Der Notarzt 339 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 339 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Erzähl mir deine Sorgen, Klara
Doch die junge Frau schwieg eisern
Von Karin Graf

Obwohl Klara in Berlin als Psychotherapeutin arbeitet, hat sie selbst nie gelernt, über ihre eigenen Probleme und Sorgen zu sprechen. Sie ist ein sehr in sich zurückgezogener Mensch, der sich anderen nicht öffnet. Nicht einmal ihrem Partner. Ihre frühere Ehe mit dem gut aussehenden Chirurgen David ist vor Jahren genau daran gescheitert. Klara hat diesen wunderbaren Mann einfach zu sehr geliebt und gleichzeitig zu große Angst gehabt, er könnte sie verlassen und ihr damit das Herz brechen. Denn verlassen zu werden und ungeliebt zu sein - das ist alles, was sie aus ihrer Kindheit kennt.
Als sie nach Jahren ohne Kontakt auf ihrer Mailbox eine Nachricht von ihrem Exmann erhält, brechen die alten Wunden wieder auf. David ist in der Frankfurter Sauerbruch-Klinik auf Klaras Mutter gestoßen und möchte darüber dringend mit Klara reden. Aber soll sie ihre verflossene Liebe wirklich zurückrufen? Oder womöglich sogar nach Frankfurt fahren, um sich David, ihrer Mutter und ihren alten Dämonen zu stellen?

Seit Jahren versucht Klara alles, um nicht mehr an David, ihre Vergangenheit und ihre Probleme zu denken. Und dann taucht ausgerechnet ihr Exmann wieder auf und bittet sie mit sanfter Stimme, ihm von ihren Sorgen zu erzählen.

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Inhalt

Cover

Impressum

Erzähl mir deine Sorgen, Klara

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: silverkblack / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7877-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Erzähl mir deine Sorgen, Klara

Doch die junge Frau schwieg eisern

Karin Graf

Obwohl Klara in Berlin als Psychotherapeutin arbeitet, hat sie selbst nie gelernt, über ihre eigenen Probleme und Sorgen zu sprechen. Sie ist ein sehr in sich zurückgezogener Mensch, der sich anderen nicht öffnet. Nicht einmal ihrem Partner. Ihre frühere Ehe mit dem gut aussehenden Chirurgen David ist vor Jahren genau daran gescheitert. Klara hat diesen wunderbaren Mann einfach zu sehr geliebt und gleichzeitig zu große Angst gehabt, er könnte sie verlassen und ihr damit das Herz brechen. Denn verlassen zu werden und ungeliebt zu sein – das ist alles, was sie aus ihrer Kindheit kennt.

Als sie nach Jahren ohne Kontakt auf ihrer Mailbox eine Nachricht von ihrem Exmann erhält, brechen die alten Wunden wieder auf. David ist in der Frankfurter Sauerbruch-Klinik auf Klaras Mutter gestoßen und möchte darüber dringend mit Klara reden. Aber soll sie ihre verflossene Liebe wirklich zurückrufen? Oder womöglich sogar nach Frankfurt fahren, um sich David, ihrer Mutter und ihren alten Dämonen zu stellen?

„Und was genau finden Sie jetzt an der Tatsache, dass mein eigener Schwiegervater mir nachstellt, so super?“

Die Klientin, die Klara im Therapiezimmer ihrer Berliner Praxis gegenübersaß, verengte ihre Augen zu schmalen Schlitzen und schüttelte missbilligend den Kopf.

„Meinen Sie damit, weil mein Mann mich seit fast zwei Jahren nicht mehr anrührt, sollte ich die Gelegenheit nutzen, oder was? Mein Schwiegervater ist fast achtzig. Und er ist eklig. Richtig eklig. So bedürftig bin ich nun wieder auch nicht.“

Herrgott! Klara dachte fieberhaft nach. Die attraktive Fünfzigjährige schüttete hier nun schon seit mehr als einer halben Stunde sehr wortreich ihr Herz aus, und sie hatte keinen blassen Schimmer, worum es ging.

Völlig automatisch hatte sie, wann immer der Redefluss der Frau für mehr als fünf Sekunden abgerissen war, so nichtssagende Kommentare wie sehr schön, unglaublich, allerhand, super, ach herrje oder einfach nur ein teilnahmsvolles Seufzen, Stöhnen oder Nicken eingefügt.

Das letzte „Super!“ war offensichtlich völlig unpassend gewesen.

„Okay, … ähm …“

Großartig, jetzt fiel ihr nicht einmal mehr der Name der Klientin ein, die sich für hundertzwanzig Euro pro fünfzig Minuten ihren Frust von der Seele redete und für ihr gutes Geld vermutlich auch praktische Hilfe oder zumindest ein paar brauchbare Ratschläge erwartete.

Irgendetwas mit E war es gewesen, dessen war sich Klara absolut sicher. Emma, Elfie, Emely, Erika, Edeltraud?

„Okay, Ella, ich habe nur …“

„So heiße ich nicht! Ich heiße Bettina. Hab ich doch gesagt!“

„Richtig! Also, wie gesagt, Bettina, ich habe nur versucht, Sie ein bisschen aus der Reserve zu locken, weil ich das Gefühl hatte, dass die Sache mit Ihrem Schwiegervater Sie weit stärker belastet, als Sie es zum Ausdruck gebracht haben.“

Das war der Vorteil an Klaras Beruf. Man konnte das eigene Versagen immer noch als therapeutische Strategie verkaufen. Und tatsächlich schien Bettina zumindest einigermaßen besänftigt zu sein.

„Erzählen Sie es mir noch einmal, aber diesmal so, wie Sie es wirklich fühlen. Lassen Sie alles raus. Beschönigen Sie nichts. Haben Sie keine Angst davor, die Dinge beim Namen zu nennen. Hier bei mir dürfen Sie Ihre vornehme Zurückhaltung vorübergehend völlig vergessen. Es sind nur wir beide in diesem Zimmer. Und ich habe Schweigepflicht.“

Klara zog fast unmerklich den Kopf ein bisschen tiefer zwischen die Schultern. Sie hoffte inständig, die Klientin – sie hatte ihren Namen schon wieder vergessen! – würde sie nicht beim Wort nehmen.

Klara war von einer ganzen Heerschar umfassend ausgebildeter Kinderfräuleins erzogen worden. Mit ihren Ansprüchen, was das höfliche, zurückhaltende und feine Benehmen betraf, konnte keiner mithalten. Im Vergleich mit ihr würde vermutlich sogar die englische Queen wie ein unfeiner, derber Trampel daherkommen.

Bei ihrer fixen Meinung, dass man über Privatangelegenheiten tunlichst nicht in der Öffentlichkeit sprach und dass man seine persönlichen Sachen prinzipiell mit sich alleine ausmachte, stellte auch Klara selbst sich öfter mal die Frage, warum sie ausgerechnet Psychotherapeutin geworden war.

Vielleicht hatte sie diesen Beruf ja – wie es so oft der Fall war – aus Gründen der eigenen Bedürftigkeit gewählt.

Vielleicht hatte sie gehofft, während der Ausbildung Strategien zu erlernen, die es ihr ermöglichten, sich selbst auch hin und wieder jemandem anzuvertrauen. Das konnte sie nämlich nicht. Das hatte sie noch nie gekonnt. Und auch noch nie versucht.

Woher hätte sie es denn auch lernen sollen? Ihre Mutter war eine durch und durch selbstsüchtige Person, die einfach nur ihr Leben und den angeheirateten Reichtum genießen wollte und die für Kinder ungefähr so viel übrig hatte wie für Fliegen in der Suppe oder Gräten im Fischfilet.

Die Kinderfräuleins waren nur daran interessiert gewesen, dass Klara funktionierte, damit sie ihren gut bezahlten Job behielten. Sauber und adrett sollte sie sein, gute Manieren sollte sie haben, in der Schule sollte sie untadelige Leistungen erbringen, und – das Wichtigste! – sie sollte ihrer Mutter nicht zur Last fallen.

Ob sie glücklich war, ob sie mit den Problemen alleine klarkam, die das Leben eines Kindes so mit sich brachte, und ob sie ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelte, das hatte niemals irgendjemanden interessiert.

Ihr leiblicher Vater war gestorben, als Klara vier Jahre alt gewesen war. Danach hatte sie relativ kurz nacheinander vier Stiefväter gehabt. Einer reicher als der andere.

Sie waren eigentlich alle recht nett gewesen. Es hatte jedoch keiner lange genug gelebt, um mit ihnen mehr als nur eine oberflächliche Beziehung aufbauen zu können.

Aus irgendeinem Grund hatte Henriette Weiser – oder Thoma oder Sabernigg, Klara kam mit den immer wieder neuen Nachnamen ihrer Mutter schon gar nicht mehr mit – das Pech, dass die Männer, die sie heiratete, nicht besonders haltbar waren.

Sie waren alle spätestens fünf Jahre nach der Eheschließung verstorben. Ganz plötzlich und überraschend.

Wenn man nicht viel zu wohlerzogen gewesen wäre, um überhaupt darüber nachzudenken, hätte man fast meinen können, dass sie …

Klara zuckte erschrocken zusammen, als ein paar richtig ordinäre Ausdrücke an ihr Ohr drangen.

„Und dann hat mir dieser widerwärtige, alte Bock genau in dem Moment, in dem ich die volle Suppenschüssel auf den Tisch stellen wollte, mit seinen gichtigen Pfoten unter den Rock gelangt. Diese alte Drecksau! Dieser notgeile …“

Mäßigen Sie sich gefälligst!, hätte sie beinahe streng ausgerufen. Aber sie hatte die Klientin ja – ihr Vorname fing hundertprozentig mit einem K wie Kerstin, Katrin oder Konstanze an – selbst dazu ermutigt.

„Warum haben Sie die Schüssel nicht einfach fallen gelassen?“, fragte sie stattdessen und würgte somit den unflätigen Sermon ab, den sie lieber doch nicht hören wollte.

„Weil die randvoll mit heißer Suppe war.“ Renate, Rita oder Ramona – Klara glaubte, sich zu erinnern, dass ihr Name ganz sicher mit einem R begann –, schüttelte den Kopf. „Direkt aus dem Kochtopf. Hundert Grad mindestens, schätze ich. Die wäre direkt auf seinem Schoß gelandet.“

„Und?“ Klara zuckte mit den Schultern. „Ihr Problem? Er hat es doch herausgefordert. Es wäre seine eigene Schuld gewesen. Sie wissen ja, neugierige Katzen verbrennen sich die Tatzen. Oder eben sonst was. Und vermutlich hätten Sie dann endlich Ruhe gehabt, weil ihm die Lust schlagartig vergangen wäre.“

„Ah ja, eigentlich haben Sie recht.“ Susanne, Sandra oder Sabine starrte Klara mit offenem Mund an. „Wieso habe ich so etwas in der Art nicht längst gemacht?“

„Weil Sie die Opferrolle für sich angenommen haben. Weil Sie aus irgendeinem Grund glauben, Sie müssten das alles still erdulden, um Ihren Ehemann nicht zu belasten, der seinen Vater vermutlich vergöttert. Aber Sie brauchen auf Ihren Mann keine Rücksicht zu nehmen, Bettina.“

Ups! Klara duckte sich vorsorglich ein bisschen. Wie kam sie denn auf einmal auf diesen Namen? So hieß die Klientin ganz sicher nicht. Gleich würde sie sich aufpudeln, sie fragen, was sie denn für eine Therapeutin sei, die sich nicht einmal den Namen ihrer zahlenden Klientin merken konnte, ihr Geld zurückverlangen, aufspringen und gehen.

Doch nichts dergleichen geschah. Sie hatte wohl unbewusst den korrekten Namen genannt.

„Wieso nicht?“

„Wieso? Weil er Sie betrügt, hintergeht und Sie nur ausnutzt, Menschenskind!“, brauste Klara auf.

Es empörte sie zutiefst, dass diese einfältige Person, die immerhin schon fünfzig Jahre alt war und längst ein bisschen mehr Lebenserfahrung erworben haben müsste, nicht von alleine dahinterkam. Diese Frau war einfach nur dumm! Beinahe so dumm wie … sie selbst.

Oh ja, im Wegsehen und den Kopf in den Sand stecken, da war Klara Weltmeisterin. Wann immer es in ihrem eigenen Leben schwärende Probleme und unschöne Dinge gab, hob sie einen Zipfel von ihrer Seele hoch und fegte den Dreck einfach drunter. Fertig. Nichts passiert. Alles bestens. Was man nicht sehen konnte, existierte auch nicht.

„Und das wissen Sie, weil …?“

Klara hob eine Hand hoch und zählte die Fakten an ihren Fingern ab.

„Er fasst Sie seit zwei Jahren nicht mehr an, er macht jeden Abend und ganz besonders an den Wochenenden Überstunden, er übernachtet mindestens zweimal die Woche im Büro, er kleidet sich neuerdings wie ein Jugendlicher, färbt seine Haare …“

Klara staunte, woher sie das plötzlich alles genommen hatte. Sie hatte der Klientin ja eigentlich gar nicht richtig zugehört, weil sie heute mit eigenen Problemen beschäftigt war. Das Unterbewusstsein war schon eine tolle Sache!

„Brauchen sie noch mehr Beweise?“

Ein tiefer Seufzer war die Antwort auf ihre Frage.

„Jetzt, wo Sie es sagen … Ich wollte es wahrscheinlich gar nicht so genau sehen. Ziemlich dumm, nicht? Sie würden wohl niemals in so eine Situation geraten, oder?“

„Um mich geht es hier nicht“, wehrte Klara diese Frage ab. Erstens stand es einer Psychotherapeutin nicht zu, mit ihren Klienten über sich selbst zu sprechen, und zweitens – was hätte sie denn darauf sagen sollen? Dass sie diesbezüglich um ein Vielfaches schlimmer war als Bettina Horn?

Sie selbst hatte ihren Kopf seit mindestens drei Jahren nicht mehr aus dem Sand gezogen und trug zusätzlich noch riesige Scheuklappen, die verhindern sollten, dass sie zu viel von all dem mitkriegte, was ihr nicht gefallen könnte, wenn sie es sah.

„Jetzt sehen Sie klar, jetzt können Sie handeln.“

„Und wie?“

„Wenn ich mich richtig erinnere, haben Sie mir vorhin erzählt, dass Sie das gesamte Erbe Ihres Vaters in das Unternehmen Ihres Mannes gesteckt haben?“

„Fast drei Millionen Euro.“

„Nehmen Sie es wieder raus. Mit Zinsen und Gewinnbeteiligung natürlich. Er hat ja jetzt eine neue Freundin, soll die doch ihr Geld in die Firma stecken. Ist ja auch ihre Zukunft. Zumindest so lange, bis ihre Spannkraft nachlässt und er sich wieder nach etwas Frischem, Unverbrauchtem umsieht.“

„Die ist knapp über zwanzig und hat nichts. Außer einer straffen Haut, einem Hintern ohne Dellen und riesigen Plastikmöpsen.“

„Ihr Problem?“

„Eigentlich nicht!“ Bettina Horn warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Wir haben schon mehr als zehn Minuten überzogen.“

Sie stand auf und hängte sich ihre Tasche über die Schulter.

„Wissen Sie, Frau Jander, am Anfang dachte ich ja, Sie hören mir gar nicht richtig zu. Ich war enttäuscht, weil ich glaubte, schon wieder die falsche Psychologin erwischt zu haben. Ich habe den ganzen Quark nämlich auch schon drei anderen erzählt.“

„Und?“ Klara hob fragend die Schultern hoch. „War nichts für Sie dabei?“

„Die haben mir geraten, ich solle an meinem Selbstbewusstsein arbeiten. Ich solle mir Reizwäsche kaufen, öfter zur Kosmetik, vielleicht sogar zum Schönheitschirurgen gehen. Dann würde mein Mann sich vielleicht wieder mehr für mich interessieren.“

Klara zuckte mit den Schultern.

„Auch eine Möglichkeit.“

„Nein, nein! Ich mag Ihre Ratschläge lieber. Die sind so herrlich bodenständig, praktisch und irgendwie … erfrischend. Ich bin doch kein Auto, bei dem man einfach die Rostflecken abschmirgelt, es neu lackiert und ein paar Zierstreifen draufklebt, damit es wieder mehr hermacht.“

„Sehr gut, Bettina!“ Klara nickte anerkennend.

„Danke. Ich bleibe so, wie ich bin. Ich bin doch eigentlich ganz okay, oder?“

„Mehr als nur okay, Bettina. Sie sind eine sehr attraktive Frau in den besten Jahren. Und eine wohlhabende Frau obendrein. Die Welt steht Ihnen offen.“

„Danke. Ich nehme mein Geld und fange neu an. Vielleicht gönne ich mir sogar auch ein jüngeres Modell. Darf ich Sie wieder anrufen, wenn ich all Ihre Tipps in die Tat umgesetzt habe?“

„Unbedingt!“ Klara nickte. „Es kann nur sein, dass ich für eine Weile verreisen muss. Aber ich werde meinen Anrufbeantworter regelmäßig abhören und Sie sofort zurückrufen.“

Woher kam das denn jetzt? Sie hatte doch überhaupt nicht die Absicht, nach Frankfurt zu fahren. Nur, weil schon wieder ein Ehemann ihrer Mutter – Nummer acht – plötzlich schwer erkrankt war und sie angeblich bereits ein Auge auf einen neuen, noch reicheren – Nummer neun – geworfen hatte?

Wenn David sie nicht angerufen und ihr diese Neuigkeit auf ihre private Mailbox gesprochen hätte, hätte sie vermutlich nie davon erfahren, denn sie hatte seit ihrem Auszug vor fünfzehn Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter.

Von David, ihrem ersten Mann, den sie mit neunzehn aus Trotz geheiratet hatte und von dem sie sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit zwanzig wieder hatte scheiden lassen, hatte sie seit mehr als dreizehn Jahren nichts mehr gehört.

Seine Nachricht, die sie vor drei Therapiestunden abgehört hatte, war schuld daran, dass sie so durch den Wind war. Sie fragte sich, woher er ihre Telefonnummer hatte. Besser gesagt, woher er ihren aktuellen Nachnamen kannte.

Er hatte durchklingen lassen, dass bereits Gerüchte über die kurze Lebensdauer von Henriettes Ehemännern im Umlauf seien und dass es seiner Meinung nach nur noch eine Frage der Zeit sein konnte, bis die Polizei sich dafür interessierte.