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Als Marshal Scott Baker die Stadt Socorro erreicht, dauert es nicht lange, bis ihn Bürgermeister McCrawley mit der Bitte aufsucht, den Black-Horse-Saloon zu schließen, einen – seiner Meinung nach – Hort der Sünde, einen richtigen Sündenpfuhl, wie er sich ausdrückt.
Der Besitzer des Saloons, Walt Schlager, sorgt dafür, dass seine Geschäfte gut laufen. Und seinen Gästen gefällt der Betrieb und das Angebot: Whisky, Girls und Spieltische. Marshal Baker sieht keinen Grund, dem Wunsch des Bürgermeisters nachzukommen, verspricht ihm aber, ein Auge offen zu halten. Im Laufe der Nacht überstürzen sich die Ereignisse und Marshal Baker ist immer mehr geneigt, den Worten des Bürgermeisters Glauben zu schenken …
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Roland Heller
Black-Horse-Saloon
Western
Neuausgabe
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Claudia Westphal nach eigenen Motiven von edebee, 2024
Korrektorat: Bärenklau Exklusiv
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
www.baerenklauexklusiv.de
Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Black-Horse-Saloon
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
Weitere Romane von Roland Heller sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung
Als Marshal Scott Baker die Stadt Socorro erreicht, dauert es nicht lange, bis ihn Bürgermeister McCrawley mit der Bitte aufsucht, den Black-Horse-Saloon zu schließen, einen – seiner Meinung nach – Hort der Sünde, einen richtigen Sündenpfuhl, wie er sich ausdrückt.
Der Besitzer des Saloons, Walt Schlager, sorgt dafür, dass seine Geschäfte gut laufen. Und seinen Gästen gefällt der Betrieb und das Angebot: Whisky, Girls und Spieltische. Marshal Baker sieht keinen Grund, dem Wunsch des Bürgermeisters nachzukommen, verspricht ihm aber, ein Auge offen zu halten. Im Laufe der Nacht überstürzen sich die Ereignisse und Marshal Baker ist immer mehr geneigt, den Worten des Bürgermeisters Glauben zu schenken …
***
Ein Western von Roland Heller
»Rien ne va plus, nichts geht mehr!«
Laut drang die Stimme des Croupiers über den Spieltisch.
Die Roulette Kugel drehte mit hoher Geschwindigkeit ihre Runden, während zahlreiche Augenpaare gespannt ihren Lauf verfolgten. Jetzt fiel die Kugel die Schräge herab, kam mit dem rotierenden Zahlenkranz in Berührung, wurde fortgeschleudert, auf die Mitte zu. Vom aufragenden Drehkreuz sprang sie zurück, hüpfte ein paarmal über verschiedene Zahlen und blieb dann schließlich liegen. Aber noch drehte sich der Zahlenkranz zu schnell und niemand konnte mit Bestimmtheit sehen, auf welcher Ziffer die Kugel lag. Einzig der Croupier, der die Reihenfolge der Zahlen auf dem Rad im Kopf hatte, wusste bereits, wie viel Geld er in dieser Runde auszuzahlen hatte.
Es blieb auf jeden Fall ein satter Gewinn für den Tisch.
In diesen Sekunden, in denen es für die Spieler noch nicht zu erkennen war, auf welcher Zahl die Kugel zu liegen gekommen war, steigerte sich die Spannung. Rot, ja, es musste eine rote Zahl sein!
»Sechzehn. – Rot. – Gerade.«
Niemand hatte auf die Sechzehn gesetzt. Ungerührt strich der Croupier sämtliche Jetons ein und zahlte dann die kleinen Gewinne aus. Einfache und doppelte Chance.
Ein dichter Vorhang von Rauch lag über dem Spieltisch. Eine Traube von Männern stand um ihn herum, hauptsächlich Cowboys von den umliegenden Farmen, aber auch ein paar Bürger der Stadt beteiligten sich an dem Spiel, auch Bürgermeister McCrawley. Ihn hatte allerdings nicht der Spieltrieb hierhergeführt. Seine wachen Augen verfolgten jede Bewegung des Croupiers, seine Hände zeichneten jeden größeren Verlust der Bank auf. Jetzt saß er bereits über eine Stunde am Tisch und spielte mit kleinen Einsätzen, ohne dass er etwas gewonnen hätte.
Aber auch die anderen gewannen so gut wie nichts.
Ich muss die Bremse entdecken!, dachte McCrawley und blickte den Croupier an. Es handelte sich um einen jungen Burschen, der sich in der steifen Kleidung sichtlich unwohl fühlte. McCrawley kannte ihn von Sehen. Tagsüber trug er meist ausgewaschene Jeans und weite Hemden. Und meistens zierte ihn dann ein tief geschnallter Revolver.
Die Jetons auf dem grünen Filz stapelten sich bereits wieder. Mit einem Blick übersah McCrawley, welchen Zahlen diesmal der Vorrang gegeben wurde. Sein Stift trug es säuberlich in sein Buch ein.
Dann verfolgte auch er gespannt das Spiel, die rotierende Kugel. Rings um ihn verfolgten die Männer mit ihren Blicken den Weg der Kugel, ließen sie keinen Augenblick aus den Augen, bis sie schließlich wieder ruhig lag. Flüche wurden nun laut und eine geballte Faust sauste auf den Tisch nieder.
Ein einziger Jeton lag auf der richtigen Zahl.
Egal wie es ausgeht, die Bank gewinnt immer, dachte McCrawley.
Nach einiger Zeit gab er das Mitspielen und Beobachten auf, denn er sah ein, dass es ihm nichts einbrachte, wenn er die Gewinnfolge aufschrieb. Auf diese Weise kam er nie dahinter, wie dieser Spieltisch manipuliert wurde, von einer Bremse vermutlich, von deren Existenz er überzeugt war.
Er erhob sich von seinem Platz, der fast augenblicklich von einem hinter ihm stehenden Spieler eingenommen wurde, und verließ nachdenklich den Raum, in dem die Spieltische standen.
An der langen Bar entdeckte er Walt Schlager, den Besitzer des Saloons. Ungerührt blickte dieser ihm entgegen. Jetzt stahl sich ein Schmunzeln auf Walts kugelrundes Gesicht und seine Augen blickten spöttisch.
»Na, Bürgermeister, wieder auf der Suche nach Fehlern?«, empfing der Saloonbesitzer Crawley.
»Allerdings, Walt. Und eines schwöre ich dir: über kurz oder lang habe ich genug herausgefunden, damit ich dein Lokal schließen lassen kann. Du kannst mir nichts vormachen, denn du weißt wahrscheinlich besser als ich, welche krummen Dinge du da drehst. Aber ich komme dir schon noch auf die Schliche!«
Am liebsten hätte McCrawley diesem verkommenen Subjekt – das war seine persönliche Charakterisierung des Salooners – die Faust unters Kinn gejagt, aber ein schneller Blick überzeugte ihn davon, dass Walts Leibwächter achtgaben. Sie ließen ihren Chef nicht aus den Augen.
Walt Schlager hatte für diese Worte nicht mehr als ein mildes Lächeln übrig. Und auf einmal wirkte sein Gesicht wie das eines Jungen, der einen Streich ausgeheckt hatte.
»Na, na«, meinte er beschwichtigend. »Ich bringe wenigstens Leben in deine Stadt. Das ist alles, Bürgermeister. Dich haben nur die anderen Salooner angestachelt, weil ich sie ausgestochen habe. Ich bin ein ehrbarer Geschäftsmann.«
»Ehrbar! Dass ich nicht lache!« McCrawley blickte Walt in die Augen. »Ich an deiner Stelle würde vor Scham in den Erdboden versinken, wenn ich das in vollem Ernst behaupten würde.«
Walt winkte einen Barkeeper heran. »Einen Whisky für den Bürgermeister, aber vom Guten!«
»Mach dir keine Mühe, ich trinke nicht mit dir!«
»Du willst es dir wohl um jeden Preis mit mir vertun?«
McCrawley horchte auf. Hatte Walts Stimme diesmal nicht anders geklungen, fast drohend? Meistens redete er einfach im Plauderton dahin und dann merkte man es erst meist zu spät, wenn er heiß lief, das heißt, wenn sich seine Killer um ihn aufbauten. McCrawley war gewiss kein Feigling, aber er wusste auch, was gut für ihn war.
»Ein Glas, aber mehr nicht«, schränkte der Bürgermeister ein. Er wollte es sich nicht so schnell mit Walt vertun, denn immerhin besaß er noch nicht den Beweis, nach dem er suchte und der es ihm ermöglichte, diesen Saloon für immer schließen zu lassen. Außerdem konnte er, solange Walt ihn für einen harmlosen Narren hielt, ungestört seine Nachforschungen betreiben, bis er Erfolg hatte.
»Wenn du Bürgermeister bleiben willst, bist du auf jede Stimme angewiesen«, stellte Walt trocken fest. Dabei blickte er interessiert McCrawley an und diesem lief ein kalter Schauer über den Rücken.
Verdammt nochmal, jetzt versucht er es bereits ganz offen!, schoss es McCrawley durch den Kopf.
Walt musste gar nicht mehr weitersprechen, denn der Bürgermeister wusste auch so, worauf dieser hinauswollte.
»Ich verzichte liebend gern auf jede Stimme, die mir nicht freiwillig gegeben wird. Und wenn du dir künftige Vorteile erhoffst, dann liegst du bei mir ohnehin verdammt falsch. Gib deine Stimme lieber deinem Kumpan, damit der wenigstens eine Stimme erhält.«
Jetzt lachte Walt laut und dröhnend. Er hieb seine rechte Hand auf die Schulter des Bürgermeisters. »Sieh nicht alles gleich schwarz. Muss man denn jedes Wort zuvor auf die Goldwaage legen? Ich habe nichts außer der Wahrheit gesagt. Schließlich stehen die Wahlen vor der Tür und dabei macht sich wohl jeder Kandidat seine eigenen Gedanken und du bist ziemlich scharf auf dieses Amt.«
»Schweig!«, donnerte McCrawley, »noch ein Wort darüber, und ich … ich …« Er lief rot an vor Wut und unterdrücktem Zorn. Seine Hand ballte sich zur Faust. In seinem Gehirn jagten sich die Gedanken. Ein richtiges Tohuwabohu herrschte in seinem Inneren.
Nur mühsam konnte er sich beherrschen.
»Ja, was?« Diesmal klang Walts Stimme wieder spöttisch und er grinste über sein ganzes Vollmondgesicht. Oh ja, er wusste genau, wie er McCrawley zur Raserei bringen konnte.
Bevor der Bürgermeister zu einer weiteren Antwort starten konnte, unterbrach sie ein Tumult im Spielsaloon.
Laute Stimmen drangen zu ihnen herüber und die Männer an der Bar drehten sich um, lehnten mit dem Rücken an den Tresen und blickten erwartungsvoll in den Spielsaloon hinüber. Sie erwarteten ein Schauspiel, das von dem einerlei der Tage sich abheben musste.
Vor dem Roulettetisch stand ein junger Bursche. Er hielt einen Revolver in der Hand und zielte damit auf den Croupier.
»Ich behaupte, hier wird falsch gespielt!«, schrie der Junge mit seiner schrillen Stimme. »In diesem Tisch muss eine Bremse eingebaut sein!«
McCrawley horchte auf. Hatte der Junge etwas entdeckt, das ihm bisher entgangen war? Konnte er eine Entscheidung herbeiführen, die ihn ermächtigte, den Saloon zu schließen?
Die Männer um den Roulettetisch wichen zurück, zogen sich aus dem Schussbereich des Revolvers. Der Croupier stand aufrecht am Ende des Tisches. Noch zeigte er keine Angst, nicht einmal Unruhe konnte man ihm ansehen. Seine Augen huschten flackernd hin und her, ehe sie sich im Gesicht des Jungen fixierten.
»Nimm die Kanone weg!« Die Stimme klang hart und befehlend.
Der Croupier klang selbstbewusst. Kein Zittern verriet, dass er womöglich daran dachte, unterlegen zu sein. Seine Hände befanden sich etwa in Höhe seiner Brust und ganz langsam näherte sich der rechte Arm dem Rock. Unter seiner linken Schulter zeichnete sich deutlich ein Halfter ab.
Inzwischen hatten Walt Schlager, McCrawley und ein paar andere ihren Platz an der Theke verlassen und näherten sich dem Geschehen. Schlager, begleitet von seinen beiden Leibwächtern, näherte sich dem Jungen.
»Ich höre, Sie wollen sich beschweren?«
Der Tonfall Schlagers machte den Jungen nervös. Seine Augen wanderten nun unruhig, konnten sich nicht entscheiden, welcher Richtung sie den Vorrang geben sollten, dem Salooner oder dem Croupier. Die Hand des Croupiers hatte sich schon halb unter den Rock geschoben und hielt den Griff der Waffe bereits in der Hand.
Der Salooner blieb absichtlich mehrere Yards vom Tisch entfernt stehen, damit der junge nicht gleichzeitig beide im Auge behalten konnte.
Der Junge sah jetzt nur mehr die Hand des Croupiers an – und plötzlich war er sicher, dass in seinem Rücken ebenfalls bereits eine Waffe auf ihn zielte, womit er immerhin nicht unrecht hatte, denn Rain, einer der Leibwächter, stand mit gezogener Waffe nur wenige Schritte hinter ihm.
Unmerklich fast begann die Hand des Jungen zu zittern, breitete sich Angst in seinem Inneren aus, und Wut über seine Unbeherrschtheit.
Der erste, der dies bemerkte, war Walt Schlager. Er warf dem Croupier einen bedeutsamen Blick zu und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
»Heraus mit der Sprache!«, forderte Schlager den Jungen auf und trat nun neben ihn, sodass er ihn fast berührte. »Sie haben doch etwas auszusetzen.«
»Er will gesehen haben, wie ich eine Bremse betätigte«, antwortete der Croupier an seiner Stelle.
»Stimmt das?«, erkundigte sich Schlager scheinheilig, während er zuerst den Croupier anblickte, dann blickte er den Jungen an. In seinen Augen stand die gleiche Frage.
Der junge Cowboy druckste mit einer Antwort herum. »Ich war wütend, weil ich viel verloren habe«, brachte er schließlich hervor.
Väterlich klopfte ihm Schlager auf die Schulter, obwohl ihn der Junge um fast zwei Haupteslängen überragte. »Jeder kann einmal wütend werden. Steck deinen Colt ein, dann sehen wir uns einmal den Roulettetisch an.«
Fast automatisch steckte der Junge den Colt zurück, dann folgte er Walt zum Kopfende des Spieltisches. Der Saloonbesitzer ließ sich auf die Knie nieder und blickte mit dem Kopf unter den Tisch. Er winkte den Jungen zu sich.
»Wirf mal einen Blick hierher. Sieh nach, ob du eine Bremse entdeckst. Oh, du kannst ruhig alles untersuchen. Alle sollen es sehen können, besonders Bürgermeister McCrawley, denn er will mir schon lange das Genick brechen. Und eine Bremse an einem meiner Spieltische wäre ein Geschenk des Himmels für ihn. Im Black Horse wird ehrlich gespielt.«
Er zog den Jungen unter den Tisch und dieser folgte bereitwillig der Aufforderung, untersuchte mit Augen und Händen den Tisch.
Mit gemischten Gefühlen betrachtete McCrawley diese Szene. Der Junge würde nichts finden, dessen war er sicher. Schlager setzte sich nicht so leicht der Gefahr aus, dass ihn jemand überführen konnte.
Schließlich endete alles genau so, wie McCrawley es sich vorgestellt hatte. Walt und der Junge kamen nach kurzer Zeit unter dem Tisch hervorgekrochen und erhoben sich. Umständlich reinigte Walt dann seine Hosen vom imaginären Schmutz, denn der Spielsaloon war mit einem dichten Teppich ausgelegt.
»Sag den Leuten, was du gefunden hast«, forderte Schlager den Jungen auf.
»Nichts«, musste dieser einsilbig zugeben, dabei machte er gar kein glückliches Gesicht, aber Schlager legte ihm kameradschaftlich den Arm um die Schulter und führte ihn an die Bar.
McCrawley folgte ihnen und gesellte sich neben sie.
»Jedem kann einmal ein Irrtum passieren«, meinte Schlager und bestellte für den Jungen einen großen Whisky. »Ich liebe es allerdings nicht, wenn aus einem Irrtum viel Aufsehen entsteht. Das wirst du doch verstehen, mein Junge, oder nicht?«
McCrawley konnte nur mehr im Geiste fluchen. Der Saloonbesitzer sprach einschmeichelnd und erweckte bei dem Jungen womöglich noch so etwas wie freundschaftliche Gefühle, obwohl es noch gar nicht lange her war, dass dieser am liebsten dem Croupier eine Kugel zwischen die Augen gejagt hätte.
»Das nächste Mal werde ich mich besser beherrschen«, versprach der Cowboy.
»Wie heißt du?«
»Richard Harris.«
»So, Richard, dieser Drink geht auf Kosten des Hauses.«
Der Barkeeper stellte das Glas vor ihm ab, dann prosteten die beiden einander zu. »Gib acht, dass das nicht mehr vorkommen kann«, sagte Schlager und schlug Harris nochmals kräftig auf die Schulter, »denn das nächste Mal kommst du nicht so glimpflich davon. Es hat schon mancher meinen Saloon mit den Füßen voran verlassen.« Dann verabschiedete er sich von dem Cowboy, der ihn nur verdutzt nachblickte.
*
Kaum hatte Schlager seinen Platz verlassen und noch ehe McCrawley nachrücken konnte, drängte sich Charly neben den Jungen. Unwillkürlich zog der Bürgermeister die Luft ein. Der Junge tat ihm jetzt schon leid, denn er wusste bereits, was auf ihn zukam. Schlager tat alles, damit Aufsehen vermieden wurde. Jeder in dem Lokal hatte gesehen, dass er freundlich zu dem Jungen gewesen war. Wer also sollte ihm etwas anlasten, wenn dem Jungen danach etwas zustieß?
Charly bestellte sich ein Bier, dann musterte er Harris ungeniert von oben bis unten. Der Junge wurde unruhig, warf einen ängstlichen Blick um sich. Vielleicht ahnte er bereits, was auf ihn zukam, besonders jetzt, nachdem er auch auf der anderen Seite einen neuen Nachbarn bekommen hatte, einen den jeder nur Rain nannte.
Sowohl Charly wie auch Rain gehörten, nach Ansicht von Bürgermeister McCrawley, zu der übelsten Sorte von Menschen, die unter Gottes weiter Welt jemals gewandert waren. Charly, der mächtige Riese, dessen markantestes Zeichen ein dreieckiger Bart unter seiner Unterlippe war, erledigte seine Arbeit mit den Fäusten.
Rain, ein blonder, blauäugiger Mann mittleren Alters, arbeitete mit dem Colt. Seiner rechten Hand fehlten zwei Finger. Es ging die Sage, dass sein Vater sie ihm abgehackt haben sollte, nachdem er die unheimliche Vorliebe seines Jungen für Waffen entdeckt hatte. Dennoch zählte er zu den schnellsten und sichersten Schützen, denen McCrawley begegnet war.
»Hallo, Jung«, sagte Rain.
Der Junge blieb stumm, blickte Rain aber kurz in die Augen und wollte die Bar verlassen, aber Charly drückte ihn mit dem linken Arm an die Bar zurück.
»Langsam, mein Junge, wir wollen uns noch etwas mit dir unterhalten, nicht wahr, Rain?«
Dieser nickte. Er legte seine rechte Hand auf den Tresen und nun konnte man deutlich die Hand sehen, jene Hand, der Zeige– und Mittelfinger fehlten und die dennoch so unglaublich schnell und sicher mit dem Colt umgehen konnte.
»Weißt du, Junge, wir lieben es gar nicht, wenn man unseren Boss beleidigt. Und beleidigt hast du ihn ja. He, denk nach und schau mich an, wenn ich mit dir rede!«
»Mister!«, stammelte Harris und suchte fieberhaft nach einer Möglichkeit, wie er dieser unguten Situation entkommen konnte.
Charly und Rain lachten wild.
»Hast du das gehört, Charly? Nun Wirklich, Mister hat schon lange keiner zu mir gesagt.« Dabei boxte er dem Jungen schmerzhaft in die Nieren.
Harris stieß einen erstickten Schrei aus und hätte ihn Charly nicht an die Theke gepresst, er wäre womöglich zusammengeklappt. Auf einmal verlor der Junge sämtliche Farbe im Gesicht. Kreidebleich blickte er hilflos vor sich hin.
»He, Rain, ich glaube, dem Kleinen ist schlecht. Der braucht wohl ein bisschen frische Luft.«
»Sieht ganz danach aus. Bringen wir ihn hinaus, bevor ihm alles hochkommt und wir womöglich sauber machen müssen.«
Links und rechts nahmen sie ihn unter den Achseln und führten ihn zum Hinterausgang hinaus.
McCrawley blickte ihnen mit einer unbändigen Wut im Bauch nach.
Wenn er jetzt nur eingreifen könnte! Aber noch hatten sie ihm keinen Anlass geboten zum Eingreifen.
Er blickte auf seine Hände. Sie zitterten!
Ich bin ein verdammter Feigling!, gestand er sich ein.
Plötzlich wurde die Musik lauter. Der Pianist hämmerte richtiggehend in die Tasten und aus dem Nichts schien ein Trompeter gekommen sein, der den Pianisten auf Teufel komm `raus übertönen wollte.
Unwillkürlich lief ein kalter Schauer über McCrawleys Rücken. Der junge Harris befand sich bereits in der Mangel von Schlagers Leibwächtern, und er stand herum und tat, als gehe ihn die ganze Sache nichts an.
Bin ich der einzige, der so denkt?, fragte er sich.
Frenetischer Applaus unterbrach seine Gedanken. Auf der Bühne, die sich links neben der langen Bar befand, tummelten sich nun drei Schönheiten in leichten Gewändern. Das Klavier klimperte dazu und die drei Damen warfen ihre Beine hoch. McCrawley kannte sie alle. Wenn er ehrlich zu sich war, so hätte er sie lieber heute als morgen aus der Stadt gejagt, dann was die Reize des Saloons nicht schafften – den Gästen ihr Geld aus der Tasche zu locken –, diese drei Girls schafften es auf jeden Fall.