Der Notarzt 331 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 331 E-Book

Karin Graf

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Katja schwimmt sich frei - Nach einer schweren Zeit wagt die Sportlerin noch einmal alles

Katja ist bereits seit ihrer frühesten Jugend Leistungsschwimmerin. Inzwischen hat sie alle Titel gewonnen, die es zu gewinnen gibt. Jetzt, mit neunundzwanzig, will sie es noch einmal wissen. Unermüdlich und hochgradig diszipliniert trainiert sie für die bevorstehende Weltmeisterschaft.

Aber dann kommt es zu einem furchtbaren Unglück: Als Katja wie gewohnt in das Trainingsbecken springt, um ihre Bahnen zu ziehen, bemerkt sie schon beim Eintauchen ins Wasser, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Unerträgliche Schmerzen erfassen ihren gesamten Körper, und sie sinkt wie ein Stein zu Boden. Nur mühsam schafft sie es, sich zurück an die Wasseroberfläche zu kämpfen, doch als sie versucht, nach Atem zu ringen, gelingt es ihr gerade mal, eine erbärmlich kleine Menge Sauerstoff in ihre Lungen zu saugen.
Die anwesenden Betreuer reißen die Schwimmerin aus dem Wasser, und es beginnt ein Kampf um Leben und Tod ...

***

Dr. Peter Kersten ist oft Retter in letzte Minute. In der Unfallchirurgie der Sauerbruch-Klinik kämpft er Tag für Tag um das Leben von Unfallopfern, aber auch um Freundschaften und für die Liebe.
Egal ob bei dramatischen Operationen, mitreißenden Schicksalsschlägen oder den eigenen Sehnsüchten nach Liebe und Zuneigung: Es steht viel auf dem Spiel!

Genießen Sie alle 14 Tage eine neue, bewegende Geschichte um den Notarzt.
Jede Folge ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 114

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Katja schwimmt sich frei

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: monkeybusinessimages / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-7385-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Katja schwimmt sich frei

Nach einer schweren Zeit wagt die Sportlerin noch einmal alles

Karin Graf

Katja ist bereits seit ihrer frühesten Jugend Leistungsschwimmerin. Inzwischen hat sie alle Titel gewonnen, die es zu gewinnen gibt. Jetzt, mit neunundzwanzig, will sie es noch einmal wissen. Unermüdlich und hochgradig diszipliniert trainiert sie für die bevorstehende Weltmeisterschaft.

Aber dann kommt es zu einem furchtbaren Unglück: Als Katja wie gewohnt in das Trainingsbecken springt, um ihre Bahnen zu ziehen, bemerkt sie schon beim Eintauchen ins Wasser, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Unerträgliche Schmerzen erfassen ihren gesamten Körper, und sie sinkt wie ein Stein zu Boden. Nur mühsam schafft sie es, sich zurück an die Wasseroberfläche zu kämpfen, doch als sie versucht, nach Atem zu ringen, gelingt es ihr gerade mal, eine erbärmlich kleine Menge Sauerstoff in ihre Lungen zu saugen.

Die anwesenden Betreuer reißen die Schwimmerin aus dem Wasser, und es beginnt ein schrecklicher Kampf um Leben und Tod …

Lukas Steinböck hatte mit Ach und Krach gerade einmal den Hauptschulabschluss geschafft. Und das auch erst nach zweimaligem Sitzenbleiben.

Das Rechnen hatte ihm Probleme bereitet. Deutsch auch. Und Englisch. Eigentlich auch alles andere, aber das konnte ihm jetzt herzlich egal sein, denn mit fast achtzehn Jahren war er endlich raus aus der verdammten Schule. Und nicht nur das, er hatte sogar schon einen Job gefunden.

Seit zwei Wochen arbeitete er als „Mädchen für alles“ im Frankfurter Schwimmsportverein. Wohlgemerkt in dem für Damen!

Seine Freunde beneideten ihn glühend. Er bekam Geld dafür, dass er sich den ganzen Tag lang halbnackte Frauen angucken durfte. Schöne, halbnackte Frauen. Schöne, junge, halbnackte Frauen.

Warum auch immer, aber unter den Schwimmerinnen gab es nur schöne, große, schlanke und junge Frauen. Wenn sie zu einem Trainingswettkampf aufmarschierten, dann sah das immer wie die Bikiniparade bei einer Misswahl aus.

Wenn sie nach dem Training völlig erschöpft aus dem Becken kamen, dann beeilte Lukas sich immer sehr, ihnen die Handtücher oder die Trinkflaschen zu reichen. Manchmal gaben ihre Knie nach dem langen Aufenthalt in der Schwerelosigkeit nach, und sie hielten sich kurz an seiner Schulter oder an seinem Arm fest. Das war … Das war so … Mein Gott, war das … Wow!

Und außerdem waren ein paar Schwimmerinnen dabei, die auf der ganzen Welt bekannt waren, weil sie bereits Weltmeisterschaften oder gar Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen gewonnen hatten.

Katja Oldenburg, zum Beispiel. Drei Weltmeisterschaften samt Weltrekord, einmal Bronze, zweimal Silber und einmal Gold bei den Olympischen Spielen. Und im Vorübergehen hatte sie natürlich auch noch die ersten Plätze bei sämtlichen Europa- und Landesmeisterschaften abgeräumt.

Wenn er abends in der Kneipe seinen Freunden erzählte, dass er Katja Oldenburg in den Bademantel geholfen oder ihr am Beckenrand die Flasche mit dem Elektrolytgetränk gehalten und sie „Danke, Lukas!“ zu ihm gesagt hatte, dann wurden seine Kumpels immer alle gelb und grün vor Neid.

Einmal – er hatte gerade frische Handtücher in die Garderoben gebracht – hatte er sie sogar kurz nackt gesehen. Wahnsinn! Die Frau war der Hammer! Dabei war sie mit fast dreißig die Älteste der Sportlerinnen. Aber das sah man ihr wirklich nicht an.

Lukas freute sich schon riesig auf den Nachmittag. Da hatte Katja nämlich Einzeltraining. Und er hatte sich etwas ausgedacht.

Wenn Katja – was ein paarmal während ihres mindestens vierstündigen Trainings vorkam – ihn um ihre Trinkflasche bat, dann wollte er sich ganz weit über den Beckenrand beugen und so tun, als würde er das Gleichgewicht verlieren. Er würde mitsamt seiner Kleidung ins Wasser fallen und ihr dabei näher kommen als je zuvor.

Sie würde ihm beim Herausklettern helfen, und er würde sie aus purer Dankbarkeit dafür, dass sie ihm das Leben gerettet hatte, nach dem Training zu einem Kaffee einladen. Und … wer konnte schon wissen, was sich danach vielleicht ergab?

Offen gestanden hatte er bei seinen Kumpels die Klappe ein bisschen zu weit aufgerissen. Er hatte behauptet, eine heimliche Affäre mit Katja zu haben. Und jetzt wollten die natürlich Beweise sehen.

Dazu brauchte er mindestens ein Selfie, auf dem sie ganz nahe bei ihm saß und er ihr einen Arm um die Schultern legte. Ein Kuss wäre natürlich noch besser. Mal sehen.

Doch bevor er sich an die Erfüllung seines großen Traums machen konnte, hatte Lukas noch eine echt knifflige Aufgabe zu bewältigen.

Einmal im Jahr wurde das große Sportbecken komplett geleert. Das war vor zwei Tagen geschehen. Schadhafte Fliesen waren ausgetauscht, alles neu verfugt und das gesamte Becken erst mit Schrubbern und dann noch mit dem Hochdruckreiniger gründlich gesäubert worden.

Seit dem frühen Morgen lief nun schon das frische Wasser ein. Fast vier Millionen Liter. Das dauerte eine Weile.

Vor einer halben Stunde war der Hausmeister Michael Schrott, Lukas‘ Chef, zu irgendeiner wichtigen Besprechung abberufen worden. Er hatte Lukas gefragt, ob er halbwegs gut im Rechnen sei. Natürlich hatte er Ja gesagt.

Und jetzt saß er da und sollte berechnen, wie viel Chlor ins Wasser gehörte. Die übliche Menge von null Komma acht Milligramm pro Liter sollte nämlich auf die Hälfte reduziert werden, weil sich ein paar der jungen Nachwuchsschwimmerinnen über Ausschläge, brennende Augen, trockene Haut und strohige Haare beklagt hatten.

Na gut, das auszurechnen konnte ja nun wirklich nicht so schwer sein. Also, genau waren es drei Komma neun Millionen Liter Wasser. Und da hinein sollten pro Liter Wasser null Komma vier Milligramm Chlor.

Natürlich brauchte Lukas es nicht im Kopf auszurechnen. Sein Chef hatte ihm ein Smartphone mit Rechen-App dagelassen.

Also … wie jetzt? Bei näherer Betrachtung war die Rechnerei doch nicht so einfach, wie er gedacht hatte. Die erste Hürde war gleich einmal die, dass er nicht genau wusste, wie man drei Komma neun Millionen als Zahl eingab. Auf der Rechenapp konnte man „Million“ ja nicht als Wort hinschreiben.

Dunkel erinnerte er sich daran, dass eine Million sechs Nullen hatte. Also tippte er 39000000 ein und fand, dass die Zahl so völlig korrekt aussähe.

Aber wie jetzt weiter? Also, auf jeden Liter kamen null Komma vier Milligramm Chlor. Wie viel, zum Kuckuck noch mal, machte jetzt wieder ein Milligramm in Kilos aus?

Lukas dachte scharf nach. Dann hatte er es. Oder glaubte zumindest, es zu wissen. Zehn Milligramm waren ein Gramm. Oder? Doch! Was sonst? Logisch! Also mussten Null Komma vier Milligramm fast ein halbes Gramm sein. Und darum brauchte er die drei Komma neun Millionen – die er in Wirklichkeit als neununddreißig Millionen eingetippt hatte – nur durch zwei zu dividieren, und schon war die Sache geritzt.

Oder fast zumindest. Heraus kam die Zahl 19500000. Lukas zählte die Nullen. Es waren fünf. Also bedeutete diese Zahl hundertfünfundneunzigzigtausend. So weit, so gut. Jetzt musste er nur noch ein paar Nullen hinten entfernen, um Gramm in Kilogramm umzuwandeln.

Eintausendneunhundertfünfzig Kilo Chlor mussten ins Schwimmbecken. Lukas war unheimlich stolz auf sich. Er hatte für diese schwierige Berechnung nicht einmal eine ganze Stunde gebraucht.

Dass seine Rechnung von vorne bis hinten völlig falsch war – in Wirklichkeit gehörten nur etwas mehr als eineinhalb Kilo Chlor ins Becken –, das ahnte er natürlich nicht.

Aber schon tauchte das nächste Problem auf. In dem Vorratstank waren nur tausend Kilo Chlor enthalten. Viel zu wenig also.

„Na ja, besser als gar nichts!“ Er studierte die Anleitung auf dem Tank, schloss den Schlauch korrekt an und leitete den gesamten Inhalt in das Becken. Er nahm sich vor, seinen Chef nachher zu informieren, dass zu wenig dagewesen sei und er noch ein paar Fässer Chlor nachbestellen müsse.

Es dauerte eine ganze Weile, bis das Becken sich endlich bis zum Rand mit Wasser gefüllt hatte. Während der Wartezeit musste er sich ein Tuch vor Mund und Nase binden, weil das Chlor bestialisch stank und ihm nach wenigen Sekunden die Augen tränten und das Atmen schwerfiel.

Als schließlich alles erledigt war, stellte er das Wasser ab, wischte noch den Fliesenboden rund um das Becken trocken und öffnete sämtliche Türen und Fenster, damit sich der penetrante Geruch verzog.

Dann machte er erst mal Mittagspause und träumte bei einem Hamburger mit Pommes und mehreren Gläsern Bier davon, wie Katja Oldenburg ihn aus der vermeintlichen Seenot rettete und er sich mit einem Kuss, einer Einladung und später vielleicht ein bisschen mehr dafür bedankte.

***

Daria Rossmann hatte in ihrem gesamten bisherigen Leben – bis auf ein paar richtig glückliche, aber viel zu kurze Monate vor rund einem Jahr – immer nur Pech gehabt.

Sie war ein ungewolltes Kind gewesen, und ihre egozentrischen Eltern hatten sie das tagtäglich spüren lassen. Zu der Dreistigkeit, mit der sie sich uneingeladen im Bauch ihrer Mutter eingenistet hatte, war noch erschwerend hinzugekommen, dass sie kein besonders hübsches Kind gewesen war.

Ihre Ohren waren zu groß und zu abstehend gewesen – und waren es immer noch. Sie hatte als kleines Mädchen gotterbärmlich geschielt. Das tat sie heute nicht mehr. Sie war eine Zangengeburt gewesen, und ihr Kopf sah bis heute immer noch irgendwie eingedellt und unförmig aus.

Sie hatte schiefe Zähne und kamelfarbenes Haar – weder blond noch braun –, das so dünn war, dass ihre riesigen Ohren zu beiden Seiten wie zwei Henkel hervorstanden.

Das hatte ihr in der Schule zuerst den Spitznamen „Nachttopfkopf“ eingebracht. Später war sie dann in „Pisspott“ umgetauft worden.

Dass sie für die mangelnde Schönheit vom Schicksal mit einer Extraportion Intelligenz entschädigt worden war, hatte ihr außer noch mehr Hohn und Spott sonst gar nichts gebracht. Intelligenz zählte auf dem Gymnasium nicht. Dort zählten nur Äußerlichkeiten. Und wer nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprach, war bereits nach den ersten paar Tagen durchgefallen.

Nach Beendigung der Schulpflicht, mit sechzehn, hatten ihre Eltern sie vom Gymnasium genommen, ihr einen Job am Förderband in einer Elektronikfabrik besorgt und sie vor die Tür gesetzt.

Zehn Jahre lang war sie brav jeden Morgen in die Fabrik zur Arbeit gegangen. Selbst etwas aus sich zu machen, das wäre ihr im Traum nicht eingefallen. Sie hatte nicht einen Funken Selbstbewusstsein. Woher denn auch?

Um wenigstens ein lebendes Wesen zu haben, das sie gernhatte, hatte sie sich vor ein paar Jahren einen kleinen Hund aus dem Tierheim geholt. Doch der hatte sie auch nicht gemocht. Nachdem er sie zum zehnten Mal völlig grundlos gebissen hatte, hatte sie ihn schweren Herzens wieder zurückgebracht.

Doch dann, nur zwei Tage nach ihrem sechsundzwanzigsten Geburtstag, hatte sich das Blatt gewendet. Sie hatte Rainer kennengelernt. Rainer war ein ziemlich gut aussehender Mann Anfang dreißig gewesen. Er war genauso verkorkst wie Daria gewesen, und genauso wie er ihr erster Mann gewesen war, war sie die erste Frau für ihn gewesen.

Gemeinsam hatten sie sich eine etwas größere Wohnung genommen, hatten sich gegenseitig getröstet, einander geliebt und alles war perfekt gewesen.

Sieben Monate hatte Daria auf einer rosaroten Wolke im siebten Himmel verbracht. Dann war sie abgestürzt. Direkt in die tiefste Hölle. Rainer hatte sie verlassen. Nicht freiwillig. Er war gestorben.

Begonnen hatte das Drama mit leichten Kopfschmerzen, die immer stärker geworden waren. Schwindel, Übelkeit und Kreislaufschwäche hatten sich dazugesellt. Daria hatte ihm Tee gekocht und ihm Vitaminpillen gegeben.

Dann war er einfach umgefallen. Wie ein entwurzelter Baum. Sie hatte sofort den Notruf gewählt, und Rainer war mit dem Rettungswagen in die Sauerbruch-Klinik gebracht worden.

Noch während sie zu Hause ein paar Sachen für Rainer zusammengepackt hatte, um sie ihm ins Krankenhaus zu bringen, hatte sie die telefonische Nachricht von seinem Tod erhalten. Angeblich war er bereits auf der Fahrt zur Klinik gestorben. Zerebrales Aneurysma mit mehreren Gefäßrupturen, so hatte die Todesursache gelautet.

Der Leiter der Notaufnahme, Dr. Peter Kersten, hatte ihr persönlich erklärt, dass nichts mehr zu machen gewesen sei. Später war dann auch noch der Chefarzt der Sauerbruch-Klinik, Prof. Lutz Weidner, dazugekommen und hatte die Angaben des Notarztes bestätigt.

Anfangs hatte Daria diesen neuerlichen Schicksalsschlag gottergeben hingenommen. Es schien ihr bestimmt zu sein, dass sie nichts und niemanden für immer behalten durfte. Ihr Schicksal schien darin zu bestehen, dass das Leben ihr ständig eine Wurst vor die Nase hielt und sie rasch wieder wegzog, bevor sie hineinbeißen konnte.

Ein paar Wochen lang war sie halb wahnsinnig vor Schmerz gewesen. Nachts hatte sie Rainers Kopfkissen, das noch leicht nach seinem Rasierwasser duftete, im Arm gehalten und sich in den Schlaf geweint.

Dann hatte sie seine Sachen zusammengepackt, war in den Park gegangen und hatte sie an die Obdachlosen verteilt. Rainer hätte das so gewollt.

Etwa drei Monate nach Rainers Tod hatte sie in der Zeitung von einem berühmten Schauspieler gelesen, der nach ebenso einem Aneurysma in der Sauerbruch-Klinik erfolgreich geheilt und vollständig wiederhergestellt worden war.

Schlagartig war ihr klar geworden, warum Rainer hatte sterben müssen. Weil er weder berühmt noch reich war. Weil die Ärzte sich nur dann die Mühe machten, einen Menschen zu retten, wenn sie sich hinterher mit ihrer Heldentat in den Medien rühmen konnten.

Die Heilung des für die Welt völlig unbedeutenden Herrn Rainer Schwarz interessierte natürlich niemanden. Obwohl er für Daria die ganze Welt bedeutet hatte.

Ihre Verzweiflung hatte sich zu Verachtung gewandelt. Dann war sie zu Hass geworden. Und der Hass war gewachsen. Jeden Tag ein bisschen mehr. So lange, bis er alles andere verdrängt hatte. Ihre Trauer, ihre Intelligenz, ihre Menschlichkeit.

Übrig geblieben war nur die Gewissheit, dass sie jemanden für Rainers Tod bestrafen musste. Und zwar – Auge um Auge, Zahn um Zahn! – ebenfalls mit dem Tod.

Sie wollte dem Chefarzt der Sauerbruch-Klinik heimzahlen, dass er nicht einmal den Versuch unternommen hatte, Rainer zu retten. Mal sehen, was er dazu sagte, wenn er einen seiner prominenten, reichen Patienten verlor.