Ouzo mit Herz: Samantha und Aris - Mara Waldhoven - E-Book

Ouzo mit Herz: Samantha und Aris E-Book

Mara Waldhoven

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Beschreibung

OUZO MIT HERZ, frech und sexy, prickelnd wie ein Sommerflirt am Meer.


Aris Gregorie, erfolgreich, attraktiv und in ziemlich festen Händen. Ihn kann nichts aus der Ruhe bringen … außer eine(s) vielleicht: Samantha Hildbourg, die Tochter seines Vorgesetzten, unglaublich nervig und verdammt sexy. Erwartet hat er ihren Bruder, bekommen hat er SIE! Der smarte Hoteldirektor soll die etwas zu lebenslustige Erbin der Hildbourg-Gruppe auf Vordermann bringen, rein arbeitstechnisch!
Sie treibt ihm die Schweißperlen auf die Stirn, von der ersten Sekunde an, und das nicht nur, weil sie einfach immer das letzte Wort haben will …


Samantha:
„Du wirst tun, was er dir sagt, und zwar alles, ohne Widerrede!“ Die Worte meines Vaters waren eindeutig. Aris Gregorie … der Star unter unseren Hoteldirektoren, leistungsorientiert, durchsetzungsstark und äußerst diszipliniert, er verfügt über alle Charaktereigenschaften, die laut meinem Vater notwendig sind, um erfolgreich zu sein. Für mich klingt das eher, als wäre er der Mann fürs Grobe in einem Bootcamp für schwer erziehbare Jugendliche. Na, das wird ein Spaß!
Ich bin 31 Jahre alt, Erbin einer großen Hotelkette und bei weitem nicht so unfähig und leichtfertig, wie manche denken! Und ich habe überhaupt keine Lust, mich fünf Monate lang von einem wichtigtuerischen Angestellten herumkommandieren zu lassen! Mir wird allerdings nichts anderes übrigbleiben, ein Blick in diese stahlblauen Augen und ich weiß sofort Bescheid: Auf meine Spielchen lässt der sich garantiert nicht ein! Dieser Mann ist eisern und dummerweise noch unglaublich heiß dabei!

!!

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Mara Waldhoven

Ouzo mit Herz: Samantha und Aris

Ein Roman aus der OUZO MIT HERZ-Reihe

Inhaltsverzeichnis

Impressum

1. Samantha

2. Aris

3. Samantha

4. Samantha

5. Aris

6. Samantha

7. Aris

8. Samantha

9. Aris

10. Samantha

11. Samantha

12. Aris

13. Samantha

14. Samantha

15. Aris

16. Samantha

17. Samantha

18. Aris

19. Samantha

20. Aris

21. Samantha

22. Aris

23. Samantha

24. Aris

25. Samantha

26. Samantha

27. Aris

28. Samantha

29. Samantha

30. Aris

31. Samantha

32. Samantha

33. Aris

34. Samantha

35. Aris

36. Samantha

37. Samantha

38. Aris

39. Samantha

40. Aris

41. Samantha

42. Aris

43. Samantha

44. Aris

45. Samantha

46. Aris

47. Samantha

48. Aris

49. Samantha

50. Samantha

51. Aris

52. Samantha

53. Samantha

54. Aris

Leseprobe: Ouzo mit Daemon

Leseprobe: Hexenküsse schmecken besser

Ouzo

mit Herz

Samantha und Aris

Mara Waldhoven

Impressum

„Ouzo mit Herz“ © Mara Waldhoven

Alle Rechte vorbehalten

[email protected]

***** Mara Waldhoven Kirchwegsiedlung 26

3484 Grafenwörth

***** Deutsche Erstausgabe Juni 2018 ***** Cover Design: Rebecca Wild, sturmmöwen.at

Bildmaterial:

3443214 @ Antartis

178407090 @ YuliyaKirayonakBO

istock

492197861 @ PeopleImages

***** Innengestaltung Mara Waldhoven unter Verwendung von Handwritten-wedding-words created by Freepik

***** Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form sowie die Übersetzung des Werkes sind vorbehalten und bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Autorin. Dies gilt ebenfalls für das Recht der mechanischen, elektronischen und fotografischen Vervielfältigung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Handlung und die handelnden Personen, sowie deren Namen, sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden bzw. realen Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Ich sehe dich deutlich vor mir, mit offenem Blick auf das Meer und einem weiten Herzen.

Liebe, wo auch immer du warst. Diesen Ouzo widme ich dir.

Yamas, o filos mou!

Unvergessen.

Samantha

„Du schickst mich allen Ernstes in diese Einöde?“ Ich kann es nicht fassen und sehe meinen Vater bitterböse an. Ich nehme einen tiefen Atemzug, richte meine Schultern gerade und versuche größer zu wirken, als ich mit meinen 1,65 tatsächlich bin. Paps blinzelt nervös und ich habe das Gefühl, als würde er sich ein wenig ducken. Ich weiß, dass ich ziemlich furchteinflößend wirken kann, wenn ich will. Meine beste Freundin Bibbi bezeichnet mich in so einem Zustand als entfesselte Naturgewalt. Das gefällt mir, es klingt weitaus spannender als das, was unser Familienoberhaupt für gewöhnlich zu mir sagt: „Du hast dein Benehmen nicht unter Kontrolle. Sam, du kennst keine Grenzen.“

Das stimmt nicht ganz, ich kenne meine Grenzen sehr wohl, ich bin ja nicht dumm! Ich finde es nur wesentlich bequemer, sie einfach zu ignorieren. Mein Vater hat meinen Bruder Samuel und mich nach dem frühen Tod meiner Mutter mit Liebe überhäuft, allerdings hätte wohl auch ein gewisses Mindestmaß an erzieherischer Härte nicht geschadet. Deshalb bin ich vermutlich so wie ich bin … ein wenig eigenwillig, was mir durchaus bewusst ist. Meiner Meinung nach ist es jetzt aber wirklich zu spät, mit meiner Erziehung zu beginnen, ich bin einunddreißig! Und ich finde mich bei weitem nicht so schlimm, wie Paps manchmal tut!

Besser jetzt als nie, denkt der sich jedoch und hat die erzieherische Aufgabe kurzerhand delegiert. An einen gewissen Aris Gregorie, Papas Liebkind. Er ist laut ihm der Wunderwuzzi unter all unseren Hoteldirektoren! Leistungsorientiert, durchsetzungsstark und äußerst diszipliniert - für mich klingt das eher, als wäre er der Mann fürs Grobe in einem Bootcamp für schwer erziehbare Jugendliche!

Ich sehe ein kleines, schadenfrohes Lächeln im Gesicht meines Vaters, er weidet sich an meiner Verzweiflung.

„Ich finde das überhaupt nicht komisch! Das ist total verrückt, idiotisch! Mich in diese Pampa zu schicken, an den Arsch der Welt“, pfauche ich und mein innerliches Gewitter steht kurz vor der Entladung. „Wieso nicht London oder New York? Wenn du mich schon unbedingt loswerden willst!“

Papa seufzt und streicht sich frustriert über den gepflegten Bart. Er deutet mir, mich endlich zu setzen. Will ich nicht, ich bleibe lieber stehen – ich mag einige Fehler haben, aber ich bin konsequent. Wenn ich grantig sein will, bleibe ich das auch!

„Nicht die Pampa und schon gar nicht der … Arsch … der Welt.“ Das Wort auszusprechen, bereitet ihm anscheinend körperliche Schmerzen, so gequält wie er gerade dreinsieht. Diese vulgäre Bezeichnung für einen notwendigen Körperteil gehört nicht zu seinem üblichen Wortschatz. „Ich will dich auch nicht loswerden. Aber auf Chalkidiki steht unsere größte Anlage, geführt von unserem fähigsten Mann. Von ihm kannst du alles Notwendige lernen, um meine Nachfolge anzutreten, eines Tages … wenn du so weit bist …“ Er verzieht seine Mundwinkel zu einem wehleidigen Grinsen, was mich nach einer kurzen Abkühlungsphase erneut in Rage bringt.

„Bitte, jetzt tu nicht so, als hätte ich in meinem ganzen Leben noch keinen Finger gerührt! Immerhin habe ich Hotelmanagement studiert und bin für das Marketing zuständig – nur falls dir das entgangen sein sollte“, erinnere ich ihn beleidigt.

Paps verzieht das Gesicht, okay, Marketing ist jetzt vielleicht etwas hochgegriffen. Genau genommen repräsentiere ich unsere Hotelkette auf diversen Veranstaltungen, ich bin ein gern gesehener Partygast. Und ich organisiere auch selbst immer wieder Events, die bei unseren Partnern und Kunden sehr gut ankommen. Mein Talent liegt eben bei der Unterhaltung und nicht beim trockenen Verwaltungskram!

„Das ist nicht genug, Samantha!“, poltert mein genervter Erzeuger völlig unerwartet in einer Lautstärke los, die mich zusammenzucken lässt. Und er nennt mich Samantha. Wenn er die lange Form meines Namens benutzt, ist sowieso Feuer am Dach. Ihm reicht es jetzt offensichtlich, ich bin ein ziemlicher Hitzkopf, aber nicht blöd. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um mich brav hinzusetzen und zuzuhören. Das mache ich auch, zur großen Verwunderung meines Vaters, der daraufhin kurz den Faden verliert. Wir beiden starren uns an wie zwei Kampfhähne, keiner senkt den Blick, und endlich beginnt er wieder zu sprechen.

„Nur weil du studiert hast und dich hie und da auf Partys blicken lässt, heißt das noch lange nicht, dass du bereit dafür bist, ein Hotel zu leiten! Und wenn du nicht die Verantwortung für ein einziges Haus übernehmen kannst, dann wird das auch mit der ganzen Kette nichts! Ich habe mit Direktor Gregorie bereits alles fixiert und er erwartet dich kommendes Wochenende in Chalkidiki. Und du, mein Schatz, wirst ihm gehorchen. Egal, was er von dir verlangt, selbst wenn du zum Kartoffelschälen abkommandiert wirst oder zum Bettenmachen, du wirst es tun. Du wirst fünf Monate im Hildbourg *Star auf Chalchidiki verbringen und …“, sein Oberkörper ruckt ein Stück vor und er sieht mir eindringlich ins Gesicht, „… du wirst dich bemühen und du wirst dich von deiner besten Seite zeigen. Damit meine ich allerdings nicht die Seite, die du für gewöhnlich den Männern zeigst.“

Ich schnappe empört nach Luft und will etwas erwidern, mein Vater deutete mir resolut, still zu sein. „Du wirst nicht herumtechteln und dich voll und ganz auf deine Arbeit konzentrieren.“

Herumtechteln? Ich ziehe einen Schmollmund, da schmilzt Paps immer dahin. „Was verstehst du genau unter herumtechteln? Gibt’s das Wort überhaupt?“, maule ich.

Ein sanftes Lächeln huscht über sein Gesicht, er versucht zwar, es zu unterdrücken, aber ich kann es genau sehen … Tja, der Schmollmund, dem hat er einfach nichts entgegenzusetzen!

„Keine Ahnung, aber du weißt, was ich meine. Du versuchst die Männer um den Finger zu wickeln, um das zu bekommen, was du willst. Aber das wird dir bei Aris Gregorie nicht gelingen. Ich bin mir sicher, der wird gegen dich verzogene Göre immun sein und das tun, worum ich ihn gebeten habe. Nicht umsonst schicke ich dich gerade zu ihm.“

Was in meiner persönlichen Übersetzung heißt: Dieser Gregorie ist alt und taub und blind und ziemlich spaßgebremst. Na, das wird lustig!

Ich seufze kurz, werfe einen Blick auf die Wanduhr und zwinkere meinem alten Herrn, der schon wieder etwas lockerer wirkt, munter zu. „Ich werde ein ganz braves Mädchen sein, Paps, du wirst stolz sein auf mich. Ich werde arbeiten bis zum Umfallen.“

„Das muss nun auch wieder nicht sein“, brummt er, „aber reiß dich zusammen, gib dein Bestes, du bist eine kluge, junge Frau, in der mehr steckt als vermutet.“

Danke auch! Ich weiß genau, was in mir steckt!

Ich stehe auf und salutiere. „Jawoll! Zu Befehl! Aber jetzt treffe ich mich mit Bibbi zum Mittagessen! Wenn ich dann fünf Monate in der Pampa – verzeih, in unserem schönsten Hotel – verbringen muss, sollte ich jetzt noch ein wenig mein Leben genießen!“

Und draußen bin ich, Gespräch beendet.

Ich kann den leicht frustrierten Blick meines Vaters im Rücken spüren. Er hat es auch wirklich nicht leicht mit seinen Kindern. Mein um fünf Jahre jüngerer Bruder hat sein Herz an die Musik verloren. Ich finde, er ist ein wunderbarer Saxophonist, unser alter Herr bekommt jedoch Ohrenschmerzen, wenn er Samuels selbstkomponierte Stücke hören muss. Auch ich habe eine kreative Ader, ich liebe es zu malen und verfüge meiner Meinung nach über ein ganz ansehnliches Talent. Paps hat sich allerdings in den Kopf gesetzt, dass ich einmal das Unternehmen führen soll, was ja auch irgendwie logisch ist, ich bin seine Erstgeborene. Mein Bruder ist ihm zu weltfremd und hat auch überhaupt keine Lust, in das Hotelgewerbe einzusteigen. In mir jedoch schlummern angeblich die wichtigsten Eigenschaften, die man dazu braucht.

Ich bin intelligent (klar!), kann gut mit Menschen umgehen (stimmt auch, solange sie das tun, was ich will!), habe eine gesunde Portion Hausverstand und bin ein Organisationstalent … Kann ich alles bestätigen, denn wäre ich sonst vor Kurzem mit drei Verehrern gleichzeitig klargekommen? Da war schon einiges zu organisieren!

Apropos Verehrer! Da wären wir gleich beim größten Problem meines Vaters. Er mag meine Freunde nicht, mochte noch keinen einzigen davon. Laut ihm sind es Playboys, dumm, gutaussehend und hinter dem Hildbourg-Vermögen her … und er hat recht! Bis jetzt hat mich das allerdings nie gestört. Ich will nichts Festes, nur meinen Spaß, ich will mich nicht verlieben. Ich will nicht eines Tages neben der großen Liebe meines Lebens aufwachen und merken, dass die mich nur des Geldes wegen mag. Deshalb verbringe ich meine Zeit lieber mit den sexy Leichtgewichten und fühle mich ganz wohl dabei. Was aber nicht heißt, dass ich mit jedem sofort ins Bett hüpfe! Nein, das tu ich nicht, im Gegenteil. Von den letzten paar Jungs, mit denen ich aus war, hat es nur einer in mein Allerheiligstes geschafft, und das natürlich auch nicht sofort. Ich bin – was mein Sexleben betrifft – nicht so erfahren und draufgängerisch, wie viele vermuten.

Aber den Spaß mit den Leichtgewichten kann ich mir für die nächsten Monate sicher abschminken. Wie ich meinen Vater kenne, hat er meinem griechischen Gefängniswärter genaue Instruktionen gegeben: Arbeit, keine bevorzugte Behandlung und vor allem keine heißen Typen in meiner näheren Umgebung!

Aris

„Komm, bleib doch noch ein bisschen. Wir haben bis morgen früh Zeit, er ist in Athen, keiner stört uns.“ Adriani räkelt sich verführerisch und beginnt sanft zu schnurren – wir sind also bei der Kätzchennummer angelangt. Sie schlängelt sich langsam abwärts, tastet mit ihren Lippen über meine Körpermitte, knabbert, saugt, aber da herrscht jetzt wohlige Funkstille. Wir haben an diesem Nachmittag eine schnelle Nummer eingeschoben und mir reicht das vollkommen. Die Frau des örtlichen Notars ist zwar ziemlich putzig, aber bei weitem nicht so fesselnd, dass ich mich durch sie von meinem straffen Zeitplan abbringen lassen würde. Ich habe auch noch anderes zu tun, schließlich muss ich ein Hotel leiten.

Entschlossen schiebe ich sie von mir hinunter und schwinge mich aus dem Bett. „Süße, ich muss jetzt wirklich los.“

Sie wirkt gekränkt und das bestärkt mich darin, unsere kurze Affäre nicht weiterzuführen. Dieser wehleidige Gesichtsausdruck bereitet mir Magenschmerzen und ich lasse mich ja gerade auf diese unbedeutenden Abenteuer ein, um die eben nicht zu bekommen. Für mich ist das reiner Stressabbau, ich brauche hie und da einen willigen Körper, um den aufgestauten Druck loszuwerden. Wollte ich Sex mit Verpflichtung, würde ich zu meiner festen Freundin Greta gehen – falls die mal ausnahmsweise da ist.

Ein kurzer Blick auf die Uhr treibt mich endgültig zur Eile, um fünf Uhr ist das nächste Meeting angesetzt und ich sollte davor zumindest noch ein frisches Hemd anziehen.

„Agapite mou, rufst du mich an?“, gurrt es hinter mir.

Darauf würde ich nicht wetten …

Im Büro erwartet mich schon meine strenge Sekretärin, mit einem Blick, der mir wieder mal das Blut in den Adern gefrieren lässt. Wo hat sie nur gelernt, so eisig dreinzuschauen? Mich packt das schlechte Gewissen und ich frage mich, ob sie über mein geheimes Sexleben doch besser Bescheid weiß, als ich vermute. Was mir ziemlich unangenehm wäre, da ich nach außen hin gerne den unerschütterlichen, disziplinierten und meiner Lebensgefährtin absolut treuen Hotelmanager ohne Furcht und Tadel gebe. Ich habe einen gewissen Ruf, den gilt es vor dem Hotelpersonal und den Gästen aufrechtzuerhalten. Was ich in meiner spärlichen Freizeit so treibe, geht niemanden etwas an.

Die schlechte Laune meiner Büroperle hat glücklicherweise einen ganz anderen Grund als meine Untreue.

„Ruf bitte endlich Fritz Hildbourg zurück, bevor der noch durch das Telefon springt und mir an die Gurgel geht!“, schnauft sie empört und mir kommt ein erleichtertes Grinsen aus. Daher weht der Wind, der Oberboss nervt mal wieder!

„Aris, wieso gehst du nicht an dein Telefon? Wie komme ich dazu, diesen arroganten Menschen in Schach zu halten, weil er dich nicht erreichen kann?“, regt sie sich weiter auf, da herrscht ja wirklich dicke Luft.

„Vermutlich liegt das daran, dass du meine Sekretärin bist und es unter anderem zu deinen Aufgaben gehört, meine Telefonate entgegenzunehmen“, murmle ich provokant, was wirklich sehr leichtsinnig ist. Ich sollte endlich lernen, die Zeichen zu lesen … und die stehen gerade auf Sturm.

„Du wirst dir bald eine neue Dumme suchen müssen!“, beißt sie mich auch schon an. „Ich bin Chefsekretärin und es gehört definitiv nicht zu meinen Aufgaben, mich um verhaltensauffällige Hoteliers zu kümmern!“

Diese Aufgeregtheit liegt ihr als waschechte Griechin vermutlich im Blut und obwohl ich ihre Arbeit wirklich sehr schätze, kann ich das nicht tolerieren. Bei keinem meiner Leute!

„Vielleicht sollte ich das tun“, erwidere ich scharf, in einem Ton, der beim Personal immer zieht. Meist reicht ein einziges Wort, ein finsterer Blick, und jeder ist sich wieder im Klaren darüber, wo sein Platz ist. Auch Dora, sie schnappt einmal noch kurz nach Luft und wird dann endlich wieder sachlich.

„Bitte, ruf ihn zurück, es dürfte sich um eine dringende Sache handeln, die er allerdings nur mit dir persönlich besprechen will.“ Gegen Ende des Satzes kippt ihr Tonfall wieder leicht ins Schnippische, sie kann es einfach nicht lassen!

Jetzt habe ich endgültig genug von diesem Theater und weise ihr ungeduldig mit der Hand den Weg aus meinem Arbeitszimmer. Dora kehrt nach einem letzten bitterbösen Blick an ihren Schreibtisch zurück. Meine Türe schließt sie eine Spur zu laut … Griechin eben. Schwer zu zügelndes Temperament, aber das Herz am rechten Fleck.

Während des Gesprächs mit Fritz Hildbourg sinkt meine Laune in den tiefsten Keller und meine – dank Adriani – wohlige Tiefenentspannung ist endgültig beim Teufel. Ich fasse es nicht! Ich, Aris Gregorie, Direktor eines der imposantesten Fünfsterneresorts Griechenlands, darf für einige Monate Babysitter spielen. Als hätte ich nicht genug zu tun! Hildbourg schickt mir jetzt, zu Beginn der Hochsaison, seinen arbeitsscheuen Sohn, um ihn „geschäftstauglich“ zu machen. Das ist lächerlich!

„Und keine Nachsicht, keine Sonderbehandlung!“, verlangt der Wiener Hotelier schroff. Ich klemme das Handy zwischen Schulter und Ohr und suche hektisch in meinen Schreibtischschubladen nach den Magentabletten. Heute wird es wohl nicht ohne gehen.

„Verstanden? Hart anpacken!“, poltert es durchs Telefon, als ich nicht sofort antworte.

„Mhmh, endaxi, natürlich, hart anpacken“, wiederhole ich, verschlucke mich beinahe an der endlich gefundenen Tablette und hüstle dezent ins Telefon.

„Mit einunddreißig Jahren kann ich doch wirklich verlangen, dass da ein bisschen mehr Interesse für unser Unternehmen vorhanden ist. Was sagen Sie?“ Eine rein rhetorische Frage, Hildbourg erwartet keine Antwort, der ist in Fahrt und will einfach seinen Ärger loswerden. „Immer nur Partys und diese Malerei, eine völlig sinnlose Beschäftigung. Malen! Aris, haben Sie schon mal so etwas Dummes gehört?“

„Sicher ein nettes Hobby“, erwidere ich und bemühe mich um einen verständnisvollen Ton. Mir ist das sowas von egal, womit sich Samuel Hildbourg seine Zeit vertreibt … Hauptsache, er tut was auch immer nicht in meinem Hotel! Dieser Wunsch wird allerdings nicht in Erfüllung gehen!

„Genau, ein Hobby, das sage ich Sam auch immer! Ich sehe schon, wir beide sind auf einer Wellenlänge, aber das wusste ich bereits, als ich Sie eingestellt habe. Sonst hätte ich das nicht getan. Aris, Sie sind perfekt für diesen Job, genau die feste Hand, die Sam braucht, um die richtige Spur im Leben zu finden“, beschließt mein Boss zufrieden unser Telefonat.

Ich hingegen bin alles andere als zufrieden und habe in diesem Moment das Gefühl, komplett neben meiner Spur zu stehen!

1. Samantha

Verdammt, ist das heiß! Anfang Juni und das Thermometer zeigt um 5 Uhr nachmittags beinahe 30 Grad. Ich habe das Gefühl, trotz Klimaanlage am Ledersitz der Limousine, die mich vom Flughafen abgeholt hat, festzukleben. Ich fächle mir mit einer zusammengerollten Zeitschrift verzweifelt Luft zu, was mir einen amüsierten Blick des Fahrers einbringt.

„Schön heiß heute, Sommer wird“, meint er in gebrochenem Englisch und strahlt mich durch den Rückspiegel begeistert an. Offensichtlich ist er ziemlich stolz auf die sommerlich heißen Temperaturen seines Heimatlandes. Ich lächle halbherzig, um nicht allzu unhöflich zu erscheinen, und starre dann angestrengt beim Seitenfenster hinaus. Ich habe überhaupt keine Lust auf eine Unterhaltung. Mir ist – wie gesagt – brennheiß, ich schwitze und rieche daher ekelhaft und meine Augen tränen, seit ich den Flieger verlassen habe. Keine Ahnung warum, aber sie reagieren äußerst empfindlich auf die griechische Luft. Mein eigener Geruch wird es ja hoffentlich nicht sein ....

Der zugegeben sehr ansehnliche, junge Grieche namens Yanis beobachtet mich weiter durch den Rückspiegel, immer wieder wirft er mir einen faszinierten Blick zu. Der soll sich doch bitte auf die Straße konzentrieren!

„Geht gut?“, fragt er und ich nicke.

Da beginnt er schallend zu lachen und schüttelt seinen Kopf. „Boss nicht geht gut“, gluckst er und zwinkert mir munter zu. „Große Überraschung, nicht Mann, lustig!“

Jetzt kenne ich mich überhaupt nicht aus. Dieses Englisch ist nicht auszuhalten, ich verstehe kein Wort von dem, was der Chauffeur von sich gibt. Überhaupt benimmt er sich schon seit dem Flughafen ziemlich seltsam. Ich weiß natürlich, wie ich auf Männer wirke, ich bin nicht gerade hässlich, aber so schön, dass er mich andauernd mit offenem Mund anstarren muss, bin ich auch wieder nicht.

Ich will mich nicht weiter mit dem griechischen Jüngelchen auseinandersetzen und widme mich der vorüberziehenden Landschaft. Olivenbäume, trockene, steinige Wiesen, mit Plastik abgedeckte Tomatenplantagen, kleine Dörfer mit auffallend vielen nur halbfertigen Häusern ohne Dach, an jeder Ecke eine Taverne und ein Supermarkt mit riesigem Parkplatz, vermutlich typisch griechisch. Langweilig! Ich kann kaum das herzhafte Gähnen unterdrücken.

Fünf Monate, fünf endlos lange Monate hier in der Einöde. Was ist meinem alten Herrn nur eingefallen? Warum konnte er mich nicht nach London oder New York strafversetzen, sogar Zürich wäre vermutlich unterhaltsamer gewesen! Aber nein, es muss ja Chalkidiki sein.

Ich schließe frustriert meine Augen und versuche die restliche Fahrt ein Nickerchen zu machen. Yanis hat allerdings etwas dagegen, nicht einmal eine Viertelstunde später plappert er schon wieder los.

„Links Meer, schauen, schön blau!“, ermuntert er mich. Ich mache ihm den Gefallen und werfe einen desinteressierten Blick hinaus und … blau! Ja, natürlich ist das Meer blau, das verwundert mich jetzt nicht weiter, aber diese vor mir liegende, vom griechischen Sommerwind sanft gekräuselte, hell funkelnde Fläche ist einfach atemberaubend. Und obwohl ich eigentlich beschlossen habe, diesen Ort nicht leiden zu können und einfach meine Zeit hier abzusitzen und auf die Rückkehr ins Leben zu warten, kann ich mich dieser Schönheit nicht entziehen. Ich setze mich ruckartig auf und schiebe mir geblendet die Sonnenbrille auf die Nase. Die Sonnenstrahlen treffen auf die Meeresoberfläche und werden zigmal so hell zurückgeworfen, sie tauchen die Umgebung in goldenes, flirrendes Licht.

Wir fahren nun eine schmale Küstenstraße entlang, das Meer auf unserer linken Seite. Die sanften Wellen umspielen felsige Landzungen, die kleinere Stein- und Sandbuchten voneinander trennen. Von den Gezeiten glattgescheuerte Felsen ragen wie riesige Schildkrötenbuckel aus dem Wasser und glänzen silbrigweiß im Sonnenlicht. Segelboote, noble Yachten und Fischerboote durchschneiden die Wasseroberfläche und weit draußen, mitten im Meer auf einem Riff, steht ein Leuchtturm. Ich gerate so richtig ins Schwärmen und das ist nun der beste Zeitpunkt dafür, ein paar meiner noch schnell höflichkeitshalber erlernten griechischen Worte auszupacken.

„Poly oraia“, flüstere ich ergriffen, der Fahrer wirft mir einen erstaunten Blick zu und dann erhellt ein strahlendes Lächeln sein Gesicht. „Nai, sehr schön“, sagt er zufrieden.

Nach einer weiteren halbstündigen Fahrt biegen wir von der Küstenstraße ab und folgen einer einspurigen, von einem hüfthohen Mäuerchen gesäumten Straße aufwärts. Der Wagen wird langsamer und wir stehen vor einem imposanten, von weißen Steinsäulen gehaltenen Eingangstor, das sich langsam öffnet, um uns einzulassen.

The Hildbourg *Star Chalkidiki

Ich bin angekommen, an dem Ort, an dem ich gezwungenermaßen die nächsten Monate verbringen werde. Und plötzlich stört mich das nicht mehr allzu sehr. Ich steige aus, strecke mich ausgiebig und lasse meinen Blick zufrieden über das fünfgeschossige Hauptgebäude der Hotelanlage gleiten. Ich spüre den milden Wind, der über die roten Dächer der terrassenförmig angelegten Bungalowanlage vom Meer aufwärts streicht. Er berührt sanft mein Gesicht und ich fühle mich seltsamerweise von einem Moment auf den anderen ein bisschen zuhause.

Yanis schleppt derweil schnaufend meine drei riesigen Koffer in die angenehm kühle, in griechischem Weiß gehaltene, elegante Lobby. Er will offensichtlich vor mir seine Muskeln spielen lassen und verzichtet daher auf die dafür vorgesehenen Kofferkulis. Der Rezeptionist sieht mir mit einem höflichen Lächeln ein wenig überrascht entgegen.

„Ich vorstellen, Samantha Hildbourg“, sagt Yanis in seinem charmanten Englisch und deutet auf mich. Dann beginnt er wieder zu lachen.

Das Lächeln des Angestellten beim Empfang gefriert hingegen, ihm fällt im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade hinunter und er vergisst vor Schreck aufs Schlucken und Atmen. Er starrt schockiert durch seine leuchtend rote Brille, dann nimmt er sie ab und beginnt umständlich daran herumzuputzen. Offensichtlich versucht er Zeit zu gewinnen. Nachdem er endlich fertig ist und das auffällige Gestell wieder auf seiner Nase sitzt, strecke ich ihm meine Hand entgegen und werfe einen schnellen Blick auf sein Namensschildchen an der Brust. Ich weiß, dass die Angestellten es mögen, wenn man sie mit Namen anspricht.

„Hallo, freut mich … Teo“, sage ich, er nimmt, noch immer sprachlos, meine Hand und drückt sie trotz seines Schockzustandes ziemlich fest. Dann wirft er einen beunruhigten Blick auf Yanis, der noch immer von einem Ohr zum anderen grinst.

Langsam kommt mir das wirklich sehr komisch vor, wieso reagieren alle nur so seltsam auf mein Erscheinen? Die wissen doch Bescheid, es ist ja kein Überraschungsbesuch, um nach dem Rechten zu sehen und dann die Hälfte des Personals an die Luft zu setzen!

Endlich fasst sich dieser Teo wieder. „Es freut mich sehr, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Die Reise war angenehm?“, fragt er höflich, nur das nervöse Zucken seines rechten Auges deutete auf seine andauernde, innerliche Unruhe hin. Ich lege meinen Kopf schief und sehe ihn durchdringend an, das nervöse Zucken verstärkt sich. Er tut mir leid.

„Meine Anreise war sehr gut, aber eines muss ich Sie jetzt fragen …“ Ich seufze kurz und streiche mir eine verirrte Locke aus dem Gesicht. „Warum reagieren hier alle so eigenartig? Der Chauffeur war im ersten Moment genauso erschrocken wie Sie und dann konnte er mit dem Lachen gar nicht mehr aufhören.“

„Wir haben Ihren Bruder erwartet“, erklärt der Rezeptionist nach einer kurzen Nachdenkpause.

Das verblüfft mich doch sehr. „Wieso denn das? Es war doch nie geplant, dass er nach Chalkidiki kommt.“

Der Grieche zuckt nur ratlos mit den Schultern, er kann sich diese Verwechslung auch nicht erklären.

„Samuel … eigenartig“, murmle ich, dann muss ich grinsen und zwinkere Yanis, der das Geschehen neugierig beobachtet, fröhlich zu. „Jetzt ist mir einiges klar. Das ganze Hotel denkt, dass ich er bin.“

Teo nickt schuldbewusst, obwohl er vermutlich nichts für diese Verwechslung kann. „Sie möchten jetzt sicher Ihre Suite sehen und sich ein wenig frisch machen“, vermutet er und greift nach meiner Zimmerkarte.

Ich überlege kurz – eigentlich brauche ich jetzt ganz dringend den notwendigen Koffein-Schub.

„Ich hätte lieber einen Kaffee.“ Ich werfe dem Rezeptionisten einen einladenden Blick zu. „Wie wär‘s, Lust mich zu begleiten? Erzählen Sie mir, was ich über das Hotel und die Menschen wissen muss, um hier fünf Monate zu überleben. Es gibt doch sicher jemanden, der sie vertreten kann.“

„Natürlich!“ Teos Stimme klingt fast ein wenig beleidigt. „Wir sind ein Haus der gehobenen Luxusklasse, ich bin nicht der einzige Mitarbeiter an der Rezeption.“ Er beugt sich vor und flüstert verschwörerisch: „Meine beiden Kollegen haben nur gerade ein kleines Päuschen gemacht, da es bis jetzt sehr ruhig war. Keine Neuankömmlinge und die meisten Gäste sind schon auf ihren Zimmern, um sich für das Abendessen zurechtzumachen.“

„Na dann … nichts wie los, Teo.“ Ich deute zum Ausgang. „Zeigen Sie mir, wo es hier den besten Kaffee gibt.“

„Zu Befehl!“ Teo nickt diensteifrig und verschwindet kurz im Büro. Um seine Kollegen aufzuwecken, wie ich vermute.

2. Aris

Ich bin viel zu schnell unterwegs, die schmale, gewundene Küstenstraße verträgt das rasante Tempo, das ich gerade fahre, nicht wirklich. Normalerweise bin ich auch keiner von diesen rücksichtslosen Rasern, aber ich bin wieder einmal zu spät dran. Ich sollte schon längst im Hotel sein und diesen Samuel Hildbourg in Empfang nehmen.

Und auch Gretas Anruf hat meine Laune nicht gerade gebessert. „Darling, ein überraschendes Shooting in Singapur, ich muss da unbedingt hin.“

Was bedeutet, dass sie nicht – wie geplant – nächstes Wochenende ins Hotel kommt. Normalerweise habe ich kein Problem mit diesen Verschiebungen, ich schätze an Greta gerade, dass sie kein Klammeräffchen ist und wir nicht tagtäglich aufeinanderkleben. Wir haben beide anspruchsvolle Jobs und die kommen für uns an erster Stelle. Immer! Auch wenn das für viele Menschen nicht nach der großen Liebe klingt, ist es für uns perfekt! Aber gerade jetzt hätte ich ein wenig mehr liebevolle Ablenkung gebraucht, denn dieser Hildbourgsprössling liegt mir im Magen. Die Hochsaison steht vor der Tür und ich habe eigentlich überhaupt keine Lust, zusätzlich zu meinen anderen, wichtigen Aufgaben noch den Babysitter für einen weltfremden, privilegierten Jungen zu spielen. Ich bezweifle doch sehr, dass er mich als Assistent unterstützen kann. Der macht vermutlich mehr Arbeit als er mir abnimmt!

Aber ich muss Hildbourgs Wunsch natürlich erfüllen, noch dazu, wo anscheinend meine berufliche Zukunft in diesem Unternehmen davon abhängt.

Kurz rufe ich mir nochmals die unerfreulichen Worte des Hoteleigentümers in Erinnerung, die er bei unserem letzten Telefonat von sich gegeben hat:

„Ich verlasse mich auf Sie, Aris. Ich will in ein paar Wochen einen hart arbeitenden, durchsetzungskräftigen, würdigen Nachfolger zurückbekommen. Sonst können Sie Ihren Umzug im Winter nach London vergessen! Wenn Sam das Hotel nicht von Ihnen übernehmen kann, müssen Sie es – so leid mir das tut – noch etwas länger in Griechenland aushalten. Das muss Ihnen klar sein. Dieses Haus ist eine viel zu große Verantwortung, als dass ich es so einfach jedem x-Beliebigen übergeben kann. Natürlich verstehe ich, dass Sie Lust auf eine neue Aufgabe haben, und ich komme Ihrem Wunsch gerne entgegen, ich will Sie nicht verlieren. Und bitte kein Wort zu irgendwem, unser Plan ist noch ein Geheimnis, selbst für Sam.“

Unser Plan? Dass ich nicht lache! Der setzt mir das Messer an die Brust! Hildbourgs Vorhaben ist nichts weiter als Erpressung! Aber er hat recht, ich brauche eine Ortsveränderung, eine neue Herausforderung. Was meiner Freundin sehr entgegenkommt. Greta, angeblich eine der zehn schönsten Frauen der Welt (was mich selbstverständlich mit großem Stolz erfüllt), denkt nämlich nicht daran, ihren nahezu perfekten Modelkörper irgendwann einmal dauerhaft auf griechische Erde zu betten. Für sie kommt nur London oder New York als Lebensmittelpunkt in Frage. Ich hasse New York, ich kann auch London nicht leiden, aber da gibt es ein ganz nettes Hotel der Hildbourg Gruppe, das mich reizen würde … und ein wirkliches Spitzengehalt, das absolut nicht zu verachten ist.

Ich parke mein Cabrio auf dem für mich reservierten Platz vor dem Hauptgebäude des Hildbourg *Star und knalle die Fahrertür eine Spur zu heftig zu. Das letzte Abreagieren, bevor ich mich um den jungen Schnösel kümmern muss.

„Ist Samuel Hildbourg schon eingetroffen?“, frage ich Chiara, die junge Rezeptionistin, die mir wie immer schmachtende Blicke zuwirft. Ich finde diesen Feuchtehöschenblick sehr lästig, vollkommen unangebracht und auch absolut sinnlos. Ich bin ein Mann mit Prinzipien und würde niemals eine mir unterstellte Hotelmitarbeiterin beglücken!

Die junge Frau errötet unter meinem direkten Blick und ich bemühe mich um mein gewohnt freundliches, aber nichtssagendes Lächeln.

„Ms. Hildbourg … Sie ist bereits hier und mit Teo an der Strandbar“, stottert die rassige Sizilianerin und ich verziehe genervt mein Gesicht. So unglaublich ihr Hintern ist, so katastrophal ist ihr Englisch.

„Mr. Hildbourg “, beiße ich sie an. „Mister, er, männlich!“

Sie sagt nichts darauf, statt einer Antwort beginnen ihre Lippen ängstlich zu zittern und sie versucht die aufsteigenden Tränen wegzuzwinkern. Das fehlt mir gerade noch, ich habe sie zum Heulen gebracht. Ich bin aber gerade nicht in der Stimmung, mich zu entschuldigen, nicht heute!

Nach einem prüfenden Blick auf die Uhr über der Rezeption muss ich zu meinem Bedauern feststellen, dass die Strandbar – mein absoluter Lieblingsplatz in der Hotelanlage – vermutlich gerade schließt. Wenn ich mich beeile, kann ich vielleicht trotzdem noch einen kräftigen Eleniko bekommen, genau das, was ich jetzt brauche … gemeinsam mit dem aufmunternden Blick meines Freundes Teo. Der einzige Freund, den ich unter den Angestellten habe, normalerweise dulde ich keine Vertraulichkeiten. Aber meinen Empfangschef kenne ich schon ewig und bei ihm und seinem Lebenspartner Peter, der für unser kleines Lokal in der Bucht verantwortlich ist, kann ich mich einfach immer entspannen und mich ein bisschen gehen lassen. Und außerdem macht Peter einen unglaublich guten Griechischen Kaffee! Und das, obwohl er Deutscher ist!

Ich nehme kurzerhand eines der herumstehenden Golfcarts, fahre quer über den 9-Loch Platz in Richtung Meer und marschiere dann die wenigen Stufen hinunter zum Strand. Noch im Gehen zerre ich ungeduldig an meiner Krawatte und öffne auch gleich die obersten zwei Hemdknöpfe. Kurz halte ich inne und überlege, ob es passend ist, mich dem Sohn des Eigentümers in diesem aufgelösten Zustand zu präsentieren. Aber mir ist heiß, mein Stresspegel ist wieder mal viel zu hoch und ich ertrage die Enge um meinen Hals einfach nicht mehr. Hildbourg wird meinen Anblick aushalten müssen! Schließlich soll ich ihn nicht mit meinem gepflegten Outfit beeindrucken, sondern muss ihm das Arbeiten beibringen!

Die Krawatte nachlässig um den Hals baumelnd, nähere ich mich dem kleinen Strandrestaurant, das windgeschützt an einen Felsen gebaut ist. Teo scheint sich gerade blendend mit einem weiblichen Gast zu amüsieren. Auf der anderen Seite meines Freundes lehnt ein bebrillter, älterer Herr, der gerade zahlt und nicht wirklich nach Samuel Hildbourg aussieht. Na ja, vielleicht ist der kleine Hildbourg gerade auf der Toilette oder sonst wo, je weiter weg, desto besser!

Peter hinter der Bar sieht mich als Erster und winkt mir fröhlich zu. Ungewollt bleibt mein Blick an dem Po der Frau mit den langen, brünetten Locken hängen, der prall und einladend in den knappen, hellen Jeans auf dem Hocker thront. Ich kann gar nicht wegsehen. Das ist nicht zum Aushalten, was ist nur los mit mir? Ich starre einem weiblichen Gast auf den Hintern! Und das ist etwas, das ich nicht tun sollte, denn es schadet meinem Ruf!

Ich bin bei Gott kein Mönch, ich habe Greta schon ein paar Mal betrogen, nichts Ernstes, unwichtige Geschichten, absolut diskret. Ich bin ein Mann mit natürlichen Bedürfnissen und die kann ich während unserer zeitweise doch längeren Trennungsphasen nicht immer selbst befriedigen – das wäre auf Dauer ziemlich langweilig. Wie auch die für meinen Geschmack etwas zu einfallslosen Pornos unseres Hotelkanals, die ich schon in- und auswendig kenne.

Greta hält das sicher genauso, ich bin ja nicht naiv, sie ist eine schöne Frau und wir sehen uns oft wochenlang nicht. Sie wird da garantiert nicht nur ihre mit Strass besetzten Helferleins bemühen. Solange wir uns nicht gegenseitig bloßstellen, ist das aber in Ordnung, wie gesagt sind wir beide keine Klammeraffen. Aber Hotelangestellte und Gäste sind absolut tabu für mich! In dieser Beziehung bin ich eisern, das macht nur zusätzliche Probleme und die kann ich nicht gebrauchen!

Da hebt die Brünette mit dem geilen Po ihren Kopf und ich blicke in ein Paar leuchtend grüner, großer Augen in einem wirklich beeindruckenden Gesicht. Ein Gesicht, das ich nicht unbedingt schön nennen würde, das aber so unglaublich lebendig und sinnlich wirkt, dass meine Betriebstemperatur binnen eines Herzschlages auf Kesselüberdruck hochfährt.

Ich muss mich jetzt zusammenreißen und bemühe mich krampfhaft um ein möglichst ausdrucksloses Gesicht, was normalerweise kein Problem für mich darstellt. Ich weiß genau, dass meine Mitarbeiter es hassen, wenn ich dieses Pokerface aufsetze. Sie haben dann keine Ahnung, woran sie bei mir sind. Das ist gut so, ich bin der Boss und muss mir von niemandem in die Karten blicken lassen!

Und in diesem Moment schon gar nicht, denn ich bin gerade so richtig geil!

Während ich mich auf einen freien Hocker pflanze, werfe ich zur Begrüßung ein rau klingendes „Jia sas“ in die Runde. Peter kramt in irgendwelchen Laden herum und mustert mich dabei aufmerksam. „Schweren Tag gehabt, Boss?“, fragte er. Ich nicke und verlange wie immer einen starken Eleniko. Vielleicht sollte ich diesmal etwas anderes bestellen, beispielsweise einen beruhigenden Bergkräutertee, denn mein Puls ist dank der Frau neben mir wirklich kurz davor, die Schallmauer zu durchbrechen. Aber ich kann Tee nicht leiden ….

Ich nehme meine Krawatte, rolle sie schlampig zusammen und werfe sie auf den Tresen. Ich muss mich mit irgendetwas beschäftigen, um mich daran zu hindern, diese Versuchung allzu interessiert anzustarren. Dann deute ich mit einer kurzen Handbewegung meinem Empfangschef, zu mir zu kommen und frage leise, aber umso herrischer auf Griechisch. „Was tust du hier allein? Ich dachte, du kümmerst dich um Hildbourg.“

Teo beginnt völlig unbeeindruckt von meinem unfreundlichen Ton von einem Ohr zum anderen zu grinsen und lehnt sich lässig an die Bar. „Das mache ich natürlich, Boss“, sagt er und sein Grinsen wird richtig schadenfroh.

Ich bekomme ein ganz eigenartiges Gefühl, irgendetwas ist da im Busch. Peter schiebt mir den Kaffee entgegen und ich warte dummerweise nicht ab, bis sich der Sud gesetzt hat, und nehme den ersten, kochend heißen Schluck. Mir entfährt ein inbrünstiges „Skata“ und ich verziehe schmerzhaft das Gesicht. Shit, war das heiß!

Habe ich da gerade ein leises, spöttisches Glucksen neben mir gehört? Mein Kopf ruckt zu der Frau links von mir. Ich muss mich geirrt haben, die starrt noch immer selbstvergessen in ihr Ouzoglas. Darin erkenne ich die Reste einiger herzförmiger Eiswürfel. Ein fassungsloses Grunzen entkommt mir, das hat Peter jetzt nicht wirklich getan! Nicht schon wieder!

„Ich sagte doch, lass diese lächerlichen herzförmigen Eiswürfel!“, beiße ich den Deutschen an, der zuckt erschrocken zusammen und bevor er etwas erwidern kann, mischt sich der attraktive Lockenkopf ein.

„Ich finde das ausgesprochen süß“, sagt sie in wohlklingendem Englisch und sieht mich herausfordernd an. „Herzförmige Eiswürfel, das hat Stil!“

Abgesehen davon, dass dieser samtweiche, zart angeraute Ton ihrer Stimme gerade alles streichelt, was sich bei mir nach weiblicher Zuwendung sehnt, bin ich fassungslos … weil sie es tatsächlich wagt, sich ungebeten in ein Gespräch zwischen meinen Leuten und mir einzumischen.

„Stil?“, knurre ich und vergesse für einen kurzen Moment, dass der Gast König ist und daher immer recht hat. „Das ist lächerlich und kitschig, peinlich. Das braucht kein Mensch!“

„Sie vielleicht nicht, weil sie offensichtlich mit Begeisterung mieselsüchtig sind“, erwidert die Brünette schulterzuckend und wirft mir einen belustigten Blick aus diesen Wahnsinnsaugen zu. „Aber gerade deshalb würde Ihnen ein bisschen Kitsch vermutlich ganz guttun. Sie sollten mehr auf ihre Angestellten hören und deren Vorschläge annehmen.“

Ich bin sprachlos, und das passiert mir selten bis nie. Ich atme tief durch und kämpfe dagegen an, die Fassung vollends zu verlieren … und das vor einem Gast - nein! – wegen eines Gastes! Noch schlimmer! Die sexuelle Anziehungskraft, die ich für einen kurzen Augenblick gespürt habe, kehrt sich in puren Zorn um.

„Gut, dann können Sie ja ab sofort übernehmen. Normalerweise kommen unsere Gäste hierher, um Urlaub zu machen, aber Sie scheinen sich ja außerordentlich für meine Arbeit zu interessieren. Also …“, ich rutsche vom Hocker und deute einen knappen Diener an, „… tun Sie sich keinen Zwang an. Ich bin dann mal weg!“

Habe ich das wirklich gerade gesagt? Habe ich! Drei Augenpaare starren mich ziemlich schockiert an. Teo und Peter haben mich in all den Jahren der Zusammenarbeit noch nie so erlebt.

„Ja, das wäre sicher kein Problem, zu übernehmen.“ Die junge Frau rutscht nun ebenfalls vom Hocker, schwankt für einen Sekundenbruchteil – offensichtlich hat sie die Wirkung des Ouzos unterschätzt – und baut sich dann entschlossen vor mir auf. Sie reicht mir gerade mal bis zu den Schultern und trotzdem ist sie beeindruckend, wie sie mich mit in den Nacken gelegten Kopf und leicht zusammengekniffenen Augen fixiert.

Sommersprossen, sie hat Sommersprossen auf der - vielleicht um einen Hauch zu großen - Nase. Kräftige Wangenknochen, volle, sanft geschwungene Lippen … ihre Gesichtszüge sind nicht so ebenmäßig und harmonisch wie Gretas, aber unglaublich interessant und wahnsinnig sexy! Was mich aber nicht zu interessieren hat! Wie auch dieser zarte, weibliche, betörende Duft, der mir gerade in die Nase steigt. Instinktiv halte ich die Luft an, ich werde mir jetzt hier nicht komplett das Hirn vernebeln lassen!

Plötzlich streckt sie mir ihre Hand entgegen und ich greife instinktiv danach. Ihr Händedruck ist warm und kräftig, ob sie wohl überall so ordentlich zupackt? Mir wird verdammt heiß und ich versuche den versauten Film, der gerade in meinem Kopf anläuft, zu ignorieren. Ich räuspere mich und schlucke und habe das Gefühl, an meinem eigenen Adamsapfel zu ersticken.

„Ich bin Samantha Hildbourg, kurz Sam. Freut mich, Sie kennenzulernen, Direktor Gregorie. Was aber ziemlich einseitig sein dürfte, wie ich fürchte.“

Ich halte ihre Hand fest in meiner und sage erst einmal gar nichts. Ich brauche einige Sekunden, um das soeben Gehörte zu verarbeiten. Das haut mich jetzt gerade ziemlich um und ich kann diese Tatsache nur schwer akzeptieren. Sam Hildbourg hat einen Busen, und was für einen! Und riecht noch dazu verdammt gut! Diese Situation ist überaus peinlich und sehr unangenehm für mich.

Nach einer kurzen Weile des gegenseitigen Anstarrens, räuspere ich mich nochmals und werfe einen Blick auf den etwas besorgt dreinblickenden Peter. „Ich hätte jetzt gerne einen Ouzo, einen großen“, murmle ich und lasse endlich ihre Hand los. Sie grinst mich frech an.

„Ich auch noch einen, Peter, bitte einen Ouzo mit Herz.“

„Wir setzen das jetzt aber nicht so auf die Getränkekarte.“ Ich muss nun ebenfalls lächeln, obwohl ich das überhaupt nicht will. Ich würde jetzt gerade viel lieber den beiden Jungs mit dem betont unschuldigen Blick an die Gurgel gehen, weil sie mich so dermaßen auflaufen ließen. Stattdessen grinse ich dümmlich von einem Ohr zum anderen.

„Verrückt! Das will ich jetzt endgültig nicht mehr sehen“, maule ich dann der Form halber und hoffe dadurch, wenigstens ein kleines Stück meiner Autorität zurückzuerobern.

„Was genau meinen Sie jetzt mit verrückt? Mich oder den Ouzo?“, fragt Samantha Hildbourg keck, mit einem Augenaufschlag, der mir durch und durch geht.

Eigentlich sollte ich streng sein, möglichst unfreundlich … ich weiß um den Ruf dieser Hotelerbin Bescheid und habe nicht die Absicht, mich in die endlose Schlange ihrer Verehrer einzureihen.

---ENDE DER LESEPROBE---