Wer glaubt schon an Weihnachtswunder? - Mara Waldhoven - E-Book

Wer glaubt schon an Weihnachtswunder? E-Book

Mara Waldhoven

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Beschreibung

Eine liebevolle, weihnachtliche Kurzgeschichte in Glühwein- und Lebkuchenlänge. Vielleicht gehen sich auch zwei oder drei Glühweinchen aus …


Wer glaubt schon an Weihnachtswunder? Therese sicher nicht, auch wenn sie gerade eines gebrauchen könnte. Eigentlich genießt sie die Vorweihnachtszeit immer sehr, doch dieses Jahr ist alles anders und es will einfach keine Stimmung aufkommen.
Dann begegnet ihr am ersten kalten Wintertag ein freundlicher, aber etwas seltsamer Taxifahrer, der mit seinem auffälligen Gefährt immer gerade dann auftaucht, wenn Hilfe von Nöten ist. Und als auch noch eine verwaiste Fellnase vor ihrer Haustüre sitzt, kommt ihr alles doch ein bisschen wunderlich vor. Sechs Monate nach dem Tod ihres geliebten Hundes Filou ist Therese aber noch lange nicht so weit, ihr Herz für einen anderen Vierbeiner zu öffnen. Ist der auch noch so süß!
Und sie ist definitiv auch nicht bereit für einen neuen Mann in ihrem Leben, schon gar nicht für diesen! Ihr Vorgesetzter benimmt sich unhöflich und herablassend und Hunde mag er auch nicht! Therese findet den Geisterboss, wie er heimlich genannt wird, sehr unsympathisch … bis zu diesem gemeinsamen Abend im Advent, als er in einer Notsituation ohne zu zögern hilft und damit beweist, dass der erste Eindruck oft der falsche ist.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Mara Waldhoven

Wer glaubt schon an Weihnachtswunder?

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Das Weihnachtswunder und seine Helfer …

Impressum

„Wer glaubt schon an Weihnachtswunder?“ © Mara Waldhoven

Alle Rechte vorbehalten

[email protected]

*****

Mara Waldhoven Kirchwegsiedlung 26

3484 Grafenwörth

***** Deutsche Erstausgabe Dezember 2023 ***** Cover Design: TomJay - bookcover4everyone / www.tomjay.de

Bildmaterial:

(c) Milkos / Depositphotos.com

(c) lifeonwhite / Depositphotos.com

(c) 31moonlight31 / Depositphotos.com

***** Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form sowie die Übersetzung des Werkes sind vorbehalten und bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Autorin. Dies gilt ebenfalls für das Recht der mechanischen, elektronischen und fotografischen Vervielfältigung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Handlung und die handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden bzw. realen Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

*****

Kapitel 1

„Du hättest das mit dem Hund schon im Jänner erledigen können.“

Ich hoffe sehr, dass ich mich verhört habe, denn das kann Margit jetzt unmöglich so gesagt und vor allem gemeint haben. Sicherheitshalber frage ich nach.

„Du hättest den Hund bereits im Jänner einschläfern lassen können, als du das interessante Jobangebot in der Bank bekommen hast. Das musstest du wegen ihm ausschlagen.“

Ich starre meine Freundin an, als sehe ich sie gerade zum allerersten Mal in meinem Leben. Mir fehlen die Worte und es dauert eine Weile, bis ich wieder etwas sagen kann.

„Du meinst also, ich hätte meinen Hundesenior einschläfern lassen sollen, um Vollzeit arbeiten gehen zu können?“

„Genau, ob Jänner oder Juni ist doch auch schon egal. Die paar Monate! Nachdem du deinem Ex das Haus kampflos überlassen hast, brauchst du mehr Geld, um deinen gewohnten Lebensstandard finanzieren zu können.“

Jetzt kann ich mich nur mit Mühe beherrschen. Bei jedem unserer Treffen kommt das Thema Scheidung, Haus und Geld zur Sprache. Ich habe mir angewöhnt, meine Ohren einfach zuzuklappen und sie reden zu lassen. Bei meinem Filou verstehe ich allerdings keinen Spaß. „Ich kann doch auch kein Kind weggeben, nur weil es unpraktisch ist“, sage ich eine Spur zu laut. Das Pärchen vom Nebentisch dreht sich neugierig zu mir um. Zu ihren Füßen liegt ein Dackel, dessen Silberschnäuzchen darauf schließen lässt, dass er auch nicht mehr der Jüngste ist.

„Also bitte, du kannst doch einen Hund nicht mit einem Kind vergleichen.“ Margit zieht entrüstet die perfekt gezeichneten Augenbrauen zusammen.

Mein Vergleich ist vielleicht etwas überspitzt, aber jeder, der einmal auf den Hund gekommen ist, versteht, was ich damit meine.

„Filou war Teil unserer Familie, fünfzehn wunderschöne Jahre lang! Er war alt und vielleicht nicht mehr so fit wie früher, aber nicht krank! Meine Kinder sind mit ihm aufgewachsen, er war ihr bester Freund und niemals hätten wir ihn einfach aus Bequemlichkeit getötet. Und mit meinem Teilzeitjob ist es sich gut ausgegangen, ich habe Rücklagen. Außerdem habe ich inzwischen, wie du ja weißt, aufgestockt.“ Es gelingt mir trotz meiner Wut, die Lautstärke zu drosseln und ruhig sitzen zu bleiben. Einzig die Serviette zwischen meinen Fingern muss daran glauben.

Meine Freundin sieht mich verständnislos an. „Du reagierst vollkommen über! Wie so oft in letzter Zeit. Aber egal, die Trauerzeit ist vorbei und du solltest jetzt wenigstens den Job annehmen, den dir mein Bernhard vermittelt hat. Aufstocken hin oder her!“ Allein wie sie das Wort Trauerzeit betont und dabei die Augen rollt, regt mich maßlos auf. „Du bist nicht mehr die Jüngste und in unserem Alter schmeißt uns keiner mehr die gutbezahlten Stellen nach. Und deine Rücklagen werden bald zu Ende gehen, mal abgesehen davon, dass deine Pension auch nicht übermäßig ausfallen wird.“

„Ich habe eine gute Stelle, eine Führungsposition“, sage ich scharf. „Und bis zu meiner Pension ist es ja noch ein Weilchen hin.“

Ein spöttisches Schnaufen ist ihre Antwort. „Die Verantwortung für drei Teilzeitkräfte, eine tolle Führungsposition. Wow!“

Es reicht, wie konnte ich mich nur so in einem Menschen irren. Margit, meine langjährige Freundin, sitzt mir gegenüber und ich habe plötzlich das Gefühl, eine Fremde vor mir zu haben. Wann ist sie so geworden? So selbstgerecht und besserwisserisch und gefühllos.

Wahrscheinlich können Menschen, die ihren Alltag ohne Haustier verbringen, die Trauer über den Verlust nicht verstehen … nein … alle anderen meiner tierlosen Freunde haben mit mir getrauert oder zumindest versucht, mich zu trösten. Es ist eine Frage der Rücksicht und des Einfühlungsvermögens, und beides dürfte Margit in den letzten Jahren abhandengekommen sein. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob die überhaupt jemals da waren. Wir haben uns immer nur zu einem Essen begleitet von ein paar Gläschen Prosecco getroffen und dabei über unsere gut geratenen Kinder und unsere erfolgreichen Männer philosophiert. Um uns selbst ist es dabei selten gegangen … haben wir uns jemals so wirklich kennengelernt? Jetzt sind unsere Kinder erwachsen und mein Mann ist mir im Gegensatz zu ihrem davongelaufen, um seine Mitlebenskrise mit einer Jüngeren zu genießen. Margit sitzt untertags im Vorzimmer ihres angeheirateten Rechtsanwaltes und ich nur als Projektleiterin eines kleinen Teams in einer Marketingfirma. Meine Freizeit verbringe ich meist allein in einer kleinen, kuscheligen Dachgeschosswohnung mit Blick über Wien, aber das lässt Margit aufgrund der schönen Wohngegend gerade noch gelten. Der Rest meiner derzeitigen Lebensweise stößt ihr sauer auf.

„Es ist spät, ich sollte heim. Hast du Lust auf ein Glühweinchen vor Weihnachten?“, will sie wissen und liest gleichzeitig eine Nachricht auf ihrem Handy.

Ich denke nicht, dass wir uns so bald wieder treffen werden. Ich bin so gekränkt, dass ich mir im Moment nicht vorstellen kann, ihr jemals wieder gegenüberzusitzen.

„Mal sehen, wir telefonieren“, antworte ich ausweichend. Margit lächelt mich an und legt ihre Hand auf meine. Sie merkt nicht einmal, wie sehr mich ihre Worte verletzt haben.

„Ich sage es dir nochmals, die Stelle von meinem Bernhard solltest du annehmen. Er hat sich sehr für dich eingesetzt und in den höchsten Tönen von deinen Fähigkeiten geschwärmt. Du brauchst etwas Gescheites.“

Nett von ihrem Bernhard, aber ich habe ihn nicht darum gebeten. Ich werde morgen ablehnen, es interessiert mich nicht! Ich habe etwas Gescheites. Was ich jetzt um des lieben Friedens willen nicht laut sage.

„Meine Arbeit reicht mir vollkommen. Ich habe flexible Arbeitszeiten, ein nettes Team und die Aufgaben sind sehr abwechslungsreich“, rechtfertige ich mich stattdessen halbherzig.

„Ach Gottchen, du machst es dir seit deiner Scheidung schon auch ein bisschen einfach. Ich kann beispielsweise nicht verstehen, dass du deinem Ex nicht mehr abgeknöpft hast. Aber meine Meinung diesbezüglich kennst du ja.“

Ja, die kenne ich. Nur interessiert sie mich seit heute endgültig nicht mehr.

„Ich hoffe, du bist jetzt nicht beleidigt. Freundinnen sind dazu da, einander die Wahrheit zu sagen.“ Sie spitzt ihre Lippen und schickt mir über die geleerten Proseccogläser hinweg ein Luftküsschen.

Die Wahrheit. Manche sehen die so, wie es gerade für sie passt. Ich bin müde und frustriert und will nur mehr nach Hause. „Alles gut, Margit, ich bin heute nur total fertig. Lass Bernhard lieb grüßen und richte ihm meinen Dank aus. Ich werde mir das nochmals durch den Kopf gehen lassen.“ Meine Güte, wie feig ich bin! Natürlich werde ich es mir nicht nochmals durch den Kopf gehen lassen.

Margit nickt zufrieden und fuchtelt in der für sie üblichen hektischen Art nach dem Kellner. Nachdem wir gezahlt haben, treten wir vor das Lokal und ich ziehe meinen flauschigen Schal enger um den Hals. Es ist kalt geworden, und das nicht nur, weil meine Freundin im Laufe der Jahre ihre Herzenswärme verloren hat.

Nach einem ungewöhnlich milden Winterbeginn kommt jetzt pünktlich vor dem ersten Adventwochenende die kalte Luft aus dem Norden zu uns. Margit verabschiedet sich mit einem in die Nähe meines Ohres hingehauchten Wangenbussis und läuft auf hohen Absätzen konzentriert über das Kopfsteinpflaster zu ihrem Sportwagen. Ich bleibe allein zurück und fühle mich ein bisschen verloren. Mein Blick irrt aus reiner Gewohnheit zu meinen Füßen. Filou … da ist er immer gesessen und hat mich mit seinen wunderschönen, goldbraunen Augen beobachtet. Leider ist er seit sechs Monaten nicht mehr bei mir. Da ist keiner mehr, der mich liebevoll anblinzelt, wenn ich Kummer habe oder mir beruhigend die Hand leckt, wenn ich mich ärgere. Vielleicht hat Margit recht und es ist übertrieben, so intensiv zu trauern, aber ich kann nicht anders. Ich habe einen Freund verloren, den allerbesten. Wenn ich meine Augen schließe und an ihn denke, spüre ich noch immer seine Anwesenheit. In der Nacht wache ich auf und höre in dem kurzen Moment zwischen Traum und Wirklichkeit sein leises Schnarchen oder dieses süße, leise Bellen, das oft seine Träume begleitet hat. Was er wohl geträumt hat? Wie träumen Hunde? Ich werde es nie erfahren, hoffe aber sehr, dass er jetzt einen endlosen, wunderschönen und liebevollen Traum erleben darf.

Ich werde mir immer diese schmerzhafte Frage stellen, ob es tatsächlich keinen anderen Weg gab, als ihn gehen zu lassen. Am letzten gemeinsamen Abend habe ich es in seinen Augen gelesen, er war müde und bereit uns zu verlassen und er hat darauf vertraut, dass ich das Richtige für ihn entscheide. Niemals werde ich seinen Abschiedsblick voller selbstloser Liebe vergessen und auch niemals diese tiefe, innerliche Ruhe, die seine letzten Atemzüge begleitet hat. Es war die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit, ich weiß es, und trotzdem tut es verdammt weh. Ihn nicht leiden zu lassen, war alles, was wir für unseren Freund noch tun konnten. Bei der Erinnerung daran kommen mir die Tränen, sie laufen meine Wangen hinunter und der kalte Wind fühlt sich auf meiner nassen Haut noch kälter an.

Ich seufze und putze mir lautstark die Nase. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen und irgendwann wird es sicher nicht mehr so weh tun, an ihn zu denken. Während ich auf dem Gehsteig stehe und überlege, ob ich mir ein Taxi gönnen soll, steigt mir der verführerische Duft von frisch gebackenen Vanillekipferln in die Nase. Wo auch immer der Duft von Vanille und warmem Zucker herkommt, er entspannt mich ein wenig und ich fühle, wie der Ärger über meine Freundin von mir abfällt. Weihnachten steht vor der Tür und ich will die Adventzeit wie jedes Jahr genießen. Auch wenn sie dieses Jahr ein bisschen trauriger sein wird als in den vergangenen Jahren.

Eine warme Mitfahrgelegenheit wäre jetzt angenehm und als hätte jemand meinen unausgesprochenen Wunsch gehört, bleibt ein dunkler Wagen mit einem altmodischen gelben Leuchtschild auf dem Dach vor mir auf der Straße stehen. Er hat Ähnlichkeit mit den berühmten englischen Taxis, nur haben die eher keine blinkenden Lichterketten an den Innenseiten der Fenster hängen und beim Öffnen der Fahrertür wird wohl auch nicht das Lied „Driving home for Christmas“ erklingen. Wenn es auch sehr passend ist! Und als dann noch ein Mann mit weißem Rauschebart und roter, schief sitzender Strickhaube mit Bommel aussteigt, bin ich mir sicher, dass der dritte Prosecco einer zu viel war. Fasziniert begutachte ich den Taxifahrer, als er in voller Pracht vor mir steht. Sein breiter Oberkörper steckt in einem kuscheligen Winterpulli mit buntem Norwegermuster, weißem Flauschkragen und eingestrickten Zuckerstangen auf der Brust. Besonders fasziniert mich jedoch die dunkelrote, bei den Knien ausgebeulte Jogginghose und die klobigen, grünen Lederstiefel, die warm, aber sehr abgetragen aussehen. Ich kneife kurz meine Augen zusammen, aber das seltsame Bild verschwindet nicht, als ich sie wieder öffne.

„Meine Dame, Sie sehen aus, als würden Sie eine Mitfahrgelegenheit suchen“, sagt das Weihnachtsmanndouble und schickt ein Lachen hinterher, das sehr nach Hohoho klingt. „Es ist kalt geworden und Sie haben nicht das richtige Schuhwerk für solch einen ungemütlichen Tag“, tadelt er mit vorwurfsvollem Blick auf meine Stiefeletten, die tatsächlich mehr hübsch als warm sind.

---ENDE DER LESEPROBE---