Kein braves Mädchen - Mara Waldhoven - E-Book

Kein braves Mädchen E-Book

Mara Waldhoven

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Beschreibung

"Ich lasse mich auf sein Spiel ein, ein Spiel, bei dem er allein die Regeln bestimmt. Aber nur am Anfang, denn brav war einmal und ich lerne schnell ..."

Eva:
Ich war immer ein braves Mädchen und das wollte ich jetzt nicht so plötzlich ändern. Aber nun sitze ich nackt in einer fremden Badewanne und dieser eingebildete und rotzfreche Kerl, dem sie gehört, wartet anscheinend darauf, dass ich endlich meinen Job erledige. Er hält mich für eine Dame mit ganz speziellen Fähigkeiten, ein "Willkommensgeschenk" seiner Geschäftspartner. Was für ein Albtraum! Wie konnte ich nur so dumm sein und mich auf diese verrückte Wette einlassen!
Das hab ich nun davon ... Alexander Crover … allein der Klang seines Namens entlockt mir ein sehnsüchtiges Seufzen, obwohl ich normalerweise nicht auf heiße Typen mit kaum bis gar nicht vorhandener sozialer Reife stehe. Ich werde diesen Mann nie mehr aus meinem Kopf bekommen, was aber wirklich besser für mich wäre. Denn er hat ein Geheimnis, eine dunkle Seite, von der ich mich lieber fernhalten sollte.


Die erste Begegnung zwischen der impulsiven Eventplanerin und dem sexy Clubbesitzer steht unter keinem guten Stern und hätte das Leben nicht eine Schwäche für verrückte Zufälle, würden sie sich vermutlich nie wiedersehen. Alex hält sich für ein Gottesgeschenk an die Frauen, er kann sie alle haben ... dessen ist er sich sicher. Eva ist keine Frau, mit der er eine Nacht verbringen würde, etwas zu verklemmt für seinen Geschmack, zumindest auf den ersten Blick. Ihr zweiter Blick geht ihm jedoch ziemlich unter die Haut.
Die besten Voraussetzungen für ein spannendes und erregendes Spiel ...


Ein frecher und sinnlicher Liebesroman mit erotischen Szenen.

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Mara Waldhoven

Kein braves Mädchen

Wild Player

Inhaltsverzeichnis

IMPRESSUM

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Wild Play with Jack

Über die Autorin

Leseprobe „Hexenküsse schmecken besser“

Leseprobe „Verboten scharf … und nur für mich!“

IMPRESSUM

Mara Waldhoven

Kirchwegsiedlung 26

3484 Grafenwörth

***** Deutsche Erstausgabe März 2018 ***** Covergestaltung unter Verwendung eines Bildes von ©sakkmesterke/fotolia.com ***** Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form sowie die Übersetzung des Werkes sind vorbehalten und bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Autorin. Dies gilt ebenfalls für das Recht der mechanischen, elektronischen und fotografischen Vervielfältigung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Handlung und die handelnden Personen, sowie deren Namen, sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden bzw. realen Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt

*****

Kapitel 1

„Sei ein braves Mädchen und komm jetzt endlich aus dem Wasser.“ Abwartend steht er mit einem Handtuch in der Hand vor mir. Ich denke nicht daran, aus der Wanne zu steigen! Garantiert nicht, solange er mich so unverschämt anstarrt.

„Erst wenn Sie verschwinden“, pfauche ich, obwohl ich wirklich nicht in der Position bin, aufmüpfig zu sein. Er ist groß und kräftig und steht direkt neben der Tür. Selbst wenn ich es schaffen würde, in Sekundenschnelle aus der Badewanne zu springen und mir etwas überzuwerfen, lässt der mich garantiert nicht vorbei. In seinem Blick lauert etwas, das mich ziemlich beunruhigt und mir genau sagt, dass er sich von mir nicht austricksen lässt.

Er zieht spöttisch die Augenbrauen in die Höhe. „Du bist die verklemmteste Nutte, die ich je getroffen habe“, murmelt er und mir bleibt das Herz stehen. Der hält mich tatsächlich für eine Prostituierte. Ich atme ein paar Mal tief durch, um mich zu beruhigen, ich bin nahe einer Herzattacke.

„Noch einmal: Wer hat dich geschickt und wer hat dir den Schlüssel zu meiner Wohnung besorgt?“, fragt er mit gefährlich ruhiger Stimme und lehnt dabei betont lässig am Badezimmerschrank. Der denkt nicht daran zu verschwinden und ich sitze hier in dieser himmlischen Badewanne mit Massagedüsen und bekomme langsam Schwimmhäute.

„Ich bin die Putzfrau“, erkläre ich erneut und er fängt schallend zu lachen an. Vermutlich aus Verzweiflung, weil ich immer wieder dasselbe antworte.

„Die Putzfrau, ja klar! Schau ich echt so blöd aus?“

Nur schwer beruhigt er sich wieder und das laute, übermütige Lachen wird leiser, rauchiger, tiefer …Langsam bräuchte ich keine Düsen mehr, um das Badewasser zum Blubbern zu bringen.

„Schwing dich jetzt endlich da raus, ich komme garantiert nicht zu dir in die Wanne, hab gerade überhaupt keine Lust auf Sex im Wasser.“ Er bemüht sich sichtlich, wieder ernst dreinzuschauen. Es gelingt ihm aber nicht ganz, da sitzt noch ein freches Funkeln in seinen Augenwinkeln. Bevor ich irgendetwas Böses erwidern kann, dreht er sich um und geht aus dem Badezimmer, endlich!

Kurz warte ich, ob er nicht doch zurückkommt, und dann nichts wie raus! Ich trockne mich ab und schlüpfe in meine Kleidung. Dann schau ich noch schnell in den Spiegel und sehe darin eine Irre mit blonden, zu einem schlampigen Zopf gebundenen Haaren und rot glühenden, erhitzten Wangen! Ich muss wirklich vollkommen verrückt sein, denn sonst wäre ich nie im Leben in diese unmögliche Situation geraten!

Schuld daran ist indirekt mein baldiger Exmann Jürgen, auch wenn es ein bisschen unfair ist, ihm das auch noch in die Schuhe zu schieben. Aber er hat mich verlassen. Oder ich ihn? So klar war das dann am Ende gar nicht mehr. Klar war nur eines, er hat mit einer anderen Frau geschlafen.

Als unsere Trennung die Runde machte, wurde ich von allen möglichen Menschen davor gewarnt. Besonders hervorgetan hat sich dabei meine Mutter. Sie machte und macht sich noch immer große Sorgen, dass ich nicht alleine überleben kann. Dass ich einen eigenen Job habe, lässt sie nicht gelten. Für sie ist dieses „Organisierzeugs“ nichts, mit dem man seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Ich plane Events aller Art, von gewöhnlichen Firmenfeiern über Rätselrallyes bis hin zu Hochzeiten samt Polterabend und Babypartys. Und, ja, auch Scheidungspartys habe ich schon organisiert.

Ein bisschen hat meine Mutter schon recht mit ihrer Befürchtung, denn ich habe es bis jetzt nicht so umfassend betrieben, dass ich wirklich davon leben könnte. Und obwohl Jürgens monatliche, finanzielle „Wiedergutmachung“ für meine Tochter Lilli und mich mehr als großzügig ist und angeblich auch weiterhin so bleiben wird, nagt der Gedanke an mir, dass meine Familie und meine Freunde mir nicht zutrauen, alleine für uns zu sorgen. Und so ließ ich mich eines Abends auf diese ausgesprochen dämliche Wette mit meinen besten Freundinnen Hanna und Liz ein.

„Ich brauche eigentlich diese Alimente gar nicht, ich würde auch sehr gut ohne auskommen.“ Ich hatte bereits zwei Gläser Prosecco und die beiden Mädels nicht weniger. „Wenn das mit den Events nicht klappt und ich zu wenig verdienen sollte, kann ich ja immer noch putzen gehen. So eine Putzhilfe verdient total viel, meine Mirka hat einen Stundenlohn, von dem können andere nur träumen!“, erklärte ich ernsthaft.

„Putzen!“ Hanna zog die Augenbrauen in die Höhe. „Du, putzen? Sicher!“ Hanna und Liz schnauften spöttisch und sahen sich vielsagend an.

„Warum nicht? Jeder Mensch kann putzen, man darf sich nur nicht zu schade dafür sein. Es ist ein toller Job und erfordert Intelligenz und Fleiß, etwas, das viele Menschen nicht besitzen, die wahrscheinlich das Zehnfache von meiner Mirka verdienen!“, sprang ich voller Überzeugung für alle Putzperlen dieser Welt in die Bresche.

„Du würdest nie putzen gehen, Schatz. Warum auch? Nimm doch bitte diese äußerst großzügige Unterstützung deines baldigen Ex und genieße mit deinem Töchterchen das Leben.“

Nach der zweiten Flasche Prosecco und den Sticheleien des Barbesitzers, der sich ungebeten in unsere Diskussion eingemischt hat, kam es dann dazu:

Ich gehe putzen, zwei Wochen lang, und wenn ich nicht durchhalte, muss ich Hannas künftige Verlobungspartys umsonst ausrichten. Sie hat wohlgemerkt schon vier davon hinter sich, ohne jemals den Schritt vor den Traualtar gewagt zu haben. Wir können uns also alle lebhaft vorstellen, wie viele da noch auf uns zukommen werden. Das würde mich wirklich in den Ruin treiben …

Eigentlich wollte ich diese Wette ganz schnell wieder vergessen, wäre da nicht der verzweifelte Anruf meiner polnischen Putzfrau gewesen, Bandscheibenvorfall! Sie kann unmöglich arbeiten und ihre Schwester, die für sie einspringen könnte, ist erst in zwei Wochen verfügbar. Leider sorgt Mirka auch bei Hanna für Ordnung und die machte mich dann ziemlich entschlossen darauf aufmerksam, dass es eine Sache der Ehre ist, eine Wette auch einzulösen.

So bin ich also hier gelandet, in einer fremden Wohnung, mit einem zugegeben wahnsinnig attraktiven Kerl, der allerdings noch etwas an seiner Sozialkompetenz arbeiten müsste. Und dummerweise hält er mich für eine Nutte, was ausgesprochen unangenehm ist. Denn wer garantiert mir, dass er nicht doch darauf besteht, dass ich meinen „Job“ erledige?

„Möchtest du einen Kaffee?“ Der soeben erwähnte attraktive Kerl lehnt mit verschränkten Armen am Küchentisch und blickt mir mit einer Mischung aus Neugierde und Belustigung entgegen. Er scheint diese Situation witzig zu finden, ich nicht! Ich stehe nun fertig angezogen vor ihm und weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Das ist alles so richtig peinlich!

„Du siehst aus, als könntest du einen Espresso vertragen.“

Es hat wohl auch keinen Sinn, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass ich nicht geduzt werden möchte. Irgendwie scheint ihm jeder respektvolle Umgang mit anderen Menschen fremd zu sein.

„Hallo? Espresso?“, wiederholt er ungeduldig. Ich nicke einfach, weil ich noch ein paar Sekunden brauche, um mich zu sammeln und endlich einen zusammenhängenden Satz herauszubekommen.

„Ich bin wirklich die Putzperle“, sage ich endlich. Ich mag diesen Ausdruck, klingt netter als Putzfrau.

Er macht den Espresso und wirft mir über seine Schulter einen lässigen Grinser zu – zum Niederknien! Ich merke, dass ich mich ungewollt und völlig unangebracht meinem Schmelzpunkt nähere. Ich muss mich zusammenreißen!

„Perle lass ich durchgehen.“ Er hält mir die Tasse entgegen. „Milch, Obers, Zucker?“

Ich schüttle beinahe panisch den Kopf.

„Nun, du bist vermutlich eine Dame mit ganz speziellen Fähigkeiten, aber die hast du sicher nicht auf dem Gebiet der Gebäudereinigung, gib es doch endlich zu. Keine … Putz … perle … setzt sich in die fremde Badewanne, die sie zuvor mühsam gereinigt hat, und in die dreckige vermutlich schon gar nicht.“

Ja, da ist definitiv was dran, aber trotzdem kann er sich wirklich höflicher mir gegenüber benehmen! Was denkt der Kerl eigentlich, wer er ist? Er darf doch nicht einfach jede Frau als seine persönliche Gespielin betrachten! Ich merke, wie es in meiner Magengegend zornig zu grummeln beginnt, und das ist ein gutes Zeichen. Das Zeichen dafür, dass ich nun endgültig damit aufhöre, die verschreckte Badenixe zu spielen.

„Ich bin die Putzfrau und … nichts anderes, verdammt! Was ist eigentlich los mit Ihnen, Sie sind ja nicht ganz dicht!“ Oh, ganz schlecht, ich sollte ihn nicht so reizen, wer weiß, wie der tickt. Das könnte ein Irrer sein, der jetzt mit mir kurzen Prozess macht. Ich sollte mich schnellstens wieder beruhigen und mich etwas liebenswürdiger benehmen. Nicht zu liebenswürdig, ich will ihn nur in Sicherheit wiegen und bei der ersten Möglichkeit bin ich weg.

Mein kurzer Wutanfall kratzt ihn offensichtlich überhaupt nicht. „Wie heißt du?“, fragt er ungerührt.

Wieso will er das wissen? Kann ihm doch egal sein, wir werden uns - hoffentlich! – nie, nie wiedersehen!

„Mirka“, antworte ich trotzdem brav, meinen richtigen Namen verrate ich ihm sicher nicht und in der Aufregung fällt mir nur dieser ein.

Er verdreht die Augen. „Mirka? Klingt ein bisschen nach billigem Straßenstrich. Wer auch immer dich geschickt hat, wollte anscheinend Geld sparen.“

Jetzt reicht es wirklich!

„Nochmals, im Klartext, damit auch Sie es verstehen können, auch wenn Ihnen Ihre Arroganz im Gehörgang steckt. Ich bin die Putzfrau Mirka, wenn Sie mir nicht glauben, rufen Sie doch einfach bei der Hausverwaltung an! Die werden Ihnen bestätigen, dass ich jetzt gerade hier sein sollte!“

Seine Augen wandern statt einer Antwort aufreizend langsam über meinen Körper und hinterlassen ein feines Kribbeln auf jeder Stelle, die er mit seinem Blick berührt. Ich versuche ganz ruhig und gleichmäßig zu atmen und möglichst selbstsicher dreinzuschauen. Was mir allerdings sehr schwer fällt, denn sein Blick geht mir viel zu tief.

Endlich sieht er mir wieder ins Gesicht. „Wenn du wirklich die … Putzperle … bist, gehörst du rausgeschmissen, so wie die Küche aussieht“, brummt er, aber es klingt nicht wirklich böse.

„Da war ich noch nicht“, erkläre ich ernsthaft und nehme noch einen Verzweiflungsschluck aus meiner bereits leeren Kaffeetasse. Er nimmt sie mir wortlos aus der Hand und sieht mich fragend an. „Noch einen?“ Wieder schüttle ich panisch meinen Kopf. Panik deshalb, weil er nun so nah vor mir steht, dass mich sein Duft wie ein Aphrodisiakum mit voller Wucht trifft und ich vermutlich bald nicht mehr weiß, wo oben und wo unten ist. Irgendetwas an diesem Mann macht mich total schwach, obwohl ich das absolut nicht verstehen kann. Ich stehe normalerweise nicht auf arrogante Flegel. Und eigentlich müsste er schon längst aus dem Flegelalter raus sein, was mir die Fältchen um Augen und Mund verraten. Nicht zu stark ausgeprägte Falten, die aber doch auf einen gewissen Grad an Erfahrung – ich verwende jetzt bewusst nicht das Wort Reife – hinweisen. Das macht mich jetzt noch zittriger.

„Du warst also noch nicht in der Küche, kein Wunder, du hattest ja etwas Wichtigeres zu tun“, sagt er trocken und strubbelt sich mit den Händen etwas genervt durch die nicht allzu kurz geschnittenen, beinahe schwarzen Haare und hinterlässt damit ein sexy Chaos auf seinem Kopf.

„Ja, diese Badewanne ist ein Traum, sie sprudelt und …“, mir versagt die Stimme, denn in seinem Blick flackert plötzlich etwas Gieriges auf, das mich dummerweise daran erinnert, dass ich es wieder mal bitter nötig hätte. Mein letztes Mal ist schon eine gefühlte Ewigkeit her und mein Körper lässt sich langsam nicht mehr mit billigen Ausreden abspeisen. Bei mir gibt es Sex nur mit Herz, was meinem Fortpflanzungstrieb im Moment leider gar nicht passt. Ich wäre bereit, aber sowas von! Er wäre das übrigens auch, wie ich gerade bemerke.

„Ich weiß, dass sie sprudelt“, knurrt er leise und räumt meine Tasse in die Spülmaschine. Er lässt sich viel Zeit damit, umständlich beginnt er dann noch, die wenigen Teller und Gläser neu zu schlichten, offensichtlich braucht er eine Atempause.

„Was machen Sie überhaupt hier?“, rutscht mir da raus, er schaltet den Geschirrspüler ein und dreht sich zu mir um. Angestrengt starre ich ihm ins Gesicht und versuche, meinen Blick nicht abwärts gleiten zu lassen. Er zieht spöttisch seine Augenbrauen hoch.

„Ich … wohne … hier“, antwortet er betont langsam, als ob er glauben würde, dass die Fähigkeit – oder wie in meinem Fall eher Unfähigkeit – zu putzen bzw. Männer zu beglücken das Denkvermögen beeinträchtigt. Dann lässt er sich aber doch noch dazu herab, mir die Sachlage zu erklären. „Und ich habe wichtige Unterlagen vergessen.“

Ich nicke nur, er seufzt leise und reibt sich mit seinen kräftigen, gepflegten Fingern nachdenklich über den Dreitagebart, dabei lässt er mich nicht aus den Augen.

„Ich gehe“, sagt er knapp, „und wer auch immer dich geschickt hat, richte ihm aus, ich sorge schon selbst für mein Vergnügen. Vermittlung habe ich nicht notwendig. Und wenn es schon sein muss, dann bitte keine kostengünstige, verklemmte Anfängerin.“ Er schnappt sich seine Akten und geht zur Tür. Kurz überlege ich, diesem Kotzbrocken die gefüllte Obstschüssel, die neben mir auf dem Tisch steht, nachzuschmeißen. Aber da ist er schon weg und lässt mich tatsächlich alleine in seiner Wohnung zurück. In der ich jetzt garantiert nicht zu Ende putzen werde, der kann mich mal!

Kapitel 2

„Nein, Eva! Das ist einfach … also einfach unglaublich!“ Meine lieben Freundinnen sind einige Minuten sprachlos, als ich ihnen die – nicht ganz vollständige – Geschichte erzähle.

Liz ist die Erste, die sich wieder fasst und verbal über mich herfällt. „Das ist wieder typisch für dich. Wie kannst du dich nur in eine fremde Badewanne hocken, mitten am Tag? Das tut man doch nicht!“

„Diese Putzerei hat mich müde gemacht und sie sah so einladend aus, ich wollte nur mal kurz …“, will ich mich verteidigen, Liz lässt mich aber nicht ausreden.

„Eva, bitte! Du hattest noch Glück, nicht auszudenken, wenn das ein Perverser gewesen wäre. Der hätte dir alles Mögliche antun können!“ Sie malt wieder mal den Teufel an die Wand.

„Das hätte sich unsere gute Eva wahrscheinlich gewünscht, so verklärt wie sie gerade dreinschaut“, spottet Hanna und noch bevor ich mich wehren kann, weist Liz sie scharf zurecht. „Das ist jetzt aber eine ganz blöde Ansage, keine Frau wünscht sich das!“

Hanna grinst nur und zuckt lässig mit ihren Schultern.

„Außerdem waren da ein paar Frauensachen in der Wohnung, Kosmetika und so …“, murmle ich, die beiden Mädels ziehen synchron die Augenbrauen in die Höhe.

„Und? Ist das ein Grund, nicht verrückt zu sein?“, meint Liz.

„Nicht unbedingt, das sind oft die Schlimmsten, die nach außen hin bieder wirkenden Familienväter“, erklärt Hanna wichtig, plötzlich sind sie sich wieder einig.

Ich seufze und drehe mein leeres Glas zwischen den Fingern. Bieder wirkender Familienvater, na, ich weiß nicht … Ich seufze lauter.

„Und er wollte echt nicht mit dir plantschen? So hässlich bist du ja wirklich nicht!“ Hanna ist manchmal total gestört. Ich schau sie beleidigt an.

„Nein, wollte er nicht. Er hat mir einen Kaffee angeboten und dann ist er gegangen.“

„Und du bist sicher, da lebt eine Frau in der Wohnung? Vielleicht ist der Typ ja schwul!“

„Hanna, bitte, ich finde das echt unfair, jedem Mann gleich zu unterstellen, dass er nichts anderes zu tun hat, als eine fremde Frau in sein Bett zu zerren! Der ist vielleicht oder sogar ziemlich sicher in einer glücklichen Beziehung und ich war auch gar nicht sein Typ.“ Dass er mich für eine Dame vom horizontalen Gewerbe gehalten hat, verschweige ich, ich will meine Freundinnen nicht unnötig aufregen. Und ich verschweige auch, dass die Frauensachen einer sehr jungen Dame gehören dürften. Ziemlich sicher steht er auf junges Gemüse und ich falle daher mit meinen stolzen sechsunddreißig Jahren gar nicht mehr in sein Beuteschema.

„Kennst du seinen Namen?“, fragt Hanna neugierig.

„Nein, kein Türschild, Mirka nannte mir auch nur die Adresse. Überhaupt wirkte die Wohnung ziemlich unpersönlich, keine herumliegende Post, keine Bilder …“

„Siehst du, das ist ein Unterschlupf, ein Liebesnest!“, unterbricht Hanna mich aufgeregt, ich schau sie streng an.

„Ist es nicht, in manchen Zimmern standen noch verschlossene Umzugskartons. Er wohnt einfach erst kurz darin.“

Ich blicke auf meine Uhr, langsam habe ich genug. Zuhause wartet meine Tochter auf mich und ich bin hundemüde.

„Mädels, ich verschwinde, Lilli wartet sicher schon, dass ihre Rabenmutter aus der Bar endlich nach Hause kommt.“ Sie ist vierzehn und wartet sicher nicht darauf, dass ich nach Hause komme.

„Es ist beinahe neun Uhr abends! Da lässt du unsere Kleine aber lange alleine.“ Die immer verantwortungsbewusste Liz klingt vorwurfsvoll. Und es hat auch keinen Sinn, ihr zu erklären, dass Lilli längst nicht mehr unsere Kleine ist. Liz kennt meine Tochter seit ihrem ersten Schrei, sie war meine Hebamme, und deshalb wird sie immer ein ganz besonderes Verhältnis zu Lilli haben.

Ich krame in meiner Handtasche nach der Geldbörse. „War so ausgemacht, ich habe heute bis neun Uhr Ausgang und wenn ich daheim bin, frage ich sie noch ein paar Vokabeln ab“, erkläre ich.

„Puhh, Ausgang bis neun Uhr abends! Wow!“, feixt Hanna, ich strubble ihr dafür strafend durch die leuchtend roten, immer etwas zerzaust wirkenden Locken, dann verschwinde ich endlich.

Als ich in die Wohnung komme, klingt mir fröhliches Gekicher entgegen. Lilli ist offensichtlich nicht alleine. In unserer Küche steht ein mir unbekanntes, dunkelhaariges Mädchen und strahlt mir vergnügt entgegen.

„Mama, das ist Sophia, sie ist erst seit ein paar Tagen in meiner Klasse“, stellt uns meine Tochter vor. Ihre neue Freundin gibt mir artig die Hand, sie hat einen festen Händedruck und ich mag sie auf den ersten Blick.

„Hoffentlich ist es okay, wenn ich hier bin. Wir haben gemeinsam Französisch gelernt.“

Das hört man doch gerne!

„Habt ihr Hunger?“, frage ich und mein schlechtes Gewissen meldet sich. Wie steh ich denn vor dieser gut erzogenen Sophia da? Ich komme halb beduselt um neun Uhr abends von meinem Mädelstreffen heim, mitten unter der Woche, und meine arme Tochter samt Freundin muss hungern.

„Nein, du hast ja gesagt, du triffst dich mit den verrückten Tanten. Schon okay, wir haben Pizza bestellt.“

Verrückte Tanten, das ist die respektlose Bezeichnung meiner Tochter für meine Freundinnen. Und irgendwie passt es ja auch.

„Mein Papa musste heute länger arbeiten, ein wichtiges Meeting, er ist aber schon auf dem Weg hierher und schickt mir eine SMS, wenn er da ist“, erklärt Sophia.

Und wie auf Kommando piept ihr Handy und ein paar Minuten später ist sie weg.

„Sie ist nett, oder?“, fragt Lilli sofort und setzt sich zu mir an den Küchentisch. „Sie ist erst vor einigen Tagen nach Wien gekommen, ihr Vater arbeitet jetzt hier. Ich mag sie, Sophia ist nicht so zickig wie andere.“

„Was ist mir ihrer Mutter?“, frage ich neugierig. Lillis Blick wird traurig und ich streiche ihr die blond schimmernden Fransen aus der Stirn.

„Tot, schon seit acht Jahren, Autounfall.“

„Oje, die arme Sophia. Und ihr Vater kümmert sich seitdem alleine um sie? Auch nicht leicht“, murmle ich. Lilli zwinkert mir aufmunternd zu. „Das tust du ja auch“, meint sie leise, „und außerdem wohnt die Oma bei ihnen, nur jetzt nicht, sie ist auf Kur und kommt erst in ein paar Tagen wieder. Bis dahin müssen sich die beiden alleine durchschlagen.“ Sie knabbert an ihrer Unterlippe, irgendetwas scheint meine Tochter noch zu beschäftigen.

„Die Eltern waren nie verheiratet. Sophia hat mit ihrer Mutter in Wien gelebt und als die gestorben ist, musste sie nach Singapur zu ihrem Vater übersiedeln. Die letzten Jahre waren sie dann in London.“

„Ist er Diplomat?“, frage ich neugierig, Lilli schüttelt den Kopf. „Nein, er besitzt einige … Klubs nur für Männer“, erklärt sie. Ich erstarre und bin sofort in Alarmbereitschaft. Klubs nur für Männer? Nach was klingt das denn bitte? „Aha“, sage ich aber nur und will meine unschuldige, kleine Lilli nicht unnötig beunruhigen.

Die bricht gerade in schallendes Gelächter aus. Sie zeigt mit ihrem Finger auf mich und kriegt sich gar nicht mehr ein. „Dein Gesicht! Du solltest dich sehen! Darf ich ein Foto von dir machen und Sophia schicken?“, grunzt sie.

„Sicher nicht!“, pfauche ich und schüttle erbost meinen Kopf. „Das klingt aber auch etwas eigenartig: Klub für Männer! Definiere mir das!“, fordere ich gespielt streng.

Lilli hat Tränen in den Augen vor Lachen und schlägt mit ihrem Kopf leicht auf die Tischplatte. „Definiere mir das! Mamaaaaa!“

Jetzt muss ich auch lachen. „Das klingt wirklich komisch, das hört sich an wie … na, du weißt schon“, murre ich und fühle mich ziemlich von ihr verarscht.

„Ich weiß, aber es ist wirklich ganz harmlos. Ich wollte dich nur aufziehen. Er hat so einen englischen Gentlemen’s Club. Sophia hat mir das genau erklärt, es ist eine Art Wellnesstempel nur für Männer. Fitness, Schwimmhalle, Sauna, Restaurant, Bibliothek … frag mich jetzt aber bitte nicht, welche Zeitungen die dort haben … Frisör, Bar, Raucherzimmer …“

„Ja, ja, passt schon. Wird schon etwas Anständiges sein. Aber warum nur für Männer, wie sexistisch ist das bitte?“, werfe ich ein. Lilli sieht mich strafend an.

„Typisch! Wieso gönnt ihr den Männern keinen Rückzugsort?“

Ich schnappe kurz nach Luft und will etwas sagen, aber entschlossen spricht meine Kleine weiter. „Kein Mensch findet etwas dabei, wenn es nur Fitnessclubs für Frauen gibt, wie dieses komische Dings, in das Liz geht. Und dieser Frisör ist nur für Männer, weil er speziell Bärte schneidet und pflegt“, sie beugt sich vor und schiebt provokant ihre Augenbrauen in die Höhe, „und ich denke nicht, dass die dort mit den Haaren auf deinen Zähnen fertig werden.“

„Sehr witzig, du freche Laus“, seufze ich. Aber irgendwie hat Lilli ja recht. Gönnen wir unseren Jägern und Sammlern einen Ort, wo sie so richtig Mann sein dürfen und in Ruhe über ihre Jagderfolge philosophieren können!

„Er besitzt gemeinsam mit seinem Partner in anderen Städten mehrere dieser Clubs, der bei uns ist neu, den gibt es erst seit ein paar Wochen. Sophias Papa ist hier, um ihn ordentlich zum Laufen zu bringen. Geplanterweise bleiben sie in Wien, bis Sophia mit der Schule fertig ist. Ihr Vater will nicht, dass sie wieder rausgerissen wird“, erzählt Lilli weiter.

Das ist ja nett, ich beruhige mich wieder etwas und Lilli sieht mich aufmerksam an.

„Nehmen wir Sophia morgen nach der Schule mit zum Shoppen? Trotz der schmutzigen Geschäfte ihres Vaters? Sie bräuchte auch etwas für die Party am Wochenende“, bettelt sie mit genau diesem flehenden Augenaufschlag, dem ich nie widerstehen kann.

„Schmutzige Geschäfte? Ach, Lilli“, jammere ich in gespielter Verzweiflung.

„Also, nehmen wir sie mit? Das wird sicher lustig!“

Ich nicke ergeben, ist doch der Traum jeder Frau, mit zwei Vierzehnjährigen shoppen zu gehen.

Kapitel 3

„Eier brauchen wir noch, für dein Katerfrühstück am Sonntag!“ Ich schiebe den vollen Einkaufswagen vor mir her. Es sieht aus, als würden wir für eine fünfköpfige Familie einkaufen, derweil sind wir nur zu zweit.

„Mama, bitte, du musst dir keine Sorgen machen. Ich hasse Alkohol, er schmeckt mir überhaupt nicht. Schon dieser Sekt zu Silvester war ekelhaft“, sagt meine liebe Tochter im Brustton der Überzeugung. „Außerdem sind Lauras Eltern während der Party daheim und spielen Aufpasser. Du kennst doch ihre Mutter, die ist total übervorsichtig!“

Ich seufze innerlich, Partys waren bis jetzt kein Thema, aber Lilli ist vierzehn und wird langsam flügge … Gedankenverloren räume ich noch ein paar Dinge in den Wagen und fahre beinahe eine ältere Frau um. Sie schaut mich empört an und schüttelt so aufgeregt den Kopf, dass ihre lila-grauen Löckchen wild herumtanzen. Sie hat einen Lockenwickler vergessen, das fasziniert mich total. Lilli folgt meinem Blick und versucht brav, nicht sofort loszulachen.

„Entschuldigen Sie, aber da ist noch ein … Wickler“, mache ich die Dame etwas unbeholfen darauf aufmerksam und deute auf ihren Hinterkopf. Meine Tochter kann sich nun nicht mehr beherrschen und bekommt den totalen Lachkrampf, sie grunzt mit Tränen in den Augen vor sich hin. Bei mir ist es auch bald so weit, ich spüre das Lachen, wie es auf meine Luftröhre drückt. Die Frau denkt wahrscheinlich, wir sind nicht ganz dicht, und geht schnell weiter. Das mit dem vergessenen Lockenwickler nimmt sie offensichtlich nicht ernst.

Und jetzt kann ich mich auch nicht mehr zurückhalten, ich lache, bis mir die Tränen kommen. Ich sehe alles total verschwommen und da tritt er plötzlich in mein Gesichtsfeld! Ich muss ein wenig blinzeln, um ihn zu erkennen. Mir wird blitzartig schlecht und ich wünsche mir ein Loch im Boden zum Versinken oder – was im Supermarkt weitaus wahrscheinlicher ist – einen Stapel Mineralwasserkisten zum Verstecken. Lilli putzt sich ihre Nase und als sie sich zu mir umdreht, bin ich weg.

„Hey, Lilli!“, höre ich Sophias begeisterte Stimme, die auch hier?

Ich wage mich noch nicht aus meinem Versteck hervor, vielleicht schleicht dieser Typ da ja noch irgendwo herum. Vorsichtig luge ich an den aufgestapelten Kisten vorbei und zieh meinen Kopf sofort wieder zurück. Ich kann es jetzt echt nicht glauben, das Schicksal bescheißt mich gerade ziemlich. Es könnte wirklich nicht schlimmer kommen!

„Das ist mein Papa, Paps, das ist Lilli.“

Papa! Er ist Sophias Vater, ich saß in Sophias Badewanne und ihr Papa hält mich deshalb für eine Nutte oder Putzperle oder was auch immer – auf jeden Fall würde er mich für ziemlich verrückt halten, wenn er mich jetzt sehen könnte. Ich stehe mit zusammengekniffenen Beinen hinter den Getränkekisten, bin knallrot im Gesicht und hyperventiliere!

Langsam gehe ich Schritt für Schritt rückwärts, flüchte in den anderen Gang, wo mir die Alte mit dem Lockenwickler wieder über den Weg läuft. Spätestens jetzt denkt sie garantiert, ich habe ein gröberes Problem!

Was soll ich tun? Ich kann mich ja nicht ewig verstecken! Meine Tochter wird sich auf die Suche nach mir machen, um mich vorzustellen. Ich muss mich beruhigen, also atme ich tief durch und rolle meine Schultern vor und zurück. Ich dehne meinen Nacken und bewege die Finger und Zehen, um dieses nervöse Kribbelgefühl wieder loszuwerden.

Nein, ich bin noch nicht bereit für die Gegenüberstellung und trete daher den Rückzug in die hinterste Ecke des Supermarktes an. Betreten verboten! Ha! Verbotsschilder haben mich noch nie aufgehalten!

„Mama, wo warst du bitte?“ Gefühlte Stunden später, nachdem mich die Marktleiterin ziemlich rüde darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich im Lager nichts verloren habe, stehe ich wieder meiner Tochter gegenüber. Ihr alleine, glücklicherweise! Sie ist ziemlich verschnupft, weil sie mich doch Sophias Papa vorstellen wollte, der so nett ist, die Mädchen am Samstag von der Party abzuholen und Lilli heimzubringen.

„Ich habe ihm deine Nummer gegeben, er möchte dich noch anrufen, ob das für dich okay ist!“

Ha! Der hat meine Nummer?!?! Mir ist nicht bewusst, dass das Ha ziemlich laut und hysterisch aus meinem Mund geschlüpft ist. Lilli schaut mich mit großen Augen an, langsam wirkt sie beunruhigt.

„Ist alles okay? Das ist dir doch recht, oder? Musst du nicht selbst raus in der Nacht und kannst mit den Tanten etwas trinken.“

„Lilli, bitte, jetzt tu nicht so, als würde ich immer besoffen durch die Gegend rennen“, fahre ich sie an. Sie zuckt zusammen und verdreht die Augen.

„Ist schon gut, chill!“

Ich hasse dieses chill, ich hasse das wirklich!

Aber Lilli kann nichts dafür, dass ich vor einigen Tagen nackt in seiner Wanne hockte, ich streiche ihr fahrig über die Haare.

„Tut mir leid, ich habe nur ein bisschen Kopfweh“, entschuldige ich mich und im gleichen Moment fällt mir auf, dass er offensichtlich nicht auf junges Gemüse steht, sondern „nur“ eine Tochter hat. Und das beruhigt mich seltsamerweise sehr.

„Vielleicht klappt‘s ja das nächste Mal mit dem Kennenlernen, war aber schon peinlich, dass du plötzlich verschwunden bist“, motzt Lilli noch ein bisschen weiter, während wir an der Kasse anstehen.

Kaum sind wir zu Hause, läutet mein Handy. Unbekannte Nummer. Das wird doch nicht schon … ich schnappe das Telefon und rausche ab in mein Schlafzimmer. Ich brauche keine Zeugen beim ersten Telefonat, das mich total nervös macht.

Wer bin ich denn eigentlich? Ich bin eine sechsunddreißigjährige, seit kurzem alleinerziehende, nicht komplett hässliche, intelligente – okay, darüber könnte man jetzt wirklich streiten –, selbstbewusste – ja, auch darüber – Frau und Mutter, die kurz mit dem Vater der derzeit besten Freundin ihrer Tochter plaudert! Der sie dummerweise für eine Prostituierte hält, aber das weiß nur ich, er hat glücklicherweise keine Ahnung, mit wem er da telefoniert.

„Spreche ich mit Eva Laitner?“

Was für eine Stimme! Mir wird gleichzeitig heiß und kalt und ich krächze ein Ja. Ich räuspere mich und setze mich auf das Bett, weil meine Beine so zittern.

„Hallo, Alex Crover, Sophias Vater. Ich hoffe, Ihre Tochter hat sie bezüglich meines Anrufs vorgewarnt?“

Crover? Ist er Engländer oder Amerikaner? Akzent hat er keinen. Aber eine wirklich schöne Stimme, tief, leicht rauchig und sehr selbstsicher. Mochte ich schon bei unserer ersten Begegnung, allerdings war ich da viel zu aufgewühlt, als dass ich den Klang hätte genießen können. Aufgewühlt, tja, das bin ich leider auch jetzt. Nur langsam beruhige ich mich wieder und kann endlich antworten.

„Ja, hat sie. Und auch, dass Sie so nett sind, die Mädels von der Party abzuholen.“ Das klingt ja schon ganz gut.

„Kein Problem, dann weiß ich wenigstens, dass Sophia zur vereinbarten Zeit gut nach Hause kommt.“

Ich kann sein Lächeln hören, das ihn richtig sympathisch klingen lässt … wenn ich nicht ganz genau wüsste, wer da am anderen Ende der Leitung ist!

„Ich dachte nur, ich melde mich vorher bei Ihnen. Dann bin ich sozusagen kein Unbekannter mehr für Sie und Sie können sicher sein, dass es auch klappt.“

Kein Unbekannter? Das ist zum Schreien!

„Aber mein Angebot ist auch nicht ganz uneigennützig. Diese Party ist ja leider etwas außerhalb und nicht gut öffentlich zu erreichen. Daher müsste man die Mädchen auch hinbringen, womit ich leider ein zeitliches Problem habe“, redet er schon weiter.

Ich weiß natürlich sofort, worauf er hinauswill, und diese Bitte scheint ihm ziemlich unangenehm zu sein.

„Das übernehme ich gerne. Arbeitsteilung. Ich übernehme die Hinfahrt und Sie holen die beiden ab“, schlage ich vor und er klingt erleichtert. „Sehr gut, ich habe leider Samstagnachmittag etwas Geschäftliches zu erledigen, das mache ich nicht gerne, ist aber in dem Fall unbedingt notwendig und ich kann es unmöglich verschieben.“

„Es macht mir wirklich nichts aus, kein Problem.“ Ich will dieses Telefonat schnell beenden, weil mir seine sexy Stimme zunehmend zusetzt. Und ich leider noch dazu weiß, wie der dazugehörige Mann aussieht und ich in Gedanken wieder nackt in seiner Badewanne sitze.

„Soll ich Sophia am späten Nachmittag auf dem Weg zu meinem Termin bei Ihnen daheim abliefern? Sie müssten sie dann abends nicht extra abholen“, fragt er noch, ich lehne umgehend ab. Aber weniger aus Höflichkeit, sondern hauptsächlich deshalb, weil ich ihn nicht treffen will, zumindest jetzt noch nicht! Irgendwann wird sich das nicht vermeiden lassen. Aber bitte nicht schon morgen! Ich sollte vorher noch schnell zum Frisör gehen, meine Farbe auffrischen, eine Maniküre bzw. Pediküre wäre nicht schlecht, und absolut notwendig hätte ich wieder mal eine Heißwachsbehandlung. 2 kg weniger auf den Hüften wäre noch das Tüpfelchen auf dem i – und das schaffe ich unmöglich bis morgen Nachmittag! Und je länger ich ein persönliches Treffen hinauszögere, desto größer werden meine Chancen, dass er mich nicht wiedererkennt!

„Nein, das ist wirklich nicht notwendig, ihr wohnt ja nicht weit, ist kein Umweg.“ Ja, ich weiß genau, wo er wohnt! Dummerweise ist mir das jetzt rausgerutscht, was ihm aber nicht weiter auffällt.

„Gut, dann wäre das abgemacht. Wir sehen uns morgen.“

Morgen? Wir uns sehen? Nein, garantiert nicht!

Selbstverständlich werde ich noch munter sein, wenn er Lilli daheim abliefert, ich trete ihm dann aber sicher nicht mehr unter die Augen!

*** Alex ***

Sie hat eine angenehme Stimme, am Anfang klang sie zwar etwas kurzatmig, aber wer weiß, wo ich sie gerade hergeholt habe. Ich wollte dieses Telefonat sofort erledigen, ich muss Bescheid wissen, ob das mit dem Hinbringen klappt. Ich habe am Samstag schließlich Verpflichtungen, die ich unbedingt einhalten muss.

Sicher hat meine Tochter damit recht, dass Eva Laitner eine nette Frau ist. Es nervt mich nur etwas, dass sie nur mehr von dieser Dame spricht und mir ständig ihre Vorzüge vorbetet. Ich kenne Sophia und weiß genau, was sie will. Offensichtlich will sie mich verkuppeln, mit einer geschiedenen Frau Mitte dreißig, das ist lächerlich, und das absolute Gegenteil von dem, was ich will. Ich habe mit freundlichen Müttern nichts am Hut, was ich meiner Tochter natürlich nicht so deutlich sage. Ich bin in erster Linie Vater, aber auch ein Mann mit bestimmten Vorlieben und die wird mir diese nette Frau Laitner garantiert nicht erfüllen können.

Und warum muss ich jetzt wieder an die Nackte in meiner Badewanne denken? Die bekomme ich seit Tagen nicht mehr aus meinem Kopf, was mir langsam unheimlich wird! Für gewöhnlich denke ich nicht über verpatzte Gelegenheiten nach, was vermutlich hauptsächlich daran liegt, dass ich nie eine Gelegenheit verpatze … und wer weiß, ob sie es überhaupt wert gewesen wäre.

Zuerst war ich mir sicher, es handelt sich um eine Nutte, von der Konkurrenz geschickt. Eine Falle! Da bin ich ein gebranntes Kind, so etwas wird mir nie wieder passieren. Irgendetwas hielt mich jedoch davon ab, das Nixlein sofort aus der Wohnung zu schmeißen. Da war etwas in ihrem Blick, besser gesagt, da fehlte etwas, nämlich diese einstudierte Geilheit. Sie saß zusammengekrümmt bis zum Kinn im sprudelnden Wasser – dadurch konnte ich nicht mal ihren nackten Busen sehen – und guckte mich mit großen Augen erschrocken an. Sie wirkte beinahe, als hätte sie noch nie einen Schwanz zwischen den Beinen gehabt. Toll, die einzige mittelalterliche Jungfrau Wiens muss sich ausgerechnet in meine Badewanne verirren! Nein, die war keine Professionelle, garantiert nicht, und trotzdem konnte ich einfach nicht widerstehen, das Spiel weiterzutreiben und sie ein bisschen zu ärgern.

Ich frage mich, was sie wohl getan hätte, wenn ich einfach zu ihr in die Wanne gestiegen wäre … Nichts, vermute ich mal, sie hätte nichts dagegen getan, denn ich bin ein recht ansehnlicher, gut bestückter Kerl in den besten Jahren, der noch keine Frau unglücklich zurückgelassen hat! Und der Gedanke, es diesem verschreckten Huhn so richtig zu besorgen, hatte schon etwas. Aber ich kann mich beherrschen und immerhin bestand ja doch noch das geringe Restrisiko, dass mir am nächsten Tag ein netter Brief mit kompromittierenden Fotos oder – noch schlimmer – eine Anzeige wegen Vergewaltigung ins Haus flattert. Deshalb habe ich sicherheitshalber abends noch die Jungs von der Security in meine Wohnung beordert, um nach Wanzen und Kameras zu suchen. Da war nichts, natürlich, wir sind in Wien und ich sollte mich endlich entspannt zurücklehnen und nicht überall eine Gefahr für Leib und Seele wittern. Die einzige Gefahr, die mir hier droht, geht von dem Mistkübler aus, der mir letztens wegen dem Plastiksack in der Papiertonne die Hölle heiß gemacht hat.

Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht, denn eines hat mich das Leben gelehrt: Wenn es ums wirklich große Geld geht, ist die Konkurrenz hart und skrupellos, in jeder Stadt der Welt.

***

Kapitel 4

Heute ist ein guter Tag! Ich konnte gestern einen tollen Auftrag an Land ziehen, ich werde die Hochzeit eines nicht unbedeutenden Lokalpolitikers organisieren. Wenn mir das gut gelingt, öffnet das sicher weitere Türen, perfekt! Zur Feier des Tages gehe ich mit Lilli auf den Markt, wir lieben beide diesen Bauernmarkt, der nur jeden zweiten Samstag im Monat stattfindet. Es gibt nicht nur bäuerliche Bioprodukte, angefangen bei Obst und Gemüse bis hin zu selbst gemachten Pasteten und Käse, sondern auch Antiquitäten. Ich kenne mich da zwar nicht so gut damit aus, aber wir haben schon einige wirklich schöne Dinge hier entdeckt. Und weil ich etwas zu feiern habe, koste ich bei der netten Dame vom Käsestand ein Gläschen Cidre. Lilli trinkt Apfelsaft. Alles ist perfekt. Bis auf das kleine Häufchen, in das ich beim Kauf des grünen Spargels getreten bin. Aber nehmen wir mal an, das bringt Glück! Ich stütze mich an einem Plakat ab, das eben den Lokalpolitiker zeigt, dessen Hochzeit ich ausrichten werde, um nochmals meinen Schuh zu begutachten.

„Hey, Lilli!“ Ich zucke zusammen und schaue gleichzeitig mit Lilli in die Richtung, aus der Sophias Stimme tönt.

---ENDE DER LESEPROBE---