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Band 1 Tony MacDougal ist das schwarze Schaf seiner altehrwürdigen, schottischen Familie, denn er ist offen schwul und verdient neben dem Studium sein Geld als Tänzer in einem Nachtclub. Auf dem 80. Geburtstag des Clanoberhaupts trifft er auf den etwas unorthodoxen Adeligen Sir Keir Gillespie – der ihn direkt auf der Toilette verführt. Die beiden beginnen auf Keirs Anwesen in den Trossachs eine Affäre, die nur auf gemeinsamen Spaß ausgelegt ist. Doch was passiert, wenn einer der beiden tiefere Gefühle entwickelt? Kann das gutgehen? Und was sagt der gestrenge Clan MacDougal dazu? Band 2 Nachdem er durch Druck vonseiten seiner Familie seine große Liebe verlassen musste, ist Spencer MacDougal vor zwölf Jahren in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Doch eine Hochzeitseinladung seines Cousins führt ihn, inzwischen alleinerziehender Vater eines behinderten Sohnes, zurück nach Schottland. Nichtsahnend begegnet er auf der Hochzeitsfeier seiner Ex-Liebe Keaton – und dessen Ehemann. Anstatt Spencer wie erwartet feindselig gegenüberzutreten, begegnen die beiden ihm und seinem Sohn jedoch mit viel Herzlichkeit. Aber bald beginnen Spencers Gefühle für beide Männer verrücktzuspielen, und seine Pläne, vielleicht dauerhaft nach Schottland zurückzukehren, geraten ins Wanken. Muss er erneut vor seinen Gefühlen nach Übersee flüchten? Und würde ihn der Clan MacDougal für die Liebe zu (zwei) Männern nicht genauso verurteilen wie damals? Band 3 Torquil MacDougal führt ein Doppelleben. Tagsüber arbeitet er ernst und pflichtbewusst in seiner Kanzlei als Rechtsanwalt, in der Nacht als Dom in einem einschlägigen Club. Als er die Nachfolge seines Vaters als Familienoberhaupt des Clan MacDougal antreten soll, bleibt für das Nachtleben allerdings kein Platz mehr. Doch ausgerechnet an seinem letzten Tag im Club begegnet ihm Ethan: zart, anhänglich, unterwürfig – und traumatisiert. Torquil fühlt sich für ihn verantwortlich und beschließt, sich weiter mit ihm zu treffen. Aber als ihre Gefühle füreinander zu wachsen beginnen, wird die Heimlichkeit eine immer größere Herausforderung – denn Torquil will sich nicht outen. Nicht als Oberhaupt des Clan MacDougal. Und nicht, nachdem er andere Familienmitglieder in der Vergangenheit moralisch so unter Druck gesetzt hat. Kann er sich für eine Zukunft mit Ethan doch noch überwinden? Und werden ihm seine Verwandten jemals verzeihen?
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Vorwort - Lords, Scones & Bagpipes
1 - Tony: Ich bin nur fürs Blasen gut
2 - Tony: Es gibt eine Kostprobe
3 - Tony: Der nackte Apotheker
4 - Keir: Ist das ein Verhör?
5 - Tony: Melde dich, aber erst morgen oder so
6 - Tony: Es steht und fällt mit der Frisur
7 - Tony: Wachsjacken und Hunde
8 - Keir: Laird of the Whiskybottle
9 - Tony: Teekränzchen
10 - Tony: Robert Burns, aber mein Hintern nicht
11 - Tony: Hoppe, hoppe Reiter
12 - Keir: Ein etwas anderer MacDougal
13 - Tony: Kindheitstraum(a)
14 - Keir: Auf dem Rücken eines Pferdes
15 - Tony: Diesmal wirklich Vorglühen
16 - Keir: Geständnisse
17 - Tony: »Bring deinen Lover zur Arbeit«-Tag
18 - Tony: Eine unerwartete ... Überraschung
19 - Keir: Die längste Affäre
20 - Tony: Verkorkste Familien
21 - Tony: Ein ganz besonderer Abend
22 - Tony: Ein klassisches MacDougal-Verhör
23 - Keir: Waidmanns Heil
24 - Tony: Hör auf die MacDougals
25 - Keir: Wer bin ich?
26 - Tony: Was stimmt mit mir nicht?
27 - Keir: Bin ich jetzt für alle nur noch der Arsch?
28 - Keir: Der Graf mit den Gedichten
29 - Tony: Johanniskraut könnte helfen
30 - Keir: Alte Liebe rostet nicht
31 - Tony: Zu Hause ankommen
Epilog - Keir: Der MacDougal-Segen
Nachwort
Vorwort - Three Scotsmen & One Wedding
1 - Spencer: Schwule MacDougals!
2 - Spencer: Hochzeitsgäste
3 - Keaton: Früher war alles irgendwie anders
4 - Dirk: Sex mit dem Ex?
5 - Spencer: Besuch oder kein Besuch, das ist hier die Frage
6 - Keaton: Auf alles vorbereitet
7 - Spencer: Ausnahmsweise mal gute Laune
8 - Keaton: Stammtischgerede
9 - Dirk: Ahoi!
10 - Spencer: Ich bewundere dich
11 - Spencer: Ich drehe noch durch
12 - Keaton: Denkst du das Gleiche wie ich?
13 - Spencer: Was treibt ihr da eigentlich?
14 - Spencer: The bonnie banks of Loch Lomond
15 - Dirk: Haben wir’s versaut?
16 - Spencer: Vom Traum zum Albtraum
17 - Spencer: Das fehlende Puzzleteil
18 - Spencer: Bin ich etwa im Himmel?
19 - Keaton: Tag eins
20 - Dirk: Bessere Umzugspläne
21 - Spencer: Zu Hause ankommen
22 - Keaton: Hogmanay!
23 - Dirk: Neujahr für Erwachsene
24 - Spencer: Eine Vorladung vom Clan Chief
25 - Keaton: Siegestaumel
26 - Spencer: Terror am Loch Lomond
27 - Dirk: Auf frischer Tat ertappt
28 - Spencer: Einmarsch bei Onkel Ivar
29 - Spencer: Eine ganz normale Familie
30 - Keaton: Erfüllte Wünsche
Epilog - Spencer: Ein neuer Alltag
Nachwort
Vorwort - Clan Chiefs & Dark Secrets
Prolog - Torquil: Das Ende einer Ära
1 - Ethan: Der Mann mit der Maske
2 - Torquil: Das lief nicht nach Plan
3 - Torquil: Geheimnisse unter Geschwistern
4 - Ethan: Spaziergang statt Session
5 - Torquil: Saubere Spielchen
6 - Ethan: Ein Haus voller Möglichkeiten
7 - Torquil: Ein Zug ohne Gleise
8 - Torquil: MacDougal-Wahrheiten
9 - Ethan: Das Wandern ist des Torquils Lust
10 - Torquil: Du warst unartig
11 - Torquil: Strafe muss sein
12 - Ethan: Das Halsband
13 - Torquil: Ein Alltag ohne Einsamkeit
14 - Ethan: Wer wird Millionär?
15 - Ethan: Die große Entrümpelung
16 - Torquil: Die Jagdhütte
17 - Ethan: Die falsche Art von Überraschung
18 - Torquil: Alles ist vorbei
19 - Ethan: Krisensitzung
20 - Torquil: Ivar MacDougals wahre Erben
21 - Ethan: MacDougals und Freunde
22 - Ethan: Ertappt
23 - Torquil: Alte Ansprüche
24 - Ethan: Träume in Stirling Castle
25 - Torquil: Leg dich nicht mit den MacDougals an
26 - Ethan: Alte und neue Verträge
27 -Torquil: Ivars letzter Segen
Epilog - Torquil: Der Clan MacDougal
Nachwort
Leseprobe - A Very MacDougal Christmas (Clan MacDougal Special)
Gay Romance
© Urheberrecht 2023 Jona Dreyer
Impressum:
Tschök & Tschök GbR
Alexander-Lincke-Straße 2c
08412 Werdau
Text: Jona Dreyer
Coverdesign: Jona Dreyer
Coverbilder: depositphotos.com
Lektorat/Korrektorat: Kelly Krause, Kristina Arnold, Shannon O’Neall & Sandra Schmitt
Kurzbeschreibung:
»Ich wurde nur wegen meiner Blaskünste eingeladen. Dudelsack-Blaskünste!«
Tony MacDougal ist das schwarze Schaf seiner altehrwürdigen, schottischen Familie, denn er ist offen schwul und verdient neben dem Studium sein Geld als Tänzer in einem Nachtclub.
Auf dem 80. Geburtstag des Clanoberhaupts trifft er auf den etwas unorthodoxen Adeligen Sir Keir Gillespie – der ihn direkt auf der Toilette verführt.
Die beiden beginnen auf Keirs Anwesen in den Trossachs eine Affäre, die nur auf gemeinsamen Spaß ausgelegt ist. Doch was passiert, wenn einer der beiden tiefere Gefühle entwickelt?
Kann das gutgehen?
Und was sagt der gestrenge Clan MacDougal dazu?
Über die Autorin
»Fantasie ist wie ein Buffet. Man muss sich nicht entscheiden – man kann von allem nehmen, was einem schmeckt.«
Getreu diesem Motto ist Jona Dreyer in vielen Bereichen von Drama über Fantasy bis Humor zu Hause. Alle ihre Geschichten haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Die Hauptfiguren sind schwul, bi, pan oder trans. Das macht sie zu einer der vielseitigsten Autorinnen des queeren Genres.
Ihr liebt meine Schottlandromane – ihr bekommt meine Schottlandromane. Und diesmal geballt!
Vor längerer Zeit hat mich ein Leser gefragt, warum ich denn nicht mal eine kleine Schottland-Reihe mache und je mehr ich darüber nachdachte, desto besser fand ich die Idee. Reihen sind »in« und bald kam mir auch eine entsprechende Idee (an dieser Stelle: Danke, lieber R.!).
»Clan MacDougal« ist aber so gestaltet, dass jede Geschichte in sich abgeschlossen ist und eigene Hauptfiguren hat, sodass sie auch unabhängig voneinander gelesen werden können. Aber sie alle spielen in der gleichen Gegend und behandeln unterschiedliche Mitglieder der Familie MacDougal. Vorerst sind drei Bände geplant, die alle noch 2023 erscheinen sollen.
Und nun wünsche ich euch viel Spaß am Loch Lomond und den Trossachs!
Ivar MacDougal wird heute achtzig. Ivar MacDougal! In meinem Heimatdorf ist das ungefähr so, als hätte der Papst Geburtstag. Alle kommen, um ihm ihre Aufwartung zu machen.
Und ich bin nur eingeladen, weil ich gut blasen kann.
Ivar MacDougal ist mein Großonkel. Und er ist das Oberhaupt unserer Familie, auch wenn ich dieses Konzept im 21. Jahrhundert total affig finde. Aber meine Familie – sorry, mein Clan! – ist nun mal stockkonservativ und findet das alles so richtig toll.
Ich hingegen bin in dieser Familie das schwarze Schaf. Nicht nur ein Scottish-Blackface-Schaf, sondern so richtig das, das aus der Herde heraussticht. Aber weil Onkel Ivar auf Dudelsackmusik steht und ich zufällig ein verdammt guter Dudelsackspieler bin, wurde ich gnädigerweise doch zu dieser epischen Geburtstagsfeier eingeladen.
Nicht, dass ich besonders große Lust darauf habe. Aber wenn Ivar MacDougal ruft, dann haben alle zu erscheinen. Das ist quasi das Gesetz unseres MacDougal-Kosmos.
Nachdem ich drei Lieder hintereinander gespielt habe, darunter das unvermeidliche Scotland the Brave (weil wir ja stolze Schotten sind und so), und mir langsam die Puste ausgeht, darf ich endlich Pause machen.
Und essen! Das ist der wahre Grund, warum ich überhaupt hergekommen bin: Wenn die MacDougals zum Feiern einladen, gibt es gutes Essen. Und zwar sehr, sehr viel davon.
Zeit, mich über das Buffet herzumachen! Natürlich ist das Essen – Überraschung – schottisch. Es gibt Wild, Fischgerichte, Stews und natürlich Haggis. Alles deftig, alles schwer, aber ich bin hungrig wie ein Wolf, weil ich seit heute Morgen nichts gegessen habe. Überhaupt gedenke ich, mich bis zum Platzen vollzustopfen, wenn ich mich heute schon gratis durchfuttern kann.
Mit meinen voll beladenen Tellern suche ich einen Platz an einem der langen Tische, was sich als gar nicht so einfach erweist, da wirklich das gesamte Dorf angetrabt ist und auch noch Leute von außerhalb. Zum Glück ist das MacDougal-Anwesen groß genug, um sie alle zu beherbergen. Unser Clan hat wahrscheinlich schon immer gern gefeiert.
Da! Eine Lücke! Schnell!
Ich eiere zwischen Tischen, Bänken, Stühlen und herumstehenden Leuten hindurch, darauf bedacht, dass mir nichts von dem wertvollen Essen vom Teller klatscht. Als ich den freien Stuhl erobert, mich hingesetzt und mein Essen abgestellt habe, atme ich erst mal auf.
»Das ist ein bisschen wie das Spiel Reise nach Jerusalem, he?«
»Hm?« Erschrocken drehe ich mich zu der Seite, von der mich gerade eine Männerstimme angesprochen hat. Eine tiefe, hübsche – die verdammt gut zu dem Kerl mit dem Lausbubengrinsen, den graugrünen Augen und den dunklen, an den Schläfen leicht grau werdenden Haaren passt. »Äh, aye. Deswegen hab ich mir gleich so viel Essen auf einmal mitgebracht. Ich traue mich nicht, noch mal aufzustehen. Denn dann ist mein Platz vermutlich sofort weg.«
Der schnieke Kerl nickt. »Ich sitze hier seit Stunden wie festgeleimt. Nicht ohne Grund. Ein Jammer, dass der alte MacDougal nichts von Sitzordnungen hält.«
Ich ziehe eine kleine Grimasse. »Dann hätte er ja zugeben müssen, dass er gar nicht genug Stühle hat, um all den Leuten einen Sitzplatz anzubieten, die ihn hier feiern sollen.«
Der Mann lacht. Natürlich auch tief und melodisch, was sonst. Manche Typen sind einfach rundum gesegnet. Aber irgendwie kommt er mir auch bekannt vor. Wenn ich ihn nur zuordnen könnte!
»Du hast wirklich schön gespielt vorhin«, erklärt er.
»Ja? Danke. Ist auch der einzige Grund, aus dem ich eingeladen wurde.«
Er hebt eine Braue. »Warum denn das?«
Verschwörerisch senke ich meine Stimme. »Bin hier so was wie das schwarze Schaf.«
»Ach herrje. Wie kommt das?«
»Ich studiere Pharmazie, was alle gut finden. Aber ich habe noch einen Nebenjob, den alle scheiße finden.«
»Welchen Nebenjob kann man scheiße finden?« Mein Gegenüber gibt vor, nachzudenken. »Sag bloß, du verkaufst Dildos im Multi-Level-Marketing.«
Ich pruste los. Das kam unerwartet. »Was?«
Der Mann grinst und es steht ihm ausgesprochen gut. Und ich sollte langsam mal aufhören, ihn abzuchecken. »War nur ein Spaß.« Er nimmt sich einen Scone, streicht Clotted Cream darauf und beißt genüsslich davon ab.
»Scones zum Abendessen?«, frage ich neugierig.
»Mhm. Ich liebe die Dinger. Kann ich zu jeder Tageszeit essen.«
»Ich mag sie auch. Bin nur leider zu talentlos, um sie selbst zu backen.«
»Ich kann das zwar, bin aber meistens zu faul dazu.« Er hebt eine Braue. »Du wolltest mir noch erzählen, welchen Nebenjob du hast.«
»Wollte ich das?« Ich ziehe eine kleine Grimasse.
»Andeutungen machen und dann nicht rausrücken, ist ungerecht. Also?«
Ich seufze. Na schön. »Sooo weit warst du gar nicht von der Wahrheit entfernt«, gebe ich zu. »Ich tanze in einem Nachtclub.«
»Einem Nachtclub für Schwule?
»Aye.«
»Oho!« Er macht ein gespielt schockiertes Gesicht. »Aye, da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das dem alten MacDougal nicht passt.«
»Vor allem passt ihm nicht, dass ich keinen Hehl daraus mache. Die Familie meinte, ich müsse mir meinen Lebensunterhalt während des Studiums selbst verdienen, weil ich damit gleich fürs Leben lerne und so weiter. Aber ich hab mir dann eben die Freiheit genommen, auszusuchen, womit ...«
Der Kerl lacht leise und wirkt ehrlich amüsiert. »Herrlich. Wer hätte das gedacht? Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du gerade erst in die Pubertät gekommen.«
»Ach so?« Scheiße, wer ist der Kerl?
»Aye. Das war vor zehn Jahren, an Ivars Siebzigstem.«
»Ähm ...« Ich räuspere mich unbehaglich. »Sorry, das ist mir jetzt ultrapeinlich, aber ich kann dich gerade nicht zuordnen.«
»Oh!«, ruft er überrascht. »Sorry, ich gehe immer davon aus, dass mich hier jeder kennt, aber du bist ja extrem selten hier. Ich bin Keir Gillespie. Ivar MacDougal ist mein Patenonkel. Das ist wahrscheinlich auch der einzige Grund, aus dem ich hier eingeladen bin.«
»Keir Gillespie ...« Mein Hirn rattert. »Warte, Keir Gillespie, der Baronet of ... of ...«
»Der 6. Baronet of Ardnatyre, aye, aye.«
Natürlich. Wenn Ivar MacDougal zum Geburtstag einlädt, tanzt auch der Baronet of Ardnatyre an. Und ich habe ihm gerade frei von der Leber weg erzählt, in was für einem Etablissement ich arbeite. Ich werde wohl gleich einen Tischnachbarn weniger haben.
»Es tut mir leid, dass ich Sie nicht erkannt habe, Sir Keir«, erkläre ich eilig.
Er lässt die Hand mit dem Scone, von dem er gerade abbeißen wollte, sinken, und schaut mich seltsam an. »Du wirst doch wohl jetzt nicht förmlich werden, oder? Keir reicht. Kein MacDougal spricht mich mit Sir an.«
»Okay ...« Verlegen kratze ich mich hinterm Ohr. »Soll ich mich wegsetzen?«
Er runzelt die Stirn. »Warum denn das?«
»Ich dachte, vielleicht willst du nicht mit mir gesehen werden.«
Amüsiert lacht er auf. »Machst du Witze? Ich finde es großartig, wenn jemand den alten MacDougal ein bisschen ärgert. In dieser Familie gehören schon lange mal ein paar alte Zöpfe abgeschnitten.«
Erleichtert lache ich ebenfalls. Keir wird mir mit jeder Sekunde sympathischer. »Nicht wahr? Aber ich glaube nicht, dass sich was ändern wird, wenn Ivar mal nicht mehr da ist. Dann übernimmt sein Sohn hier das Regiment.«
»Hmm.« Skeptisch wirft Keir einen Blick auf den rüstigen Jubilar und seinen Ältesten, der schon mit den passenden, strengen Gesichtszügen und breiten Schultern geboren wurde. »Da hast du recht, fürchte ich. Torquil MacDougal ist ja auch so ein Mensch, der zum Lachen in den Keller geht. In wirklich, wirklich tiefe Keller. Und seine Schwester ist kaum anders.«
»Ich glaube, die beiden wissen gar nicht, was Lachen ist.«
Verschwörerisch grinsen wir uns an. Die Party ist doch gar nicht so ätzend, wie von mir befürchtet! Es ist, als hätte ich einen Verbündeten gefunden. Ausgerechnet den Lord, an den ich mich blöderweise gar nicht mehr erinnern konnte. Nun ja, damals war ich dreizehn und saß noch mit am Kindertisch, während er wahrscheinlich schon an die Dreißig war ...
»Sag mal, wie war noch mal dein Name?«, hakt Keir nach. »Tony, oder?«
»Aye. Dass du dir das gemerkt hast ...«
»Ich habe ein ziemlich gutes Namensgedächtnis.« Er beißt erneut von seinem Scone ab. »Bei mir heißt du ab jetzt Blacksheep-Tony.«
»Wirklich sehr schmeichelhaft. Danke.«
Ich stopfe mich mit Essen voll, während mich Keir die ganze Zeit dabei beobachtet. Er scheint meine gesamte Existenz irgendwie ziemlich unterhaltsam zu finden. Und er ist wiederum überhaupt nicht so, wie man sich einen Lord vorstellt, auch wenn er durchaus ziemlich aristokratisch aussieht.
»Ich fürchte, ich muss es jetzt riskieren«, verkünde ich nach einiger Zeit, weil meine Blase höllisch drückt.
»Was meinst du?«
»Aufstehen und zur Toilette gehen. Passt du kurz auf meinen Platz auf?«
»Ach so. Natürlich ...« Keir lächelt auf eine seltsame Weise, die ich nicht zu deuten weiß, und hält meinen Blick für einen Moment mit seinem fest.
»Bis gleich dann.« Ich stehe auf.
»Aye. Bis gleich.«
Ich bin gerade mit dem Händewaschen fertig, als die Tür zur Toilette aufgeht.
»Ich bin gleich –«
Keir schlüpft zur Tür herein, drückt sie hinter sich zu und schließt ab.
»So!«, ruft er und reibt sich freudig die Hände. »Gerade trägt einer ein ewig langes Gedicht vor, da wird unsere Abwesenheit nicht auffallen. Wir haben ungefähr zehn Minuten.«
»Zehn Minuten ... wofür?«, frage ich verwirrt und mein Herz klopft.
»Zehn Minuten, in denen du mir vorführen kannst, ob du wirklich so ein talentierter Bläser bist, wie alle behaupten. Du hattest nicht abgeschlossen. Das ist eine Einladung.«
O. Mein. Gott.
Ehe mein Gehirn vollständig registriert hat, was hier gerade passiert, drängt mich Keir sanft in Richtung des geschlossenen Toilettendeckels. Geradezu willenlos lasse ich mich darauf plumpsen.
Das Rascheln von Stoff erregt meine Aufmerksamkeit und ich beobachte fasziniert, als säße ich gerade gar nicht selbst hier, wie Keir seinen Kilt hebt. Sehnige, muskulöse Schenkel. Mein Mund verwandelt sich in eine Wüste, obwohl er was drunter trägt.
»Das ist aber kein Dudelsack«, krächze ich.
»Meinen Sack darfst du aber trotzdem gerne dudeln.« Keir grinst auf mich herab. »Blacksheep-Tony.«
»Und wenn hier jemand rein will?«
»Muss er warten.«
Seine Hände gleiten in mein Haar und drücken mein Gesicht sanft gegen seinen Schoß. Ich nehme einen tiefen Atemzug durch den Baumwollstoff seiner ganz unschottischen Boxershorts. Moschus. Mann. Himmel! In meiner Mundwüste fließen plötzlich Sturzbäche, und ehe ich selbst so richtig realisieren kann, was gerade abgeht, ziehen meine Finger schon den Stoff beiseite und entblößen Keirs Schwanz.
Dick. Hart. Pulsierend. Tropfend. Auf dem achtzigsten Geburtstag meines Großonkels. Meine Handflächen werden feucht vor Aufregung.
»So ein hübscher Kerl bist du geworden.« Keir streicht mir über die Wange. Seine feuchte Eichel berührt fast meine Lippen. Ich müsste nur die Zunge ausstrecken ... »Und ich hätte mein Erscheinen zu dieser Feier beinahe abgesagt.«
»Ich auch«, gestehe ich mit belegter Stimme.
»Wäre ja ein Jammer gewesen.«
»Mhm.«
Soll ich? Soll ich wirklich auf Onkel Ivars achtzigstem Geburtstag dem Baronet of Ardnatyre einen blasen? Ein kleines Teufelchen setzt sich auf meine Schulter und brüllt mir ins Ohr: Wann, wenn nicht hier! Schließlich wurdest du nur wegen deiner Blaskünste überhaupt eingeladen!
Ich kann nicht anders, als zu grinsen. Und die Zunge weit herauszustrecken. Genüsslich den salzigen Tropfen zu kosten. Mit einem zufriedenen Stöhnen schiebt Keir seine Eichel zwischen meine Lippen. Ich spüre jede kleinste Erhebung über meine Zunge gleiten, jede pochende Vene. Bis tief in meinen Rachen schiebt er sich vor; sein ordentlich gestutztes Schamhaar kitzelt meine Nase.
Aber ich sollte ja meine Blaskünste vorführen! Also wird es Zeit, dass ich übernehme. Ich packe ihn bei den Hüften und bestimme den Rhythmus. Sauge, lecke, necke. Keir scheint es zu gefallen, denn er nimmt eine Hand von meinem Kopf und beißt sich in die eigene Faust.
»Du hast wirklich nicht zu viel versprochen, Kleiner!«, keucht er.
Streng genommen habe ich gar nichts versprochen, aber ich mache motiviert weiter. Die Augen, die auf mich herabblicken, sind mittlerweile dunkel vor Lust, die Wangen gerötet. Immer wieder treibe ich seinen Schwanz in meinen Rachen, mein Körper zittert und mein Penis ist so hart, dass mir die Jeans platzen würde, wenn ich eine trüge (ich trage selbstverständlich einen Kilt). Wahrscheinlich bildet sich an dem Stoff schon ein feuchter Fleck, den ich nachher irgendwie erklären muss.
»Schluckst du?«, fragt Keir mit kehliger Stimme und streicht mir mit dem Daumen über die Wange.
»Mhm«, mache ich, noch mit seinem Schwanz im Rachen. Seine Eier, klitschnass von meinem Speichel, drücken gegen mein Kinn.
»Verdammt noch mal, du bist wirklich der Hauptgewinn. Dein Mund ist einfach fürs Blasen gemacht.« Keir legt seinen Kopf in den Nacken.
Ich spüre, wie sein Schwanz vibriert, wie sein Orgasmus sich aufbaut. Meine eigene Hand gleitet unter meinen Kilt und ich massiere meinen Schaft. Ich werde nicht lange brauchen, so viel ist klar. Dieses verbotene Stelldichein erregt mich mehr, als es sollte. Meine Augen tränen, ich würge ein bisschen und liebe es.
Keir beißt wieder in seine Faust. Und kommt. Ich komme auch unter meinem Kilt; Sperma läuft mir über die Hand und das Kinn hinab. Ich schlucke genüsslich hinunter, was ich kriegen kann. Kein Wunder, dass ich das schwarze Schaf der Familie bin. Hier ist garantiert niemand so eine Sau wie ich.
»Ich muss sagen«, bekennt Keir außer Atem, »dass mir das Unterhaltungsprogramm auf diesem Geburtstag deutlich besser gefällt als beim letzten Mal.«
Ich stehe auf und wasche mir grinsend Penis, Hände und Mund. »Ivar MacDougal legt ja schon immer großen Wert darauf, dass seine Gäste zuvorkommend behandelt werden.«
»Bin sehr zufrieden.« Keir zupft seinen Kilt zurecht, ich ebenfalls, und checke noch mal mein Spiegelbild. »Wollen wir?«
»Aye, sonst fällt unser Fehlen wirklich noch auf.«
Vorsichtig öffnet Keir die Tür und späht hinaus. »Die Luft ist rein.«
Auf Zehenspitzen schleichen wir hinaus – nur, um direkt in Rhiannons Arme zu rennen. Rhiannon MacDougal, Tochter von Ivar, Schwester von Torquil, Statur einer Kugelstoßerin und Gemüt eines Drill Instructors.
»Was habt ihr zu zweit auf dem Klo gemacht?«, will sie wissen und verengt ihre Augen.
Scheiße!
»Ihr Mädels geht doch auch immer zu zweit aufs Klo und lüftet nie das Geheimnis darum«, gibt Keir nonchalant zurück.
»Vorurteile. Ich gehe immer alleine.«
»Aber du kennst doch die Gerüchte, Rhiannon: Mein Penis ist so groß, dass ich immer jemanden brauche, der mir beim Halten hilft.«
»Pah!«, ruft sie, und ehe sie sich abwendet, wirft sie mir noch einen Blick zu, der eindeutig sagt: Ich beobachte dich, Kleiner.
Mir wird gleich der Kragen eng.
»Glaubst du, sie weiß, was wir da gemacht haben?«, raune ich Keir auf dem Weg zurück zur Feier zu.
»Nein, aber sie droht wahnsinnig gern. Ich kenne Rhiannon seit meiner Kindheit und sie kann einem Mann nur mit Blicken das Genick brechen.«
Na großartig. Ich kann schon förmlich spüren, wie mein Kopf wackelt.
»Hey, Keir!«, spricht ihn einer der Gäste an und verwickelt ihn in ein Gespräch.
Ich stehe dumm daneben und beschließe letztendlich, mich zu verziehen und mir wieder irgendwo einen freien Platz zu suchen. Der spannende Teil der Party ist jetzt wohl vorbei, ehe mein Gehirn überhaupt so richtig verarbeiten konnte, was gerade passiert ist.
Ich habe dem Baronet of Ardnatyre auf der Toilette einen geblasen.
Es hätte jederzeit jemand anklopfen können, schlimmstenfalls Rhiannon oder Torquil. Aber gerade dieser Nervenkitzel hat es besonders reizvoll gemacht. Und Keir ist leider ziemlich heiß.
»Da bist du ja!«
Ehe ich etwas antworten kann, packt mich mein Cousin Torquil grob am Oberarm und zerrt mich mit sich. Er scheint wütend. Es riecht nach Ärger.
»Du sollst doch jetzt Amazing Grace spielen«, erklärt er tadelnd, »und dann will sich mein Vater mit dir unterhalten.«
»Worüber denn?«, frage ich kleinlaut. Rhiannon war doch wohl nicht etwa schon petzen, oder? Gibt es auf der Toilette Kameras? Hilfe!
»Was weiß ich«, erwidert Torquil unwirsch. »Und jetzt nimm deinen Dudelsack und führ uns deine Künste vor.«
Klar, mach ich. Mal wieder. Denn schließlich bin ich nur fürs Blasen hier ...
Es hat eine Menge Anstrengung gekostet, mich nicht zu verspielen, denn meine Finger sind feucht vor Nervosität und das Atmen ist mir auch schon mal leichter gefallen.
Da sitzt Onkel Ivar mit seiner großen, hageren Gestalt in seinem thronartigen Sessel, das schüttere, weiße Haar ordentlich gekämmt, die drahtigen, geäderten Beine in Kilt und Kniestrümpfen. Allein sein raubvogelhafter Blick hat mich um gute zehn Zentimeter schrumpfen lassen. Er schaut, als wolle er sagen: Ich weiß Bescheid, ich will dich nur noch ein bisschen zappeln lassen, ehe ich dich vernichte.
»Komm her, mein Junge.« Er winkt mich mit seinen gekrümmten Fingern zu sich heran, wie ein König zur Audienz.
»Onkel Ivar.« Ich senke meinen Blick ein wenig. »Ich hoffe, du genießt deine Feier.«
»Aber sicher doch. Und du?«
»Natürlich.« Ich schlucke trocken und spüre, wie sich Rhiannons Blick von der Seite in mich bohrt.
»Schön, schön. Das freut mich. Ein Jammer, dass deine Eltern nicht kommen konnten.«
»Aye.« Ich ziehe eine sarkastische Grimasse. »Es hat sie wohl aus heiterem Himmel überrascht, dass dein Geburtstag auch in diesem Jahr wieder auf den 18. Juni fällt. Da hatten sie dummerweise schon ihren Spanien-Urlaub gebucht ...«
Ivar gibt ein missbilligendes Schnauben von sich. Und auch ich bin sauer auf meine Eltern, dass sie sich einfach davongestohlen haben, während ich mich hier einem Verhör aussetzen muss. Ich verstehe ja, dass sie keine Lust haben, sich ständig von Onkel Ivar wegen meines Lebenswandels ermahnen zu lassen, aber ich noch viel weniger.
»Erzähl doch mal, wie läuft dein Studium?«
Vorsichtig blicke ich auf. Er will mich offenbar wirklich noch ein bisschen zappeln lassen. »Es läuft gut. Noch zwei Semester, dann bin ich, wenn alles gut geht, fertig.«
»Das ist prima. Bist ja ein schlauer Bursche.« Ivars knotige Finger klopfen auf die Stuhllehne. Er sitzt da wirklich wie ein Herrscher auf dem Podest. »Und deinen Nebenjob? Hast du den noch?«
Ich seufze. Wieder das Thema. »Aye, den habe ich noch.«
Ivar schnalzt mit der Zunge und schüttelt den Kopf. »Warum nimmst du keinen guten Rat an? Dich wird keiner als Apotheker einstellen, wenn er erfährt, dass du nachts leicht bekleidet in fragwürdigen Etablissements tanzt.«
»Das muss ich ja dann nicht mehr«, erkläre ich schulterzuckend. »Dann verdiene ich ja hoffentlich genug Geld. Und den Rest muss keiner erfahren.«
»Und wenn es doch jemand erfährt? Was spricht denn dagegen, einer ehrlichen Arbeit nachzugehen, wie in einem Pub auszuhelfen?«
Ich seufze erneut, diesmal deutlich lauter. Ich bin dieses Gespräch so leid, und es verläuft einfach immer gleich. »Meine Arbeit ist auch ehrlich. Ihr wolltet alle, dass ich meinen Lebensunterhalt während des Studiums ganz allein verdiene – okay, gebongt. Aber dann entscheide ich auch selbst, womit. Und der Job im Nachtclub bringt mehr ein, als das Kellnern in einem Pub es jemals würde.«
Abermals schüttelt Ivar den Kopf. Und wirkt enttäuscht. Wie immer. »Weißt du, unser Clan der MacDougals –«
»Hat eine mehr als 600-jährige Geschichte, ich weiß, ich weiß. Ehre und Verpflichtung und so weiter.«
»Aber wenn du das alles weißt, wieso interessiert dich das so offensichtlich nicht?«
»Weil wir im 21. Jahrhundert leben und nicht mehr im Mittelalter. Klar bin ich irgendwie schon stolz, aus so einem alten Clan zu stammen, aber ich richte deswegen doch nicht mein ganzes Leben danach aus.«
»Es ist schade, dass du so denkst.« Ivar bedenkt mich mit einem düsteren Blick. »Der Lebensleistung unserer Vorfahren gebührt Respekt und Anerkennung, und es ist unsere Pflicht, ihr würdiges Erbe anzutreten.«
»Und wie? Indem wir Kilts anziehen und gegen andere Clans in den Krieg ziehen?«
»Tony ...«, mahnt Torquil leise und verengt die Augen. Am liebsten würde ich ihm die Zunge herausstrecken.
Sein Vater lehnt sich, wie immer kopfschüttelnd, in seinen Stuhl zurück. »Ich weiß nicht, was mit euch jungen Leuten los ist. Natürlich ziehen wir nicht in den Krieg, aber wir beschmutzen auch nicht unseren Namen. MacDougal soll weiterhin für Ehre, Loyalität, einen guten Leumund und Erfolg stehen.«
»Ich denke nicht, dass ich einen schlechten Ruf habe. Außerdem bin ich nicht das einzige Familienmitglied. Es hängt ja wohl nicht alles von mir ab.«
»Wenn neun Männer brav sind und einer tanzt aus der Reihe, dann sehen die Leute nur diesen einen.«
»Ich tanze nicht aus der Reihe, sondern nur in einem Nachtclub. Für begrenzte Zeit. Ist das Verhör jetzt vorbei?«
»Aye, geh schon.« Ivar macht eine scheuchende Handbewegung und ich trolle mich, bevor er es sich anders überlegt.
Dieses Gespräch war unvermeidlich, es findet auf jeder Familienfeier statt, es kotzt mich an, aber es lässt sich wohl einfach nicht ändern. Es gehört zu seinen Feiern wie Haggis und Dudelsackmusik.
Ich suche mir einen freien Platz in einer Ecke und setze mich hin. Keir ist auch nirgendwo mehr zu sehen und ich frage mich, ab wann es nicht mehr unhöflich wäre, zu gehen.
»Na, Lust auf eine zweite Runde?« Plötzlich steht er vor mir und zwinkert mir verschwörerisch zu.
Ich grinse zerknirscht. »Lieber nicht. Ich wurde gerade schon einem Verhör unterzogen und Rhiannon observiert mich die ganze Zeit.«
»Verhör?« Keirs Ausdruck wirkt auf einmal doch etwas verunsichert. »Wegen der Toilette etwa?«
»Nae. Nur das Übliche. Mein Nebenjob ...«
»Ah, ja.« Keir verschränkt die Arme und lächelt. »Ivar ist furchtbar hartnäckig, wenn er einen dazu bewegen will, sein Verhalten zu ändern.«
»Sag bloß, du hast da Erfahrung mit ihm?«
»Aber so was von.« Keir verdreht die Augen. »Und du willst wirklich nicht noch mal kurz mit mir verschwinden?« Er wackelt mit den Brauen. »Um ehrlich zu sein, finde ich es manchmal ganz prickelnd, wenn die Möglichkeit besteht, erwischt zu werden ...«
»Also ...« Ich kratze mich im Nacken. »Beobachtet zu werden, hat ja durchaus seinen Reiz, aber nicht auf Ivar MacDougals achtzigstem Geburtstag.«
»Okay.« Keir hebt beschwichtigend die Hände. »Da hast du wohl recht. Du kannst mich ja mal besuchen.«
»In Ardnatyre?«
»Genau. Mein Zuhause ist wirklich schön, mitten in den Trossachs. Ich kann’s bezeugen, ich war auch schon mal da.«
Ich pruste los und auch Keir feixt vor sich hin. »Ich glaube, du bist wirklich der unkonventionellste Adelige, der mir je begegnet ist.«
»Das nehme ich als Kompliment. Ich bin lieber adelig und unkonventionell, als umgekehrt.«
»Umgekehrt wie in Ivar MacDougal?«
Er feixt schon wieder. »Das hast du jetzt gesagt. Los, gib mir dein Handy, ich speichere dir meine Nummer ein.«
Ich ziehe mein Mobiltelefon aus der Hosentasche, lege einen neuen Kontakt an und reiche es ihm. Mit zwischen die Zähne geklemmter Zunge tippt er und gibt es mir zurück. »Meld dich einfach, wenn dir danach ist.«
»Werd ich machen.« Vielleicht. Keine Ahnung.
»Fein. Also, ich fürchte, ich muss jetzt noch mit ein paar Leuten quatschen, von denen ich eigentlich gehofft hatte, dass sie mich hier gar nicht erst entdecken. Lästige Lordpflichten.« Er verdreht spielerisch die Augen und lacht. »Man sieht sich.«
»Aye! Bis dann.«
Ich schaue auf die Uhr. Es ist kurz nach halb acht. Ich denke, jetzt kann ich gehen.
Es ist kurz nach acht. Die ersten Senioren und Eltern von Kindern haben sich mittlerweile von der Feier verabschiedet, um wahlweise ihren abendlichen Spielfilm zu konsumieren oder brüllende Blagen in Schlafanzüge zu stopfen.
Und ich stehe hier draußen vor der Tür, genieße die Abendsonne und frage mich, ob ich jetzt eigentlich auch langsam mal gehen darf, ohne dass es unhöflich wirkt. Vielleicht könnte ich mich einfach davonstehlen und es würde gar nicht auffallen? Oder soll ich doch einen Rest Höflichkeit beweisen und mich offiziell verabschieden?
»Keir Gillespie.«
Ich lasse einen langen Seufzer los und drehe mich gar nicht erst um. Die Stimme kenne ich nämlich zu gut. Sie gehört zur Torquil MacDougal. Der hat mir gerade noch gefehlt. Ich hätte doch gleich gehen sollen. »Für dich Sir Keir«, entgegne ich und fletsche die Zähne.
Torquil lacht, holt ein Etui aus seinem Sporran und öffnet es. »Auch einen?«, fragt er und hält mir die Zigarillos hin.
»Sicher.« Ich nehme einen, stecke ihn in meinen Mund und lasse mir Feuer geben.
»Wie geht es deiner Frau?«, fragt er beiläufig und schaut in die Ferne, wo die Umrisse des Ben Lomond zu sehen sind.
»Camille geht es gut«, gebe ich ebenso unverbindlich zur Antwort.
»Warum ist sie nicht mitgekommen?«
»Weil sie auf die Hunde aufpassen muss. Außerdem mag sie Familienzusammenkünfte nicht sonderlich. Die MacDougals sind ja streng genommen auch keine Verwandten von ihr.«
»Aber sie ist mit dir verheiratet und du bist der Patensohn meines Vaters. Aus unserer Sicht gehört sie dazu.«
»Dann sag ihr das, nicht mir.«
Ich werfe Torquil einen Seitenblick zu. Mit seinen einundvierzig Jahren ist er ein Jahr älter als ich; wir sind praktisch zusammen aufgewachsen. Er war schon als Kind furchtbar ernst, nie für Streiche oder irgendwelchen Blödsinn zu haben. Dafür konnte er abendfüllende Vorträge über die Geschichte seines Clans halten, die niemanden interessiert haben.
»Rhiannon hat heute ein paar Beobachtungen gemacht«, verkündet Torquil unvermittelt und zieht an seinem Zigarillo.
Ich schnaube und schnippe etwas Asche weg. »Rhiannon hat schon immer gern überall herumgeschnüffelt. Irgendwann wird das mal ihre Verdammnis sein, wie bei einer neugierigen Katze, die sich zu weit über den Rand des Brunnens gebeugt hat.«
Torquil schüttelt den Kopf. »Tony ist ein guter Junge. Klug, talentiert.«
War ja klar, dass dieses Thema kommt. »Daran habe ich keinen Zweifel, ich durfte ihn ja heute kennenlernen.«
»So gut, dass du ihn sogar bis auf die Toilette verfolgt hast?«
Ich hebe eine Braue. Und habe so gar keine Lust auf dieses Verhör. »Habe ich das?«
»Rhiannon sagte, es hatte den Anschein, als wärt ihr zu zweit aus der Toilette gekommen.«
»Es hatte den Anschein, ach so.« Ich lache leise. »Vielleicht sollte sich Rhiannon mal um einen Termin beim Optiker bemühen.«
»Nun ja, wie gesagt.« Torquil sieht mich immer noch nicht an. »Tony ist ein kluger, netter Junge, der nur manchmal ein paar dumme Entscheidungen trifft. Wäre schade, wenn ihn jemand noch darin bestärkt.«
»Dann ist es ja gut, dass ich rein gar nichts gemacht habe«, gebe ich nonchalant zurück. Dass diese MacDougals immer so übergriffig sein müssen!
»Aye. Wirklich besser für alle.« Torquil mustert mich von der Seite, als würde er überlegen, wie er mir am schnellsten und effektivsten die Kehle durchschneiden könnte.
Ich weiß jetzt schon, dass ich Ivar MacDougals Neunzigsten definitiv ausfallen lasse. Der alte Kauz wird vermutlich mindestens hundert.
»Ich werde mich dann mal auf den Nachhauseweg machen«, verkünde ich, als ich meinen Zigarillo aufgeraucht habe.
»Mach das. Und danke fürs Kommen.«
»Danke für die Einladung.«
Ich haste davon, ehe es sich Torquil anders überlegt und ihm doch noch einfällt, dass sein Vater vielleicht einen Whisky mit mir trinken will. Wenigstens das blieb mir heute erspart: Whisky, Belehrungen und die hundertfach aufgewärmten Familiengeschichten, die wiederum nur durch den Alkohol annähernd zu ertragen sind.
Als ich endlich in meinem Wagen sitze, atme ich erleichtert auf. Und lasse die Feier Revue passieren.
Moment, hatte ich heute tatsächlich Oralsex auf Ivar MacDougals achtzigstem Geburtstag?
Das war keine Halluzination, Keir.
Ich grinse so breit, dass mir das Gesicht wehtut. Der kleine, süße Tony MacDougal, der so gut blasen kann, hat mir ein privates Ständchen gegeben. Das war wirklich das Highlight heute. Abgesehen davon, dass er sich auch noch als äußerst angenehmer Gesprächspartner entpuppt hat. Als schwarzes Schaf des Clans ist er mir gleich doppelt sympathisch, denn dieses Gefühl, in den Augen der Alten nichts richtig machen zu können, kenne ich nur zu gut. Aber er steht so herrlich drüber. Praktisch das fleischgewordene Gegenteil von Cousin Torquil. Ich hoffe, der Kleine meldet sich bei mir. Wir könnten sicher noch eine Menge Spaß haben.
Erleichtert, den Tag hinter mich gebracht zu haben, lasse ich den Motor an und fahre los. Nach Hause. Wo nicht Camille auf mich wartet, denn die ist in Wahrheit gerade im Urlaub in Kanada, aber sie wollte nicht, dass die neugierigen MacDougals das wissen und dann beleidigt sind, dass sie nicht kommt. Dafür können meine beiden Hunde wahrscheinlich schon kaum erwarten, dass ich zurückkehre. Sie sind wohlerzogen und können einige Stunden zu Hause bleiben, aber wenn Herrchen da ist, ist natürlich alles tausendmal besser.
Zum Glück ist es immer noch hell, sodass die Fahrt nach Hause ein kleiner, entspannender Genuss ist. Die Abendsonne scheint auf den Loch Lomond und taucht die Landschaft in ein rotgoldenes Licht. Am Horizont erheben sich schneebedeckte Gipfel und auf den schmalen Straßen begegnen mir nur wenige andere Autos. Bald kommt der Loch Katrine in Sicht, an dem mein geliebtes Zuhause liegt. Wo sich keiner in mein Leben einmischt, wo ich einfach ich selbst sein kann.
Dem niedlichen Tony würde es hier bestimmt gefallen, geht mir durch den Kopf, als ich die Einfahrt hinauf fahre.
Meine Gedanken bewegen sich weiter in Richtung Bootsfahrten, Wanderungen und Freiluftsex. Hoffentlich meldet er sich wirklich, denn es wäre jammerschade, wenn es nur bei dieser einen, kurzen Nummer auf der Toilette bliebe. Ich Dummkopf hätte ihm nicht nur meine Nummer einspeichern, sondern mir auch seine geben lassen sollen. Und Torquil kann ich ja schlecht danach fragen. Wenn der und Rhiannon und der alte Ivar wüssten, was ich mit dem kleinen Tony vorhabe, würden sie mir wahrscheinlich prompt die Bremsschläuche durchschneiden ...
»Tony, bist du das?«
Grinsend schaue ich auf meinen Mitbewohner Ajamu, der mit Gesichtsmaske und Gurkenscheiben auf den Augen auf der Couch liegt. »Nae. Ich bin ein Einbrecher.«
Erschrocken nimmt Ajamu die Gurkenscheiben ab und setzt sich auf. »Herrgott noch mal, Tony! Ich war jetzt wirklich erschrocken.«
»Echt?«, erwidere ich feixend. »Denkst du wirklich, ein Einbrecher stellt sich so förmlich vor?«
»Man kann nie wissen.« Beleidigt zupft er an seinem Bademantel, aber dann kehrt doch wieder die übliche Neugier in sein Gesicht ein. »Wie war die Party?«
»Sagen wir, sie war ... interessant.« Ich lasse mich neben ihm auf die Couch plumpsen.
»Interessant? Das hast du nach einer Familienfeier noch nie gesagt.« Ajamu verengt die Augen und all die kleinen Warnlämpchen in seinem Gesicht gehen an. »Erzähl mir alles.«
»Das glaubst du mir eh nicht.«
»Oho, hier will es jemand spannend machen!« Ajamu zieht sich ein paar Kleenex aus der Box auf dem Couchtisch und beginnt, seine Gesichtsmaske abzuwischen. »Na los, na los! Du willst doch nicht, dass ich vor Neugier einen Herzinfarkt bekomme!«
»Ich hatte Oralsex.«
»Hä!«
»Siehst du? Ich sag ja, du wirst mir eh nicht glauben.«
»Moment, Moment, Moment.« Er legt das Kleenex beiseite. Auf der Hälfte seines dunklen Teints klebt noch kalkige Maske. »Oralsex auf einer Familienfeier? Etwa so ein Inzest-Ding?«
»Alter, wo denkst du hin?«, erwidere ich entsetzt.
Unschuldig hebt er die Hände. »Sorry, aber das Internet ist voll davon!«
»Aye, Pornos im Internet sind ja bekannt dafür, total realistisch zu sein.«
»Jetzt sag schon, wem hast du einen geblasen?« Sein Hals wird immer länger und ich stelle mir vor, wie er sich um meinen Kopf wickelt, damit Ajamu mir direkt ins Gesicht glotzen kann.
»Versprich mir erst, dass du es keinem sagst!«, fordere ich. »Ich hab nämlich keine Ahnung, ob das überhaupt jemand wissen darf.«
»Jesus, diese Spannung! Ich hyperventiliere gleich!« Theatralisch schlägt sich Ajamu die Hände an die Wangen.
»Dann versprich es!«
»Aye, aye! Versprochen!«
»Ich hab dem Baronet of Ardnatyre einen Blowjob gegeben.«
»Einem Adeligen?«
»Schottischer Landadel, aye.«
»Das ist doch schon wieder Pornomaterial!« Ajamu zieht ein Gesicht, das wirklich nur er hinbekommt: Erstaunt, schockiert, anzüglich und verschwörerisch in einem. »Erzähl mir jedes schmutzige Detail.«
Ich seufze und lehne mich zurück. Ajamu wird mich eh nicht ins Bett lassen, bevor ich nicht alles erzählt habe. Aber was Bettgeschichten angeht, haben wir sowieso keine Geheimnisse voreinander. Im Gegensatz zu mir geht er liebend gern in Saunen und berichtet mir sehr ausführlich davon, welche Adonisse er nun wieder verführt hat.
»Es war irgendwie total verrückt. Wir saßen zufällig nebeneinander, haben uns nett unterhalten. Er sah nicht nur heiß aus, sondern war echt sympathisch, und wir haben zusammen ein bisschen über meine Familie gelästert. Ich hab ihm von meinem Job im Nachtclub erzählt, er fand das cool. Dann musste ich aufs Klo und er ging mir einfach hinterher.«
»Und dort hast du ihm einen geblasen?« Ajamu sitzt mittlerweile fast auf meinem Schoß.
»Aye. Er meinte, ich solle ihm meine Blaskünste mal persönlich vorführen, auf seinem Dudelsack sozusagen. Und dann hat er seinen Kilt angehoben.«
»Beschreib mir seinen Schwanz!«
»Groß, dick. Hübsche Adern.« Ich grinse.
»O Gott, ich beneide dich glühend!« Ajamu lässt sich mit ausgestreckten Armen gegen die Sofalehne fallen. »Ein Real-Life-Porno.«
»Das ging beinahe noch schief. Meine Cousine hat uns zusammen aus dem Klo kommen sehen und ich glaube, sie hat Verdacht geschöpft.«
»Tja.« Ajamu zieht eine kleine Grimasse. »Meine Oma in Nigeria hatte dazu immer ein Sprichwort: Ein Mann mit Bart sollte nicht ins Feuer blasen.«
»Und was soll mir das jetzt sagen?«
»Na, dass du, der du eh schon das schwarze Schaf in deiner Familie bist, sowieso noch viel genauer beobachtet wirst und dass man dir jede Verfehlung noch mehr ankreiden wird, als allen anderen.«
»Na ja. Ist der Ruf erst ruiniert ...« Ich stehe auf und strecke mich.
»... lebt es sich ganz ungeniert«, beendet Ajamu meinen Satz und grinst wieder. »Wirst du den Kerl wiedersehen, oder war das eine einmalige Sache?«
»Ich weiß noch nicht«, gebe ich zu. »Er hat mir seine Nummer eingespeichert und gesagt, ich solle mich melden, wenn ich mal Bock habe, ihn zu besuchen. Aber ich bin mir nicht sicher ...«
»Warum denn nicht?«
»Na ja, es ist irgendwie weird. Also, wir sind zwar nicht verwandt, aber er gehört irgendwie schon zur Familie. Mein Onkel ist sein Patenonkel.«
»Also doch ein bisschen Inzest.« Ajamu wackelt mit den Brauen und ich verdrehe meine Augen. »Und er hat dich so richtig zu sich nach Hause eingeladen? Auf sein Schloss oder wo er wohnt?«
»In einem Schloss wohnt er eher weniger, es ist ein Landsitz am Loch Katrine, wenn ich mich recht erinnere, aber ja. Ich soll ihn dort besuchen.«
»Und da überlegst du noch?« Die Stimme meines Mitbewohners grenzt an ein Kreischen. »Ich wäre schon längst dort, würde mich durchnudeln lassen und seine Whiskyvorräte leersaufen.«
»Aye, das sieht dir wieder sehr ähnlich.« Ich boxe ihm spielerisch gegen den Oberarm.
»Okay, Tony, Schloss und Landsitz und Verwandtschaft außen vor: Hast du an sich Lust, den Kerl wiederzusehen?«
»Eigentlich schon«, gebe ich zu. »Aber ich hab ein bisschen die Befürchtung, dass eine Wiederbegegnung vielleicht gar nicht so spannend wäre, wie auf der Feier, und dass es dann nur noch unangenehm ist.«
»Das ist jetzt kein nigerianischer Spruch, sondern mein eigener: Kann ich nicht beurteilen, muss ich nackt sehen. Will sagen: Wenn du’s nicht ausprobierst, wirst du’s niemals wissen.«
»Du meinst also, ich soll ihm schreiben?«
»Aye!«
»Na schön.« Ich nehme mein Handy zur Hand und öffne den Messenger.
»Doch nicht jetzt!«, kreischt Ajamu.
»Wann denn dann?«
»Frühestens morgen oder so! Du musst dich doch interessant machen. Mysteriös ... wenn du ihm jetzt schreibst, wirkst du verzweifelt.«
»Ich bin nicht verzweifelt. Ich hab weder Sexentzug noch bin ich auf Partnersuche.«
»Aber das weiß er doch nicht!« Ajamu rollt mit den Augen und schüttelt den Kopf, als würde er versuchen, einem dummen Kind etwas zu erklären.
»Schreib ihm ja nicht heute. Versprich mir das!«
»Ist ja gut!« Ich stecke mein Handy wieder ein. Heute bin ich ehrlich gesagt sowieso zu müde für flirtige Textnachrichten.
»Und jetzt geh ins Bett, du Schlingel.« Ajamu macht eine scheuchende Handbewegung.
»Ich geh vorher noch duschen.«
»Aber nicht zu lange!«, mahnt mein Mitbewohner. »Ich brauche das Bad gleich wieder für mich selbst. Ich bin heute Morgen aufgewacht und hatte zwei riesige Pickel. Ich habe den Biestern den Kampf angesagt. Ich kann morgen unmöglich mit diesen zwei Monstern im Gesicht mein Grindr-Date treffen ...«
»Ich beeil mich«, gelobe ich und verschwinde feixend ins Bad. Was für ein Tag!
›Hallo! Na, vermisst du mich schon?‹
Nae, das klingt zu verzweifelt. Ich lösche den Text wieder.
›Hi, du hattest doch gesagt, ich soll mich bei dir melden.‹
Hm. Das klingt jetzt wieder, als hätte ich eigentlich gar keinen Bock. Löschen. Warum ist es so schwierig, eine Nachricht zu schreiben, die nicht entweder verzweifelt oder gleichgültig klingt?
›Guten Morgen.‹
Ich schicke die Nachricht ab. Der Preis für den einfallsreichsten Text geht eindeutig an mich. Wahrscheinlich lässt mich die Tatsache, dass ich nicht wenigstens bis zum Mittag gewartet habe, schon aufdringlich genug erscheinen.
›Guten Morgen. Wer da?‹
Oh, er hat schon geantwortet. Und ich Dussel hatte ja gar nicht erwähnt, wer da schreibt.
›Tony MacDougal.‹
›Ah, der süße Tony! So fängt der Tag gut an :)‹
Huiuiui!
›Hehe, danke. Wollte mich nur mal melden.‹
›Schön, deine Nummer ist gespeichert. Du warst gestern so schnell weg!‹
›Aye, sorry. Ich bleibe auf Familienfeiern nie länger als nötig.‹
›Nachvollziehbar. Ich bin auch bald danach gegangen.‹
Und jetzt? Was soll ich jetzt antworten? Ich bin überfordert und Ajamu schläft noch! Scheiß drauf, ich frage ihn jetzt einfach.
›Gilt das Angebot mit dem Besuch bei dir noch?‹
Geil. Er antwortet nicht. Wahrscheinlich blockt er mich gerade. Ghosting mit Vorspiel.
›Mit dem allergrößten Vergnügen!‹
Oh! Okay. Okay, ähm ...
›Wann schwebt dir das vor?‹
›Wann immer du Zeit hast, süßer Tony.‹
Er hat mich schon wieder süßer Tony genannt! Am Ende ist er vielleicht der Verzweifelte von uns beiden. Obwohl ich mir das nicht vorstellen kann. Ein heißer Daddy wie er hat wahrscheinlich die freie Auswahl und er scheint mir da auch so gar nicht scheu zu sein.
›Wochenende?‹
›Musst du da nicht im Nachtclub tanzen? ;)‹
›Dieses Wochenende nicht. Bin diesmal unter der Woche ein paar Mal da.‹
›Dann komm vorbei. Ich schicke dir meine Adresse.‹
Ich atme tief durch und lege das Handy beiseite. Soll ich wirklich? Aber warum eigentlich nicht? Er schuldet mir schließlich noch eine Revanche für meinen Blowjob.
Ich gehe in die Küche, um mir ein paar Toasts zum Frühstück zu machen, und kurze Zeit später taucht auch Ajamu in seinem schreiend bunten Morgenmantel auf.
»Gott, die Pickel sind immer noch da!«, verkündet er dramatisch und wirft die Arme in die Luft.
»Versuch’s mit Concealer«, rate ich.
»Was anderes wird mir wohl nicht übrig bleiben. Ich werde Camouflage brauchen! Aber sobald der falsche Lichteinfall kommt, fliegt die ganze Tarnung auf.« Er seufzt und mustert mich prüfend. »Hast du dich schon entschieden, ob du dem heißen Lord schreibst?«
»Ist schon erledigt.«
»Was?«, ruft er entsetzt. »Du solltest doch mindestens bis Mittag warten!«
»Reg dich ab! Ihn hat’s gefreut und ich soll am Wochenende vorbeikommen.«
»Jetzt am Wochenende schon? Uh, da hat aber einer Sehnsucht.« Ajamu grinst von einem Ohr zum anderen. »Aber du kannst auf keinen Fall mit dieser Katastrophe auf deinem Kopf dort hin.«
»Katastrophe auf meinem Kopf?!«
»Deine Haare!« Ajamu rollt mit den Augen. »Wann warst du zum letzten Mal beim Friseur oder im Barbershop? Da nisten doch schon Vögel!«
»Jetzt übertreib mal nicht.« Verunsichert fasse ich in meine vom Schlafen zerzausten Haare. »Die Frisur hatte ich auch gestern auf der Feier schon und da scheint sie ihn nicht gestört zu haben.«
»Ja, im Eifer des Gefechts. Aber am Wochenende habt ihr ein Date. Egal ob ein Fickdate oder romantisch. So kannst du da nicht hingehen, wenn du nachhaltig Eindruck machen willst.«
»Aja ... ich hab nicht vor, den Kerl zu heiraten. Oder überhaupt irgendeine Beziehung mit ihm einzugehen, die über ein bisschen Spaß in der Kiste hinausgeht. Ich muss da keinen Eindruck schinden.«
»Tony, Schatz.« Ajamu sieht mich fast schon mitleidig an. »Wir wissen doch beide, dass du überhaupt nicht der Typ für nur ein bisschen Spaß bist. Nach jedem deiner wenigen One-Night-Stands hattest du eine Sinnkrise. Du bist jemand, der die große Liebe sucht. Oder zumindest was Festes.«
»Na toll. Jetzt zweifle ich, ob ich am Wochenende überhaupt an den Loch Katrine fahren soll.«
»Natürlich wirst du das!«
»Aber wozu dann? Meine große Liebe wird der Baronet of Ardnatyre bestimmt nicht.«
»Und woher weißt du das so genau?«
»Weil es einfach nicht passt und ich mir das nicht vorstellen kann. Unsere Familien würden freidrehen.«
»Aber deine Familie weiß doch, dass du schwul bist«, wendet Ajamu ein.
»Aye, und sie schweigen es tot. Die Gillespies, also Keirs Familie, werden kaum anders sein. Außerdem glaube ich kaum, dass er auf eine Beziehung aus ist. Da überfällt man das Objekt der Begierde doch nicht direkt mit einem Blowjob auf dem Klo ...«
»Beziehungen beginnen nun mal nicht immer wie in Hollywoodfilmen mit tausend Dates und ewig langen Kennenlernphasen. Manchmal fickt man und merkt anschließend, dass man sich auch sonst gut versteht. Jetzt lass es doch einfach auf dich zukommen!«
»Na schön.« Ich kapituliere. »Ich fahre ja.«
»Gut. Aber auf keinen Fall mit dieser Frisur!«
»Ich hab gerade aber kein Geld für einen Friseurbesuch.«
»Dann lass mich diese Vollkatastrophe retten.«
Skeptisch blicke ich meinen Mitbewohner an. Er ist ja durchaus geschickt, was Frisuren und Make-up angeht, aber ich habe ein bisschen Angst, dass er eine Dragqueen aus mir macht. »Also das muss ich mir wirklich noch gut überlegen.«
»Von mir aus.« Ajamu macht eine wegwerfende Handbewegung. »Aber jammer dann nicht bei mir rum, wenn dein Lord zu dir sagt: Sorry, aber ich hatte dich attraktiver in Erinnerung.«
»Ich glaube nicht, dass er das sagen wird.«
»Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.«
Ich schnaube. »Du bist immer so charmant.«
»Weiß ich doch.« Ajamu zeigt sein strahlendes Lächeln. »Und jetzt entschuldige mich, ich muss mich wieder um meine Monsterpickel kümmern, ehe sie die Herrschaft über mein gesamtes Gesicht übernehmen.«
Das Wochenende kam schneller heran, als mir lieb war, und in den Tagen bis dahin habe ich mich ungefähr tausendmal umentschieden, ob ich Keir nun besuche oder nicht. Letztendlich hat mich Ajamu regelrecht zum Busbahnhof geprügelt.
Und nun stehe ich an diesem verregneten Samstag seit einer Viertelstunde in Aberfoyle, immer noch rund zwölf Meilen vom Loch Katrine entfernt, denn hier ist Endstation. Meine Jacke weicht langsam durch. Und von Keir, der mich hier abholen wollte, keine Spur.
Er wird doch wohl nicht die Chuzpe haben, mich hier noch im letzten Moment zu ghosten? Wenn er mich nicht sehen will, soll er es mir rechtzeitig sagen, und nicht erst, wenn ich hier schon auf ihn warte!
Plötzlich nähert sich ein schlammig-schmutziger Land Rover und hält neben mir an. Der Fahrer winkt hektisch. Keir! Was zur Hölle? Ich öffne die Beifahrertür und steige ein.
»Sorry!«, ruft er zur Begrüßung. »Tausendmal sorry, wirklich! Ich wollte nicht zu spät kommen. Die Jungs waren unartig und sind mir entwischt.«
»Die ... die Jungs?«
Keir lächelt zerknirscht und zeigt nach hinten. Zwei Hundegesichter schauen mich durch ein Gitter im Kofferraum an. »Lossie und Tartan. Tartan flüchtet in der freien Natur gern und geht auf Wanderschaft. Lossie rennt ihm dann hinterher. Ich hatte meine Mühe, die beiden wieder einzufangen und zum Mitkommen zu bewegen.«
»Du hättest mir eine Nachricht schicken können«, erwidere ich noch etwas säuerlich. »Ich dachte echt, du willst mich versetzen.«
»Auf gar keinen Fall. Und du hast recht, ich hätte dir schreiben können. Es tut mir wirklich leid.«
Ich winke ab. Ich will deswegen jetzt nicht die Stimmung verderben. Es war ja offensichtlich wirklich keine Absicht. »Schon gut, jetzt bist du ja hier. Und die beiden sind wirklich goldig. Sind das Labradore?«
»Lossie ist einer«, bestätigt Keir und wir fahren los. »Tartan ist ein Golden Retriever.«
Wir fahren los und ich mustere Keir verstohlen von der Seite. Er wirkt ganz anders, als auf der Party – schlammige Gummistiefel, Jeans, Wachsjacke. Im Gesicht ein verwegener Dreitagebart. Ich fand ihn ja auf der Geburtstagsparty schon attraktiv, aber jetzt bekomme ich echt Herzklopfen.
»Neue Frisur?«, fragt er beiläufig.
Etwas verlegen, weil er es bemerkt hat, streiche ich mit den Fingern durch mein frisch geschnittenes Haar. Ajamu hat mir eine Art Undercut verpasst. »Aye.«
»Steht dir gut.« Keir wirft mir ein kurzes Lächeln zu. »Allerdings muss ich gestehen, dass ich deine wilden, blonden Locken vom vergangenen Wochenende ein bisschen vermisse.«
Gargh! Danke, Ajamu!
»Mein Mitbewohner war der Meinung, meine Haare sähen aus wie ein Vogelnest.«
»Pff. Er ist bestimmt nur neidisch auf deine Naturkrause.«
»Er ist Nigerianer. Krausere Haare als er kann man nicht haben.«
»Oh.« Keir lacht amüsiert. »Sag mal, meine Hunde stören dich doch nicht, oder? Hast du Angst vor Hunden?«
»Machst du Witze?«, frage ich erstaunt. »Ich liebe Hunde! Und Katzen. Und Kaninchen. Und überhaupt, Tiere. Wir hatten immer einen Hund, als ich Kind war. Wenn ich mit dem Studium fertig bin und mehr Geld und eine größere Wohnung habe, will ich unbedingt wieder einen Hund und Katzen haben.«
»Aye, Tiere sind wirklich etwas Wunderbares. Und du wohnst in Glasgow, richtig?«
»Aye, ich studiere dort. Aber sobald ich fertig bin, ziehe ich von dort weg. Ich will es gern wieder etwas ruhiger. Ich werde langsam alt.«
»Mit dreiundzwanzig?«
Ich ziehe eine Grimasse. »Ich bin ein MacDougal, wir werden alt geboren.«
»Aber du doch nicht, Blacksheep-Tony.«
»Na ja, vielleicht nicht ganz so alt wie die anderen.«
Keir schmunzelt. »Da bin ich ja beruhigt.«
Bald kommt der lang gezogene, schmale Loch Katrine in Sicht. In Glasgow und Umgebung beziehen wir aus diesem See unser Trinkwasser, weshalb hier keine Schiffe fahren dürfen, die mit Benzin oder Diesel betrieben werden.
Die Straßen werden zunehmend schmaler und bald fahren wir nicht mehr auf Asphalt, sondern auf Schotter.
»Ich weiß gar nicht, ob ich schon mal auf eurem Landsitz war«, gestehe ich. »So was Abgelegenes hab ich irgendwie nicht in Erinnerung.«
»Ich glaube nicht. Oder wenn, dann warst du wohl ganz klein.«
»Sag mal ... wie viele Jahre sind wir eigentlich auseinander?« Ich hatte mich bisher nicht getraut, ihn zu fragen, wie alt er ist (und schon gar nicht Rhiannon oder Torquil), aber ich möchte es zu gern wissen.
»Du bist dreiundzwanzig, ich bin letzten Monat vierzig geworden, das macht siebzehn.«
Das ist eine Menge, aber ich habe Schlimmeres befürchtet. Ich mag Männer sowieso lieber in die dreißig als in meinem Alter. »Hast du auch so groß gefeiert wie mein Onkel?«
»Nae. Im Gegenteil. Ich habe an dem Tag mein Telefon ausgeschaltet und auch kein Türklingeln beantwortet.«
»Oh, okay? Hat dich die Vierzig so sehr frustriert?«
»Unsinn. Vierzig ist ein tolles Alter. Die goldenen DILF-Jahre.« Er grinst.
O ja, ein Dad I’d like to fuck bist du definitiv.
»Warum dann der Rückzug?«
»Weil mich solche Feiern nerven. Ich lade nicht gern Verwandte zu mir nach Hause ein. Oder sonst irgendwohin.«
»Da hab ich ja Glück gehabt, dass wir nicht so richtig verwandt sind«, stelle ich fest und muss lachen.
»Bei dir hätte ich wahrscheinlich eine Ausnahme gemacht, Blacksheep. Für einen MacDougal bist du wirklich ein angenehmer Zeitgenosse.«
»Deine Komplimente sind sehr schottisch«, gebe ich, immer noch lachend, zurück. »Genau wie dein Akzent.«
»Ach ja?«
»Hmhm.« Ich finde es verdammt sexy, wie du das R rollst.
»Warum hast du eigentlich so wenig Akzent? Nicht mal wirklich Glaswegian. Klingst wie ein Engländer, bis auf aye und nae.«
»Ich hab drei Semester in Birmingham studiert«, erkläre ich, »dort hab ich mir meinen schottischen Akzent ein bisschen abgewöhnt. Meine englischen Kommilitonen haben mich ständig damit aufgezogen, nicht wirklich böse, aber irgendwann hat es genervt.«
»Pff.« Keir stößt ein Schnauben aus. »Gerade die müssen sich aufregen mit ihrem hässlichen Brummie-Akzent.«
»Stimmt. Der ist wirklich maximal unsexy.«
»Zum Glück hast du den nicht übernommen, sondern eher das BBC-Englisch.«
»Die Männer im Nachtclub finden es oft heiß, wenn ich BBC-Englisch spreche.«
»Ach so?« Keir hebt eine Braue. »Aber kannst du deinen Heimatdialekt gar nicht mehr?«
»Können schon noch, ich hab ihn mir nur nie wieder angewöhnt.«
»Hmm. Würdest du mit mir ein paar Sätze darin sprechen? Ich möchte zu gern wissen, wie sich das bei dir anhört.«
»Na gut.« Ich räuspere mich. Obwohl ich zwanzig Jahre meines Lebens so gesprochen habe, ist es seltsam, jetzt wieder damit anzufangen. Ich war eigentlich immer der Meinung, der Akzent würde mich unattraktiv machen, weswegen ich lieber beim BBC-Englisch, oder, korrekter ausgedrückt: Received Pronounciation, geblieben bin.
»Bist du jetzt verstummt?«, fragt Keir nach einer Weile.
»Nae. Ich weiß nur gerade nicht, was ich sagen soll«, antworte ich nach einer kurzen Überwindung in meinem Heimatdialekt.
»Oh! Oho!«, ruft Keir. »Bitte rede nie wieder anders mit mir, als so.«
»Dein Ernst?«
»Aye! Ich bin zwar kein so übertrieben stolzer Schotte wie dein Clan, aber ein bisschen Tradition muss sein. Unsere Dialekte sollen nicht aussterben, genau wie die gälische Sprache.«
»A bheil Gàidhlig adag?«
Keir wirft mir einen kurzen, verwirrten Blick zu. »Scheiße, jetzt hast du mich eiskalt erwischt. Du sprichst Gälisch?«
»Na klar. Onkel Ivar hätte es in mich reingeprügelt, hätte ich es nicht freiwillig gelernt. Ein MacDougal muss von klein auf Gälisch sprechen, sonst wird er direkt verstoßen. Auf unseren ganz privaten Familienzusammenkünften – also wo nur andere MacDougals anwesend sind – sprechen wir sogar ausschließlich Gälisch. Sprichst du es etwa nicht?«
»Nur ganz, ganz schlecht«, gibt Keir zu und wirkt zerknirscht. »Meinen Eltern war es wichtiger, dass ich nützliche Fremdsprachen lerne – Französisch und Deutsch in dem Fall. Ich bin allerdings kein besonders großes Sprachtalent und an Gälisch scheitere ich regelmäßig, obwohl ich es wahnsinnig gern können würde. Ich kann mir die Vokabeln eine Weile merken, aber dann ist wieder alles weg.«
»Vielleicht fehlt dir einfach jemand, mit dem du regelmäßig Gälisch sprechen kannst«, überlege ich laut.
»Ist das ein Angebot?«
Eigentlich nicht, aber ... »Aye, vielleicht.«
»Okay. Lass uns später noch mal darüber quatschen. Eine Kurve noch und wir sind da.«
Den süßen Tony scheint die Architektur von Ardnatyre Manor zu beeindrucken, jedenfalls bleibt er direkt nach dem Aussteigen aus dem Auto stehen und bestaunt das Gebäude, während ich die Hunde aus dem Kofferraum bugsiere.
Mein Haus, direkt am See und an drei Seiten von einem Wäldchen umgeben, ist mein Refugium. Mein liebster Ort auf der ganzen Welt.
»Wie groß ist das?«, fragt Tony bewundernd.
»Fünf Schlafzimmer, vier Bäder und einiges an Nebengebäuden«, gebe ich zur Auskunft. »Reichlich Platz also.«
»Wahnsinn. Wann wurde es erbaut?«
Ich betrachte die weißen Hauswände und das frisch aufgearbeitete Fachwerk. »Vor über einhundertzwanzig Jahren. Ich versuche, den alten Charme zu bewahren.«
»Es sieht toll aus. Als wären mehrere Häuser miteinander verschmolzen, jedes mit seinem eigenen Dach. Ein richtiger, schottischer Landsitz, wie man ihn sich vorstellt.«
»Tja.« Ich muss grinsen. »Adelig sein hat eben auch seine Vorteile.«
»Das glaube ich sofort.« Tony blinzelt mich seltsam mit seinen großen, blauen Augen an. Ich möchte seinen Mitbewohner für diesen viel zu strengen Haarschnitt prügeln. »Ich hab übrigens auch einen Titel.«
»Ach?«
»Aye. Laird of Islay.« Er feixt. »Hab ich mit dem Kauf einer Flasche Laphroaig erworben.«
»Haha! Aye, dann bist du aus vollem Recht ein schottischer Laird. Das muss gewürdigt werden. Aber erst müssen wir die Hunde waschen. Ihr Fell steht vor Schlamm. Hilfst du mir? Wenn nicht, ist das nicht schlimm.«
»Ach, klar helfe ich!«
»Dann komm mit, wir gehen zur Hintertür rein. Die habe ich schon Hundeschleuse getauft.«
Ich führe ihn um das Haus herum und öffne die Tür. Ich habe mir hier direkt ein kleines Hundebad mit Duschwanne einbauen lassen, damit die Dreckspatzen gar nicht erst ins Haupthaus kommen, ehe sie ordentlich sauber gemacht wurden. Besonders nach so schlammigen Spaziergängen wie heute, wo es nicht reicht, sie einfach trocknen zu lassen und auszubürsten.
Ich ziehe meine Oberbekleidung aus und werfe sie in die Ecke. Erst, als mich Tony sehr eigenartig ansieht, registriere ich, dass ich gerade in Unterhose vor ihm stehe.
»Die Hunde zu duschen, ist eine sehr nasse Angelegenheit«, erkläre ich mit einem zerknirschten Lächeln. »Ich ziehe mich da immer gleich aus. Besser, du auch.«
»Äh ... okay?«
Ich mustere ihn und muss schmunzeln, denn er wirkt verlegen. »Jetzt hab dich nicht so. Du hast schließlich sogar schon meinen Schwanz gesehen. Und im Mund gehabt.«
Feurige Röte schießt in seine zarten Wangen, aber er beginnt tatsächlich, sich auszuziehen. Schön. Sehr schön. Vielleicht schon ein halbes Vorspiel. Wenn wir einmal halb nackt und feucht sind, können wir drinnen gleich weitermachen.
»Wir fangen mit Lossie an«, verkünde ich. »Der ist entspannter. Tartan würde ihn mit seinem Rumgejaule nur nervös machen.«
»Tartan scheint mir generell eine ziemliche Dramaqueen zu sein«, stellt Tony fest.
»Oh, hör mir auf. Er ist eine echte Diva. Lossie, komm! Rein mit dir in die Wanne.«
Brav gehorcht mein Hund und ich drehe das Wasser auf. Lossie gibt ein leises Wüffeln von sich, lässt die Dusche aber wie üblich widerspruchslos über sich ergehen.
»Da steht das Shampoo«, rufe ich Tony zu. »Würdest du Lossie bitte shampoonieren?«
»Geht klar.«
Eifrig macht er sich ans Werk und ich komme nicht umhin, dabei erst einmal ausgiebig seinen schlanken, drahtigen Körper zu mustern. Man sieht ihm an, dass er regelmäßig tanzt, da ist kaum ein Gramm Fett zu finden. Eine Gänsehaut überzieht seinen Körper – hier drin ist es auch recht frisch – und seine rosigen Nippel sind erigiert.
Ich kann es kaum erwarten, sie in den Mund zu nehmen.
Oh, das wird ein feiner Samstag. Ob er mich wohl seinen süßen, kleinen Knackarsch ficken lässt, der sich so hübsch unter der engen Retroshorts abzeichnet? Bitte!
»So, jetzt noch das Shampoo ausspülen, frottieren – und dann ist Tartan dran.«
So viel ist klar: Der Junge ist ein begabter Hundewäscher. Vielleicht hätte ich mich auch im Schlamm wälzen und ihn dann bitten sollen, mir behilflich zu sein. Verpasste Chance! Aber sicher nicht die letzte ...
»So, mein lieber Tartan!« Ich klatsche in die Hände, denn das ist sein Signal. »Ab in die Duschwanne mit dir.«
Natürlich gehorcht Tartan wie üblich nicht freiwillig und ich muss nachhelfen. Zweiunddreißig Kilo widerwilliger Hund sind ja quasi ein Kinderspiel. Aber dann sitzt er endlich in der Duschwanne. Und fängt an, zu jaulen. Ich habe noch nicht mal das Wasser aufgedreht.
»Aye, aye«, sagt Tony und tätschelt meinem Diva-Rüden den Kopf. »Sing uns das Lied deines Volkes. Ahuuu!«
»... Werewolves of London«, summe ich leise weiter.
Tartan stirbt. Jedenfalls will er uns das Glauben machen. Wir übergießen ihn nicht mit Wasser, sondern mit Säure, und das ist kein Shampoo, sondern Lava. Behauptet er! Wir lassen uns davon natürlich nicht ins Bockshorn jagen. Nachdem der Hund sauber ist (zu zweit geht das wirklich viel schneller!), frottiert ihn Tony breit grinsend ab.