Dark Boys kuscheln gerne - Mara Waldhoven - E-Book

Dark Boys kuscheln gerne E-Book

Mara Waldhoven

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Beschreibung

Er glaubt, vor Jahren alles verloren zu haben, was ihm jemals etwas bedeutet hat. Er hat mit seiner Vergangenheit abgeschlossen und von der Zukunft erwartet er nicht viel … Allerdings hat er nicht mit ihr gerechnet …

Emma:
"Was für eine Nacht, die peinlichste meines Lebens! So etwas kann auch nur mir passieren. Nicht nur, dass ich mit einem von meinem Ex angeheuerten Ladykiller in einem Stundenhotel gelandet bin (ohne wirklich auf meine Kosten zu kommen), stolperte ich danach auch noch IHM vor die Füße …
Sascha Fyedorov, Besitzer des vorhin erwähnten Etablissements ... und dieser sexy, düsteren Ausstrahlung, die alles andere um mich herum verblassen lässt. Ein tiefer Blick in seine stahlblauen Augen und seine kräftigen Hände auf meinem Gesicht … nur ein paar Sekunden und ich war verloren. Aber dieser Mann ist nichts für mich. Gefühle haben für ihn keine Bedeutung, er hält sein Herz unter Verschluss … Wie seine Vergangenheit, über die er niemals spricht.

„Dark Boys kuscheln gerne“ – spannend, sexy und vielleicht ein bisschen gemein. Neben "Hexenküsse schmecken besser" und "Junges Gemüse hält auch nicht ewig" ein weiteres, in sich abgeschlossenes Buch aus der Reihe „Black Stiletto Lounge“.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhaltsverzeichnis

IMPRESSUM

Willkommen in der Black Stiletto Lounge

Emma, in eigener Sache …

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Epilog

Über die Autorin

Dark Boys

kuscheln gerne

Mara Waldhoven

IMPRESSUM

Mara Waldhoven

c/o F. Olz

Kirchwegsiedlung 26

3484 Grafenwörth

[email protected]

***** Deutsche Erstausgabe Juni 2020 ***** Cover Design: Rebecca Wild, Sturmmöwen.at

Bildmaterial:

4298748 (depositphotos)

488682844 (shutterstock)

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127136468 (shutterstock)

***** Lektorat: Mag. Bettina Jakl-Dresel

*****

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form sowie die Übersetzung des Werkes sind vorbehalten und bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Autorin. Dies gilt ebenfalls für das Recht der mechanischen, elektronischen und fotografischen Vervielfältigung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Handlung und die handelnden Personen sowie deren Namen, sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden bzw. realen Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Willkommen in der Black Stiletto Lounge

Du bist keine 20 mehr, aber trotzdem, oder gerade deswegen, so richtig gut drauf.

Deine Kinder distanzieren sich deshalb von dir? Mach dir nichts draus, die kommen wieder … spätestens, wenn sie Hunger haben.

Du weißt, was du willst, mal abgesehen von den zahlreichen Must-haves in deinem Kleiderschrank, die den Weg hinaus nicht mehr gefunden haben.

Falten können dir egal sein, dein bezauberndes Lächeln lässt sämtliche Zeichen der Zeit vergessen.

Lebenserfahrung ist sexy … nur leider kannst du das nicht immer so gut rüberbringen. Dummerweise immer dann nicht, wenn der heiße Typ von nebenan um die Ecke biegt.

… Ärgere dich nicht, denn das Leben hat dich eines gelehrt, irgendwann kommt der richtige Zeitpunkt und dann schlägst du zu! Und das ohne Rücksicht auf Verluste. Eine schmerzvolle Erfahrung für das lästige, junge Gemüse, das sich immer unser Objekt der Begierde krallen will …

Trifft mindestens einer dieser Punkte auf dich zu? Dann bist du bei uns genau richtig.

In der Black Stiletto Lounge.

Und gleich geht es weiter mit unserer Vorstellungsrunde, heute ist Emma dran. Sie wartet sehnsüchtig auf ihre Scheidung, nur ihr zukünftiger Ex, der ehrenwerte Herr Richter, ziert sich ein wenig. Daher kann sie den zwielichtigen, dummerweise aber auch ziemlich attraktiven Bar- und Hotelbesitzer Sascha Fyedorov, der so überhaupt nicht in ihr wohlbehütetes und gut durchorganisiertes Leben passt, gerade gar nicht gebrauchen. Aber wie das so ist mit der Leidenschaft, auch (oder gerade?) jenseits der 40 ist sie nur schwer zu beherrschen ….

Mach es dir gemütlich, schenk dir ein Glas Rotwein ein und zünde die Duftkerzen an. Emmas und Saschas Geschichte könnte etwas länger dauern …

Emma, in eigener Sache …

Mein zukünftiger Exmann war immer sehr bedacht darauf, seine Würde zu bewahren, er hätte sich nie vor anderen lächerlich gemacht. Keine Ahnung, wie er sich selbst in diesem schwarzen Gummianzug samt Halsband und Augenbinde gesehen hat, winselnd und auf allen Vieren vor unserer Haushaltshilfe ...

Nach einer Schrecksekunde fand ich den Anblick seltsam befreiend. Es war für mich der Tropfen auf dem heißen Stein, der letzte notwendige Anstupser, um endlich gehen zu können. Meine Schwiegermutter braucht seitdem psychologische Betreuung, weil sie dieses Bild nicht mehr aus ihrem Kopf bekommt. Mein Mitleid hält sich allerdings in Grenzen, erstens habe ich sie nicht gebeten, mir uneingeladen ins Schlafzimmer nachzufolgen und zweitens konnte ich sie nie so wirklich leiden. Sie mich übrigens auch nicht, aber ich habe wenigstens ihrem Bubi niemals den hochwohlgeborenen Hintern versohlt. So etwas gehört sich in einer angesehenen Wiener Richterfamilie nämlich gar nicht.

Bitte nicht falsch verstehen, ich bin der Meinung, dass jeder seine Neigungen ausleben darf, wenn dieser Jemand jedoch permanent den Moralapostel spielt und andere wegen ihrer Schwächen verurteilt und belächelt, hat das schon einen gewissen Reiz.

Für mich war das, wie gesagt, der geeignete Vorwand, um eine Ehe, die schon lange ohne Liebe und gegenseitigem Respekt nur mehr auf dem Papier bestand, zu beenden.

Traurig war mein Mann über unsere Trennung nicht, es tut ihm aber leid ums Geld und um die schöne Wohnung, die ich jetzt zwischenzeitlich allein bewohne, und deshalb zieht sich die Angelegenheit etwas dahin. Mein Anwalt arbeitet schon intensiv daran, die Sache zu beschleunigen und zu einem guten Ende zu bringen.

Und genauso intensiv werkt meine beste Freundin an mir … Sie will mich wieder Dating-tauglich machen, damit ich mich sobald wie möglich auf den Single-Markt werfen kann. Üben, üben, üben, ist ihr Motto, und ich dumme Nuss nehme mir ihre Tipps auch noch zu Herzen. Und so nimmt mein Schicksal seinen Lauf, ungebremst von einem Fettnäpfchen ins andere.

Kapitel 1

Laut meiner Freundin Tina befinde ich mich in einer beginnenden, menopausenbedingten Midlife-Crisis. Ich habe nicht nur meinen Ehemann und eine fähige Haushaltshilfe verloren, sondern auch die Frau in mir.

Vermutlich hat sie Recht, Tina hat immer Recht, sie ist Ärztin. Gynäkologin, wenn auch nicht meine. Denn ehrlich, gibt es etwas Seltsameres, als wenn einem die beste Freundin im Pfläumchen herumwurschtelt?

Wie auch immer, ohne Tina und ihre guten Tipps würde ich jetzt vermutlich in ein prämenopausenbedingtes schwarzes Loch stürzen. Oder ich hätte einfach einen gemütlichen Abend vor mir, ohne den Stress, mich für ein ungefähr 10 Jahre jüngeres Date hübsch machen zu müssen. Weil Tina meint, dass es auch vom medizinischen Standpunkt her für mich wichtig wäre, mein weibliches Ego mit einem netten Flirt aufzupolieren.

„Zieh doch einen hübschen Rock an, wenn er dich zum Essen ausführt“, rät sie mir. Wir beraten gerade telefonisch, wie ich kleidungstechnisch meine erste erotische Fremdannäherung seit - tja, da gibt es leider nix zu beschönigen - ungefähr 18 Jahren angehe. Ich treffe mich mit Luke, einem attraktiven Mann gefühlt unter 40, dem ich seit drei Wochen, seitdem ich den morgendlichen Hundesitter für eine Nachbarin spiele, beinahe täglich bei meiner Gassi-Runde begegne. Er läuft jugendlich energetisch und ich lasse mich vom alten Hund träge durch die Felder ziehen.

Keine Ahnung, was dieser heiße Typ eigentlich an mir findet, aber er hat beharrlich um ein Treffen gebeten und schließlich habe ich nachgegeben, frau gönnt sich ja sonst nichts. Und außerdem hat mein Mann mich betrogen, ein bisschen Rache wäre also für mein Ego tatsächlich nicht schlecht. Auch wenn Frederik es vielleicht nicht unbedingt erfahren sollte. Ich will in unserem Scheidungsspiel schon aus finanziellen Gründen die Gute bleiben.

„Und bitte, beherrsch dich und geh nicht gleich mit ihm ins Bett. Zier dich ruhig ein bisschen, das schadet nicht, vor allem, wenn du ein richtiges Interesse an diesem Mann hast.“

„Ich habe kein richtiges Interesse und denke nicht daran, mit ihm zu schlafen! Du kennst mich doch!“, rege ich mich sofort auf.

„Eben, ich kenne dich und ich kenne den Richter und kann mir daher denken, wie ausgehungert du sexuell bist“, erwidert sie wenig charmant. „Frederik und du, ihr wart offensichtlich im Bett nicht unbedingt kompatibel, du mit deinem Kuschelbedürfnis und er lässt sich verhauen“, schnauft sie geringschätzig durchs Telefon, sie konnte meinen Mann noch nie leiden. Was aber nichts mit seinen ans Tageslicht gekommenen Vorlieben zu tun hat, Tina ist da nämlich sehr offen. Nein, sie findet ihn einfach versnobt und spaßgebremst. Tja, wie heißt es so schön: Stille Wasser sind tief!

„Und außerdem hat Luis gestern beim Abendessen die Befürchtung geäußert, dass Frederik dich beschatten lässt. Er meinte, er hat sicher gute Kontakte, die ihm da behilflich sein könnten, und auch die finanziellen Mittel dafür. Ich soll dir ausrichten, dass du vorsichtig sein musst“, fährt sie fort.

Diesen Einwand von Tinas Ehemann winke ich lässig ab. „Er hat mich zuerst betrogen, ist doch vollkommen egal, was ich jetzt treibe.“

„Ich wäre mir da nicht so sicher, aber du weißt hoffentlich, was du tust.“

Na ja … mir kommen schon leise Zweifel … aber schuld ist sowieso meine Freundin, die mir diesen Floh ins Ohr gesetzt hat.

„Du hast mir dieses idiotische Date eingeredet und jetzt willst du mich davor warnen? Vielleicht ein bisschen zu spät dafür!“, raunze ich ins Telefon.

„Ich will es dir nicht vermiesen, ich meinte nur – nach sorgfältiger Überlegung deiner privaten Situation –, dass du es vielleicht doch sicherheitshalber beim Essen und Flirten belassen solltest.“

Prinzipiell hat Tina ja Recht, ich sollte mich beherrschen. Aber der draufgängerische Typ bin ich sowieso nicht, ich habe noch nie beim ersten Rendezvous ungeniert herumgeschmust. Ehrlicherweise hatte ich in meinem Leben auch noch gar nicht so viele erste Dates, die in der Schule zählen nicht.

Ich schlüpfe also in einen figurbetonten, knielangen Rock (nicht so sexy, dass Luke gleich der Saft einschießt, aber – wie ich hoffe – doch genug, um ihm Lust auf mehr zu machen), prüfe den Sitz meiner Haare, ziehe den Lippenstift nach und starte los in Richtung Innenstadt. Ich bin aufgeregt, je näher ich meinem Ziel komme, desto schweißiger werden meine Hände.

Luke wartet bereits im Lokal auf mich, er sieht wirklich gut aus. Er trägt sportliche Hosen kombiniert mit einem – doch etwas gewagten - grünen, schmal geschnittenen Hemd, das seine Oberarmmuckis schön zur Geltung bringt. Ich schlucke meine Nervosität hinunter und wir begrüßen uns mit einem dezenten Wangenküsschen. Allerdings springt er davor so schnell aus seinem Stuhl in die Höhe, dass ich vor Schreck fast auf dem Nebentisch zum Sitzen komme. Aber egal, vielleicht ist er ja genauso nervös wie ich.

Das Gespräch zieht sich anfangs ein wenig und hätte er nicht so ein nettes Lächeln und diese göttlichen Nougataugen zum Dahinschmelzen, würde mir langweilig werden. Nachdem er mich über den Hund ausgefragt hat – vielleicht will er ja auch einen und ich habe den Grund unseres Treffens falsch verstanden – kommt meine Ehe dran. Brav wie ich bin, habe ich natürlich klargestellt, dass ich gerade in Scheidung lebe, nur damit er nicht denkt, ich bin eine von diesen fadisierten Ehefrauen, die sich ein jüngeres Gspusi gönnen.

Meine Ehe mit Frederik scheint ihn brennend zu interessieren, er geht in die Tiefe, gerade dass er mich nicht fragt, wie oft wir die Missionarsstellung praktiziert haben. Er möchte wissen, wann wir uns emotional verloren haben, wann mir das bewusst wurde und ob ich meinen Mann schon öfters betrogen habe. Das schon öfters kommt mir in die falsche Kehle und ich werde grantig. Ich habe ihn niemals betrogen! Das sage ich deutlich und forsch! Luke nimmt daraufhin sanft meine Hand und entschuldigt sich mit welpenhaftem Augenaufschlag. Den er wirklich gut beherrscht.

„Es tut mir leid, aber du bist eine so bezaubernde Frau, dass ich lauter Blödsinn rede“, säuselt er. „Ich bekomme dich nicht mehr aus meinem Kopf, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Deine wunderschönen Augen und dein betörendes Lächeln.“

Er wird mir jetzt ein bisschen zu schmalzig. Aber ich will mal nicht so sein, ich habe ewig darauf gewartet, endlich wieder mal einem Mann gegenüberzusitzen, dem ich gefalle und der sich um mich bemüht. Was Luke in der nächsten halben Stunde nach allen Regeln der Kunst auch tut. Er schnurrt, er balzt und er macht all das, was ein interessierter Mann beim ersten Date so macht, wenn er die Frau scharf findet. Und da kenne ich mich aus, ich habe das unlängst in einem Internetforum nachgelesen … nur für alle Fälle. Er sieht mir in die Augen, ist interessiert an dem, was ich zu sagen habe, schaut keine anderen Frauen an, nicht mal die sexy Kellnerin, und er streicht sich immer wieder über seinen nicht vorhandenen Bart und seine wunderschönen, dichten Haare, um sich für mich schön zu machen. Er bläht seine männliche Brust, streckt sich und macht sich größer. Für mich. Bingo!

Und trotzdem komme ich nur langsam in Stimmung, etwas fehlt. Das Kribbeln, diese aufgeregte Erwartung und Vorfreude auf das, was noch kommen könnte. Herzrasen, Atemnot … Stattdessen muss ich mich krampfhaft bemühen, dieses einzelne, lange Nasenhaar, das mir immer wieder ins Auge sticht (zusätzlich zum dominanten Grünton seines Hemdes) und den Glanz seiner wunderschönen Augen irgendwie verblassen lässt, zu ignorieren.

Aber egal, ich will flirten, ich will endlich wieder einmal begehrt werden, und das lasse ich mir nicht verderben. Nach dem dritten Glas Wein ist das Nasenhaar nicht mehr so wichtig und die Farbe seiner Kleidung ist auch wurscht. Sein Lächeln ist noch strahlender und der gehaltvolle Nougatblick fühlt sich an, als würde ich unter dem Schokobrunnen stehen und die geschmolzene Schokolade fließt langsam meinen Körper abwärts … Und endlich ist es da, dieses zarte Bauchkribbeln, auf das ich so lange gewartet habe. Wir zahlen und verlassen das Restaurant.

„Ich will den Abend noch nicht beenden“, flüstert er in mein Ohr, „noch Lust auf einen Drink? Ich kann nur leider nicht meine Wohnung anbieten, ich wohne mit meinem Bruder zusammen“, seine Hand streicht sanft über meinen Rücken, „aber ich kenne eine hübsche, ruhige Bar gleich in der Nähe …“ Ich kuschle mich ein bisschen an ihn. Der Wind ist kühl und sein gut gebauter Körper strahlt eine angenehme Wärme aus …

„Ein letzter Drink kann ja nicht schaden“, hauche ich und lasse mich bereitwillig in ein Taxi schieben. Während der kurzen Fahrt küsst er mich. Sanft, unaufdringlich, gerade so leidenschaftlich, dass ich Lust auf mehr bekomme. Und er steckt mir nicht sofort die Zunge in den Mund, was ich als sehr angenehm empfinde. Leise höre ich Tinas warnende Stimme in meinem Hinterkopf … nicht beim ersten Mal … aber bitte, ich bin 45 und nicht gerade die sexuell freizügigste! Sooo viele erste Male wird’s also nicht mehr geben. Schon gar nicht mit einem Mann, der attraktive 10 Jahre jünger ist und wirklich gut küssen kann.

„Du bist wunderschön, dein Mann ist ein Trottel, dass er dich gehen lässt“, säuselt er in mein Ohr, „neben der Bar gibt es ein diskretes Hotel, da wären wir ungestört für uns allein …“

Diskretes Hotel? Obacht … Kurz zögere ich, dieser Vorschlag kommt mir jetzt doch ein wenig gewagt vor … aber warum nicht! Ich wäre gerade so richtig in Stimmung für ein kleines, verbotenes Abenteuer. Und ich war noch nie in einem Stundehotel, also wann, wenn nicht jetzt?

Luke scheint es nun so richtig eilig zu haben, als hätte er Angst, ich überlege es mir doch noch anders. Kaum fällt die Zimmertür hinter uns zu, hebt er mich auf den Tisch und zerreißt mir meine sauteuren, körperformenden Spitzenstrümpfe. Aber wer hat schon etwas gegen ein bisschen Leidenschaft?

Und es kommt nun doch seine Zunge ins Spiel, wenig zurückhaltend sucht er nicht nur mein Zäpfchen hinten am Gaumen, sondern leckt mir auch noch das Makeup vom Gesicht. Feucht! Sehr feucht!

Dann nimmt er meine Hand und legt sie auf seine Hose, ich taste voller Vorfreude … finde aber nichts. Himmel, bin ich wirklich so dermaßen unerotisch, dass er noch immer keine Erektion hat? Da müsste doch längst schon was sein!

„Und jetzt zeig meinem Großen, wie du es gerne magst“, fordert er rau und öffnet sein Hosentürl.

Würde ich ja gerne, wenn sich sein „Großer“ mal aus dem Versteck trauen würde!

Ich greife und streichle und freue mich, dass Loverboy vor Lust und Freude stöhnt, auch wenn ich nicht ganz nachvollziehen kann, warum. Kann das, was ich da in den Shorts ertaste, wirklich schon das Highlight des Abends sein? Aber wer bin ich, dass ich über seine Männlichkeit urteilen darf? Es gibt kleine und große Brüste bei uns Frauen und schmale und weibliche Hüften (meine sind schon ziemlich weiblich) und so ist das halt auch in den Männerhosen. Es gibt größere und eben … kleinere ….

Nein, ich mag nicht mehr, jetzt ist mir die Lust vergangen! Weniger die Größe ist das Problem, aber dieses feuchte Geschlabber wird mir jetzt einfach zu viel. Wieso habe ich mich nur darauf eingelassen? Als Luke mir dann noch triumphierend das Kondom präsentiert, als hätte er es gerade im Busch gejagt und mir „mit Noppen, Süße“ ins Ohr spuckt, vergeht es mir endgültig.

„Du, Luke …“, wie sag ich‘s jetzt am besten, auch weil ich mir nicht sicher bin, ob er das noch mitbekommt. „Du, mir ist gerade eingefallen, dass es dummerweise nicht geht bei mir“, schnaufe ich und drücke ihn weg.

„Blödsinn“, presst er lustgequält hervor, „das verlernt man ja nicht!“

„Nein, das ist es nicht, aber eigentlich hatte ich das nicht vor, also, Sex halt.“

„Du hattest nicht vor, mit mir zu schlafen?“, knurrt er ungläubig und sieht das halbaufgerissene Kondompäckchen an, als wäre es eine Giftschlange. Dann schmeißt er es neben uns auf den Tisch. „Was machst du dann hier?“

Ich stelle meine Beine auf den Boden und richte meine Kleidung. „Ich geh dann mal lieber …“, entschuldige ich mich und ignoriere den aufflackernden Zorn in seinen Augen.

„Du gehst dann mal lieber?“, wiederholt er meine Worte und ich nicke eifrig dazu. Gleichzeitig suche ich nach etwas in Griffweite, mit dem ich mich verteidigen kann. Denn mein Date, Exdate, sieht gerade nicht sehr freundlich drein.

„Du gehst dann mal lieber?“ Noch einmal, noch ungläubiger, jetzt haben wir es wohl alle kapiert! „Was denkst du denn eigentlich? Dass ich das hier freiwillig mache, weil du so eine heiße Braut bist und ich nichts Besseres vorhabe, als das sauteure Essen für dich zu bezahlen, um dich dann in den Siebten Himmel zu vögeln?“

Jaaa, eigentlich dachte ich das schon ….

„Scheiße, wirklich nicht!“, keift er, „das ist mein Job, du Tussi! Dein Mann bezahlt mich dafür, weil er dich so besser loswird. Nur leider bist du ja so frigide, dass du ihn nie betrogen hast und wohl auch niemals wirst! Scheiße! Was für ein Scheißjob!“

Seine Worte dringen nur schwer zu mir durch, weil ich das nicht hören will. Das, was er gerade gesagt hat, ist so furchtbar, dass mein Gehirn sich weigert, die Schallwellen aufzunehmen und richtig umzusetzen.

„Freiwillig würde ich mir doch nicht gerade dich aufreißen, ich meine, sieh mich doch mal an! Und dann dich!“

Na, jetzt reichts aber. Ich nehme meine Handtasche und krame nach meiner Geldbörse. 80 Euro finde ich darin, einen Teil davon stecke ich Luke in die Shorts. Platz ist da ja noch genug!

„Den Rest bekommst du von meinem Mann, obwohl du samt deinem Minischniedel sein Geld nicht wirklich wert bist.“

Dann lege ich einen Gang zu und bin weg … mit dem Aufzug geht’s abwärts und dann im Laufschritt durch die kuschelig-düstere Lobby, als wäre ein ausgehungerter Bär hinter mir her. Ich ignoriere die beunruhigten Blicke des anwesenden Hotelpersonals, und schon stehe ich auf der Straße.

Ich laufe durch einen Tränenschleier den Gehsteig entlang, eigentlich habe ich keine Ahnung, in welchem Teil Wiens ich mich gerade befinde. Der beginnende Regen treibt mich dann nach der nächsten Straßenecke in einen hell erleuchteten, einladenden Lokaleingang. Eine Bar, perfekt! Ich brauche jetzt einen kräftigenden, allerletzten Drink, Menschen um mich herum, die mich notfalls vor diesem Sexmonster beschützen und dann ein Taxi nachhause.

Kapitel 2

Sascha

„Boss, das wird ein bisschen dauern, ist grad ziemlich voll hier unten.“

Ich runzle meine Stirn, verdammt, ich bin der Besitzer, also warum soll gerade ich auf meinen Whisky warten müssen? Wenn schon keiner meiner Angestellten es schafft, meine private Bar im Büro aufzufüllen, dann bitte, sollen sie doch wenigstens ihre Ärsche flott zu mir herauf bewegen. Es ist mitten in der Nacht und meine beiden Anwälte und ich hocken noch immer zusammen. Und das werden wir wohl noch länger, weil der Grund unseres Meetings ausgesprochen unangenehm ist. Es steht eine Klage wegen Zwangsprostitution im Raum. Was einen Rattenschwanz an anderen Unannehmlichkeiten nach sich zieht. Als wären sämtliche Behörden aus ihrem frühlingshaften Dämmerschlaf erwacht und nur mehr damit beschäftigt, mir nachzusteigen. Drogen, Steuer und sogar das Marktamt. Es wurde aus einem einzigen Grund noch keine Anklage erhoben und auch keine Hausdurchsuchung durchgeführt … ein paar der Stammgäste meines diskreten Hotels Zur Fünferstiege, die auf meine Verschwiegenheit zählen, haben in diesem Land einiges zu sagen … und solange das so bleibt, werden sie mich schützen, schon in ihrem eigenen Interesse.

Aber sie erwarten von mir, dass ich diese Probleme umgehend löse.

Was keine Schwierigkeit darstellen sollte, denn Huren haben in meinem Etablissement keinen Zutritt, außer jemand bringt sich selbst ein niveauvolles Escort mit. Aber am Barhocker auf Kundschaft wartend haben diese Damen bei mir nichts verloren und ich verfüge auch über kein Hinterzimmerchen, in dem ich von Loverboys abgerichtete und mit Drogen vollgepumpte junge Dinger aufbewahre. Suchtmittel sind sowieso ein absolutes No Go, meine Gäste sind nur nach einem süchtig, nach heimlichem, geilem Sex.

Was die Hygiene betrifft, braucht sich auch keiner zu beschweren, bei mir wird sauber gevögelt.

Und der Steuerkram? Da stelle ich mich seit Jahren blöd, wofür bezahle ich einen spitzfindigen Steuerberater und fähige Rechtsanwälte.

Wer mir das eingebrockt hat? Ich vermute mal ein Kunde, den ich unlängst vor die Tür gesetzt habe, weil er meine Bedienung blöd angemacht hat. Dummerweise ein hoher Botschaftsangestellter, Russe, mit denen kann ich nicht. Ein nachtragendes, überhebliches Gesocks, um das ich schon rein aus familiären Gründen einen großen Bogen mache.

Die Situation verlangt also definitiv nach einer Flasche Whisky meiner Lieblingsmarke, den ich mir wohl selbst holen muss, wenn ich ihn noch vor dem Frühstück haben will.

Ich entschuldige mich kurz bei meinen Rechtsberatern und verlasse mein Büro, um in die OpaqueBar, die auch für „normale“ Gäste geöffnet ist, zu marschieren. Sie ist vom Stundenhotel räumlich getrennt und nur ich habe einen verstecken direkten Zugang. Den ich jetzt eilig durchquere, da ich es kaum erwarten kann, meinem Barchef Dan gehörig den Kopf waschen, weil er es an Respekt mangeln lässt. Ich habe hier das Sagen und wenn ich ihm befehle, mir einen Drink rüberzubringen, wobei mir ja prinzipiell wurscht wäre, wer ihn bringt, hat das gefälligst auch blitzartig zu geschehen.

Das Geschäft läuft auch heute Abend gut, wie gewohnt. Die Drinks meiner Bar sind legendär, wie auch die geschmackvolle Musikauswahl. Jeden Freitag gibt es Livemusik und besonders die Jazzsessions, die hier schon gespielt wurden, sind so manchen Gästen unvergesslich geblieben. Versteht sich von selbst, dass die Zimmer nebenan danach immer gut gebucht sind. Auch so manches gut eingespielte und daher leicht fadisierte Ehepaar hat mal Lust auf etwas Neues und nach ein paar Gläsern Wein und stimmungsvoller Musik geht’s dann oft ziemlich ab bei den Herrschaften.

Ich begrüße einige Stammgäste mit Handschlag und gebe mir im Vorbeigehen wie üblich den kurzen, freundschaftlichen Schlagabtausch mit Rudi, der ein paar Häuser weiter ein kleines, aber feines Puff samt Massagesalon sein Eigen nennt. Er ist mir jederzeit als Gast herzlich willkommen (wie auch umgekehrt), aber selbst seine Damen müssen draußen bleiben. Sogar ich bewege mich zu ihm hinüber, wenn mir der Sinn nach einer entspannenden Ganzkörperbehandlung steht. Was allerdings nur alle heiligen Zeiten einmal vorkommt, weil ich in der Regel gut versorgt bin.

Ich schiebe mich zu Dan an den Tresen, der mir unangebracht vertraulich zuzwinkert. „Hey Boss, wollen Sie sich heute mal selbst bedienen?“

Das ist jetzt aber nicht sein Ernst! Sehe ich aus, als hätte ich gerade ein Stimmungshoch und daher Lust auf ein freundschaftliches Geplänkel mit meinen Angestellten? Ich blitze den respektlosen jungen Kerl scharf an und der kapiert sofort. „Verzeihung, war nur ein Scherz, kommt in einer Minute.“ Brav, wenigstens weiß er die Zeichen zu deuten.

„Eine Flasche, du weißt von welchem“, brumme ich versöhnt und lasse meinen Blick eher gelangweilt über die Gäste schweifen. An einer Frau mit längeren, dunkelblonden Locken bleibt er hängen. Sie sitzt mit leichter Schlagseite auf dem Barhocker und starrt frustriert in ihr Glas. Sie bringt meine inneren Alarmglocken zum Läuten, weil sie dermaßen mies drauf zu sein scheint, dass sie mir möglicherweise einige Gäste vergraulen wird.

Ich winke Dan erneut zu mir und deute dezent in ihre Richtung. „Ist die high?“, frage ich leise und mein Barchef schüttelt nach einem kurzen Kontrollblick den Kopf.

„Nein, nur zu viel getrunken. Ich werde ihr jetzt ein Taxi rufen. Sie erzählte vorhin irgendetwas von einem viel zu kleinen Schniedel und einem winselnden Ex … ziemlich durchgeknallt die Gute.“

„Hat sie unsere Gäste belästigt?“ Ich bin beunruhigt.

„Nein, sie hat allerdings den Hofrat gefragt, ob seine Kronjuwelen auch eine ordentliche Größe haben.“

Mir bleibt die Luft weg. „Und das nennst du nichtbelästigen?“

„Er und seine Begleitung haben das witzig gefunden. Hätte nicht viel gefehlt und der alte Zausel hätte sich beide Damen mit nach drüben genommen, heute Nacht wächst der noch über sich hinaus, garantiert.“

Ich seufze und starre auf die Frau, die ihr nun leeres Glas gedankenverloren zwischen den Fingern dreht. Sie hebt ihren Kopf und unsere Blicke treffen sich … Ihre Augen glänzen verdächtig. Ich sollte sie ignorieren und meinem Personal überlassen, hab gerade wirklich andere Probleme, als für Blondie Seelentröster zu spielen.

Und schon stehe ich neben ihr, weiß der Himmel warum!

Sie sieht mich mit verschleiertem Blick an, die hat definitiv einige Drinks zu viel. Plötzlich hebt sie ihre Hand und bohrt ihren Zeigefinger in meine Brust.

„Hey, wer bist du denn, Schnucki?“, lallt sie, dann deutet sie, ohne meine Antwort abzuwarten, auf ihr leeres Glas. „Denkst du, da gibt‘s noch was davon?“

Der folgende Augenaufschlag ist zuckersüß und ich frage mich, wie sie den in ihrem Zustand so hinbekommt.

Aber Schnucki lässt sich davon nicht beeindrucken, für die Dame ist die Bar ab sofort geschlossen. Davon gibt es garantiert nichts mehr!

„Ich werde Ihnen ein Taxi rufen, fahren Sie nachhause“, sage ich streng.

„Wer bist du, dass du über mich bestimmen kannst?“ Besoffen und aufmüpfig, das hab ich besonders gerne.

„Sie befinden sich in meiner Bar, also kann ich Sie sehr wohl nachhause schicken, wenn ich feststelle, dass Sie genug haben“, erkläre ich möglichst ruhig und nur ein ganz kurzes Zucken ihrer Mundwinkel deutet daraufhin, dass sie überrascht ist. Eine Weile ist sie still, weiß offensichtlich nicht, was sie erwidern soll. Oder sie hat dank ihres Pegels einfach nicht verstanden, dass ich hier das Sagen habe.

Nach einer Nachdenkpause lässt sie die Stirn leidend auf ihre verschränkten Arme sinken, deshalb verstehe ich den folgenden Satz nur sehr schwer.

„Ich will nicht dorthin, das gehört noch immer ihm und er bezahlt dafür, dass er mich vögelt.“

Shit, doch eine Professionelle? Ich war mir sicher, dass sie keine ist. Und normalerweise kann ich mich sehr gut auf mein Bauchgefühl verlassen.

Sie hebt ihren Kopf, schiebt sich die Haare aus dem Gesicht und ich sehe die Tränen an ihren Wimpern hängen – gar nicht gut. Ich bin leider einer von den Männern, die sich durch Frauentränen ziemlich schnell weichkochen lassen, auch wenn man mir das nicht unbedingt ansieht. Vorausgesetzt es ist die richtige Frau. Bei Leni hat es zumindest immer super funktioniert, die wusste genau, wie sie mich nehmen muss. Leni, Shit, ich will jetzt nicht an sie denken!

„Ich kann gar nicht verstehen, dass der Kerl sich gerade diesen Job ausgesucht hat, bei der Größe …“, raunzt die Blonde weiter und kramt in ihrer Handtasche herum. Dan stößt mit sorgenvollem Blick zu uns und reicht ihr ein Taschentuch.

„Ich hab ihn nicht mal gefunden, also nicht gleich, obwohl ich es natürlich zuerst gar nicht vorhatte … Tina hat mich gewarnt, nicht vor Schniedeln sondern vor der Situation an sich.“ Sie putzt sich die Nase und sieht mich dabei beifallsheischend an, als müsste ich jetzt verstehen, worüber sie da gerade faselt.

Diese Frau muss high sein! Das offensichtliche Chaos in ihrem Kopf kann doch nicht nur der Alkohol allein bewirken! Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände, um ihr prüfend in die Augen sehen zu können. Nein, keine erweiterten Pupillen.

„Was meinst du?“, fragt sie leise. Ihr Blick klammert sich hilfesuchend an meinen und die Mutlosigkeit in ihren Augen ruft diesen verflixten Beschützerinstinkt in mir hervor, der langsam aber sicher in einer Erektion enden wird, wenn ich nicht aufpasse. Weil ich beim Sex total auf schwache Frauen stehe, die brav das tun, was ich verlange. Und damit meine ich keine abartigen Dinge, nein, ein flottes auf die Knie sinken und ein unterwürfiger Augenaufschlag genügen mir schon und erleichtern die Sache ungemein. Vor allem, wenn es - wie meistens - schnell gehen muss.

Meine Hände schließen sich fester um ihr Gesicht und ich kann nicht anders, als ihr gierig auf die vollen, bebenden Lippen zu starren … Ihre Haut fühlt sich an wie warmer Samt. Viel zu gut, es fühlt sich alles viel zu gut an. Sie wehrt sich auch nicht gegen meine doch intime Berührung, im Gegenteil, ihre Wangen schmiegen sich bedürftig in meine Handflächen, als würde sie in diesem Moment nichts mehr brauchen als meine Nähe … Ich überdenke meine Pläne für die kommende Nacht, meine Anwälte können warten.

„Aber nicht, dass du denkst, ich bin eine von den Frauen, die sich über die körperlichen Schwächen anderer lustig machen, außer natürlich, die wollen mich verarschen!“, flüstert sie und endlich schaffe ich es, meine Finger von ihr zu nehmen. Keine Ahnung was mich daran hindert, der Süßen jetzt einen schnellen Frustfick zu gönnen, aber etwas in mir weigert sich, ihre Verletzlichkeit auszunutzen.

Ich schaue sie übertrieben streng an. „Wie auch immer, Schlafenszeit, meine Dame. Dan ruft Ihnen ein Taxi und Sie begleiten mich jetzt schön brav vor die Tür.“ Ich muss dieses Theater schnellstens beenden, die anderen Gäste und meine Angestellten werden schon neugierig.

Dan tut wie geheißen und ich helfe der Frau vom Hocker, sorge dafür, dass Sie ihre Tasche nicht stehen lässt und nehme den Mantel, den ein Mädel vom Service bringt, für sie in Empfang. Ich helfe ihr höflich hinein, was etwas mühsam ist, weil sie das linke Armloch nicht findet, und schiebe sie dann sanft, aber entschlossen aus dem Raum. Das Taxi steht schon vor der Tür und gerade als ich sie hineinverfrachten will, krümmt sie sich zusammen und kotzt mir vor die Füße.

Was raus muss, muss raus. Jetzt bin ich heilfroh, dass ich mich beherrscht habe und sie nicht schon in meiner Suite im obersten Stockwerk des Hotels gelandet ist.

„Die Betrunkene nehme ich nicht mit, das können Sie vergessen“, regt sich der Taxler auf, „die kotzt mir garantiert in mein Auto.“

Naheliegend … Ich unterdrücke Frust und Ekel und winke dem Security Sedan, der zuerst so tut, als hätte er das Malheur nicht gesehen, weil es ihn graust. Dann schleppt er seinen wuchtigen Körper doch langsam zu uns.

„Ich will nicht nachhause“, jammert unser Gast und sieht mich flehend an.

Ich sollte einen meiner Angestellten bitten, sie zu fahren, allerdings besteht die Gefahr, dass sie dann unsere Limousine verdreckt. Und in meinem eigenen Wagen will ich sie in diesem Zustand schon gar nicht haben.

„Was machen wir mit der Mutti?“, fragt Sedan und glotzt naserümpfend auf den Inhalt ihres Magens auf dem Boden.

„Ich will nicht nachhause, nicht so“, wimmert es erneut neben mir und ich ergebe mich meinem Schicksal. Die werde ich heute Nacht nicht mehr los, wenn auch auf andere Weise als angedacht. Ich kann nicht anders, sie erinnert mich mit diesem verzweifelten Blick und den tränennassen Wangen inklusiver verschmierter Wimperntusche und verwuschelten Haaren gerade an ein kleines Vögelchen, das aus dem Nest gefallen ist und nicht weiß, wie es wieder hineinkommt. Falls die Eltern es überhaupt noch haben wollen. Und vermutlich weiß sie auch gar nicht mehr, wo ihr Nest überhaupt ist.

Ich nehme die Handtasche an mich, ignoriere ihren schwachen Protest, zu mehr ist sie nicht mehr fähig, und suche in dem typisch weiblich chaotischen Innenleben nach der Geldbörse. Sie beobachtet mich mit großen Augen, wie ich in ihren Habseligkeiten wühle. Unhöflich und an der Grenze zum Verbotenen, aber ich will mich absichern.

Ich sehe mir den Namen auf Kreditkarte und Führerschein an. Emma Schmitts, meine Güte, was für ein hausbackener Name. Nach einer kurzen Kontrolle des Restes ihrer Habseligkeiten bin ich beruhigt, nichts deutet daraufhin, dass sie eine Professionelle ist. Die Frau ist einfach komplett hinüber. Ich gebe ihr die Tasche zurück.

„Bring sie ins Hotel. Liz soll sie in ein freies Zimmer verfrachten und aufpassen, dass sie sich benimmt und brav ins Bett geht“, bestimme ich schweren Herzens. „Und bitte auch fragen, ob wir jemanden benachrichtigen sollen, falls sie sich an diesen Jemand überhaupt noch erinnern kann … und irgendwer soll sofort diesen Mist von der Straße putzen. Nicht, dass da noch wer ausrutscht. Ekelhaft.“ Ich seufze nochmals aus tiefster Seele, dann mache ich mich wieder auf den Weg hinein, um den hochprozentigen Seelentröster, den ich jetzt wirklich nötig habe, zu holen. Ich hätte den Termin mit meinen Anwälten erst gar nicht unterbrechen sollen.

„Na komm mal mit Muttchen, wir bringen dich ins Bett. Da kannst du deinen Rausch ausschlafen“, höre ich Sedan tröstend brummen. Ich verzeihe ihm diese respektlose Anrede, vermutlich betitelt er jede Frau jenseits der 30 so. Wenn der mich mal Vati nennt, dann gnade ihm Gott!

Kapitel 3

„Frau Emma, da sind Sie ja wieder. Sie wissen sicher, welche Schokolade ich meinem Enkerl immer mitbringe.“ Als ich den Laden, in dem ich hin und wieder aushelfe, betrete, werde ich schon sehnsüchtig erwartet. Von der Besitzerin Renate und der alten Dame, die pünktlich wie ein Uhrwerk jeden Donnerstagvormittag zu mir ins Geschäft kommt.

„Aber natürlich Frau Wegner, Sie kaufen immer die Doppelnougat und die Crème-Karamell“, helfe ich ihrem Gedächtnis auf die Sprünge. Statt sich zu bedanken, sieht mich die Stammkundin vorwurfsvoll an.

„Wo waren Sie denn am Vormittag, wäre heute nicht Ihr Vormittag gewesen? Ich habe mir schon große Sorgen gemacht. Ich musste jetzt extra nochmals kommen. Frau Renate wollte mir nicht sagen, wo Sie sind … na, wenigstens kommen Sie überhaupt noch.“

Ich lege die gewünschten Schokoladen auf den Verkaufstisch. „Ich hatte einen privaten Termin, Frau Wegner, ausnahmsweise, aber jetzt bin ich wieder da für Sie“, lächle ich und rechne ab. Privater Termin ist gut, ich habe meinen Rausch in einem fremden Bett ausgeschlafen. Ausgerechnet in dem Hotel, aus dem ich kurz davor geflüchtet bin.

Sofort nach dem Aufwachen habe ich dieses Etablissement still und heimlich – nein, zugegeben, eher panikartig - verlassen. Ohne mich zu verabschieden oder nach dem Zimmerpreis zu fragen. Du meine Güte, ich bin eine Zechprellerin! Aber das war alles so peinlich, dass ich niemanden sehen wollte. Schon gar nicht den Mann, der mich in meiner vagen Erinnerung aufgelesen hat.

Die Kopfschmerzen heute Morgen waren die Hölle und sind trotz eiskalter Dusche und starkem Kaffee samt Tablette immer noch nicht ganz verschwunden. Und das schlechte Gewissen quält mich zusätzlich, weil ich mich so richtig zum Affen gemacht habe. Leider hilft gegen Blödheit keine Kopfwehtablette.

„Das wird mir jetzt auch nicht mehr viel nützen, alles wird schlimmer, und nun auch das. Also ohne den Laden … ich weiß gar nicht, wie das werden soll“, seufzt Frau Wegner und wirft meiner Chefin einen verletzten Blick zu. „Dass Sie uns das antun, Frau Renate, also wirklich, das Viertel stirbt … und Sie leisten einen Beitrag dazu“, keppelt sie und verlässt kopfschüttelnd das Geschäft.

„Wie hat sie davon schon erfahren?“, frage ich verwundert. Die Stammkundin hat auf die geplante Geschäftsschließung in einem Jahr angespielt, die eigentlich noch gar nicht offiziell ist. Renate hat sich erst vor kurzem dazu entschlossen, ihren wohlverdienten Ruhestand in ein paar Monaten anzutreten.

Die Ladenbesitzerin seufzt und schüttelt sorgenvoll ihren Kopf. „Ich vermute mal vom Briefträger. Der hat gehört, wie ich mit dem Vermieter gesprochen habe, wegen der eventuellen Kündigung. Furchtbar, dieser Bezirk ist ein Dorf, nichts bleibt verborgen.“

Sie geht zum Regal mit den Trinkschokoladen und schlichtet nach. Ich komme endlich dazu, meine Jacke auszuziehen und in die kleine Kammer neben der Umkleidekabine zu hängen.

„Emma, mein Angebot war übrigens ernst gemeint. Überleg dir doch, ob du das Geschäft nicht übernehmen willst. Es geht doch gut, natürlich müsste man einige Umbauarbeiten vornehmen nach all den Jahren, vielleicht das Sortiment ein bisschen auffrischen und erweitern, eventuell ein paar Bücher … und du errätst nie, was ich vom Vermieter erfahren habe …“

„Renate, ich kann das nicht tun, ich kann doch kein Geschäft führen und auch finanziell kann ich mir das gar nicht leisten. Ich lasse mich gerade scheiden und weiß nicht, wie es weitergeht, eben auch mit meinen Geldmitteln. Ich habe keinen finanziellen Polster, um dir beispielsweise die Ablöse zahlen zu können oder zu renovieren. Ich kann mich jetzt unmöglich verschulden und ziemlich sicher bekomme ich auch keinen Kredit für etwaige Investitionen“, erkläre ich schweren Herzens. Denn es würde mich reizen, diese Herausforderung wäre genau der Neustart, den ich mir insgeheim wünschen würde.

---ENDE DER LESEPROBE---