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Wenn wir uns die Welt vorstellen, denken wir sie entweder induktiv von einem Anfang zu einem Ende hin oder deduktiv von einem Jetzt zurück zu einem imaginären Anfang. Beide Denkweisen sind jedoch referentiell, sie setzen eine Referenz in Form eines Anfangs oder eines Endes voraus. Für diese Referentialität unserer Welt gibt es allerdings keine tragfähigen empirischen Belege, sondern nur unseren überlieferten Glauben. Überträgt man die Vorstellung der Selbstreferentialität Gottes von Anselm von Canterbury auf die Welt selbst, heißt das: Die Welt ist, die sie ist! Mehr können wir wohl über unsere Welt als Ganzes nicht wissen. In den meisten Religionen fungiert Gott als Referenz für die Welt.
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Wenn eine Idee nicht zuerst absurd erscheint, taugt sie nichts.
Albert Einstein
Ich habe Physik studiert, um die Welt besser verstehen zu können. Eine wissenschaftliche Herangehensweise ist sehr hilfreich, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass irgendetwas fehlt! Für dieses Fehlende könnte man einen neuen Begriff kreieren, aber auch überlegen, ob nicht ein bereits bekanntes Wort dafür geeignet wäre. Mir fiel dabei sofort der Begriff Seele ein, den wir aus Mythologien und Religionen kennen, ohne dass ich irgendwo etwas Genaueres über sie erfahren konnte.
Insofern ist es verlockend, ein Verständnis für den Begriff Seele zu erarbeiten, ohne sich festlegen zu müssen und zu können. Ich bin mir bewusst, dass ich in diesem Essay keine empirisch belegbaren Fakten vorlegen kann, aber Anregungen geben kann für ein anderes Verständnis unserer Welt. Dabei kann es weniger um eine exakte Beschreibung einer möglichen Seele gehen, als vielmehr um ein Verständnis dafür, dass es eine Seele geben muss, die nicht leichtfertig negiert werden darf und kann.
Günter Hiller
Antigua, im März 2025
Die Welt ist ein lebendiges Wesen Die Dosis macht das Gift
Theophrastus Bombastus von Hohenstein
genannt Paracelsus
Prolog
1. Einleitung
2. Informationen
3. Evolution
4. Evolution, Leben und Zufall
5. Eindeutigkeit
6. Photosynthese und Wachstum
7. Masse und Energie
8. Selbstreferentialität
9. Deduktion und Induktion
Epilog
Nachlese
Literatur (eine Auswahl)
Angesichts der Dummheit der Mehrheit der Menschheit
ist eine weit verbreitete Ansicht wahrscheinlich
eher töricht als vernünftig.
Bertrand Russell
Die altchinesische Philosophie ist geprägt von der Einheit, der Harmonie von Körper, Geist und Seele, von einer Dreifaltigkeit dieser Elemente, ohne tatsächlich zu wissen, was diese Seele ist. Diesem Unwissen wurde in der abendländischen Philosophie Rechnung getragen, so dass sich diese vornehmlich auf den Dualismus von Körper und Geist beschränkte. Die Dreifaltigkeit wurde den Mythologien und Religionen zuerkannt.
Dieser Dualismus ermöglicht klare Aussagen und eine gewisse Eindeutigkeit, verdrängt aber den Zufall und die Unvorhersehbarkeit, die unser Leben immer wieder beeinflussen. Diese dritte Dimension oder Zustandsvariable, der Zufall, ließe sich auch als Seele interpretieren, denn zumindest eins haben beide gemeinsam, sie entziehen sich unserer Rationalität, einer rationalen Wissenschaft!
Wenn man sich als Physiker dennoch auf die Suche nach der Seele der Welt begibt, muss man akzeptieren, dass eine rein rationale Sichtweise, wie es Wissenschaften gemeinhin einfordern, nicht zielführend sein kann. In unseren traditionellen Religionen repräsentiert die Seele das Leben und wenn man nach der Seele der Welt sucht, muss man die Einsicht des Paracelsus teilen, dass die Welt ein lebendiges Wesen ist.
Die Vorstellung, dass die Seele eine Illusion sei, ließe sich auch umgekehrt so interpretieren, dass Illusionen die Seele sind. Illusionen sind letztlich nichts anderes als nicht reale, also virtuelle Alternativen. Wie ich später noch genauer erläutern werde, gehören Alternativen zum Dreiklang von Informationen. Eine Information muss erstens einen Inhalt haben, zweitens empfangen werden und es muss drittens Alternativen geben.
Der Inhalt einer Information ist für ihre Trägheit und damit letztlich auch für eine Vorstellung von Körper verantwortlich. Der Empfang und dessen Verarbeitung lässt sich durchaus mit dem gleichsetzen, was wir gemeinhin als Geist betrachten. Dabei springt sofort der Charakter eines perpetuum mobile ins Auge, wenn man berücksichtigt, dass eine Informationsverarbeitung wieder neue Informationen hervorbringt.
Diese zwei Punkte sind sofort einsichtig, wobei häufig der dritte Punkt, die notwendige Existenz von Alternativen, übersehen wird. Wenn beispielsweise alle Wände weiß wären, wäre die Aussage, die Wand ist weiß, keine Information, sondern eine Tautologie, eine Aussage, die immer wahr ist! Es muss folglich Alternativen geben, ohne dass diese Alternativen alle bekannt sein müssen.
Die Grundessenz des Lebens ist Vielfalt und diese setzt voraus, dass es nicht nur eine Alternative gibt und geben kann. Gäbe es nur eine Alternative, wie beispielsweise im Dualismus oder in der Binärmathematik, dann ließen sich Veränderungen berechnen und vorhersagen. Leben setzt aber voraus, dass es mindestens zwei Alternativen geben muss und keinen Algorithmus, der die nächste Veränderung vorhersagen kann. Algorithmen basieren auf Wahrscheinlichkeiten, können aber nicht ausschließen, dass auch etwas völlig Unwahrscheinliches eintritt.
Algorithmen sind letztlich nichts anderes als Regeln, die Wahrscheinlichkeiten implementieren, aber Ausnahmen nicht ausschließen können. Regeln und Ausnahmen sind komplementär, sie bedingen und ergänzen sich gegenseitig. Diese Komplementarität zu verstehen ist eine Bedingung für das Verständnis des Lebens. Gäbe es keine Ausnahmen, insbesondere willkürliche und zufällige Ausnahmen, bräuchte es auch keine Regeln.
Aus diesem Grund spreche ich lieber von physikalischen Regeln als von physikalischen Gesetzen, denn der Begriff Gesetz wird gerne mit einer Eindeutigkeit oder Alternativlosigkeit assoziiert und genau diese sind in einer lebendigen Welt nicht gegeben. Im Leben und in unserer Welt gibt es keine 100%. Das hat die Physik in den letzten 100 Jahren verändert, sie suchte weniger nach neuen Regeln als vielmehr nach Ausnahmen und die Liste der Ausnahmen wird von Tag zu Tag länger.
Auch diese Ausnahmen, diese zufälligen Ausnahmen, können dazu dienen, die Seele der Welt zu charakterisieren. Vielleicht macht gerade das den Reiz der Seele aus, diese Unbestimmtheit, diese Unfassbarkeit, diese Virtualität. Dieses dritte Element neben Körper und Geist ist auch dafür verantwortlich, dass das Kausalitätsprinzip Risse bekommt. Aus der Physik wissen wir, dass ein Dreikörperproblem nicht mehr exakt zu lösen ist. Auch wenn es für eine Ursache zwei Wirkungen gibt oder eine Wirkung zwei verschiedene Ursachen haben kann, geht die Eindeutigkeit des Kausalitätsprinzips verloren. Dann ist weder die Zukunft noch die Vergangenheit eindeutig bestimmbar. Von der Zukunft wissen wir das schon lange, aber nicht von der Vergangenheit. Viele nehmen an, dass es nur eine einzige Vergangenheit gab, wissen aber nicht welche.
Würde man die Existenz von Alternativen als eine Art Seele betrachten, würde das auch erklären, dass es nicht nur eine, eine bestimmte Seele geben kann. Die Seele müsste dann so vielfältig sein wie die Alternativen selbst. Die Existenz von Alternativen ist aber eine Bedingung für Leben, für Zufall und für Unberechenbarkeit. Das wusste Paracelsus bereits vor rund 500 Jahren: Die Welt ist ein lebendiges Wesen!
Das widerspricht allerdings allen physikalischen Theorien oder Modellen, angefangen vom Urknall-Modell bis hin zur Annahme kosmischer Konstanten. Solche Annahmen gehören in den Bereich akademischer Spielereien, man kann mal schauen, wie weit man damit kommt, man sollte es jedoch nicht übertreiben, wieder ganz in Sinne von Paracelsus: Die Dosis macht das Gift!
In meinem Essay möchte ich erläutern, warum ich das menschliche Denken, dass uns Menschen die Physik und die Religionen beschert hat, als naiv bewerte. Dazu ist es allerdings erforderlich, den Begriff naiv näher zu beleuchten. Der Begriff ist abgeleitet von französisch naïf und wird mit unterschiedlichen Bedeutungen assoziiert, wie beispielsweise ‚kindlich', ‚ursprünglich', ‚einfältig', ‚harmlos', ‚töricht'. Bei Google finden sich noch weitere Synonyme, die aber das Verständnis nicht verbessern. Die Bedeutungen der Synonyme sind zwar ähnlich, aber dennoch alle verschieden. Da Naivität eine Lernfähigkeit nicht ausschließt, sollte man mit einer Bewertung sorgsam umgehen. Ein Deutschlehrer meines Sohnes bemerkte mal sehr richtig, dass im Wortschatz begrenzte Sprachen, im Deutschen etwa um die 200.000 Worte, es sich gar nicht leisten können, zwei Worte für ein und dieselbe Bedeutung zu haben, das wäre eine Wortverschwendung!
Im Gegenteil, sehr häufig verwenden wir das gleiche Wort für unterschiedliche Bedeutungen. Das führt dann zu fundamentalen Missverständnissen, besonders dann, wenn eine Sprache für Klarheit und Eindeutigkeit entwickelt wurde, wie beispielsweise die Mathematik oder Physik. Legt man eine Eindeutigkeit zu Grunde, die tatsächlich gar nicht gegeben ist, führt das zu einem Dilemma. Ein Blick in die Vergangenheit und deren Eindeutigkeit basiert auf der Annahme einer eindeutigen Ursache-Wirkung-Kette. Aber ist die tatsächlich gegeben?
Wie das Beispiel mit dem Regen und der nassen Straße zeigt, kann eine Wirkung durchaus unterschiedliche Ursachen haben, aber auch eine Ursache unterschiedliche Wirkungen hervorbringen. In beiden Fällen geht die Eindeutigkeit verloren und damit ist nicht nur die Zukunft, sondern auch die Vergangenheit unbestimmt. Wir vermuten, dass es nur eine Vergangenheit gegeben hat, wir wissen aber nicht welche! Die Physik mit ihren physikalischen Gesetzen gaukelt uns zwar eine Eindeutigkeit vor, aber ist diese Annahme nicht naiv?
Einstein bemerkte einmal, dass man eine physikbasierte Kosmologie nur sinnvoll betreiben könne, wenn man annimmt, dass die physikalischen Gesetze immer und überall im Kosmos gültig sind. Genau dieser Aussage möchte ich aber in diesem Vortrag gleich aus diversen Gründen widersprechen! Sie zeigt aber zwei Szenarien auf: Entweder spekuliert man auf eherne Naturgesetze und betreibt Kosmologie wie bisher oder man muss Kosmologie neu denken, evolutionär betrachten. Einstein entschied sich für die erste Möglichkeit, für eine Eindeutigkeit der Physik, ich persönlich tendiere eher zur zweiten Möglichkeit, einer evolutionären Betrachtungsweise, gegen den derzeitigen Trend der Kosmologie.
Wenn man jedoch diesem Weg folgen möchte, kann man nur begrenzt auf physikalische Gesetze oder Prinzipien zurückgreifen, man ist gezwungen, eine ursprüngliche Naivität mit einzubeziehen. Man muss und kann sich nur auf Plausibilitäten beziehen und für diese gibt es keine logisch-formalen Nachweise oder gar Beweise. An diesem Punkt ist es essenziell zu verstehen, dass es in einem unvollständigen System, wie es unsere Welt nun einmal darstellt, keine endgültigen Wahrheiten, die evtl. beweisbar wären, geben kann!
Verallgemeinern, Vereinfachen und Extrapolieren sind drei Vorgehensweisen, die nur mit äußerster Vorsicht verwendet werden sollten. Ein altes Paradox lautet: Epimedes, der Kreter sagt: Alle Kreter sind Lügner. Für dieses Paradox gibt es nur eine einzige Erklärung, das Wort Alle, eine ungerechtfertigte Verallgemeinerung. Das hat weitreichende Folgen!
Achtung! Paradoxien sind keine Laune der Natur, sondern die Folge ungerechtfertigter Annahmen und wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, solche Annahmen zu erkennen. Einsteins Verallgemeinerung erzwingt eine Eindeutigkeit und ist eine Annahme, für die es keinen empirischen Nachweis gibt.
Bei dem großen Physiker Niels Bohr habe ich mal gelesen: Verstehen heißt Vereinfachen! Diese Aussage hat mich fasziniert, mich aber auch gleichzeitig deren Paradoxie erkennen lassen. Wenn wir beispielsweise eine Problematik vereinfachen, verstehen wir tatsächlich nicht diese Problematik, sondern nur die Vereinfachung. Das gleiche gilt auch für den Kosmos, das Universum oder eben auch für die Welt als Ganzes.
Ernst Haeckel spricht in seinem Buch Die Welträtsel von Spekulation und Empirie und davon, dass Spekulationen ohne Empirie wissenschaftlich sinnlos sind. Ich beschränke mich hier nur auf wissenschaftlich sinnvolle Annahmen und Spekulationen. Eherne Naturkonstanten, Gott oder ein Jenseits gehören nicht dazu, weil wir nicht einmal die Grenzen des Universums erahnen können. Das James Webb Teleskop wird vermutlich nicht den Anfang des Universums zeigen können, weil man so etwas gar nicht zeigen kann. Unsere Sinne sind dafür trainiert, Veränderungen in Raum und Zeit wahrzunehmen und nicht deren Nicht-Existenz.
Vor einigen Jahren habe ich ein Gedankenexperiment entwickelt, das wir gemeinsam überlegen können: Was wäre, wenn die Informationsgeschwindigkeit unendlich wäre, wenn alle Informationen gleichzeitig überall wären? Das bedeutet ja, dass es keinen Unterschied zwischen hier und dort und keinen Unterschied zwischen jetzt und später gibt! Das sind aber gerade die Merkmale von Raum (hier und dort) und Zeit (jetzt und später). Was hätte das für Folgen?
Bei einer unendlichen Informationsgeschwindigkeit wären tatsächlich Raum und Zeit gar nicht definiert! Das ist bereits eine wesentliche Erkenntnis. Raum und Zeit sind abhängig von endlichen Informationsgeschwindigkeiten. Wie kann man das verstehen? Was macht eine Informationsgeschwindigkeit endlich? Eine Antwort, die uns aus der Physik geläufig ist, ist Trägheit. Was macht eine Information träge? Meiner Meinung nach kann das nur der Inhalt der Information sein, der Informationsgehalt. Dieser Inhalt ist aber das Charakteristikum einer jeden Information, ohne Inhalt wäre eine Information keine Information.
Man kann daher annehmen, dass der Inhalt, die Trägheit für die Geschwindigkeit der Information verantwortlich ist. In der Physik assoziieren wir Trägheit gewöhnlich mit Masse und somit müsste der Inhalt einer Information eine Masse repräsentieren. Das heißt aber auch, dass Masse für Raum und Zeit verantwortlich zu sein scheint. Raum und Zeit sind demnach nicht unabhängig voneinander, sie bedingen sich gegenseitig und sie ergänzen sich, sie sind aber nicht gleichzeitig darstellbar. Besonders deutlich wird das bei einem Zustand und einer Zustandsänderung. Bei einer Zustandsänderung kann man keine Aussage über den Zustand machen und vice versa.
Wir können zwar vermuten, dass Raum und Zeit eine Art Symbiose bilden, ohne jedoch die genaue Verknüpfung zu kennen. Immerhin ist das ein Ansatz, der einem scharfen Dualismus widerspricht. Raum und Zeit ließen sich somit als die beiden Seiten derselben Medaille interpretieren. Warum ist uns diese Medaille so rätselhaft? Die einzige Erklärung, die mir dazu einfällt, ist die Tatsache, dass wir diese Medaille nicht und niemals insgesamt wahrnehmen können. Was wir sehen können, ist ein unvollständiger Ausschnitt unseres Universums. Dazu eine weitere Frage: Was weiß eine Eintagsfliege über die Jahreszeiten? Wir leben in dieser Welt, ein Außenblick ist uns verwehrt, da hilft auch keine Metaphysik oder Metaphilosophie! Ohne Empirie sind Spekulationen einfach sinnlos!
Diese Unvollständigkeit müssen wir folglich näher beleuchten und da führt kein Weg an Kurt Gödel und seinem 1931 formulierten Unvollständigkeitstheorem vorbei. Mit einfachen Worten besagt es, dass es für uns Menschen unmöglich ist, uns vollständige Systeme vorzustellen. Mathematisch ausgedrückt heißt das, dass unsere mathematische Logik auf vollständige Systeme beschränkt ist und bei unvollständigen Arrangements nicht anwendbar ist. Physiker umgehen diese Klippe, indem sie sich ausschließlich mit Systemen befassen, die per Definition vollständig sind. Aber können wir das guten Gewissens von unserem Universum behaupten? Das physikalische Kalkül beruht auf der Annahme, dass es sich schon irgendwie ausgeht, wenn man das System nur groß genug wählt.
Zwei Punkte sind wichtig: Der Begriff unendlich repräsentiert Unvollständigkeit (1) und bei unserem Universum fehlt uns der Nachweis der Vollständigkeit (2). Unser Universum ist somit kein vollständiges physikalisches System! Bei unserem Universum versagt demnach unsere Logik und somit auch eine logische Verknüpfung von Raum und Zeit. Ein Beispiel sind Zahlen, Arithmetik und unendlich. Bei unendlich versagt die normale Logik der Arithmetik.
Mathematiker wollen es mathematisch erklären und beweisen, so auch Kurt Gödel, aber unendlich und unvollständig sind im Grunde genommen keine mathematischen Begriffe. Der Begriff Logik lässt sich allerdings am besten mathematisch darstellen, Mathematik wird deshalb auch gerne als logische Sprache betrachtet. Aber Sprachen sind von Menschen gemacht, auch die Mathematik. Logik ist keine Folge der Mathematik, sondern eine (manchmal) hilfreiche Erfindung der Menschen. Der Zufall entbehrt jeder Logik!
Aber genau diese Sprache ist nach Gödel für unser Universum nicht geeignet. Mathematisch gesprochen ist unser Universum für uns nicht abzählbar, physikalisch betrachtet ist unser Universum kein System. Wir sind unfähig, unser Universum als Ganzes zu betrachten. Dazu wäre ein (unmöglicher) Blick von außen notwendig, gewissermaßen aus dem Jenseits, ein Blick, der beispielsweise einem Gott zugestanden wird. Dieses Jenseits widerspricht allerdings dem Begriff des Universums, wie ich ihn verwende. Das Universum repräsentiert ein Alles und da ist kein Platz für ein Jenseits, für das es auch keinen empirischen Nachweis geben kann.
Eine mittelalterliche Gottesdefinition von Anselm von Canterbury bezieht sich auf eine Selbstreferentialität Gottes, also die Unmöglichkeit, irgendwelche Referenzen zu finden oder angeben zu können. Er ist, der er ist! Genau diese Selbstreferentialität finden wir aber nicht nur bei Gott, sondern beispielsweise auch bei Raum und Zeit. Raum oder Zeit haben weder einen Anfang noch ein Ende, denn das wären bereits Referenzen. Die Physik kann damit nicht umgehen, die Physik ist auf Referenzen angewiesen und verwendet stattdessen Entfernung und Dauer. Das Urknall-Modell ist eine typische physikalische Konstruktion, die auch keine Antworten darauf geben kann, was denn vor dem Urknall gewesen sein könnte. Immerhin wird dieser Tatbestand in neuerer Zeit berücksichtigt, aber dennoch sprechen manche Wissenschaftler immer noch von einem Alter unseres Universums!