Bosses, Millions & CEOs - Nancy Salchow - E-Book
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Nancy Salchow

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Beschreibung

Sammelband mit drei Liebesromanen: "Nicht mal für eine Million", "Mein Boss, der Bastard" und "Der CEO, das Baby und ich" Klappentext von "Nicht mal für eine Million": Er hat Geld, sehr viel Geld – doch ihre Liebe kann er nicht kaufen. Man sagt, Frauen wollen einen Mann erst dann, wenn er reich ist. Bei Chloe ist es genau umgekehrt: In ihrer Jugend war sie unsterblich in Justin verliebt, der damals noch ihr mittelloser Nachbar war. Bis zu dem Tag, als er sie eiskalt abblitzen ließ und ihr auf besonders demütigende Art das Herz brach. Jahre später, als sie ihn endlich vergessen hat, taucht er plötzlich wieder in ihrer Nachbarschaft auf. Inzwischen ist er extrem erfolgreich, vermögend – und hat nach all den Jahren auf einmal echtes Interesse an ihr. Aber so sehr sich Justin auch bemüht, seine Fehler von damals wiedergutzumachen, Chloe will es auf keinen Fall riskieren, ihr Herz noch einmal an ihn zu verlieren. Ganz egal, wie charmant, reich und gutaussehend er auch sein mag. Aber da ahnt sie noch nichts von Justins dunklem Geheimnis und dass die Schatten, die ihm folgen, auch sie selbst betreffen. Kann sie es riskieren, ihrem Herzen zu trauen?

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Inhaltsverzeichnis

Buch 1: Nicht mal für eine Million

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Epilog

Buch 2: Der CEO, das Baby und ich

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Epilog

Buch 3: Mein Boss, der Bastard

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Epilog

Impressum

Nancy Salchow

___________________________

Bosses, Millions & CEOs

Sammelband mit drei Liebesromanen

Roman

Buch 1: Nicht mal für eine Million

Er hat Geld, sehr viel Geld – doch ihre Liebe kann er nicht kaufen.

Man sagt, Frauen wollen einen Mann erst dann, wenn er reich ist. Bei Chloe ist es genau umgekehrt: In ihrer Jugend war sie unsterblich in Justin verliebt, der damals noch ihr mittelloser Nachbar war. Bis zu dem Tag, als er sie eiskalt abblitzen ließ und ihr auf besonders demütigende Art das Herz brach.

Jahre später, als sie ihn endlich vergessen hat, taucht er plötzlich wieder in ihrer Nachbarschaft auf. Inzwischen ist er extrem erfolgreich, vermögend – und hat nach all den Jahren auf einmal echtes Interesse an ihr.

Aber so sehr sich Justin auch bemüht, seine Fehler von damals wiedergutzumachen, Chloe will es auf keinen Fall riskieren, ihr Herz noch einmal an ihn zu verlieren. Ganz egal, wie charmant, reich und gutaussehend er auch sein mag.

Aber da ahnt sie noch nichts von Justins dunklem Geheimnis und dass die Schatten, die ihm folgen, auch sie selbst betreffen.

Kann sie es riskieren, ihrem Herzen zu trauen?

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

Prolog

Justin

Regungslos steht sie da und erwidert meinen Blick starr und emotionslos.

Bis sie plötzlich aus einem unvorhergesehenen Reflex heraus mein Gesicht in beide Hände nimmt und mich so eindringlich küsst, dass mir schwindelig wird.

Verwirrt und doch fest entschlossen ziehe ich sie fest an mich und erwidere ihren Kuss voller Leidenschaft, auch wenn ich nicht eine Sekunde damit gerechnet habe.

Ich spüre ihren zarten Körper in meinen Armen, ihren sanften Atem an meinen Wangen und habe das Gefühl, jeden Moment zu zerspringen.

Meine Gefühle verschwimmen.

Ist das hier Einbildung oder real?

Werde ich jeden Augenblick aufwachen und erkennen, dass ich völlig allein im Bett eines lieblos eingerichteten Hotelzimmers liege und an die Decke starre?

Kapitel 1

Chloe

Ich weiß, dass es albern ist, aber wann immer ich die Einkaufspassage von Fleesenow durchquere, bleibe ich vor dem kleinen Buchladen stehen und schaue mir die linke Hälfte des Schaufensters an, in der die Kinderbücher platziert sind. Ich weiß nicht, warum, aber eine lachende Sonne oder ein tanzender Elefant erhellen jedes Mal aufs Neue mein Gemüt und sorgen für gute Laune an jedem Morgen.

Von meiner Wohnung aus – genauer gesagt der Dachgeschosswohnung eines reetgedeckten Häuschens in der Nähe der Strandpromenade – sind es zu Fuß ungefähr zehn Minuten bis zum Souvenirshop. Und wie jeden Morgen genieße ich jede Minute auf dem Weg dorthin, während ich mir aus meinem großen Thermo-Becher, den ich mir auch heute früh von zu Hause mitgenommen habe, alle paar Meter einen großen Schluck Kaffee gönne und dabei eines der Schaufenster bewundere oder eine Möwe beim Stibitzen von Eiswaffel-Resten beobachte.

Es ist Mitte Juli und Hochsaison in der kleinen Küstenstadt Fleesenow. Um diese Uhrzeit – es ist kurz vor neun – tauchen langsam immer mehr Touristen aus ihren umliegenden Ferienwohnungen und Hotels auf, um einen Spaziergang auf der Promenade zu machen oder in aller Frühe ein paar Bahnen in der Ostsee zu ziehen.

Viele der Einheimischen sind von den Touristen genervt, ich jedoch finde es immer wieder aufregend, wenn Menschen herkommen, um meine Heimat zu bewundern und in all ihrer Schönheit zu genießen. Diese Tatsache erfüllt mich irgendwie jedes Mal aufs Neue mit Stolz. Denn auch wenn ich schon mein Leben lang hier wohne, habe ich mich nie an dieser schönen Gegend sattgesehen. Bis heute nicht.

Die Ladentür steht bereits einen Spalt offen, als ich den Souvenirshop erreiche. Wie so oft ist Mia als absolute Frühaufsteherin schon vor mir da und schiebt bereits die Rollständer mit den Postkarten und Souvenirs nach draußen auf die Laden-Terrasse.

„Morgen Mia!“, rufe ich ihr schon von weitem zu.

„Huhuuuu Chloe!“, jubelt sie zurück.

Während sie mir zuwinkt, wippt ihr kupferroter Pferdeschwanz hin und her. Wie immer hat sie sich besonders viel Mühe mit ihrem Outfit gegeben. Ein rot-weiß gepunktetes Sommerkleid, das knapp unter ihren Knien endet. Korallenrote Sandalen und leuchtender Lippenstift in derselben Farbe. Mit ihren 35 Jahren ist sie genau zehn Jahre älter als ich, sieht aber noch so frisch und jugendlich aus, als wäre sie gerade erst mit der Ausbildung fertig.

„Meine Güte, Mia“, ich reiche ihr die Hand, „du siehst ja wieder mal aus, als würde hier heute ein Fotoshooting stattfinden.“

„Man weiß eben nie, wer so im Laden auftaucht.“ Sie zwinkert mir geheimnisvoll zu.

Eine typische Äußerung für Mia. Ständig ist sie neu verliebt oder mit einem Mann verabredet, der sich dann doch wieder nicht als Mr. Right herausstellt. Und trotzdem glaubt sie nach wie vor felsenfest an die große Liebe und daran, dass auch für sie der Richtige irgendwo wartet.

„Ich geh mal rein.“ Ich werfe ihr ein fröhliches Lächeln zu, während ich an ihr vorbei in den Laden schlendere.

In der offenen Glastür nehme ich mein eigenes Spiegelbild wahr und frage mich, ob ich nicht vielleicht doch mal eine andere Frisur wagen sollte. Schon seit Jahren trage ich mein langes glattes Haar meist offen. Während es im Herbst eher die Farbe von Weizen hat, wird es in den Sommermonaten heller und sieht im grellen Leicht beinahe weißblond aus. Eine optische Veränderung, die mir eigentlich gefällt. Trotzdem stelle ich wieder einmal fest, dass ich viel mutiger werden sollte, zumindest, was mein Aussehen betrifft.

Auch mein Outfit – Jeans und ein weißes Top – ist doch irgendwie langweilig, oder? Zwar finde ich morgens vorm Schlafzimmerspiegel meistens, dass es meiner schlanken Taille und den langen Beinen schmeichelt. Aber ist es nicht auch ein wenig einfallslos?

Andererseits fühle ich mich in bequemen Klamotten einfach am wohlsten. Und nur weil sich Mia jeden Tag neu erfindet, muss das doch nicht auch für mich gelten, oder?

Ich gehe durch den Laden, vorbei an den Regalen mit Deko-Muscheln, maritim bemaltem Porzellangeschirr und Holz-Anhängern, bis ich neben der Kasse durch die schmale Tür in den Aufenthaltsraum gehe, um meinen Kaffeebecher abzustellen und vor Arbeitsbeginn noch einmal tief durchzuatmen.

Kurz schließe ich die Augen und atme langsam ein und wieder aus. Als ich sie wenig später wieder öffne, nehme ich plötzlich ein paar Stimmen im Laden wahr.

Zwei ältere Damen, offensichtlich Liana und Alma, die beiden größten Tratschtanten der Stadt, ziehen ihre morgendliche Runde durch nahezu jedes Geschäft der Promenade. Der Souvenirshop ist dabei eine ihrer wichtigsten Stationen. Schließlich könnte man irgendwo ja etwas Wichtiges verpassen. Und das muss man ihnen lassen: Es gibt kaum eine Neuigkeit, die an ihnen vorbeizieht.

Während ich den letzten Schluck aus meinem Kaffeebecher nehme, höre ich ihrem Gespräch nur mit halbem Ohr zu. Immer wieder kommt der ein oder andere Satzfetzen bei mir an.

Sie ist Gott sei Dank schon wieder aus dem Krankenhaus raus ...

Trotzdem ein ziemlicher Schock für die Familie ...

Auf dem Wege der Besserung ...

Ja, und Justin ist auch schon da ...

Moment mal, was war das gerade?

Ich schlucke schwer.

Sagte sie Justin?

Von einer Sekunde auf die andere werde ich hellhörig und trete vorsichtig an den Türrahmen heran, um ihnen besser lauschen zu können.

„Und was war es nun? Ein Schlaganfall?“

„Ich weiß es nicht genau, aber ich hörte was von einem Kreislaufzusammenbruch. Aber mal ehrlich, wäre dann extra ihr Sohn hergekommen, wenn es nur ein Kreislaufzusammenbruch wäre?“

„Na ja, vielleicht wollte er eh mal wieder vorbeischauen.“

„Wenn du mich fragst, liegt es nur an dem Gesundheitszustand seiner Mutter. Ich habe ihn vorher nämlich seit Ewigkeiten nicht mehr hier gesehen.“

„Vielleicht hat ihm sein Vater auch die Leviten gelesen, dass er wieder öfter vorbeischauen soll. Arbeitet ja nur noch, der Junge.“

„Junge? Er ist schon 26. Aber schon jetzt ein ... wie sagt man heutzutage? Ein Selbstmade-Millionär.“

„SELFMADE-Millionär heißt das.“

„Wie auch immer, jedenfalls hat er einen ganzen Batzen Kohle, wie ich gehört habe.“

„Aber alles Geld der Welt kann einem nicht die Gesundheit ersetzen.“

„Das ist wohl wahr. Jedenfalls habe ich ihn gestern selbst gesehen. Er ist also definitiv in der Stadt. Groß ist er geworden, der liebe Justin. Und richtig schick mit Hemd und so. Die Frauen laufen ihm sicher scharenweise nach.“

Ich spüre, wie meine Hände feucht werden und mein Puls zu rasen beginnt.

Justin!

Er ist wirklich wieder hier.

Aber warum, zum Teufel, werde ich deswegen nervös? Es ist sieben Jahre her, dass er abgehauen ist. Sieben Jahre, in denen ich nur mühsam gelernt habe, über ihn hinwegzukommen. Und jetzt, wo ich meine Gefühle für ihn endlich hinter mir gelassen und im Laufe der letzten Jahre sogar begonnen habe, mich für andere Männer zu interessieren, taucht er plötzlich wieder auf?

Das kann einfach nicht sein. Nein, das DARF nicht sein!

Während sich die Gedanken in meinem Kopf und die Gefühle in meinem Bauch geradezu überschlagen, höre ich den beiden weiter zu.

„Und womit ist er nochmal so reich geworden? Ich meine, der Junge hat eben noch in der Sandkiste gespielt und jetzt ist er plötzlich Millionär?“

„Ich glaube, das hat was mit Apps zu tun.“

„Womit?“

„Mit Äpps! Englisch ausgesprochen. Das sind so Programme auf dem Handy. Das hat mir jedenfalls seine Mutter erzählt, als ich sie mal auf dem Wochenmarkt getroffen habe.“

„Vor dem Schlaganfall ...“

„Es war kein Schlaganfall, glaub mir. Und dass ich sie getroffen habe, ist ewig her. Bestimmt schon ein halbes Jahr.“

Reflexartig lehne ich mich gegen die Wand und atme intensiv ein.

Reiß dich zusammen, Chloe! Du benimmst dich wie ein albernes Kleinkind! Geh jetzt da raus wie jeden Morgen und erledige deinen Job. Wen interessiert es schon, ob Justin wieder da ist? Er ist kein Teil meines Lebens mehr und wird es auch nie wieder sein!

Doch da höre ich auch schon Mia mit den beiden reden.

„Guten Morgen, die Damen, kann ich Ihnen helfen?“

„Danke, Liebes, wir schauen uns nur um.“

Genau wie Mia ist mir natürlich klar, dass sie sich nie einfach nur umschauen, sondern dass jeder ihrer Besuche lediglich dem Stillen ihrer Neugier dient. Umso enttäuschter werden sie sein, hier niemand anderen als uns beide angetroffen zu haben.

Ich atme ein letztes Mal tief durch, dann streife ich den Stoff meines Tops glatt, straffe die Schultern und gehe erhobenen Hauptes in den Laden zurück.

Doch trotz des breiten Lächelns, mit dem ich ihnen gegenübertrete, habe ich das Gefühl, meine Gedanken würden deutlich lesbar auf meiner Stirn stehen.

Justin ist wieder da! Justin! Justin! Justin!

„Guten Morgen“, begrüße ich die beiden so unbeschwert wie möglich. „Wie geht es Ihnen heute früh?“

Doch so unbefangen ich mich auch gebe, an der Art, wie sie mich betrachten, glaube ich, ihre wahren Gedanken zu erkennen. So, als würden sie ganz genau wissen, was mich mit Justin verbindet und nun durch einen tiefen Blick in meine Augen nach meinen Empfindungen forschen.

Blödsinn! Woher sollen sie wissen, was in mir vorgeht? Justin und ich waren schließlich niemals ein Paar. Da gibt es nichts, das sie über uns beide wissen könnten. Damals nicht, und heute noch viel weniger.

„Danke, uns geht es prima“, antwortet Alma schließlich und greift nach einem Holz-Schiffchen, als würde sie sich ernsthaft dafür interessieren. „Wirklich hübsch, diese Teile. Ich überlege, mir eines für die Küche zu kaufen. Im Wandregal neben der Zuckerdose würde es sich besonders gut machen.“

Mia und ich nicken uns vielsagend zu, wissen wir doch beide nur zu gut, dass sie dieses Schiffchen gleich wieder in das Regal stellen und wie an jedem anderen Morgen den Laden verlassen wird, ohne auch nur einen Cent ausgegeben zu haben.

„Aber jetzt müssen wir erst mal weiter.“ Und schwupps, landet das Schiff wieder an seinem Platz. „Wir sehen uns später.“

Ein letztes Mal werfen sie beide fast synchron einen prüfenden Blick in meine Richtung. Oder bilde ich mir das nur ein? Woher sollen sie wissen, was Justins Rückkehr in mir auslöst?

„Na dann“, nickt ihnen Mia freundlich zu, die mittlerweile neben mir hinter dem Kassentresen steht. „Beehren Sie uns bald wieder.“

„Aber natürlich, meine Liebe.“

Und dann verlassen sie, leise miteinander murmelnd, den Laden wieder.

Als sie außer Sichtweite sind, wendet sich Mia sofort zu mir.

„Sag mal, hast du das gehört?“ Sie schaut mich mit großen Augen an. „Sie haben eben gesagt, dass Justin wieder in der Stadt ist.“

„Ja, kann sein.“ Ich zucke so gleichgültig wie möglich mit den Schultern.

„Kann sein?“ Mia kommt näher und beugt sich vor, als würden wir über das größte Geheimnis des Universums sprechen. „Hast du etwa vergessen, was du mir schon ungefähr zwanzig Mal bei so gut wie jedem Mädelsabend unter Alkoholeinfluss erzählt hast?“

„Natürlich habe ich das nicht vergessen“, maule ich genervt zurück. „Aber das war damals, und jetzt ist jetzt.“

„Dann willst du mir etwa erzählen, dass es dir nichts ausmacht, dass er wieder da ist?“

Ohne auf ihren Kommentar zu reagieren, gehe ich nach draußen zum Postkartenständer, um die Karten zu sortieren, auch wenn heute früh eigentlich noch niemand da war, um sie durcheinanderzubringen.

„Komm schon, Chloe“, Mia folgt mir nach draußen, „warum tust du so, als würde es dir nichts ausmachen? Glaubst du, ich renne zu Justin und erzähle ihm davon? Schon vergessen, dass ich im Gegensatz zu dir nicht hier aufgewachsen bin? Ich kenne ihn ja nicht einmal.“

Mit jedem ihrer Worte bröckelt meine Fassade langsam. Seufzend schaue ich schließlich auf.

„Verstehst du denn nicht, dass ich nicht über ihn reden möchte?“, platzt es aus mir heraus. „Ich, ich kann nicht über ihn reden. Ich habe so lange gebraucht, um irgendwie klarzukommen und nicht mehr an ihn zu denken. Und das Letzte, was ich jetzt will, ist, mich wieder in diese unerfüllte Liebe hineinzusteigern, die mich so viele Jahre lang gequält hat.“

Augenblicklich breitet sich tiefe Reue in Mias Gesichtszügen aus.

„Tut mir leid.“ Sie reibt mit der Hand an meinem Oberarm. „Ich wollte nicht so nachstochern. Wirklich dumm von mir. Bitte verzeih mir.“

Ich senke den Blick auf die Postkarten in meinen Händen. „Schon okay.“

Doch während ich die Karten wieder einsortiere, wird mir klar, dass nichts okay ist. Denn dieser Kerl ist wieder da. Hier in meiner Heimat. Hier, wo ich endlich angefangen habe, das Leben zu genießen, Männer zu treffen und mich nicht ständig zu fragen, warum ich nicht liebenswert bin.

Und jetzt? Soll ich das alles wieder riskieren, weil ich ihn hinter jeder Straßenecke vermute?

„Scheiß drauf!“, sage ich zu Mia, aber ein bisschen auch zu mir selbst. „Dann ist er eben wieder hier. Na und? Ich bin heute eine selbstbewusste Frau, die weiß, was sie vom Leben erwartet. Und auf einen Typen, der nicht weiß, was er an mir hat, kann ich echt verzichten. Nie wieder will ich meine Zeit damit verschwenden, einem Kerl hinterher zu heulen, der mich nicht zu schätzen weiß.“

„Richtig so!“ Sie klopft mir ermutigend auf die Schulter. „Aber weißt du was? Ich finde, das ist ein Grund mehr, ihm selbstbewusst gegenüberzutreten.“

„Wie meinst du das?“

„Na ja, wann warst du das letzte Mal bei deinen Eltern?“

Ich lege den Kopf schräg. „Schon eine ganze Woche nicht mehr. Du weißt ja, die Arbeit und so. Man hat halt immer zu tun.“

„Trotzdem.“ Mia lächelt. „Sie wohnen im selben Ort – uuuuund sind doch zufällig die Nachbarn von Justins Eltern, oder? Jedenfalls hast du mir schon ungefähr hundertmal erzählt, dass er nebenan wohnte und du dich sozusagen Hals über Kopf in den Nachbarsjungen verliebt hast.“

„Worauf willst du hinaus?“ Ich kneife die Augen misstrauisch zusammen.

„Komm schon, Chloe, das weißt du genau.“ Sie nickt mir zuversichtlich zu. „Sicher würdest du Justin früher oder später über den Weg laufen, wenn du dich in nächster Zeit öfter bei deinen Eltern herumtreibst. Und sicher wissen sie auch mehr über seinen Aufenthalt dort, oder?“

„Kann schon sein, dass sie etwas wissen. Wir haben nicht darüber gesprochen.“

„Sie haben kein Wort über ihn verloren?“

„Warum sollten sie? Erstens weiß ich ja gar nicht, wie lange er schon wieder hier ist und zweitens haben meine Eltern keinen Plan davon, wie viel er mir damals bedeutet hat. Für sie waren wir einfach nur Nachbarn. Und davon abgesehen telefonieren wir ja auch nicht ständig miteinander.“ Ich seufze. „Wenn es nach meiner Mutter ginge, schon. Aber inzwischen hat sie begriffen, dass ich abends auch mal ganz gern meine Ruhe habe und nicht telefonieren will.“

„Verstehe.“ Mia denkt nach. „Aber darum geht es mir auch gar nicht. Sondern darum, dass es doch toll wäre, wenn er sehen könnte, was für eine Powerfrau aus dir geworden ist.“

„Powerfrau“, wiederhole ich mit bitterem Lächeln. „Na ja, als Powerfrau würde ich mich nun nicht bezeichnen.“

„Aber unbedingt.“ Mia hebt das Kinn. „Und eine wunderschöne noch dazu. Wäre es nicht großartig, wenn er dich wiedersehen und sich insgeheim total ärgern würde, weil er deine Gefühle damals nicht erwidert hat? Das wäre doch für dich wie ein innerer Vorbeimarsch.“

„Ich weiß nicht“, murmele ich gedankenverloren.

Ich gehe zurück in den Laden, während mir ihre Worte wie ein Echo folgen.

Wäre es nicht großartig, wenn er dich wiedersehen und sich insgeheim total ärgern würde, weil er deine Gefühle damals nicht erwidert hat?

Wieder am Tresen angekommen setze ich mich auf einen der Klappstühle, auf denen wir in kundenarmen Stunden schon oft tiefgründige Gespräche oder amüsante Anekdoten ausgetauscht haben.

Heute jedoch ist mir nach nichts davon zumute.

„Aber wenn ich doch über ihn hinweg bin und endlich auf eigenen Beinen stehe“, sage ich nach einer Weile, „warum sollte es mir da wichtig sein, was er über mich denkt oder ob er irgendetwas bereut?“

Mia zögert einen Moment, offenbar über meine Worte nachdenkend, dann setzt sie sich neben mich.

„Du hast wohl recht“, seufzt sie. „Wenn man es so betrachtet ...“

„Es ist die einzige Weise, auf die man es betrachten sollte“, antworte ich selbstbewusst, auch wenn es in meinem Inneren ganz anders aussieht.

„Tut mir leid.“ Sie legt die Hand auf mein Knie. „Ich dachte nur, dass es dir gut täte, ihm heute gegenüberzutreten. Selbstbewusst, gutaussehend. Powerfrau eben. Einfach als eine Art Abschluss für die Vergangenheit, verstehst du?“ Sie lächelt vorsichtig. „Aber du hast völlig recht: Es sollte dich überhaupt nicht mehr interessieren, was er über dich denkt. Das ist die richtige Einstellung.“

„Finde ich auch“, antworte ich mit ungerührtem Blick.

Doch im Grunde fühle ich mich schon seit der Minute, in der die beiden Damen Justins Namen erwähnt haben, wieder wie fünfzehn. Als wäre seit damals kein einziger Tag vergangen.

Drei Jahre lang habe ich ihn angehimmelt, bis er zum Studieren nach Hamburg ging. Drei Jahre, in denen es nichts gab, das mich mehr interessierte als er.

Und als er dann fort war, hat es noch einmal eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis ich über ihn hinweg war. Soll das alles etwa noch mal von vorn losgehen?

Beruhig dich, Chloe. Er wird nur kurz bei seinen Eltern sein und dann wieder verschwinden. Vielleicht ist er ja morgen schon wieder weg.

Doch so sehr ich es auch versuche, ich kann mich einfach nicht runterfahren.

Warum habe ich ihn seit damals eigentlich nie wieder gesehen? Er muss doch mal seine Eltern besucht haben, oder? Oder ist er mit ihnen verstritten und deshalb nie wieder in Fleesenow aufgetaucht? Oder war er schon öfter hier und ich habe es nur nicht mitbekommen?

Da fällt mir ein, dass Mama hin und wieder von Gesprächen mit ihrer Nachbarin Laura erzählt hat. Laura ist Justins Mutter und gibt gern mit dem Erfolg ihres Sohnes an, wenn auch auf liebevolle und nicht aufdringliche Weise, so wie eine Mutter halt stolz ist, wenn das eigene Kind mit beiden Beinen im Leben steht. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass Mama jemals erzählt hat, Justin seit seinem Umzug bei seinen Eltern gesehen zu haben.

„Er arbeitet einfach wahnsinnig viel“, waren Lauras Worte, die Mama dann später Papa und mir weitererzählt hat. Und ja, vielleicht war er wirklich schon ewig nicht mehr in Fleesenow. Millionär wird man ja nicht einfach so. Sicher hat er einfach eine Menge zu tun.

„Chloe?“

Mias Stimme weckt mich aus meinem Tagtraum. Erst jetzt wird mir bewusst, wie lange ich meinen eigenen Gedanken nachgehangen habe.

„Ist alles okay?“, fragt sie mit einem leicht besorgten Blick.

„Ja.“ Ich setze ein Lächeln auf. „Ja, natürlich.“

Doch vor meinem inneren Auge taucht immer wieder das Bild des fünfzehnjährigen Mädchens mit den schlaksigen Beinen und dem fehlenden Busen auf, das sich ausgerechnet in ihren Nachbarn unsterblich verlieben musste. In den schon damals unglaublich süßen und irgendwie immer coolen Justin mit den Wahnsinns-Augen und dem wuscheligen Haar.

Da ist es wieder, das Bauchkribbeln von damals, das ich fast schon vergessen hatte.

In diesem Moment könnte ich nicht weiter entfernt von der selbstbewussten Frau sein, die ich Mia vorspiele. Aber vermutlich kauft sie mir diese Rolle sowieso nicht ab. Und ich würde es verstehen.

Kapitel 2

Rückblende

Zehn Jahre zuvor

Chloe

Es ist alles so verrückt irgendwie. Schon seit Ewigkeiten wohnen wir neben Laura, Daniel und ihrem Sohn Justin. Und immer war alles ganz normal.

Daniel ist ein Jahr älter als ich. Ich fand ihn immer irgendwie witzig. Ich mochte ihn halt. Aber mehr war da nicht. Echt nicht.

Na ja, bis gestern. Wir hatten ein heftiges Sommergewitter inklusive Sturm und allem, und am nächsten Tag ging dann irgendwie unser Fernseher nicht mehr.

Mama hatte das unserer Nachbarin Laura erzählt und die meinte dann gleich, dass sich Justin bei so was total gut auskennen und uns sicher gern helfen würde. Irgendwie war es dann gleich abgemacht, dass er vorbeischaut.

Und als mir Mama so ganz nebenbei erzählte, dass er nach der Schule vorbeischauen will, dachte ich mir auch überhaupt nichts dabei.

Na ja, aber dann war es gestern also so weit. Mama und Papa waren auf Arbeit, deshalb war ich allein zu Haus, als er kam.

Er klingelte und ich machte ihm auf. Und als er dann plötzlich vor mir stand ... ich weiß auch nicht, aber er sah irgendwie so anders aus. So erwachsen, so lässig, so cool. Ich hatte ihn lange Zeit gar nicht wirklich angeschaut, deshalb weiß ich nicht, wie lange er schon so aussieht. Oder war es schon immer so und ich habe es erst jetzt bemerkt?

Er trägt die Haare jetzt irgendwie anders. So ein bisschen mit Gel verwuschelt. Bei jedem anderen fände ich das dämlich, aber bei ihm sieht es total süß aus.

Oh Gott, habe ich gerade „süß“ geschrieben?

Ich kann noch immer nicht glauben, dass es Justin ist, über den ich hier schreibe. Justin, mein Nachbar.

Hilfe!

Na ja, aber ich komme vom Thema ab.

Also, es war dann so, dass ich ihn reingelassen habe. Er hat drinnen am Receiver rumgedrückt und irgendwas mit der Fernbedienung gemacht. Aber zwischendurch ist er auch immer an die Kabel der Sat-Schüssel gegangen und auch nach draußen zur Schüssel selbst, um da ... na ja, keine Ahnung, er hat da halt rumgedreht. Was weiß ich.

Aber irgendwie bin ich jedes Mal mitgekommen, wenn er raus oder wieder rein ging. Weil ich halt dachte, ich muss ein bisschen Interesse zeigen, wenn er uns schon hilft. Aber die Wahrheit ist, dass ich kein Interesse an dem hatte, was er da tut, sondern irgendwie an ... na ja ... an IHM.

Ist das verrückt?

Ja, das ist es!

Aber die letzten Monate habe ich ihn gar nicht mehr wirklich wahrgenommen. Wenn er nebenan auf dem Hof war oder mit dem Fahrrad durch die Straßen fuhr, habe ich ihn immer nur im Augenwinkel gesehen. War halt nichts Besonderes, dass er da ist. Denn er war ja immer da. Justin eben.

Bisher war er halt immer nur irgendein Junge. Wie alle anderen auch. Aber als er dann gestern vor mir stand und mich angelächelt hat, war er das plötzlich nicht mehr.

Inzwischen frage ich mich, ob ich ihn angestarrt habe, als er da so vor mir stand?

Keine Ahnung, ich hoffe mal nicht. Ich weiß nur, dass ich seit gestern immerzu an ihn denken muss.

Als er an unserem Receiver und der Schüssel herumgewerkelt hat, haben wir immer mal das ein oder andere Wort gewechselt. Ich musste zum Beispiel auch was mit irgendeiner Signalstärke zu ihm raus rufen, wenn er an der Schüssel am Fenster stand. Und allein diese Unterhaltungen sorgten dafür, dass ich noch nervöser wurde.

Vielleicht liegt es auch daran, dass seine Stimme inzwischen viel tiefer als früher ist. So männlich. Und er hat sogar schon ein paar Bartstoppeln.

Ich weiß auch nicht, was plötzlich mit mir los ist. Vielleicht habe ich ihn gestern zum ersten Mal überhaupt bewusst angeschaut.

Das Doofe ist nur, dass ich mich seitdem ständig frage, was er wohl über mich denkt. Irgendwie ist er so cool und lässig, dass man ihm überhaupt nicht anmerkt, was er gerade denkt.

Nimmt er mich denn wahr? Als Mädchen, meine ich?

Er ist sechzehn, ich bin fünfzehn. Zu jung wird er mich da doch nicht finden, oder?

Ach, was ich mir nur für bescheuerte Gedanken mache. Er und ich, das ist sowieso einfach lächerlich. Ehrlich gesagt habe ich an so was auch gar nicht gedacht. Alles, was ich weiß, ist, dass er mich neuerdings nervös macht. Und zwar so sehr, dass ich mein altes Tagebuch herausgekramt habe, um über ihn zu schreiben.

Es ist alles so verwirrend und ich versuche, das Chaos in meinem Kopf auf die Reihe zu kriegen, wenn ich darüber schreibe. Aber irgendwie wird das Chaos dadurch NOCH größer.

Oh Mann!

Ich hoffe einfach, dass ich in ein paar Tagen nicht mehr an ihn denken muss. Im Moment ist es nämlich so, dass ich viel öfter in unserem Garten bin als sonst, weil ich hoffe, ihn über den Gartenzaun zu sehen oder ein Wort mit ihm zu wechseln. Und ich habe mich sogar dabei erwischt, dass ich oben hinter meiner Gardine stand, um rauszuschauen, wenn er mit dem Fahrrad unterwegs ist. Das ist doch total verrückt, oder?

Oh ja, das ist es. Und ich hoffe sehr, dass es nur eine blöde Phase ist. Denn das Letzte, was ich will, ist, ein Auge auf den Nachbarn zu werfen. Das wäre doch einfach nur peinlich.

Oder?

Chloe

Kapitel 3

Gegenwart

Justin

„Du machst dir viel zu viele Sorgen, mein Junge.“ Mamas Stimme ist sanft und doch irgendwie schwächer als sonst, als sie sich auf die Hollywoodschaukel setzt. „Es geht mir gut, wie oft soll ich dir das eigentlich noch sagen?“

„Und wie oft soll ich dir noch sagen, dass mit einem Kreislaufzusammenbruch nicht zu spaßen ist?“ Ich setze mich neben sie und lege instinktiv die Hand auf ihr Knie. „Wie lange bist du jetzt krankgeschrieben?“

„Erst mal zwei Wochen, aber ich habe mir schon überlegt, nochmal zum Arzt zu gehen und das Ganze zu verkürzen. Das ist einfach völlig übertrieben. Sicher lag es einfach nur an der Hitze.“

„Einen Teufel wirst du. Du wirst schön zu Hause bleiben und dich ausruhen. Der stressige Job in der Apotheke hat dich noch früh genug wieder.“

„Da muss ich dem Fremden hier aber recht geben“, mischt sich Papa in das Gespräch, der gerade mit einer Gießkanne in der Hand zur Hollywoodschaukel kommt. „Du solltest dich schonen, und zwar lieber zu lang als zu kurz.“

Dem Fremden hier. Das sagt Papa ständig, seitdem ich wieder hier bin. Ganz unrecht hat er damit natürlich nicht – bis auf wenige Ausnahmen war ich schon seit Jahren nicht in Fleesenow, und erst recht nicht dauerhaft. Dass er mich immer wieder damit aufzieht, habe ich vermutlich verdient. Auch wenn er natürlich nicht die wahren Gründe für meine lange Abwesenheit kennt und sie lediglich meiner vielen Arbeit zuschreibt.

„Na, da habt ihr zwei euch ja gegen mich verschworen.“ Mama lächelt. „Wenigstens etwas Gutes hatte mein kleiner Klinikaufenthalt dann ja.“

„Du tust ja so, als wären Papa und ich verstritten.“ Ich lege meine Hand auf ihre und werfe ihm einen flüchtigen Blick zu. „Wir sind nur ab und zu unterschiedlicher Meinung, das ist alles.“

Er nickt mir zustimmend zu. „Wo Justin recht hat, hat er recht. Auch wenn es wohl erst einen Kreislaufzusammenbruch seiner Mutter braucht, damit er hier mal auftaucht.“

„Komm schon, Matthes“, schimpft Mama, „du weißt genau, wie viel der Junge zu arbeiten hat. Er hat sich seinen Erfolg hart erarbeitet. Da kann er eben nicht so oft bei uns vorbeischauen.“

„Gerade wenn man vermögend ist, sollte man sich doch hin und wieder den Luxus gönnen, mal in seiner alten Heimat vorbeizuschauen, oder?“

Es ist wieder mal dieselbe Diskussion über meine Arbeit und die damit verbundenen Vorwürfe meines Vaters. In Momenten wie diesen überkommt mich immer wieder der Drang, ihnen zu sagen, warum ich mich wirklich in den letzten Jahren so rar gemacht habe.

Doch wie jedes Mal widerstehe ich dem Verlangen, darüber zu sprechen.

„Lass gut sein, Paps“, ist alles, was ich antworte. „Jetzt bin ich ja schließlich da.“

„Und ich hoffe, du bleibst ein Weilchen“, sagt Mama.

„Mal schauen“, antworte ich. „Ich habe meinen Laptop dabei und kann auch vieles von hier aus erledigen.“

„Jetzt auf einmal geht das, was die Jahre vorher anscheinend nicht möglich war.“ Papa stellt die Gießkanne neben das Blumenbeet. „Sehr interessant.“

„Nun lass gut sein, Matthes!“ Mamas Stimme ist plötzlich gar nicht mehr schwach.

Die beiden tauschen schweigend Blicke aus, die wohl so etwas wie eine stille Kommunikation darstellen, die außer ihnen niemand versteht.

In diesem Moment beobachte ich sie mit den Augen eines Kindes. Mama mit ihrem – damals wie heute – schulterlangen pechschwarzen Haar und dem rundlichen Gesicht, das nie so recht zu ihrer schlanken Figur gepasst hat. Und Papa mit seinen breiten Schultern, dem stets glatt rasierten Gesicht, dem extrem kurzen rotblonden Haar und dem leichten Bauchansatz.

Optisch passten die beiden nie zusammen, aber darauf kommt es vermutlich nicht an. Denn nach all den Jahren sind sie sich immer treu geblieben. Eine Tatsache, die sicher nicht jede Ehe von sich behaupten kann.

„Komm schon, Paps.“ Ich greife nach meiner Porzellantasse, die vor mir auf dem Gartentisch steht und nehme einen Schluck Kaffee. „Du willst doch nicht ernsthaft jetzt über meinen Job reden, oder? Ich bin wegen Mama hier.“

„Nicht, dass ich mich nicht freue, dass du hier bist, Schatz.“ Mama reibt mit dem Handrücken über meine Wange. „Aber könntest du bitte aufhören, so zu tun, als wäre ich ein Pflegefall?“

„Daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen.“ Ich drücke ihr einen Kuss auf die Wange und ziehe sie in meine Armbeuge. Etwas, das ich viel zu lange nicht getan habe.

Während wir nebeneinander auf der Schaukel sitzen und Papa in gewohnter Routine irgendetwas im Garten erledigt – gerade widmet er sich dem Abwickeln des Gartenschlauchs – fühle ich mich augenblicklich in die Vergangenheit zurück versetzt.

Wie viele Nachmittage wie diese haben wir als Familie draußen verbracht? Ich schon damals meistens mit meinem Laptop, Mama mit einem guten Buch und Papa mit seinen Blumen und Bäumen. Fast scheint es, als wäre seit damals nicht ein Tag vergangen.

„Hast du denn seit deiner Ankunft gestern schon irgendwen wiedergetroffen?“ Mama schiebt sich ein Stück Apfelkuchen in den Mund.

„Was meinst du?“ Ich schaue sie verwirrt an.

„Na ja, jemanden von deinen alten Kumpels zum Beispiel.“

„Ach so.“ Ich halte kurz inne. „Bisher noch nicht, aber ich schaue sicher nochmal bei Billy vorbei.“

„Wie lange habt ihr euch denn nicht gesehen?“ Mama lächelt verklärt. „Früher wart ihr doch so eng.“

„Na ja, er war ein paar Mal bei mir in Hamburg zu Besuch, aber wir müssen uns echt wieder öfter sehen. Er bringt mir irgendwie immer ein Stück Kindheit zurück.“ Ich seufze wehmütig. „Das wird mir immer mehr bewusst.“

„Richtig so.“ Sie klopft mir auf die Schulter. „Arbeit ist nicht alles im Leben.“

Eine Weile schweigen wir.

„Und Chloe?“, fragt sie wie aus heiterem Himmel.

Allein das Erwähnen ihres Namens lässt mich instinktiv den Atem anhalten.

„Was soll mit ihr sein?“, frage ich, krampfhaft darauf bedacht, mir nichts anmerken zu lassen.

„Na ja, hast du sie denn mal wieder gesehen?“

„Warum sollte ich?“, frage ich so gleichgültig wie möglich. „Wir waren nur Nachbarn, keine engen Freunde oder so.“

„Och, ich weiß nicht.“ Sie zuckt mit den Schultern und greift nach ihrer Tasse. „Ich dachte nur, dass es schön wäre, wenn ihr euch mal wiederseht. Sie wohnt übrigens immer noch hier in Fleesenow. Ist nie weggezogen, die Kleine.“

„So klein ist sie sicher nicht mehr, Mama.“ Ich lache, allerdings etwas zu aufgesetzt, sodass ich mich sofort frage, ob man mir meine innere Verunsicherung wohl anmerkt.

„Na ja, sie ist 26“, antwortet sie.

„25“, korrigiere ich sie und erschrecke sofort über die verräterische Tatsache, wie schnell mir diese Antwort in den Sinn gekommen ist.

Fragend schaut sie mich an.

„Sie war immer ein Jahr jünger als ich“, ergänze ich schnell und ringe mir ein Lächeln ab, das mehr gequält als echt ist.

„Kann sein.“ Sie stellt ihre Tasse wieder ab. „Jedenfalls sehe ich sie immer mal wieder im Souvenirshop am Strand. Hat sich echt rausgemacht, das Mädel. Die Männer stehen sicher Schlange bei ihr.“

Ein Kommentar, den sie nur beiläufig von sich gibt, mir aber mehr zu schaffen macht, als ich zugeben möchte.

Reicht es nicht, dass ich mich seit Jahren mit der Gewissheit quälen muss, dass Chloe bis heute glaubt, ich hätte mich damals nicht für sie interessiert? Brauche ich da echt noch die Vorstellung, wie sie mit einem anderen Typen im Bett liegt?

Was interessiert es dich? Das alles ist so lange her. Du hast Frauen getroffen, Beziehungen gehabt und einige Affären. Welche Rolle spielt da, was vor so langer Zeit war – oder besser gesagt: was NICHT war?

„Justin?“

Mamas Stimme ist wie ein Weckruf.

„Was ist?“, frage ich sie.

„Nichts.“ Sie neigt den Kopf leicht zu Seite. „Du warst nur plötzlich so still.“

„Tatsächlich?“ Ich kratze mich an der Schläfe. „Habe nur gerade an die Arbeit gedacht. Nicht so wichtig.“

Doch die Wahrheit ist, dass meine Gedanken seit gestern, als ich nach Papas Anruf sofort nach Fleesenow kam, noch mehr um Chloe kreisen als sonst. Fast so, als hätte die Rückkehr in die Heimat alte Gefühle wieder entfacht. Gefühle, die ich in den Jahren zuvor immer wieder geschickt auszublenden wusste.

„Du bist doch dein eigener Chef in dem Unternehmen?“, fragt sie, aber eigentlich ist es eher eine Feststellung.

„Stimmt“, antworte ich.

„Dann solltest du es dir auch erlauben können, mal ein paar Tage nicht an die Arbeit zu denken.“

„Ich werde es versuchen.“

Dass es nicht die Arbeit ist, sondern Chloe, die mich so durcheinanderbringt, behalte ich dabei für mich. Es würde Mama zu sehr verwirren und möglicherweise die falschen Schlüsse daraus ziehen lassen. Denn mal ehrlich: Was auch immer mir in Bezug auf Chloe durch den Kopf geht, es spielt keine Rolle mehr. Damals nicht und heute noch viel weniger.

Es ist Vergangenheit – und viel zu lange her.

„Noch ein Stück?“ Mama schiebt den Tortenheber unter den Apfelkuchen.

„Gern.“ Ich halte ihr meinen Teller hin.

Eigentlich habe ich keinen Hunger mehr, aber viel wichtiger ist, wie glücklich es sie macht, ihren Sohn endlich mal wieder zu bewirten.

Kapitel 4

Chloe

Zu Fuß sind es bis zum Haus meiner Eltern gerade mal zehn Minuten. Trotzdem bin ich mit dem Auto gekommen. Irgendwie fühle ich mich darin sicherer, fast so, als müsste ich jeden Moment die Flucht ergreifen können. Schnell und ohne viel Aufsehen. Und womit geht das besser als mit dem Wagen?

Während ich den Motor ausschalte, überkommt mich erneut dieselbe Ungläubigkeit.

Bin ich wirklich hier? Habe ich mich echt ins Auto gesetzt, um herzukommen?

Jeder Außenstehende würde nichts dabei finden, dass ich mal wieder bei meinen Eltern vorbeischaue. Doch mich selbst kann ich nicht belügen. Wem will ich was vormachen? Die Wahrheit ist, ich bin wegen ihm hier.

Was genau ich mir davon erhoffe, weiß ich allerdings nicht.

Will ich ihn einfach sehen? Mich vergewissern, dass es mich kaltlässt, wenn er mir über den Weg läuft? Mir selbst beweisen, dass ich inzwischen stark genug bin?

Oder geht es darum, das seltsame Bauchkribbeln, das mich heute früh heimgesucht hat, als alberne Erinnerung abzutun und mich wieder auf die Gegenwart zu besinnen?

Ich habe keine Ahnung.

Selbst als ich aus dem Wagen steige und zum eisernen Tor des Vorgartens meiner Eltern gehe, habe ich noch immer keinen Plan, was genau ich hier eigentlich tue. Doch während ich den schmalen Pflasterweg zwischen den Blumenbeeten bis zur Treppe entlanggehe, nehme ich die Einfahrt der Nachbarn im Augenwinkel wahr.

Ist das ein silbergrauer BMW?

Mein Puls fängt an zu rasen.

Das ist definitiv nicht das Auto von Laura und Matthes. Abgesehen davon steht ihr Geländewagen immer in der Garage, also muss das der Wagen von Justin sein.

Ruhig bleiben, Chloe. Ganz ruhig!

Instinktiv werde ich schneller. Nur jede zweite Stufe nutzend eile ich hinauf zur Haustür und stürme wie eine Flüchtige ins Haus.

„Hallo?“, rufe ich wie immer ins Innere hinein – und doch ist heute irgendwie alles anders.

„Küche!“, ruft Mama.

Jedes Mal, wenn ich mein Elternhaus betrete, ist es wie eine Reise in die Vergangenheit. Die etwas altmodische, aber unheimlich gemütliche Holzvertäfelung an den Wänden, der dicke rote Kuschelteppich unter den Füßen, die alte Stehlampe im Wohnzimmer neben der Anbauwand aus Eiche, die man vom Flur aus sehen kann.

Als ich die Küche betrete, gießt sich Mama gerade einen Tee auf.

„Willst du auch einen?“, fragt sie.

„Gern“, antworte ich, auch wenn ich eigentlich nie die typische Tee-Trinkerin war. Zu Hause jedoch schmeckt er irgendwie immer gut.

„Welche Sorte?“, will sie wissen.

„Ist egal. Den, den du gerade trinkst.“

Sie zieht einen weiteren Waldfrucht-Teebeutel aus der Holz-Kiste, holt eine Tasse aus dem Schrank und gießt mir ebenfalls einen Tee auf.

„Nimmst du deinen selbst mit?“, fragt sie, während sie mit ihrer Tasse durch das Wohnzimmer hinaus auf den Balkon geht.

Ohne zu antworten folge ich ihr mit meinem Tee nach draußen, wo ich mich auf einen der gemütlichen Balkonstühle aus Rattan setze, die hier sicher schon seit mehr als zehn Jahren stehen. Und ich schwöre, dass es die gemütlichsten Stühle der Welt sind. Ganz bestimmt.

Heute jedoch nehme ich das alles nur unterbewusst wahr. Viel zu sehr stehe ich neben mir.

„Und?“ Sie setzt sich an den Tisch. „Was verschafft mir die Ehre?“

„Kann ich dich nicht mal einfach so besuchen?“, entgegne ich so unschuldig wie möglich.

„Klar.“ Sie schiebt ihr Buch zur Seite, das sie offensichtlich vor meiner Ankunft gelesen hat. „Ich freue mich, Schatz. Ich wundere mich nur, weil du jetzt schon ein paar Tage nichts von dir hast hören lassen.“

„Ach, Mama“, seufze ich. „Wir waren uns doch einig, dass wir nicht mehr jeden Tag telefonieren müssen. Ich bin abends nach der Arbeit auch einfach mal froh, meine Ruhe zu haben.“

„Weil ein Telefonat mit deiner Mutter so wahnsinnig anstrengend ist?“ Sie verzieht die Lippen, grinst aber dabei.

„Du weißt genau, was ich meine.“

„Schon gut, Schätzchen“, sie tätschelt meine Hand, „ich mach doch nur Spaß.“

Hübsch sieht sie heute aus. Die goldblonden Locken trägt sie mittlerweile wieder kinnlang, was sie trotz der etwas breiteren Hüften irgendwie schlanker wirken lässt.

„Wo ist Papa denn im Moment?“, frage ich bewusst unbeschwert.

„In Bremen“, antwortet sie.

„Und wie lange liegt er dieses Mal aus?“

„Wahrscheinlich zwei Wochen.“ Sie nippt an ihrem Tee. „Er wusste noch nicht, ob er am Wochenende nach Hause kommt, weil sie auch am Samstag auf der Baustelle sind. Ich habe gesagt, dass es mir egal ist.“

„Dass es dir egal ist?“ Ich hebe ungläubig die Augenbrauen. „Na, dass es seiner Frau egal ist, wann er wiederkommt, wird ihn sicher freuen zu hören.“

„Du verstehst das falsch.“ Mama macht eine wegwerfende Handbewegung. „Ich meinte doch nur, dass er kein schlechtes Gewissen haben muss und sich auch keinen Stress machen soll. Wenn er es schafft, Samstagabend heimzukommen, soll er es machen, wenn nicht, dann geht er eben mit seinen Kollegen in Bremen nett was essen und macht es sich in der Ferienwohnung mit Bier und Fußball im Fernsehen gemütlich.“ Sie zwinkert mir zu. „Du kennst doch deinen Vater.“

„Auch wieder wahr.“ Ich umschließe meine Tasse mit beiden Händen, trinke jedoch noch nichts.

„Und wie läuft es im Laden?“, fragt sie.

„Alles wie immer“, antworte ich.

Etwas in mir drängt mich dazu, sie nach Justin auszufragen. Gleichzeitig sträube ich mich vehement dagegen.

Plötzlich ertönt das Krähen des Hahnes vom Hinterhof zu uns hinauf.

„Oh verdammt“, fällt ihr plötzlich ein.

„Was ist?“ Ich schaue sie fragend an.

„Ich habe Laura doch versprochen, dass ich ihr heute noch frische Eier rüberbringe.“ Sie stellt ihre Tasse ab. „Sie ist gerade erst aus der Klink raus und schon wieder fleißig am Backen. Ihr Sohn ist doch da, weißt du? Sie liebt es, ihn zu verwöhnen. Du weißt ja, wie Mütter sind.“ Sie zwinkert mir verschwörerisch zu.

Doch alles, was ich noch immer wie ein Echo höre, ist der Satz: „Ihr Sohn ist doch da.“

Ich schlucke meine Nervosität herunter und gebe mich betont normal.

„Sie war in der Klinik?“, frage ich so unschuldig wie möglich.

„Sie ist in der Apotheke zusammengebrochen“, erklärt Mama. „Sie haben gleich den Krankenwagen gerufen und Matthes hat die Gelegenheit genutzt, Justin herzubestellen.“ Sie legt erleichtert die Hand auf die Brust. „Aber am Ende hat es sich Gott sei Dank nur als Kreislaufzusammenbruch herausgestellt. War ja auch sehr warm die Tage. Sie ist noch am selben Abend wieder nach Hause gekommen. Sie soll sich aber noch schonen.“

„Und wann war das?“

„Gestern.“

„Dann ist Justin also auch gestern gekommen?“

Sie nickt. „Ja, wieso?“

„Ach nur so.“ Ich fühle mich seltsam ertappt. „Er war lange nicht hier, oder?“

„Er hat halt viel zu tun in seinem Software-Unternehmen.“

Ich senke schweigend den Blick.

„Hey“, sagt sie plötzlich, „warum gehst du nicht schnell in den Stall, machst ihnen eine Zehner-Packung Eier voll und bringst sie rüber? Laura und Matthes freuen sich bestimmt, dich mal wiederzusehen.“ Sie lächelt. „Und bei der Gelegenheit kannst du auch gleich Justin Guten Tag sagen. Ihr habt euch doch sicher auch schon ewig nicht gesehen.“

Ich starre sie mit offenem Mund an. Hat sie gerade ernsthaft vorgeschlagen, dass ich rübergehe? Rüber zu Justin, als wäre nichts gewesen?

Von einer Sekunde auf die andere bin ich plötzlich wieder das unsichere Mädchen von damals.

„Ich soll rübergehen?“, frage ich irritiert.

„Ja.“ Sie schaut mich intensiv an. „Wieso? Ist das ein Problem?“

Ich schlucke.

„Ähm, nein“, stammele ich, „aber wenn Laura gerade erst aus der Klink raus ist, ist es da nicht komisch, wenn ich jetzt schon einfach auftauche?“

„Wieso komisch?“ Mama lacht. „Du holst sie ja schließlich nicht zu einem Marathon-Lauf ab, oder? Du bringst einfach nur Eier rüber.“ Sie überlegt kurz. „Du kannst auch direkt die Eierpackung aus dem Kühlschrank nehmen. Die habe ich gestern erst für uns selbst reingeholt. Die kannst du aber ebenso gut auch den beiden rüberbringen.“ Sie hält kurz inne. „Ich meine: den dreien.“

Mit jeder Sekunde werde ich nervöser.

Aber warum eigentlich? Ich hatte mir doch geschworen, über ihn hinweg zu sein. Ist es nicht vielmehr so, dass ich vor meinem eigenen Ich Angst habe? Vor meinem damaligen Ich, das mit meiner jetzigen Persönlichkeit nicht mehr das Geringste gemeinsam hat?

Was ist denn schon dabei, einfach eine Packung Eier zu den Nachbarn zu bringen?

Nichts. Rein gar nichts ist dabei, verdammt nochmal!

Wie vom Blitz getroffen springe ich auf.

„Du hast recht“, sage ich. „Ich bringe sie ihnen gern.“

Doch schon während ich in die Küche gehe und den Kühlschrank öffne, kommen mir schon wieder Zweifel. Was will ich mir eigentlich selbst beweisen? Dass ich über ihn hinweg bin? Dass ich heute eine selbstbewusste Frau bin und nichts mehr mit dem Mädchen von damals gemeinsam habe?

Oder geht es mir wirklich um das, was Mia sagte? Dass es mir eine Genugtuung Justin gegenüber sein wird, wenn er mich heute sieht? Weil er sich mit eigenen Augen vergewissern kann, dass ich nicht mehr das unscheinbare Dummchen von damals bin?

Ich atme eindringlich ein, greife nach der Eierpackung und schließe den Kühlschrank wieder.

Hör auf, darüber nachzudenken und geh einfach rüber! Ist doch schließlich nichts dabei!

Ohne ein weiteres Zögern gehe ich die Treppe in schnellen Schritten herunter und nehme denselben Weg, den ich gekommen bin. Auf dem Bürgersteig angekommen biege ich schließlich nach rechts zu den Nachbarn ab. Es sind nur wenige Meter, die ich vor ihrem Haus entlanggehe, aber bei jedem Schritte frage ich mich, ob sie mich von drinnen kommen sehen – und somit auch Justin.

Und plötzlich rast er wieder wie verrückt, mein Puls. Meine Hände werden feucht und mein Magen verwandelt sich in eine Landebahn für Kampf-Jets.

Atmen, Chloe! Du musst atmen. Eure letzte Begegnung ist sieben Jahre her. Seitdem bist du um Längen den Kinderschuhen entwachsen.

Doch als ich die kleine Pforte durchquere, um auf ihr Grundstück zu kommen, bin ich doch wieder das naive Mädchen von damals, das an nichts anderes denken kann als an den süßen Nachbarsjungen.

Wütend über meine eigene Nervosität beschleunige ich meine Schritte, um diese alberne Angst abzuschütteln.

Ich nehme die fünf Stufen der breiten Steintreppe bis zur Haustür und klingele, ohne auch nur eine Sekunde abzuwarten.

Die Zeit, die es braucht, bis jemand die Tür öffnet, scheint jedoch endlos. Und dann sehe ich plötzlich Laura hinter dem Glas näherkommen.

Einerseits bin ich beruhigt, dass mir nicht Justin öffnet, andererseits aber auch ein wenig enttäuscht.

„Hallo Chloe“, begrüßt sie mich freundlich, die eine Hand noch immer auf dem Türgriff liegend. „Das ist ja eine schöne Überraschung. Bringst du uns Eier?“

Ich räuspere mich. „Ähm, ja.“ Ich strecke ihr die Packung entgegen. „Mama schickt mich. Sie sagt, du bist in Backlaune.“

„Stimmt.“ Sie nimmt die Eier lächelnd aus meiner Hand. „Das ist wirklich wahnsinnig lieb von euch.“

Einen Moment lang starre ich sie schweigend an, bis ich mich schließlich an meine Manieren erinnere.

„Wie ich gehört habe, warst du im Krankenhaus“, sage ich. „Ich hoffe, es geht dir schon wieder besser?“

„Ach das.“ Sie wedelt mit der Hand. „Das war nur die Hitze, der Kreislauf – was auch immer. Ich schalte einfach einen kleinen Gang zurück, dann geht’s schon.“

Ich presse die Lippen aufeinander und ringe mir ein freundliches Lächeln ab, während ich wieder in dieses für mich untypische Schweigen verfalle.

„Möchtest du vielleicht auf einen Kaffee hereinkommen?“, fragt sie plötzlich.

Ich erstarre zur Salzsäule. „Ähm ...“

„Justin ist auch hier“, fährt sie fort. „Er freut sich sicher, dich mal wiederzusehen.“

Alles in mir schreit nach Flucht.

„Justin!“, ruft sie plötzlich ins Haus hinein. „Chloe ist hier. Wäre doch nett, wenn sie auf einen Kaffee hereinkäme, oder?“

Bloß weg hier. Nichts wie weg hier.

„Ähm, das ist wirklich nett“, stammele ich, „aber ich muss noch ...“

Doch da steht er schon hinter ihr.

Für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen.

Die azurblauen Augen sind genauso strahlend wie damals und doch noch eindringlicher als früher. Sein graues Shirt spannt über den Muskeln seines Oberkörpers. Offensichtlich hat er nicht nur an seinem Vermögen und seiner Karriere gearbeitet, sondern auch an seiner Kondition.

Das dunkelblonde Wuschelhaar von damals trägt er inzwischen kürzer, aber es ist noch immer leicht zerzaust, was ihn noch verwegener wirken lässt. Sein Zehn-Tage-Bart unterstreicht diese Verwegenheit nur noch.

Hör auf, ihn anzustarren! Um Himmelswillen hör auf, ihn anzustarren!

Kapitel 5

Justin

Ich kann nicht glauben, dass sie tatsächlich vor mir steht. Nach all den Jahren, all den verfälschten Erinnerungen wage ich endlich einen Blick auf die Wahrheit, die so gar nichts mit dem gemeinsam hat, was ich mir ausgemalt hatte.

Nein, sie ist sogar noch viel schöner als in meiner Vorstellung.

Die Augen sind nicht mehr die eines Mädchens, sondern die einer Frau. Strahlend schön und voller Möglichkeiten. Ihre Lippen sind so weich und sinnlich, dass ich augenblicklich den Instinkt verspüre, sie zu küssen.

„Hallo Justin“, sagt sie mit freundlichem, aber irgendwie zurückhaltendem Lächeln. „Schön, dich mal wiederzusehen.“

Geradezu förmlich streckt sie mir die Hand entgegen.

Ich brauche einen Moment, um ihre Geste überhaupt zu realisieren, dann reiche ich ihr schließlich ebenfalls die Hand.

„Ja“, antworte ich. „Ich freue mich auch. Ist echt lange her.“

„Ich bringe die mal rein“, sagt Mama plötzlich und verschwindet mit der Eierpackung im Inneren des Hauses.

Und dann sind wir plötzlich allein. Nach all den Jahren.

So vieles, das ich ihr sagen möchte. So vieles, das ich ihr gern erklären würde, und doch weiß ich, dass das nichts ist, das man zwischen Tür und Angel bespricht.

Kann ich nach all den Jahren überhaupt darüber sprechen? Ist es denn mittlerweile in Ordnung, wenn sie erfährt, dass ...

„Na gut, ich werde dann mal wieder los“, sagt sie plötzlich.

Kapitel 6

Chloe

Ich weiß nicht, warum ich mich schon wieder von ihm verabschiede, aber es ist so etwas wie ein Instinkt, diesen absurden Moment so schnell wie möglich wieder hinter mir zu lassen, bevor ich wieder in alte Muster verfalle und dann ewig daran zu knabbern habe. Und doch sehnt sich gleichzeitig alles in mir danach, hier zu bleiben.

„Ähm, du gehst schon wieder?“ Er schaut mich verwundert an.

„Ja.“ Ich räuspere mich. „Wieso?“

Die Art, wie er mich anschaut, bringt mich noch mehr aus dem Konzept.

Hör auf, mich so anzusehen! Das habe ich damals nicht ertragen und ich ertrage es heute genauso wenig.

„Ich dachte, du würdest noch auf einen Kaffee reinkommen“, sagt er.

Ich atme geräuschvoll aus.

„Nein.“ Ich versuche, so selbstbewusst wie möglich zu wirken. „Ich muss leider wieder weiter. Habe noch was vor.“

Er sagt nichts, also drehe ich mich schließlich um und gehe die Stufen ohne ein weiteres Wort herunter.

Etwas fühlt sich falsch daran an, einfach wieder zu gehen. Aber ich weiß, dass meine Flucht auch etwas damit zu tun hat, mich selbst zu schützen. Davor, wieder zu sehr in alte Muster zu verfallen. Davor, meiner Vergangenheit zu viel Macht zu geben, nachdem ich so lange gebraucht habe, um mich davon zu lösen.

„Warte“, ruft er mir plötzlich nach.

Unten angekommen schließe ich mit dem Rücken zu ihm die Augen. Allein die Tatsache, dass er nach mir ruft, gibt mir ein ungewohnt gutes Gefühl. Doch es fühlt sich auch merkwürdig an, vor ihm davonzulaufen – auch wenn ich nicht wirklich LAUFE.

„Ja?“ Ich drehe mich um und schaue zu ihm rauf.

Er kratzt sich am Kopf, während er offensichtlich darüber nachdenkt, wie er das, was ihn beschäftigt, am besten in Worte fassen kann.

„Ich hatte gehofft“, beginnt er schließlich, „dass wir zwei mal in Ruhe quatschen könnten. Über alte Zeiten und so.“

„Über alte Zeiten?“ Ich schaue ihn fragend an.

„Na ja, vielleicht heute Abend beim Essen?“ Er lächelt vorsichtig. „Wir könnten zu Siggis gehen.“

Siggis. Das Fisch-Restaurant direkt am Wasser. Damals wie heute ein beliebter Treffpunkt für alle Einwohner Fleesenows. Doch allein der Gedanke, mit ihm dorthin zu gehen, fühlt sich einfach nur absurd an.

Denk dran, dass er Vergangenheit ist, Chloe! Er hat keinerlei Macht mehr über dich und dein Herz. Außerdem wird es Zeit, dass er endlich mal lernt, wie es ist, jemandem egal zu sein. So, wie du es sehr schmerzlich vor Jahren von ihm erfahren durftest.

„Tut mir leid“, antworte ich in unverwandtem Tonfall, „aber ich bin leider sehr beschäftigt.“ Ich hebe die Hand zum Abschied. „War nett, dich wiederzusehen. Vielleicht läuft man sich mal wieder über den Weg.“

Dann drehe ich mich um und gehe ohne ein weiteres Wort davon.

Verrät mich die Geschwindigkeit meiner Schritte? Ahnt er, dass ich ihm nur die selbstbewusste Chloe vorspiele, während mein Herz bis zum Hals schlägt?

Worüber wollte er überhaupt mit mir reden? Oder hat er sich gar nichts weiter bei seiner Einladung gedacht? Hält er uns für gute alte Freunde?

Du hast die einzig richtige Entscheidung getroffen, rede ich mir ein, während ich aus seinem Blickfeld verschwinde und zur Pforte gehe.

Ich weiß, dass ich eigentlich wieder rüber zu meiner Mutter gehen müsste, aber mein Instinkt führt mich direkt zu meinem Wagen. Als hätte ich es geahnt, dass ich diese Fluchtmöglichkeit tatsächlich brauchen würde.

Fluchtmöglichkeit.

Ja, genau das Wort trifft es ziemlich genau, denn ich bin wirklich auf der Flucht. Auf der Flucht vor der Vergangenheit. Auf der Flucht vor den eigenen Gefühlen. Und ich hoffe, dass ich schnell genug bin.

Kapitel 7

Justin

„Und dann ist sie einfach abgehauen?“ Billy öffnet eine Bierflasche und stellt sie vor mir auf den Klapptisch. „Nicht zu fassen. Hätte ich Chloe gar nicht zugetraut.“

„Ich habe auch nicht damit gerechnet“, seufze ich, während ich einen großen Schluck aus der Flasche nehme und mich gegen die hölzerne Wand hinter mir lehne. „Ich kann noch immer nicht glauben, dass du dir deinen Traum vom eigenen Hausboot echt erfüllt hast.“

„Na ja, damit habe ich damals eigentlich gemeint, mit dem Boot irgendwo im Wasser zu liegen und nicht auf einem Garten-Grundstück, das lediglich in der Nähe der Ostsee liegt.“

„Und wenn schon.“ Ich stelle meine Flasche wieder auf den schmalen Tisch zwischen den beiden Sitzbänken der winzigen Hausboot-Küche. „Du hast das alte Schätzchen echt wundervoll hergerichtet. Ich finde es super.“

Billy setzt sich ebenfalls mit einer Flasche auf die Sitzbank gegenüber und schaut mich mit gehobenen Augenbrauen an.

Im Grunde sieht er genauso aus wie früher. Etwas rundlich um die Hüften, wie damals ein T-Shirt mit einer albernen Comic-Fratze an und das rotblonde schulterlange Haar zu einem Zopf zusammengebunden. Auch die hochgezogenen Augenbrauen haben dieselbe Bedeutung wie damals, nämlich die, dass er mich genauestens durchschaut.

„Aber lass uns nicht über mein Hausboot reden“, sagt er schließlich. „Ich will alles über das Wiedersehen mit Chloe wissen.“

„Na ja“, ich halte kurz inne, „im Grunde gibt es da nicht viel zu erzählen. Sie war bei unserer Begegnung ziemlich distanziert und konnte gar nicht schnell genug das Weite suchen.“ Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Das ist sicher ihre Art, mir zu zeigen, wie scheiße ich damals zu ihr war.“

„Du musst mit ihr reden“, antwortet Billy. „Findest du nicht, dass sie es nach all den Jahren endlich erfahren sollte? So wird sie doch immer denken, dass du damals einfach nur ein Idiot warst, der sie wie Luft behandelt hat.“

„Das ist nicht so einfach, wie du vielleicht glaubst.“

„Warum nicht? Mittlerweile spricht doch nichts mehr dagegen, es ihr zu erzählen, oder?“

Meine Gedanken schleichen sich erneut zu Chloe.

Unsere Begegnung ist erst ein paar Stunden her und doch habe ich sie immer noch genau vor Augen. Ihr hübsches Lächeln, der aufmerksame Blick – und gleichzeitig ihr Instinkt, so schnell wie möglich wieder zu verschwinden.

„Ich wollte ja mit ihr reden und versuchen, ihr alles zu erklären“, fahre ich fort. „Zumindest das, was ich ihr erklären kann. Aber sie hat meine Einladung zum Abendessen ohne zu zögern abgelehnt.“

„Ach, und deshalb bist du jetzt bei mir?“ Er lacht frech. „Als Notlösung sozusagen?“

„Quatsch.“ Ich mache eine flüchtige Handbewegung. „Ich hätte dich so oder so noch besucht, das weißt du doch.“ Ich schlucke. „Aber was Chloe betrifft ... ich glaube einfach, dass sie ohnehin kein Interesse mehr an der Vergangenheit hat. Sie hat mit mir abgeschlossen. Und irgendwie kann ich es auch verstehen. Es ist so viel Zeit seit damals vergangen.“

„Vielleicht war sie ja einfach nur in Eile“, sagt Billy. „Kann doch sein.“

„Möglich.“ Ich schaue ins Leere. „Aber ich glaube eher, dass es ihre Art ist, mich dafür zu bestrafen, dass ich sie damals habe auflaufen lassen.“

Eine Weile schweigen wir. Billy scheint ebenfalls über meine Worte nachzudenken, schließlich ist er der Einzige, der die ganze Geschichte kennt und sich wirklich ein Urteil darüber erlauben darf.

„Umso wichtiger ist es, dass du mit ihr redest“, sagt er schließlich.

„Das ist nicht so einfach“, erkläre ich. „Und das weißt du auch.“

„Ich sage ja gar nicht, dass du ihr alles erzählst, aber ...“ Er rülpst lautstark.

„Boah, Billy“, schimpfe ich, „manche Dinge ändern sich nie, was?“

Er lacht, was auch mich unweigerlich zum Grinsen bringt.

„Trotzdem“, fährt er schließlich fort, „sie muss ja gar nicht alles erfahren, aber es kann doch nicht schaden, wenn ihr euch einfach mal so unterhaltet. Damit du ihr das Gefühl gibst, dass es dir inzwischen leid tut, wie du damals zu ihr warst.“

„Stimmt schon.“ Ich denke nach. „Aber dafür müsste sie mir ja erst mal die Chance geben. Meine Einladung hat sie ja ohne mit der Wimper zu zucken abgeblockt.“

„Und du gibst gleich nach dem ersten Versuch auf?“ Billy wischt sich mit dem Handrücken etwas Bier von der Oberlippe. „Das passt ja gar nicht zu dem Justin, den ich kenne. Vor allem nicht zu dem Justin, dem in Hamburg scharenweise Weiber nachlaufen.“

„Nun übertreibst du aber wieder mal maßlos, Alter.“

„Und wenn schon. Du wirst dich doch nicht nach der ersten gescheiterten Annäherung geschlagen geben, oder?“

„Ich weiß nicht so recht. Hängt ja auch davon ab, wie lange ich in Fleesenow bleibe.“

„Na ja, aber das liegt ja an dir, oder? Immerhin bist du dein eigener Chef, da kannst du dir doch mal eine Auszeit nehmen.“

„Du klingst schon wie mein Vater.“

„Wo er recht hat ...“

Seine Worte stimmen mich nachdenklich. Ursprünglich hatte ich geplant, nur ein, zwei Tage hier zu bleiben. Aber die Begegnung mit Chloe hat so viel in mir wachgerüttelt, dass sich allein der Gedanke, wieder zurück nach Hamburg zu fahren, absurd anfühlt. Zumindest nicht, solange wir nicht miteinander gesprochen haben.

„Vielleicht bleibe ich wirklich länger“, sage ich schließlich gedankenverloren.

Wieder taucht Chloe vor meinen Augen auf. Und wieder vermischt sich die Vergangenheit mit der Gegenwart.

Wenn ich ihr doch nur alles erklären könnte. Aber selbst wenn, irgendetwas sagt mir, dass es inzwischen zu spät dafür ist.

Kapitel 8

Chloe

Chloe:

Hey Mia. Hier steht, dass du vor fünf Minuten das letzte Mal online warst. Ich hoffe, du schläfst noch nicht. Na ja, und wenn, dann hörst du die Sprachnachricht eben erst morgen ab. Obwohl ... ich hoffe, du hörst sie heute noch, denn ...

Ach, ich weiß auch nicht. Ich bin total durcheinander. Ich habe heute Justin getroffen. Also vorhin gerade, als ich bei meiner Mutter war und ... es war total verrückt. So, als wäre seit damals kein einziger Tag vergangen.

Mia:

Du schickst mir eine Sprachnachricht und gehst nicht ins Detail? Sag mal, geht’s noch? Ich will ALLES wissen. Lass uns schnell telefonieren. Ich weiß, du hasst Telefonate, aber bevor wir uns hier zig Sprachnachrichten hin und her schicken, lass uns lieber schnell reden, okay? Oder soll ich schnell rum kommen?

Chloe:

Ich bin schon im Pyjama.

Mia:

Als hätte ich dich noch nie im Pyjama gesehen.

Chloe:

Okay, dann telefonieren wir. Mooooment ...