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»Warum erscheint die Sünde so viel köstlicher als alles andere?« Leân de Aryet, der junge Erbe der mächtigsten Grafschaft Tumbrias und unfreiwilliger Favorit seines verhassten Königs, gerät auf einem Feldzug gegen die benachbarten Eharländer in Gefangenschaft. Der aufstrebende Kriegsherr und Jarlssohn Kétill erklärt ihn zu seiner persönlichen Beute und bald entwickeln sich widersprüchliche Gefühle zwischen dem rauen Krieger und dem zarten Grafensohn, die eigentlich erbitterte Feinde sein sollten. Doch dann wird ihnen ein Geheimnis offenbart, das ihre Beziehung verbotener macht als je zuvor und das Potenzial hat, die Fundamente zweier Königreiche aus den Angeln zu heben. Kann ihre verbotene Liebe vor den Augen einer grausamen Welt Bestand haben? Oder muss einer der beiden alles aufgeben? DIE FREMDEN BRÜDER ist wie alle anderen Inselreich-Bände eine alleinstehende Geschichte und auch ohne Vorkenntnisse der anderen Bände zu lesen.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Gay Historical Fantasy
© Urheberrecht 2019 Jona Dreyer
Impressum:
Tschök & Tschök GbR
Alexander-Lincke-Straße 2c
08412 Werdau
Text: Jona Dreyer
Coverdesign: Jona Dreyer
Coverbild: depositphotos.com
Zeichnung: Jona Dreyer
Lektorat/Korrektorat: Kelly Krause, Kristina Arnold, Shan O’Neall, Sandra Schmitt & Johanna Temme
Kurzbeschreibung:
»Warum erscheint die Sünde so viel köstlicher als alles andere?«
Leân de Aryet, der junge Erbe der mächtigsten Grafschaft Tumbrias und unfreiwilliger Favorit seines verhassten Königs, gerät auf einem Feldzug gegen die benachbarten Eharländer in Gefangenschaft.
Der aufstrebende Kriegsherr und Jarlssohn Kétill erklärt ihn zu seiner persönlichen Beute und bald entwickeln sich widersprüchliche Gefühle zwischen dem rauen Krieger und dem zarten Grafensohn, die eigentlich erbitterte Feinde sein sollten.
Doch dann wird ihnen ein Geheimnis offenbart, das ihre Beziehung verbotener macht als je zuvor und das Potenzial hat, die Fundamente zweier Königreiche aus den Angeln zu heben.
Kann ihre verbotene Liebe vor den Augen einer grausamen Welt Bestand haben?
Oder muss einer der beiden alles aufgeben?
Über die Autorin
»Fantasie ist wie ein Buffet. Man muss sich nicht entscheiden – man kann von allem nehmen, was einem schmeckt.«
Getreu diesem Motto ist Jona Dreyer in vielen Bereichen von Drama über Fantasy bis Humor zu Hause. Alle ihre Geschichten haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Die Hauptfiguren sind schwul, bi, pan oder trans. Das macht sie zu einer der vielseitigsten Autorinnen des queeren Genres.
»Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse.« (Friedrich Nietzsche)
Ich hatte die Plotlines für drei verschiedene Inselreich-Geschichten im Kopf und musste mich entscheiden, welche ich als nächste schreibe. Die hier ist es geworden.
Wie alle Inselreich-Geschichten steht sie für sich allein und lässt sich unabhängig von den anderen lesen. Allerdings glaube ich, dass sie für all jene, die Band 5 kennen (nur diesen, die anderen sind für diese Geschichte mehr oder weniger irrelevant), noch ein bisschen mehr Spaß machen könnte, weil ein paar bekannte Nebenfiguren auftauchen.
Ich wünsche euch spannende Lesestunden!
Eine Übersicht der wichtigsten handelnden Personen und Orte. Die Hauptfiguren sind mit einem * gekennzeichnet.
Leân de Aryet*[le’ahn de arijeh]: Sohn und Erbe des berühmt-berüchtigten »Veilchengrafen« von Aryet
Gilbert de Aryet*[gil’bert de ari’jeh]: Graf von Aryet
Arved Sainedact [ar’wed sän’dakt]: Gilberts Gemahl
Vater Gustin [güs’tahn]: Hauskaplan von Aryet Manoir
Kétill »Ásabaldúr« Trygvasson*[keh’till asa’bal’dur trügg‘wa-sonn]: Jarlssohn und gefeierter Krieger
Rúna Trygvesdóttir*[ruh’na trügg’wes‘dottir]: Kétills Schwester
Jarl Trygve Trygvasson[trügg’we trügg‘wa’sonn]: Jarl von Fjelletby und Kétills Vater
Birla Biúrrsdóttir[bir’la bjurrs’dottir]: Kétills Mutter
Olafúr[ola’fuhr]: Jarl Trygves Gefolgsmann
Halfdán[half’dahn]: Jarl Trygves Gefolgsmann
Jarl Grimkjell[grimm’kjell]: ein verbündeter Jarl
Eyvind[äi’wind]: Sohn eines Gefolgsmanns, Kétills kurzzeitiger Bettgenosse
Basile de Herbayn[ba’sil de her’bähn]: Graf von Herbayn
Catlinne de Herbayn[kat’linn de her’bähn]: Basiles Gemahlin und Gilberts Nichte
Êtian de Herbayn[ä’tjohng de her’bähn]: Basiles und Catlinnes Sohn
Gilbert »Gilot« de Herbayn[schi’loh de her’bähn]: Basiles und Catlinnes Sohn und Êtians Zwillingsbruder
Arved »Arvedot« de Herbayn[arwe’doh de her’bähn]: Basiles und Catlinnes jüngerer Sohn
König Morcar* [mor’kar]: König von Tumbria, Neffe des verstorbenen Königs Tancred
Königin Nenôtte[ne’nott]: Morcars Gemahlin
Prinzessin Aliênor[ali’e’nor] : Tochter des Königspaars
Abt Celestinus: der neue Abt der königlichen Abtei von Fontevary
Alberic de Luignan [albe’rik de luin’johng]: Graf von Luignan, Bruder der Königin
Arlinne[ar’linn]:Waffenschmiedin
Thibaut[ti’bo]: Arlinnes Vater, ein alter Freund von Arved
Carolêne[karo’länn]: eine Hofdame
Eliam ben Chayim [e’liam ben cha’im]: yishkarischer Arzt und Heiler
Jarl Hákon[hah’konn]: Jarl von Lókarsborg, Feind Jarl Trygves, Freund der Tumbrier
Rúrik[ruh’rick]: Jarl Hákons Gefolgsmann
Hednár [hed’nahr]: Jarl Hákons Gefolgsmann
Svarta[swar’ta]: eine Sklavin
Hafthór, Ingvar und Stína[haff’tohr] [ing’wahr] [stih’na]: vaterlose Geschwister
»Großvater Leân, erzählst du uns noch einmal vom tapferen Götterliebling Kétill?«
Leân seufzte und lehnte sich in seinem gepolsterten Sessel zurück. »Aber die Geschichte habe ich euch doch erst gestern erzählt. Oder war es vorgestern? Es ist jedenfalls nicht lange her.«
»Aber wir wollen sie noch einmal hören!«, bettelte der kleine Kétill, der nach seinem großen Helden benannt worden war, und seine jüngeren Geschwister nickten eifrig. »Bitte.«
»Na schön, ihr kleinen Kobolde. Aber dann müsst ihr mir helfen, mich näher ans Feuer zu setzen. Mir tun meine alten Knochen weh.«
Mühsam stemmte sich Leân aus dem Sessel hoch und die Kinder rückten ihn näher an den Kamin. Sie nannten ihn stets Großvater, obwohl sie strenggenommen die Ururenkel seiner Schwester und seines Cousins waren, aber Leân liebte sie so sehr, als seien sie seinen eigenen Lenden entsprungen. Langsam ließ er sich wieder in seinem Sessel nieder. Er war alt geworden, sehr alt, und jede Bewegung war eine kleine Weltreise. Aber das Feuer tat gut. Es wärmte ihm die schmerzenden Glieder und hüllte ihn in einer Geborgenheit ein, die sich verstärkte, wann immer er von Kétill erzählte. Weshalb er es eben auch fünfmal am Tag tat, wenn die Kinder ihn darum baten.
»Als ich noch jung war«, begann er, »und das ist wirklich lange her – da zerfiel das Großkönigreich Balian, das von König Halvor Silberhaar und seinem Vater errichtet worden war. Es gab viele Kriege, Länder kämpften um ihre Unabhängigkeit und unsere Welt ordnete sich neu. Auch hier in Tumbria und bei unseren Brüdern in Eharland.« Er räusperte sich und nahm einen Schluck aus seinem Weinbecher. Eharländischer Honigwein, noch besser als tharoganischer, fand er. »Eharland hatte bis dahin keinen König, sondern war in viele Gebiete unterteilt, die von verschiedenen Jarls beherrscht wurden. Und, was ist ein Jarl? Habt ihr euch das gemerkt?«
»So etwas wie ein Graf«, antwortete der junge Kétill.
»Sehr richtig, sehr richtig, mein Junge. Die Jarls waren sich natürlich untereinander nicht alle grün, und so gab es auch in Eharland selbst und an der Grenze zu Tumbria immer wieder Gefechte.«
»Du warst dabei, nicht wahr?«
Er nickte langsam und ein kleines Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln. Sein Blick glitt in die Ferne. Weit fort, in vergangene Zeiten. »Ja, ich war dabei. Am Hof des verrückten Königs Morcar, auf dem Schlachtfeld, in den Lagern der eharländischen Armeen ... und bei Kétill. Dem großen Krieger. Dem ersten König über ganz Eharland.«
♔ ♔
Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont zu und bescherte ihnen einen goldenen, frühherbstlichen Abend. Den Herbst hatte Leân immer schon geliebt, genau wie seine beiden Väter, und jetzt, im Herbst seines eigenen Lebens, genoss er ihn umso mehr, weil er hoffte, dass es vielleicht sein letzter sein würde.
Langsam trottete er zu der Mauer hinüber, an der die letzten Rosen in der Hecke blühten. Sanft strich er mit den Fingerspitzen über die Blütenköpfe, spürte ihre Glattheit, atmete ihren Duft. Bald würden sie welken und zu Boden fallen, zu Erde werden und fruchtbaren Boden für neues Leben bilden. So wie er. Vielleicht starb er einmal hier im Rosengarten, wo seine Väter begraben lagen, mit ihren verwitterten Grabsteinen. Es wäre ein schöner Ort. Ein friedlicher. Das rechte Bett für seine sterbliche Hülle.
Manchmal, wenn er durch diesen Garten wandelte, dachte er an frühere Zeiten. An seine Kindheit auf Aryet Manoir, wie er über die Wiese getollt war, auf die Bäume geklettert und die Mauer, bis sein Papâ Gilbert ihn ermahnt hatte, vorsichtig zu sein und sich nicht wehzutun. Und wenn doch, dann hatte sein Dadâ Arved ihm die Wunden verarztet. Es war eine schöne Kindheit gewesen, so behütet und liebevoll, wie man sie sich nur vorstellen konnte. Und die Erinnerung daran hatte ihm durch die schwersten Zeiten geholfen. Die schwersten und schönsten zugleich.
Gemächlich trottete er hinüber zu der Bank, die seit Jahr und Tag hier stand. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass es diese Bank einmal nicht gegeben hatte. Sie schien wie ein Fels, überdauerte all jene, die jemals Rast und Ruhe auf ihr gesucht hatten. Sie würde auch noch stehen, wenn er diese Welt längst verlassen hatte. Das Eisen, aus dem sie geschmiedet war, war langlebig. Leistete der Zeit mehr Widerstand als ein menschlicher Körper, von denen selbst die Kräftigsten irgendwann nur noch Staub und Asche waren.
»Onkel, du siehst müde aus.«
»Ich bin müde, mein Kind.« Leân schenkte seiner Nichte, die sich neben ihm auf der Bank niederließ und seine Hand tätschelte, ein nachsichtiges Lächeln. Sie war selbst schon eine alte Frau mit grauem Haar und vielen Falten um die Augen.
»Soll ich dich ins Haus bringen und dir das Bett vorbereiten lassen?«
»Nein, nein.« Er winkte ab und versuchte, ihr Gesicht zu studieren. Es war verschwommen, denn die Dinge, die zu nahe vor seinen Augen waren, sah er nicht mehr gut. »Es ist keine Müdigkeit, gegen die ein Bett noch etwas nützt. Ich bin müde vom Leben.«
»Du darfst so nicht reden!«, erwiderte sie. Ihre Stimme klang ehrlich besorgt und es rührte ihn.
»Wer darf wohl so reden, wenn nicht ein Mann, der schon fast ein Jahrhundert alt ist? Für einen Menschen ist das viel, und ich bin ja mehr Mensch als alles andere. Ich möchte nicht so alt wie mein Dadâ werden, der die letzten zwanzig Jahre seines Lebens ohne seinen geliebten Mann verbringen musste, und er starb noch jung für einen Alvaeon. Ich bin froh, genug Mensch zu sein, um nicht so lange leben zu müssen. Mir sind schon die knapp zehn Jahre allein zu viel.«
»Du vermisst ihn immer noch sehr«, schloss seine Nichte.
»Natürlich. Natürlich vermisse ich ihn, und wie könnte ich das nicht? Er war doch mein Leben. Aber ich hadere nicht damit. Ich bin froh, ihn gekannt zu haben, und jetzt sitzt er in der großen Halle und speist mit seinen Göttern. Bald wird es Zeit für mich, aufzubrechen und ihm zu folgen, in der Hoffnung, dass auch ich Zutritt zu dieser Halle bekomme, auch wenn ich eigentlich dem Glauben an den einen Gott verschrieben bin, wie mein lieber Papâ und meine Tante Äbtissin es mich gelehrt haben. Vielleicht haben all die Götter Gnade mit zwei alten Männern, die ihr ganzes Leben lang untrennbar verbunden waren.«
»Wir werden dich vermissen, wenn es so weit ist«, bekannte seine Nichte traurig.
Jetzt war es Leân, der ihr die Hand tätschelte. »Es ist schön, das zu wissen, aber grämt euch meinetwegen nicht zu sehr. Ich hatte ein langes und erfülltes Leben und ihr werdet ohne mich zurechtkommen. Ihr seid gute Kinder, allesamt. Die Zukunft hat Großes mit euch vor. Mit mir nicht mehr. Ich habe nur noch Vergangenheit.«
Und diese Vergangenheit war ein Füllhorn an Erinnerungen. Manche verblasst, manche nur noch ein schemenhafter Umriss im Nebel seines gealterten Geistes, aber vieles noch so unheimlich klar und kraftvoll, als sei es erst gestern geschehen.
Er lächelte und hielt das Gesicht in die goldene Herbstsonne. Ließ sich von ihren Strahlen wärmen. Und von seiner Erinnerung. Der Erinnerung an Kétill.
Leân konnte nicht aufhören zu gähnen, als er sich träge aus dem Bett schleppte. Die Glocken läuteten zur Morgenmesse und wie immer fragte er sich, warum es dem Allvater so wichtig war, um so eine nachtschlafende Zeit angebetet zu werden.
Er wusch sich kurz das Gesicht und musste grinsen, weil er daran dachte, dass seine Tante ihm für solche Gedanken wohl die Ohren langgezogen hätte. Sie war die Äbtissin und Herrin über dieses Kloster gewesen, eine strenge, fromme und doch warmherzige Frau. Vor vier Monaten war sie an einem hartnäckigen Winterhusten verstorben. Leân vermisste sie sehr, aber sie war gesegneten Alters gewesen und beseelt von ihrem Glauben von dieser Welt gegangen.
»Endlich«, waren ihre letzten Worte gewesen, »endlich trete ich meinem Schöpfer gegenüber.«
Einen solch tiefen Glauben wie Tante Äbtissin oder sein Vater Gilbert würde Leân wohl nie entwickeln. Er betete zum Allvater und bemühte sich, ihm ein guter Diener zu sein, aber da draußen gab es auch noch andere Dinge, dessen war er sich bewusst. Der Ahnenkult seines VatersArved faszinierte ihn beispielsweise, während der archaische Kultus der Eharländer ihm eher Angst machte. Leân war aus praktischen Gründen im Kloster. Es bot ihm Schutz vor unerwünschten Zugriffen durch Menschen – besser gesagt, durch einen bestimmten Menschen –, gegen die er sich sonst nicht so einfach zur Wehr setzen konnte.
Noch immer müde schlurfte er aus seiner Kammer. Seine Verwandtschaft zur Äbtissin und großzügige Spenden seines gräflichen Vaters hatten ihm das Privileg eingebracht, nicht mit den anderen im Dormitorium schlafen zu müssen, sondern ein eigenes, wenn auch winziges Zimmer zu besitzen. Selbstverständlich gab es unter den besonders frommen Brüdern den einen oder anderen, der darüber die Nase rümpfte und ihn zu mehr Bescheidenheit mahnte, aber sein Refugium war Leân wichtig. Auch wenn er offiziell ein Novize war und damit den weltlichen Annehmlichkeiten zu entsagen hatte, bewahrte er sich doch ganz gern etwas davon. Er hatte ohnehin nicht vor, sein halbes Leben hier als Ordensbruder zu versauern. Vielmehr stellte er sich vor, als geistlicher Entsandter des tumbrischen Königs umherzureisen. Und eines Tages würde er von seinem Gelübde entbunden werden, denn er war der Erbgraf von Aryet. Sein Vater, Graf Gilbert, war mittlerweile fünfundsechzig Jahre alt und so schmerzlich der Gedanke war: In einigen Jahren würde er sterben. Und dann würde er, Leân, als sein Erbe der neue Graf.
In der Kapelle reihte er sich wie üblich als letzter der Brüder ein, was ihm ein mahnendes Räuspern des Abts einbrachte. Seit seine Tante gestorben war, wurde Leân hier deutlich weniger zuvorkommend behandelt.
»Mit diesem Firlefanz ist jetzt Schluss«, hatte Abt Celestinus verkündet, »Ihr werdet Euch gehorsam unterordnen wie alle anderen auch.«
Seine Kammer hatte man ihm gelassen, weil es der letzte Wunsch seiner Tante gewesen war, aber bei Verfehlungen und Schluderigkeiten seinerseits wurde nun kein Auge mehr zugedrückt. Zweimal schon war er in den letzten Monaten zu drei Tagen strengen Fastens verurteilt worden, etliche Male zum Gebet auf Knien eine ganze Nacht hindurch. Er wollte sich ja bessern. Aber es fiel ihm schwer, denn er war nun mal kein Mönch aus Leidenschaft und Überzeugung. Und deshalb fielen ihm auch heute wieder während der monotonen Gesänge des Gebets die Augen zu.
»Bruder Leanias!«, ermahnte der Abt ihn scharf.
Leân schreckte hoch und stimmte eifrig wieder in den Gesang mit ein. Nach der Messe rief der Abt ihn wie befürchtet zu sich.
»Verzeiht«, bat er ohne Umschweife, »ich war sehr müde und–«
»Euer Vater ist hier«, schnitt ihm der Abt das Wort ab.
»M-mein Vater?«, erwiderte Leân verwundert. »Der Graf?«
»Selbstverständlich der Graf.«
Celestinus war einer dieser Geistlichen, der die Nase über Liebe unter Männern – oder unter Frauen – rümpfte und sie zumindest im Stillen verurteilte. Natürlich würde er sich niemals zu einer Äußerung dem Grafen gegenüber hinreißen lassen. Nicht nur, weil der nach wie vor als mächtiger als der König galt, sondern auch, obwohl mit einem Mann verheiratet, als fromm. Er versah die Abtei regelmäßig mit großzügigen Spenden und der Heilige Vater selbst hatte seinerzeit für die Verbindung zwischen Leâns Vätern einen Dispens erteilt. Aber Celestinus zog es oft vor, Arved zu ignorieren und ausschließlich von Gilbert als Leâns Vater zu sprechen.
»Wisst Ihr, warum er hier ist?«
Celestinus hob eine Braue. »Er holt Euch zum Fest der Geburt des Heiligen Lamms nach Hause.«
Was?, durchfuhr es Leân. Ist es schon so weit?
Seit seinem Klosterleben hatte er das Gefühl für die Zeit verloren. Wenn jeder Tag so monoton dem anderen glich wie hier, konnte man bald nur noch anhand des Wetters grob abschätzen, in welcher Jahreszeit man sich befand. Und er hatte geglaubt, bis zu seiner Abreise anlässlich der Feiertage sei es noch wenigstens ein, zwei Wochen hin.
»Se-selbstverständlich«, stammelte er hastig. »Ich werde gleich mein Bündel holen, wenn Ihr nichts dagegen habt.«
Warum war Papâ hier? Normalerweise ließ er nur eine Kutsche schicken, die Leân nach Aryet brachte. Warum hatte er diesmal die beschwerliche Reise selbst auf sich genommen, obwohl er sie in drei Wochen zu den Raunächten schon wieder antreten musste? Hoffentlich war nichts passiert.
»Glaubt ja nicht, dass Euer unangemessenes Verhalten in der Morgenmesse keine Konsequenzen haben wird«, drohte Abt Celestinus plötzlich. »Sie werden lediglich verschoben, damit Euer Vater nicht warten muss. Rechnet mit einer empfindlichen Bestrafung. Eure Tante, die verehrte Äbtissin – der Allvater habe sie selig – mag eine solche Disziplinlosigkeit aus verblendeter Liebe zu Euch durchgehen lassen haben, aber ich akzeptiere das in meinen Reihen nicht. Die Zeiten der Nachsicht sind vorbei, Bruder Leanias.«
»Selbstverständlich, ehrwürdiger Vater.« Leân senkte in gespielter Demut das Haupt. »Ich werde meine Strafe unterwürfigst annehmen.« Er hoffte, dass der Abt den Spott in seiner Stimme nicht allzu sehr hörte.
»Ich ermahne Euch zur Vorsicht«, erwiderte Celestinus. »Vor dem Herrn gibt es keine Stände. Dort seid Ihr ein einfacher Sünder wie jeder andere auch, Erbgraf oder nicht.«
Leân nickte geflissentlich und endlich gestattete ihm der Abt mit einer beinahe unwirschen Geste, sich zu entfernen. Eilig lief er in seine Kammer, packte in aller Hast sein Bündel und begab sich in das Gästehaus der Abtei, in dem man seinen Vater bereits bewirtete.
»Da bist du ja, mein Junge.« Gilbert erhob sich, als er Leân entdeckte, und breitete die Arme aus.
Leân rannte hinein, als sei er kein Mann von einundzwanzig Jahren, sondern ein kleines Kind. Mit seinem Papâ hatte ihn von je her ein besonderes Verhältnis verbunden, obwohl er seine Väter beide gleich stark liebte.
»Es tut mir leid, dass es ein wenig gedauert hat«, erklärte Leân und schmiegte sich an die immer noch starke, große Gestalt seines Vaters, die ihn um gut einen Kopf überragte. »Mir war gar nicht klar, dass es schon so nahe an den Festtagen ist, und mit deinem Auftauchen habe ich gar nicht gerechnet. Es ist doch nichts passiert, oder? Wie geht es Dadâ?«
»Es geht ihm gut«, beschwichtigte Gilbert. »Er sieht zu Hause nach dem Rechten und freut sich auf deine Heimkehr. Ich hingegen wollte einmal nachsehen, wie die Dinge hier laufen, nachdem ... nach dem Tod meiner Schwester.« Seine Stimme wurde auf den letzten Silben brüchig.
Leân drückte sich noch fester an ihn, um ihn zu trösten. »Hier geht alles seiner Wege. Der Abt zieht mir jetzt öfter die Ohren lang, wenn ich zu nachlässig mit meinen Pflichten umgehe, weil meine Tante mich nicht mehr in Schutz nehmen kann.«
Gilbert hielt ihn ein Stück von sich weg und lächelte wie immer schief, weil alte Brandnarben sein halbes Gesicht entstellten. »Tut dir vielleicht ganz gut. Wir haben dich schließlich sträflich verwöhnt.«
Leân wusste, dass es ihm nicht ganz Ernst damit war, obwohl es durchaus stimmte. Seine Väter hatten sich alle erdenkliche Mühe gegeben, ihm eine schöne Kindheit zu bereiten und ihm die Mutter zu ersetzen, die er nie kennengelernt hatte, weil sie an der Pest verstorben war, als er noch ein Säugling war. Er hakte sich bei Gilbert unter. Gemeinsam verließen sie das Gästehaus und bestiegen die gräfliche Kutsche.
»Du hättest hier doch auch nach dem Rechten sehen können, wenn wir zu den Raunächten ohnehin nach Frethingam zurückkehren müssen«, bemerkte Leân, während die Kutsche mit rumpelnden Rädern den Hof der Abtei verließ.
»Ich fürchte, dazu wird nicht viel Zeit bleiben.« Sein Vater strich sich eine Strähne seines eisengrauen, halblangen Haars aus dem Gesicht. Leân würde wohl nie aufhören, sich darüber zu ärgern, nichts von dieser großgewachsenen, eleganten Statur geerbt zu haben. Mit seinem eher zierlichen Körper war er seinem anderen Vater Arved viel ähnlicher.
»Warum sollte dazu keine Zeit bleiben? Ja, die Bankette sind immer sehr ausufernd, aber–«
»Der König will Krieg«, erklärte Gilbert düster. »Er ruft seine Grafen zusammen, um in die umkämpften östlichen Grenzgebiete zu marschieren. Die Beratung wird wohl alle Zeit verschlingen, die neben den Banketten noch bleibt.«
»Ach du meine Güte«, murmelte Leân.
»Ja. Nun ja, ich habe es kommen sehen.«
»Es ist ein Jammer, dass nicht du der König bist.«
»Schweig!«, mahnte sein Vater streng. »Der König ist von Gottes Gnaden bestellt und das haben wir nicht zu hinterfragen. Außerdem wäre mir die Last des Thrones viel zu groß gewesen.«
»Aber trägst du sie nicht eigentlich schon all die Jahre?«
»Nicht mehr, mein Junge.« Müde lehnte sich Gilbert auf seiner gepolsterten Bank zurück. »Morcar ist ein erwachsener Mann und trifft inzwischen seine eigenen Entscheidungen. Ich kann nur noch beratend im Hintergrund stehen, und oftmals tut er das genaue Gegenteil von dem, was ich ihm nahelege.«
Leân schüttelte den Kopf und wandte den Blick auf seine Stiefelspitzen. »Das macht er aus Prinzip. Er ist einfach so.«
»Ich weiß. Aber immer wenn er unkluge Entscheidungen trifft, fühlt es sich wie mein eigenes Versagen an. Weil ich die Verantwortung für ihn hatte.«
»Du warst sein Sêgneur protecteur, nicht sein Vater«, widersprach Leân entschieden. »Er war schon an der Grenze zum Mannsein, als du das Amt übernommen hast. Und für seinen Charakter kannst du nichts.«
Gilbert nickte und sein Blick wurde zärtlich. »Du hast sicher recht. Lieber bin ich stolz auf deinen Charakter und deinen Scharfsinn.«
Davon habe ich nicht annähernd so viel, wie du immer glaubst, dachte Leân, aber er nahm das Kompliment mit einem Lächeln an.
Es sollte also Krieg geben. Die Vorschattung darauf war schon eine Weile zu erkennen gewesen, aber nun schien es so, als würde tatsächlich bald Ernst daraus werden. Am eigenen Leib hatte Leân noch keinen Krieg erlebt; der schaffte es nie bis in die stille Abgelegenheit seines Zuhauses in Aryet Manoir. Aber er war davon umgeben. Denn in den letzten Jahren hatte sich in den Inselreichen vieles verändert.
Das Großkönigreich Balian befand sich im Zerfall, nachdem der Fürst von Tharog und der neue König von Caorgan, die miteinander verheiratet waren, Großkönig Halvor in einer vernichtenden Schlacht geschlagen hatten. Von Halvor, auf den Gilbert stets große Stücke gehalten hatte, fehlte seither jede Spur, und ein neuer Clan hatte sich des verwaisten Throns bemächtigt: die Machnairns. Diese hatten den südlichen Teil Balians nun in der Hand, aber im Norden rumorte es. Aufständische unter der Führung einiger charismatischer Männer versuchten, die Unabhängigkeit der balianischen Nordinsel zu erkämpfen. Die Welt formte sich neu. Und er, Leân, wurde Zeuge davon. Die Vorstellung bereitete ihm eine Gänsehaut. Aber jetzt schob er diesen Gedanken erst einmal sehr weit von sich und freute sich auf schöne Feiertage in seiner geliebten Heimat. Mit seinen Vätern und den Dienstboten, die er mehr als Freunde betrachtete. Mit seiner Familie.
♔ ♔
Als Aryet Manoir in Sicht kam, stieß Leân einen kleinen Jubelschrei aus. Die mehrere Tage andauernde Fahrt von der Hauptstadt war furchtbar anstrengend, auch wenn sein Vater eine Kutsche mit den größten Annehmlichkeiten und der weichsten Polsterung besaß. Wie der die Reise durchhielt, war Leân ohnehin ein Rätsel, aber Gilbert war zäh und hatte vor zwanzig Jahren sogar die Lungenpest überlebt. Dagegen war eine solche Kutschfahrt rein gar nichts.
Bereits am Tor entdeckte er seinen Vater Arved, der ihnen lächelnd winkte. Er war ein kleiner, stolzer Mann mit schlohweißem, langem Haar, das früher einmal so kastanienrot gewesen war wie das von Leân. Überhaupt sahen sie sich äußerst ähnlich, was aus vielerlei Gründen an ein Wunder grenzte. Nur seine Augenfarbe hatte Leân von Gilbert geerbt: Veilchenblau. So intensiv und außergewöhnlich, insbesondere im Kontrast zu seinem Haar, dass er immer wieder darauf angesprochen wurde.
»Da seid ihr ja endlich«, begrüßte sie Arved, »ich hoffe, eure Reise war nicht allzu anstrengend.«
Leân fiel ihm in die Arme und ließ sich von ihm herzen und drücken. Arved roch stets nach Wald und Kräutern und Geborgenheit. Wenn Leân einmal krank gewesen war – und das war er besonders als Kind recht oft gewesen – hatte sein Dadâ ihn gehalten und ihm Medizin mit viel Honig bereitet. Die schlimmen Fieberschübe, die Leân so häufig gequält hatten, waren seltener geworden, aber nach der Fürsorge sehnte er sich manchmal trotzdem, besonders, seit er im Kloster lebte. Sein Interesse für Kräuter, das Arved von klein auf unterstützt hatte, half ihm dort allerdings sehr, und bei der Arbeit im Garten blühte er auf.
»Dadâ! Ich bin froh, hier zu sein«, jauchzte er. »Endlich ein paar Tage ohne den strengen Blick von Abt Celestinus.«
»Hast du Heimweh?«, wollte Arved wissen.
Leân nickte beschämt und der eisige Wind pfiff um seine kalten Ohren. Er trug das Haar kurz geschnitten, wie es sich für einen Klosterbruder geziemte. »Schon.«
Arved warf Gilbert einen vorwurfsvollen Blick zu. »Siehst du? Ich habe es nie für eine gute Idee gehalten, ihn ins Kloster zu schicken.«
»Es blieb keine andere Wahl!«, fuhr Gilbert unterdrückt auf. »Das weißt du sehr genau. Anders kann ich ihn gerade nicht schützen.«
»Es hätte noch eine Option gegeben«, widersprach Arved und legte völlig unnötigerweise seinen Mantel um Leâns Schultern.
»Nicht zu diesem Zeitpunkt«, zischte Gilbert und sein Blick ließ verlauten, dass die Diskussion an dieser Stelle beendet war.
Gemeinsam gingen sie hinein ins Haus, wo ihnen angenehme Wärme und eine etwas düstere Behaglichkeit entgegenschlugen. Leân hasste es, wenn seine Väter sich stritten, was sie glücklicherweise eher selten taten. Meist war Gilbert der, der das letzte Wort hatte, aber auch Arved besaß ein beachtliches Durchsetzungsvermögen, wenn ihm wirklich etwas an einer Sache lag. Jetzt allerdings schienen die beiden ihren kleinen Zwist rasch zu vergessen, denn sobald Gilbert seinen Mantel abgelegt hatte, umarmten sie einander und begrüßten sich mit einem züchtigen, aber dennoch liebevollen Kuss.
Leân seufzte und sein Gefühl der Behaglichkeit nahm zu. Hier auf Aryet Manoir war die Welt noch in Ordnung, mochte ringsherum so viel Krieg sein, wie es wollte.
♔ ♔
In der Nacht lag er wach, weil der Wind, der um die Mauern des Anwesens heulte und an den Dachschindeln rüttelte, ihm keine Ruhe ließ. Nun dachte er gegen seinen Willen doch an den Krieg. Was, wenn er hierher nach Aryet Manoir kam? Wenn er diesen sicheren Hafen zerstörte? Und wie sollten seine Väter, die inzwischen alte Männer waren, damit umgehen? Wenn ihnen etwas zustieße, wäre er, Leân, der neue Graf von Aryet. Eine Aufgabe, der er sich längst nicht gewachsen sah, vor allem nicht ohne die Unterstützung seiner beiden liebsten Menschen. Der Gedanke, seine Väter zu verlieren und sein geliebtes Zuhause zerstört vorzufinden, trieb ihm unwillkürlich die Tränen in die Augen. Er fühlte sich ohnmächtig wie ein kleines Kind. Er hasste dieses Gefühl. Aber auch dagegen war er machtlos.
Weil er keinen Schlaf finden konnte, stand er schließlich auf, nahm seine Kerze und streifte im Haus umher. Alles war still, nur am Eingang standen zwei Wachmänner, die eine deutlich angenehmere Arbeit hatten als jene beiden, die draußen vor dem Tor Wache halten mussten.
»Hochgeboren«, sprach ihn der eine an, »ist alles in Ordnung?«
»Du sollst mich doch nicht so nennen«, raunte Leân ihm leise zu, »das ist wirklich furchtbar.«
Der Wachmann, der auf den Namen Gênotin hörte, verbiss sich sichtbar ein Grinsen. »Nun ja, jetzt und hier können wir es wohl riskieren, dich mit deinem Vornamen anzusprechen. Der Graf ist längst zu Bett gegangen und wird eher nicht kommen, um uns ob unserer Respektlosigkeit die Ohren langzuziehen.«
»Tut er das wirklich?«
Der andere Wachmann, Perrotîn, nickte. »Bevor er abreiste, um dich aus Frethingam zu holen, hat er der gesamten Dienerschaft eine Standpauke gehalten. Die Zeiten seien vorbei, in denen du für jeden hier der kleine Leân bist. Du bist der Erbgraf und als solchen hätten wir dich auch anzusprechen und zu respektieren.«
»Ach du liebe Güte«, murmelte Leân. »Ich meine – ja, ich bin jetzt einundzwanzig und damit ein erwachsener Mann und in dem Alter war mein Vater schon seit sechs Jahren Graf von Aryet. Aber wenn ich davon höre, dass es bald Krieg geben soll, dann möchte ich eigentlich doch noch ein bisschen länger der kleine Leân bleiben.«
»Und was treibt den kleinen Leân des Nachts durch die Gänge?«, erkundigte sich Gênotin.
»Genau das«, gestand er. »Die Gedanken an den Krieg. Und die Tatsache, dass ich in der ersten Nacht woanders sowieso immer schlecht schlafen kann.«
»Hm.« Gênotin strich sich über den kurzgeschnittenen Bart. »Ist es denn wirklich so unmittelbar? Es wird doch schon seit langem geredet, aber außer den üblichen Gemetzeln in den eharländischen Grenzgebieten passiert nichts.«
»Diesmal wohl schon.« Leân seufzte und stellte seine Kerze auf einem kleinen Wandbord ab. Flackernd warf sie furchterregende Schatten an die Wand, die an tanzende Dämonen aus dem Jenseits erinnerten. »Vater hat mir erzählt, dass der König zu den Raunächten seine Grafen zusammenruft, um einen Feldzug zu planen. Offenbar hat er vor, diesen ständigen Gemetzeln ein Ende zu bereiten und die Grenzgebiete mit einem Heer zu überrennen und einzunehmen.«
»Und, denkst du, er wird das tun?«, fragte Perrotîn.
»Vermutlich. Ich kenne Morcar schon mein ganzes Leben und er war ja immer der Meinung, wenn Halvor sich ganze Königreiche unterwerfen kann, dann kann er das ja wohl auch. Aber Halvor ist gestürzt und ich sollte das vielleicht nicht so laut sagen, aber Morcar ist nicht annähernd so klug und charismatisch wie er. Vater hat ihm immer wieder geraten, die Grenzen zu verstärken, neue Festungen zu errichten und auf Diplomatie und Bündnisse zu setzen, aber er hört ja nicht auf ihn, sondern gibt das Geld, das er nicht hat, lieber für einen Feldzug aus.«
»Und auf dich würde er auch nicht hören? Ihr wart doch stets gute Freunde.«
Leân lächelte gequält. »Morcar hört auf niemanden, auf mich schon gar nicht. Für ihn bin ich nur ein Junge, den er keinen Deut ernst nimmt. Außerdem ist er mir immer noch gram, weil ich ins Kloster gegangen bin.«
Die beiden Wachmänner nickten betrübt. »Klingt, als müssten wir uns auf harte Zeiten einstellen.«
»Ich hoffe nicht«, erwiderte Leân und nahm die Kerze wieder vom Wandbord. Auf einmal überkam ihn doch die Müdigkeit. »Ich hoffe, der Krieg bleibt immer von Aryet Manoir fern.«
»Das Wasser gibt dem Ochsen Kraft, dem Mensch Met, Bier, Rebensaft. Die Götter haben dich bewahrt, der Ochs’ zu sein auf dieser Fahrt! Zum Wohle!«
Die Männer in der großen Halle hoben ihre Becher zum Trinken und stampften rhythmisch mit den Beinen auf. Kétill sprang auf die lange Tafel, ließ die Finger über die Saiten seiner Lyra fliegen und sang weiter:
»Auf das Fleisch für den Hunger, auf den Met gegen den Durst, auf gute Freunde für Spaß und die Halle der Götter, wenn du stirbst.«
Erneut hoben die Männer ihre Becher und tranken. Auch Kétill nahm sich einen Becher vom Tisch, setzte ihn an seine Lippen und leerte ihn bis zur Neige, denn seine Kehle war trocken vom vielen Singen und Grölen. Den ganzen Abend schon unterhielt er die große Halle seines Vaters mit alten Geschichten und Saufliedern. Weil es ihm Spaß machte und weil die Leute sagten, er habe eine schöne Stimme.
»Noch ein Lied, Kétill!«, rief einer der Männer, und die anderen stimmten ein: »Ja, noch ein Lied! Noch ein Lied!«
Kétill seufzte, grinste und wollte schon zur nächsten Zote ansetzen, als sein Vater, Jarl Trygve, ihn mit einer hoheitlichen Geste unterbrach.
»Genug fürs Erste«, begann er und erhob sich aus seinem wuchtigen Sessel am Kopfende der Tafel. »Mein Sohn wird euch nachher sicher noch mit ein paar Liedern erfreuen, aber zunächst einmal möchte ich zu euch sprechen, denn diese Wintersonnenwende markiert nicht nur den Beginn eines neuen Jahres, sondern auch den Beginn unseres Siegeszugs. Die Welt ist im Umbruch und die Götter sind mit uns. Es ist unser Moment, in dem wir Eharland zur Herrlichkeit der alten Sagen zurückführen können. Zu Macht und Größe und Einfluss. Wir werden einen, was zusammengehört. Wir werden unser Gebiet ausweiten. Wir werden diesen aufgeblasenen tumbrischen Gockeln zeigen, was es bedeutet, sich mit eharländischen Kriegern anzulegen!«
Die Männer grölten und trommelten mit den Fäusten und Krügen auf den Tisch, die Kinder kreischten, die Frauen wirkten eher besorgt, wie immer, wenn sich Krieg ankündigte. Auf einen Wink seines Vaters hin, sprang Kétill vom Tisch und gesellte sich an seine Seite.
»Da mein Sohn nicht nur ein Skalde ist«, sprach Jarl Trygve weiter, »sondern auch ein echter Krieger, der sich und seine Fähigkeiten bei den letzten Gefechten bewiesen hat, wird er das stellvertretende Kommando über unsere Truppen übernehmen. Über seinem Wort steht nur noch das meine. Wer Kétill also keinen Respekt erweist und seinen Weisungen nicht Folge leistet, hat mit harten Konsequenzen zu rechnen.«
Einer der Männer, Olafúr, erhob sich. Er war ein großer, bulliger Kerl mit einem langen, schwarzen Bart und einer Glatze, die von zahlreichen, tätowierten Ornamenten geziert wurde. Stille kehrte in der großen Halle ein. Kétill wusste, was nun folgen würde: Protest und Einspruch. Olafúr war einer derjenigen, die Kétill auf dem Schlachtfeld gern gefoppt und selten ernstgenommen hatten.
»Kétill«, grollte er und zog seinen Dolch. »Kétill.« Mit dem Griff voran schlug er den Dolch auf die Tischplatte. »Kétill! Kétill!«
Nun begriffen auch die anderen, was er im Sinne hatte: »Kétill! Kétill! Kétill!«
Mit ihren Bechern schlugen sie auf den Tisch, stampften mit den Füßen und skandierten immer und immer wieder seinen Namen. Kétill wurden vor Stolz die Wangen heiß und er spürte, wie ihm die Brust schwoll. Nun war es also so weit. Jetzt, im Alter von dreiundzwanzig Jahren, erkannten ihn die Männer als einen der ihren an, sogar als den Höchsten nach dem Jarl selbst.
Fängt gar nicht übel an, dachte er, aber wenn ich versage, werden sie mich wahrscheinlich in Stücke reißen, mein Vater als Erster von allen.
Kampf und Krieg waren Kétills Daseinszweck, schon von klein auf war er dazu erzogen worden. Ein Mann musste kämpfen. Musste hart sein mit sich und der Welt, aber auch klug entscheiden. Wenn sein Vater starb, würde er der neue Jarl von Fjelletby werden. Und vielleicht sogar noch mehr als das, denn die Welt war im Umbruch.
Er prostete den anderen zu und trank, bevor er seinen Becher in die Ecke pfefferte, erneut zu seiner Lyra griff und ein weiteres Lied anstimmte. Er war stolz darauf, zu sein, was er war. Ein Eharländer. Ein Volk von Kriegern und Schiffbauern, von Männern und Frauen, die sich selbst die unwirtlichsten Gegenden untertan gemacht hatten, wie das große Gebirge im Osten und die todbringenden Sümpfe im Süden. Und jetzt, wo kein Großkönig mehr über sie herrschte, sondern jeder Jarl wieder die Hoheit über sein Gebiet besaß, fielen die Würfel neu. Was die Tharoganer konnten, konnten die Eharländer schon längst.
♔ ♔
Später ging Kétill hinaus, um etwas frische Luft zu schnappen, und weil sich der Kopf ihm drehte vom vielen Met. Vor der großen Halle brannte ein hohes Feuer, das die Sonne symbolisieren sollte, die ab heute wieder jeden Tag ein wenig länger schien.
Die eisig kalte Luft tat gut und er fühlte sich schnell wieder nüchtern. Die beiden Männer, die das Feuer bewachten, schwatzten miteinander und schenkten ihm keine Beachtung. Der Himmel war sternenklar und Kétills Atem bildete kleine, weiße Wolken. Er stellte sich vor, dass wenn ein Gott eine solche Atemwolke ausblies, es über Eharland schneite. Ja, vielleicht war es genau so. Während der Süden des Nachbarlandes Tumbria zumeist mild und lieblich war und weiter westlich sogar Wein wuchs, sorgte eine eisige Strömung vor den Küsten Eharlands dafür, dass die Sommer kühl blieben und die Winter oft schneereich waren. Nur in den Sümpfen ganz im Süden konnte es unerträglich heiß werden, und die Mücken, die über diesen Gebieten schwirrten, übertrugen ein Fieber, das schon so manchen Mann das Leben gekostet hatte. Kétills jüngerer Bruder Thóri war vor zwei Jahren daran gestorben, ein Knabe von gerade acht Jahren. Es hatte sie alle schwer getroffen, denn Thóri war ein liebenswertes und kluges Kind gewesen.
»Kétill, komm doch rein oder zieh wenigstens deinen Mantel über.«
Er wandte sich um und sah seine Mutter in der Tür der großen Halle stehen. Auffordernd hielt sie ihm seinen Mantel hin.
»Mir ist nicht kalt«, beschwichtigte er. »Drinnen ist es so aufgeheizt, dass die Kälte gerade richtig gut tut.«
Sie ignorierte seine Antwort, kam zu ihm herüber und drapierte ihm mühevoll den Mantel um die Schultern. Sie war eine schmale Frau mit weißblondem Haar, die gerade erst ihr ungefähr vierzigstes Lebensjahr erreicht hatte. Kétills Eltern waren beide noch jung, er war der Erstgeborene, und wenn sein Vater nicht auf dem Schlachtfeld fiel, mochte noch viel Zeit vergehen, bis Kétill einmal die Verantwortung für all das hier übernehmen musste.
»Du hast schön gesungen«, bemerkte seine Mutter, stellte sich dicht neben ihn und blickte ins Feuer.
»Danke.«
»Und jetzt hast du eine wirklich große Aufgabe zugewiesen bekommen.«
»Stimmt.« Er warf ihr einen Blick aus dem Augenwinkel zu. »Du bist nicht begeistert davon.«
Sie deutete ein Nicken an. »So ist es.«
»Lass das bloß Vater nicht hören.«
»Ach, der. Was weiß der schon von den Sorgen einer Mutter? Ich bin unheimlich stolz auf dich.« Sie stellte sich vor ihn und legte die Hände an seine Arme. »Aus dir ist ein Mann geworden, ein wahrer Eharländer, groß und schön und stattlich und unerschrocken. Aber natürlich habe ich Angst um dich. Welche Mutter hätte das nicht? Nach Thóris Tod möchte ich nicht noch einen Sohn verlieren. Und du ...«, sie seufzte tief, »du warst immer mein Lieblingskind. Und du wirst es immer sein.«
Kétill grinste gequält. »Lass das wiederum nicht meine Schwester hören, sonst ziept sie mich wieder an den Haaren.«
»Das soll sie sich nicht wagen, sonst verdonnere ich sie zum Hemdenflicken.«
Kétill schüttelte den Kopf. »Ein Mann muss sich beweisen, Mutter. So ist das nun mal.«
»Ich weiß. Ich will ja nur, dass du vorsichtig bist.«
Er beugte sich hinab und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Du glaubst doch wohl nicht, dass ich mich von einem von diesen tumbrischen Rattenärschen aufs Kreuz legen lasse?«
Sie lachte bitter. »Unterschätze die Tumbrier nicht. Sie sind stolz, wenn auch auf eine andere Art als wir. Sie bilden sich eine Menge auf ihr feines Getue ein, vor allem aber sind sie gnadenlos, wenn es ihren Zwecken dient.«
»Also doch so wie wir.«
Mutter schnaubte leise und nickte. »Ja, vielleicht ist das so.«
»Ich verspreche, dass ich auf mich aufpassen werde«, erklärte Kétill schließlich ernst. »Und auf Vater.«
»Du bist ein guter Sohn.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Der beste, den man sich wünschen kann. Willst du nicht wieder mit reinkommen, bevor du dich verkühlst? Sveinns Tochter sitzt da drin und schmachtet nach dir. Sie ist ein hübsches Mädchen, sieh sie dir mal genauer an.«
»Sie ist eine Gans«, erwiderte Kétill. »Wenn, dann schaue ich mir ihren Bruder an.«
Seine Mutter schüttelte nachsichtig den Kopf und zupfte an seinem Mantel herum. »Meinetwegen auch den. Aber nimm meinen guten Rat an: Such dir ein Mädchen, das dir gefällt und mach ihr zwei, drei Kinder, damit die Nachfolge unserer Sippe gesichert ist. Danach kannst du dich mit so vielen Männern vergnügen wie du willst.«
»Ich werd’s versuchen«, versprach Kétill nicht zum ersten Mal. Seine Mutter schnitt dieses Thema bei beinahe jeder Gelegenheit an. »Im Moment schaudert es mich allerdings noch bei dem Gedanken, dass kleinere Ausgaben von mir in der Welt herumlaufen.«
»Nun komm aber. In deinem Alter hatte ich bereits drei Kinder.«
»Drei?« Kétill runzelte die Stirn. »Wenn ich nicht zu betrunken zum Zählen bin, komme ich nur auf zwei. Rúna und mich. Thóri kam doch erst viel später.«
Seine Mutter wandte den Blick ab. »Stimmt. Da habe ich mich glatt verrechnet. Das war wohl auch zu viel Met für mich.«
»Geh wieder hinein«, forderte er sie auf. »Ich komme gleich nach.«
Nachdenklich sah er ihr hinterher, als sie den Weg zurück in die große Halle antrat. Seine Mutter hatte oft etwas Melancholisches an sich, von dem er sich fragte, woher es kam, denn es war schon immer so gewesen, auch vor Thóris Tod. Manchmal machte sie Andeutungen, die erahnen ließen, dass sie schon viel erlebt und gesehen hatte. Unschöne Dinge vor allem. Aber am Ende sprach sie doch nie darüber. Sie tat Kétill leid und er hätte ihr gern geholfen, aber er wusste nicht, wie. Und sein Vater schien sich nicht dafür zu interessieren, sondern herrschte sie eher an, wenn sie sich zu schwermütig gab.
Noch immer in Gedanken versunken trat er näher ans Feuer. Die beiden Männer, die Wache hielten, blickten auf.
»Kétill«, sprach ihn einer der beiden, Arngeir, an. »Du hast wieder für gute Unterhaltung gesorgt, man hat die Leute bis hier draußen grölen gehört.«
Er lachte leise und setzte sich zu ihnen. »Ja, Trinklieder gehen immer. Aber es lag nicht nur an mir und meinen Sangeskünsten. Der Jarl hat auch seinen Teil dazu beigetragen, als er verkündet hat, dass wir den Tumbriern bald in den Hintern treten und uns die wichtigen Grenzgebiete erobern.«
»Es geht also bald los?«
»Ja. Direkt nach der Schneeschmelze wollen wir angreifen. Ich persönlich würde es ja sogar vor Ende des Winters tun, denn mit dem kommt dieses weibische Volk nicht annähernd so gut zurecht wie wir. Aber der Jarl hat entschieden, dass wir die Schneeschmelze abwarten, also sei es so.«
»Und du wirst wieder an vorderster Front mitkämpfen?«, erkundigte sich Vitringúr, der zweite der Männer.
»Ich werde das stellvertretende Kommando haben. Der höchste Krieger nach dem Jarl selbst.«
»Oho!« Die Männer sahen sich an.
»Es ist riskant, weil dir die Erfahrung vieler älterer Krieger fehlt«, erklärte Arngeir schließlich, »andererseits war dein Vater genauso und hat sich auch sehr jung bewiesen. Du wirst uns zu Ruhm und Sieg führen, da bin ich sicher.«
»Ich werde mir Mühe geben.«
Kétill erhob sich und trat nun auch den Rückweg in die große Halle an. Es würde eine klirrend kalte Nacht werden und die verbrachte er dann lieber im Warmen. Und vielleicht würde er doch auf den Rat seiner Mutter hören und gleich heute noch Sveinns Tochter schwängern. Dann wäre für seine Nachfolge gesorgt, vor allem wenn dieser erste Kampf, über den er das stellvertretende Kommando hatte, gleichzeitig sein letzter war. Denn die Götter riefen, wen sie riefen.
♔ ♔
Er schlief nicht mit Sveinns Tochter, sondern mit Sveinns Sohn. Nachdem das Mädchen eine Weile auf seinem Schoß gesessen und ihm geradezu anbetende Blicke zugeworfen hatte, hatte er beschlossen, mit dem Kinderzeugen doch noch ein wenig zu warten. Zwar fühlte er sich dazu bereit, Männer in den Krieg zu führen, aber vor der Schlacht des Vaterseins schreckte er noch zurück.
Bin ich also doch noch nicht erwachsen?, durchfuhr es ihn. Aber dann fielen ihm zwei, drei Kumpane seines Alters oder sogar ein wenig älter ein, die ebenfalls keine Kinder hatten, und er war wieder beruhigt. Niemand wusste, wie lange die Gefechte dauern würden, und wenn er sich die ganze Zeit um eine Frau sorgen müsste, die sein Kind trug, würde es schwer werden, sich voll und ganz auf den Kampf zu konzentrieren. Lange hing er so mit geschlossenen Augen seinen Gedanken nach, bis ihn plötzlich jemand an den Haaren ziepte. Er schreckte hoch.
»Du kleines Biest! Hatte ich meine Tür nicht abgeschlossen?«
Seine Schwester grinste frech auf ihn herab. Sie war ein hübsches Mädchen im mittlerweile heiratsfähigen Alter, die wie eine jüngere Ausgabe ihrer Mutter aussah, nur mit pechschwarzem anstatt weißblondem Haar. Aber genau wie Kétill sträubte sie sich bislang gegen die Ehe. »Die Tür war abgeschlossen, aber Eyvind hat sie entriegelt, als er schon vor Stunden gegangen ist. War wohl nicht so zufrieden mit dir.«
»Bitte, was?« Er setzte sich auf und strich sich sein Haar zurück.
Rúna prustete los. »Köstlich, Brüderchen, wie du gleich wieder Angst hast, nicht überall der Beste und Tollste zu sein.«
»Das stimmt doch gar nicht«, widersprach er, obwohl er zugeben musste, dass Rúna recht hatte. Es ging ihm dabei aber weniger um sich selbst als vielmehr um die Erwartungen, die seine Eltern an ihn stellten. Sie waren es, die immer voraussetzten, dass er überall der Beste zu sein hatte. Sein Vater aus Strenge, seine Mutter, weil sie offenbar wirklich daran glaubte, dass es so war. Sie hielt ihn für perfekt und machte keinen Hehl daraus. Das machte die Dinge nicht immer einfacher für ihn.
»Du wurdest beim Frühstück in der großen Halle vermisst«, erklärte Rúna schließlich.
»Hab’s verschlafen, wie du siehst.« Er rieb sich die Augen und streckte sich.
Sie nickte und senkte den Blick. »Denkst du, es ist dumm, was Vater vorhat?«, fragte sie schließlich.
»Wie kommst du darauf?«
»Ach.« Sie hob die Schultern und spielte mit den Fingern an einer ihrer messingfarbenen Broschen herum, die die Träger ihres dunkelblauen Überkleides hielten. »Mutter fragt sich, warum wir nicht mit dem zufrieden sein können, was wir haben. Warum es unbedingt mehr sein muss. Was brauchen wir denn unbedingt tumbrische Gebiete unter unserer Herrschaft, sagt sie, wir schlagen uns doch schon gegenseitig die Köpfe ein.«
»Du musst das anders betrachten.« Kétill streckte die Hand aus und strich seiner Schwester tröstend durchs Haar. »Warum sollten wir nicht mehr verdienen als das, was wir haben? Warum sollte Eharland ein unbedeutendes Fleckchen Erde am Rande der Inselreiche bleiben, obwohl so viele großartige Krieger aus unserem Volk hervorgegangen sind? Obwohl wir die besten Schiffe bauen? Sieh dir Tharog an. In den ganzen Inselreichen feiert man die Tharoganer als ruhmreiche Krieger, als ein Volk, das sich von niemandem unterdrücken lässt, und uns belächelt man, obwohl wir mindestens so viel vollbringen könnten wie sie. Warum sollen wir nicht herrschen? Nicht erobern? Aber in einem hast du recht: Wir sollten aufhören, uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Das haben uns sowohl die Tharoganer, als auch die Tumbrier voraus: Sie haben ihre lokalen Herrscher, Statthalter oder Grafen, aber ein Mann herrscht über sie alle und eint sie unter sich. So etwas bräuchten wir hier auch.«
»Du denkst an Vater?«
Unbehaglich hob Kétill die Schultern. »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob Vater der richtige Mann dafür wäre. Aber vielleicht ist er es tatsächlich. Das entscheiden allein die Götter. Du kennst ja die alte Prophezeiung: Erst der wiedergeborene Othán, der einäugige Gott, wird als König über Eharland herrschen.«
»Vielleicht bist du’s«, bemerkte Rúna spitz. »Wenn man Mutter danach fragen würde, wäre sie sicher absolut überzeugt davon.«
»Geh nicht so hart mit ihr ins Gericht«, bat er. »Ich glaube, sie hat sehr, sehr schwere Zeiten durchlebt, auch wenn sie nicht offen darüber spricht. Ich sehe es in ihren Augen und höre es an den Worten, die sie manchmal fallen lässt. Vater nennt sie dann ein jammerndes Weibsbild, aber ich glaube, er tut ihr damit unrecht.«
»Kann schon sein. Aber manchmal fände ich es nett, wenn sie sich daran erinnert, dass sie auch eine Tochter hat, die eigentlich nicht so werden will wie sie. Aber für sie gibt es nur dich und den toten Thóri.«
»Ach was. Sie liebt dich genauso wie mich. Und weißt du was? Ich glaube, Vater liebt dich mehr als sie.«
Rúna gluckste. »Ja, das kann sein. Zumindest bin ich der einzige Mensch, den er nicht ständig irgendwie anbrüllt.«
»Siehst du? Das nenne ich ausgleichende Gerechtigkeit. Und jetzt lass mich aufstehen, ich will ins Schwitzhaus und mich danach im Schnee rollen.«
Seine Schwester zog ihr Näschen kraus und erhob sich. »Tu das. Ich gehe ein Stück ausreiten. So hell wie heute hat die Sonne schon lange nicht mehr geschienen, man wird fast blind, wenn man in den Schnee schaut.«
»Pass auf dich auf, Schildmaid.«
Sie wandte sich in der Tür noch einmal um. »Das werde ich, Schnarchnase.«
Nachdem sie seine Kammer verlassen hatte, die in einem gesonderten Gebäude neben der großen Halle lag, stand Kétill endlich auf und streckte sich noch einmal. Ein neues Jahr hatte begonnen, und dass die Sonne an diesem Tag so strahlte und durch die Ritzen der Holzwände drang, mochte ein gutes Zeichen sein. Die Götter hatten ihre Gunst auf Eharland gelenkt.
Als er ins Freie trat und die gesamte, gleißend helle Pracht erblickte, wusste er, wohin ihn sein nächster Weg gleich nach dem Schwitzhaus führen musste: zu seinem Vater. Es war wie eine göttliche Eingebung. Er musste ihm klarmachen, dass sie einen Angriff vor Ende des Winters vorbereiten sollten.
Selten hatte sich Leân so sehr nach seinem Zuhause gesehnt wie hier und jetzt. Die Feierlichkeiten am Königshof zu den Raunächten fand er immer an der Grenze zum Unerträglichen, aber ihm und seinem Vater Gilbert blieb keine Wahl, als ihnen jedes Jahr beizuwohnen. Um fernbleiben zu dürfen, waren sie dem König beide zu wichtig.
Dieses Jahr erschien Leân alles besonders schlimm. Besonders laut, besonders stickig, besonders stinkend. Wo viele Menschen zusammenkamen und tafelten – oder eigentlich eher wie die Schweine fraßen –, stank es dementsprechend nach Essen, Schweiß und Fürzen, und wenn der Bankettsaal noch so fein sein mochte.
An einer erhöhten Tafel an der Stirnseite des Saals, saß in einem wuchtigen, mit rotem Samt bezogenen Sessel der König.
Du wirst immer feister, dachte Leân und zwang sich, den Blick abzuwenden, um nicht zu starren. Morcar war in seinen frühen Dreißigern und hatte einst als einer der hübschesten Männer der Inselreiche gegolten, aber viel war davon nicht mehr übrig. Seit ihm durch einen Reitunfall das linke Bein steif geworden war, war er träge geworden und die meiste Zeit des Tages damit beschäftigt, Karamellpudding in sich hineinzuschaufeln. Er hatte schon Gebrechen wie ein viel älterer Mann und bis vor Kurzem hatte er sich oft den fachkundigen Rat Arveds eingeholt, bis dieser es gewagt hatte, ihm nahezulegen, weniger zu essen und sich mehr an der frischen Luft zu bewegen. Seither war Arved am Hof nicht mehr gern gesehen und hatte Leân und Gilbert demnach auch nicht zu den Raunachtsfeierlichkeiten begleitet. Leân wäre nur allzu gern mit ihm zu Hause geblieben.
Etwas tat sich an der königlichen Tafel. Leân, der kaum einen Bissen gegessen hatte, blickte auf und sah, wie sich Morcar gerade über die fettglänzenden Lippen leckte, während er sich erhob.
»Wie jedes Jahr, meine lieben Untertanen, möchten Wir euch ein Lied vortragen, das Wir selbst gedichtet haben.«
Morcar sprach von sich selbst stets in der Mehrzahl, weil er der Ansicht war, so müsse ein König sich ausdrücken. Und seine Lieder waren berüchtigt. Nicht etwa, weil er ein schlechter Sänger war, denn das war er nicht. Es waren die Texte seiner Lieder. Jedes Jahr aufs Neue, seit Leân langsam zum Mann geworden war, bedeuteten sie für ihn nichts als eine albtraumhafte Demütigung. Seine Hoffnung, diesmal verschont zu bleiben, weil er ins Kloster eingetreten war und den König damit verärgert hatte, erwies sich als sinnlos, sobald der zu singen begann.
»O mein Liebster, tust Unrecht mir, fortzustoßen mich im Streit. So lang verzehrt’ ich mich nach dir, so schmerzvoll ohne dich mein Leid. Der Grafensohn war meine Freude, der Grafensohn war mein Entzücken, der Grafensohn mit den Veilchenaugen.«
Leân spürte, wie sich das wenige Essen brodelnd den Weg seine Speiseröhre hinaufbahnen wollte. Alle Blicke lagen auf ihm, jeder wusste, dass der König ihm sang. Und es gab nichts auf der Welt, was er weniger wollte als das. Er wünschte, Morcar würde ihn mit seinen Avancen ein für alle Mal in Ruhe lassen.
Eigentlich waren sie einst Freunde gewesen. Gute Freunde. In seiner Aufgabe als Sêgneur protecteur des damals noch nicht erwachsenen Königs hatte Leâns Vater Gilbert oft am Hof geweilt und ihn mitgenommen. Irgendwann hatte er sich mit dem zwölf Jahre älteren Morcar angefreundet, der oft einsam war und durch seine schwierige Art die meisten Menschen um sich herum vertrieben hatte.
»Er ist wie ein kleines Kind«, hatte Gilbert einmal bemerkt. »Er baut Dinge auf und hat eine geradezu wahnhafte Freude daran, sie danach wieder kaputtzumachen.«
Bis zu Morcars sechzehntem Geburtstag hatte Gilbert in seinem Amt de facto Tumbria regiert, aber auch danach hatte der junge König noch lange seinen Rat gesucht. Gilbert hatte versucht, ihn in die richtige Richtung zu lenken, und anfänglich hatte es so ausgesehen, als würde es gelingen. Dann aber war der Reitunfall passiert und seither kehrten sich vor allem die schlechten Seiten Morcars heraus.
»Ich will nach Hause«, raunte Leân seinem Vater zu und kämpfte gegen die Tränen.
»Ich weiß«, erwiderte Gilbert und drückte tröstend seine Hand. »Vielleicht lässt sich im Trubel der nächsten Tage ein Weg finden, dich ohne großes Tamtam zurück ins Kloster zu bringen.«
»Ich will nach Aryet Manoir.«
Der Händedruck wurde fester. »Du weißt, dass das nicht geht. Nicht jetzt. Nicht, solange der König ...« Er beendete den Satz nicht, aber Leân wusste genau, was er sagen wollte: Nicht, solange der König ein Auge auf dich geworfen hat.
Das war der Moment gewesen, in dem die Freundschaft zwischen ihnen geendet und Leâns Angst begonnen hatte. Denn Morcar war beileibe kein Mensch, der ein Nein akzeptieren konnte, vor allem nicht, wenn es ihm galt. Er hatte keine Ruhe gegeben und je mehr sich Leân gesträubt hatte, desto mehr war Morcar offensichtlich von dem Gedanken besessen, ihn zu seinem Geliebten zu machen, denn verheiratet war er bereits. Seine Frau Nenôtte, mit der Leân ebenfalls eine gute Freundschaft verband, tat ihm oft leid, denn der König behandelte sie wie ein Ding, das nur dazu da war, ihm einen Thronfolger zu gebären. Die Tatsache, dass sie ihm bislang nur eine Tochter geschenkt hatte, machte ihren Stand nicht unbedingt besser.
Und in dieser Nacht, als diese Tochter geboren wurde, hatte sich alles geändert. Morcar hatte sich bei Leân ausgeweint. Seinen Trost gesucht, seine Nähe. Und dann ...
»Leân. Leân, der König hat dich etwas gefragt.« Die Stimme seines Vaters riss ihn aus seinen Übelkeit erregenden Gedanken. Er blickte auf.
»Verzeiht. Ich konnte Euch leider nicht deutlich hören.«
Morcar verengte seine grünlichen, in dem dicken Gesicht viel zu klein erscheinenden Augen. »Du solltest aber zuhören, wenn dein König für dich singt. Möchtest du dich nicht ein wenig zu Uns setzen und einen Wein mit Uns trinken, Bruder Leanias?«
Er betonte Leâns Ordensnamen, als handelte es sich dabei um einen Scherz. Dabei war das Kloster seine einzige Ausflucht gewesen, um nicht gezwungen zu sein, Morcars Geliebter zu werden. Neben vielen anderen Dingen hatte Gilbert dem König auch eine gewisse Frömmigkeit und Gottesfurcht eingebläut, wie sie einem tumbrischen Herrscher angemessen war. Deshalb, und nur deshalb, schreckte Morcar bislang davor zurück, sich einem Mönch aufzuzwingen. Aber er hatte getobt wie ein Wilder, als er von Leâns Ordenseintritt erfahren hatte.
Jetzt allerdings musste sich Leân zumindest diesem harmlosen Wunsch nach Gesellschaft fügen, denn den König über die Maßen zu erzürnen, konnte gefährlich werden. Nicht nur für Leân selbst, sondern für seine ganze Familie. Das wollte er nicht riskieren.
»Selbstverständlich trinke ich gern einen Wein mit Euch, Majestät«, log er deshalb, stand auf und ging hinüber zur königlichen Tafel.
Er zitterte, ihm war speiübel und er hoffte inständig, dass man ihm nichts anmerkte. Er hatte Morcar trotz seines schwierigen Charakters einmal gemocht, aber nun fühlte er sich von seiner Nähe so angewidert, dass er am liebsten aus einem der kunstvoll verglasten Fenster springen wollte.
»Setz dich, lieber Freund«, bat Morcar mit samtweicher Stimme, aber in seinen Augen lag ein Lauern. »Wie geht es dir?«
Hundeelend, nachdem du mich einmal wieder vor dem versammelten Hof bedrängt hast, dachte Leân. Es war nicht nur so, dass er sich entsetzlich schämte, die unerwünschte Zuwendung durch den König machte ihm auch Feinde, denn einige unterstellten ihm und seinem Vater, nach dem Königsthron für das Haus Aryet zu trachten. Dabei konnte nichts weiter weg von der Wahrheit sein. Außerdem war es eine immer wiederkehrende Demütigung für die Königin, die Leân sehr schätzte und die sich für diesen Abend zum Glück hatte entschuldigen lassen.
»Es geht mir gut«, erklärte er schließlich, »bald rufen mich wieder die Pflichten in der Abtei.«
»So so, und welche Pflichten hat ein junger Bube in einer Abtei?«
»Ich kümmere mich um den Kräutergarten. Die Heilkunde, die mich mein Vater Arved gelehrt hat, ist sehr nützlich für die Behandlung der Kranken im Hospiz.«
»Dein Vater Arved versteht nicht annähernd so viel von der Heilkunst, wie er vorgibt. Er hat Uns geradezu schamlos behandelt, als er mit seinen Kräutertränken nicht weiterkam.«
»Das tut mir leid. Er ist nicht allwissend, aber oft kann er mit seinen Tränken heilen.«
»Nun ja, wie auch immer.« Morcar vollführte eine abfällige Geste. »Wir haben fähigere Ärzte an Unserem Hof.« Er lehnte sich nach vorn und musterte Leân wie ein Raubtier. Ihm brach der Schweiß aus. »Und, stimmt es, was man über die Klöster im Allgemeinen sagt?«
»Ich – ich weiß nicht, was Ihr meint, Majestät«, stammelte Leân und wich in seinem Stuhl zurück.
»Dass die Mönche es dort wie die Tiere miteinander treiben. Schamlos, sittenlos, hinter heiligen Mauern.«
Das würde dir gefallen, wie? Leân schluckte hart.
»Nein, es stimmt nicht. Was in anderen Klöstern los ist, weiß ich natürlich nicht, aber auf die Abtei von Fontevary trifft das nicht zu. Dort halten wir uns an das Keuschheitsgelübde, wie der Allvater es von uns verlangt.«
Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, denn Leân hatte dort sehr wohl schon Männer beim heimlichen Beischlaf in irgendeiner stillen Ecke beobachtet, aber er dachte gar nicht daran, Morcars lüsterne Gedankenspiele zu befeuern.
»Wir sind betrübt über deine Entscheidung«, erklärte der König wie schon tausendmal vorher. »Wirklich sehr betrübt.«
»Auch das tut mir leid, Majestät. Aber wenn Gott einen Menschen ruft, dann muss er diesem Ruf folgen, wenn er sich nicht zutiefst versündigen will. Und der Allvater hat den glasklaren Wunsch geäußert, mich für einige Zeit als seinen Diener in der königlichen Abtei von Fontevary zu wollen.« Leân fühlte sich schäbig, wenn er den Namen Gottes für eine Lüge benutzte, aber die Angst vor Morcars Zudringlichkeit war größer.
»Die Wege des Herrn sind unergründlich«, sinnierte der König und schob Leân seinen Weinbecher hin.
»Ja, das sind sie.« Er trank zögerlich, schon weil er die Befürchtung hatte, etwas könnte in den Wein gemischt sein, aber er schmeckte ganz normal.
Ich sollte aufhören, mich in solchen Wahnvorstellungen zu ergehen, durchfuhr es Leân. Irgendwann ist es vorbei. Wenn ich ihn nur lange genug zurückweisen kann, wird er das Interesse verlieren und sich einem anderen zuwenden.
Dieser andere tat ihm zwar jetzt schon leid, aber er würde dennoch dankbar sein, wenn derjenige seinen Platz einnahm. Hoffentlich bald.
♔ ♔
Kétill spürte alle möglichen Blicke auf sich. Überraschung, Zweifel, Interesse und auch eine Spur von Überheblichkeit, die ihn ärgerte. Ja, manche Männer belächelten ihn ob des Vorschlags, den er gemacht hatte. Aber er hoffte, dass diejenigen, die hier viel Gehör fanden – vor allem natürlich sein Vater – zumindest nachdachten über das, was er gesagt hatte.
»Von je her ist es Brauch, im Sommer zu kämpfen und im Winter zu ruhen«, erklärte dieser schließlich. »Sogar unsere Feinde halten sich daran.«
»Ich weiß«, erwiderte Kétill, »aber es brechen andere Zeiten an. Man gewinnt einen Kampf nicht mehr nur mit Stärke, man braucht auch List. Hat uns Großkönig Halvor nicht genau das gezeigt? Es war nicht nur sein Heer, mit dem er sich alles untertan gemacht hat, sondern auch geschickte Ränke und Bündnisse.«
»Und wo ist er jetzt, hm?«, fragte Olafúr provokant. »Gestürzt vom Thron und im Nichts verschwunden. In einen Fluss hat man seine nackte Leiche geworfen, heißt es. So viel hat ihm seine List also gar nicht eingebracht.«
»Es war nicht seine List, die ihn gestürzt hat«, widersprach Kétill, »es war sein Liebeswahn, in dem er sich verloren hat. Vor solchen Dummheiten sind wir hier ja wohl gefeit. Alte Regeln werden durch neue ersetzt, Vater. Und das können wir uns zunutze machen. Uns macht der Winter nichts aus, Wind und Kälte zwingen einen Eharländer nicht in die Knie, einen verwöhnten Tumbrier schon. Wir könnten diesen Umstand nutzen und sie überraschen.«
Der Jarl schnaubte. »Du bist also der Meinung, wir könnten einen Sieg nur dann erringen, wenn wir uns ehrlos verhalten?«
»Ich würde es eher so sagen: Ich bin der Meinung, dass man sich eine gute Gelegenheit nicht durch die Lappen gehen lassen sollte, nur um an einer Ehre festzuhalten, um die sich der Feind keinen Deut schert.«
»Er könnte recht haben«, bemerkte Halfdán, einer der hochrangigsten Krieger am Jarlshof. Kétill jubilierte innerlich. »Ein echter Eharländer schreckt auch vor einem Kampf im Winter nicht zurück. Und die Tumbrier respektieren uns so oder so nicht oder halten uns gar für ehrenvoll. Warum sollten wir ihnen also rücksichtsvoll begegnen? Ja, doch, unser Kétill hat recht: Wir sollten die Chance nutzen, die wir haben. Unsere Überlegenheit.«
Kétill nickte ihm dankbar zu und wandte sich dann an seinen Vater, um dessen Miene zu studieren. Er schien den Vorschlag nun tatsächlich in Erwägung zu ziehen, auch wenn es ein wenig ärgerlich war, dass er es erst tat, nachdem sich Halfdán für ihn ausgesprochen hatte. Irgendwann musste sein Vater sich entscheiden, ob er ihn ernstnehmen und ihm tatsächlich das Kommando über sein Heer überlassen, oder seine Entscheidungen wie die eines halbwüchsigen Jungen abtun wollte.
»Angenommen, ich würde deinen Vorschlag in Erwägung ziehen«, begann der Jarl schließlich, »wie würdest du vorgehen?«
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