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Das Geheimnis der schönen OP-Schwester
In der Notaufnahme ahnte niemand, wer sie wirklich war
Karin Graf
Verwundert blickt Notarzt Peter Kersten seiner neuen OP-Schwester nach, als diese spontan in den OP eilt, um dort alles für eine plötzlich einberufene Notoperation vorzubereiten. Obwohl Anna Krüger die Notaufnahme der Frankfurter Sauerbruch-Klinik vor wenigen Minuten zum ersten Mal betreten hat, benimmt sie sich, als würde sie die Gegebenheiten hier in- und auswendig kennen. Dr. Kersten ist es ein Rätsel, wie das möglich ist, doch er hat keine Zeit, lange darüber nachzudenken, denn der schwer verletzte Patient muss schnellstmöglich versorgt werden.
Doch auch während der Operation kommt der Notarzt nicht umhin, immer wieder einen prüfenden Blick auf Anna Krüger zu werfen. Und auch seine Mitarbeiter mustern die neue Kollegin erstaunt. Die junge Frau macht ihre Arbeit einfach zu perfekt, sie scheint nicht den Hauch von Unsicherheit zu verspüren.
Aber obwohl sich alle darüber Gedanken machen, erkennt nur der attraktive Dr. Frederic Loewe mit einem Mal, was die bildhübsche Anna wirklich vor ihnen zu verbergen versucht. Nämlich ein Geheimnis, das sie alle mit großer Betroffenheit erfüllen wird ...
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Seitenzahl: 117
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Das Geheimnis der schönen OP-Schwester
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Morsa Images / iStockphoto
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-8835-0
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Das Geheimnis der schönen OP-Schwester
In der Notaufnahme ahnte niemand,wer sie wirklich war
Karin Graf
Verwundert blickt Notarzt Peter Kersten seiner neuen OP-Schwester nach, als diese spontan in den OP eilt, um dort alles für eine plötzlich einberufene Notoperation vorzubereiten. Obwohl Anna Krüger die Notaufnahme der Frankfurter Sauerbruch-Klinik vor wenigen Minuten zum ersten Mal betreten hat, benimmt sie sich, als würde sie die Gegebenheiten hier in- und auswendig kennen. Dr. Kersten ist es ein Rätsel, wie das möglich ist, doch er hat keine Zeit, lange darüber nachzudenken, denn der schwer verletzte Patient muss schnellstmöglich versorgt werden.
Doch auch während der Operation kommt der Notarzt nicht umhin, immer wieder einen prüfenden Blick auf Anna Krüger zu werfen. Und auch seine Mitarbeiter mustern die neue Kollegin erstaunt. Die junge Frau macht ihre Arbeit einfach zu perfekt, sie scheint nicht den Hauch von Unsicherheit zu verspüren.
Aber obwohl sich alle darüber Gedanken machen, erkennt nur der attraktive Dr. Frederic Loewe mit einem Mal, was die bildhübsche Anna wirklich vor ihnen zu verbergen versucht. Nämlich ein Geheimnis, das sie alle mit großer Betroffenheit erfüllen wird …
Als Emil Rohrmoser, der Verwaltungsdirektor der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, an diesem stürmischen und kalten Montagmorgen um kurz nach halb acht sein Krankenhaus betrat, fiel sein erster Blick auf ein Bild, das er von allen Bildern am meisten verabscheute. Das eines herumlungernden Mitarbeiters, der für die horrende Summe, die er Monat für Monat einstrich, nichts leistete.
An dem weißen Kittel, den er offen trug, und dem Stethoskop, das er sich lässig um den Nacken gehängt hatte, erkannte Emil, dass es sich bei dem unerfreulichen Subjekt um einen Assistenzarzt handeln musste.
Der Name und auf welcher Station er tätig war – wobei im Moment von „tätig sein“ keine Rede sein konnte! –, war Emil nicht geläufig. Aber bei über zweitausend Angestellten konnte er ja auch nicht jeden kennen.
Der junge Mann lehnte an der Ecke zu dem Durchgang, durch den man von der großen Eingangshalle in die Cafeteria gelangte, hielt einen großen Becher Latte Macchiato in der Hand und erzählte vollmundig irgendwelche Räuberpistolen.
Er war von fünf jungen Damen umringt, die ebenfalls alle Arbeitskleidung trugen und infolgedessen ebenfalls irgendeiner Tätigkeit nachgehen und nicht hier Maulaffen feilhalten und die kostbare Zeit totschlagen sollten.
Hin und wieder stieß sich der Arzt von der Wand ab, gab einer seiner Bewunderinnen seinen Kaffee zum Halten und führte pantomimisch irgendetwas vor, was entfernt an einen Bayrischen Volkstanz erinnerte. Dann stießen die Damen merkwürdige schrille Geräusche aus.
„Aah! Oh! Ach Gott! Huuch! Boah!“ und ähnlich sinnentleerte Laute.
Emil Rohrmoser näherte sich der gemütlichen Gesprächsgruppe, blieb in einiger Entfernung stehen und lauschte.
Sollte es sich hierbei um ein medizinisches Fachgespräch handeln oder um Belehrungen, wie man mit diesem oder jenem Patienten verfahren sollte, dann wäre das zu tolerieren. Wenn nicht, würde er dem faulen Pack die Leviten lesen.
„Also, ich hin, verpasse dem ersten Typen mit der Rechten ein Ding, dass er zu Boden geht“, berichtete der junge Mann gerade und versetzte der Luft einen rechten Schwinger. „Ich reiße ihm die Pumpgun aus seinen kalten toten Händen, kann gerade noch drei der anderen abknallen, ehe mir der Vierte mit der Machete den Arm von oben bis unten aufschlitzt.“
„Iiih! O Gott! Wahnsinn!“, kreischten die Damen, als er den Ärmel seines Kittels nach oben schob und etwas präsentierte, was wie ein längst verheilter Kratzer aussah.
„Und sie, diese … Dings … deine Begleiterin? Hat sie dir nicht geholfen?“, wollte eine junge Frau im blauen Pflegerinnenoutfit wissen.
Ein verächtliches „Pfft!“ war die Antwort auf diese Frage.
„Die fette Kuh? Die hat mich bloß behindert. Hat sich hinter meinem Rücken an mir festgekrallt und so laut gekreischt, dass ich danach noch drei Tage lang taub war.“
„Weiter!“, drängte eine Assistenzärztin im weißen Kittel.
„Okay. Ich ramme dem Kerl mit der Machete das Knie mit voller Wucht in die Eier, dass er wie ein Baby zu flennen beginnt und sich auf dem Boden wälzt, entreiße ihm die Machete und verpasse ihm damit einen klassischen Kaiserschnitt.“
Der Jungmediziner krümmte sich nach vorne, stöhnte zum Gotterbarmen, hielt sich den Bauch und taumelte dann gegen die Wand.
„Uuh! Aah! Und dann Splaatsch und ich bin von oben bis unten voller Blut. Während er im Dreck sein kleines trauriges Leben aushaucht, wehre ich mit der Machete die zehn anderen ab, die brüllend auf mich zustürmen. Faaz! Waamm! Der Erste kriegt einen Haarschnitt bis ins Kleinhirn runter! Zack! Dem Zweiten fällt die Kalaschnikow mitsamt der Hand … ähm … aus der Hand! Waamm! Der Dritte …“
Emil Rohrmoser hatte genug gehört. Das war eindeutig kein dienstliches Gespräch. Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern, jemals den Ankauf von Macheten für Kaiserschnitte bewilligt zu haben.
Energisch schritt er direkt auf die Gruppe zu und konnte sich gerade noch ducken, ehe er von dem Maulhelden in Weiß, der eine imaginäre Machete schwang, eins auf die Nase bekommen konnte.
„Obacht, junger Mann!“, mahnte der stark übergewichtige Manager den Arzt mit erhobenem Zeigefinger, als er sich von dem Schrecken erholt hatte.
„Herr Direktor Rohrmoser!“, rief der junge Mann erschrocken aus. „Entschuldigen Sie bitte, ich habe Sie gar nicht gesehen. Ich war gerade so in Fahrt.“
Emil blickte demonstrativ auf seine Armbanduhr.
„Viertel vor acht! Um diese Uhrzeit sollten Sie ja auch längst in Fahrt sein. Aber nicht hier und nicht Ihre pubertären Heldenträume vorführend, sondern an Ihrem Arbeitsplatz! Wo ist der?“
„Notaufnahme, Herr Direktor!“ Der Mediziner nahm eine militärisch stramme Haltung ein und salutierte lachend. „Dr. Patrick Major. Angehender Notarzt. Bestimmt haben Sie schon von mir gehört. Ich bin der …“
Sein überheblicher, arroganter Ton, sein spöttisch verzogener Mund und überhaupt seine ganze Art reizten Emil Rohrmoser bis zur Weißglut.
„Danke, ich sehe selbst, wer oder was Sie sind!“, donnerte er. „Einer, der seit einer Dreiviertelstunde für das gute Geld, das ich ihm Monat für Monat bezahle, etwas leisten sollte, anstatt hier …“
„Dr. Kersten hat mir erlaubt, dass ich mir einen Kaffee hole!“, fiel Patrick Major dem Verwaltungsdirektor patzig ins Wort. „Ich hatte heute Nacht einen Mega-Flashback. Ich bin noch immer schwer traumatisiert, und mein Therapeut hat gesagt, dass ich mir die schlimmen Erlebnisse von der Seele reden …“
„Dann trinken Sie eben kein Flaschdings, wenn Sie es nicht vertragen!“, brüllte Emil, der diesen Begriff falsch verstanden hatte und es für eine ausländische Biermarke hielt. „Und jetzt gehen Sie gefälligst an die Arbeit, aber dalli, ehe ich mich vergesse und Sie …“
„Direktor!“ Eine Hand legte sich von hinten schwer auf Emils Schulter. Er fuhr gereizt herum und sah sich Auge in Auge mit Prof. Lutz Weidner, dem Chefarzt der Sauerbruch-Klinik.
„Ach, Sie sind das, Weidner!“ Emil starrte den Professor, der mit einem Auge blinzelte und sein Kinn mehrmals hintereinander ruckartig nach links bewegte, eine Weile irritiert an. Patrick Major nutzte die Gelegenheit, um sich zu verkrümeln. Sein weibliches Publikum tat es ihm gleich. „Was haben Sie, Weidner? Haben Sie das Reißen? Das Pirouett-Syndrom oder wie das heißt?“
„Tourette-Syndrom“, korrigierte Lutz Weidner den Direktor. „Nein, ich habe weder das eine noch das andere. Ich wollte Ihnen lediglich diskret signalisieren, dass Sie es gut sein lassen und mitkommen sollen.“
„Ich habe aber keine Lust, diskret zu sein! Diskretion ist etwas für Feiglinge!“, brauste der Verwaltungsdirektor auf und deutete mit einem wurstähnlichen Daumen hinter sich. „Ich beobachte diesen Kaspar nun schon seit einer Viertelstunde dabei …“
Er stockte, als er sich umdrehte. „Wo …? Weg! Lümmelt hier während der Dienstzeit herum und erzählt Schauergeschichten! Und dann auch noch frech sein und überheblich grinsen! So etwas toleriere ich nicht!“
„Ja, ja, Sie haben ja mit allem recht, Direktor.“ Der Chefarzt fasste Emil am Oberarm und zog ihn mit sanfter Gewalt mit sich zum Fahrstuhl. „In diesem Fall muss man jedoch ein bisschen Nachsicht üben. Sie wissen wohl nicht, wer das war?“
„Ha! Das hat der mich auch schon gefragt! Und? Ist er wer Prominentes? Der Sohn des Kaisers von China? Nobelpreisträger? Ein berühmter Komiker? Oder was?“
„Nein, das alles nicht.“ Lutz Weidner ließ Herrn Rohrmoser den Vortritt, als der Aufzug mit einem Klingeln anhielt und die Türen auseinanderglitten. „Kommen Sie mit in mein Büro, Direktor. Trinken wir einen Kaffee und ich erzähle Ihnen, warum der Kollege Major mit etwas mehr Nachsicht behandelt wird als alle anderen. Zumindest fürs Erste.“
***
In der Notaufnahme ging es heute schon am frühen Morgen so richtig zur Sache.
Ein großer Transporter hatte einen Wagen der Linie 18, die vom Louisa-Bahnhof bis nach Preungesheim verkehrte, gerammt, ihn aus den Schienen katapultiert und zum Kippen gebracht.
Wie immer zu dieser frühen Stunde war die Straßenbahn mit Schülern verschiedener Schulen und Angestellten, die zu den Fabriken am Stadtrand strömten, voll besetzt gewesen. Und ebenfalls wie immer, hatte die Sauerbruch-Klinik den Löwenanteil an Verletzten abbekommen.
Zum Glück gab es jedoch keine wirklich lebensgefährlich Verletzten, obwohl das Geschrei und das Gestöhne auf dem langen Korridor der Notaufnahme – wo die Rolltragen, auf denen die noch wartenden Patienten lagen, an den Wänden dicht aufgereiht standen – auf das Gegenteil schließen ließ.
Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme, kam eben aus einem der Behandlungsräume, riss sich seinen rotfleckigen Kittel herunter, knüllte ihn zusammen und warf ihn durch eine Klappe in der Wand in den Wäscheschacht.
Er eilte in die Garderobe, um sich aus seinem Schrank einen frischen Kittel zu holen. Dann ging er auf die Gruppe besorgter Eltern zu, die sich inzwischen am Ende des Flurs angesammelt hatte.
„Karlinger?“, rief er fragend.
Als sich ein Mann durch die Menge drängte, deutete er ihm, ihm zu folgen.
„Ihrer Tochter geht es gut. Sie hatte ein Cut auf der Stirn, das ich mit vier Stichen genäht habe.“ Er zeigte auf die offene Tür zu Behandlungsraum drei. „Sie können Lisa gleich mitnehmen. Lassen Sie sie aber zwei, drei Tage zu Hause, wenn das möglich ist, damit sie den Schock verarbeiten kann. Außerdem ist eine leichte Gehirnerschütterung nicht auszuschließen.“
„Danke, Herr Doktor!“ Herr Karlinger seufzte erleichtert auf und eilte mit langen Schritten in den Behandlungsraum.
„Ach, bevor Sie gehen, füllen Sie bitte vorne am Schalter noch ein Anmeldeformular aus, und geben Sie Schwester Angelika Ihre Versicherungskarte“, rief Peter ihm noch nach.
„Holzer? Benni Holzer?“ Eine Mutter, die ganz hinten stand und kaum über die Köpfe der anderen Eltern hinwegsah, hüpfte mit hoch erhobenem Arm auf und ab, um auf sich aufmerksam zu machen.
„Wie alt?“, fragte Peter.
„Erst sieben!“ Frau Holzer drängte sich durch die Umstehenden. „Rote Jacke, Jeans, verstrubbelte strohblonde Haare und ungefähr tausend Sommersprossen um die Nase herum.“
„Weiß schon Bescheid!“, antwortete der Notarzt schmunzelnd. „Benni ist im Gipsraum. Keine Sorge, nur ein unkomplizierter Unterarmbruch. In drei, vier Wochen merkt man nichts mehr davon. Er bekommt gerade einen schönen Gipsverband verpasst.“
Peter musste lachen, als er sich daran erinnerte, was Benni ihm nach der Röntgenuntersuchung aufgetragen hatte.
„Die Fraktur ist rechts. Das heißt, bis der Knochen wieder heil ist, kann Ihr Sohn bedauerlicherweise keine Hausaufgaben machen. Er …“ Peter schlug sich eine Hand vor den Mund und prustete. „Er grämt sich deswegen ganz schrecklich.“
Auch die Mutter musste lachen.
„Das kann ich mir vorstellen! Kann ich … darf ich …?“
„Natürlich! Geradeaus und um die Ecke. Die dritte Tür. Steht groß Gipsraum drauf. Er war sehr tapfer und hat nicht eine einzige Träne geweint.“
Peter hob beide Hände hoch, als er mit unzähligen Fragen, die alle gleichzeitig gestellt wurden, bestürmt wurde.
„Gedulden Sie sich bitte noch eine Minute. Schwester Angelika wird gleich mit einer Liste zu Ihnen kommen und Sie genauestens über den Zustand und den derzeitigen Aufenthaltsort Ihrer Kinder informieren. Ich kann Ihnen aber versichern, dass ausnahmslos alle Kinder das Unglück mit relativ harmlosen Blessuren überstanden haben.“
Dr. Frederic Loewe, der gleich auf dem Flur einen Patienten nach dem anderen behandelte, schaute hinter einem der rasch aufgestellten Paravents hervor.
„Hast du Zeit, Peter? Kannst du noch einen übernehmen?“, fragte er und wischte sich mit dem angewinkelten Unterarm den Schweiß von der Stirn.
„Klar! Wer ist als Nächstes gereiht?“
„Eigentlich Herr Krausgruber, aber Frau Wenzel macht mir ein bisschen Sorgen. Sie ist zwar äußerlich nur leicht verletzt, aber da braut sich was zusammen. Schnappatmung und Schmerzen beim Einatmen. Könnte eine Lungenkontusion sein. Ich bin hier noch am Nähen und brauche noch ungefähr zehn Minuten.“
„Okay. Wo?“
„Übernächste Koje, Nummer zwölf.“
Bereits mit der Rolltrage, auf der eine etwa vierzigjährige Frau lag, auf dem Weg zum Schockraum, blieb Peter Kersten noch einmal stehen.
„Löwe?“, rief er fragend.
Frederics verschwitztes Gesicht tauchte noch einmal hinter dem Paravent auf. Er war daran gewöhnt, selten bei seinem richtigen Namen genannt zu werden. Die Kollegen riefen ihn Freddy oder Rick, manchmal auch Simba, wie das Löwenjunge im König der Löwen, oft einfach nur Miau, meistens jedoch Löwe.
Das war schon seit seiner Grundschulzeit so. Sein Nachname verleitete einfach dazu, und seine blonden Locken, die er sich meistens bis auf Kinnlänge wachsen ließ, weil er so ungern zum Friseur ging, trugen ihr Übriges dazu bei.
„Ja?“
„Bist du ganz alleine?“
„Geht schon!“
„Wo ist der Kollege Major?“
Frederic deutete mit einer ruckartigen Kopfbewegung zu einem der Fenster. Und als Peter einen Blick hindurchwarf, sah er Patrick Major draußen im Klinikpark an einem Baumstamm lehnen und wild mit beiden Händen herumfuchteln.
Vor ihm stand Rainer Karlitzky, der Gärtner. Diesem war deutlich anzusehen, dass er fieberhaft nach einer guten Ausrede suchte, um der anschaulichen Erzählung von Patricks Heldentaten entkommen zu können.
„Nicht, Peter!“, stoppte der attraktive neunundzwanzigjährige Mediziner, der bereits zwei Facharztdiplome geschafft hatte und jetzt noch die Ausbildung zum Notarzt absolvierte, seinen Chef, als der das Fenster öffnen wollte. „Es geht schneller ohne ihn!“ Frederic Loewe verdrehte schmunzelnd die Augen. „Heute ist er wieder einmal ganz schlimm traumatisiert.“