Die Welt der Tausend Reiche, Band 1: Ein Kämpfer für die Königin - Roland Heller - E-Book

Die Welt der Tausend Reiche, Band 1: Ein Kämpfer für die Königin E-Book

Roland Heller

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Beschreibung

Sharon Belinda kommt bei einem Routineflug im All ihr Roboter Henry abhanden. Ihre Suche nach ihm steht unter keinem guten Stern, denn ihre regelmäßigen Suchmanöver wecken die Aufmerksamkeit der Sternenpiraten, die einen wertvollen Schatz hinter diesen Aktionen vermuten. Sie kapern Sharon Belinda und ihr Schiff.
Der Roboter Henry ist mittlerweile auf der Welt der 1000 Reiche gestrandet. Seine vordringlichste Aufgabe muss es sein, seinen Energiehaushalt wieder in Ordnung zu bringen. Im Norden des Kontinents soll es ein Volk geben, dem Elektrizität nicht unbekannt ist. Doch wie soll er dorthin kommen, in einer Welt, in der man am besten von einem Staat zum anderen wechselt, wenn man ihn erobert?
Vorerst steht er in Gorian bei Königin Lia im Dienst, die ihm Hilfe verspricht, doch im Nachbarreich regiert Königin Dalinda, die bereits ein Auge auf Henry geworfen hat und unermüdlich eine Möglichkeit sucht, ihr Ziel zu erreichen …

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Roland Heller

 

 

Die Welt der

Tausend Reiche

 

Band 1

 

Ein Kämpfer für die Königin

 

Fantasy Roman

 

 

 

 

 

Impressum

Neuausgabe

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Steve Mayer, 2024 

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

www.baerenklauexklusiv.de

 

Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Die Welt der Tausend Reiche 

Teil 1: Die Ankunft 

Teil 2: Die zweite Ankunft 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

Weitere Romane von Roland Heller sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

 

 

Sharon Belinda kommt bei einem Routineflug im All ihr Roboter Henry abhanden. Ihre Suche nach ihm steht unter keinem guten Stern, denn ihre regelmäßigen Suchmanöver wecken die Aufmerksamkeit der Sternenpiraten, die einen wertvollen Schatz hinter diesen Aktionen vermuten. Sie kapern Sharon Belinda und ihr Schiff.

Der Roboter Henry ist mittlerweile auf der Welt der 1000 Reiche gestrandet. Seine vordringlichste Aufgabe muss es sein, seinen Energiehaushalt wieder in Ordnung zu bringen. Im Norden des Kontinents soll es ein Volk geben, dem Elektrizität nicht unbekannt ist. Doch wie soll er dorthin kommen, in einer Welt, in der man am besten von einem Staat zum anderen wechselt, wenn man ihn erobert?

Vorerst steht er in Gorian bei Königin Lia im Dienst, die ihm Hilfe verspricht, doch im Nachbarreich regiert Königin Dalinda, die bereits ein Auge auf Henry geworfen hat und unermüdlich eine Möglichkeit sucht, ihr Ziel zu erreichen … 

 

 

***

Die Welt der Tausend Reiche

Fantasy Roman

 

 

Teil 1: Die Ankunft

 

 

1

 

Die offizielle Trauerzeit war vorbei.

Königin Lia.

Wie herrlich sich das anhörte. Königin Lia, dieser Rang war nun ihrer.

Seit dieser Morgen angebrochen war, herrschte sie offiziell über ihr Königreich. Es war zwar nur klein – im Vergleich zu manch großen Reichen ihrer Nachbarn – aber gesellschaftlich und auch technisch weit entwickelt. Ein Reich, in dem es sich lohnte zu leben. Sie war stolz darauf, gerade hier zu leben. Nirgendwo sonst hätte sie leben wollen.

Hier besaß sie zudem alle Freiheiten, sich zu entfalten. Im Übrigen war sie jedoch den Traditionen ihrer Welt verpflichtet. Das bedeutete naturgemäß auch Pflichten, die auf sie warteten und die sie erfüllen musste.

Doch das hatte noch Zeit. Jetzt wollte sie erst einmal diesen Tag genießen, an dem sie offiziell die Herrschaft übernehmen würde.

Das Trauergewand, das sie nun genau ein Jahr und einen Tag zu tragen gehabt hatte, hing noch auf der Kleiderpuppe. Ein dicker, gewalkter grauer Stoff, der kaum Luft durchließ, allerdings auch wasserfest war. In ihn hatte sie sich jeden Tag hüllen müssen. Im Winter war er noch erträglich, doch in den Sommermonaten hatte sie ihn öfters verwünscht. Am liebsten wäre sie darunter nackt herummarschiert, doch es gab zu viele offizielle Anlässe, zu denen sie ihr Obergewand ablegen durfte. Da niemand voraussagen konnte, wann sie in solch eine Situation geriet, musste sie sich kleidungsmäßig den Konventionen beugen, auch wenn ihr manchmal unermesslich heiß unter dem dicken Stoff wurde.

Doch jetzt war das vorbei.

Es verwunderte deshalb nicht, dass sie gut gelaunt aus dem Bett stieg und mit einem Lied auf ihren Lippen sich ihrer Morgentoilette widmete.

Ihre Zofe hatte in der Zwischenzeit ein üppiges Frühstück vorbereitet. All jene Dinge, auf die sie in der Zeit der offiziellen Trauer hatte verzichten müssen, fanden sich herrlich ausgebreitet auf ihrem Frühstückstisch. Als sie aus dem Bad zurückkehrte, erwartete sie eine Reihe von sauren Frühstücksspeisen, die sie so sehr liebte und die sie ein Jahr lang vermisst hatte: eingelegtes Gemüse, heftig duftender Käse und durchzogener Frühstücksspeck, der garniert war von einer Pfanne gerührter Eier, und dazu natürlich knusprig gebackenes Brot.

Mit einem Heißhunger sondergleichen machte sie sich darüber her, fast so, als hätte sie ein Jahr kein Frühstück bekommen – ganz so schlimm war es glücklicherweise nicht gewesen, dennoch, die Trauerspeisen waren nicht annähernd so üppig gewesen. Fast schien es ihr manchmal so, als müsste man alles Gute für die Toten aufheben, damit es sie im Jenseits erfreute. Aus diesem Grund kasteite man sich ein Jahr lang mit frugalen Mahlzeiten – gerade das Notwendigste, damit man nicht verhungerte.

In die Gemächer der Königin bekam niemand außer ihrer Zofe Einlass. Königin Lia ließ sich an diesem Morgen Zeit und wies alle Versuche ihrer Ratgeber ab, die sie drängen wollten, ihre »Geschäfte« aufzunehmen. Sie vermutete zwar, dass draußen bereits zahlreiche Bittsteller darauf warteten, ihr Anliegen vorzubringen, denn auch diese hatten nun ein Jahr lang warten müssen, bis sie ihre Bitten vortragen konnten, aber den heutigen Tag wollte sie genießen und sich nicht treiben lassen. Ihre Verpflichtungen wollte sie sehr wohl wahrnehmen – aber alles zu seiner Zeit.

Nach dem Frühstück wies sie ihre Zofe an, ihr die Kleider für den heutigen Tag bereitzulegen.

Zuerst eine offizielle und deshalb mehr geschäftsmäßige Robe, die ihren Körper züchtig bedeckte, für die nächste Stunde dann ein luftiges Freizeitgewand. Sie wollte den Wind fühlen, der um ihren Körper strich, und die Wärme der Sonne spüren, welche die Kälte des letzten Jahres endgültig vertreiben sollte.

Ihr Tag begann mit der offiziellen Stunde für ihre Untertanen. In dieser Stunde musste sie offiziell agieren und auch dementsprechend gekleidet sein.

Bereits als sie sich dem offiziellen Empfangsraum näherte, überkam sie ein ungutes Gefühl, denn die Zahl der Bittsteller schien unübersehbar und sie glaubte nicht daran, dass alle in dieser ersten Stunde zu Wort kommen konnten.

Mit einem ergebenen Seufzer betrat sie den Raum und ließ sich auf dem Thron nieder, den bis vor einem Jahr ihr Vater benutzt hatte, um sich die Anliegen seiner Untertanen anzuhören. Ein Jahr lang war er nun unbenutzt geblieben. Gestern erst hatten ihn die Dienstboten von dem Staub des vergangenen Jahres befreit.

Als sie sich nun darauf niederließ, glaubte sie die Macht zu spüren, die sich im Lauf der Jahre, in denen dieser Thron in Verwendung stand, angestaut hatte. Ein Gefühl der Verantwortung überkam sie plötzlich. Je länger sie auf dem Thron saß, umso mehr glaubte sie zu verstehen, weshalb ihr Vater manchmal kaum Zeit für sie gehabt hatte. Die herrscherlichen Pflichten stellten mehr Mühsal dar als Vergnügen.

Schließlich rang sie sich durch und gab durch einen Wink zu verstehen, dass der erste Bittsteller eingelassen werden sollte.

Wie kleinlich schienen ihr die meisten Probleme, die an sie herangetragen wurden. Die Mehrzahl konnte sie glücklicherweise an Ort und Stelle lösen, nur ein paar wenige musste sie zu weiterer Beratung an ihre Rechtsabteilung weiterleiten.

Aus der einen Stunde wurden nahezu drei, ehe sie sich erheben konnte und sich anschickte, den Saal zu verlassen.

Ihr Erster Minister Mordekai erwartete sie bereits auf dem Gang vor dem Besprechungsraum. Sie sah ihm an, dass er sie gleich mit Beschlag belegen wollte.

Mordekai war ein Mann mittleren Alters, dem man ansah, dass er frei von Not lebte. Sein rundes Gesicht leuchtete in einem gesunden Rot. Eine traditionelle Amtskappe bedeckte sein Haupt. Gekleidet war er in seine Amtsrobe, einem dunkelblauen Umhang, der mit goldenen Streifen verziert war, die sein Amt bezeichneten. Mordekai hatte es bislang auf sechs von acht möglichen Streifen gebracht. Er stand also bereits ziemlich weit oben in der Hierarchie. Unter dem Umhang lugte eine beige Pluderhose hervor. Seine Füße steckten in weinroten Lederstiefeln, die knapp unter dem Knie endeten. Sein Laster war eindeutig zu gutes Essen – und einen guten Schluck Wein verachtete er ebenso wenig. Sein Amt führte er allerdings zu aller Zufriedenheit aus, ja, er überbot sich sogar darin, dass die Wertschätzung der Königsfamilie ihm seit Jahren sicher war. Seine kleinen Laster übersah man ihm großzügig.

»Königin, wir haben wichtige Sachen zu besprechen«, empfing er sie.

Lia winkte ab. »Nicht heute. Jedes Problem hat Zeit bis morgen.«

»Die offizielle Trauerzeit ist zu Ende«, gab der Minister zu bedenken, »wir müssen …«

»Wir müssen überhaupt nicht«, gab Lia schnippisch zurück und ließ den Minister einfach stehen. Der blickte ihr nur kopfschüttelnd nach. »Auch du wirst es noch lernen«, sagte er leise zu sich. »Du bist zwar Königin, aber du lebst nicht allein. Ich gebe dir noch zwei Stunden, dann wachsen dir die Probleme über den Kopf.«

 

*

 

Kaum in ihren Gemächern zurück, riss sie sich die offiziellen Gewänder förmlich vom Leib.

»Es wird Zeit, dass ich wieder Frau sein kann«, sagte sie vergnügt und voller Vorfreude. Ihre Zofe wartete bereits auf sie und reichte ihr, beginnend bei der Leibwäsche, all jene Kleidungsstücke, die bei den jungen Frauen von Gorian momentan die weibliche Mode bestimmten.

Die Füße bedeckten halbhohe Schaftstiefel, die wenige Zentimeter unter dem Knie endeten und ihre schlanken Beine ebenso wirkungsvoll zur Geltung brachten wie der kurze Rock, der in zahlreichen Fransen auslief und auf Hüfthöhe von einem breiten Gürtel gehalten wurde, in dem üblicherweise alles in kleinen Taschen verstaut wurde, was eine Dame für den Ausgang benötigte. Und natürlich gab es die Möglichkeit, eine Schwertscheide oder mehrere Messer am Gürtel zu befestigen, doch die benötigte sie momentan nicht. Sie hatte nicht vor, den Palast zu verlassen. Gürtel, Stiefel und Rock glänzten im dunklen Blau. Als Kontrast bedeckte eine zartrosa gefärbte Bluse ihren Oberkörper. Es blieb ihr einziges weiteres Kleidungsstück, es war auf der Vorderseite nahezu durchsichtig und wurde in der Mitte durch eine Knopfleiste zusammengehalten. Als modisches Detail zeigten sich die Ärmel spiralig gemustert und öffneten sich trichterförmig, wobei die breite Seite das offene Ende der Ärmel bildete.

Sie konnte es kaum erwarten, in den Garten zu entkommen.

Ihre Zofe hatte kaum die letzte Schmuckschleife ihrer Bluse geschlossen, als Lia in ihren Privatgarten enteilte.

Ihr luftiges Gewand ließ eine kühle Brise sanft ihre Haut umspielen. Wie lange hatte sie dies schon vermisst!

Wenig später kamen ihre Freundinnen Lea und Luna zu ihr und zusammen tanzten und scherzten sie im Garten, überließen sich vollkommen dem Eindruck, dass es in ihrer Welt überhaupt keine Probleme gab.

»Ach, wie herrlich kann das Leben sein«, schwärmte Königin Lia.

»Du bist nun Königin«, rief Lea, »befiehl einfach ewige Zufriedenheit.«

»Wenn das so einfach wäre«, seufzte Lia.

»Verbiete einfach die Sorgen«, schlug Luna vor.

»Wenn das so einfach wäre«, seufzte Lia erneut. »Die Sorgen der anderen Leute gehorchen mir ja nicht.« Nur kurz dachte sie an die Anliegen, welche ihre Bürger heute Vormittag an sie herangetragen hatten, doch das genügte bereits, einen Keil in ihre Freude zu treiben. Ihr wurde bereits bewusst, dass ihr Dasein als Königin nicht unbedingt nur reinste Freude bedeuten musste.

»Genieße wenigstens jene Stunden, in denen du alle Sorgen hinter dir lassen kannst«, riet Lea. »Die Regierungsgeschäfte kommen noch früh genug.«

»Wozu hast du denn deine Minister?«, meinte Luna. »Lass die doch arbeiten.«

»Damit sie tun können, was ihnen beliebt?«, hinterfragte Lea.

»Zerbrecht euch nicht den Kopf über mein Amt«, besänftigte Lia. »Ich habe das Sagen! Und meine Minister werden genau das tun, was ich ihnen befehle!«

Die drei vergnügten sich mit Klatsch und Tratsch, mit allem »Neuen«, das sich in letzter Zeit in Gorian ereignet hatte.

Es dauerte eine Zeit lang, bis eine der drei jungen Frauen Lias heftig gestikulierenden Minister am Rande des Gartens stehen sah. Da dieser Bereich den Frauen vorbehalten war, vor allem deshalb, weil sie hier keine Kleidervorschriften zu beachten hatten, konnte es auch ihr Erster Minister nicht wagen, direkt zur Königin vorzudringen. Auch er musste warten, bis er »entdeckt« wurde.

Luna war es, die zuerst auf ihn aufmerksam wurde.

»Sie lassen dir keine Zeit!«, sagte sie in einer Stimmlage, der die Enttäuschung deutlich anzuhören war. »Dein Erster Minister will etwas von dir.«

»Bis Mittag wollte ich nicht gestört werden«, sagte Lia störrisch.

»Es muss etwas Wichtiges sein. Vielleicht solltest du es dir trotzdem anhören«, sagte Lea und winkte ihrerseits dem Minister zum Zeichen, dass sie auf ihn aufmerksam geworden waren.

»Na gut, hören wir uns an, was er zu sagen hat«, fügte sich Lia.

Lia ließ in gespielter Verzweiflung ihre Arme hängen und streckte dann ihren Körper. Sie war eine imposante Erscheinung, so wie sie jetzt dastand. An Größe überragte sie die meisten Männer, und auch ihr schlanker, durchtrainierter Körper konnte es an Kraft und Geschick im Zweikampf mit zahlreichen ihrer Krieger aufnehmen. Ihr tiefschwarzes Haar, das ihr bis zur Schulter frei fiel und erst dann zu einem Zopf zusammengefasst war, ließ sie wie eine ungezähmte Wilde erscheinen.

Stolz erhoben näherte sie sich ihrem Ersten Minister.

»Es gibt sicherlich einen Grund, weshalb du mich störst.«

»Den gibt es in der Tat, Königin. Bereits heute früh wollte ich darauf zu sprechen kommen.«

»Aber du hast es nicht getan.«

»Heute früh habe ich die Möglichkeit ins Auge gefasst, doch jetzt ist meine Befürchtung zur Wahrheit geworden.«

»Drück dich deutlicher aus.«

»König Hartwig von Herbstland wirft begehrliche Blicke auf Gorian. Zu diesem Zweck hat er dich vor zwei Alternativen gestellt. Entweder du willigst in eine Hochzeit mit ihm ein oder du lässt es auf den traditionellen Zweikampf, in deinem Fall natürlich den Paladin-Kampf ankommen.«

Die Antwort von Königin Lia bestand aus einem durchdringenden Schrei.

»Nicht einmal einen Tag lassen sie mir Zeit!«, rief sie verzweifelt.

»Das war zu erwarten«, sagte Mordekai ruhig. »Hartwig war nur der Erste. Nach ihm kamen auch Gesandte aus Romien, Westerland und den wilden Gebieten.«

Ergeben seufzte Lia. »Hartwig will ich schon gar nicht. Er ist weder jung noch hübsch. Sag ihm ab – und den anderen vorsichtshalber auch gleich.«

»Mit Verlaub, Königin, die Ansuchen sind persönlich gestellt worden. Hartwig von Herbstland hat sich selbst hierher bemüht, um die Dringlichkeit seiner Anfrage zu unterstreichen, also kann ich ihm nicht einfach eine Absage erteilen. Du wirst mit ihm persönlich reden müssen.«

Königin Lia legte ihre Stirn in Falten, als überlege sie noch, schließlich sagte sie: »Schreibt das Protokoll noch etwas Weiteres vor? Muss ich ihn bewirten? Oder muss ich gar höflich sein?«

»Die königliche Etikette verlangt die Höflichkeit, ansonsten schreibt das Protokoll in dieser Situation nichts vor. Es ist nicht einmal notwendig, ihm einen Sitzplatz anzubieten.«

»Gut. Wie lange darf ich ihn warten lassen? So, wie ich bin, kann ich ihn ja schwerlich empfangen.«

»Er wartet bereits seit mehreren Stunden. Beeile dich!«

»Ich darf meine Freundinnen mitnehmen?«

»Es steht dir frei. Wenn du Unterstützung benötigst, jederzeit.«

Lia winkte ihren Freundinnen. »Wir beeilen uns«, sagte sie. »Kündige unser Erscheinen in einer halben Stunde an.«

Mordekai verbeugte sich, dann blickte er den davoneilenden jungen Frauen kopfschüttelnd nach, ehe sich seine Gedanken verdüsterten und er sich auf den Weg machte, Hartwig für eine weitere halbe Stunde zu vertrösten.

Wann wird Lia endlich erwachsen, fragte er sich. Bislang machte sie auf ihn den Eindruck, als empfinde sie die Königswürde als ein weiteres Spiel, das sie jederzeit wieder von vorne beginnen konnte.

Ihre beiden Freundinnen waren so etwas wie ein Spiegel der Königin, was das Äußere betraf. Eigentlich unterschieden sie sich hauptsächlich durch die Farbe ihrer Haare und selbstverständlich durch ihren Kleidersstil, denn da besaß Lia als Königin einige Vorrechte, aber was ihre Ansichten betraf, da hatten sich drei Gleiche gefunden.

Die Welt der Tausend Reiche, in der Königin Lia das kleine Königreich Gorian regierte, kannte zwar blutige Kriege, vermied sie aber nach Möglichkeit, vor allem die sinnlosen Schlachten, in denen hunderte bewaffneter Krieger auf beiden Seiten gegeneinander antreten mussten, um der Meinung eines anderen, der meistens gar nicht mitkämpfte, zum Durchbruch zu verhelfen. Dies traf zumindest für jenen Teil der Welt zu, dem auch das Reich Gorian angehörte.

Die Krieger dieses Kontinents hielten sich bei solchen Zwistigkeiten vernünftigerweise an das Verursacherprinzip. Wer etwas erstrebte, sollte auch persönlich dafür einstehen. Das galt, wenn es zu einem Kampf kam, für Männer. Es schickte sich nicht als Mann, eine Frau zum Zweikampf herauszufordern – zumindest nicht zu einem persönlichen Zweikampf. Für diesen Fall sah ihre Ordnung die Möglichkeit vor, dass sich jede Frau einen Paladin erwählen konnte.

Für die Wahl eines Paladins besaß jede Frau zwei Wochen Zeit.

Zwei Wochen Zeitgewinn, frohlockte Lia.

Als sie ihre Räume erreichten, klingelte Lia augenblicklich nach der Zofe.

»Wir brauchen dreimal unser Kampfgewand. Und zwar schnell!«, befahl sie.

Die Zofe eilte zu diesem Zweck lediglich in das Nachbarzimmer und kehrte gleich darauf mit dem Gewünschten zurück. Da die drei Freundinnen des Öfteren ihre Freizeit mit spielerischen Kampfübungen verbrachten, lagen ihre Kampfgewänder stets griffbereit. Ihre Zweikämpfe ähnelten allerdings mehr einem Ballett mit einstudierter Choreografie als einem tatsächlichen Kampf. Ihre Übungen waren bei einem tatsächlichen Kampf vermutlich eher hinderlich als wirkungsvoll.

Lia und ihre Freundinnen legten ihr Gewand ab und schlüpften jede in das enganliegende Oberteil, das den Oberkörper wie einen knapp geschnittenen Badeanzug verhüllte. Anstelle des Freizeitrockes bekamen sie nun den Waffenrock, der mit dicken Lederstreifen bestückt war, aber kurz genug, sodass er sie bei der Bewegung nicht hinderte. Und auch dieser Rock wurde von einem breiten Gürtel ergänzt, der mehrere Scheiden für Schwert und Messer aufwies. Und auch das Schuhwerk fiel massiver aus als die leichten Stiefel, die sie bislang getragen hatten. Die Kampfstiefel reichten bis zum Knie und darüber ragte ein Steg aus gehärtetem Leder, der das Kniegelenk und einen Teil des Oberschenkels schützte.

»So«, sagte Lia, als sie sich anschließend im Spiegel bewunderte, »wenn wir uns jetzt noch unsere Waffen besorgen, glaubt Hartwig hoffentlich, dass ich meine, was ich sage.«

»Er kann doch einer Königin nicht widersprechen«, sagte Luna und wollte weiterreden, doch Lea ließ ihre Freundin nicht zu Worte kommen.

»Auch Hartwig ist ein König, Schätzchen«, scherzte sie. »Außerdem glaube ich, dass Lia ihn besser kennt als du.«

»In der Tat kenne ich Hartwig. Er ist ein fetter alter Mann, der einen ständig mit den Augen verfolgt. Wenn ihr ihm gegenübersteht, sagt am besten nichts, und lasst eure Brust am besten bei euch – es sei denn, er will mich partout umstimmen. Dann könnt ihr euer Obergewand ruhig ein wenig lockern und mit euren Reizen etwas prahlen. Das verwirrt ihn so, dass er kaum noch denken kann. Ihr werdet sehen, wie er dann plötzlich mit Schauen beschäftigt ist.«

Die Beschreibung von Hartwig spiegelte Lias ganz persönliche Meinung wider. Dass diese von vorn bis hinten wenig bis gar nichts mit den Tatsachen zu tun hatte, sollten die Freundinnen gleich feststellen, änderte jedoch absolut nichts an der Meinung von Lia über ihren Herausforderer.

»Wieso haben wir uns dann in dieses strenge Gewand gekleidet?«, wunderte sich die rothaarige Luna.

»Er soll merken, wie ernst mir die Angelegenheit ist.«

Luna lockerte jetzt in der Tat etwas ihr Obergewand. Sie gab von ihren Reizen noch nicht allzu viel preis, aber es genügte, damit man eine Ahnung davon bekam, was sie verbarg.

»Du hältst dich zurück«, bat Lia ihre Freundin, dann marschierten sie los. »Wenn er König wird, kannst du dich um ihn bemühen, im anderen Fall ist er sowieso uninteressant, auch für dich.«

Den Weg über die Waffenkammer ersparten sie sich.

Hartwig, den Lia als fett und alt bezeichnet hatte, erwies sich als ein Mann in seinen besten Jahren und recht stattlich. Er war zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahre alt und etwas füllig, aber von Fett war eigentlich weit und breit nichts zu sehen. Das, was Lia als Fett bezeichnete, waren Muskeln, die Hartwig eine fast übermenschliche Stärke verliehen.

Er brauchte kaum einen Gegner zu fürchten.

»Ich begrüße die Damen«, empfing er sie, als sie den Raum betraten, in dem zu warten ihn Mordekai angewiesen hatte. »Wie ich sehe, hast du dir Unterstützung mitgebracht«, sagte Hartwig und musterte die beiden Freundinnen der Königin. Wie nicht anders zu erwarten, haftete sein Blick auf Luna mit ihrem gelockerten miederähnlichen Oberteil etwas länger.

»Da du nicht einmal einen Tag abgewartet hast und mich gleich stören musst, habe ich es nicht über das Herz gebracht, sie gleich wegzuschicken. Immerhin habe ich ein Jahr und einen Tag auf alle freundschaftlichen Besuche verzichten müssen.«

»Es tut mir natürlich leid, dich gleich heute zu stören, aber wie ich bereits festgestellt habe, hätte ich mir nicht mehr Zeit lassen dürfen. Gleich hinter mir kamen noch drei mit dem gleichen Anliegen. So bin ich der Erste.«

»Machen wir es kurz, Hartwig!«

»Mir soll es recht sein, aber lass mich meinen Antrag der Vollständigkeit halber gänzlich vorbringen. Du hast dir ja Zeuginnen mitgebracht, recht hübsche übrigens – wie ihre Königin, wenn ich mir das zu bemerken erlauben darf –, die wollen schließlich etwas geboten bekommen.«

»Los, Hartwig, sonst muss ich doch noch in die Waffenkammer.«

»Ach ja, stimmt. Ihr seid in Rüstung. Bin ich so gefährlich?«

»Sag dein Sprüchlein auf! Der Sandkiste sind wir beide entwachsen!«

»Du bist ganz schön schnippisch geworden. Na gut.

Lia, dein Königreich grenzt an meines und es wäre an der Zeit, beide Reiche zu vereinen. Zu diesem Zweck biete ich mich dir als Bräutigam an. Mit einem Wort, durch unsere Hochzeit werden beide Länder vereint.«

»Und weil es einfacher ist, übernimmst du natürlich in beiden Ländern die Regentschaft.«

»Das ist die logische Folge.«

»Nein, Hartwig. Ich lehne dein Angebot ab.«

»Wieso denn? Wir können einen reinen Formalakt daraus machen.«

»Und ich bin mein Königreich los!

---ENDE DER LESEPROBE---