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AUSSENPOLITIK DES DEUTSCHEN KAISERREICHS Die Venezuelakrise 1902/03 Die Venezuela Krise von 1902–1903 war eine Seeblockade, die Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien von Dezember 1902 bis Februar 1903 gegen Venezuela verhängten, nachdem Präsident Cipriano Castro sich geweigert hatte, Auslandsschulden und Schäden zu begleichen, die europäische Bürger in den jüngsten venezolanischen Bürgerkriegen erlitten hatten. Castro ging davon aus, dass die amerikanische Monroe-Doktrin Washington dazu veranlassen würde, einzugreifen, um eine militärische Intervention Europas zu verhindern. Doch die USA verhielten sich offiziell neutral und ließen die Aktion ohne Einwände zu. Da Castro nicht nachgab, der Druck der USA zunahm und die britische und amerikanische Presse zunehmend negativ auf die Angelegenheit reagierte, einigten sich die Blockadestaaten auf einen Kompromiss, hielten aber während der Verhandlungen über die Details an der Blockade fest. Dies führte zur Unterzeichnung eines Abkommens am 13. Februar 1903, mit dem die Blockade aufgehoben wurde und Venezuela sich verpflichtete, 30 % seiner Zölle zur Begleichung der Forderungen zu verwenden. Dieses Buch erzählt die Geschichte dieser imperialistischen Ereignisse in Südamerika. Es beleuchtet die Hintergründe und die weiteren Entwicklungen. Viele zeitgenössische Bilder ergänzen dieses Werk. Umfang: 46 Seiten
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Seitenzahl: 31
Veröffentlichungsjahr: 2025
Außenpolitik des Deutschen Kaiserreichs
Die Venezuelakrise 1902/03
IMPRESSUM:
Dirk Hennings
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Die Venezuela-Krise (seltener auch Zweiter Venezuelakonflikt) in den Jahren 1902/03 war eine diplomatische und militärische Auseinandersetzung zwischen Venezuela einerseits und dem Deutschen Reich, Großbritannien und Italien andererseits, zugleich aber auch Indikator und Austragungsfeld weltpolitischer Gegensätze zwischen den imperialistischen Mächten, insbesondere zwischen Deutschland und den USA.
Schiffe der ostamerikanischen Kreuzerdivision (links: SMS Panther, rechts: Flaggschiff SMS Vineta) während der Blockade Venezuelas 1902 (Zeichnung von Willy Stöver)
Daneben steht sie für eine besondere, zwischen dem endgültigen Scheitern der deutsch-britischen Bündnisverhandlungen 1901 und dem Beginn der britisch-französischen Annäherung 1902/1903 – der „revolutionären Wende im internationalen Staatensystem“ – liegende Etappe deutsch-britischer Beziehungen.
Präsident Cipriano Castro in Caracas1899
In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelten sich Ostasien und der lateinamerikanisch-karibische Raum zu Aktionsfeldern deutscher „Weltpolitik“. In diesem Zusammenhang verfolgte das Reichsmarineamt das Ziel, einzelne, für die projektierte weltweit operierende Flotte als nötig erachtete Stützpunkte zu erwerben. Neben Manila und der malaiischen Insel Pulau Langkawi gerieten dabei die (dänischen) Jungferninseln St. Thomas und St. John sowie die Hauptinsel der Niederländischen Antillen, Curaçao, ins Blickfeld. Der im Bau befindliche Panamakanal machte zu dieser Zeit die zuvor lange periphere Karibik deutlich interessanter, zudem war Tirpitz der Ansicht, dass man mit einem ausgebauten karibischen Flottenstützpunkt „einen Konflikt mit Amerika nicht zu scheuen“ brauche. Derlei deutsche Ambitionen blieben den als Hegemon der Region auftretenden USA (vgl. Monroe-Doktrin) nicht verborgen und wurden vor dem Hintergrund des seit Beginn der 1890er Jahre wegen ausgeprägter Handelsrivalitäten und andauernder Zollstreitigkeiten ohnehin gespannten Verhältnisses beider Staaten mit besonderem Argwohn verfolgt. Bereits während des Spanisch-Amerikanischen Krieges hatte das Auftauchen des deutschen Ostasiengeschwaders vor Manila im Sommer 1898 international für Aufsehen gesorgt und unter anderem dokumentiert, dass die deutsche Außenpolitik nicht gewillt war, von den Amerikanern beanspruchte Einflusszonen kommentarlos zu akzeptieren. Auch gegenüber den ihr lange weitgehend unzugänglichen mittel- und südamerikanischen Staaten trat die deutsche Politik nun mit einem gewissen Macht- und Ordnungsanspruch auf und zwang die traditionell dort agierenden Mächte, sich hiermit zu arrangieren. Die Probleme Venezuelas boten dafür ein Szenario.
Großbritannien und Deutschland „rupfen“ Venezuela, während Uncle Sam aufmerksam zuschaut. Karikatur aus dem New York Herald, Januar 1903