Der Notarzt 330 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 330 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Ronjas Schlaflied - In ihren Träumen kann sie ihre Krankheit vergessen

Ronja leidet seit ihrer Kindheit unter einer sehr seltenen, aber äußerst ernsten Krankheit: einer Lichturtikaria. Sobald die Dreiundzwanzigjährige mit Tageslicht in Kontakt kommt, verbrennt ihre gesamte Haut in Sekundenschnelle. Daher ist sie gezwungen, den Tag hinter geschlossenen Fensterläden zuzubringen. Tagsüber rausgehen? Nicht möglich. Ein Sommerurlaub? Undenkbar.

Eigentlich hatte sich Ronja mit ihrem Schicksal einigermaßen abgefunden. Doch als sie den jungen Studenten Ruben kennenlernt und sich die beiden rettungslos ineinander verlieben, wird ihr plötzlich überdeutlich klar, auf was sie als Paar alles verzichten müssen, wenn sie ihr Leben miteinander teilen wollen. Oft will die Verzweiflung sie übermannen, doch dann schafft ihr Freund es immer wieder, ihr Ruhe zu schenken. Vor allem wenn er ihr den selbst geschriebenen Song "Ronjas Schlaflied" vorsingt, vergisst Ronja alles um sich herum.

Auch Ruben macht sich Gedanken. Er ist bereit, für Ronja auf alles andere zu verzichten, aber ihr selbst wünscht er von Herzen, dass doch noch eine Heilung ihrer Krankheit möglich ist. Vertrauensvoll wendet er sich an Notarzt Peter Kersten von der Frankfurter Sauerbruch-Klinik. Ruben kennt den Mediziner und weiß: Wenn irgendjemand Ronja helfen kann, dann nur Peter Kersten!

***

Dr. Peter Kersten ist oft Retter in letzte Minute. In der Unfallchirurgie der Sauerbruch-Klinik kämpft er Tag für Tag um das Leben von Unfallopfern, aber auch um Freundschaften und für die Liebe.
Egal ob bei dramatischen Operationen, mitreißenden Schicksalsschlägen oder den eigenen Sehnsüchten nach Liebe und Zuneigung: Es steht viel auf dem Spiel!

Genießen Sie alle 14 Tage eine neue, bewegende Geschichte um den Notarzt.
Jede Folge ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.

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Inhalt

Cover

Impressum

Ronjas Schlaflied

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: golero / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-7295-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ronjas Schlaflied

In ihren Träumen kann sie ihre Krankheit vergessen

Karin Graf

Ronja leidet seit ihrer Kindheit unter einer sehr seltenen, aber äußerst ernsten Krankheit: einer Lichturtikaria. Sobald die Dreiundzwanzigjährige mit Tageslicht in Kontakt kommt, verbrennt ihre gesamte Haut in Sekundenschnelle. Daher ist sie gezwungen, den Tag hinter geschlossenen Fensterläden zuzubringen. Tagsüber rausgehen? Nicht möglich. Ein Sommerurlaub? Undenkbar.

Eigentlich hatte sich Ronja mit ihrem Schicksal einigermaßen abgefunden. Doch als sie den jungen Studenten Ruben kennenlernt und sich die beiden rettungslos ineinander verlieben, wird ihr plötzlich überdeutlich klar, auf was sie als Paar alles verzichten müssen, wenn sie ihr Leben miteinander teilen wollen. Oft will die Verzweiflung sie übermannen, doch dann schafft ihr Freund es immer wieder, ihr Ruhe zu schenken. Vor allem wenn er ihr den selbst geschriebenen Song „Ronjas Schlaflied“ vorsingt, vergisst Ronja alles um sich herum.

Auch Ruben macht sich Gedanken. Er ist bereit, für Ronja auf alles andere zu verzichten, aber ihr selbst wünscht er von Herzen, dass doch noch eine Heilung ihrer Krankheit möglich ist. Vertrauensvoll wendet er sich an Notarzt Peter Kersten von der Frankfurter Sauerbruch-Klinik. Ruben kennt den Mediziner und weiß: Wenn irgendjemand Ronja helfen kann, dann nur Peter Kersten!

Dass sich jemals ein Mann in sie verlieben könnte, damit hätte Ronja Ebersbach nie im Leben gerechnet.

Wie denn auch? Sie war ja ein Nachtschattengewächs. Ein Vampir. Seit frühester Kindheit dazu verdammt, alle Tage ihres Lebens in verdunkelten Räumen zu verbringen.

Wie das sogenannte „lichtscheue Gesindel“, wagte auch sie sich erst im Schutz der Dunkelheit aus dem Haus.

Dabei war sie weder kriminell veranlagt, noch hatte sie spitze Zähne oder das Bedürfnis, Blut zu saugen. Ronja litt vielmehr unter einer sehr seltenen Krankheit.

Ein einziger Sonnenstrahl, der auf ihre ungeschützte Haut traf, verwandelte ihr Gesicht, ihren Hals, ihre Hände, die Arme, ihr Dekolleté – einfach alles, was nicht mit einem lichtundurchlässigen Stoff bedeckt war – innerhalb weniger Minuten in ein Katastrophengebiet.

Dabei musste es noch nicht einmal heiß und besonders sonnig sein. Allein das Vorhandensein von Tageslicht reichte aus, um ihre Haut in einen ähnlichen Zustand zu versetzen wie eine ehemals blühende Landschaft nach einem Vulkanausbruch.

Dunkelrote Pusteln, sich ablösende Hautfetzen, nässende Wunden, Entzündungen und schlimme Schmerzen. Genau wie einen Vampir, konnte das Tageslicht – wenn sie ihm nur lange genug ausgesetzt war – sie umbringen.

Mit ihren dreiundzwanzig Jahren hatte Ronja sich längst auf ein einsames Leben im Verborgenen eingestellt. Sie hatte es schon vor Jahren aufgegeben, bei der Medizin Hilfe zu suchen. Für sie gab es offensichtlich keine.

Aber sich selbst hatte sie deswegen noch lange nicht aufgegeben. Das entsprach nicht ihrer Persönlichkeit. Obwohl sie von Zeit zu Zeit unter Depressionen litt, war sie dennoch eine Kämpferin. Sie versuchte stets aus allem das Beste zu machen.

Über das Internet hatte sie ein Fernstudium und etliche Kurse absolviert und betreute heute die Homepages verschiedener Firmen und prominenter Persönlichkeiten. Sie rückte ihre Kunden ins rechte Licht, während sie selbst im Dunkeln blieb. Damit verdiente sie ihren Lebensunterhalt und brauchte dabei kaum jemals einen Schritt vor die Tür zu gehen.

An die berühmte „große Liebe“ hatte sie längst keinen Gedanken mehr verschwendet, bis die große Liebe ihr eines Tages direkt ins Haus geschneit war.

Vier Monate war das nun schon her. Es war ein strahlend schöner Frühsommertag gewesen. Für den Rest der Frankfurter Bevölkerung zumindest. Für Ronja bedeutete der Beginn der warmen Jahreszeit, dass sie zusätzlich zu den ohnehin fast immer geschlossenen Jalousien nun auch noch die dicken, dunklen Vorhänge vor die Fenster ziehen musste.

Normalerweise ging sie tagsüber gar nicht an die Tür. Höchstens dann, wenn jemand ganz besonders hartnäckig klingelte. Und das hatte er getan.

Er, das war Ruben Antoni, ein vierundzwanzigjähriger, mittelloser Musikstudent, der Zeitungsabos verkaufte, größtenteils recht unbegabten Kindern aus der sogenannten „besseren Gesellschaft“ Klavier-‍, Gitarre- und Schlagzeugunterricht gab, Rasen mähte und Hunde ausführte, um sich damit mehr schlecht als recht über Wasser zu halten.

Und da es damals gerade scharf auf das Monatsende zugegangen war und er noch nicht einmal das Geld für die Miete beisammengehabt hatte, war er vielleicht ein bisschen hartnäckiger gewesen, als es seinem eher zurückhaltenden Charakter entsprach.

An dem gepflegten Einfamilienhaus in der Nähe des Frankfurter Palmengartens waren zwar alle Fenster verdunkelt gewesen, doch er hatte ganz eindeutig Geräusche aus dem Inneren gehört. Also hatte er ein ums andere Mal auf den Klingelknopf gedrückt.

Nach fünfmaligem, lang anhaltenden Klingeln war Ronja mürbe geworden. Sie hatte sich ihr Notfallkleidungsstück, eine kohlschwarze afghanische Burka, die sie von oben bis unten verhüllte und nur über den Augen ein schmales Sichtgitter hatte, über den Kopf geworfen und die Tür geöffnet.

Nach fast zweijähriger Tätigkeit als Hausierer war Ruben bereits mit allen Wassern gewaschen gewesen. Er hatte sich tief verbeugt und der vermeintlichen Gattin eines orientalischen Ölscheichs ein freundliches „Salam aleikum!“ gewünscht.

Seine dunklen Haare, das modische, gepflegte Bärtchen, seine großen, dunklen Augen und vor allem die Grübchen, die das breite Lächeln in seine Wangen grub – einfach alles an dem jungen Mann hatte Ronja unglaublich süß gefunden.

Und ganz entgegen ihrer sonstigen Angewohnheit, die Tür sofort wieder zu schließen, wenn sie merkte, dass ihr jemand etwas andrehen wollte, hatte sie sich einen Spaß mit ihm erlaubt.

In einem sehr tiefen kehligen Ton hatte sie die einzigen fünf arabischen Wörter hervorgesprudelt, die sie kannte. Die Zahlen von eins bis fünf.

„Wahid, itnan, alaeah, arba-ah, hamsah.“

„Oh! Ähm … sprechen Sie vielleicht zufällig auch Englisch?“

„Njet!“ Okay, das war zwar eher Russisch und bestimmt nicht Arabisch gewesen, aber es war ihm gar nicht aufgefallen. „Was Sie wollen?“

„Ah, Sie sprechen ja Deutsch! Hervorragend.“

„Nur bissken wänig. Sie wollen?“

„Habe hier schönes Zeitung für Sie“, radebrechte er, wie die meisten Leute es automatisch taten, wenn sie mit Ausländern sprachen.

„Was chaben?“

„Oh! Chaben viele Zeitung. Hier Tageszeitung. Sehr schön. Hier Zeitung für Mode. Ähm … herrje!“

Er hatte ihr die Modezeitschrift, auf der eine vollbusige Schönheit in sehr frivolen Dessous abgebildet war, sofort wieder aus der Hand gerissen.

„Ist für Sie vielleicht nicht gut!“

„Nicht gut?“

„Njet!“, hatte er ihr russisches Nein von vorhin nachgeahmt, die Modezeitschrift hastig wieder in seine Tasche gestopft und eine andere herausgezogen. „Besser schöne Zeitung für schöne Reise.“

Doch wie auf den meisten Zeitschriften waren auch auf dem Reisemagazin ein halbnacktes Model im Stringtanga und dazu noch ein junger Mann im sehr gewagten Badehöschen auf dem Cover abgebildet.

Ronja hatte einen gehetzten Blick nach hinten geworfen und scharf die Luft eingesogen.

„Wenn meine Mann sehen, Sie zeigen mich nacktes Männer, er machen Sie tot!“, hatte sie behauptet, mit beiden Händen ein imaginäres Schwert hochgehoben und es mit einem gefährlichen Zischen fallen lassen.

Der ängstliche Blick, mit dem er kehrtgemacht hatte und beinahe über die drei Stufen, die zu ihrer Haustür führten, gestolpert wäre, hatte dann doch ihr Mitleid erregt.

„Warten Sie!“, hatte sie ihm lachend nachgerufen. „Das war nur ein Scherz. Ich nehme eine! Das Reisemagazin. Ich reise leidenschaftlich gerne. Im Kopf zumindest.“

Um den Vertrag zu unterschreiben, hatte sie ihn hineingebeten. Ein anerkennendes „Wow!“ war ihm entschlüpft, als sie sich ihre Burka über den Kopf gezogen hatte.

Sie hatte ihm einen Kaffee gekocht, und als sie – Ronja war ein sehr feinfühliger Mensch – gemerkt hatte, dass er wohl schon seit Tagen am Hungertuch nagte, auch noch gleich ein reichhaltiges Mittagessen.

Seit diesem Tag verbrachte Ruben jede freie Minute bei Ronja. Zuerst waren sie gute Freunde geworden. Sie ergänzten sich hervorragend.

Während Ronja eine clevere Geschäftsfrau war, der niemand ein X für ein U vormachen konnte, war Ruben der typische schusselige Künstler.

Er vergaß oft völlig, seinen Lohn einzufordern. Bei seinen Klavierstunden schaute er nie auf die Uhr, blieb so lange, wie das jeweilige Kind Spaß am Üben hatte, und ließ sich dann von den Eltern widerspruchslos einreden, die drei Stunden wären nur eine halbe gewesen.

Als Ronja seine Terminplanung und seine Buchhaltung übernahm, verdiente er plötzlich dreimal mehr als zuvor.

Dann – nur wenige Tage nach ihrer ersten Begegnung – merkten sie beide, dass ihre Beziehung weit über eine Freundschaft hinausging. Sie verliebten sich ineinander und wussten recht bald, dass sie für immer zusammenbleiben wollten.

Ronja nannte Ruben ihren „Sonnenkönig“, denn er fungierte als ihr Botschafter in der für sie feindlichen Außenwelt, die sie nicht ohne schwerwiegende Folgen betreten konnte.

Er nahm ihr jene unvermeidlichen Wege ab, die ihr bisher so schwer zu schaffen gemacht hatten. Er verbat ihr, sich weiterhin als „Nachtschattengewächs“ und „Vampir“ zu bezeichnen, und verlieh ihr stattdessen den Titel „Königin der Nacht“.

Vier Monate lang führten sie ein bescheidenes, zurückgezogenes und glückliches Dasein. So lange, bis es dem Schicksal gefiel, ihrer beider Leben so gründlich durcheinanderzuwirbeln, dass kein Stein auf dem anderen blieb.

***

Am ersten Montag jeden Monats fand in der Frankfurter Sauerbruch-Klinik eine Sitzung mit allen leitenden Angestellten statt.

Probleme wurden thematisiert, kostspielige Neuanschaffungen wurden besprochen. Und wenn beispielsweise der Oberarzt einer Abteilung pensionsreif war, wurde bei dieser Gelegenheit darüber beraten, wer ihm nachfolgen sollte.

Es ging bereits auf Mittag zu, als Emil Rohrmoser, der Verwaltungsdirektor des Krankenhauses, die heutige Sitzung für beendet erklärte.

„Einen Augenblick noch, bitte!“ Prof. Lutz Weidner, der Chefarzt der Sauerbruch-Klinik, hob rasch eine Hand hoch und stoppte damit das allgemeine Stühlerücken. „Einen allerletzten Punkt würde ich gerne noch vorbringen.“

„Ach, Sie immer, Weidner!“

Direktor Rohrmoser, dessen Gedanken bereits in die Cafeteria vorausgeeilt waren und dort die Karte mit den heutigen Mittagsmenüs studierten, zwängte seine beachtliche Leibesfülle wieder zwischen die beiden Armlehnen seines wuchtigen Chefsessels.

„Sie müssen wohl ständig das letzte Wort haben!“, seufzte er frustriert und schluckte das Wasser hinunter, das ihm beim Gedanken an Schnitzel und Pommes, an Braten mit Soße und Knödeln bereits im Mund zusammenlief. „Also? Was noch?“

„Tja …“ Der Chefarzt zuckte mit den Schultern und schubste das kleine Papierschiffchen, zu dem er den Zettel mit seinen Notizen gefaltet hatte, unermüdlich zwischen seinen beiden Zeigefingern hin und her.

„Es ist mir fast ein bisschen unangenehm, es anzusprechen“, begann er, die Augen starr auf sein kleines Spielzeug gerichtet. „Aber in den letzten Wochen scheinen sich die … ähm … merkwürdigen Begebenheiten … ähm …, bei denen es sich anfangs nur um Gerüchte gehandelt zu haben schien, die ich eigentlich bis vor Kurzem gar nicht ernst genommen habe, zu einem echten Problem ausgewachsen zu haben.“

„Bahnhof?“, flachste der Verwaltungsdirektor. „Geht es vielleicht noch ein bisschen undeutlicher? Und gibt es nachher einen Preis für denjenigen, der errät, was Sie sagen wollten?“

„Pardon!“ Prof. Weidner räusperte sich befangen. „Es ist so, dass es seit etlichen Tagen, wenn nicht gar Wochen … vor allem nachts … wenn nicht sogar hauptsächlich oder eigentlich ausschließlich nachts … ähm … tagsüber eigentlich wirklich nur sehr selten … falls überhaupt … es könnte sich in diesen Fällen natürlich auch nur um reine Einbildung, Sinnestäuschung oder eine leichte Form der Hysterie handeln … obwohl …“

„Heiliges Sparschwein!“ Emil Rohrmoser ließ seine hoch erhobene Faust auf die Tischplatte krachen. „Hat der Witz auch eine Pointe? Und kommen wir heute noch zu der?“

„Es spukt in unserem Krankenhaus!“

„Es … was?“ Emil drehte seinen Kopf so hektisch zwischen den beiden Seiten des langen Besprechungstisches hin und her, dass sein schwammiges Dreifachkinn bedrohlich ins Schwanken geriet.

Fast alle anwesenden Oberärzte nickten ihm bestätigend zu.

„Wollen Sie mich veräppeln?“, brauste der Verwaltungsdirektor auf. „Stecken Sie alle miteinander unter einer Decke? Haben Sie sich vorher abgesprochen, wie Sie mich am besten zum Narren halten können? Haben wir heute den ersten April? Oder ist hier irgendwo eine versteckte Kamera?“

„Nein, Herr Direktor. Ich kann voll und ganz bestätigen, was Prof. Weidner sagt“, kam Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme, dem Chefarzt zu Hilfe. „Erst vorgestern Nacht ist bei uns unten die pneumatische Schiebetür, die zur Rettungseinfahrt führt, alle Nase lang auf- und zugegangen, ohne dass jemand in der Nähe gewesen wäre. Ich habe es selbst miterlebt.“

„Ein technischer Defekt. Ein Wackelkontakt vermutlich“, belehrte ihn Herr Rohrmoser sarkastisch. „Bei mir klingelt auch manchmal das Telefon, und es ist keiner dran. Rufe ich dann gleich einen Geisterjäger oder einen Exorzisten? Nein, ich rufe die Telefongesellschaft und ersuche sie, die Störung zu beheben.“

Dr. Eduard Römer, der Oberarzt der Inneren Medizin, hob wie in der Schule eine Hand hoch.

„Letzte Woche ist eine Patientin in meiner Abteilung nachts schreiend aufgewacht. Sie hat angegeben, jemand hätte auf ihrem Bett gesessen, sie beobachtet und ihr seinen warmen Atem ins Gesicht gepustet. Als sie erwachte und sich aufsetzte, hätte sie deutlich eine schwarz gekleidete, mindestens zwei Meter große Gestalt mit glühenden Augen durch die Tür nach draußen flüchten gesehen.“

„Albtraum!“, winkte Emil gelangweilt ab. „Auch Albdruck genannt, weil man dabei eben das Gefühl haben kann, jemand würde sich einem auf die Brust setzen.“

„Ja, aber als sie in ihre Filzpantoffeln schlüpfen wollte, um die Nachtschwester zu holen, waren diese in lauter winzige Stücke zerfetzt.“

„Wahrscheinlich hat sie vom Verhungern geträumt und dabei versucht, ihre eigenen Pantoffeln zu verspeisen.“ Der Verwaltungsdirektor fand für alles eine logische Erklärung.

„Frau Dragitza von der Reinigungsfirma weigert sich, den Besenschrank zu öffnen, seit ihr neulich um vier Uhr morgens ein riesenhaftes dunkles Wesen mit einem angeblich brutalen Gesicht aus diesem entgegengesprungen und dann geflüchtet ist“, meldete sich Dr. Camilla Reisinger, die Oberärztin der Dermatologie, zu Wort.

„Einer meiner jungen Assistenzärzte hat neulich nachts vor Schreck eine volle Infusionsflasche fallen gelassen, als hinter ihm eine Tür zugeschlagen wurde und außer einer haarigen, schwarzen Hand weit und breit niemand zu sehen war“, lautete der Beitrag von Astrid Gerlach, der Leiterin der Gynäkologie.