Gott schuf die Zeit... - Günter Hiller - E-Book

Gott schuf die Zeit... E-Book

Günter Hiller

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Beschreibung

Rationalität und Emotionalität sind komplementär, genauso komplementär wie beispielsweise Zustand und Zustandsänderung oder Raum und Zeit. Eine rationale Physik kann daher nur die eine Seite der Welt beschreiben und ist somit auf einen rationalen Zeitersatz wie Dauer oder Frequenz angewiesen. Im Gegensatz zu einer Dauer, die mit Anfang oder Ende eine Referenz besitzt, erscheint Zeit für uns Menschen selbstreferentiell zu sein. Zeit ist, was sie ist und ist somit einer rationalen Ursachenforschung unzugänglich. Eine Schöpfung findet statt, für einen Anfang oder eine Dauer gibt es keine Anhaltspunkte. Alles hat seine Zeit. Ein Kausalitätsprinzip, das sich für unser Leben auf der Erde bewährt hat, lässt sich möglicherweise nicht auf die Welt, auf das Universum übertragen.

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Vorwort

Zeit ist einer der am häufigsten gebrauchten Begriffe, der am wenigsten verstanden ist. Wohl scherzhaft bezeichnete deshalb Einstein Zeit auch als das, was man auf einer Uhr ablesen kann. Hinter manchem Scherz versteckt sich oftmals auch ein Funken Wahrheit, aber dieser Scherz hat vermutlich mehr Missverständnisse ausgelöst als man sich hätte träumen lassen.

Was uns eine Uhr anzeigt ist eine Dauer, die man aber nicht mit Zeit gleichsetzen oder verwechseln darf. Das wäre so, als ob man alle Fische als Heringe bezeichnen würde, weil einem die Vielfalt der Fische zu kompliziert und komplex ist. Eine Dauer lässt sich quantitativ messen und bewerten, Zeit besitzt dagegen Qualitäten, die sich einer quantitativen Bemessung entziehen.

Wenn man Quantitäten der Rationalität zurechnet, dann darf man Qualitäten der Emotionalität zuordnen. Wir wissen alle, dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann und dennoch bemühen wir uns immer wieder, Vergleichsoptionen zu konstruieren. Das hat Vorteile, wie beispielsweise die Einführung und Verbreitung des Geldes beweist, aber wir kennen alle die Grenzen eines monetären Systems.

Die Substitution von Zeit durch Dauer hat unbezweifelbare Vorteile, aber sie verdrängt in unserem Bewusstsein die Tatsache, dass wir tatsächlich Zeit nicht rational erfassen können. Um es gleich vorwegzunehmen, ich weiß auch nicht, was Zeit ist, aber ich bin mir ganz sicher, dass Zeit mehr ist als die in Wissenschaften propagierte Dauer.

Was sind denn die Konsequenzen, wenn wir etwas rational erklären wollen, was sich gar nicht rational erklären lässt? Ein manchmal gefühltes weniger ist mehr, lässt sich rein rational nicht begründen, da gilt immer mehr ist mehr!

Ist infolgedessen nicht auch eine Gesellschaft, die Gefühlen keinen Raum gibt und alles kollektiv nur nach rein wissenschaftlich-rationalen Gesichtspunkten beurteilen möchte, gar nicht mehr in der Lage, ein selbstreferentielles Leben, das keiner rationalen Logik gehorcht, verstehen zu können?

Früher waren es mehr Kinder, die das Alter absichern sollten, heute ist es mehr Vermögen oder Reichtum. Dabei blieb und bleibt die Erde als Wesen (Gaia) und letztlich auch als Partner völlig unberücksichtigt. Wir leben in einer Symbiose mit der Erde, die anscheinend auch Gefühle hat, die wir aber nicht verstehen oder verstehen wollen. Es ist allerhöchste Zeit, umzudenken!

Mein Vater pflegte zu sagen, dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als wir uns vorstellen können und dieses mehr, das wir uns nicht einmal vorstellen können, sollte uns immer als Mahnung dienen, unsere Ansprüche nicht zu übertreiben und unser Wissen und unsere Rationalität nicht zu überschätzen.

Berlin, im Juli 2023

Günter Hiller

Inhalt

1. Einleitung

2. Information und Veränderung

3. Systeme

4. Komplementarität

5. Evolution

6. Kreisläufe und Recycling

7. Allgemeines Evolutionsprinzip

8. Masse, Energie und Information

9. Komplementarität und Symbiose

10. Symbiose und Recycling

11. Gott und die Welt

12. Prinzipien

13. Leben

14. Epilog

Meine Bücher und Leseliste

Die Welt ist ein lebendiges Wesen

Paracelsus

1. Einleitung

Wenn man den Buchtitel erweitern wollte, könnte man auch schreiben: Gott schuf die Zeit, von Dauer hat er nichts gesagt. Dauer ist ein Begriff, der unserer Rationalität entgegenkommt, eine Dauer ist messbar und leicht zu verstehen. Bereits im Altertum gab es Sonnenuhren, die mit dem Sonnenstand korreliert wurden und erst später erkannte man, dass der Sonnenstand eine Folge der Erdrotation war.

Da hier und dort Merkmale eines Raums sind und jetzt und später die Merkmale der Zeit, erkennt man sofort, dass Raum und Zeit bei einer unendlichen Informationsgeschwindigkeit gar nicht definiert wären, oder anders ausgedrückt, dass eine endliche Informationsgeschwindigkeit Voraussetzung für die Existenz von Raum und Zeit ist.

Mit anderen Worten könnte man auch sagen, dass es unsere Welt, so wie wir sie erleben, nur geben kann, weil es kein unendlich gibt. Der Begriff unendlich ist ein Kunstwort, das im Grunde nur die Grenzen unseres Verständnisses aufzeigt, die Grenzen unseres Verstehens, unserer Logik und unseres Auffassungsvermögens.

Ein unendlich in der Zeit bezeichnen wir als ewig und rein gefühlsmäßig erscheint mir persönlich ein ewig verständlicher als ein unendlich und das kann durchaus damit zusammenhängen, dass wir Zeit fühlen und nicht rational erfassen.

Im 17. Jahrhundert prägte René Descartes den berühmten Satz ego cogito, ergo sum (Ich denke, also bin ich), den er nach radikalen Zweifeln an der eigenen Erkenntnisfähigkeit als unerschütterliches Fundament (fundamentum inconcussum) formuliert und methodisch begründet: Da es ja immer noch ich bin, der zweifelt, kann ich an diesem Ich, selbst wenn es träumt oder phantasiert, selber nicht mehr zweifeln.

Im 20. Jahrhundert entwickelt der Neurologe Antonio Damasio in seinem Buch Ich fühle, also bin ich einen Gegenentwurf zu Descartes Ideen (Descartes' Irrtum), indem er den Fragen nachgeht, wie unser Gefühl für unser Selbst entsteht und warum wir fühlen, was wir sind.

Beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung für uns Menschen, wir denken und wir fühlen und da wir Menschen selbst Geschöpfe der Evolution sind, stellt sich natürlich die Frage, warum wir gewissermaßen zweigleisig unterwegs sind und ob uns möglicherweise die Welt zu diesem Verhalten veranlasst.

Wenn man sich intensiv mit Evolution beschäftigt und bereit ist, unterschiedliche Evolutionsformen zu akzeptieren, die aufeinander aufbauen, dann sollte diese Zweigleisigkeit, dieser Dualismus bereits in der Natur verankert sein und die Welt sollte dann Ähnlichkeit mit einem Organismus haben.

Es bedarf schon einer ausführlichen Erklärung, wenn man trotz eines erfolgreichen Physikstudiums all das Gelernte rigoros in Frage stellt und zu der Einsicht kommt, dass die traditionelle Physik an allen Ecken und Enden fragwürdig und höchstens gut genug ist. Allerdings gibt es dafür nicht nur einen Grund, sondern eine ganze Reihe von Gründen.

Es fängt damit an, dass ich Physik studiert habe, um die Welt so gut als möglich verstehen zu können und nicht um einen guten Abschluss als Sprungbrett für eine spätere Karriere zu nutzen. Ich wollte Zusammenhänge erkennen können und nicht die Antworten auf Prüfungsfragen auswendig lernen. Dinge, die ich nicht verstanden hatte und habe, kamen zur Wiedervorlage auf eine gesonderte Liste. Als einigermaßen intelligenter Student kann man schon unterscheiden zwischen dem, was die Professoren hören wollen und dem, was man selbst für wichtig erachtet.

So war es nur eine logische Entscheidung, dem Universitätsbetrieb den Rücken zu kehren, um mehr von der Welt zu sehen. Im Nachhinein betrachte ich es als Glücksgriff, dass ich bei der Firma Schlumberger in der Erdölbranche arbeiten konnte, weil sich dadurch mein Dunstkreis enorm erweiterte. Ich lernte nicht nur fremde Kulturen kennen, sondern auch viele Facetten der Geophysik und Geologie bis hin zur Paläontologie.

Allein die Vorstellung, dass Pflanzen nach ihrem Absterben zunächst vertorfen und danach allein durch Druck zu Braunkohle, Steinkohle, Graphit und Diamanten gepresst werden können, lässt schon erahnen, dass Diamanten gar nicht so tot sein können, wie es die Physik und die Physiker gerne sehen wollten. Und Erdöl und Erdgas gibt es tatsächlich deshalb, weil sich unzählige anaerobe Bakterien auf Kohle als Energielieferant spezialisiert haben.

Zur gleichen Zeit, in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als ich meine ersten Schritte in der Geophysik absolvierte, entwickelte auch James Lovelock sein Gaia-Konzept, in dem er die Erde als Organismus betrachtete. Offiziell meinte er damit nur die Biosphäre, denn Physik war immer noch die Wissenschaft der toten Materie. Allein diese Lehrmeinung anzuzweifeln, konnte bereits dazu führen, von der wissenschaftlichen Gemeinschaft als Spinner abgekanzelt zu werden.

Ich weiß nicht, ob sich diese Meinung verändert hat, denn bis heute vertrauen noch viele Kosmologen und Astrophysiker auf die logischen und rationalen Prinzipien, die der Physik und Mathematik zugrunde liegen. Die klassische Physik der toten Materie basiert auf einer Eindeutigkeit und damit letztlich auch Alternativlosigkeit der Naturgesetze. Dem stehen zwei grundsätzliche Überlegungen entgegen, die nichts mit Physik im engeren Sinn zu tun haben, zum einen ein Verständnis der Evolution und zum zweiten der Information.

Evolution und Perfektion schließen sich gegenseitig aus! Eine Evolution kann sich gar nicht aus einem perfekten System heraus entwickeln. Die Perfektion wurde aber zumindest im Monotheismus einem allwissenden und allmächtigen Gott zugeschrieben. Das ist natürlich nur eine Spekulation, die allerdings etliche Anhänger gefunden hat. Dieser Gott könnte aber genauso gut auch neugierig und lernfähig sein und bereit, alles Mögliche zu probieren. Aber auch das ist nur eine Spekulation, die aber der vorhergehenden Spekulation nicht nachsteht! Würde man das Universum als Ganzes als Gott betrachten, hätte man beide Spekulationen vereint. Gott wäre dann zwar nicht allmächtig und allwissend, aber er würde alle Macht und alles Wissen repräsentieren und könnte gleichzeitig lernwillig und neugierig sein.

Das Universum könnte alles ausprobieren und die jeweils vorteilhafteren Lösungen belohnen, ohne etwas ausschließen zu müssen! Das ist das eigentliche Prinzip des Wettbewerbs, nichts zu bestrafen, sondern nur Vorteile mehr oder weniger zu belohnen, je größer die Vorteile, umso größer die Belohnung. Solch ein evolutionärer Wettbewerb schließt von vorne herein Perfektion aus! Diese Interpretation von Wettbewerb schließt Strafen kategorisch aus, die einzige Strafe ist eine geringere Belohnung. Dieses Verständnis wird sofort deutlich, wenn man sich dem Informationsbegriff nähert.

2. Information und Veränderung

Da stellt sich zunächst die Frage, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit man überhaupt von einer Information sprechen kann. Nach meinem Dafürhalten müssen drei Bedingungen erfüllt sein:

1. Die Information muss einen Inhalt haben

2. Die Information muss irgendwie empfangen werden

3. Es muss Alternativen geben

1. Ohne Inhalt wäre die Information eine leere Information, aber dieser Inhalt muss notwendigerweise eine Konsequenz haben und dafür ist uns aus der Physik der Begriff Trägheit geläufig. Die Trägheit des Informationsinhalts ist für eine endliche Informationsgeschwindigkeit verantwortlich, die wiederum die Voraussetzung für Raum und Zeit ist. Zur Erinnerung: Wäre die Informationsgeschwindigkeit unendlich, wären alle Informationen gleichzeitig hier und dort und auch jetzt und später. Hier und dort sind die Merkmale des Raums und jetzt und später die Merkmale der Zeit. Raum und Zeit sind letztlich die Konsequenz einer endlichen Informationsgeschwindigkeit, die wiederum eine Gleichzeitigkeit begrenzt!

2. Eine Information muss empfangen werden, sie muss etwas bewirken, andernfalls ist sie sinnlos. Bedeutsam bei dieser Aussage ist, dass der Ursprung der Information keine Relevanz besitzt, denn ohne einen Ursprung gäbe es gar keine Information. Schon Max Planck musste zur Beschreibung der Strahlung eines Schwarzen Körpers eine gequantelte Hilfsgröße h einführen, das Plancksche Wirkungsquantum. Die Konsequenz eines Wirkungsquantums wird zumeist übersehen. Eine Wirkung kann nur beim Empfänger verursacht werden und damit ist die Struktur des Empfängers für die Quantelung verantwortlich und nicht der Ursprung oder Sender.

Bei uns Menschen muss beispielsweise ein Neuron aktiviert werden und diese Neuronen bewirken letztlich die Quantelung. Als Beispiel kann ein Haus mit mehreren Stockwerken dienen. Wenn man einen Ball hochschießt, bleibt er auf dem Stockwerk liegen, für das die Energie ausreichend war. Dabei ist es egal, ob die Energie 4,2 oder 4,7 Stockwerken entspricht, der Ball bleibt im 4. Stockwerk liegen! Was mit dem Rest passiert (0,2 oder 0,7) ist aus Sicht des Empfängers nicht zu beantworten. Man erkennt sofort, dass das alte physikalische Prinzip von actio gleich reactio nur ein extremer Sonderfall sein kann und damit auch mathematische Gleichungen ihre Bedeutung verlieren.

Wenn man zudem den Empfang einer Information auch als eine Information betrachtet, dann ist dieser Empfang eine Bedingung dafür, dass Informationen nicht aussterben, also ein Indiz für ihr Überleben!

3. Damit eine Information eine Relevanz besitzt, muss es Alternativen geben. Wenn alle Wände weiß wären, wäre die Aussage Die Wand ist weiß keine relevante Information. Dieser Punkt wird meistens nicht berücksichtigt, passt aber zu einer toten Materie, denn tatsächlich ist nur der Tod alternativlos. In unserer Welt gibt es aber immer Alternativen und genau diese Alternativen sind die Grundessenz des Lebens und je mehr Alternativen verfügbar sind, umso reichhaltiger ist das Leben. Ein Organismus zeichnet sich genau dadurch aus, dass alternative Reaktionen möglich sind!

Neben den Bedingungen, die eine Information erfüllen muss, um als solche zu gelten, also der Frage, was eine Information ausmacht, stellt sich dann natürlich die Frage, warum es überhaupt Informationen gibt. Diese Frage ist für das Weseneiner Information nicht relevant, aber um das Bild zu vervollständigen, muss man auch der Frage nach dem Ursprung