Wild Play with Jack - Mara Waldhoven - E-Book

Wild Play with Jack E-Book

Mara Waldhoven

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Beschreibung

Er ist ein Wild Player, aggressiv und unberechenbar. Er liebt das Risiko und beherrscht das variantenreiche Spiel. Nicht nur beim Poker ...


Jack Crover ist ein Spieler und Frauenheld mit düsterer Vergangenheit und mindestens genauso selbstsicher, attraktiv und schwer durchschaubar wie sein Bruder, der Wiener Clubbesitzer Alex. Kein Mann für die vernünftige Olivia, die den überraschend aufgetauchten Schwager ihrer Geschäftspartnerin Eva mit seinem frechen Grinsen und dem verwegenen Blitzen in den Augen am liebsten auf den Mond schießen würde. Obwohl beim ersten zufälligen Zusammentreffen die Funken zwischen den beiden nur so sprühen und alle körperlichen Zeichen auf Sturm stehen, denkt Livy nicht daran, sich auf ein heißes Abenteuer mit dem erfolgreichen Pokerpro einzulassen. Jack verlässt jedoch ungern als Verlierer den Tisch und Liebe ist für ihn nicht mehr als ein unterhaltsames Spiel, das er gewinnen will … bis die Herzdame dazwischenfunkt.


Wer den Roman „Kein braves Mädchen“ gelesen hat, wird hier alte Bekannte treffen. „Wild Play with Jack“ ist aber ein eigenständiger Roman und baut nicht auf Evas und Alexanders Geschichte auf.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Mara Waldhoven

Wild Play with Jack

Wild Player

Inhaltsverzeichnis

IMPRESSUM

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kein braves Mädchen

IMPRESSUM

„Wild Play with Jack“ © Mara Waldhoven

Alle Rechte vorbehalten

[email protected]

Mara Waldhoven Kirchwegsiedlung 24

8484 Grafenwörth ***** Deutsche Erstausgabe März 2019 überarbeitete Ausgabe Februar 2024 ***** Cover Design: Rebecca Wild, sturmmöwen.at

Bildmaterial:

© de.depositphotos.com

182514472 @ prometeus

1178001 @ eaniton

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***** Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form sowie die Übersetzung des Werkes sind vorbehalten und bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Autorin. Dies gilt ebenfalls für das Recht der mechanischen, elektronischen und fotografischen Vervielfältigung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Handlung und die handelnden Personen, sowie deren Namen, sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden bzw. realen Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

*****

Kapitel 1

Se(x)chs Regeln für den perfekten One-Night-Stand!

Keine romantischen Erwartungen … Es geht nur um Sex.

Herz und Verstand haben Pause. Letzteren solltest du dir aus dem Hirn vögeln lassen!

Riskiere unbedingt einen zweiten Blick. Der Typ, der auf den ersten Blick nichts hergibt, ist vielleicht genau das, was du in dieser Nacht brauchst.

Hände weg von schönen Männern. Die halten nicht immer, was sie versprechen, und versuchen sogar beim Orgasmus gut auszusehen. Leider vergessen sie dabei oft auf deinen.

Lass dich fallen und tu alles, worauf du Lust hast. Lass all die dreckigen Dinge mit dir anstellen, wovon du schon immer geträumt hast. Und dann gehst du und wirst nie wieder an ihn denken. (Außer vielleicht an diverse Körperteile, die dir Vergnügen bereitet haben …)

Genieße und schweig. Die Einzige, der du davon erzählen darfst, ist deine allerbeste Freundin!

„Und wer ist deine allerbeste Freundin?“ Sabi drückt mich fest an sich und gibt mir einen herzhaften Schmatz auf die Wange.

„Selbstverständlich du“, antworte ich brav mit einem Augenzwinkern und gebe ihr die vollgekritzelte Papierserviette zurück. „Allerdings werde ich deine Tipps niemals umsetzen.“

„Ach komm, auf der Party hast du mir erklärt, dass zwischen Christoph und dir nichts mehr läuft. Schatzilein, es wäre endlich an der Zeit für ein paar körperliche Auflockerungsübungen. Du bist in der Blüte deiner Jahre! Viel zu jung, um auf das sexuelle Abstellgleis geschoben zu werden.“ Sabi stopft die Serviette, auf der sie nach drei Gläsern Champagner die ihrer Meinung nach wichtigsten Punkte für den perfekten One-Night-Stand verewigt hat, in meine Jackentasche. Sechs Regeln für guten Sex … na ja.

„Ich habe nicht die Absicht, ihn zu betrügen, nur weil mir gerade ein bisschen das Feuer in unserer langjährigen Beziehung fehlt. Nach Champagner und Wein solltest du meine Worte nicht zu ernst nehmen. “

„Ich nehme dich immer ernst“, grinst Sabi, „und du warst noch sehr nüchtern, als du mir davon erzählt hast.“

„War ich nicht, zumindest nicht sehr. Und überhaupt läuft es einfach seltener, was nach so langer Zeit vermutlich normal ist“, erkläre ich entschieden. „Chris ist in seinem Job auch sehr eingesetzt und daher oft zu müde.“

Sabi verdreht spöttisch die Augen, sagt aber klugerweise nichts. Ich kenne ihre Meinung, sie hat meinen Freund Christoph noch nie leiden können. Besserwisser, Spaßbremse, sexy wie ein Wischmopp … und das sind noch ihre nettesten Bezeichnungen für ihn. Sabi nimmt sich niemals ein Blatt vor den Mund und sagt immer schonungslos ihre Meinung. Leider auch dann, wenn ich diese gar nicht hören will. Und da wir seit dem Kindergarten die besten Freundinnen sind, darf sie das auch. Dummerweise muss ich ihr in einigen Dingen meine Partnerschaft betreffend recht geben, aber die stets auf ihre Ziele fokussierte Spaßbremse ist genau das, was ich brauche. Chris ist mein Fels in der Brandung, an den ich mich haltsuchend klammern kann, wenn ich wieder einmal phantastische Wünsche mit realisierbaren Plänen verwechsle. Oder die schwer kontrollierbaren Gene meiner impulsiven, spanischen Großmutter die Oberhand gewinnen und das Temperament mit mir durchgeht.

Kurz gesagt, Christoph und ich ergänzen uns perfekt, denn Gegensätze ziehen sich bekanntlich an!

Ein schneller Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich mich lieber beeilen sollte, wenn ich den Heimflug nicht verpassen will. „Ich muss los, bedanke dich bitte nochmals bei deinen Eltern für das Ticket! Das wäre nicht nötig gewesen, aber ich werde den Luxus genießen!“

„Das wirst du garantiert! So schade, dass du schon fliegen musst. Ich weiß gar nicht, wie ich die nächsten Tage mit dieser chaotischen Familie ohne dich überstehen soll.“ Sabi hat tatsächlich Tränen in den Augen, obwohl sie sonst nicht nah am Wasser gebaut ist. Aber die Hochzeit ihres kleinen Bruders Lukas in Sidney hat ihr mehr zugesetzt, als sie zugeben will. Was auch daran liegt, dass sie mit ihrer neuen Schwägerin überhaupt nicht kann und sie absolut nicht verstehen will, was der warmherzige Luki an der kühlen Schönheit Lucinda findet. „Wenn ich zurück bin, rufe ich dich sofort an und wir trinken noch einen Schluck auf Lukis Wohl. Oder vielleicht zwei oder drei …“ Sabi seufzt aus tiefstem Herzen und wischt sich verstohlen ein Tränchen von der Wange.

Ich umarme sie ein allerletztes Mal und mache mich dann schweren Herzens auf den Weg. Gerne wäre ich noch geblieben, aber mein Job ruft.

Jetzt will ich nur mehr einen kuscheligen Gangplatz, einen ruhigen Sitznachbarn – besser noch, überhaupt keinen – und eine Decke samt Schlafbrille. Ich werde den ganzen, langen Flug von Sidney nach Wien durchschlafen, der Feiermarathon der letzten drei Tage hat mich an meine Grenzen gebracht. Ich habe noch nicht mal den Jetlag vom Hinflug überwunden und jetzt, wo der Trubel endlich vorbei ist, kann ich mich kaum mehr auf den Beinen halten. Leider war es nicht möglich, einen Kurzurlaub wie meine Freundin anzuhängen, da in der Veranstaltungsagentur, die zur Hälfte mir gehört, im Moment einfach zu viel los ist. Ich kann Eva, meine Geschäftspartnerin, unmöglich hängen lassen. Im Gegensatz zu ihr wird es meinem Lebensgefährten allerdings ziemlich egal sein, wann ich wieder nach Hause komme. Seine Dienstreisen werden immer häufiger und länger und unsere gemeinsame Zeit beschränkt sich seit drei Jahren vornehmlich auf die Wochenenden. Der könnte irgendwo eine Zweitfrau samt Kinder haben und ich würde es nicht bemerken.

Ich seufze frustriert und als ich nach der Passkontrolle auf die Anzeigetafel sehe, bin ich noch frustrierter. Mein Flug hat plötzlich zwei Stunden Verspätung! Mein Blick fällt auf das Hinweisschild zur Executive-Lounge, in die ich dank meines teuren Tickets Zutritt habe. Genau der richtige Ort, um die lästige Wartezeit bequem zu überbrücken. Ich schnappe mir mein Rollköfferchen und marschiere beherzt auf die hübsche, junge Dame zu, die den Eingang ins Paradies mit strengem Blick bewacht.

*** Jack ***

Die Frau mit den brünetten, gewellten Haaren und den in engen Jeans einladend verpackten weiblichen Rundungen ist mir gleichzeitig mit der süßen Thailänderin ins Auge gestochen. Mein Flug nach Wien hat eine ordentliche Verspätung und ein Drink in netter Gesellschaft, gefolgt von einer gepflegten Fummelei, würde mir die Wartezeit etwas angenehmer gestalten. In dieser exklusiven Lounge gibt es Räumlichkeiten, um die Stunden bis zum Abflug ungestört und entspannt zu verbringen. Falls die Dame ebenfalls keinen allzu großen Zeitdruck hat, könnte ich sie garantiert sehr schnell davon überzeugen, mal kurz mit mir dorthin zu verschwinden.

Allerdings ist die Brünette nicht meine erste Wahl, was nicht nur an ihrem gestressten Gesichtsausdruck liegt. Ihre Figur ist mir ein bisschen zu weiblich, ich brauche nicht so viel Brust und Po beim Vögeln. Aber die zierliche Thai mit den seidig glänzenden, schwarzen Haaren, die perfekt in mein Beuteschema passt, kuschelt gerade mit einem doppelt so alten Mann. Konkurrenz schreckt mich prinzipiell nicht ab, aber nach dem hinter mir liegenden Desaster mit der nymphomanisch veranlagten Loreley ist mein Bedarf an in ihrer Ehre gekränkten Ehemännern gedeckt. Warum musste ich Depp auch die Frau eines zwielichtigen Glücksspielmagnaten flachlegen? Aber die Gute war so entschlossen, dass ich eigentlich gar nicht anders konnte, und das brachte mir ziemliche Schwierigkeiten ein. Ihr Angetrauter kennt nämlich keinen Spaß und hat eindeutig eine komplett falsche Wahrnehmung, was die eheliche Treue seiner Frau betrifft. Die ist nicht gerade das brave Heimchen am Herd, das er gerne hätte, nein, die nimmt was kommt! Und da ich das auch so handhabe, waren wir uns schnell einig.

Allein mein Nachname hat mich davor gerettet, zur Strafe mit Betonstiefelchen im Hafenbecken von Sidney zu landen.

Gestatten: Crover, Jack Crover, Halbbruder des in der australischen Halbunterwelt sehr geschätzten Alexander Crover. Des Brüderchens ausgehandelter Deal lautet wie folgt: lebenslanges Hausverbot in den Casinos des gehörnten Ehemannes und ab nach „Good Old Europe“ unter Alexanders Fittiche. Begeistert war der nicht, weil er mich, seinen jüngeren, attraktiveren und in einigen nicht unwesentlichen Dingen weitaus talentierteren Bruder, nicht leiden kann. Blut ist aber bekanntlich dicker als Wasser und seit Alex mit seiner Eva und den Mädels auf traute Patchworkfamilie macht, ist er für diesen Spruch besonders empfänglich.

Aber zurück zu meiner neuesten Eroberung. Ich darf sie ruhig jetzt schon so nennen, denn allzu lange wird es nicht dauern. Die Süße bückt sich gerade nach einem zu Boden gefallenen Löffelchen und dadurch komme ich voll in den Genuss ihrer prallen Rückenansicht. Auch wenn ihre Kurven für meinen Geschmack ein wenig zu üppig sind, hat sie etwas an sich, das mich reizt. Könnte auch der Mangel an Alternativen sein … egal … mir ist langweilig und ich fühle mich durch das bevorstehende Treffen mit Brüderlein und Familie leicht gestresst. Und Sex ist für mich in punkto Entspannung das erste Mittel der Wahl.

Seltsamerweise hat sie mich noch nicht bemerkt, obwohl ich garantiert das ansehnlichste männliche Exemplar am gesamten Flughafengelände bin. Etwas Besseres wird ihr so bald nicht unterkommen. Und doch ist sie die einzige Frau, die noch keinen längeren Blick in meine Richtung geworfen hat, obwohl meine Augen seit einiger Zeit an ihr kleben und keinen Zweifel an meinen Wünschen offenlassen. Sie setzt sich gerade an einen freien Tisch am anderen Ende der Lounge und liest konzentriert Nachrichten auf ihrem Handy. Sie runzelt dabei die hübsche Stirn … ja, sie sieht definitiv so aus, als hätte sie dringend etwas Auflockerung nötig.

Ich betrachte nachdenklich das Stück Papier, das ihr vorhin aus der Tasche gefallen ist. Niemand scheint Interesse daran zu haben, ihr das wiederzugeben. Ich atme tief durch, dehne meinen Nacken und knackse leise mit den Fingerknöcheln. Mein übliches Aufwärmritual vor einem Spiel.

Let’s play, Honey!

*** ***

Kapitel 2

Grantig lese ich Christophs Nachricht.

„Hast du schon mit dem Installateur wegen unserer geplanten Regendusche telefoniert?“

Von Sidney aus soll ich einen Installateur anrufen? Ernsthaft? Vielleicht sollte ich umbuchen und wirklich ein paar Tage Urlaub anhängen. Anscheinend verwechselt mich da einer mit der Hausverwaltung! Mal abgesehen davon, dass es genau genommen meine Wohnung ist, in die er bloß zwischen den Dienstreisen seine Koffer parkt, und somit meine geplante Regendusche!

Und es wird noch besser.

„Hänge das Wochenende leider in London fest, wir hören uns bald!“

Seine Sehnsucht nach mir hält sich wieder einmal in Grenzen. Hätte ich keine jobmäßigen Verpflichtungen, würde ich jetzt einfach kehrtmachen, mich in ein Taxi setzen und retour ins Hotel fahren. Aber meine Geschäftspartnerin Eva lasse ich nicht hängen, die Hoteleröffnung in einigen Tagen muss perfekt laufen und es ist noch vieles zu erledigen. Wir haben diesen Auftrag zwar nur wegen der Kontakte ihres Lebensgefährten Alex bekommen, was Eva ein großer Dorn im Auge ist, aber gerade deshalb können wir uns bei diesem besonderen Event keinen einzigen Patzer erlauben. Alles, was in Wien Rang und Namen hat und gerne hätte, wird dabei sein! Ich muss nochmals mit der Cateringfirma telefonieren, ob die gewünschten Austern zu dieser Jahreszeit auch wirklich frisch geliefert werden können, und ich sollte bei Ben, dem Barkeeper, nachfragen, ob er endlich Ideen für die Cocktailkreationen in den Farben Magenta, Berry und Gold hat. Nicht zu vergessen die Blumendekoration, die liegt mir besonders im Magen! Ich bin mir nämlich nicht hundertprozentig sicher, ob es dieses auffallend hässliche Blattwerk, das sich der Hotelmanager wünscht, auch wirklich gibt. Ich verdränge meinen Ärger mit Christoph und gehe in Gedanken konzentriert meine To-do-Liste der nächsten Tage durch. Zumindest versuche ich es ...

„Excuse me, Ma‘am, ich denke, Sie haben etwas verloren.“ Die dunkle, angeraute Stimme mit der lässigen amerikanischen Aussprache katapultiert mich blitzschnell vom noch fertig zu dekorierenden Festsaal des neuen Wiener Luxushotels in einen alten Westernfilm. Ein düsterer Saloon, in dem die angeblich richtig harten Typen mit einem einzigen Faustschlag zehn ihrer Gegner hinter die Bar befördern, um dann mit einem Mädel im Rüschenkleid auf dem Schoß einen Whisky nach dem anderen zu kippen. Selbstverständlich ohne davon betrunken zu sein.

Leicht verwirrt blicke ich auf eine kräftige, gepflegte Hand, die mir Sabis beschriebene Papierserviette reicht.

„Vielleicht brauchen Sie das ja noch. Klingt interessant.“ Ich kann den amüsierten Unterton deutlich hören. So eine Frechheit. Nicht nur, dass der Kerl offensichtlich fremde Notizen liest, macht er sich auch noch unverhohlen darüber lustig!

Gereizt und mit weniger freundlichen Worten auf den Lippen blinzle ich hoch und … vergesse, was ich sagen wollte. Er steht vor mir, groß, breite Schultern, dunkelbraunes Haar, das sich selbst durch einen ordentlichen Haarschnitt nur schwer bändigen lässt, und ein freches Grinsen auf den Lippen, das mir zuflüstert: Catch me if you can. Ich bin für kurze Zeit hormonell bedingt außer Gefecht gesetzt und so etwas ist mir schon lange nicht passiert. Nein, in der Form ist mir das noch nie passiert! Mir wird heiß, kochend heiß, und während ich darüber nachdenke, welch spannende Farbkomposition diese Wahnsinnsaugen haben, in die ich gerade eintauche, lässt er die Serviette auf meinen Schoß segeln und geht vor mir in die Hocke. Sein Gesicht ist jetzt mit meinem auf gleicher Höhe und ich kann ihn riechen. Himmel, duftet dieser Mann gut! Ein verführerisches Potpourri aus Sandelholz, Tabak, Leder und einer leichten, angenehmen Süße steigt mir in den Kopf. Ein sinnlicher Hauch, der die Luft zwischen uns wie Champagner prickeln lässt.

„Ein kleiner Tipp meinerseits, Regel Nr. 4 stimmt nicht immer.“ Er lacht leise. Ein sexy Lachen, dreckig im Abgang. Nicht gerade hilfreich dabei, meinen Körper wieder auf die gewohnte Betriebstemperatur zu bringen.

Regel Nr. 4! Natürlich weiß ich, wovon er spricht, und ich werde dummerweise knallrot. Normalerweise bin ich nicht so leicht aus der Fassung zu bringen, aber im Moment stehe bzw. sitze ich komplett neben mir. Das kann aber nicht allein deswegen sein, weil der Typ so unglaublich attraktiv ist, nein, da spielt garantiert meine Müdigkeit mit!

Ich ringe ein paar Sekunden nach Atem, starre ihm ins ansprechende Gesicht, bemerke dabei die feine Narbe, die sich rechts unter dem Dreitagebart abzeichnet und seine Züge noch interessanter macht, und dann spüre ich den Zorn in mir aufwallen. Ich lasse mich doch hier nicht so billig anmachen!

„Und Sie können das beurteilen?“, frage ich schnippisch.

Er antwortet nicht sofort, zieht nur überrascht seine Augenbrauen hoch und erhebt sich geschmeidig aus seiner hockenden Position. Dann deutet er vielsagend an sich hinunter. „Es hat sich noch keine beschwert, also, was denken Sie?“

Spinnt der? Ich höre mich selbst atmen, viel zu laut und viel zu schnell. Der Kerl macht mich wütend und bringt mich gleichzeitig aus unterschiedlichsten Gründen zum Schwitzen. Und mein Gehirn ist durch seine männlichen Duftstoffe zunehmend vernebelt, was mich daran hindert, möglichst schnell eine wirklich gute Antwort zu finden. Wo ich doch sonst nicht auf den Mund gefallen bin!

„Vielleicht waren diese Damen einfach nur höflich“, erwidere ich endlich.

Er lacht leise, was sehr erotisch klingt, und setzt sich unaufgefordert zu mir an den Tisch. „Höflichkeit ist in gewissen Situationen durchaus vernachlässigbar“, zwinkert er mir zu und streckt selbstzufrieden seine langen Beine aus.

„Gut, dann stört es Sie ja hoffentlich nicht, wenn ich Sie auffordere, diesen Platz wieder zu räumen. Blitzartig!“ Dann bin ich mal so richtig unhöflich.

„Erwarten Sie noch jemanden?“, fragt er unbeeindruckt und nimmt sich eine am Tisch liegende Getränkekarte. Die zweite schiebt er mir zu. „Wenn nicht, würde ich Sie gerne auf einen Drink einladen.“

Den lässt meine Ablehnung völlig kalt!

„Ich will ehrlich sein, ich hätte lieber meine Ruhe.“ Ich starre den nervigen, sexy Unbekannten bitterböse an, um meinen Worten den gewünschten Nachdruck zu verleihen. Was er aber nicht mitbekommt, weil er gerade die Karte studiert.

„Was möchten Sie?“, murmelt er, ohne aufzublicken.

Gibt es das? Kann einer so stur sein?

„Ich tippe auf ein Glas Prosecco.“ Das klingt ziemlich geringschätzig, was mich noch mehr aufregt.

„Was stört Sie an Prosecco?“, frage ich kühl und werfe unwillig einen Blick auf das Angebot dieser Lounge.

„Nichts.“ Er schüttelt langsam seinen Kopf und richtet seine Augen auf mich. „Überhaupt nichts. Aber Frauen wie Sie …“

Ich lasse ihn nicht ausreden. Normalerweise falle ich niemandem ins Wort, aber ihn habe ich mir als Gesprächspartner nicht ausgesucht, und da er selbst alle Regeln der Höflichkeit ignoriert, tu ich das auch. „Ich hätte gerne einen Whisky, pur“, bitte ich den herangeeilten Kellner in meinem lässigsten Englisch und deute mit dem Zeigefinger auf den teuersten, der hier angeboten wird.

Ich lasse mich jetzt nicht so einfach auf das Proseccoabstellgleis schieben, obwohl ich wirklich Lust auf ein erfrischendes Prickeln hätte. Mein Blick fällt auf seine sehnigen, leicht gebräunten Unterarme und die kräftigen Hände, die lässig auf seinen Oberschenkeln ruhen … Ich brauche keinen Prosecco, ich spüre auch so ein belebendes Prickeln in meinem Bauch! In meinem Kopf erwachen die wildesten Phantasien zum Leben und ich versuche mit einem tiefen, konzentrierten Atemzug diese wieder verschwinden zu lassen. Nicht einfach, ich verwandle mich in Gedanken gerade zu einem anschmiegsamen, bedürftigen Saloonmädel im sexy Rüschenkleid, das auf den leidenschaftlichen Kuss ihres Helden wartet.

Mein Sitznachbar, der glücklicherweise nichts von meiner innerlichen Zerrissenheit bemerkt, wirft mir nach meiner Bestellung einen erstaunten Blick zu. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Ich habe mich endlich wieder gefasst, richte meinen Oberkörper gerade und sehe ihn provokant an. „Und Sie? Leichtbier? Oder auch Lust auf etwas Härteres?“

Seine Augen beginnen durchtrieben zu funkeln, das Blaugrün wird intensiver und sprüht goldene Funken. „Wenn Sie so direkt fragen … ja, der Gedanke kam mir vorhin.“

Zweideutiger gehts ja nicht mehr, aber ich bin selbst schuld. Lust auf etwas Härteres?

Er schließt sich meiner Bestellung an und lehnt sich dann entspannt zurück. Meine Aufforderung, mich allein zu lassen, klang eindeutig nicht entschlossen genug. Und jetzt habe ich ihn bei mir am Tisch sitzen und bald einen Whisky vor mir stehen, den ich nicht trinken sollte. Weil ich wenig gegessen habe, sehr müde bin und mir der Alkohol daher direkt einfahren wird. Ich werde im besten Fall binnen Minuten hier auf dem Sessel einschlafen oder im schlimmsten Fall lauter dummes Zeug reden. Was aber egal ist, da ich diesen Mann hoffentlich nie mehr wiedersehen muss.

„Woher kommen Sie, Deutschland oder Österreich?“, fragt der mich gerade neugierig.

„Schweiz gibt es auch noch“, murre ich und er schmunzelt nachsichtig.

„Danke für den Nachhilfeunterricht. Sie wirken auf mich aber nicht wie eine Schweizerin.“

„Und wie wirke ich auf Sie?“, frage ich betont gelangweilt und nehme den Whisky in Empfang. Er beobachtet mich mit leicht zusammengekniffenen Augen dabei, wie ich den ersten Schluck nehme. Das Zeug rinnt brennend meine Kehle hinunter und ich unterdrücke mühsam ein Husten. Was ihm natürlich nicht entgeht. Er kräuselt belustigt seine Lippen, verbeißt sich aber klugerweise jeden geringschätzigen Kommentar.

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Schweizerinnen eher kühl sind. Zumindest tun sie anfangs gerne so“, antwortet er und probiert ebenfalls vom Whisky. Dabei schließt er genießerisch seine Augen. Er will mir eindeutig zeigen, wie mann richtig trinkt.

„Ach, und ich wirke nicht kühl auf Sie?“

Ein Glucksen kommt ihm aus, er scheint sich ja köstlich über mich zu amüsieren.

„Auf den ersten Blick nicht, allerdings bin ich mir da jetzt nicht mehr so sicher“, gibt er ehrlich zu.

„Das ist auch gut so“, erwidere ich streng und will erneut nach meinem Glas greifen. Er legt mir die Hand auf den Arm und hindert mich daran.

„Nicht so hastig. Bei manchen Dingen sollte man sich Zeit lassen, um sie genießen zu können …“ Die sanfte, aber sehr bestimmende Berührung seiner Finger glüht durch den Stoff meiner Kleidung und sein bedeutsamer Blick spricht Bände. „Also, wie sind Sie? Lohnt es sich für mich, Sie auf diesen Drink einzuladen oder eher nicht?“, spricht er weiter und verhindert dankenswerterweise mit diesen unverschämten Worten, dass ich leichtsinnig werde und seine Anwesenheit tatsächlich zu genießen beginne. Gerne würde ich ihm den Whisky ins Gesicht schütten! Was er mir ansieht.

„Verschwenden Sie ihn nicht“, grinst er mich breit an, „denn das wäre schade, ein guter Tropfen.“ Er blinzelt mir zu und dieser jungenhafte Charme, der seine Augen in diesem Moment zum Leuchten bringt, lässt meinen Zorn verschwinden. Warum rege ich mich eigentlich so auf? Mein Flug hat Verspätung und neben mir sitzt ein extrascharfer Typ, frech und zugleich charmant, mit einer sexy Stimme und einem lässigen Akzent, der mich ziemlich anmacht … Es gibt weitaus schlechtere Arten, die öde Wartezeit am Flughafen zu verbringen. Ich werde nur ein bisschen flirten, bevor ich in das Flugzeug steige und nach Hause fliege zu meinem Langzeitfreund, der allerdings dort nicht auf mich wartet!

„Ich bin Österreicherin, in Wien geboren, aufgewachsen und hängengeblieben. Mein Vater ist Spanier, ich habe also südländisches, heißes Blut in meinen Adern“, gurre ich und sehe ihn über den Rand meines Glases hinweg lockend an. Zumindest hoffe ich, dass mein Blick so rüberkommt und meine Stimme verführerisch klingt. Sicher bin ich mir aber nicht, weil ich prinzipiell nicht so der kokette Typ bin. „Nun, was denken Sie? Lohnt es sich oder nicht?“ Ich nehme einen Schluck, dieses Mal hindert er mich nicht daran, und lasse mir den Whisky auf der Zunge zergehen. Ich will diesem Mann zeigen, wie sehr ich genießen kann … Was leider schwerer als erwartet ist, da der scharfe Schotte meinen Mundraum ausbrennt. Sollten diese teuren Tropfen nicht eher samtig den Gaumen umschmeicheln?

Mein attraktiver Trinkkumpan lehnt sich ein Stück zu mir herüber, um mir besser ins Gesicht sehen zu können. Ich kann seinen Blick nicht deuten, er verzieht keine Miene und ich muss befürchten, dass ihn mein temperamentvolles, andalusisches Blut nicht sonderlich reizt. Was vielleicht auch daran liegt, dass ich nicht gerade temperamentvoll andalusisch aussehe. Die Gene meiner österreichischen Verwandtschaft haben sich mit pflegebedürftigen brünetten Haaren und Augen in einem unspektakulären Graublau bei mir durchgesetzt. Einzig die vollen Lippen habe ich von meiner wunderschönen, rassigen Großmutter geerbt, nur nehme ich mir selten die Zeit, diese mit dem passenden Lippenstift gekonnt in Szene zu setzen. Und meinen Po finde ich auch ganz ok, den sieht er allerdings nicht, weil ich darauf sitze.

„Das heißt wohl, unsere Wege trennen sich jetzt besser.“ Ich habe es ja befürchtet … doch da sehe ich den Übermut in seinen Augen aufblitzen. „Falls mögliche spanische Brüder ein Auge auf die Tugend ihrer hübschen Schwester haben.“

Ich kichere dümmlich und beschuldige dafür das hochprozentige Getränk, das wie befürchtet einfährt wie nichts. „Keine Brüder. Ich kann mich gut selbst verteidigen.“ Wenn ich will …

Er trinkt aus und wirft einen prüfenden Blick auf seine Armbanduhr. Dann streckt er sich genüsslich, legt seinen Kopf auf die Seite und sieht mich erwartungsvoll an wie der Kater das Milchschüsselchen. „Und jetzt würde ich gerne vögeln.“

Im ersten Moment glaube ich mich verhört zu haben. Habe ich aber nicht, ich starre ihn mit großen Augen an und kann richtig spüren, wie mir die Koketterie aus dem Gesicht rutscht. „Jetzt?“, frage ich naiv.

Natürlich war mir von Anfang an klar, dass dieser Typ verhaltensauffällig ist, aber mit so etwas habe ich nicht gerechnet!

„Jaaa, jetzt! Allzu viel Zeit bleibt uns nicht mehr, Honey.“

Der Kerl spinnt, das ist ein Psychopath! Und ich bin kein Honey!

„Du gefällst mir und offensichtlich beruht das auf Gegenseitigkeit. Nenn mir also einen Grund, weshalb wir jetzt nicht eine schnelle Nummer einschieben sollten. Denk an Punkt fünf auf deiner Liste.“

Hat der meine dämliche Liste auswendig gelernt?

Endlich kommt wieder Leben in mich. Ich springe auf und funkle ihn wütend an. „Vergessen Sie es, du bist ja nicht ganz dicht! Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich jetzt einfach mit dir … irgendwo …!“ Ich wechsle aus Erregung zwischen Sie und Du hin und her. „Den zahle ich mir selbst, dann hast du wenigstens keine Ausgaben und kannst dein Geld in eine andere Dumme investieren. Es wird sich sicher eine finden, so hässlich sind Sie ja auch wieder nicht“, pfauche ich und deute auf mein Glas, in dem noch ein klitzekleiner Rest zu sehen ist.

„Deine Punkteliste wirst du wohl heute nicht mehr abarbeiten.“ Er sitzt überlässig mit ausgestreckten und leicht gespreizten Beinen im Sessel und verfolgt gelassen die Kostprobe meines spanischen Temperaments. In mir brodelt der Zorn gewaltig hoch, meine andalusische Oma wäre jetzt sehr stolz auf mich.

„Du kannst mich mal“, zische ich, während ich einen Geldschein auf den Tisch werfe.

„Um das geht’s mir ja, Honey.“ Er lacht mich aus, sein vergnügtes Lachen verfolgt mich hinaus und als sich die Schiebetür hinter mir geschlossen hat, glaube ich es noch immer hören zu können. Ein Wahnsinniger! Keine Ahnung, wie viel der schon gesoffen hat oder ob er die stickige Luft im Flughafengebäude nicht verträgt. Vollkommen irre!

Kapitel 3

*** Jack ***

Süß! Allerdings etwas zu überreizt für meinen Geschmack. Was aber ihr voller, einladender Mund mehr als wettmacht. Der Blasemund schlechthin! Ob sie weiß, was sich ein Mann beim Anblick ihrer Lippen so wünscht? Ich vermute eher nicht.

Und diese Augen! Wenn sie nicht immer so streng dreinblicken würde, könnte man sich in diesem schimmernden Graublau verlieren. Obwohl ich mich für gewöhnlich nicht verliere, ich bin keiner dieser Schmusetypen! Warum sollte ich einer Frau stundenlang in die Augen schauen, wenn ich alles, was ich von ihr will, auch so bekommen kann? Ich verschwende nicht gerne meine Zeit und komme schnell zur Sache.

Diesmal lief es leider nicht wie geplant, als Zeitverschwendung würde ich unser Zusammentreffen trotzdem nicht bezeichnen. Es war unterhaltsam und die Lady hat keine Ahnung, dass wir uns im Flieger nach Wien wiedersehen werden. Da sie in Österreich lebt, gehe ich davon aus. Und ziemlich sicher fliegt sie ebenfalls First Class, sonst hätte sie keinen Zutritt zu der exklusiven Lounge. Ich schätze mal, sie wird einen halben Herzinfarkt bekommen, wenn wir uns am Gate treffen. Ich freue mich darauf!

Ihre Widerspenstigkeit hat mich angestachelt, ich will ihre Telefonnummer und die werde ich auch bekommen. Es ist zwar nicht sicher, ob ich sie je benutzen werde, aber ich bekomme immer, was ich will. Und um das geht es mir. Mein Ego verträgt keine Zurückweisung, das ist einer meiner anstrengenden Charakterzüge. Ich bin siebenunddreißig Jahre alt und böse Zungen – besonders die meines Halbbruders – behaupten, dass ich mich noch immer wie ein verzogenes Kind benehme. Ich sehe das nicht so, ich weiß einfach, was mir zusteht, und das hole ich mir. Davon abgesehen sollte sich Alex nicht so wichtigmachen, so ein Unschuldslamm ist er nicht und auch nie gewesen. Bei ihm kommen ebenfalls die Gene unseres umtriebigen Vaters durch. Charles Crover war ein Herzensbrecher und Spieler und beides hat er uns, besonders mir, vererbt. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit Poker, ich bin berufsmäßiger Spieler, ein Poker Pro, und zwar ein sehr guter! Dank meiner etwas unberechenbaren Spielweise bin ich ein gefährlicher, schwer einzuschätzender Gegner und die Zuschauer und daher auch Turnierveranstalter lieben mich dafür. Wie auch für meine etwas undurchsichtige Vergangenheit, ich habe keine weiße Weste, nur kann mir das keiner beweisen. Und der Schmutz, der – vielleicht – an mir klebt, ist noch interessanter als meine gewonnenen Bracelets. Ziemlich sicher hat mein Bad Boy-Image auch dazu beigetragen, dass ich von einer bekannten Frauenzeitschrift mehrere Male in Folge zum sexiest Player der World Series of Poker gewählt wurde. Was mir der eine oder andere weibliche Fan immer wieder gerne beweist. Es geht nichts über einen gekonnt erledigten Deep Throat, nachdem du um einige Dollar reicher den Tisch verlassen hast.

Inzwischen habe ich mehr Geld, als ich ausgeben kann, und eine Pussy fühlt sich wie die andere an … Ich brauche dringend eine neue Herausforderung und werde mich daher an Alex‘ Geschäften beteiligen. Das ist sein Wunsch und ich schätze, er möchte damit sein schlechtes Gewissen beruhigen. Ich bin nämlich der Bastard der Familie und auch wenn wir uns nie so richtig gut verstanden haben, fühlt er sich seit dem frühen Tod unseres Vaters für mich verantwortlich. Wie auch Alex‘ Mutter Silvie, bei der ich das schon überhaupt nicht nachvollziehen kann. Charles Crover hat sie geheiratet und danach bei erstbester Gelegenheit mit einer Nobelnutte betrogen. Ich bin das Ergebnis. Trotzdem war ich der sanftmütigen Silvie als Kind in den Ferien immer willkommen, offensichtlich habe ich ihr leidgetan: der verstoßene, ungeliebte Junge, der bei den ärmlichen Großeltern aufgewachsen ist, weil seine Mutter sich durch die New Yorker High Society gevögelt hat. Und vielleicht hat Alex` Mutter als Psychologin ein interessantes Forschungsobjekt in mir gesehen. Wie auch immer, ich mag sie und habe ihr einiges zu verdanken. Beispielsweise die Fähigkeit, mich nahezu perfekt in Deutsch auszudrücken.

Das Verhältnis zu meiner Familie war nach meiner Volljährigkeit lange Zeit sehr locker bis gar nicht vorhanden. Ich war mit meinem spannenden Leben vollauf beschäftigt und habe den Kontakt nicht gesucht, umgekehrt war es genauso. Dann lief mir eines Abends zufällig am Pariser Flughafen Alex über den Weg. Ich weiß nicht genau, warum diese Begegnung unser Verhältnis verändert hat, aber von da an haben wir uns regelmäßig gesehen und gehört. Und jetzt hat Brüderchen mir meinen Hals gerettet und ich werde mich gezwungenermaßen revanchieren. Ich werde die nächsten Wochen in Wien verbringen, mich finanziell und auch arbeitsmäßig an den „Familienunternehmungen“ beteiligen, ein paar kleinere Turniere spielen und die Wiener Mädels auf ihre körperlichen Vorzüge prüfen. Und dann? Ich mache niemals langfristige Pläne, alles wird sich finden.

*** ***

Ich kam sehr spät zum Gate, beinahe zu spät. Zuerst habe ich meine Aufregung über diesen Möchtegern-Ladykiller noch mit einer wunderbaren Schokoladencremetorte bekämpft und dann bin ich im Dutyfree hängengeblieben. Als Letzte stieg ich endlich in den Flieger. Mit der großen Hoffnung im Handgepäck, dass der sexbesessene Kerl mit dem amerikanischen Akzent im zeitgleich abfliegenden Flugzeug nach Washington D.C. sitzt. Nun folge ich der etwas gestresst wirkenden, aber trotzdem höflichen Flugbegleiterin zu meinem Platz.

„Bitte sehr, ich wünsche einen angenehmen Flug.“ Sie deutet mit einem ausdruckslosen Lächeln in die Reihe und verschwindet sofort wieder. Ich habe einen Gangplatz, ich halte andere Plätze nicht aus. Am Fenster fühle ich mich eingezwängt und das selbst in dieser geräumigen Klasse. Wenn ich auf die Toilette muss, will ich nicht erst über meinen Sitznachbarn klettern müssen.

Ein Passagier sitzt verschanzt hinter einer großen Zeitung am Fenster und will offensichtlich seine Ruhe haben. Perfekt! Ich verstaue mein Handgepäck und will mich gerade niedersetzen, als ein beleibter Herr mich im Vorbeigehen heftig anrempelt. Hat der keine Augen im Kopf? Ich taumle vorwärts in Richtung Fenster und meine Finger krallen sich an der Zeitung fest, die das natürlich nicht aushält. Sie reißt in der Mitte durch und lüftet das Geheimnis meines Sitznachbarn. Und noch ein weiteres Geheimnis, ein sehr beunruhigendes. Der Kerl ist selbst im Ruhezustand verdammt gut ausgestattet! Das kann ich genau spüren, weil meine linke Hand auf seinem Schritt liegt, während ich mich mit der rechten auf seiner Schulter abstütze. Ich starre den Idioten aus der Lounge schockiert an und bin wie gelähmt.

„Wow, das nenne ich Wiedersehensfreude.“ Seine Augen leuchten übermütig und er wirft einen vielsagenden Blick hinunter auf seinen Schoß. Endlich kommt wieder Leben in mich und ich richte mich auf.

„Nein“, sage ich entschieden, während ich angeekelt beide Handflächen an meiner Hose abwische.

„Nein?“, wiederholt er gedehnt und ich habe noch nie in meinem ganzen Leben ein dermaßen dreckig klingendes Nein gehört.

Ich sehe mich verzweifelt nach dem Kabinenpersonal um, ich will einen anderen Platz, aber die weichen alle gekonnt meinem flehenden Blick aus. Anscheinend mögen sie mich nicht, weil ich knapp dran war.

„Bezieht sich das Nein auf unseren gemeinsamen Flug?“, will er wissen und sieht mich erwartungsvoll an.

Ich ignoriere seine Frage, gebe es auf, die Damen und Herren in Uniform auf mich aufmerksam zu machen und lasse mich frustriert auf meinen Platz sinken.

„Hast du am Weg in den Flieger die Stimme verloren? Du bist übrigens etwas spät dran.“

Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben einen dermaßen nervigen Mann getroffen. Und jetzt hockt der neben mir! Was habe ich angestellt, dass das Schicksal mich so bestraft? Ich bin doch ein netter Mensch, ich habe das nicht verdient.

Ich sollte sofort einiges klarstellen, sonst wird dieser lange Flug eine Katastrophe. Ich muss ein für alle Mal deutlich machen, dass ich keine Konversation oder sonst was will. Besonders das Sonstwas! Wer weiß, was ihm einfällt, wenn das Licht ausgeht? Dem wird wohl in der letzten Stunde die Lust aufs Vögeln nicht vergangen sein! Verflixt, dieser Gedanke treibt mir nun einen glühenden Schauer durch meinen Körper, vollkommen unangebracht. Ich atme tief durch und wende mich ihm zu.

„Sie bleiben auf Ihrem Sitz. Die Lehne ist die magische Grenze und ich will nichts von Ihnen hören, sehen und schon gar nicht spüren.“

Er nickt und kann sich nur mit Mühe ein Lachen verbeißen.

Weitere Verhaltensregeln meinerseits folgen. „Ich lasse mich von Ihnen nicht blöd anmachen, ich habe kein Interesse an Vertraulichkeiten irgendwelcher Art. Verstanden?“

Er nickt wieder und kneift angestrengt seine Lippen zusammen.

„Ich bin in festen Händen!“

Er lacht los. „Das ist ja schön für dich!“, schnauft er fröhlich. „Ich nicht. Allerdings habe ich … feste … Hände.“

Er lacht so vergnügt, dass ich Mühe habe, ernst zu bleiben. „Und seit wann sind wir per Du?“, frage ich und versuche meiner Stimme den notwendigen, strengen Klang zu geben. Was wirklich sehr schwierig ist, weil da ein Kichern in meinem Brustkorb lauert. Er hat einfach diesen jugendlichen, frechen Charme, der es einem schwer macht, böse auf ihn zu sein.

„Seit ich dich gefragt habe, ob du mit mir vögeln willst“, spottet er.

„Wir haben leider noch einen notwendigen kurzen Aufenthalt, bevor wir starten können. Darf ich den Herrschaften in der Zwischenzeit etwas bringen?“, ertönt eine männliche Stimme neben mir. Der Flugbegleiter, na großartig, der hat jetzt garantiert mitgehört. Er guckt auch ganz komisch. Ich nehme an, wir werden den ganzen Flug über unter Beobachtung stehen, ob wir ja nichts Unanständiges anstellen.

Ich verneine mit einem besonders freundlichen und hoffentlich harmlosen Lächeln und auch mein Sitznachbar lehnt höflich ab.

„Da ich nicht die Absicht habe, auf dieses zweifelhafte Angebot einzugehen, können wir ja wieder zum Sie übergehen“, schlage ich vor, als wir wieder allein sind.

„Das finde ich doch etwas kindisch. Ich heiße übrigens Jack“, mault mein Reisegefährte. Der Name passt zu ihm, der nervige Jack. Der sexy Jack! Er sieht mich neugierig an, ich denke aber nicht daran, ihm meinen Namen ebenfalls zu nennen.

„Wir beide werden viel Spaß miteinander haben“, murmelt er sarkastisch, nachdem er ein Weilchen umsonst gewartet hat, und vertieft sich in seine halbe Zeitung.

Werden wir garantiert nicht! Ich werde den ganzen Flug über so tun, als würde ich schlafen. Kein Wort werde ich mit Jack reden. Jack … verflixt, was für ein sexy Name!

Kapitel 4

„Schmeckt dir das Essen?“ Jack versucht seit ungefähr zwei Stunden höfliche Konversation zu betreiben. Seit wir gestartet sind. Es scheint ihn nicht zu kratzen, dass er meist keine Antwort auf seine Fragen bekommt. Nicht, weil ich zickig bin, sondern aus reinem Selbstschutz. Ich finde ihn attraktiv, er riecht gut und er hat schöne Hände. Und wenn ich ihm doch etwas antworte, sieht er mich dabei so intensiv an, dass ich Mühe habe, in zusammenhängenden Sätzen zu sprechen. Mit einem Wort, er ist mir viel zu gefährlich und daher bleibe ich entschlossen auf Abstand. Nicht einatmen und nicht ansehen und schon gar nicht berühren.

Langsam komme ich mir aber doch etwas kindisch vor. Ich bin sechsunddreißig Jahre alt, eine selbstbewusste, selbstständige Frau, die darin geübt ist, höfliche Konversation zu betreiben. Dachte ich bis heute zumindest.

„Und selbst?“, frage ich. Es sollte gelangweilt klingen, kommt aber hölzern rüber.

Er wirft mir einen amüsierten Blick zu. „Und selbst? Ist dir das Du so peinlich, dass du es auf alle möglichen Arten vermeiden willst?“

„Von mir aus sind wir per Du. Wir werden uns nach diesem Flug nicht mehr wiedersehen, also ist das auch schon egal“, knurre ich.

„Was hast du eigentlich gegen mich“, fragt er und sieht mich ernst an. Kann er sich das tatsächlich nicht denken?

„Ich finde dich etwas anstrengend.“ Ich umschreibe es höflich.

Jack grinst begeistert. „Im Klartext: Du findest mich interessant“, stellt er selbstgefällig fest.

Ich seufze, lege mein Besteck auf die Seite und tupfe mit der Serviette übersorgfältig meinen Mund. Ich versuche, Zeit zu gewinnen. Angestrengt überlege ich, was ich sagen könnte, damit er endlich kapiert, dass ich seine Aufmerksamkeit nicht will! Ich bin nicht schnell genug, er schießt bereits seine nächste dumme Frage auf mich ab.

„Du sagtest, dass du in festen Händen bist. Ist dein Freund der einzige Grund, dass du keine Lust auf Sex hast?“

Egal was ich sage, er wird es nicht verstehen … wollen! Ich rolle genervt mit den Augen. „Nein, ist er nicht. Ich betrüge nicht und habe auch gar keine Lust auf Sex mit fremden Männern! Das ist einfach nicht mein Ding, diese One-Night-Stands. War es noch nie.“

„Schade. Ich dachte, du wärst offener in der Beziehung.“

„Nein, bin ich nicht. Ich gebe etwas auf Treue“, stelle ich entschieden klar.

„Prinzipiell hast du aber schon Lust, du bist nicht frigide oder hast ein medizinisches Problem?“

„Ich bin doch nicht frigide!“, pfauche ich ihn an, „und auch nicht … also, ich brauche garantiert keinen Arzt, aber du hast offenbar dringend professionelle Hilfe nötig!“ Ich schnappe schockiert nach Luft.

„Ich zahle doch nicht für Sex.“ Er sieht mich ein klein wenig beleidigt an.

„Psychiater, keine Prostituierte!“

„Weiß ich doch. Aber vielleicht machst du mich nervös und ich benehme mich deshalb so sonderbar“, sagt er und sieht mir dabei treuherzig in die Augen.

„Ich mache dich nicht nervös, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass dich nichts nervös macht.“ Ich durchschaue natürlich seine Strategie, der will mich jetzt mit der Mitleidsmasche weichkochen.

„Durchschaut! Einen Versuch war es aber wert“, scherzt Jack und rückt mir näher. Sein Arm liegt auf der Lehne, der magischen Trennlinie zwischen uns. Ich sehe ihn strafend an.

„Was willst du hier?“

„Ich finde eine Unterhaltung auf Abstand etwas mühsam.“

„Wir sind mit der Unterhaltung fertig, also kannst du wieder abrücken. Dein Sitz ist breit genug, du musst nicht an meinem kleben.“

„Du bist unnachgiebig. Oder mache ich dich vielleicht nervös?“

„Du machst mich nicht nervös.“

Leider tut er das doch, zunehmend, er ist mir im Moment etwas zu nah. Ich fühle seine Schulter an meiner, als er sich zu mir beugt. Eine breite Schulter, der hat garantiert ganz ordentliche Mukis … An die ich jetzt nicht denken sollte, weil sich nämlich allein beim Gedanken an seine möglichen anatomischen Vorzüge meine Brustwarzen leise kribbelnd aufrichten! Und so wie ich den Kerl einschätze, bleibt das nicht lange unentdeckt. Ich verschränke die Arme fest vor meinem Oberkörper.

„Dann kann ich ja hier sitzen bleiben“, stellt er zufrieden fest und setzt sich wieder aufrecht hin. Nicht ohne seine Augen interessiert über meine verschränkten Arme huschen zu lassen. Ich habe es doch gewusst!

„Von mir aus, bleib wo du willst. Die Frage stellt sich ja sowieso nicht“ Ich gebe auf, was soll auch passieren? Er wird nicht im Flieger über mich herfallen. Auch wenn diese Vorstellung durchaus ihren Reiz hat. Kaum haben sich meine Nippel halbwegs beruhigt, geht es eine Etage tiefer los.

„Welche Frage?

---ENDE DER LESEPROBE---