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Daten mit Stil an einem der schönsten Strände Griechenlands. Selbstbewusste Singles mit Niveau suchen die wahre Liebe und finden sie auf Kreta … und vielleicht noch die eine oder andere vielversprechende Überraschung …
Phelia hat ihren Traumjob gefunden. Bereits den zweiten Sommer trägt die gebürtige Griechin die Verantwortung für das exklusive Dating Hotel Cretan Heartbeat im malerischen Süden Kretas. Sie ist trotz eigener Enttäuschungen überzeugt, dass jeder den passenden Deckel finden kann und dass es diese einzigartige, tiefe Verbindung zwischen zwei Menschen tatsächlich gibt. Manchmal braucht es dazu einfach mehrere Anläufe, romantische Sonnenuntergänge und die professionelle Hilfe eines erfahrenen Dating-Teams.
Beruflich läuft für Phelia alles nach Plan … bis eines Tages ein geheimnisvoller Gast in dem von ihr geleiteten Singleparadies eincheckt, der sie nicht nur beruflich herausfordert. Vom ersten Moment an provoziert er sie mit seinem anmaßenden, arroganten Auftreten, das keinen Zweifel daran lässt, dass er gewohnt ist, Befehle zu erteilen … und dass er erwartet, diese auch schnell umgesetzt zu bekommen. Phelia denkt jedoch nicht daran, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Ihr Hotel, ihre Befehle!
Der Gast ist König, doch gibt es Grenzen … selbst wenn fesselnde Blicke aus tiefblauen Augen und ein provokantes, sexy Lächeln diese immer mehr verschwimmen lassen.
Da hilft auch kein Ouzo mehr, um entspannen zu können …
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Inhaltsverzeichnis
IMPRESSUM
Über das Buch
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Danke
LESEPROBE: Ouzo mit Herz, Samantha und Aris
LESEPROBE: OUZO MIT DAEMON
„Ouzo mit dem perfekten Match“ © Mara Waldhoven, 2024
Alle Rechte vorbehalten
***** Mara Waldhoven Kirchwegsiedlung 26
3484 Grafenwörth
***** Deutsche Erstausgabe Juni 2024 ***** Cover Design: Rebecca Wild, Sturmmöwen.at
Bildmaterial:
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42951257 (depositphotos)
155809202 (shutterstock)
***** Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form sowie die Übersetzung des Werkes sind vorbehalten und bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Autorin. Dies gilt ebenfalls für das Recht der mechanischen, elektronischen und fotografischen Vervielfältigung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Handlung und die handelnden Personen, sowie deren Namen, sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden bzw. realen Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt. Und auch die Orte der Handlung, insbesondere das Hotel der Herzen sind nur ein Phantasiegebilde der Autorin.
Daten mit Stil an einem der schönsten Strände Griechenlands. Selbstbewusste Singles mit Niveau suchen die wahre Liebe und finden diese auf Kreta … und vielleicht noch die eine oder andere vielversprechende Überraschung …
Phelia hat ihren Traumjob gefunden. Bereits den zweiten Sommer trägt die gebürtige Griechin die Verantwortung für das exklusive Dating Hotel Cretan Heartbeat im malerischen Süden Kretas. Sie ist trotz eigener Enttäuschungen überzeugt, dass jeder den passenden Deckel finden kann und dass es diese einzigartige, tiefe Verbindung zwischen zwei Menschen tatsächlich gibt. Manchmal braucht es dazu einfach mehrere Anläufe, romantische Sonnenuntergänge und die professionelle Hilfe eines erfahrenen Dating-Teams.
Beruflich läuft für Phelia alles nach Plan … bis eines Tages ein geheimnisvoller Gast in dem von ihr geleiteten Singleparadies eincheckt, der sie nicht nur beruflich herausfordert. Vom ersten Moment an provoziert er sie mit seinem anmaßenden, arroganten Auftreten, das keinen Zweifel daran lässt, dass er gewohnt ist, Befehle zu erteilen … und dass er erwartet, diese auch schnell umgesetzt zu bekommen. Phelia denkt jedoch nicht daran, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Ihr Hotel, ihre Befehle!
Der Gast ist König, doch gibt es Grenzen … selbst wenn tiefgehende Blicke aus tiefblauen Augen und ein provokantes, sexy Lächeln diese immer mehr verschwimmen lassen.
Da hilft auch kein Ouzo mehr, um entspannen zu können …
MIK
Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. „Ich muss los, Thorsten, du weißt, was ich will“, wende ich mich zum Abschied an den Regisseur. Der nickt müde. „Ja, Boss, einen anspruchsvollen Film. Ich weiß.“
Sein Ton gefällt mir nicht. „Was stört dich daran? Warum klingst du so frustriert?“
„Wir könnten viel mehr Filme in der gleichen Zeit fertigstellen, wenn wir nicht immer so ein …“, Thorsten hebt den Zeigefinger, um seine sarkastisch gemeinten Worte mit in die Luft gezeichneten Anführungszeichen zu betonen, „… anspruchsvolles Drehbuch hätten.“
„Ich will gehobene Erotik, Qualität statt Quantität. Billige Schmuddelfilmchen kann jeder“, knurre ich und bin diesen Satz langsam wirklich leid. Warum muss ich unseren Unternehmensgrundsatz immer wieder betonen? „Ich bin mir sicher, unsere Darsteller bekommen das gut hin. Wenn du dich damit überfordert fühlst, lass es mich bitte zeitnah wissen.“ Der Regisseur zuckt kaum wahrnehmbar zusammen. „Nein, natürlich nicht“, murmelt er ergeben und ich nicke zufrieden. Nichts anderes habe ich erwartet.
Nachdem das geklärt ist, gibt es von mir noch ein lobendes Lächeln für Jasmin und Christoph, die von der soeben abgedrehten, heißen Szene etwas geschafft wirken, und ich verlasse zügig das Set. Ich bin spät dran und beeile mich in die Büroetage zu kommen. Ich habe Zeitdruck, weil ich morgen nach Kreta fliegen muss, um in unserer neuesten Errungenschaft, ein Dating Hotel der Luxusklasse, nach dem Rechten zu sehen.
Das Hotel Cretan Heartbeat im Süden der Insel läuft sehr gut, aber manchmal muss der Eigentümer Präsenz zeigen, neue Ideen einbringen und entschlossen umsetzen. Wenn auch wie in meinem Fall erst einmal inkognito. Nach der Übernahme laufen alle geschäftlichen Angelegenheit weiterhin über die Rechtsanwaltskanzlei unseres Unternehmens, das ich gemeinsam mit meinem Kompagnon Viktor leite. Genauer gesagt leite ich und er lässt mich größtenteils machen. Was auch vollkommen in Ordnung ist, denn ich entscheide gerne und richtig.
Bis jetzt sind wir nicht offiziell in Erscheinung getreten und das nutze ich bei meinem Antrittsbesuch aus. Eines haben meine bisherigen Erfahrungen deutlich gezeigt, wenn der Boss sich ankündigt, läuft alles besser als sonst. Ich will aber wissen, wie es tatsächlich läuft.
Ich hatte anfangs auch so meine Zweifel die Übernahme betreffend, aber unser langjähriger Anwalt hat uns eindringlich dazu geraten, unser Geschäftsfeld zu erweitern. Er ist wie Viktor der Überzeugung, dass ein Dating Hotel gut zu unseren Pornoproduktionen passt. Mir war anfangs der Zusammenhang nicht ganz klar, aber wie es aussieht, war der Tipp richtig und dieses spezielle Urlaubsresort ist eine wahre Goldgrube. Nur leider schläft die Konkurrenz nicht und Häuser dieser Art schießen aus dem Boden wie die Schwammerl. Es ist daher an der Zeit, ein bisschen mehr Schwung in die Sache zu bringen und damit den Vorsprung zur phantasielosen Konkurrenz auszubauen. Mir schwebt da etwa ein stilvoller Spielbereich für die BDSM-Fans unter unseren Gästen vor. Bondage-Workshops und Tantramassagen könnten das Angebot abrunden und dem zahlungskräftigen, experimentierfreudigen Single einen unvergesslichen Aufenthalt ermöglichen.
Außerdem strebe ich einen Wechsel in der Führungsebene an, denn eine weibliche Leitung erscheint mir unpassend für meine geplanten Vorhaben. Ich habe prinzipiell nichts gegen Frauen in der Chefetage, aber in unserem Fall wäre mir wesentlich wohler, wenn ein erfahrener Mann an der Spitze des Hotels stehen würde. Bis jetzt habe ich die Dame jedoch unbehelligt machen lassen, denn ich habe neben dem Tagesgeschäft keine Zeit gefunden, mich in Ruhe den personellen Veränderungen zu widmen. Da fällt mir ein, dass ich ihre Personalakte nicht angefordert habe, ich habe ihren Lebenslauf bei der Übernahme nur überflogen und habe mir stressbedingt nicht einmal den Namen gemerkt. Ganz gegen meine sonstige Gewohnheit, habe ich mich in dieser Sache voll und ganz auf die Beurteilung von Viktor und unseren Anwälten verlassen. Jetzt muss mich die Qualifikation der Hotelmanagerin auch nicht mehr interessieren, denn mein Entschluss ist gefasst: Ich werde sie zumindest eine Ebene hinunter versetzen oder, wenn sie Zicken macht, vielleicht sogar kündigen.
Am Weg in mein Büro lege ich noch einen Stopp bei Viktor ein. Ohne anzuklopfen, reiße ich seine Tür auf und er zuckt ertappt zusammen.
„Guckst du schon wieder Pornos der Konkurrenz?“, ziehe ich ihn auf und er lässt sich mit einem leidenden, schiefen Grinsen im Bürosessel zurücksinken. „Den Schund sehe ich mir doch nur zu Recherchezwecken an.“
Klar! Ich setze mich gegenüber und er schiebt mir die Aufnahmen einer jungen Frau über den Tisch. Es handelt sich dabei um die typischen Bilder, die wir tagtäglich erhalten. Üblicherweise befasse ich mich damit gar nicht, denn das Casting ist Viktors Verantwortungsbereich.
„Tamina, vierundzwanzig Jahre alt. Sie träumt schon immer davon, eine niveauvolle Pornodarstellerin zu sein“, erklärt er mit leichtem Spott in der Stimme. Weil sie angeblich alle davon träumen. „Wäre die nichts für dich? Du stehst doch auf diesen orientalischen Typ.“
„Habe ich jemals eine unserer Darstellerinnen gevögelt?“, frage ich verstimmt und betrachte stirnrunzelnd das Foto, das Tamina liegend und nur mit einem schwarzen Spitzenhöschen bekleidet zeigt. Natürlich beschränkt sich mein Interesse auf das Geschäftliche. Dieses Mädchen ist mir persönlich auch zu jung und hat bereits zu viel an sich machen lassen. „Die sind ja auch nicht echt, gibt es denn keine Frau mehr am Markt mit echten Brüsten? Die stehen ja ab wie zwei Bojen, wenn sie am Rücken liegt.“
„Vögelst du überhaupt? Verstehe gar nicht, wie du das aushältst“, murmelt Viktor, ohne auf meine Kritik einzugehen. „So ganz ohne Sex.“
„Ich habe Sex“, rechtfertige ich mich, auch wenn das niemanden etwas angeht. Und Viktor schon gar nicht. „Allerdings garantiert nicht mit einer Frau, die wir bezahlen. Schon mal etwas von beruflichem Abhängigkeitsverhältnis gehört?“, weise ich ihn auf unsere Verantwortung hin.
„Ja, schon klar. Dann wünsche ich dir wenigstens viel Glück bei den sexhungrigen alleinstehenden Damen, die in unserem Hotel auf Kreta ihr perfektes Match suchen. Da müsste doch etwas Passendes für dich und deine hohen Ansprüche dabei sein“, provoziert Viktor mich weiter. Bevor ich etwas weniger Freundliches erwidern kann, wird sein Blick ernst und heftet sich konzentriert auf das von mir kritisierte Bild. So ist mein Partner eben und ich kenne ihn lange genug, um mich auf seine Gedankensprünge einstellen zu können. „Natürlich wird da immer etwas gemacht, was erwartest du denn? Wenn es um das reine Vergnügen geht, stehen die meisten Männer auf ordentliche Oberweiten. Jeder pfuscht da an sich herum, nicht bloß die Mädels. Denk nur an den Minischwanz von Klaus, den konnte die Kamera gar nicht einfangen, bevor er sich unter das Messer gelegt hat. Und leider ist es, wie es ist, wenn es bei den Jungs in der Mitte und bei den Damen oben herum fehlt, nutzt das ganze schauspielerische Talent nichts.“
Ja, da hat er wohl recht, auch wenn Klaus nach seiner Penisvergrößerung meiner Meinung nach zu üppig ausgestattet ist. Der platzt auch im Ruhezustand fast aus seiner Hose und es sieht so aus, als würde er mit einer Dauererektion herumlaufen. Die Verkaufszahlen beweisen allerdings, dass Ballonbrüste und Riesenschwänze gefragt sind. Zumindest beim Film.
Viktor wirft einen Blick auf sein Handy und seufzt leise. „Ich muss dich jetzt leider hinausschmeißen, denn ich habe in ein paar Minuten einen Call mit der Agentur. Dir wünsche ich viel Vergnügen in Griechenland und lass es dir in den nächsten Tagen auch mal so richtig gutgehen.“ Er unterstreicht seinen Rat mit einer eindeutig zweideutigen Handbewegung.
Ich schüttle entnervt meinen Kopf, er will es nicht kapieren. Für mich ist der Aufenthalt rein beruflich, ich werde mir garantiert keine von den sexuell frustrierten weiblichen Gästen unseres eigenen Singlehotels aufreißen. Das hab ich nicht notwendig, ich schaffe das ganz ohne professionelle Hilfe. Ich bin keines von diesen bedauernswerten Würsteln, die sehnsüchtig auf das wissenschaftlich berechnete und daher angeblich perfekte Match warten müssen. Nein, meine Trefferquote lässt auch so nicht zu wünschen übrig. Ich gehe Old School vor: hinein in die Bar, abchecken, Augenkontakt, ein geheimnisvolles Lächeln und dann läuft es ganz von allein. Ich bin aber kein notorischer Aufreißer, schon aus Zeitgründen nicht. Ich arbeite viel und bin abends meistens so erledigt, dass ich die Gesellschaft eines guten Whiskeys der weiblichen vorziehe. Das ist auch wesentlich einfacher, wenn du vom Alkohol genug hast, kannst du die Flasche einfach wegstellen. Frauen hingegen wirst du niemals so leicht los. Und diejenige, die ich gerne länger um mich haben möchte, habe ich noch nicht getroffen. Was bisher auch nicht zu meinen Prioritäten gehört hat, selbst wenn ich mir in schwachen Stunden wünsche, jemanden zum Reden und Kuscheln zu haben. Allerdings erlaube ich mir diese schwachen Stunden äußerst selten.
Ich fliege also einzig und allein nach Kreta, um dort nach dem Rechten zu sehen und nicht um nach dem perfekten Match für mich zu suchen.
„Ich werde es mir nicht gutgehen lassen, das ist selbstverständlich rein dienstlich. Und außerdem hättest du fliegen können. Ich habe mich nicht darum gerissen, genauso wenig wie übrigens um das ganze Hotel“, erkläre ich mit Nachdruck und ernte ein spöttisches Grinsen.
„Ich wäre auch gerne geflogen, allerdings heiratet meine Nichte, wie du ja weißt. So muss ich leider als braver Onkel hier die Stellung halten. Und wir waren uns ja einig, dass ein erstes Kennenlernen in der hektischen Hochsaison nicht so viel bringt.“ Es schwingt ehrliches Bedauern in seiner Stimme mit, Viktor träumt von der griechischen Sonne, dem Meer und ein paar sexy Strandläuferinnen.
Erstes Kennenlernen? Das ist nett ausgedrückt, entspricht allerdings nicht meiner Intention. Ich werde den Herrschaften auf den Zahn fühlen und dann meine Entscheidungen treffen.
Wir verabschieden uns voneinander und ich mache mich auf den Weg in mein eigenes Büro. Von wegen Vergnügen, dass ich nicht lache! Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so richtig Urlaub gemacht und nicht an die Arbeit gedacht habe! Dieses Mal wird es nicht anders sein.
OPHELIA
Doro ist die aufgeregteste unserer kleinen Reisegesellschaft, sie sitzt mir mit rosigen Wangen und unternehmungslustig glänzenden Augen gegenüber und genießt ihr erstes Glas Urlaubsprosecco doppelt so schnell wie ich. Die Ärztin hat die Ferien bereits bitter nötig, ihre letzten liegen schon einige Zeit zurück. Doro hat mit viel Schweiß und Tränen – die ihr besonders die Exlebensabschnittspartnerin beschert hat – eine eigene Hautarztpraxis aufgebaut und kann es kaum erwarten, zwei Wochen lang einfach nichts zu tun, außer in der ersten Reihe fußfrei mit Blick auf das endlose Meeresblau eine Strandliege zu besetzen. Eine Liege, die unter meiner Verantwortung steht, wie ich an dieser Stelle stolz bemerken möchte.
Karla, die Dritte im Bunde, ist Schuldirektorin und vermutlich berufsbedingt die Vernünftigste von uns. Schüler, die dazugehörigen Eltern sowie das Lehrerkollegium zu betreuen ist ihren Erzählungen nach ein Knochenjob und verlangt neben einer dicken Haut ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl, Einfühlungsvermögen und einen gut durchgeplanten Arbeitstag. Karla befindet sich im Gegensatz zu Doro und mir auch nach wie vor in einer funktionierenden Partnerschaft samt gut geratener Kinder und darf so das Familienleben voll auskosten. Ihr Leben erscheint mir – geschieden und an manchen Abenden einsam und untervögelt, wie ich bin – einfach perfekt. Zwar herrscht laut Karlas Aussage seit einiger Zeit beim ehelichen Sex eine kleine Flaute, aber das ist wohl nach zwanzig gemeinsamen Jahren der Normalzustand. Zumindest war das bei mir so. Ich konnte ja nicht ahnen, dass mein lieber Mann Eduard außerhalb unseres Ehebettes sein ganzes Pulver bei der jungen und hübschen Physiotherapeutin mit den magischen Händen verschossen hat und deshalb für mich keine Energie mehr übrig hatte. Laut Edi war sein zunehmendes eheliches Desinteresse allein meine Schuld, denn ich habe mich nicht mehr genug um unsere Beziehung bemüht. Ich war zu sehr mit meinem Job als stellvertretende Direktorin in einem großen Wiener Hotel beschäftigt und aus reinem Frust musste der bedauernswerte Mann sich einer anderen Frau zuwenden! Nun, mein Mitleid hielt und hält sich in Grenzen.
Wahrscheinlich hatte mein Papa von Anfang an recht. Seiner Meinung nach, die übrigens der Meinung meines gesamten griechischen Familienclans entspricht, habe ich als emotional sehr bewegliche Insulanerin nie zu dem in seinen Augen konservativen und unterkühlten Wiener gepasst. Ich habe das anders gesehen, vielleicht auch ein bisschen aus Trotz. Ich wollte nach dem frühen Tod meiner österreichischen Mama aus meinem Leben als zu gut behütete Hotelerbin in Heraklion ausbrechen und bin zu meiner Oma nach Wien geflüchtet. Ich habe die Arbeit im väterlichen Hotel gegen eine Aufgabe in einem Wiener Traditionshaus eingetauscht, habe mich hochgearbeitet und bin an der steigenden Verantwortung gewachsen. So sehr, dass ich seit fast genau zwei Jahren die Leitung eines der schönsten und außergewöhnlichsten Ferienresorts der Insel Kreta überhabe. Nachdem meine Scheidung abgewickelt war, hielt mich nichts mehr in der Geburtsstadt meiner Mutter. Ich hatte Lust auf einen Neuanfang und diese interessant klingende Stellenausschreibung kam gerade recht. Ich ergatterte den Job und stürzte mich, ohne viel nachzudenken, in dieses Abenteuer. Obwohl, oder gerade weil in meinem eigenen Liebesleben Flaute herrscht, bereitet es mir unbändige Freude, in unserem Singleparadies einsame Menschen wieder glücklich zu machen. Und mit jedem strahlenden Gesicht, das wir nach dem Urlaub verabschieden, steigt auch meine Hoffnung auf einen eigenen romantischen Neubeginn. Leider ist der geeignete Mann dafür noch nicht aufgetaucht, auch wenn meine Familie alles daransetzt, mich zu verkuppeln. Ungebeten wohlgemerkt, es ist nämlich ausgesprochen lästig, wenn bei jedem Familienessen der alleinstehende Sohn einer entfernten Tante einer Bekannten einer Nachbarin, die du noch nie im Leben gesehen oder gehört hast, neben dir sitzt und dich angestrengt beobachtet, ob du das auch hältst, was ihm versprochen wurde.
Nun befinde ich mich also nach zwei Wochen in Wien mit meinen beiden urlaubsreifen besten Freundinnen im Schlepptau auf dem Rückweg nach Kreta. Für mich waren die vergangenen, arbeitsfreien Tage keine wirkliche Erholung, denn ich wollte mich nach einer unumgänglichen OP meiner Oma in der ersten Zeit um sie kümmern. Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder daheim zu sein. Mir fehlte am meisten der tägliche Blick auf das Meer, diese Weite und die unterschiedlichen, vom Glitzern der Sonnenstrahlen belebten Blautöne, die sich am Horizont mit den Farben des Himmels vereinen. Und so seltsam es auch klingen mag, ich sehnte mich ebenfalls nach dem auf viele Menschen streng wirkenden, typischen Geruch der See. Dieser erfrischende Cocktail aus Salz, Algen und Fisch, der mir ein unbeschreibliches Glücksgefühl beschert, wenn er mir in die Nase steigt.
Ich vermisste auch meine Mitarbeiter, ein engagiertes Team aus aller Welt, das sich wie ich der wahren Liebe verschrieben hat. Es gibt nichts Schöneres, als enttäuschte Menschen wieder glücklich zu sehen und wer darf außerdem noch dazu in dem Paradies arbeiten, wo andere Urlaub machen? Ein Paradies, das meine Heimat und endlich auch wieder mein ständiger Lebensmittelpunkt ist.
„Wenn ich einen Sitzplatz in der Ersten Klasse buche, will ich diesen selbstverständlich auch in Anspruch nehmen! Das wird ja wohl nicht so schwer zu verstehen sein.“
Dieser ungehaltene Fluggast, der mit einiger Zeitverzögerung den Flieger betreten hat, zieht nicht nur die Aufmerksamkeit des Kabinenpersonals auf sich. Jeder einzelne Passagier reckt sensationslüstern den Kopf, um ja nichts von dem Schauspiel beim Einstieg zu versäumen. Der großgewachsene, dunkelhaarige Mann mit dem attraktiven Dreitagebart ist zornig, allerdings drückt er das nicht durch lautes Schimpfen und wildes Gestikulieren aus, sondern die eiskalte Ruhe, die in seiner autoritären Stimme liegt, macht es aus. Ich lasse meine geöffnete Zeitung auf den Schoß sinken, um mich ganz auf ihn und seine Machtdemonstration zu konzentrieren ... Und ich muss zugeben, dass es mir auch seine aufrechte Haltung und die breiten Schultern, die durch den modischen Schnitt seines Jacketts betont werden, angetan haben. Der Mann ist gepflegt und sehr gut angezogen und wirkt dank seiner selbstsicheren Ausstrahlung trotzdem nicht overdressed in dem Urlaubsflieger, dessen Bild von bunten und teils zu kurzen Sommerkleidchen, Shorts und grellen T-Shirts mit mutigem Aufdruck beherrscht wird. Er ist eindeutig gewohnt, auf sein Aussehen zu achten und das mag ich. Ich schätze modisch gekleidete Männer und wenn sie dann auch noch gut duften, schmelze ich schon mal dahin. Instinktiv hebe ich meine Nase in seine Richtung, aber natürlich steht er zu weit weg, um Witterung aufnehmen zu können.
Der kleinen, feingliedrigen Flugbegleiterin mit dem mäuschenhaften Gesicht, das immer blasser und blasser wird, stehen bereits die Schweißperlen auf der Stirn. Sie fürchtet sich offenkundig vor dem befehlsgewohnten Passagier und ist mit der Situation komplett überfordert. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, dass ich mich dem Kollektiv anschließe und mich sensationslüstern an ihrem Kummer weide.
Ich will mich losreißen und mich endlich wieder auf den begonnenen Artikel konzentrieren, der mir ungeahnte Einblicke in die Welt der Reichen und Schönen gibt. Nur wandert mein Blick dummerweise wie von selbst immer wieder nach vorne. Breite Schultern und markante Gesichtszüge, die durch den dunklen Bartschatten auf Kinn und Kieferpartie noch spannender wirken, sind um einiges interessanter als das Liebesleben der Möchtegernsternchen meiner Bildzeitung. Dieser Mann füllt mit seiner starken Präsenz das gesamte Flugzeug aus und das liegt nicht nur an seinem guten Aussehen. Ich beobachte fasziniert, wie er in der weiteren Diskussion mit kraftvoller, jedoch nicht übertrieben wirkender Gestik seine scharfen Worte unterstreicht. Die Hoteldirektorin in mir ist froh, dass so ein Typ nicht bei ihr absteigt und alle ruhe- und liebesbedürftigen Gäste aufscheucht. Die untervögelte Frau in mir leckt sich gerade alle zehn Finger nach ihm ab. Ja, ich gebe es zu, ich steh auf diese dominant wirkenden, männlichen Kerle, die einen maßgeschneiderten Anzug mit der gleichen Selbstverständlichkeit tragen wie sportliche Jeans und T-Shirt. Mein Ex war bis auf zehn identisch aussehende Maßanzüge im Schrank das genaue Gegenteil und man sieht ja, wohin mich das gebracht hat.
Der attraktive Problemfall scheint nun die Aufmerksamkeit, die er bei den anderen Fluggästen erregt, zu spüren. Ich tippe aber eher darauf, dass sie ihm schon länger bewusst, aber einfach egal war. Er wendet sich von der furchtsamen jungen Frau ab, die ihn zu beruhigen versucht, und seine Augen gleiten über die wenigen vor mir liegenden Sitzreihen … und bleiben dann zu meinem großen Schrecken an mir hängen. Sein direkter Blick geht bei mir voll ins Schwarze und mir steigt die Hitze in die Wangen und mein Körper schüttet unkontrolliert Stress- und alle möglichen sonstigen Hormone aus. Je länger er mich ansieht, desto intensiver spüre ich meine innerliche und äußerliche Reaktion darauf. Ich kann nur hoffen, dass das niemandem auffällt. Besonders meinen Freundinnen nicht, die mich damit bis in alle Ewigkeit aufziehen würden.
So etwas ist mir schon sehr lange nicht mehr passiert und es ist mir auch sehr peinlich. Weil er kein Benehmen hat und ich ihn eigentlich schrecklich unsympathisch finden müsste. Stattdessen raubt er mir den Atem und bringt mit seinem durchdringenden Blick die Schmetterlinge in meinem Bauch ganz durcheinander.
„Finden Sie eine Lösung, sonst wird das ein Nachspiel haben!“, knurrt er. Im ersten Moment weiß ich nicht, wem diese Drohung gilt, denn er sieht immer noch mich an.
Nachspiel? Mir steht der Sinn eher nach einem Vorspiel …
Kurz zucken seine Mundwinkel, hoffentlich kann er nicht meine Gedanken lesen, dann löst er seine Augen von mir und wendet sich wieder der bedauernswerten Flugbegleiterin zu. Ich kann erleichtert durchatmen.
Die Blonde im Fliegerkostümchen und unvorteilhaften blickdichten Strümpfen haucht demütig: „Es tut mir sehr leid, mein Herr. Ich werde mich bemühen, Sie auf dem Flug zufriedenzustellen und dieses Missgeschick vergessen zu lassen.“
Okay … wie meint sie das jetzt genau? Ab auf die Flugzeugtoilette?
„So zufriedenstellen können Sie mich gar nicht, dass ich das vergesse. Fakt ist, dass ich nicht den Sitz bekomme, den ich möchte, und das ist absolut inakzeptabel!“
Das war jetzt aber gar nicht nett, die Kleine ist nah am Heulen. Wo sie doch überhaupt nichts dafür kann. Dieser Mann ist der zu Fleisch gewordene Albtraum jedes Dienstleistungsbetriebes, ich will gar nicht daran denken, was solch ein Grantler in meinem Hotel mit seiner miesen Laune anrichten könnte. Bin ich froh, dass ich es für gewöhnlich mit freundlicher Kundschaft zu tun habe, die sich von ihrer besten Seite zeigt. Meine Gäste sind auf der Suche nach etwas Bestimmtem und wissen ganz genau, dass sie das nicht mit zornig zusammengekniffenen Augen und eiskalter Stimme bekommen.
„Das ist aber ein Kotzbrocken“, regt sich Doro nun nicht gerade leise auf.
„Aber irgendwie hat er recht, so eine Schlamperei darf nicht passieren“, erwidert Karla, während sie mit einer Hand ihr brünettes, schulterlanges Haar zusammenfasst und sich mit der anderen Hand zum wiederholten Mal mit einem Erfrischungstuch den Nacken wischt. Sie hat einen Hygienetick, der wahrscheinlich an ihrem Beruf liegt. Sie erzählt immer wieder mit Begeisterung Schauergeschichten darüber, was alles auf der Unterseite von Lehrersesseln und -tischen zu finden ist.
Ich unterdrücke eine pampige Bemerkung in ihre Richtung, denn das sagt sich so leicht. Schlampereien können immer mal passieren, wir sind ja alle nur Menschen und keine Maschinen.
„Soll er halt neben Pheli sitzen, da ist ja noch frei. Sonst heben wir nie ab“, brummt Doro und ein beunruhigter Rundumblick sagt mir, dass neben mir tatsächlich der einzig freie Sitzplatz zu sein scheint. Und wer ist schuld daran? Unsere arbeitswütige Freundin Norah, die uns aus beruflichen Gründen kurzfristig abgesagt hat. Sonst würde sie heute neben mir sitzen und alles wäre gut.
Schlimmer kann der Urlaub gar nicht beginnen. Zwei Stunden neben diesem übermännlichen Rüpel … der mir leider mit jedem Blick, den er mir zuwirft, eine heftige Gänsehaut und leichten Schwindel beschert. Und zusätzlich noch so ein Gefühl, als würde ich auf glühenden Kohlen sitzen, deren Hitze langsam, aber sicher von meinem erotischen Kontrollzentrum ausgehend meinen gesamten Körper erfasst und mir die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Verdammt, ich bin Griechin und daher alle möglichen Arten von Hitze gewöhnt, was soll also dieses Theater! Ich bin gerade sehr unzufrieden mit mir selbst.
„Wir können jetzt leider nichts für Sie tun, dieses Flugzeug verfügt über keine Erste Klasse. Wenden Sie sich später bitte an die Kundenbetreuung unserer Fluggesellschaft, die wird Ihren Fall bearbeiten. Fehl- oder Überbuchungen passieren leider immer wieder und wir können jetzt und hier nur an Ihr Verständnis appellieren.“ Neben der jüngeren ist eine ältere und selbstbewusster aussehende Ausgabe mit streng geknoteten, schwarzen Haaren aufgetaucht. Ich bin gespannt, ob sie es mit dem aufgebrachten Fluggast aufnehmen kann.
„Und wenn ich kein Verständnis dafür habe?“
„Dann können Sie nur mit Hilfe unseres Schalterpersonals in der Halle versuchen, einen anderen Flug zu bekommen, so leid es mir tut. In diesem Fall muss ich Sie bitten, jetzt umgehend das Flugzeug zu verlassen. Wir haben einen Flugplan einzuhalten.“
Ja, sie kann! Meine Freude darüber dauert aber nur kurz, denn jetzt kommts: Ihr Kopf deutet zu mir. „Das wäre Ihr schöner Fensterplatz. Und er ist überdies der einzig noch freie.“
„Ich sitze nicht am Fenster“, erklärt er bestimmt und sieht zuerst mich und dann den ihm zugedachten Platz abschätzig an. Unzufrieden schnauft er durch. So ein Ekel, der wird es die kommenden zwei Flugstunden nicht leicht haben, falls er sich doch dazu entschließt, neben mir Platz zu nehmen. Becher gefüllt mit heißen Flüssigkeiten, die ekelhafte braune Flecken auf den ungünstigsten Stellen verursachen, können schon mal umfallen … Ich finde ihn zugegeben sehr attraktiv, aber trotzdem kann er sich nicht alles erlauben!
„Ich sitze garantiert nicht am Fenster“, wiederholt der Mann bestimmt und ich bilde mir ein, einen Anflug von Panik in seiner sonst so selbstsicheren Stimme zu hören. Oje, hat da einer eine Phobie? Wie auch immer, meinen Platz am Gang bekommt der nicht, egal ob er Flugangst oder Beklemmungen anderer Art hat! Mir wäre lieber, er würde das Flugzeug möglichst schnell verlassen.
„Vielleicht können wir da etwas machen“, bemüht sich die Kabinenchefin und schenkt mir ein überfreundliches Lächeln.
Nein, können wir nicht. Da kann die mich anstrahlen wie die griechische Sonne im Hochsommer. Ich sitze nämlich auch nicht am Fenster, unter gar keinen Umständen! Ich mag mich mit meinen Freundinnen während des Fluges unterhalten können, ohne diesen ungehobelten Kerl dazwischen zu haben. Andererseits müsste ich mich dann immer wieder über ihn beugen, damit ich meine Mädels besser verstehen kann … nein, Ophelia, pfui!
Doro und Karla werfen mir einen neugierigen Blick zu. Sie kennen mich gut, sind sich aber anscheinend doch nicht ganz im Klaren darüber, wie ich in dieser Situation reagiere. Weil ich manchmal zu südländischer Hitzigkeit neige und daher etwas unberechenbar bin. Oft versuchen mich zwar die gemütlichen Gene meiner österreichischen Mutter zurückzupfeifen, aber das funktioniert eher selten.