung

Rainers Abschiedsbrief zerreißt Marei das Herz. Er verlässt sie nicht wegen einer anderen Frau, sondern aus Liebe - weil seine schwere Krankheit ihm jede Hoffnung raubt, ihr ein Leben an seiner Seite zu schenken. Für Marei ist das kein Trost. Sie weiß: Ihr Herz gehört für immer Rainer. Als ihre Eltern - ahnungslos gegenüber ihrem Seelenschmerz - sie drängen, den Sohn vom Nachbarhof zu heiraten, gibt sie schließlich nach. Doch in der Hochzeitsnacht, als draußen das Fest langsam verstummt, weint sie leise um ihr verlorenes Glück ...

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Seitenzahl: 103

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Schmerzvoll geliebt

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Schmerzvoll geliebt

Ein Abschied, der tiefergeht als jede Untreue

Von Monika Leitner

Rainers Abschiedsbrief zerreißt Marei das Herz. Er verlässt sie nicht wegen einer anderen Frau, sondern aus Liebe – weil seine schwere Krankheit ihm jede Hoffnung raubt, ihr ein Leben an seiner Seite zu schenken. Für Marei ist das kein Trost. Sie weiß: Ihr Herz gehört für immer Rainer.

Als ihre Eltern – ahnungslos gegenüber ihrem Seelenschmerz – sie drängen, den Sohn vom Nachbarhof zu heiraten, gibt sie schließlich nach. Doch in der Hochzeitsnacht, als draußen das Fest langsam verstummt, weint sie heiße Tränen um ihr verlorenes Glück ...

Maria Weißacher wartete auf einem Bahnsteig des Bahnhofs von Kitzbühel, dem bekannten Wintersportort in Tirol, auf das Eintreffen des Zugs aus Wörgl.

Die immer noch gut aussehende, achtundvierzigjährige Witwe, der der Weißacherhof in dem Dorf Gründen bei Kitzbühel gehörte, erwartete Lisbeth Lorch, ihre Freundin, die in Wörgl ein kleines Haus besaß und sich ihren Lebensunterhalt als Näherin verdiente.

Ein ganz besonderes Anliegen hatte die Weißacher-Maria diesmal an ihre Freundin. Sie hatte sie eingeladen, drei Wochen Urlaub auf ihrem Hof zu machen und ihr während dieser Zeit ein bodenlanges Festgewand aus schwarzem Samt anzufertigen, das sie am 1. Oktober zu der Hochzeit ihres ältesten Sohnes Mathias tragen wollte.

Aus verschiedenen Gründen freute sich die Maria auf diesen Besuch. Drei Wochen lang würde sie eine angenehme Gesprächspartnerin haben, der sie so manches ihrer kleinen Geheimnisse anvertrauen konnte. Außerdem würde Lisbeth bei der vielen Arbeit, die eine Hochzeitsfeier machte, nicht nur zuschauen, sondern mit anpacken. Sie war flink und energisch und verlor auch im größten Stress nie den Humor.

Der Zug war eingefahren und hielt jetzt an der Bahnsteigkante. Maria Weißacher sah ihre Freundin bereits am Fenster winken. Sie winkte ebenfalls und eilte auf die Tür zu, die Lisbeth gerade öffnete.

»Lisbeth, wie freu' ich mich, dass du da bist!«, rief die Bäuerin und schloss die Ankommende herzlich in ihre Arme.

Die Näherin aus Wörgl streichelte die Wangen der Freundin und gab ihr einen Kuss. Dann bedankte sie sich etwas verlegen bei einem Mitreisenden, der ihr den Koffer zur Tür herausreichte.

»Vor lauter Wiedersehensfreude hätten Sie ihn beinahe vergessen«, sagte er schmunzelnd.

Maria Weißacher, die größer und kräftiger war als ihre Freundin, ergriff den Koffer, und Lisbeth hakte sich bei ihr unter. Beschwingt verließen die beiden Frauen den Bahnhof.

»Wir haben uns lang nicht gesehen, Maria«, stellte Lisbeth fest. »Zwei Jahre ist's schon her.«

»Ja, es war bei der Beisetzung meines Mannes«, bestätigte die Bäuerin mit nachdenklicher Miene. »Wie trüb und dunkel erschien mir damals alles! Ich hielt's für unmöglich, dass ich noch einmal froh sein könnt'. Und jetzt feiern wir die Hochzeit vom Mathias, bei der ich nicht Nein sagen werd', wenn mich jemand zum Tanzen holt.«

»So ist es immer«, erwiderte Lisbeth. »Auf Regen folgt Sonne. Ich bin ganz sicher, dass man dich zum Tanzen holen wird, denn du siehst noch sehr gut aus und hast eine ausgezeichnete Figur.«

»Und wenn ich erst das schöne Kleid anhab', das du mir machst«, lachte die Weißacherin, »dann bin ich unschlagbar und am Ende noch eine Konkurrenz für die Braut. Aber meine Schwiegertochter ist großzügig und liebenswürdig. Die mag mich sehr gern und ich sie auch.«

Sie hatten den Bahnhofvorplatz erreicht und stiegen in den dunkelblauen Kombi, der der Bäuerin gehörte. Lebhaft schwatzend fuhren sie nach dem Dorf Gründen.

»Wie früher in der Schule«, sagte die Bäuerin. »Weißt du noch, wie oft wir da im Unterricht gestört haben und von unserer strengen Lehrerin ermahnt wurden?«

Die Fahrt nach Gründen bescherte wunderbare Ausblicke auf die Bergwelt. Die Felsen schimmerten silbern in der Sonne. Die dunklen Nadelwälder kletterten aus jedem Tal empor. Im Grün der Wiesen leuchteten die weiß gekalkten Wände der Bauernhäuser.

Als sie auf dem Weißacherhof ankamen, führte Maria ihren Besuch erst in den Garten. Auf der Terrasse, die sich an die Glastür zur Wohnstube anschloss, war ein Kaffeetisch liebevoll gedeckt.

»Hier lassen wir uns jetzt zuerst für eine Stunde nieder«, sagte die Bäuerin. »Schau, was für einen schönen Topfenkuchen ich für deinen Empfang gebacken hab.«

Die Magd eilte mit der Kaffeekanne herbei, begrüßte den Gast freundlich und schenkte ein. Dann trug die Bäuerin ihr auf, den Koffer ihrer Freundin nach oben ins Gästezimmer zu bringen, und das dralle Madel beeilte sich, den Befehl auszuführen.

Still und friedlich war es jetzt um die beiden Frauen. Vogelstimmen erfüllten die klare Luft. Ab und zu hörte man von den Weideflächen das Muhen einer Kuh.

»Wann übergibst du dem Mathias denn den Hof?«, wollte Lisbeth wissen.

»Das hab ich schon getan. Er ist sechsundzwanzig, seine Braut fünfundzwanzig. Sie stammt von einem großen Bauernhof und ist eine tüchtige Landfrau. Bei den beiden ist der Hof in den besten Händen.«

»Und was wird mit deinem zweiten Sohn?«, erkundigte sich Lisbeth.

»Na ja, ich halt' schon immer Ausschau nach der richtigen Braut für ihn«, antwortete die Weißacher-Maria. »Er ist ja ebenfalls Landwirt wie sein Bruder und muss nun einen Hof suchen, wo er einheiraten kann. Jedenfalls ist er hier im Weg, wenn das junge Paar jetzt die Herrschaft übernimmt.«

»Hast du denn noch kein Madel entdeckt, das sich als Braut für den Hanno eignet? Schön wär's doch, wenn es sich um die Erbin von einem nahegelegenen Hof handeln würd'. Du hängst ja sehr an deinem Jüngsten, wie ich weiß. Wenn er weit fortziehen würd', würd' dir das gewiss schwerfallen.«

»Da hast du recht, Lisbeth«, pflichtete ihr Maria bei. »Unsere nächsten Nachbarn sind die Brandauers, der Anton und die Therese. Schau mal dort nach rechts hinüber! Das große rote Dach hinter den Apfelbäumen, das gehört zum Brandauerhof. Die Brandauers haben nur ein einziges Kind, ein Madel, hübsch, klug und lieb, das jetzt zweiundzwanzig Jahre alt ist.«

»Wär' das denn nichts für den Hanno?« Lisbeth blinzelte ihrer Freundin zu.

»Ich tät' mir ja nix mehr wünschen, als dass aus dem Hanno und der Marei ein Paar würd'«, gab die Bäuerin zu. »Wenn das klappen würd', wär's die Erfüllung meiner Träume. Die beiden haben schon im Sandkasten miteinander gespielt und gehören beide dem Skiclub an. Die Eltern haben die Marei ein gutes Internat in Innsbruck bis zur Matura besuchen lassen, und danach war ihre Tochter zwei Jahre lang auf dem Lehrgut Reifenstein und hat alles gelernt, was eine künftige Bäuerin wissen muss. Nun ist sie wieder daheim und nimmt ihrer Mutter, die immer schon ein bisserl kränklich war, die Last der Haushaltsführung weitgehend ab.«

»Das klingt doch alles sehr gut! Dann sind sie einander ja nicht fremd, der Hanno und die Marei.«

»Nein«, bestätigte Maria Weißacher. »Aber ich hab den Eindruck, als wär' grad' das den Ehewünschen net förderlich.«

»Wieso denn?«

»Sie sind halt nicht verliebt ineinander. Sie gehen nur freundschaftlich miteinander um.«

»Dann denk dir was aus, wie du ein wenig Dampf dahinter machen kannst!«, riet Lisbeth Lorch ihrer Freundin. »Wenn diese Marei ihr Herz noch nicht verschenkt hat, dann müsst's doch mit dem Teufel zugehen, wenn man die beiden nicht zusammenbringen könnt'.«

Doch jetzt wechselte die Gastgeberin das Thema. Sie begann von dem Festkleid zu sprechen, das Lisbeth nähen sollte, und schilderte eingehend den Schnitt, den sie sich vorgestellt hatte.

»Gleich heute Abend nach dem Nachtmahl nehm' ich mir den Stoff vor und mess' ihn aus«, verkündete Lisbeth entschlossen. »Du musst den Wohnstubentisch ausziehen, damit ich Platz genug hab. Die Kreide und die große Zuschneideschere hab ich mitgebracht.«

»Ach, ich bin ja so froh, dass du gekommen bist, um mir das Kleid zu nähen!«, rief die Bäuerin und drückte ihrer Freundin die Hand. »Ich werd' die drei Wochen mit dir trotz des Hochzeitstrubels richtig genießen!«

***

Auf dem Brandauerhof, der noch größer als der Weißacherhof war und außerdem eine dominierende Stellung auf einem Hügel am nahegelegenen Waldrand einnahm, betrachtete sich Marei noch einmal prüfend im Spiegel.

Sah sie auch wirklich gut aus? Der weite Rock aus einem großblumig gemusterten Stoff in verschiedenen Braun- und Grüntönen und das beigefarbene T-Shirt passten ausgezeichnet zusammen. Und die braune Holzperlenkette, die den schlanken Hals umgab, hatte den gleichen Ton wie die Augen der Hoftochter.

Dazu die sandfarbenen Sommerschuhe und die schlanken, sonnengebräunten Beine – ja, es war alles in bester Ordnung! Marei konnte sich sehen lassen.

Das war ihr sehr wichtig, denn in der nächsten Viertelstunde wollte sie ihren roten Kleinwagen besteigen, um nach Kitzbühel zu fahren. Die Mutter hatte ihr einen langen Einkaufszettel und ein gefülltes Portemonnaie mitgegeben, und einen Korb und zwei Einkaufstaschen hatte Marei schon ins Auto gebracht.

Aber für den wöchentlichen Einkauf hätte sie sich mit ihrem Aussehen nicht so viel Mühe gemacht und nicht immer wieder das leicht gewellte braune Haar gebürstet und die Lippen noch einmal mit dem zartfarbenen Lippenstift nachgezogen.

Nein, Marei hoffte auf eine Begegnung bei dieser Fahrt in den weltbekannten Kurort. Möglichst schnell wollte sie die Einkaufstour hinter sich bringen, um spätestens um halb fünf an dem Treffpunkt im Wald zu sein, wo sie fast bei jedem Ausflug nach Kitzbühel mit dem Mann ihrer Träume zusammen war.

Ja, die zweiundzwanzigjährige Erbin des Brandauerhofs hatte ein Herzensgeheimnis, von dem niemand in ihrem Elternhaus etwas wusste.

Eines Tages im Hochsommer, als die Juli-Hitze kaum erträglich gewesen war, hatte sie das kleine Auto, in dem es trotz der geöffneten Fenster heiß gewesen war, am Waldrand abgestellt und sich einen Spaziergang im Schatten der hohen Tannen gegönnt.

Hier, wo die Kurverwaltung von Kitzbühel einen idyllischen Waldweg mit Bänken versehen hatte, auf denen man behaglich sitzen und den wunderbaren Blick auf die Berge genießen konnte, hatte sie eine Viertelstunde lang ausgeruht, und dabei hatte sie ihn auf diesem Weg näherkommen sehen, den Mann, dem sofort ihr Herz zugeflogen war.

Er war, wie sie jetzt wusste, vierunddreißig Jahre alt und von Beruf Landwirtschaftsingenieur. Als Lehrer unterrichtete er an der Landwirtschaftlichen Fachschule in Saalfelden.

Er war hochgewachsen und schlank. Unwahrscheinlich blaue Augen leuchteten in dem gutgeschnittenen klugen und charaktervollen Gesicht.

Anscheinend war ihm das hübsche Mädchen auf der Bank im Wald aufgefallen, denn er hatte Marei im Vorübergehen genauso eingehend betrachtet wie sie ihn.

Wenige Meter weiter war er stehen geblieben, an den Rand des Weges getreten und hatte hinausgeblickt in das Tal, das sich hier öffnete. Gefesselt von diesem schönen Ausblick war er dann zur Bank gekommen, hatte um die Erlaubnis gebeten, sich setzen zu dürfen, und neben Marei Platz genommen.

Zuerst schwiegen sie, ganz in den Anblick der reizvollen Landschaft versunken. Doch dann, zögernd zuerst und schließlich immer lebhafter, war ein Gespräch in Gang gekommen.

Sie hatte erfahren, dass er Rainer Gutthoff hieß, noch unverheiratet war und keine Eltern und Verwandten mehr besaß. Bisher hatte er sich auch nicht einsam gefühlt, weil ihn sein Beruf und der Umgang mit den jungen Menschen in der Schule ganz ausfüllten.

Doch dann war ein Ereignis eingetreten, das sein Leben veränderte. Bei einer Routineuntersuchung für das Lehrpersonal, die jedes Jahr entsprechend einer Bestimmung des Gesundheitsministeriums stattfand, hatte man eine Tuberkulose bei ihm entdeckt, die aber noch im Anfangsstadium war. Er war zurzeit Patient in der Privatklinik von Professor Franken in Kitzbühel und hoffte sehr auf seine baldige Genesung.

Marei wusste ja, dass sie nur einen Mann heiraten konnte, der etwas von der Landwirtschaft verstand und jederzeit die Leitung eines so großen Hofes, wie sie ihn eines Tages erben würde, übernehmen konnte. Rainer Gutthoff stammte selbst aus einer Bauernfamilie und hatte durchblicken lassen, dass er sich vorstellen könnte, eines Tages auf dem Land zu leben und Landwirt zu sein.

Marei träumte natürlich schon von einer gemeinsamen Zukunft, obwohl sie darüber in der ersten Zeit ihrer Bekanntschaft nie gesprochen hatten. Sie waren zunächst einmal ganz vom Wunder ihrer Liebe erfüllt, die sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen hatte.

Inzwischen hatten sie sich gegenseitig ihre Gefühle gestanden. Sie gingen entweder Arm in Arm im Wald spazieren oder saßen Hand in Hand auf einer der Bänke und sprachen voller Zärtlichkeit und tiefer Zuneigung miteinander. Jeder schilderte dem anderen sein Dasein, sie redeten über Bücher, die sie gelesen hatten, über Musik, die sie beide liebten, sie tauschten ihre Gedanken aus, und jeder gab sich Mühe, den anderen so gut wie möglich kennen zu lernen.