Detektei Vokker – Das Schicksal mischt die Karten - Roland Heller - E-Book

Detektei Vokker – Das Schicksal mischt die Karten E-Book

Roland Heller

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein weiterer Fall für die Detektei Vokker.
Lautstark beschuldigt ein Gast den Croupier im Casino in Baden des Falschspiels. Es dauert nicht lange, bis der Gast tot aufgefunden wird. Der Croupier wird nach dieser Beschuldigung entlassen. Für die Polizei steht ziemlich schnell fest, wer der Mörder ist: Der Croupier hat sich für seine Entlassung gerächt.
Doch der Croupier hat glücklicherweise Freunde, die zu ihm stehen. Einer von ihnen bittet die Detektei Vokker um Hilfe. Und was man dort herausfindest, hat für einige sehr unangenehme Konsequenzen …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

 

 

 

Roland Heller / Wolf G. Rahn

 

 

Detektei Vokker

 

Das Schicksal mischt die Karten

 

 

 

Ein Wien-Krimi

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve nach Motiven, 2023 

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

Folgende Fälle aus der DETEKTEI VOKKER sind ebenfalls erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung: 

 

Das Buch

 

 

Lautstark beschuldigt ein Gast den Croupier im Casino in Baden des Falschspiels. Es dauert nicht lange, bis der Gast tot aufgefunden wird. Der Croupier wird nach dieser Beschuldigung entlassen. Für die Polizei steht ziemlich schnell fest, wer der Mörder ist: Der Croupier hat sich für seine Entlassung gerächt.

Doch der Croupier hat glücklicherweise Freunde, die zu ihm stehen. Einer von ihnen bittet die Detektei Vokker um Hilfe. Und was man dort herausfindest, hat für einige sehr unangenehme Konsequenzen …

 

 

***

 

 

1. Kapitel

 

 

Die Schläge kamen präzise und schnell. Sie kamen mit einer Wucht, die es mir im Ernstfall schwer gemacht hätte, sie abzuwehren.

Ivana setzte mir ganz schön zu. Schließlich gelang es ihr sogar, mir die Beine wegzuziehen. Ich fiel auf die Matte. Ich landete auf dem Rücken. Ich gab auf. Ich klopfte mit der flachen Hand zweimal auf den Boden.

Ich atmete schwer. Ivana schien der Kampf nicht die Hälfte so viel Kraft gekostet zu haben. Sie atmete kaum heftiger, als sie mit gespreizten Beinen über mir zum Stillstand kam und auf mich herabblickte.

»Alle Achtung, saubere Arbeit, Mädchen«, sagte ich schwer atmend und nickte ihr aufrichtig bewundernd zu.

»Im Boxen hast du mir einiges voraus«, gab sie zu, »aber in den asiatischen Kampfsportarten bin ich dir über.«

»Wo hast du das gelernt?«

»Du vergisst wohl, was ich gemacht habe, bevor ich dich getroffen habe?«

»Das vergesse ich sicherlich nicht. Ich hoffe, du bleibst dabei.«

»Solange du mir treu bleibst …« Den Rest des Satzes ließ sie in der Schwebe und ich wusste genau, was das bedeutete. Am besten vergaß ich ihre Vergangenheit und alles, was dazu gehörte und lebte mit ihr in der Gegenwart. Solange wir zusammen glücklich waren, konnten wir uns alles andere egal sein.

Trotzdem gab sie mir noch eine Erklärung. »Jedes der Mädchen des Begleitservices hat einen Selbstverteidigungskurs absolviert. Ich habe die Griffe Gott sei Dank nie ernsthaft gebraucht. Aber es ist gut, wenn man weiß, dass man sie noch beherrscht.«

Sie hielt mir ihre Hand hin und half mir auf. Ich kam mit einem Schwung auf meine Beine und umarmte sie spontan. Ivana musste gerade etwas Ähnliches durch den Kopf gegangen sein, denn sie schmiegte sich plötzlich an mich.

»Knabberst du etwa an meinem Ohr?«, fragte ich schmunzelnd?

»Ich will, dass du mir zuhörst.«

»Das mach ich doch stets.«

»Im Ernst diesmal. Der Umbau des Heurigengutes nähert sich der Fertigstellung. Hier heraußen habe ich genügend Platz. Ich brauche sicherlich nicht alle Wirtschaftsgebäude. Eines kann ich dir überlassen. Was hältst du davon, wenn du mit deiner Kanzlei hier herausziehst? Dann habe ich dich immer in meiner Nähe …«

»Ich bin mir nicht sicher, ob meine Kundschaft den Weg nach Neustift findet«, wandte ich ein.

»Florian kann das Büro in der Schließmanngasse ja behalten. Bedenke die Vorteile, die sich dadurch ergeben. Außerdem kann ich, wenn es sein muss, öfter einspringen und dich bei der Büroarbeit unterstützen … Das Lokal sperre ich sicherlich nie vor sechzehn Uhr auf.«

»Ivana, lass uns das ein anderes Mal besprechen. Wenn dein Buschenschank fertiggestellt ist. Wie viel Arbeit darin steckt, wirst du erst sehen, wenn der Betrieb anläuft.«

»Das dauert ja noch ewig. Die Gebäude sind bald fertig, aber der Wein …«

»Ich dachte, dein Nachbar hilft dir …«

»Er hilft mir mit seinem eigenen Wein aus, aber ich will meinen eigenen Tropfen …«

»Ivana, ich bin Privatdetektiv, kein Winzer. Ich kann dir hier heraußen beim besten Willen nicht helfen. Sicher, die sogenannten Trottelarbeiten kann ich für dich erledigen. Ich helfe dir gerne bei der Weinlese, aber für alles andere fühle ich mich nicht zuständig.«

Ich griff nach ihrer Hand und händchenhaltend wie verliebte Schulkinder verließen wir den Trainingssaal und traten vor das Haus. Ivana hatte sich diesen alten Weingarten samt Heurigenlokal andrehen lassen und bald darauf den Wunsch verspürt, in das Geschäft einzusteigen. Die Vorbesitzer hatten in dem Gelände ihren kriminellen Machenschaften gefrönt. Aus diesem Grund hatten wir uns ja erst kennengelernt. Die Vorbesitzer wollten, zur Tarnung quasi, ihren Besitz mit ihrer Fabrik an einen Fremden vermieten. Der Makler hatte das Grundstück jedoch verkauft – er und der Besitzer hatten sich überworfen.

Wein angebaut und ausgeschenkt wurde hier seit Jahren nicht mehr, obwohl im Garten noch zahlreiche Tische und Bänke Zeugnis davon ablegten, was sich hier einst abgespielt haben musste. Dem Vernehmen nach soll der Betrieb richtiggehend floriert haben. Links und rechts neben den Tischreihen, die leicht versetzt in zehn Reihen zu jeweils drei Tischen anstiegen, standen die Weinreben in all ihrer Pracht. Die Trauben waren noch nicht reif, aber es war abzusehen, dass die Ernte ertragreich ausfallen würde. Ganz oben, auf der Spitze des Hügels befanden sich hinter den letzten Weinstöcken drei Teiche, in denen der Vorbesitzer Karpfen und andere Fische gezüchtet hatte, die als Delikatesse angeboten worden waren. Ob Ivana erneut in die Fischzucht einstieg, hatte sie noch nicht entschieden. Die Teiche jedenfalls waren noch voll funktionsfähig, verfügten über Frischwasserzufluss und auch über den notwendigen Abfluss. Als Erstes mussten jedoch die Wirtschaftsgebäude fertiggestellt werden.

Das Anwesen bestand aus dem Haupthaus, das über eine Grundfläche von gut zweihundertfünfzig Quadratmetern verfügte. In diesem Bau sollten der Gastraum, Küche und Weinschank und was man halt sonst noch alles für einen gastronomischen Betrieb benötigte, untergebracht werden. Neben dem gesamten Erdgeschoss sollten auch noch drei Räume im Obergeschoss für geschlossene Gesellschaften für Gäste da sein. Durch einen kurzen Verbindungsgang gelangte man in das Privathaus, in dem sich Ivana ein gemütliches Nest einrichten wollte. Sie lebte bereits in diesem Teil des Gebäudes. Die sanitären Räume waren die ersten gewesen, die sie herrichten hatte lassen. Daran schlossen sich die Wirtschaftsgebäude an. Dafür verantwortlich war der Nachbar.

Dessen Heuriger war ein altehrwürdiger Betrieb. In manchen Dingen schrie er nach Erneuerung. Ivana und er hatten deshalb ein Abkommen geschlossen. Während in den nächsten Jahren die Renovierung des Nachbargutes über die Bühne ging, wollte er Ivana in die Kunst des Weinmachens einführen, während er seinen Betrieb in Ivanas Gebäuden weiterführte.

Ich hatte ebenfalls mein Interesse daran bekundet. Allerdings lediglich als interessierter Laie. Dass ich meinen Job wechselte, kam für mich nicht in Frage.

So standen wir jetzt draußen im Freien und blickten auf den Weingarten.

»Manche Stöcke müssen ausgeschnitten werden«, sagte Ivana und blickte mich so an, dass ich mitbekam, dass sie diese Aufgabe mir zuteilen wollte.

In dieser Sekunde rettete mich regelrecht mein Handy.

»Detektei Vokker«, meldete ich mich.

»Ich habe einen Auftrag für Sie!«, meldete sich eine Stimme. Wie so oft, wenn ich bei Ivana weilte, hatte ich mein Handy laut geschaltet, dass auch Ivana mitbekam, dass auf mich Arbeit wartete.

Als kluge Person wusste sie, dass alles, was mit dem Heurigen zu tun hatte, für mich jetzt zweitrangig war.

 

 

 

2. Kapitel

 

 

Während auf den belebten Straßen von Baden bei Wien ein paar Megawatt verschwendet wurden, um mit gleißenden Lichtkaskaden Besucher in das Casino zu locken, herrschte in den Spielsälen des Casino Baden eher eine geheimnisvolle Dämmerung.

Die Gesichter der Spieler lagen zum Teil im Schatten, und den meisten war anzusehen, dass ihnen das durchaus recht war. Nicht immer waren es die eigenen Tausender, die in Form von hübschen, bunten Jetons über die Tische gingen, aber das sah man den Jetons nicht an. Die Croupiers, die mit nahezu beschwörender Stimme die Einsätze forderten, interessierte ihre Herkunft auch nicht.

August König war einer dieser Croupiers. Ein Bilderbuchmann. Das Casino Baden beschäftigte nur Personal, das auch optisch für die Gäste etwas zu bieten hatte. Das machte Kohle. Welche Brillanten behangene Superreiche konnte schon widerstehen, wenn sie ein durchdringender Blick aus verheißungsvollen Augen traf und das angedeutete spöttische Lächeln den Verdacht verriet, es könnten ihre letzten Euros sein, von denen sie sich nicht trennen wollte. Natürlich verdoppelte sie daraufhin den Einsatz und verlor ihn genauso natürlich. Diese Freude wollte man einem Croupier nicht machen, dass sich sein Verdacht womöglich bestätigen könnte.

August König war der erfolgreichste Croupier des Casinos in Baden. Seine Kasse war regelmäßig die größte. Und sein Charme war ein kostenloses Trostpflaster für alle, die nach ein paar Stunden den Tisch enttäuscht oder gar verzweifelt verlassen mussten.

Rainer Pritz hatte für männlichen Charme nichts übrig. Er selbst verfügte nämlich über keinen. Was er erreichen wollte, gelang ihm auf andere Weise.

Er saß August König am Kartentisch, an dem Black Jack gespielt wurde, direkt gegenüber und beobachtete dessen Hände haarscharf.

Der Croupier war geschickt. Wenn er die Karten mischte, hörte sich das an, als würde ein Hagelschlag auf ein Blechdach prasseln. Unmöglich, die blitzschnellen Bewegungen aufzulösen. Solche Männer waren Rainer Pritz unheimlich.

Sie machten ihn misstrauisch.

Das Misstrauen wuchs, wenn es um sein eigenes Geld ging, und da er inzwischen achttausendzweihundert Euro verspielt hatte, fand er, dass das reichte.

Andere Spieler hätten sich, je nach Temperament, Selbstbeherrschung und Erziehung, mit unbewegtem Gesicht oder einem zerquetschten Fluch zurückgezogen, noch einen Drink an der Bar genommen und das Casino verlassen.

Nicht so Rainer Pritz.

Als August König lächelnd seinen Einsatz einstreichen wollte, war Pritz‘ Hand schneller. Er legte sie auf den fünfhunderter Jeton und zog sie langsam zurück.

Der Croupier sah ihn freundlich an. Sogar seine Augen lächelten.

»Sie haben verloren, mein Herr«, erklärte August König beinahe sanft. »Wenn ich Ihnen erklären darf …«

»Sie brauchen mir das Spiel nicht zu erklären«, bellte Rainer Pritz und hob die Hand nicht hoch. »Ich habe Black Jack schon gespielt, als Sie noch mit einer Coladose Fußball gespielt haben.«

»Kompliment, mein Herr!« August König lächelte noch immer. »Sie sehen jünger aus.«

Rainer Pritz fasste das nicht als Kompliment auf. Vor allem brachte ihm diese Floskel seine achttausend Verlust nicht zurück.

»Ich habe schon an vielen Tischen in diesem verdammten Casino gespielt. An keinem ging es so merkwürdig zu wie an Ihrem.«

»Merkwürdig, Sir? Ich verstehe nicht. Es wird überall nach den gleichen Regeln gespielt.«

»Dann liegt es wahrscheinlich daran, dass nicht überall mit den gleichen Fingern die Karten gemischt und verteilt werden«, fauchte der Spieler, ein knochiger Typ mit vorspringender Nase und unsteten Augen.

August König verlor sein Lächeln. »Was wollen Sie damit andeuten, mein Herr?« Er wuchs um eine Kleinigkeit.

Die Spieler, die zu beiden Seiten von Rainer Pritz saßen, rückten ein Stück von ihm weg. Sie strichen hastig ihre Jetons ein. Ein paar verließen ihren Platz.

»Sie spielen falsch!«

Diese drei Worte waren nur geflüstert, doch sie füllten den Raum wie ein Kanonenschlag. Sogar an den benachbarten Tischen stockte der Spielbetrieb.

August König betätigte den versteckten Knopf, der in einem entfernten Raum seine Nummerntafel aufleuchten ließ. Er versuchte, Haltung zu bewahren.

»Mein Herr, ich ersetze Ihnen Ihren Einsatz aus meiner eigenen Tasche, bitte Sie jedoch, den Tisch zu verlassen.«

Rainer Pritz sprang fast über den mit grünem Tuch bedeckten Spieltisch.

»Soll das heißen, dass du mich rausschmeißt?«, brüllte er unbeherrscht. »Du mieser Typ! Wenn ich mit den Fingern schnippe, bist du deinen Job los und kannst in die Zelte deiner Vorfahren zurückkehren und für die Touristen Souvenirs basteln.«

Die Anspielung auf August Königs Roma-Abstammung war nicht sehr glaubwürdig, denn die sah man ihm nicht mehr an. Seine blonden Haare straften diese Behauptung zudem Lügen. Sie waren die Ursache für den Namen des Croupiers, von dem niemand wusste, wie er tatsächlich hieß.

August König zog die Abdeckung über die Schale mit den Jetons. Er traute dem Knochigen durchaus zu, dass er diesen Wutausbruch nur inszenierte, um einen hastigen Griff in die Bank zu tun.

Rainer Pritz packte den Casinoangestellten an den Aufschlägen seines golddurchwirkten Smokings.

Ein paar ältere Damen mit Gesichtern wie Bulldoggen kreischten auf.

»Du Dieb!«, schrie Pritz, und schlug dem Blonden ins Gesicht.

August Königs Hand zuckte gedankenschnell nach unten, erstarrte jedoch mitten in der Bewegung. Seine Linke zupfte ein Taschentuch hervor und wischte sich die winzige Blutspur aus dem Mundwinkel.

Ein paar Männer hielten Rainer Pritz zurück, der sich erst recht provoziert fühlte, weil sich der Croupier nicht zur Wehr setzte.

Er verteilte nach allen Seiten Schläge und gebärdete sich wie ein Wilder.

Hinter August König tauchte ein schlanker Mann auf, dessen Gesichtsausdruck nicht verriet, ob er den Vorfall verfolgt hatte.

»Der Boss will dich sprechen, König«, sagte er halblaut. »Ich übernehme.«

Der Blonde schob seinen Sessel zurück und erhob sich. Seine stahlharten Augen schenkten Rainer Pritz einen verächtlichen Blick, bevor er sich umwandte und zu einer schmalen Tür ging, um dahinter zu verschwinden.

Der Neue begrüßte die Spieler mit der Andeutung einer Verbeugung. Er sammelte die noch auf dem Filz liegenden Karten ein und legte sie ab. Dann teilte er neue aus. Eine für jeden Spieler.

Die sechs Sessel waren inzwischen wieder besetzt. Der kurze Zwischenfall hielt die Gäste nicht davon ab, ihr Geld loszuwerden.

Auch Rainer Pritz stand noch vor seinem Stuhl. Seine Arme waren auf den Tisch gestützt. Er atmete schwer.

»Ihr Kollege hat mich hinausgeworfen«, sagte er finster.

Der Croupier sah ihn nur flüchtig an. Das Lächeln des Casino Baden lag auf seinen Lippen.

»Bitte, Ihre Einsätze!«, bat er gleichgültig.

Rainer Pritz grinste und ließ sich zurückfallen. Er schob den Fünfhunderter, den seine Hand noch immer bedeckte, in seine Box. Seine Augen glitzerten triumphierend.

 

*

 

Hinter der schmalen Tür verbarg sich ein Gang, an dessen beiden Seiten sich Tür an Tür reihte. Am Ende befand sich ein Lift. Auf diesen steuerte August König zu.

Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. Es sah jetzt wütend aus. Dieser Croupier besaß also offensichtlich doch Gefühle.

Der dicke Läufer schluckte das Geräusch seiner Schritte. Alles lief in diesem Casino lautlos ab. Der Spielbetrieb genauso wie die notwendigen Aktivitäten hinter den Kulissen.

Typen wie dieser Knochige passten nicht hierher.

Die Lifttür schwang zurück und schloss sich hinter August König wieder.

Der Croupier wusste, dass er über Fernsehaugen beobachtet wurde. Das musste sein, sonst hätte ja jeder bis ins Allerheiligste vordringen können.

Nach kurzer Fahrt spie ihn der Aufzug wieder aus. Auch hier ging er über dicke Teppiche, doch in diesem Gang gab es nur zwei Türen.

August König wählte die linke.

Er brauchte nicht anzuklopfen. Ihm wurde geöffnet, kaum dass er davorstand.

Während der Fahrt im Lift hatte er seine Kleidung wieder in Ordnung gebracht. Der Boss hasste nichts mehr als einen sichtbaren Makel.

Bevor August König den Raum betreten durfte, streckte sich ihm eine geöffnete Hand entgegen.

»Gib her!«, forderte eine schnarrende Stimme, die zu einem Kleiderschrank gehörte, auf dem ein Kopf saß.

August König griff wortlos in seine Hosentasche und holte eine 45er ACP (Automatic Colt Pistol) mit Elfenbeingriffschalen hervor, die er dem Kleiderschrank überließ.

»Der Boss ist schon ungeduldig, König.«

»Ich kann nicht schneller sein als der Lift«, giftete der Croupier. »Und wenn du mich jetzt auch noch aufhältst, dauert es noch länger, bis ich meine Meldung machen kann.«

»Zisch schon ab!«

Der Kleiderschrank, der sich bei näherem Hinsehen als Mann mit ungewöhnlichen Körpermaßen herausstellte, dessen Funktion keiner Erläuterung bedurfte, trat zur Seite und gab den Blick auf eine zweite Tür frei.

Er sagte »Okay, Boss!« in ein unsichtbares Mikrofon und auch diese Tür öffnete sich von selbst.

August König ging selbstbewusst hindurch. Er kannte seinen Wert. Das glänzende Gehalt, das ihm gezahlt wurde, stand in keinem Verhältnis zu dem überdurchschnittlichen Gewinn, den er dem Unternehmen einbrachte.

---ENDE DER LESEPROBE---