Der Funke springt über - Edith Parzefall - E-Book

Der Funke springt über E-Book

Edith Parzefall

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Beschreibung

Das Jahr 1619 bricht an. Nicht nur der Komet erlischt, auch das Leben von Kaiser Matthias. Die Herrscher im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation schachern um die Kaiserkrone. Als sich auch Mähren dem protestantischen Aufstand anschließt, hält Wallenstein nichts mehr zurück. Er riskiert alles für seinen König und wendet sich gegen die eigenen Leute. Kundschafter Floryk Loyal verschlägt es indes mit seiner zusammengewürfelten Familie nach Linz. Hier verweigern die Ständevertreter ihrem neuen Erzherzog Ferdinand die Huldigung und proben den Aufstand, während Johannes Kepler nach den Sternen greift. Jedoch befeuert er damit nur seine Gegner, die Keplers Mutter der Hexerei bezichtigen. Auch für Floryk wird es immer prekärer, dem Krieg aus dem Weg zu gehen und seine Frau und Ziehkinder zu schützen, denn Vernunft und Erkenntnis können religiösem Eifer und Machtstreben wenig entgegensetzen.

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Impressum
Handelnde Personen
Glossar
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
Nachwort
Über die Autorin

 

Der Funke springt über

 

Druckerschwärze und Schwarzpulver,

Band 2

 

 

von Edith Parzefall

 

Impressum

 

Copyright © 2019 Edith Parzefall

Ritter-von-Schuh-Platz 1, 90459 Nürnberg

E-Mail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Lektorat: Marion Voigt, www.folio-lektorat.de

Umschlag: Kathrin Brückmann

Imprint: Independently Published

 

Handelnde Personen

 

Simon und Milana: Sohn und Tochter des Druckers Wenzel Zajíc. Die Geschwister dürfen allerlei erleben und erlernen.

Floryk Loyal: Kaufmann im Dienste der Nürnberger Familie Imhoff, der bisher jedem Krieg erfolgreich ausgewichen ist.

Marika: ehemalige Geliebte Wallensteins, die Floryk auf einem Schlachtfeld geheiratet hat.

 

Prominente Akteure

Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein oder Wallenstein: ein böhmisch-mährischer Landadeliger, der noch Großes vor sich hat.

Johannes Kepler: Hofastronom, Astrologe, Mathematiker, Naturphilosoph, Lehrer und Verteidiger seiner Mutter Katharina Kepler, die der Hexerei bezichtigt wird.

Ferdinand II: Erzherzog von Innerösterreich, Cousin des Kaisers Matthias und seit zwei Jahren König von Böhmen, wo er mithilfe von Jesuiten die Rekatholisierung des Landes vorangetrieben hat, bis es zum Aufstand kam.

Herzog Maximilian von Bayern gründete die Katholische Liga, von der allerdings auf Wunsch des Kaisers nur noch ein Rumpfbündnis übrig geblieben ist, als sie am dringendsten benötigt wird.

Graf Heinrich Matthias von Thurn: Defensor des protestantischen Glaubens, Mitglied der Ständevertretung Böhmens, Heerführer der Protestantischen Union und einer der Anführer des Aufstands gegen König Ferdinand.

Georg Erasmus von Tschernembl: Freiherr und Ständevertreter in Österreich ob der Enns (heute Oberösterreich), der sich für die freie Wahl des Glaubens einsetzt.

Franz Seraph von Dietrichstein: Kardinal und Bischof von Olmütz, der Hauptstadt Mährens, der aus einem österreichischen Adelsgeschlecht stammt und nun in arge Bedrängnis gerät.

Karl von Žerotín: Schwager von Wallenstein, Diplomat, Großgrundbesitzer und Angehöriger des mährischen Herrenstands, außerdem Schwiegervater von Jíří Březnický von Náchod, der sich Wallenstein anschließen wird.

Karl Bonaventura, Graf von Buquoy (frz. Charles Bonaventure de Longueval, Comte de Buquoy auch Bucquoy, Bucquoi): französischer Feldherr in spanischen Diensten, den der Kaiser zum Oberbefehlshaber seiner Streitkräfte ernennt.

Ernst von Mansfeld: Condottiere im Dienst Savoyens und der Protestantischen Union.

Kurfürst Friedrich von der Pfalz: Anführer der Protestantischen Union und Wunschkandidat der Böhmen als ihr neuer König.

Andreas Imhoff: Ratsherr zu Nürnberg, Arbeitgeber und Freund von Floryk Loyal.

 

Familiäre Verflechtungen des Hauses Austria

 

 

 

Glossar

Arkebuse oder Hakenbüchse bezeichnet ein kurzes Vorderladergewehr, das im 17. Jahrhundert allmählich von der längeren Muskete abgelöst wurde, die auch größere Kaliber abfeuern konnte. Der Namen gebende Haken diente zum Umhängen, aber auch dazu, den Rückstoß abzufangen, wenn man sie damit an einer Mauer oder einem Ast einhängte.

Böhmische Brüder oder Brüder-Unität wurde die religiöse Gemeinschaft der Anhänger des Reformators Jan Hus genannt. Allerdings spaltete sich diese nach der Hinrichtung ihres Anführers auf. Im Verlauf der Hussitenkriege bekämpften sich die beiden Hauptrichtungen auch gegenseitig, obwohl es primär gegen Katholiken gehen sollte. Aus dem gemäßigteren Flügel gingen die Utraquisten hervor.

Condottiere war die italienische Bezeichnung für Söldnerführer, die bei Bedarf eigene Heere rekrutierten und diese gegen Bezahlung in den Dienst eines Herrschers stellten. Das Konzept etablierte sich unter den italienischen Städterepubliken und setzte sich allmählich in ganz Europa durch, da vor dem Dreißigjährigen Krieg kein Herrscher ein stehendes Heer unterhielt.

Defensoren waren ein Kollegium, das speziell zum Schutz der nicht katholischen Christen gegründet wurde, nachdem die Gegenreformation immer mehr voranschritt.

Zum Königreich Böhmen gehörten neben Böhmen auch Mähren und Schlesien sowie die Ober- und Niederlausitz. Ab 1526 unterstanden die böhmischen Kronländer dem Hause Habsburg, das damals Casa Austria oder Haus Österreich genannt wurde und über lange Zeit die Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation stellte.

Kartaune oder Viertelbüchse bezeichnete ein Vorderladergeschütz, dessen Name sich aus dem italienischen »quartana bombarda« ableitete, da es Kugeln abfeuerte, die nur ein Viertel der hundertpfündigen Hauptbüchsenkugeln wogen.

Knollfink war eine gängige Beschimpfung für einen dummen oder groben, ungeschickten Menschen.

Kürassier nannte man einen Soldaten der schweren Reiterei, der Helm und Eisenrüstung trug, die allerdings wegen der körperlichen Einschränkungen immer unbeliebter wurde.

Pike: Spieß oder Lanze von fünf bis sechs Meter Länge, wobei die Spitze aus ganz unterschiedlichem Material bestehen konnte. Piken wurden vor allem gegen Reiterangriffe sehr wirkungsvoll eingesetzt.

Ständevertretung: Jedes Land der böhmischen Krone hatte als Gegengewicht zur Zentralgewalt des Königs auch parlamentarische Vertreter. Auf Reichsebene entsprach dies dem Reichstag. In Böhmen bestand sie aus jeweils zehn Abgeordneten der drei Stände Herren, Ritter und Bürger.

Tummel: Rausch infolge übermäßigen Alkoholgenusses.

Ungarische Krankheit: Meist handelte es sich dabei um von Kleiderläusen übertragenes Fleckfieber, doch der Begriff wurde für allerlei Epidemien verwendet, bei denen sich ähnliche Symptome zeigten. Auch die Pest wurde häufig so bezeichnet.

 

1. Kapitel

In welchem die Erde bebt, viele Neuigkeiten ausgetauscht werden, aber der Friede in immer weitere Ferne rückt.

 

Frankfurt am Dienstag, den 29. Januar 1619

 

Simon schrak im Bett hoch. Es wankte wie eine Zille auf der Moldau! Der Nachttopf wackelte im Schein der Talglampe. Pure Angst packte ihn. Er rannte ins angrenzende Zimmer zu seiner kleinen Schwester. Mila saß mit vor Schreck geweiteten Augen da. »Was passiert?«, keuchte sie.

»Ich weiß es nicht.« Er nahm sie in die Arme.

Da stürzte Onkel Floryk herein. »Nur ein Erdbeben«, rief er. »Alles in Ordnung.«

Hinter ihm erschien Marika. Blass und zitternd rief sie: »Wir müssen raus!«

»Draußen ist es zu kalt«, widersprach ihr Mann.

»Aber wenn das Haus einstürzt! In Italien –«

»Hier in Deutschland sind Erdbeben weniger schlimm«, versuchte er, sie zu beruhigen. »Aber gut, gehen wir raus. Zieht Schuhe an und die warmen Mäntel. Macht schnell, Kinder.«

Simon rannte in sein Zimmer, schlüpfte in die Stiefel und warf sich die lange Jacke über das Nachthemd. Auf der Treppe nach unten zitterte das Geländer, die Dielenbretter schwankten. Simon zuckte zusammen. Marika schrie auf und rannte die restlichen Stufen hinunter.

»Das Haus hält das aus«, sagte Floryk.

Simon zog seine Schwester nach draußen. »Komm.« Bitterkalt war es. Der Frost biss ihn in die nackten Beine. Hätten sie doch wenigstens Strümpfe angezogen!

Floryk eilte zu seiner Frau, die im Hof möglichst fern von allem stand, das umstürzen könnte, und nahm sie in die Arme. »Schau dich um«, sagte er beschwörend. »Es ist nur ein leichtes Beben.«

Einzelne Nachbarn blickten aus den Fenstern, doch niemand wollte bei der Kälte sein Bett lange verlassen.

»Was ist mit dir, Marika?«, fragte Mila, ließ Simons Hand los und umfing die Frau, die sich seit einem halben Jahr wie eine Mutter um sie kümmerte.

Marika schluchzte auf. »Ich habe in Italien ein schreckliches Beben erlebt. Da war ich nicht älter als du, Mila, vielleicht sogar erst elf. So viele Häuser sind eingestürzt, die Bewohner wurden von den Trümmern erschlagen oder verschüttet.« Sie sah sich um, blinzelte Tränen weg. »Hier scheint es wirklich nicht so schlimm zu sein.«

»Wieso bebt die Erde?«, fragte Simon. So etwas hatte er noch nie erlebt.

»Das ist kompliziert.« Floryk blickte zum Haus, dann sah er sein Weib ernst an. »Die Dämmerung beginnt bald. Traust du dich, mit uns reinzugehen? Wir ziehen uns alle richtig an, setzen uns in die Stube und schüren das Feuer. Dann haben wir es warm, kommen aber schnell aus dem Haus, falls noch ein Stoß folgt.«

Marika zögerte.

»Ja, bitte«, jammerte Mila. »Mir ist schrecklich kalt.«

Das gab den Ausschlag. Marika nickte.

Sie eilten in die Küche und drängten sich vor dem Ofen zusammen. »Das Feuer ist fast aus«, sagte Mila.

Floryk warf Reisig auf die Glut und schürte sie an, bevor er Holzscheite nachlegte. »Gleich wird’s warm. Zieht euch an.«

Sie liefen nach oben. Simon zog die gestrickten Strümpfe, die weite Kniebundhose und die Stiefel an. Erst dann warf er den Mantel ab, zog das Nachthemd aus und schlüpfte bibbernd in das Leinenhemd und die Wolljacke. Unten in der Stube legte er die Hände an den Kachelofen, der aus der Küche befeuert wurde. Das tat gut. Bald kamen auch Floryk und Mila herein. Marika machte bestimmt schon die Morgensuppe. Sie setzten sich an den großen Tisch. Simon wiederholte seine Frage: »Warum hat die Erde gewackelt?«

Floryk seufzte. »Niemand weiß es genau, doch es gibt einige kluge Naturphilosophen, die glauben, die Erde sei ein lebender Organismus, ein Geschöpf Gottes, nicht unähnlich den Tieren.«

Simon staunte. »Dann sind wir wie Flöhe, die auf einem Hund oder einer Ratte leben?«

Er lächelte. »So ähnlich.«

Mila gluckste. »Und warum hat der Hund gewackelt?«

Marika brachte Schüsseln und Löffel zum Tisch.

Floryk grinste. »Nun, bei euch im Bauch gluckst es manchmal auch. Von Vulkanen habt ihr schon gehört, richtig?«

»Ja«, rief Simon voller Stolz.

»Wenn ein Vulkan ausbricht, könnte das ähnliche Ursachen haben, wie wenn ihr einen Furz lasst.«

Da lachten sie alle, außer Floryk, der spitzbübisch dreinschaute. »Wisst ihr, dass man so einen Darmwind anzünden kann? Der brennt tatsächlich. Wie die Gase eines Vulkans …«

Das erntete noch mehr Gelächter. Mila murmelte: »Die Erde furzt.«

»Dann ist es kein schlimmes Vorzeichen wie der Komet?«, fragte Simon.

»Wer weiß das schon?« Floryks Gesicht verdüsterte sich. »Nur weil es ein natürliches Phänomen ist, heißt das nicht, dass uns der Allmächtige damit nicht zur Besinnung bringen will.«

Mila fragte: »Darf ich noch mal nach dem Kometen sehen? Er war gestern schon recht blass.«

»Ich will auch«, rief Simon sofort.

»Sicher, womöglich hat ihn das Erdbeben vom Himmel geschüttelt.« Floryk zwinkerte ihnen zu.

Simon lief mit seiner Schwester zur Tür, trat hinaus und suchte den Himmel ab. Es dämmerte bereits. »Ich kann ihn nicht mehr sehen. Du vielleicht?«

Mila legte den Kopf in den Nacken. »Nein. Womöglich ist der Krieg jetzt zu Ende.«

»Das wäre schön. Mir ist aufgefallen, immer wenn Gefahr droht, denke ich an Floryk als unseren Onkel, sonst nicht.«

»Eines Tages erfahren wir vielleicht, ob wir verwandt sind. Gehen wir wieder ins Warme.« Sie sprang ins Haus zurück.

 

* * *

Flandern am Montag, den 5. Februar 1619

 

Auf einem Feld nahe Gent musterte Albrecht von Wallenstein im Morgengrauen zufrieden die tausend Kürassiere in voller Rüstung. Man hatte sie auf seine Kosten in ganz Flandern rekrutiert. Er übergab das Kommando an Peter de Lamotte. »Ihr wisst, was zu tun ist.«

Lamotte nickte. »Verlasst Euch auf mich. Wir bleiben auf dem Territorium der Spanischen Niederlande, bis wir Luxemburg erreichen. Dann sondieren wir die Lage, nehmen den sichersten Weg zum Herzogtum Bayern und reiten über München bis Passau. Ziel ist es, Buquoy in Südböhmen zu verstärken.«

»Spätestens in Passau werde ich hoffentlich zu Euch stoßen, doch jetzt muss ich nach Olmütz und meine Aufgaben als mährischer Obrist erfüllen.«

»Denkt Ihr, Mähren wird sich auf die Seite der aufständischen Böhmen schlagen?«

»Sobald ihnen jemand einen Vorwand liefert – ich hingegen halte meinen Treueeid gegenüber dem König.« Er schlug dem Mann auf den Rücken und bestieg sein Ross. »Passt gut auf meine Leute auf.«

»Das werde ich.« Lamotte lächelte. »Gott sei mit Euch, Wallenstein.«

»Und mit Euch.« Albrecht gab dem Ross die Sporen und ritt zu seinem Gefolge. Sie hatten eine weite Strecke vor sich bis zur Hauptstadt Mährens. Unterwegs würde er bei seinem Regiment in Iglau vorbeischauen. Sollte Graf Thurn in Mähren einmarschieren und die Ständeregierung nicht zur Gegenwehr bereit sein, dann wollte er versuchen, seine Söldner den kaiserlichen Truppen zuzuführen. Seine Loyalität galt zuvorderst Kaiser Matthias, der immer häufiger wegen Krankheit von seinem Vetter Ferdinand vertreten wurde. Dieser war für Albrecht immer noch König der böhmischen Kronländer, auch wenn die Aufständischen ihn de facto entmachtet hatten – vorübergehend. Er würde alles daransetzen, die Rebellion niederzuschlagen.

 

Am nächsten Tag traf Albrecht mit einer kleinen Entourage in Antwerpen ein. Da er noch dreihundert Arkebusiere anwerben wollte, benötigte er Geld. Er betrat das Bankhaus.

Der Inhaber Hans de Witte begrüßte ihn mit einem gequälten Lächeln. »Ihr habt die betrüblichen Nachrichten sicher schon erfahren, werter Wallenstein.«

»Nein«, brummte Albrecht.

»Die Verhandlungen über ein Interpositionsverfahren zwischen Böhmen und dem Kaiser sind erneut gescheitert, wie mir aus Mähren berichtet wurde.«

»Verhandlungsversuche mit den Verrätern fruchten nichts. Der Aufstand der böhmischen Rebellen muss endlich niedergeschlagen werden. Mein Regiment ist bereit. Ich brauche allerdings mehr Geld, um etwa dreihundert Arkebusiere anzuwerben.«

De Witte lächelte. »Da seid Ihr bei mir an der richtigen Adresse, Freiherr von Wallenstein.«

Albrecht winkte ab. »Spart Euch die Förmlichkeiten.«

Der Bankier führte ihn in eine geheizte Kammer und wies zum Tisch. »Wisst Ihr schon, wo Ihr die Männer anwerben wollt?«

Lächelnd setzte sich Albrecht an den Tisch und holte die Wechsel aus seiner Tasche. »Ich reise durch Brabant gen Osten, da finden sich bestimmt noch alte Haudegen, die neidvoll nach Böhmen schielen. Vielleicht wage ich mich sogar über die Grenze nach Breda.«

»Breda? In den Vereinten Niederländischen Provinzen? Die Stadt, in der Moritz von Nassau eine Garnison unterhält?« Ungläubig starrte der Mann ihn an. »Das traut Ihr Euch nicht!«

Albrecht feixte, sagte aber nichts.

De Witte schnaubte. »Nur noch zwei Jahre, dann endet der Waffenstillstand mit Spanien. Außerdem sind die Vereinten Niederlande protestantisch, da werdet Ihr Euch schwertun.«

»Ihr habt vermutlich recht, den Umweg kann ich mir sparen, auch wenn es mich reizen würde.« Albrecht schob dem Bankier die Wechselscheine über den Tisch zu.

De Witte studierte sie aufmerksam, nickte und ging zu einer eisernen Schatulle mit einem komplizierten Schloss, für das er zwei Schlüssel brauchte und offenbar noch irgendwelche geheimen Hebel betätigen musste, denn er stellte sich so, dass sein Rücken Albrecht die Sicht versperrte. So eine Truhe sollte er sich auch besorgen.

»Gut, dass Ihr Euren Besuch für heute angekündigt habt, so konnte ich das Geld bereits holen lassen.«

 

* * *

Frankfurt am Dienstag, den 5. Februar 1619

 

Floryk Loyal betrat das Reichspostamt kurz vor Mittag. Es war kaum etwas los. Zwei Leute standen mit Briefen in den Händen vor dem Tisch des Angestellten. Lächelnd nickte er dem Mann zu und ging durch eine angrenzende Tür. Der kaiserliche Postverwalter, Johann von den Birghden, blickte kurz auf und erhob sich sogleich. »Werter Loyal, ich hab schon befürchtet, Ihr kommt nicht mehr rechtzeitig.«

»Ich bin doch nicht bei der kaiserlichen Hofpost beschäftigt«, antwortete er und zwinkerte.

Der Mann warf die Arme in die Luft. »Hört mir auf! Was soll ich tun? Die alten, doch so wichtigen Strecken unterstehen immer noch dem Kaiser direkt, und jetzt, da Krieg in Böhmen herrscht, werden die Boten offenbar nur spärlich aus der Hofkammer bezahlt. Bei mir landen dann die Beschwerden, dabei funktioniert auf den neuen Strecken der Reichspost alles bestens, dafür sorgen der Generalpostmeister Lamoral von Taxis und ich. Wir bezahlen unsere Leute.«

Floryk nickte mitleidig, obwohl ihn die Situation amüsierte. Da meinte der Kaiser, er müsse persönlich die Hand auf bestimmten Kommunikationswegen halten, statt sie seinen Fachleuten anzuvertrauen, schon brachen diese Verbindungen zusammen. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr die Schilder der Nürnberger Boten vor ihren Herbergen entwendet habt, damit ihnen niemand Sendungen mitgibt.«

»Was? Ich? Niemals!« Der Mann lief rot an, doch es war schwer einzuschätzen, ob Zorn oder Scham die Ursache war. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich verstehe die Reichsstadt nicht. Vor bald drei Jahren mussten die Nürnberger Räte erlauben, dass unser Postmeister innerhalb der Stadtmauern die Briefe in Empfang nehmen darf, dennoch beharren sie auf eigenen Boten, die wesentlich langsamer sind.«

»Nach Linz funktioniert Euer Botennetz noch?«

»Linz? Nun ja, ein Teil der Strecke läuft noch über die Hofpost, könnte also etwas langsamer befördert werden als sonst.«

Floryk legte ihm den Brief hin. Halb hatte er gehofft, doch zu spät zu kommen. Nur einmal pro Woche brachen die Reiter von Frankfurt nach Wien auf – über Linz.

»Von einem Nürnberger Kaufmann nehme ich ja besonders gern Post an.« Birghden feixte, wurde aber schnell wieder ernst. »Die Ständevertreter in Österreich ob der Enns sympathisieren mit den Aufständischen in Böhmen, aber schlimmer ist es in Österreich unter der Enns, wo ständig ein Heer durchzieht, mal ein böhmisches, dann wieder ein kaiserliches. Dieser Krieg bringt mir die Reichspost erheblich durcheinander. Wir schicken die Reiter nur noch über Regensburg und Linz nach Wien.«

Der Mann hatte wirklich nur eines im Sinn, ein funktionierendes Postwesen. »Werter Birghden, ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr mir Bescheid gebt, falls es Vorkommnisse auf der Strecke gibt, die möglicherweise meinen Brief betreffen. Es ist sehr wichtig.«

Birghden nickte. »Ihr bleibt in Frankfurt?«

»Zumindest bis ich Antwort erhalte.«

Birghden schaute versonnen drein. »Wenn der Reiter ohne Probleme durchkommt, könntet Ihr am Donnerstag nächste Woche schon Antwort erhalten.« Der Mann seufzte. »Die Nürnberger schaffen es bestimmt noch, Boten durch Kriegsgebiet nach Prag zu schicken. Wir nehmen jetzt auch dafür den Umweg über Regensburg. Das ist wesentlich sicherer.«

Floryk konnte sich die Frage nicht verkneifen: »Überlegt Ihr gar, Eure Briefe in Nürnberg der Kaufmannspost zu übergeben?«

Birghden schnaubte. »Nur über meine Leiche! Diese sturen Pfeffersäcke würden sich scheckig lachen.«

»Wahrscheinlich.« Er verstand auch nicht recht, warum sich der Stadtrat so sehr gegen ein schnelles Postwesen sträubte, das sich über große Teile des Heiligen Römischen Reichs erstreckte. Für Sendungen, die tatsächlich der Geheimhaltung bedurften, konnten sie immer noch eigene Boten verwenden. Doch er hatte dringendere Probleme.

Floryk bezahlte, verabschiedete sich, verließ das Postamt und Birghden, der inzwischen eine eigene Zeitung drucken ließ, statt weiterhin die des Verlegers Egenolf Emmel zu vertreiben. Mehrere Jahre hatte der Zwist zwischen Emmel und Birghden gewährt, bis Letzterer von dem Erzkanzler des Kaisers, dem Kurfürsten von Mainz, Unterstützung erbat. Seither musste ihm der Stadtrat von Frankfurt erlauben, selbst eine Zeitung herauszugeben.

Als Nächstes ging Floryk zu Emmel, bei dem sein Ziehsohn Simon die Druckerlehre fortsetzte, die er in Prag in der väterlichen Offizin begonnen hatte. Zwischendurch hatte der Junge auch schon in Mähren für einen Drucker gearbeitet. Mit dreizehn kam er mehr herum als mancher Geselle auf Wanderschaft. Zum Glück stellte er sich schnell auf veränderte Umstände ein und lernte begierig von jedem neuen Meister.

Als Floryk die Druckerei betrat, kam ihm Emmel sogleich entgegen.

»Gibt’s interessante Neuigkeiten?«

Verschwörerisch senkte er die Stimme. »Ein Nürnberger Kaufmann benutzt die Reichspost!«

»Ha, am Ende gar Ihr? Was seid Ihr doch für ein Verräter.« Emmel feixte. »Dem Birghden gönne ich das ja nicht, aber ich versteh Euch.« Er wandte sich zu Simon um, der vor einem Holzständer hockte und Buchstaben auf den Druckstock setzte. »Der Bub macht sich gut. Es würde mir wirklich leidtun, wenn er fortmüsste.«

Floryk atmete tief durch. »Wer weiß, vielleicht handelt es sich bei diesem Stefan Heideck in Linz gar nicht um seinen und Milanas Onkel.«

Emmel nickte. »Falls doch, will er womöglich gar nichts von den Kindern seiner Schwester wissen. Geht ruhig zu Simon, heute ist nicht viel los und er wirkt gar nicht glücklich.«

»Danke.«

Zwei Gesellen bereiteten die Druckerpresse vor, einer mischte Farbe an, der andere spannte bereits Bögen ein. Floryk ging an ihnen vorbei zu Simon und zerzauste ihm das dunkelblonde Haar. Der Junge zuckte nicht einmal, setzte den Buchstaben, den er gerade aus dem Kasten gefischt hatte, und blickte dann unsicher zu ihm auf. »Hast du den Brief aufgegeben, Onkel Floryk?« Die blaugrauen Augen schienen in seinem Gesicht die Zukunft lesen zu wollen. Doch die war für sie alle sehr ungewiss.

»Ja, der Postverwalter hat sich gefreut. Die Strecke nach Linz sollte noch relativ sicher sein, wenn auch etwas unzuverlässig.« Er zog einen Schemel heran und setzte sich neben ihn.

»Dann wäre es nicht zu gefährlich für uns, nach Linz zu reisen?« Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit.

Floryk lächelte. »Wir waren schon in viel gefährlicheren Gegenden unterwegs. Und du weißt ja, Linz ist wenigstens lutherisch.«

Der Junge presste die Lippen aufeinander und suchte den nächsten Buchstaben aus dem Kasten. »Hab noch viel zu tun.«

»Was Interessantes?«, fragte Floryk, doch Simon schüttelte nur den Kopf. Offenbar wollte er nicht mehr reden. »Wir sehen uns dann zu Hause.«

»Ja.«

Schweren Herzens verließ er die Druckerei und spazierte zum Stadttor. In einem Vorort von Frankfurt hatten sie sich ein Häuschen gemietet. Marika und er hatten sich vorgestellt, hier ein neues Leben für ihre zusammengewürfelte Familie aufzubauen, bis sie der Brief seines Freundes Andreas Imhoff aus Nürnberg erreichte. Andreas hatte es geschafft, den wahren Onkel der Kinder ausfindig zu machen. Floryk hätte ihn lieber nicht darum bitten sollen. Damals hatte er sich noch nicht vorstellen können, dass er Mila und Simon so sehr ins Herz schließen würde. Ob er selbst mit ihnen über drei Ecken verwandt war, blieb ungewiss. Nur eines war sicher: Wenn Stefan Heideck die Vormundschaft für die Kinder übernahm, würden Marika und er die Geschwister wohl kaum noch sehen. Ob ihr Vater noch lebte, konnte ihnen auch niemand sagen. Wenzel Zajíc kämpfte im Heer von Graf Thurn und hatte ihm seinen Sohn und seine Tochter anvertraut.

Auf der unbefestigten Straße drang ihm der matschige Schnee in die Stiefel. Er hielt sein Gesicht der Sonne entgegen. An diesem ungewöhnlich schönen Februartag sollte er sich lieber nicht so viele Sorgen machen. Er öffnete die unverriegelte Tür seines Heims, zog die durchnässten Stiefel aus und schlüpfte in die bequemen Halbschuhe. »Ich bin wieder da!«

Mila kam die Stiege heruntergelaufen und fiel ihm in die Arme. »Hast du ihn verschickt?«, fragte sie, ohne zu ihm aufzublicken.

»Natürlich. Ihr wollt doch auch wissen, ob ihr einen echten Onkel habt.«

»Du bist unser allerechtester Onkel.«

Floryk lachte und zog sie an einem der flachsblonden Zöpfe. »Das werde ich auch immer bleiben.«

Jetzt hob sie doch den Kopf und brachte sogar ein Lächeln zustande.

»Wo ist Marika?«

»In der Küche. Warum?«

»Sie muss uns helfen.«

»Wobei?« Mit ihren bald zwölf Jahren war die Kleine ziemlich vorwitzig. Er zog sie mit sich, küsste seine Frau auf die vollen Lippen. Ihre dunklen Augen funkelten im Schein einer Talglampe, das schwarze Haar trug sie zu Hause gerne offen.

»Du hast es getan?«, fragte sie.

»Natürlich«, sagte er möglichst unbekümmert. Dann setzte er sich auf einen der Stühle am Esstisch und zog Mila auf seinen Schoß. »Sag, Weib, haben wir irgendwelche Ähnlichkeiten?« Seine roten Haare waren natürlich der auffälligste Unterschied.

»Hm.« Lächelnd stellte sich Marika vor sie, strich ihnen beiden über die Haare, fasste sie an den Ohrläppchen und tupfte dann auf ihre Nasen. »Beides Menschen, wie mir scheint. Für Affen ist keiner von euch haarig genug.«

Mila schüttelte sich vor Lachen.

»Ach, Floryk. Spielt es am Ende eine Rolle, ob ihre Großmutter tatsächlich eine Base deines Vaters war oder etwas in der Art?«

»Nein!«, rief Mila. »Tut es nicht. Er ist und bleibt unser allerechtester Oheim, weil er sich uns verdient hat.«

Marika lächelte. »Hab ich euch auch verdient?«

»Nein, dich haben wir uns verdient.«

 

* * *

Frankfurt am Donnerstag, den 21. Februar 1619

 

Mit Tinte und Feder machte Mila am Esstisch Schreibübungen auf einem alten Flugblatt, die sich alle darum drehten, ob sie heute einen Brief aus Linz bekämen. Plötzlich erhielt Floryk nur noch selten Briefe, seit er den einen fortgeschickt hatte, obwohl ihm sonst ständig Leute schrieben. Natürlich waren es immer irgendwelche wichtigen Sachen, über die Gefahren, die das Heilige Römische Reich bedrohten. Davon redete jeder, doch seit sie Böhmen verlassen hatten, war alles ruhig geblieben. An manchen Tagen vertieften sich Floryks Stirnfalten, an anderen scherzte er viel. So wusste sie immer, wie die Dinge standen.

Nur was diesen möglichen Onkel betraf, blieb alles undurchsichtig. Marika hatte ihr erklärt, dass die Postreiter unterwegs die Pferde wechselten, damit sie nicht so viele Pausen machen mussten. Von Frankfurt nach Linz brauchten sie trotzdem etwa fünf Tage, und die Post aus Wien und Linz kam immer donnerstags in Frankfurt an. Letzte Woche war keiner dabei, aber heute wurde es höchste Zeit. Stefan Heideck brauchte doch hoffentlich nicht mehr als eine Woche, um einen Brief zu schreiben!

Durch den geschlossenen Fensterladen drang das Geräusch von Hufschlag. Sie lief zur Tür und spähte hinaus. Tatsächlich, der Bote! Und er wurde langsamer. »Marika! Post«, brüllte sie ins obere Stockwerk hinauf und rannte trotz Schneeregens hinaus auf die Straße.

»Hier wohnt Floryk Loyal, richtig?«, fragte der Mann.

»Ja, ich bin seine Nichte.«

»Hier.«

Sie nahm den Umschlag und rannte zurück. Marika lehnte im Türrahmen und schaute ihr angespannt entgegen. Als Mila ins Haus schlüpfte, zupfte Marika ihr den Brief aus den Fingern.

»Gib her!«, protestierte sie.

Lachend hielt Marika ihn so hoch, dass Mila unmöglich rankam.

»Du bist gemein«, rief sie, musste aber doch lachen.

Marika drückte die Tür zu. »Schauen wir erst mal, von wem er ist.« Sie setzte sich an den Tisch in der Küche und hielt den Brief nah an die Lampe. »Er ist tatsächlich von Stefan Heideck.«

Mila brach der Schweiß aus, dabei war es hier drinnen gar nicht so warm. Sie setzte sich neben Marika.

»Ich denke, wir sollten warten, bis Floryk und Simon auch da sind. Wenigstens dein Bruder sollte dabei sein, wenn wir ihn aufmachen.«

Oh weh, ob sie das aushielte? »Wie lange dauert es noch, bis Simon heimkommt?«

Seufzend antwortete Marika: »Mindestens drei Stunden.« Langsam schob sie den Umschlag zu ihr. »Deine Entscheidung.«

Mila kaute auf der Unterlippe. »Wenn er uns haben will, will ich’s lieber noch nicht wissen, aber wenn wir hierbleiben dürfen, dann schon.«

»Weißt du was?« Marikas Augen funkelten.

Mila feixte. »Ganz viel sogar.«

Marika zog sie am Ohrläppchen. »Du kleiner Naseweis.«

Ihr gefiel es, wenn ihre Tante das tat, trotzdem versuchte sie natürlich, den strafenden Fingern zu entgehen. »Sprich. Du hast eine Idee?«

Marika nickte und schaute dabei sehr wichtig drein. »Wir könnten in die Druckerei gehen …«

»Jaaah! Floryk hat recht, du bist wirklich die Klügste. Wo treibt der sich eigentlich herum?«

»Das weißt du doch, der hört sich in den üblichen Gerüchteküchen um.«

»Warum arbeitet er nicht?«

»Ach, Mila, das ist Arbeit, und in diesen Zeiten eine sehr wichtige.«

»Ja, ja.« Sie sprang vom Stuhl und nahm ihren Mantel vom Haken. »Weil das Römische Heiligtum deutscher Reichsnation in Gefahr ist, auseinanderzubrechen. Fallen wir dann in irgendwelche Schluchten, oder gibt es wieder ein Erdbeben?«

Lachend stand Marika auf und zog sich ebenfalls warm an. »Das werden wir dann schon herausfinden.«

Sie hatten ein ziemliches Stück zu laufen, aber wenigstens regnete es nicht mehr. Zu Milas Überraschung war auch Floryk in der Druckerei. Vielleicht hatte er interessante Informationen aufgeschnappt und trug sie weiter.

»Hah, da seid ihr ja!«, rief er. »Ich wollte Simon holen und zu euch kommen.«

»Wer hat gepetzt?«, fragte Marika.

Floryk grinste. »Ich hab mich – schon zum zweiten Mal in dieser Woche – beim Postverwalter Birghden erkundigt, ob es Probleme auf dem Postkurs von Linz gibt. Und da erzählt er mir, heute sei ein Brief für mich dabei gewesen. Aus Linz. Also, wer von euch hat ihn?«

Sie blickte zu Marika auf. Die fischte das Kuvert aus ihrem Beutel. »Wollen wir ihn lieber zu Hause aufmachen, wenn Simon schon wegdarf?«

Nun schaute Floryk überrascht drein. »Ihr habt es geschafft, ihn nicht gleich zu öffnen?«

Mila nickte voller Stolz. Meister Egenolf Emmel kam aus einem der hinteren Räume und lächelte sie an. »Da ist ja die ganze Bagage. Ihr dürft euch gern in mein Kontor setzen, um den Brief zu lesen. Ich bin nämlich auch neugierig und wüsste lieber heut als morgen, ob ich mir einen neuen Lehrbuben suchen muss.«

Sie alle begrüßten den Vorschlag und folgten Simon in das Kontor. Milas Aufregung wich einem Bangen. Eigentlich konnte nichts Gutes drinstehen. Wenn Stefan Heideck sie aufnehmen wollte, mussten sie nach Linz ziehen. Wenn nicht, dann hatte er seine Schwester wohl nie leiden können. Und sie hatten keine enge Blutsverwandtschaft mehr, die sich um sie kümmern wollte. Vater musste ja unbedingt in den Krieg ziehen. Sie setzte sich neben ihren Bruder und hielt seine Hand. Wenigstens sie beide würden zusammenbleiben.

»Wer macht ihn auf?«, fragte Marika und legte das Schreiben auf den Tisch des Druckers.

Floryk sah sie beide an, dann öffnete er den Brief und überflog die Zeilen.

»Lies laut!«, rief Simon.

Er räusperte sich und begann: »Werter Floryk Loyal, vielen Dank für Ihr Schreiben. Ich freue mich, dass es Milana und Simon gut geht. Ja, meine Schwester hat den Prager Drucker Wenzel Zajíc geehelicht. Seit Paulinas Tod vor etwa zehn Jahren hatte ich keinen Kontakt mehr zu meinem Schwager. Meine Amtsgeschäfte in Linz nehmen mich sehr ein, und zuvor war ich einige Jahre viel unterwegs.«

Mila drückte Simons Hand fester. »Jetzt kommt’s.«

Floryk nickte und las weiter. »Doch sind die beiden ja schon groß mit zwölf und dreizehn Jahren, da werden sie nicht viel Aufsicht meinerseits erfordern.«

Feixend stieß Simon sie an. »Das klingt doch gut. Dann können wir wieder tun und lassen, was wir wollen.«

Mila gluckste, auch wenn ihr ein Umzug nach Linz nicht geheuer war.

»Wollt ihr jetzt wissen, was er noch so schreibt?«, fragte Floryk.

»Ja!«, riefen sie gleichzeitig. Marika dagegen spähte ihm längst über die Schulter und las. »Er ist Witwer und hat nicht noch einmal geheiratet, keine eigenen Kinder«, fasste sie zusammen. »Und ja, er will euch gern zu sich nehmen, denn eure Mutter war ihm sehr teuer.« Ihre Stimme klang traurig. »Er bittet uns, euch so bald als möglich nach Linz zu bringen.«

Floryk rieb sich den Kinnbart. »Ich wüsste zu gern, was für ein Amt der Mann innehat.«

»Das werden wir wohl bald erfahren«, antwortete Marika. »Gehen wir nach Hause. Überlegen wir, wie es jetzt weitergehen soll.«

Nicht gerade in froher Stimmung erhoben sie sich, doch Mila fand, Onkel Stefan klang nett.

In der Werkstatt fing Emmel sie sogleich ab. »Und?«

Floryk atmete tief durch. »Er ist ihr Onkel und will sich gern um die Kinder kümmern. Wir sollen sie so bald als möglich zu ihm bringen.«

»Ich hab’s befürchtet. Bleibt Ihr denn wenigstens noch bis Ende des Monats?«

Marika und Floryk tauschten Blicke, dann nickten sie.

Simon fragte kleinlaut: »Meister Egenolf, kennt Ihr eine gute Offizin in Linz, bei der ich meine Lehre beenden kann?«

»In Linz? Ich fürchte, da sieht es schlecht aus. Hab noch von keiner Druckerei dort gehört.«

»Was?«, fragte Simon erschrocken. »Keine Druckerei? Wie ist das möglich?«

Mila legte tröstend einen Arm um ihren Bruder. Er wollte doch unbedingt Drucker werden wie Vater.

»Einen Augenblick.« Emmel ging zu einer Truhe im Kontor und wühlte darin herum.

»Was sucht Ihr?«, fragte Floryk.

»In Linz hat Kepler doch diesen Auszug aus der Uralten Messkunst Archimedis an den Tag gegeben.« Er hielt ein dünnes Bändchen hoch. »Ha, gefunden. Ein sehr nützliches Werk, um auszumessen, wie viel in ein Fass passt, und um die ganzen verschiedenen Maße zu vergleichen und umzurechnen.« Er blätterte zur Titelseite. »Hier steht’s. Vom Autor verlegt, und gedruckt zu Linz durch Hans Plank. Im Jahr 1616, dann gibt es doch einen Drucker. Hans Plank …« Emmel schaute versonnen drein und kratzte sich die Wange. »Ich glaub, der hat vorher in Nürnberg gearbeitet. Womöglich hat ihn Kepler überredet, zu ihm nach Linz zu kommen.«

»Johannes Kepler, der kaiserliche Hofmathematiker«, murmelte Floryk. »Den würde ich ja gern persönlich kennenlernen.«

 

* * *

 

Floryk saß mit seiner Wunschfamilie in der Küche und trank Wein. Den brauchte er heute, doch sein Weib trank wie die Kinder nur Bier. Während des Abendessens hatten sie alle noch geschnattert wie die Gänse, was alles passieren mochte, wie es weitergehen könnte, doch allmählich ernüchterte sie die Realität. Was sich in Floryks Kopf in Kreisbahnen wie die Planeten um die Sonne drehte, musste er allerdings zuerst mit Marika besprechen, denn wenn sie dagegen war, wären die Kinder nur unnötig enttäuscht. Schlimmer noch, sie würden sich voller Unmut verabschieden müssen.

»Du hast heute Abend fast gar nichts gesagt«, beschwerte sich Simon. »Was wollt ihr zwei machen?« Er blickte zwischen ihm und Marika hin und her.

»Frag mich morgen noch mal, vielleicht ist mir dann was eingefallen.«

»Ich glaub, wir gehen ins Bett«, sagte Mila und warf Simon einen bedeutungsvollen Blick zu. Ihr Bruder trank auch sogleich aus und stand auf. »Ja, ich bin auch schon müde. War ein harter Tag.«

Mila gluckste. »Du hörst dich schon wie … Vater an.« Plötzlich blickte sie ganz traurig drein. Die beiden fassten sich an den Händen und gingen hinaus.

Bestimmt fragten sie sich, wie es Wenzel Zajíc wohl ging, ob die Bestie Krieg ihn schon gefressen hatte.

»Schlaft gut, ihr Lieben«, rief ihnen Marika nach, dann sah sie ihn aus tränenfeuchten Augen an. »Ich werd die beiden so sehr vermissen.«

»Ich auch.« Floryk legte einen Arm um sie und zog sie auf der Bank näher zu sich. »Es gibt da eine Möglichkeit, über die ich erst allein mit dir reden will.«

»Ach ja?«

»In Linz befindet sich eine Handelsniederlassung der Familie Imhoff. Bestimmt könnte ich dort arbeiten. Wir wären in der Nähe der Kinder, aber auch nah am Zentrum der Macht: Wien.«

Sein Weib wirkte wenig begeistert. »Linz liegt in Österreich ob der Enns, die Bevölkerung ist überwiegend protestantisch, die Ständevertreter geneigt, sich dem böhmischen Aufstand anzuschließen.«

Floryk lächelte. »Ich weiß. Bald könnte es dort brodeln, aber wir würden die Kinder häufig sehen und wesentlich interessantere Dinge aus erster Hand erfahren als hier in Frankfurt.«

Ihre Augen funkelten. »Und ich dachte, du würdest nie mehr wegwollen, weil du hier gar so ein bequemes Leben führen kannst.«

Floryk lachte. »Ich kann den Frühling riechen, da werde ich wieder munter wie ein Bär, der nach dem Winterschlaf aus seiner Höhle kriecht. Was hältst du von dem Vorschlag?«

Sie küsste ihn. »Jetzt weiß ich wieder, warum ich dich geheiratet habe.«

Er stand auf. »Wir können ja im Bett noch etwas gemeinsam darüber nachdenken.«

»So, so, nachdenken willst du im Bett?«

»Das geht am besten, wenn du in meinen Armen liegst. Vielleicht fallen dir dann auch noch andere Gründe ein, warum du mich geheiratet hast.«

Lachend stand sie auf und stieg mit ihm die Treppe hinauf. Die Stimmen der Kinder drangen aus Milas Kammer.

Marika hielt ihn zurück. »Wir sollten es ihnen sagen, dann machen sie sich weniger Sorgen.«

»Bist du dir ganz sicher, dass du umziehen willst? Frankfurt war deine Idee.«

»Ganz sicher.« Sie klopfte.

»Wer ist da?«, rief Mila.

»Eure Hofdame, edle Prinzessin.«

Die Kleine gackerte. »Das hast du noch nie gesagt!«

Marika öffnete und raunte: »Ich bin ja auch die böse Stiefmutter!«

»Aaah!«, schrien alle beide.

Floryk trat hinter ihr ein und freute sich schon auf ihre Gesichter. »Wir haben uns da was überlegt«, begann er geheimnisvoll.

Simon wirkte misstrauisch, Mila eher gespannt.

Marika sprach es aus: »Wir werden auch nach Linz ziehen.«

Zwei Augenpaare weiteten sich. Statt zu kreischen und zu jubeln, grinsten die beiden. »Ich hab doch gesagt, die geben uns niemals wieder her«, verkündete Mila triumphierend.

Simon nickte. »Und dass Oheim Floryk irgendwelche Pläne schmiedet, hast du auch gesagt.«

»Ihr habt mich durchschaut, alle außer Marika.« Er küsste sie auf die Wange. »Sie dachte, ich bleib jetzt immer ein Faulpelz. Vielleicht darfst du bald die Bücher eines kaiserlichen Hofmathematikers drucken.«

»Mathematik klingt langweilig«, antwortete der Bengel.

»Ist gar nicht langweilig. Eine Sprache, in der man nicht lügen kann. Außerdem ist Johannes Kepler auch Astronom und Astrologe. Unser Freund Wallenstein hat sich in Prag von ihm ein Horoskop erstellen lassen. Ich hab Kepler leider nicht mehr dort angetroffen.«

»Dann will ich auch eins«, rief Simon.

»Ich auch!«, fiel Mila ein.

Floryk hob das Kinn höher und lächelte selbstgefällig. »Ich könnte euch eins erstellen.«

»Was, du weißt, wie das geht?« Der Junge sah ihn ungläubig an.

»Natürlich. Ich hab schließlich auch Mathematik und Astronomie studiert.«

»Hm, vielleicht doch nicht so langweilig.«

Floryk lächelte Marika an. Sie hatten wieder ein Ziel vor Augen und mit dieser Frau an seiner Seite hatte er stets das Gefühl, alles erreichen zu können. »Gute Nacht!«, rief er und zog sein Weib zur Schlafkammer.

»Bestimmt hast du dir selbst ein Horoskop erstellt.«

»Nein, ich hab mal angefangen und dann schnell wieder aufgehört. Die Schwierigkeit beginnt schon damit, dass ich meine Geburtsstunde nicht genau kenne. Ehrlich gesagt will ich lieber nicht wissen, was in den Sternen steht.«

Sie nickte. »Geht mir genauso.«

 

2. Kapitel

In welchem Mila und Simon sich in einer sehr fremden Welt wiederfinden.

 

Linz am Donnerstag, den 7. März 1619

 

Geschickt lenkte Simon die alte Kutsche, mit der sie schon aus Prag losgereist waren, durch das Stadttor von Linz und über den Hauptplatz. An der dritten Abzweigung zum Schloss hinauf hielt er vor dem Haus, das ihnen der Torwächter beschrieben hatte.

»Du machst das inzwischen richtig gut«, lobte Floryk.

»Ich hab ja auch einen guten Lehrer gehabt.«

Eine Magd schaute zur Tür heraus, als Simon abstieg. Er winkte unsicher und öffnete den Schlag für Marika und Mila. »Jetzt wird’s ernst.«

Marika strich ihm übers Haar. »Nur Mut. Dein Onkel ist bestimmt kein schlechter Mensch, wenn er sich um euch kümmern will.«

Er nahm Milas Hand und sah Floryk fragend an.

»Euer Onkel erwartet uns schon.«

Simon wandte sich um. Ein fein gekleidete Herr öffnete das Tor zum Innenhof. Ob er immer einen steifen weiten Kragen trug, auch zu Hause? So sah er jedenfalls arg streng aus. Er warf seiner Schwester einen Blick zu. Mila wirkte ebenso verunsichert, wie er sich fühlte. Der Onkel schritt jetzt auf sie zu, während die Magd bei der Haustür wartete.

»Ihr müsst mein Neffe und meine Nichte sein. Kommt nur. Geht hinein.« Er musterte sie aufmerksam. »Rosa kümmert sich um euch.«

Sie schlurften an ihm vorbei, sahen sich jedoch alle beide nach Floryk und Marika um.

»Und die Eheleute Loyal. Seid gegrüßt«, sagte der Onkel.

»Werter Heideck«, antwortete Floryk furchtbar förmlich und schüttelte die dargebotene Hand. »Es ist mir eine Ehre und Freude, einen weiteren Familienangehörigen der Kinder kennenzulernen. Das ist meine Frau Marika.«

Der gestrenge Onkel deutete eine Verneigung an. Marika nickte ihm huldvoll lächelnd zu und schlenderte dann zum Haus.

»Sollen wir die Kutsche in den Hof fahren?«, hörte er Floryk noch fragen, da winkte die Magd sie in eine Stube. »Schön, dass ihr da seid, Kinder. Ich bin Rosa.«

»Grüß dich, Rosa«, antwortete Mila und wirkte schon etwas fröhlicher nach den freundlichen Worten der Magd. »Wir kommen aus Prag.«

Simon ließ die Frauen vorausgehen, eilte ihnen jedoch hinterher in die wohlig warme Stube.

»Das musst du mir alles erzählen, Mila«, sagte Rosa gerade. »Aber jetzt zeig ich dir erst einmal die Küche. Es ist schön, dass du mir künftig helfen wirst.«

Simon hätte beinah gelacht, als seine Schwester sich krampfhaft mühte, nicht das Gesicht zu verziehen, doch dann sagte sie heldenhaft: »Ich kann sogar Krautwickel machen.«

»Oh, das ist ganz was Besonderes.«

Die beiden gingen ins angrenzende Zimmer, doch Marika blieb zurück.

In dem Moment kamen Onkel Stefan und Floryk herein. »Setzt Euch doch«, sprach der Onkel. »Seid Ihr hungrig oder durstig?«

Sofort kam Mila gelaufen und hockte sich mit ihnen an den großen Eichentisch.

Marika antwortete: »Ein warmes Getränk wäre sehr angenehm. Vor allem die Kutscher haben sicherlich gefroren.«

»Kommt sofort«, rief Rosa aus der Küche. »Einen kräftigenden Kräutertrunk mach ich euch.«

Der Onkel sah jetzt Floryk an. »Ihr werdet für das Imhoff’sche Handelskontor arbeiten?«

»So ist es.«

»Gut.« Nun richteten sich die forschenden Augen auf Simon. »Du hast mehrmals eine Druckerlehre abbrechen müssen, erst in Prag, dann in Olmütz und nun noch einmal in Frankfurt?«

Er nickte. »Ich hab gehört, es gibt hier nur eine einzige Druckerei.«

»Ja, und die haben wir dem werten Johannes Kepler zu verdanken, dem kaiserlichen Hofmathematicus. Der wohnt ein Stück den Berg hinauf, aber das tut jetzt nichts zu Sache. Wie steht es mit deiner Schulbildung, Junge?«

Simon schluckte. »Ich war zuletzt in Prag in der Schule, kann recht gut schreiben und rechnen.«

»Und Latein?«

Er schüttelte den Kopf und erntete einen missbilligenden Blick.

»Was hat sich dein Vater nur gedacht? Ab morgen gehst du in die Schule im Landhaus.«

»Landhaus?«

»Das ist so etwas wie ein Rathaus, allerdings zuständig für die gesamte Landschaft ob der Enns. Dort arbeite ich als Schreiber für die Ständevertreter.«

»Interessant«, entfuhr es Floryk. Der dachte wohl schon wieder ans Sammeln von Informationen.

Onkel Stefan neigte den Kopf zur Seite und musterte ihn. »Ihr wollt etwas sagen, Loyal?«

»Ich dachte nur gerade, dass wir vielleicht öfter etwas zu besprechen haben werden.«

Stefan nickte. »Möglicherweise, wobei meine Arbeit natürlich absolut vertraulich ist.«

Simon fragte: »Muss ich wirklich Latein lernen?«

»Natürlich«, sagte der Oheim schroff. »Wie sollst du sonst studieren? Du bist ein Heideck, aus dir soll mal was werden.«

»Ich bin aber auch ein Zajíc«, wagte er einzuwerfen. »Wir haben Druckerschwärze im Blut.« So hatte Marika es letztes Jahr ausgedrückt.

Mila nickte eifrig. Seine Schwester war so unheimlich still, dass er sich nur wundern konnte.

»Was du einmal aus deinem Leben machst, ist deine Sache, doch in meiner Verantwortung liegt es, dir die beste Ausbildung zu ermöglichen.« Nun warf er Floryk einen missbilligenden Blick zu. »Was nun schon bald ein Jahr sträflich vernachlässigt wurde.«

»Der Krieg …«, begann Floryk, doch dann setzte er sich aufrechter hin. »Ihr habt ganz recht. Der Junge braucht eine vernünftige Ausbildung. Ich hab gehört, Johannes Kepler unterrichtet an der Landschule. Das ist natürlich eine hervorragende Gelegenheit, da würde ich am liebsten selbst wieder die Schulbank drücken.«

Onkel Stefan schnaubte verächtlich. »Ach was, Kepler darf oder soll vielmehr manchem Adelsspross privat Mathematikunterricht erteilen, doch danach strebt die Jugend von edler Geburt nicht unbedingt. An der Landschaftsschule werden vor allem Dichter herangezogen. Dessen ungeachtet sind Lateinkenntnisse in dieser unserer Welt unerlässlich. Wenigstens kann der Bub schon zwei Sprachen, dann tut er sich hoffentlich nicht so schwer.«

Bildete sich Simon das nur ein, oder verdüsterte sich Marikas Gesicht immer mehr? Sie wechselte beständig Blicke mit Mila. Nun ertappte sie ihn dabei, wie er sie musterte, und lächelte.

In dem Moment brachte Rosa einen dampfenden Kupferkrug und Becher. »So, der Trunk hat genug gezogen.«

Marika wedelte sich den Dampf zu. »Riecht wunderbar.«

Floryk fragte: »Unterrichtet Kepler nur adlige Jungen?«

»Die könnten es sich jedenfalls leisten, wenn sie denn wollen würden. Wir, also die Ständevertreter, zahlen Kepler ein Grundgehalt. Dafür sollte er eigentlich auch eine Karte der Landschaft ob der Enns anfertigen, doch damit ist er nie recht vorwärtsgekommen, also haben wir einen anderen beauftragt. Fertig ist sie immer noch nicht.«

Diesen Kepler mochte Onkel Stefan offenbar nicht sehr, während Floryk ihn zu verehren schien. Rosa hatte ihnen allen eingeschenkt und dem Onkel einen Becher Bier gebracht. Simon nahm einen Schluck und lächelte sie an. »Schmeckt gut.« Wenigstens gab es in diesem Haus ein freundliches Gesicht.

---ENDE DER LESEPROBE---