Boston – Mörderspiel: Ein Pat-Goodyear-Thriller - Roland Heller - E-Book

Boston – Mörderspiel: Ein Pat-Goodyear-Thriller E-Book

Roland Heller

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Beschreibung

Ein Frauenmörder hält Boston in Atem. Er markiert seine Opfer. Was hat es damit auf sich?
Detektiv Pat Goodyear hat bei einem Besuch seiner Cousine ein unheimliches Erlebnis, das ihn veranlasst, seinem Freund, Captain Don Philipps, bei der Suche nach dem Frauenmörder zu unterstützen. Sein Gespür bringt ihn bald auf die richtige Spur, doch dann entwickelt sich der Fall ganz anders, als er es gedacht hat.

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Roland Heller

 

 

Boston – Mörderspiel

 

 

Ein Pat Goodyear-Thriller

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer, nach Motiven, 2023

Lektorat/Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Alle Namen, Personen und Taten, Firmen und Unternehmen, sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären also rein zufällig.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Boston – Mörderspiel 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

 

Das Buch

 

 

 

Ein Frauenmörder hält Boston in Atem. Er markiert seine Opfer. Was hat es damit auf sich?

Detektiv Pat Goodyear hat bei einem Besuch seiner Cousine ein unheimliches Erlebnis, das ihn veranlasst, seinem Freund, Captain Don Philipps, bei der Suche nach dem Frauenmörder zu unterstützen. Sein Gespür bringt ihn bald auf die richtige Spur, doch dann entwickelt sich der Fall ganz anders, als er es gedacht hat.

 

 

***

Boston – Mörderspiel

 

Ein Pat Goodyear-Thriller

 

 

1. Kapitel

 

Pat Goodyear blickte gutgelaunt aus der Sichtscheibe des Hubschraubers auf die unter ihm vorbeiziehende Stadt. Die Strahlen der tief stehenden Sonne tauchten die Häuserschluchten von Boston in ein gestochen scharfes Licht. Die Schatten sahen wie mit dem Lineal gezogen aus. Der Helikopter flog gerade über eines der wohlhabenden Viertel, über Beacon Hill. Man erkannte den Wohlstand daran, dass die Straßen selbst aus der Höhe sauber und aufgeräumt wirkten.

Seine Cousine Sally aus Europa war hier auf Besuch. Sie und ihre Tochter Gladys. Gladys trug sich mit dem Gedanken, in Harvard ein Studium zu beginnen. Neben der Tatsache, dass Harvard einen ausgezeichneten Ruf genoss, spielte auch eine Rolle, dass Boston als die Stadt galt, die noch am ehesten als europäisch gelten konnte. Hier sollte sich die Tochter seiner Cousine, die bislang ihr gesamtes Leben in Europa verbracht hatte, möglichst schnell eingewöhnen können.

Bekannt war Boston in Europa ja vor allem durch eine Reihe von berühmten Institutionen, angefangen von der Harvard Universität über das MIT – Massachusetts Institute of Technology – und vor allem durch seine Geschichte. Boston war zudem eine reiche Stadt und man lebte hier bei Weiten nicht so gefährlich wie, zum Beispiel, in New York.

Trotz all des Reichtums lebte gut ein Viertel der Bevölkerung Bostons unter der Armutsgrenze. Pat Goodyear seufzte auf. Diese Schicht sorgte dafür, dass ihm die Arbeit nicht ausging.

Unwillkürlich schüttelte er den Kopf. Heute wollte er nicht daran denken.

Heute traf er sich mit seiner Cousine und ihrer Tochter, die den weiten Weg nicht gescheut hatte, um die berühmte Harvard Universität zu besichtigen. Gladys, die Tochter, hatte es geschafft, in den illustren Kreis der Studenten aufgenommen zu werden. Ihr Vater hatte mit seinem Einkommen natürlich mitgeholfen, aber Gladys hatte die Leistung erbringen müssen und Pat anerkannte dies.

Der Hubschrauber kreiste über dem Charles River. Reger Luftverkehr zwang ihn zu einer weiteren Warteschleife, dann tat sich eine freie Einflugschneise auf. Bald darauf setzte der Helikopter Pat Goodyear sicher auf dem Boden ab.

Pat Goodyear stieg aus. Die ersten paar Meter ging er gebückt, bis er aus dem Kreis der Rotoren heraus war, dann erst richtete er sich zu seiner vollen Größe von knapp über sechs Fuß auf. Pat Goodyear besaß einen muskulösen, aber trotzdem schlanken Körper. Seine Züge waren scharf geschnitten. Eine sanft geschwungene Nase, hochangesetzte Backenknochen, die ihn manchmal, wenn er im Schatten stand, einen gruseligen Touch verliehen, gehörten zu seinen Merkmalen – und vor allem sein dichtes braunes Haar, das sich manchmal schwer bändigen ließ. Er trug sein Haar aus diesem Grund meistens relativ kurz, hatte es in der Regel aber einfach zurückgekämmt. Wenn er in der Früh mit dem Föhnen nicht zurechtkam – oder ein Einsatz ihm keine Zeit dazu ließ -, zeigte sich so etwas wie ein Irokesenhaarschnitt auf seinem Haupt.

Er hatte zwischenzeitlich sein dreiunddreißigstes Lebensjahr erreicht.

Sally Forrester, seine Cousine, und ihre Tochter Gladys erwarteten ihm am Rande des Flugfeldes. Sally war mit ihrem Mann beruflich nach London gezogen. Dort arbeitet er als Banker bei einem der großen Institute. Als gebürtiger Bostoner war es für ihn selbstverständlich, seine Tochter in Harvard studieren zu lassen. Gladys hatte sich zu einer typischen Engländerin gemausert. Sie war, was Lebensweise, gesellschaftliche und politische Einstellung betraf eine typische Europäerin.

Pat hatte sowohl seine Cousine wie auch Gladys das letzte Mal vor vier Jahren gesehen. Dementsprechend herzlich fiel die Begrüßung aus. Gladys hatte sich zu einer Schönheit entwickelt. Sie wird verdammt vielen Jungs den Kopf verdrehen, schoss es ihm unwillkürlich durch den Kopf. Und wenn sie nur ein wenig nach ihrer Mutter gerät, werden die Kerle nichts zu lachen haben. Sie wird mit ihnen spielen und sie dann links liegen lassen, – wenn ihr der Märchenprinz über den Weg läuft. 

Pat erinnerte sich, dass er selbst als junger Kerl seine Augen mit Wohlgefallen auf seiner Cousine hatte ruhen lassen und deshalb sehr genau mitbekommen hatte, wie sie sich verhalten hatte. Da sie um einiges älter war als er, hatte er sich mit dem Beobachten zufriedengeben müssen.

Sally hatte im Übrigen nichts von ihrer Lebhaftigkeit verloren. Bei ihr konnte man alles erwarten, nur nicht, dass sie zur Ruhe fand. Bei ihr musste immer etwas los sein.

»Da bist du ja endlich«, begrüßte sie ihn, »der Hunger bringt mich um. Ich hoffe, du hast du uns einen Tisch reserviert?«

Das war typisch Sally Forrester. Nach vier Jahren galt die erste Frage dem Restaurant. Pat kannte ihre Vorliebe für Meeresfrüchte. Im Neptune Oyster hatte er einen freien Tisch bekommen.

»Du wirst zufrieden sein. Jetzt lass mich aber erst einmal euch ansehen. Wir haben uns ja vier Jahre nicht gesehen.«

»Du hast dich nicht verändert. Das Junggesellendasein bekommt dir offensichtlich.«

»Mein Job lässt mir nicht allzu viel Zeit, mich nach einer geeigneten Partnerin umzusehen«, wich Pat der Frage aus, die delikat werden konnte, wenn Sally mit ihrer Fragerei nicht lockerließ. Irgendwie hatte sie schon immer gerade für gesellschaftlichen Klatsch und alles, was damit zusammenhing, also auch das Liebesleben der lieben Verwandten, stets großes Interesse entwickelt.

»Das ist eine Ausrede, Pat. Du willst nicht. Dir steht der Sinn nach Abwechslung. Aber reden wir von etwas anderem. Du schreckst meine Tochter sonst ab.«

Galant verbeugte sich Pat vor Gladys. Sie lächelte ihn an, als sie ihm die Hand reichte. »Ich habe in den letzten Stunden viel von dir gehört. Mama redet nur in den höchst lobenden Tönen von dir.«

»Hoffentlich nur Gutes«, lachte Pat. »Gehen wir. Wir können das Restaurant in wenigen Minuten erreichen.«

Sally hängte sich bei Pat ein und schritt zügig voran, genauso, als habe sie das Ziel ausgesucht und kenne den Weg. Bei der ersten Ecke übernahm Pat allerdings die Führung. Gladys trippelte hinter ihnen her.

Gladys trug ein luftiges Sommerkleidchen, das ihre Figur sanft umschmeichelte. Auch sie war – wie jedes Familienmitglied, bei dem sich die Gene der Goodyears durchgesetzt hatten – groß und schlank. Man merkte ihr an, dass sie viel Zeit auf dem Sportplatz verbrachte. Eine Zeitlang hatte sie davon geträumt, als Tennisspielerin in die Weltelite vorzustoßen, aber da hatte ihr Vater einen Riegel davorgeschoben. Er hatte bestimmt, dass sie zu studieren hatte: Wirtschaft oder Recht, diese Wahl hatte er ihr gelassen.

Um bei der Wahrheit zu bleiben: Ihr Vater kannte seine Tochter. Er war nicht der Tyrann, als der er nach diesen Ausführungen erschien. Für Gladys war es kein allzu großes Opfer, den Traum der Profisportlerin aufzugeben, denn eigentlich liebte sie das luxuriöse Leben mit den Partys und dem oftmaligen Fortgehen ebenso wie den Applaus der Sportfans nach einen gewonnen Match. Gladys war sich selbst nicht sicher, ob sie so viel Disziplin aufgebracht hätte, wie nötig gewesen wäre, um tatsächlich zur Spitze vorzustoßen.

Das Restaurant entsprach ihren Erwartungen.

Sally und Pat hatten sich viel zu erzählen. Gladys, die Pat ein wenig aushorchen wollte, was seine gefährlichsten Fälle betraf, stieß bei diesem Thema auf wenig Gegenliebe, so blieb ihr anfangs hauptsächlich die Rolle der Zuhörerin.

»Ich habe gehört, ein Frauenmörder geht in Boston um«, versuchte sie es trotzdem. »Hast du mit diesem Fall auch zu tun?«

»Ich bin Privatdetektiv. Die Suche nach Mördern überlasse ich der Polizei«, antwortete er.

»Sei nicht so neugierig, Gladys«, warf Sally ein. »Patrick will seine Privatzeit genießen und nicht andauernd an den Abschaum der Stadt denken müssen.«

»Ich finde es aber interessant, was er alles erlebt. Er hat sicherlich mit den merkwürdigsten Menschen zu tun, nicht?«

Erwartungsvoll blickte sie ihn. Pat blickte mit einem leichten Lächeln im Gesicht zurück. »Die meisten Leute besitzen eine falsche Vorstellung von der Arbeit eines Detektivs«, sagte er langsam. »Die meiste Zeit verbringe ich mit stillem Beobachten. Außerdem sind die meisten Fälle nicht sehr spektakulär. Ehemänner suchen Beweise, welche die Untreue ihrer Gattin zeigen. Umgekehrte Vorzeichen gibt es natürlich auch.«

»Aber es wird sicherlich manchmal spannend.«

»Spannend und gefährlich«, bestätigte Pat.

»Wie viele Frauen hat der Frauenmörder von Boston schon getötet?«

»Jetzt reicht es aber, Gladys. Das ist kein Thema für einen Abendtisch.« Sally kehrte ganz die strenge Mutter heraus.

»Ich fürchte mich nicht«, meinte Gladys. »ist es gefährlich, wenn man sich als Frau allein auf den Straßen bewegt?«

»Hier im Zentrum sollte es sicher sein«, meinte Pat.

Dann widmeten sie sich den Tellern, die vor ihnen abgestellt wurden.

Als die beiden »Erwachsenen« nach dem Essen eine weitere Flasche Wein orderten, wusste Gladys, dass sie noch länger sitzenbleiben würden.

»Ich sehe mich ein wenig in der Gegend um«, sagte sie dann auf einmal und erhob sich. »Da ich die nächsten Jahre hier auf der Uni verbringe, kann ich mich ja schon ein wenig vertraut machen mit der Umgebung.«

»Pass auf dich auf!«, mahnte Sally.

»Boston ist weder Chicago noch Detroit oder New York«, sagte Pat. »Man kann in der Stadt als Mädchen durchaus allein fortgehen«, beruhigte er seine Cousine.

»Weshalb sollte der Mörder gerade mich aussuchen?«, scherzte Gladys.

»Denk an dein Handy«, gab Sally ihrer Tochter noch einen Tipp mit auf den Weg. Damit meinte sie wohl, dass sie Nachricht von ihrer Tochter erwartete, wenn ihre Abwesenheit sich über einen längeren Zeitraum erstrecken sollte.

Danach verging eine halbe Stunde, die sie in angeregtem Gespräch verbrachten. Gemeinsame Erinnerungen aus ihrer Jugend tauchten auf. Und Sally erzählte, wie sie sich in London eingelebt hatte.

Gladys ließ nichts von sich hören.

Die Klangkulisse auf der Straße ließ das gewohnte Gemisch von Geräuschen hören, die hellen Stimmen der Passanten, das Lachen der Jugend, den nicht enden wollenden Verkehr.

»Langsam mache ich mir Sorgen«, sagte Sally.

»Gladys ist erwachsen. Außerdem macht sie mir einen vernünftigen Eindruck«, gab Pat zu bedenken.

»Diese Stadt ist ihr fremd. Wer weiß, wo sie hineinstolpert.«

»Gib ihr die Chance, jemanden kennenzulernen.«

»Dazu hat sie in Harvard genügend Möglichkeiten«, sagte Sally besorgt. »Wer weiß, wer sich auf der Straße herumtreibt.«

»Es sind alles Menschen«, wollte Pat beruhigend das Thema wechseln, aber Sally stieg nicht darauf ein.

Pat seufzte ergeben und rief nach der Rechnung.

Wenig später standen sie auf der Straße und blickten sich um. Sally hielt ihr Handy in der Hand. Als Pat einen Blick darauf warf, konnte er am Display deutlich den Namen Gladys lesen.

»Sie meldet sich nicht«, rief Sally erregt.

»Kann man ihr Handy orten?« Diese Frage fiel natürlich dem Detektiv ein.

Sally blickte ihren Cousin fragend an. »Ich weiß, dass es diese Funktion gibt, aber ich habe keine Ahnung davon …«

»Kommst du wenigstens in die Mobilbox?«

»Ja. Aber sie sollte doch nicht so unvorsichtig sein … Wohin könnte sie hier gegangen sein? Kennst du dich mit den Bars in der Gegend aus?«

»Nicht allzu gut«, musste Pat zugeben. Nach North End hatte es ihn in seinem Beruf noch nicht sehr oft verschlagen. »Suchen wir die Bars ab!«, bot Pat seiner besorgten Cousine an.

Sally nickte. »Ich gehe nach links, du nach rechts!«, bestimmte sie.

»Wir sollten uns nicht trennen«, mahnte Pat.

»Ach was«, gab Sally schnippisch zurück. »Auf diese Weise können wir sie schneller finden. Die kann was erleben, wenn ich sie finde …«

Sally entfernte sich mit einer Miene, die nichts Gutes verhieß.

Doch langsam machte sich auch Pat Sorgen. Das ständige Heraufbeschwören von Gefahr durch Sally hatte auch ihn nervös werden lassen.

Wohin konnte Gladys gegangen sein?

Weiter vorn konnte er die Lichtreklame einer Bar sehen. Er machte sich auf den Weg dorthin. Dabei fiel ihm ein, dass er kein Bild von Gladys besaß. Wenn er sie als jung und hübsch und braunhaarig beschrieb, traf das vermutlich auf einen großen Teil der jungen Besucher zu.

Er musste es auf jeden Fall versuchen.

Der Barmann konnte sich nicht an sie erinnern. Vielleicht war seine Beschreibung auch zu ungenau gewesen, aber eine einzelne junge Frau wäre ihm sicherlich aufgefallen, meinte er. Pat musste ihm glauben und suchte nach der nächsten Bar.

Ein Automatenrestaurant bot auch kein Erfolgserlebnis.

Das Klappern von eilig aufgesetzten Absätzen machte ihn auf etwas Neues aufmerksam. Eine junge Frau lief auf ihn zu. Im ersten Moment dachte er schon, es wäre Gladys. Die Frau trug ebenfalls ein Kleid in der gleichen Machart, wie Gladys eines trug.

Goodyear versuchte die Frau aufzuhalten. »Wohin so eilig?«, wollte er fragen.

Doch sie hob drohend ihre Handtasche, als wollte sie sie ihm ins Gesicht schleudern. Sie vollführte auch die entsprechende Bewegung. Pat konnte seinen Kopf gerade noch zurückreißen, sodass die Tasche ungefährlich an seinem Kinn vorbeisauste.

Dann war die junge Dame an ihm vorbei.

In seinem Gehirn jagten sich die Gedanken. Sollte er die Dame verfolgen? Oder nachsehen, was voraus die Frau so erschreckt hatte?

Pat Goodyear entschied sich für das Zweite.

Er lief den Gehsteig entlang. Dann öffnete sich vor ihm auf einmal ein kleiner parkähnlicher Grünstreifen. Der mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Streifen war vielleicht dreißig Yards breit und knapp hundert Yards lang. Platz genug, um von der Straße aus ein uneinsehbares Geschehen zu ermöglichen.

Als er den Park betreten wollte, hörte er bereits eine heisere Frauenstimme, die verdammt nach Gladys klang. Die Stimme wurde begleitet von dem Rascheln von Blättern.

»Geben Sie doch Ruhe!«, vernahm Pat eine männliche Stimme.

Da kannte er kein Halten mehr. Sehen konnte er in der Dunkelheit nichts Genaues. Er orientierte sich einfach nach dem Geräusch.

»Verschwinden Sie!«, hörte Pat die weibliche Stimme. Die Stimme klang in den höchsten Tönen hysterisch. Man hörte ihr die Panik an.

»Hören Sie bitte auf zu schreien«, hörte er wieder die Männerstimme. Sie klang irgendwie verzweifelt.

Die breiten Äste eines Strauches behinderten seine Sicht, aber irgendwie glaubte er ein Glitzern dahinter zu erkennen. Die nächste Straßenlaterne war vielleicht zehn Yards entfernt. Für viel Helligkeit reichte das Licht nicht aus. Aber Gladys trug Schmucksteine am Hals und an zwei Fingern ihrer linken Hand Ringe. Die Schmucksteine konnten durchaus einen Lichtstrahl einfangen.

Pat brach durch das Gebüsch. Da sah er Gladys. Sie stand wie hypnotisiert stramm da, aufrecht und mit dem Rücken an einem Baum. Aber sie stand frei. Vor ihr stand ein Mann, nur wenige Inches entfernt. Er hatte die Hände halb gehoben. Pat konnte nicht sehen, ob sich etwas in den Händen befand. Er nahm sich nicht die Zeit, um diese Sache zu klären. Mit seinem vollen Gewicht krachte er gegen den Mann und brachte ihn zu Fall, so dass er seitlich neben Gladys zu fallen kam.

»Ich bin es, Pat«, rief er Gladys zu, die nach wie vor wie erstarrt dastand. Sie war zu keiner Regung fähig, wie es schien.

Pat kümmerte sich um den Mann, der vor ihm zu Boden gegangen war. Er riss ihn mit der linken Hand hoch.

»Verdammt, was soll das?«, schimpfte der Kerl.

»Jungen Damen nachzustellen …!«, begann Pat und ging unwillkürlich in Verteidigungsstellung. Er wartete darauf, dass der Mann seine Fäuste benutzte oder sonst eine Art Verteidigung anfing oder gar einfach davonlaufen wollte, aber nichts dergleichen geschah, deshalb führte er auch seinen Satz nicht weiter aus.

»Ich habe nichts getan«, schrie der Mann verzweifelt. »Lassen sie mich los!«

»Was war los, Gladys?«, rief Pat der Tochter seiner Cousine zu.

»Er hat mich verfolgt!«, behauptete Gladys. Ihre Stimme kam schweratmend und war kaum zu verstehen.

»Das stimmt überhaupt nicht«, schrie der Mann jetzt lautstark zurück »Wir sind in die gleiche Richtung gegangen, das stimmt, aber ich habe sie nicht verfolgt.«

»Lüge!«, donnerte Gladys, die jetzt langsam wieder Oberwasser zu bekommen schien, da sie sich sicher zu fühlen schien, seit Pat Goodyear sie gefunden hatte.

»Ich schwöre es, ich habe sie nicht angerührt. Seit ein paar Tagen sind alle Frauen richtig hysterisch!«

»Ich bin extra in den Park abgebogen«, rief Gladys, »und er ist hinter mir her.«

»Ich wollte nur schauen, was die beiden dort drinnen suchen«, verteidigte sich der Mann. »Die eine ist gleich panisch zurückgelaufen, und die hat wie wahnsinnig geschrien. Da wollte ich sie beruhigen. Ich wollte ihr doch nur sagen, dass ich kein Verbrecher bin.«

»Dafür eignet sich ein dunkler Park hervorragend!«, sagte Pat zynisch. Er wandte sich an Gladys: »Hat er dich angegriffen?«

»Noch nicht.«

»Ich schwöre es! Ich habe sie nicht berührt!«

»Verschwinde!«, sagte Pat Goodyear und ließ den Mann los. Da es zu keiner Berührung gekommen war, besaß er keine Handhabe gegen ihn. Er konnte ihn als Stalker brandmarken und anzeigen, aber als Privatdetektiv konnte er ihn nicht so einfach festnehmen.

Der Mann ließ sich das nicht zweimal sagen und verschwand eilig.

»Beruhige dich«, sagte Pat sanft und griff nach der rechten Hand von Gladys. Er führte sie aus dem Park in das Licht der Straße.

Während der ersten paar Schritte, die Pat das Mädchen führte, spürte er, wie zitterte, aber als sie in das Licht traten, beruhigte sie sich zusehends.

Die Schritte des Mannes entfernten sich im Laufschritt in die andere Richtung.

»Ich rufe deine Mutter an. Die macht sich bereits Sorgen um dich.«

»Ich habe mich wohl falsch benommen«, mutmaßte Gladys. »Vielleicht wollte er tatsächlich nichts von mir?«

Pat zuckte mit den Schultern. »Das Schlimme mit diesen Typen ist, dass man das nie weiß. Vielleicht war er tatsächlich harmlos, vielleicht aber auch nicht.«

Im Licht der Straße brauchte Gladys erst einmal einen Spiegel. Sie klappte ihn unter der nächsten Laterne auf und blickte hinein. »Ich muss furchtbar aussehen«, meinte sie.

»Boston wird dich auch so lieben«, meinte Pat Goodyear kopfschüttelnd und informierte seine Cousine, dass er ihre Tochter gefunden hatte.

»Das ist nicht gerade die optimale, schöne Begrüßung durch unsere Stadt«, merkte Pat an und blickte sorgenvoll die Straße entlang, wo Sally bald einmal auftauchen musste.

Männer und Frauen jeden Alters bewegten sich auf der Straße, gingen sorglos an ihnen vorbei. Es war der Alltag in Boston.

Wenn Sally erst einmal erfuhr, was sich zugetragen hatte, war sie vermutlich augenblicklich für die Abreise aus Boston. Der Ruf der Universität Harvard konnte ihr in diesem Fall vermutlich gestohlen bleiben.

Dabei genügte ein Blick die Straße hinauf und hinunter und in die nächsten Gassen, dass es hierorts nicht gefährlicher war als zum Beispiel in London, wo sich Gladys vermutlich gänzlich ungezwungen fortbewegte.

Gladys war alt genug, auf sich selbst aufzupassen. Das musste Sally einfach akzeptieren. Ihr Kind wurde erwachsen.

 

 

2. Kapitel

 

Es war eine halbe Stunde vor Mitternacht. Laura Ballard war in der Tremont Street in einem kleinen Kino gewesen, um sich noch einmal den alten Mario-Lanza-Film »The great Caruso« anzusehen. Die vierundzwanzigjährige Sekretärin hielt sich sonst selten in dieser Gegend auf, aber der Film wurde nur hier gespielt, und sie hatte ihn unbedingt noch einmal sehen wollen. Vergeblich hatte sie nach der Vorstellung vor dem Kino nach einem Taxi Ausschau gehalten. Da es bereits spät war, sah sie zu, dass sie zu Fuß weiterkam.

Sie wohnte in Dorchester, im siebten Stock eines Hochhauses, das Gott sei Dank ganz im Norden von Dorchester stand, aber zu Fuß war es doch ein Stück weit zu gehen. Auf dem Weg dorthin konnte sie durch Chinatown die Strecke ein wenig abkürzen.

Obgleich sie ein ungutes Gefühl hatte, als sie sich durch die Menschenmassen auf dem schmalen Gehsteig schob, wäre sie doch nie auf den Gedanken gekommen, dass sie nur noch knapp elf Minuten zu leben hatte, als sie die Grenze nach Chinatown passierte.

Auf der rechten Straßenseite ging sie weiter, überquerte die nächste breite Verkehrsader und hatte die sicher schon hundertfünfzig Jahre alte Apotheke knapp vor Augen, als sie urplötzlich am rechten Oberarm gepackt und in einen schmalen Häuserschacht gezerrt wurde.

Es war ein Hüne von einem Kerl, dessen Gesicht sie nicht erkennen konnte. Dennoch kam er ihr irgendwie bekannt vor. Er presste ihr die Hand auf den Mund. Laura stand wie erstarrt vor Schreck und unfähig, auch nur ein Glied zu rühren. Der Mann schleppte sie von der Hauptstraße ein Stück in eine Seitengasse hinein, in die Tyler Street. Verdattert ließ sich Laura Ballard mehr schleifen als führen, dann stieß der Mann sie in einen dunklen Schacht hinein, einen schmalen Durchgang, der zwischen zwei hoch aufragenden Wänden gerade genügend Platz ließ, damit man hindurchgehen konnte. Dort stieß er die Wehrlose dann zu Boden. Als er ihr mit der linken Hand die Bluse zerfetzen wollte, wich die Erstarrung plötzlich von ihr. Sie zog die Beine an, wollte sich wehren. Aber der Mann schlug ihren Kopf mit roher Gewalt auf den rissigen Untergrund. Ein gewaltiger Stoß ließ eine Schmerzwelle durch ihren Kopf jagen.

Der Straßenbelag war an dieser Stelle aufgebrochen. Die Unglückliche verlor jegliches Empfinden, aber trotzdem nicht die Besinnung, war aber völlig bewegungsunfähig.

Rücksichtslos riss der Mann ihre Bluse auf und warf sich über sie.

Der Lärm, der von der Straße herüberdrang, übertönte alle anderen Geräusche. Nichts von dem, was in dem schmalen Schlund zwischen den schwarzgrauen Häuserwänden geschah, gelangte nach draußen.

Im Kern der Weltstadt geschah das Verbrechen. Und der Mann, der es verübte, beging es bereits an einer tödlich Verletzten. Er hatte ihr mit dem dritten Aufschlag ihres Hinterkopfes auf dem rissigen Untergrund einen Schädelbasisbruch zugefügt, der eine sofortige Nervenlähmung zur Folge hatte. Die Unglückliche war handlungsunfähig und gleichzeitig doch voll bei Bewusstsein; sie hörte, sah und spürte alles, was mit ihr geschah.

Kurz ließ der Mann sie los, fetzte ihr Kleid und Unterwäsche vom Körper. Dann tat er etwas Seltsames. Laura erwartete, vergewaltigt zu werden, aber sie spürte einen neuen Schmerz. Er zeichnete etwas auf ihre Hinterbacken. Als Stift benutzte er ein Messer.

Rücksichtslos drehte er sie danach wieder auf den Rücken und griff brutal nach ihr.

Sie spürte den Druck der großen, harten Hände um ihre Kehle.

Dann endlich, nach fürchterlichen Sekunden, schwanden der Frau die Sinne. Wenige Augenblicke später war ihr Leben verloschen.

Bevor er von ihr abließ, tat er noch etwas Seltsames. Er zückte sein Smartphone, drehte die Tote wieder auf den Bauch und fotografierte die Zeichen, die er in die Haut der Toten geritzt hatte.

Unbemerkt war Laura Ballard gestorben, und unbemerkt hatte der Mann, der sie auf so bestialische Weise umgebracht hatte, das Weite suchen können.

Jedenfalls glaubte er das.

 

*

 

Pat Goodyear saß am darauffolgenden Tag gegen halb zwölf mit Don Philipps von der Mordkommission zusammen. Hin und wieder, wenn es ihre Zeit erlaubte, trafen sie sich zu einem Drink.

»Wie sieht's aus?«, forschte Pat. »Kommst du im Fall Christopher weiter?«

Don Philipps fuhr sich durch seine dichte Haarbürste.

»Die Frau leugnet nach wie vor, und der lange Bursche, dieser Frank Strueber, hat ihr ein Alibi geliefert. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass Elena Christopher den Mord begangen hat.«

»Du wirst ihr das Geständnis schon noch entlocken«, meinte Pat, kippte seinen Bourbon, stellte das Glas zurück und warf ein paar Münzen auf die Theke.

Dann standen sie am Straßenrand, und der Mittagsverkehr umbrandete sie. Pat ließ den Blick an der Fassade eines gegenüberliegenden Hochhauses hinaufgleiten und beobachtete einen Fensterputzer, der, an der sogenannten »Himmelsleiter« schwebend, seine Arbeit verrichtete.

»Ich kannte mal einen Fotografen von ›Life‹, der eine unglaubliche Zeit damit zubrachte, darauf zu warten, dass einer dieser Akrobaten abstürzte. Wäre ein tolles Foto geworden, meinte er.«

»Hatte er Erfolg?«, fragte Don.

Pat schüttelte den Kopf.

»Nein, er wurde eines Morgens, als er wieder am Gehsteigrand auf seinem Posten lauerte, von einem Lastwagen erfasst und tödlich verletzt.«

Don Philipps, der sich einen schwarzen Zigarillo zwischen die Zähne geschoben hatte, blickte nach rechts hinüber.

»Ich muss noch nach Chinatown«, sagte er. »Heute Morgen wurde dort ein junges Mädchen tot aufgefunden. Erwürgt und wieder markiert. Außerdem wurde sie vermutlich vergewaltigt. Der Kerl, der sie umgebracht hat, begnügte sich nicht damit, er hat ihr auch noch den Schädel zertrümmert.«

Pat schaute ihn an. Vergewaltigung mit Todesfolge. Ihm stand plötzlich das Gesicht von Gladys Forrester vor Augen. Gestern erst hatte er sie aus einer Situation errettet, von der niemand sagen konnte, ob sie wirklich gefährlich geworden wäre. Hatte sie unwahrscheinliches Glück gehabt? Oder war es nur seinem Eingreifen zu verdanken, dass sie heute noch lebte.

Gewaltverbrechen und Morde gab es auch in Boston. Aber das mit dem zertrümmerten Schädel machte ihn stutzig. Warum begnügte sich der Mörder nicht damit, sein Opfer zu erwürgen?

Er war es Gladys schuldig, dass er seinem Freund von der Mordkommission half.

»Ich komme mit«, sagte er dann kurz entschlossen. »Nur so, zur Information. Man lernt ja nie aus.« Dann erzählte er Don von seinem Erlebnis am gestrigen Abend.

»Ich denke, du willst in einer Stunde nach Roslindale fahren?«, meinte sein Freund, dann fügte er noch hinzu: »Du hättest die Personalien von dem Kerl aufnehmen können.«

»Er stand im dunklen Park vor ihr, aber er hatte sie nicht berührt«, verteidigte sich Pat. »Vielleicht wollte er sie wirklich nur beruhigen.«

»Es laufen genügend Verrückte herum. Was ist also mit deinem Termin in Roslindale?«

»Das kann ich ebenso gut auch in zwei Stunden tun.«

Sie standen dann in dem düsteren Leichenschauhaus in Downtown und blickten auf die Tote. Alles war hier alt und schrie regelrecht nach Renovierung. Auch der Mann, der sie zu der Toten geführt hatte. Er war griesgrämig, kahlköpfig und graugesichtig. Mit gichtigen Händen zog er das Tuch zurück.

»Warten Sie!«, sagte er und drehte die Leiche mit einem gekonnten Griff auf den Bauch, als wäre alles andere wichtiger als das Gesicht der Toten. Jetzt konnten sie es deutlich sehen. »Die Tote ist markiert. Weiß Gott, was er uns damit sagen wollte!«, presste der Gerichtsmediziner durch die Zähne.

In die linke Hinterbacke hatte der Mörder deutlich einen Kreis eingeritzt. Es konnte auch eine Null sein, da die rechte Backe deutlich eine Eins aufwies.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte der Gerichtsmediziner und blickte Don Philipps fest an. Der biss die Zähne zusammen. »Schon wieder«, brummte er.

»Sind Ihnen diese Markierungen bekannt?«

»Leider, ja. Dies ist jetzt der dritte Frauenmord mit einer markierten Leiche in kürzester Zeit.«

»Sind es jedes Mal die gleichen Zeichen?«

»Nein, leider nicht. Es gibt noch ein drittes Zeichen. Ein X.«

»Finden sich die Zeichen jedes Mal an der gleichen Stelle?«

»Sie befinden sich immer auf den Hinterbacken. Aber die Zeichen variieren.«

»Ist die Leiche vergewaltigt worden?«, fragte Pat dazwischen.

»Nein. Das ist es ja eben. Sie ist nicht vergewaltigt worden. Weshalb zieht der Täter dann die Leiche aus bzw. legt ihr Geschlecht frei?«

»Ganz offensichtlich, damit er eine Nachricht hinterlassen kann«, mutmaßte Don Philipps.

»Null – Eins – X. An irgendetwas erinnert mich das.«

»Das ist ein Kinderspiel. Auf einem Raster kann man mit drei Zeichen einen großen Raum abdecken. Ich habe als Kind mit diesen drei Zeichen ›Schiffe versenken‹ gespielt«, erklärte der Gerichtsmediziner.

»Verdammt, aber das ist doch kein Spiel«, entfuhr es Don Philipps.

»Was es damit auf sich hat, das müssen Sie herausfinden«, meinte der Gerichtsmediziner und drehte die Leiche wieder auf den Rücken.

Laura Ballard war selbst im Tod noch attraktiv.

»Eine ganz verdammte Schweinerei!«, presste Pat durch die zusammengebissenen Zähne.

Sie sahen sich den polizeiärztlichen Befund an. Die Leiche war um sieben Uhr fünfzehn von einem Mann namens Lober, der bei der Stadtreinigung angestellt war, entdeckt worden. Ganz zufällig hatte er einen der weißen Oberschenkel der Frau aus dem Dunkel schimmern sehen.

»Das sind die unangenehmsten Fälle«, knurrte Don, als sie wieder auf der Straße standen. »Morde in Chinatown gehören zu den härtesten Nüssen.«

Pat wusste es genau. In diesem Dschungel einen Mörder aufzustöbern, konnte mit der Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen verglichen werden.

»Es ist ganz klar«, fuhr Don Philipps fort, »dass wir nicht nur den Bekanntenkreis der Toten abgrasen müssen, die in einer ganz anderen Gegend zu Hause ist. Der Mörder hat sie nicht nur nicht vergewaltigt, sondern auch nicht ausgeraubt. Den Inhalt ihrer Handtasche hat er nicht angerührt. Allem Anschein hat er nicht einmal hineingeblickt. Ihm kam es nur auf das Töten an!«

»Wie sind die beiden anderen Frauen zu Tode gekommen?«, wollte Pat wissen.

»Sie sind erwürgt worden.«

»Kein Schädelbruch?«, vergewisserte sich Pat.

»Nein. Das ist ein Novum. Nun, vielleicht ist der Schädelbruch nicht beabsichtigt gewesen. Laut Befund ist das Gelände alles andere als eben. Sie kann sich also beim Fallen die schwere Verletzung zugezogen haben.«

»Und du gehst davon aus, dass es jedes Mal derselbe Täter ist?«

»Die Markierungen sprechen doch eine deutliche Sprache. Verdammt, es wird schwer, den Täter zu finden.«

Und was das bedeutete, wusste keiner besser als der Privatdetektiv Pat Goodyear, der in den Straßen von Boston beinahe jedes Rattenloch kannte.

Er begleitete den Captain auch noch zum Tatort in der Tyler Street. Dort überzeugten sie sich persönlich von der Bodenbeschaffenheit in dem engen Durchlass, danach fuhren sie in die Wohnung der Toten in Dorchester. Unterwegs berichtete Don über die bisherigen Ermittlungen in dem Fall des Frauenmörders, die noch so gut wie nichts erbracht hatten.

Laura Ballard bewohnte eine winzige, saubere, aber einfach eingerichtete Zweizimmerwohnung. An der Wand hing ein Bild des Sängers Caruso, den sie offensichtlich sehr verehrt hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---