Der Notarzt 400 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 400 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Eigentlich könnte man meinen, dass der sechsjährige Toto und die vierjährige Lilly ein traumhaftes Leben führen. Ihr Vater, Dr. Theodor Hagedorn, ist ein sehr angesehener und bekannter Jugend- und Familienrichter. Die Familie schwimmt förmlich im Geld, und die Geschwister bekommen alles, was sie sich wünschen. Gleichzeitig nimmt sich der vielbeschäftigte Richter immer viel Zeit, um für seine Kinder da zu sein. Auch seine Frau trägt der gut aussehende Mann auf Händen. Da ist es kein Wunder, dass sämtliche Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen Herrn Hagedorn seufzend anschmachten, wann immer sie ihm begegnen.
Doch hinter der Fassade verbirgt sich eine ganz andere Wirklichkeit, von der niemand etwas ahnt. Erst als Toto und Lilly in die Notaufnahme der Sauerbruch-Klinik eingeliefert werden, wendet sich das Blatt. Äußerlich sind die Kinder unversehrt, aber Dr. Peter Kersten und sein junger Kollege Dr. Mark Anton erkennen bald, dass sie den Geschwistern dringend helfen müssen ...


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Inhalt

Cover

Bitte hilf uns, Dr. Kersten

Vorschau

Impressum

Bitte hilf uns, Dr. Kersten

Für die Geschwister ist der Notarzt die letzte Hoffnung

Karin Graf

Eigentlich könnte man meinen, dass der sechsjährige Toto und die vierjährige Lilly ein traumhaftes Leben führen. Ihr Vater, Dr. Theodor Hagedorn, ist ein sehr angesehener und bekannter Jugend- und Familienrichter. Die Familie schwimmt förmlich im Geld, und die Geschwister bekommen alles, was sie sich wünschen. Gleichzeitig nimmt sich der vielbeschäftigte Richter immer viel Zeit, um für seine Kinder da zu sein. Auch seine Frau trägt der gut aussehende Mann auf Händen. Da ist es kein Wunder, dass sämtliche Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen Herrn Hagedorn seufzend anschmachten, wann immer sie ihm begegnen.

Doch hinter der Fassade verbirgt sich eine ganz andere Wirklichkeit, von der niemand etwas ahnt. Erst als Toto und Lilly in die Notaufnahme der Sauerbruch-Klinik eingeliefert werden, wendet sich das Blatt. Äußerlich sind die Kinder unversehrt, aber Dr. Peter Kersten und sein junger Kollege Dr. Mark Anton erkennen bald, dass sie den Geschwistern dringend helfen müssen ...

Es war Montagmorgen gegen neun Uhr, als Prof. Lutz Weidner, der Chefarzt der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, von der Morgenvisite in sein Büro auf der Kardiologie zurückkehrte.

Er schlug das oberste Blatt seines Tischkalenders um, das noch die vergangene Woche zeigte. Dann starrte er sekundenlang mit zusammengekniffenen Augen auf eine Notiz, die er selbst verfasst hatte, die er jedoch – wie so oft – nicht mehr entziffern konnte.

DrAltzPrT. Dieser Termin, oder was auch immer das sein sollte, war für Montag um halb zehn eingetragen.

»Dringender Alzheimer ... Prüftermin?«, rätselte er. »Donnerstag ... alle zum Probe ... Training? Der alte ... ähm ... zerstreute Professor ... ähm ... trinkt? Tod? Trauma? Dr. Alt zum proktologischen Test? Aber ich kenne keinen Dr. Alt. Vielleicht Drogen ... Anwendung... letzter Pankreas Tumor? Aber das ergibt doch alles keinen Sinn!«

Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Die Zeit rückte voran. Es waren nur noch zwanzig Minuten bis zu diesem Was-auch-immer, und er glaubte nicht mehr daran, das Rätsel noch rechtzeitig lösen zu können.

Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Immer wieder fiel er auf die Selbsttäuschung herein, er würde sich dann schon daran erinnern, was er im Sinn gehabt hatte, als er sich solche Kürzel notierte. Tja, in neun von zehn Fällen konnte er sich nicht mehr daran erinnern. Aber immer wieder verwendete er trotzdem solche unleserlichen Abkürzungen.

»Alter schützt vor Torheit nicht!«, ärgerte er sich, nahm den Tischkalender und verließ damit sein Büro.

»Ähm ... Marianne?«

»Sagen Sie nichts!« Frau Hoppe, die vollschlanke Mittfünfzigerin mit den bordeauxroten Ringellöckchen, speicherte, was sie gerade getippt hatte, dann schaute sie auf den Kalender und verdrehte seufzend die Augen. »Sie haben sich wieder mal was notiert und können es nicht mehr entziffern!«

»Stimmt.« Lutz Weidner hüstelte verlegen. »Es handelt sich wohl um einen Termin, der jetzt gleich um halb zehn stattfinden soll. Haben Sie irgendetwas für diesen Zeitpunkt in meinem Terminplaner notiert?«

»Moment.« Die Sekretärin öffnete die betreffende Datei auf ihrem Computer, suchte und schüttelte dann den Kopf. »Nichts, Professor. Nur eine Untersuchung um halb elf im Herzkatheterlabor und ein Arbeitsessen mit Prof. Sachs von der Ärztekammer um eins.«

Sie streckte fordernd die Hand aus und wedelte ungeduldig damit, als er nicht sofort reagierte.

»Zeigen Sie mal her!«

»Wenn ich es selbst nicht mehr entziffern kann, dann werden Sie schon gar nichts damit anfangen können. Immerhin habe ich das selbst geschrieben«, prophezeite er ihr, reichte ihr den Kalender aber trotzdem.

»Das will nichts heißen«, konterte Marianne. »Ich bin diesbezüglich im Vorteil, wissen Sie?«

»Ach ja? Und warum?«

»Weil ich eine Frau bin. Die Menschheit wäre längst ausgestorben, wären nicht wenigstens wir Frauen des logischen Denkens mächtig.«

»Und wir Männer sind es nicht?«

Marianne seufzte tief. »Das müssen Sie mich erst noch fragen? Mindestens ein Mal in der Woche halten Sie mir irgend so einen Buchstabensalat unter die Nase. Und? Habe ich es nicht jedes einzelne Mal geschafft, Ihnen zu sagen, was Sie sich dabei gedacht haben?«

»Ja, das haben Sie in der Tat«, musste Prof. Weidner schweren Herzens zugeben.

»Na also! Dann haben Sie ja nun Ihre Antwort auf die Frage bezüglich des Denkvermögens von Männern. Oder? Aber das macht ja nichts, denn dafür haben Sie mich ja. Sie sind gut darin, Bäuche aufzuschneiden, ich bin gut im Denken.«

»So scheint es.« Zerknirscht beobachtete der Mediziner, wie seine Sekretärin jetzt den Kalender vor ihre Augen hob und die Notiz studierte. »Und?«

»Kinderspiel!«

»Das glaube ich Ihnen nicht!«

»Dann eben nicht!«, erwiderte sie schnippisch und gab ihm den Kalender zurück.

»Nein! Bitte, Marianne!«

»Zuerst sagen Sie es!«

»Was? Ach, ich weiß schon, was Sie hören wollen«, winkte der Professor frustriert ab. »Ohne Sie wäre ich total aufgeschmissen. Wenn ich Sie nicht hätte, ginge hier alles drunter und drüber. Sie sind die beste Sekretärin der Welt. Sie sind unersetzbar. Reicht das fürs Erste?«

Sie hob den Kopf und schaute ihn prüfend an.

»Ich hoffe doch sehr, das war nicht bloß so dahingesagt, weil Sie etwas von mir wollen?«

»Nein! Ich meine jedes einzelne Wort ernst.«

»Okay.« Sie zupfte ihm den Kalender wieder aus der Hand und beugte sich darüber. »Dr. Antons letzter Probetag.«

»Himmelherrgott noch mal! Jetzt weiß ich es wieder. Ich könnte mich ...«

»Selbst in den Hintern beißen?«

»So ähnlich. Sie haben recht. Die Probezeit des Kollegen endet heute. Ich habe für halb zehn ein Gespräch mit ihm eingeplant. Wenn er bleiben möchte, bekommt er heute seinen unbefristeten Dienstvertrag.«

»Wie ich sagte!«

»Ja, ja, ja, Sie waren wieder einmal schlauer als ich! Das kommt davon, wenn einem ständig Tausende Dinge im Kopf herumgehen und man ...«

»Na, na, na!« Marianne schnalzte mit der Zunge. »Jetzt wollen wir aber bitte mal keine faulen Ausreden erfinden, Professor! Es liegt einzig und allein an dem etwas trägen Männergehirn. Sie wissen ja, der Mann wurde aus Dreck geknetet. Da hatte Gott noch keine Übung. Prototypen sind meistens unausgereift und mangelhaft.«

Sie taxierte den Klinikchef von oben bis unten.

»Und bei Prototypen achtet man auch noch nicht so sehr auf das Design«, fügte sie Mitleid heuchelnd hinzu.

Das wollte Prof. Lutz Weidner nun doch nicht auf sich sitzen lassen.

»Die psychologische Erforschung der Gehirnfunktion hat eines eindeutig ergeben: Je gebildeter jemand ist, desto schwerer fällt es ihm, simple Gedankengänge ...«

»Man kann sich alles schönreden!«, fiel ihm Frau Hoppe schnippisch ins Wort. »Und wenn Ihnen meine Gedankengänge zu simpel sind, dann lasse ich Sie das nächste Mal, wenn Sie Ihren hoch komplizierten Gedankenmatsch mal wieder nicht nachvollziehen können, rätseln, bis Sie schwarz werden.«

»Bitte nicht!« Der Chefarzt musste lachen. »Könnten Sie jetzt wohl bitte nach oben ins Personalbüro laufen und mir die Personalakte von dem Kollegen besorgen, Marianne?«

Frau Hoppe nahm eine Mappe aus einem der Ablagekörbe auf ihrem Schreibtisch.

»Die habe ich in weiser Voraussicht schon am Freitag geholt.«

»Erwischt!« Lutz Weidner lachte laut auf. »Sie wussten über den Termin Bescheid und konnten nur deshalb das Kürzel auf meinem Kalender entziffern!«

»Zu früh gefreut!«, erwiderte Marianne spitz. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie einen Termin mit Dr. Anton vereinbart haben. Aber ich wusste, dass seine Probezeit abgelaufen ist und Sie ihn deshalb sprechen wollen würden.« Sie schaute den Chefarzt herausfordernd an. »Und jetzt?«

»Schachmatt!«, seufzte Prof. Weidner und warf einen Blick auf die Mappe. Dann lachte er. »Mark Anton! Seine Eltern müssen wohl ein Faible für die römische Geschichte haben.«

»Wieso?«

»Nun, Mark Anton oder Marcus Antonius, das war ein römischer Feldherr, der der ägyptischen Königin Kleopatra verfallen war.«

»Oh! Das war doch die, die so wie Liz Taylor ausgesehen hat, oder? Wie romantisch. Und? Gab's ein Happy End?«

»Nein. Sie haben sich beide selbst umgebracht.«

»Großer Gott, das passt ja wie die Faust aufs Auge.« Marianne schüttelte besorgt den Kopf. »Man wird eines auf ihn haben müssen.«

»Ein was?«

»Ein Auge.«

»Warum?«

»Das wissen Sie nicht? Dann fragen Sie ihn bitte lieber selbst. Ich tratsche nicht.«

»Also gut, dann ... ähm ... weiß der Kollege Bescheid, dass ich ihn um halb zehn sprechen möchte?«

»Haben Sie es ihm gesagt?«

»Nein.«

»Dann weiß er es nicht. Woher denn auch? Er ist ja nicht das Orakel von Elfie.«

»Delphi!«, korrigierte der Professor seine Sekretärin schmunzelnd.

»Das weiß ich!«, erwiderte sie schnippisch. »Ich wollte nur, dass Sie auch einmal ein kleines Erfolgserlebnis haben. Ich möchte ja nicht, dass sie trübsinnig werden oder Selbstzweifel bekommen.«

»Vielen Dank, Marianne, Sie sind zu gütig.« Der Klinikleiter musste sich das Lachen verbeißen. »Wären Sie dann bitte so nett, ihn jetzt darüber zu informieren? Ich hole mir nur rasch einen Kaffee vom Automaten. Soll ich Ihnen einen mitbringen?«

»Mit Sahne und drei Stück Süßstoff.«

»Marianne!« Der Chefarzt schüttelte tadelnd den Kopf. »Dieser künstliche Zuckerersatz ist wahnsinnig ungesund.«

Die Sekretärin zuckte mit den Schultern.

»Ist Dicksein gesund?«

»Natürlich nicht.«

»Na also. So weit zum Thema logisches Denkvermögen«, unkte sie, hob den Hörer vom Telefon ab und wählte die Durchwahl der Notaufnahme.

***

»In fünfzehn Minuten? Alles klar. Danke, Frau Hoppe, ich werde es ihm sofort sagen.«

Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme, legte den Hörer auf das Telefon zurück und seufzte tief.

Er schätzte und mochte den dreißigjährigen Facharzt für Innere Medizin und Unfallchirurgie, der nun schon seit drei Monaten seinem Team angehörte, wirklich sehr. Die Sache hatte aber leider dennoch einen Haken.

Der Haken hieß Mara Schweighart, war zugegebenermaßen sehr attraktiv, zumindest, wenn man darüber hinwegsah, dass nicht alles an ihr echt war, sehr langbeinig, sehr kurvig und sehr blond.

Mara war seit zwei Jahren Marks Freundin. Sie hatte irgendwann einmal eine Fernsehdokumentation über das schillernde Frankfurter Nachtleben gesehen und danach umgehend beschlossen, dass sie und Mark dorthin übersiedeln sollten. Nein, nicht sollten, sondern würden. Einfach so. Mark hatte deswegen seine Anstellung in der Stuttgarter Unfallklinik aufgegeben.

Im Gegensatz zu dem, was ihr Nachname versprach, hatte sie mit Schweigen absolut nichts am Hut. Das wusste Peter deshalb, weil sie mindestens dreimal in der Woche hier antanzte und seinen sonst so begabten und tüchtigen Mitarbeiter mit ihren ständigen Forderungen, Anklagen und Drohungen so kaputt machte, dass es hinterher oft eine geschlagene Stunde dauerte, bis er zu zittern aufhörte.

Mark war ... Tja, man musste es leider so sagen, er war, was Mara betraf, ein richtiger Waschlappen. Er ließ sich von ihr auf der Nase herumtanzen. Er tat alles, was sie von ihm verlangte. Er nahm sich ihr giftiges Geschwätz ganz schrecklich zu Herzen, und er ließ sich von ihr einreden, dass er sie so sehr liebte, dass er ohne sie nicht leben könnte.

Das war natürlich Quatsch. Alle hier in der Notaufnahme wussten, dass es ihm schlagartig besser gehen würde, würde er sie endlich in den Wind schießen oder sie dorthin schicken, wo der Pfeffer wuchs.

Eben jetzt standen die beiden wieder einmal vor dem Bereitschaftsraum auf dem Flur, und Maras zänkische Stimme drang seit etwa zehn Minuten durch die Tür, die Peter extra geschlossen hatte, um Marks hilfloses und unterwürfiges Gestammel nicht mit anhören zu müssen.

»Das ist verboten! Auch wenn es in diesem Fall richtig doll Spaß machen würde«

Dr. Elmar Rösner, der rothaarige Assistenzarzt der Notaufnahme, der am Waschbecken seitlich der Tür lehnte und seit zehn Minuten die Zähne so fest zusammenbiss, dass sie bereits wehtaten, drehte sich verwundert um.

»Meinst du mich? Was ist verboten?«, fragte er Jens Jankovsky, den fast zwei Meter großen jungen Sanitäter.

»Das!« Jens deutete auf Elmars zu Fäusten geballte Hände. »Frauen verhauen ist verboten.«

»Spinnst du?«, fuhr Elmar ihn an. »Ich würde niemals eine Frau verhauen. Na ja, außer vielleicht ... Aber ... die dort draußen ist ja keine. Keine Frau, meine ich. Die ist eine Hyäne. Eine Schreckschraube. Ein Krokodil mit blonder Perücke. Eine gemeingefährliche Spinatwachtel. Eine Hexe. Ich verstehe überhaupt nicht, warum Mark sich von der so kaputtmachen lässt.«

»Schuldgefühle.« Nora Lechner, die Oberschwester der Notaufnahme, saß an einem der Schreibtische und verfasste eine Liste von Medikamenten, die noch heute aus der hauseigenen Apotheke besorgt werden sollten.

»Wieso hat er Schuldgefühle?«, wollte Peter wissen. »Hat er dir was erzählt, das wir nicht wissen?«

Nora nickte. »Er hat vor etwa eineinhalb Jahren einen Autounfall gebaut. Sie saß daneben und wurde verletzt. Das hält sie ihm jetzt ständig vor. Und Dr. Anton ist ein zu feiner Kerl, um sich dann nicht sofort schuldig und für sie verantwortlich zu fühlen.«

Peter hob fragend die Augenbrauen hoch.

»Schwer verletzt? Mir ist nicht aufgefallen, dass sie irgendwie versehrt wäre.«

Nora lachte trocken auf.

»Sie hatte einen Bluterguss über dem Brustbein. Vom Gurt. Sonst nichts. Aber wann immer er sie schüchtern fragt, ob es nicht besser wäre, sich zu trennen, bekommt sie ganz plötzlich schreckliche Herzschmerzen.«

»Weil sie vor eineinhalb Jahren einen blauen Fleck über dem Herzen hatte?«, fragte Elmar fassungslos. »Das darf doch wohl nicht wahr sein! Und das nimmt Mark ihr ab? Er ist Arzt, verdammt noch mal! Er müsste es doch besser wissen.«

»Sie behauptet, sie hätte damals eine Herzerschütterung erlitten«, klärte Nora ihn auf.

»Eine Commotio cordis?«, hakte Peter nach. »Ausgelöst durch ein stumpfes Thoraxtrauma? Das wäre natürlich möglich. Ist sie nach dem Unfall denn nicht untersucht worden? Da hätte man das doch sofort festgestellt. Kammerflimmern, Herzrhythmusstörungen, Einblutungen in den Herzmuskel oder ein Kreislaufstillstand wären die Folgen davon gewesen.«

»Sie wurde damals sehr gründlich durchgecheckt und hatte außer dem Bluterguss rein gar nichts«, erwiderte die Oberschwester. Sie weiß nur ganz genau, womit sie ihn dazu bringen kann, nach ihrer Pfeife zu tanzen.«

»Manipulatives Miststück!«, zischte Jens.

Peter, der nun schon seit etwa zwei Minuten vor der geschlossenen Tür stand, lachte laut auf.

»Ich muss da jetzt raus und ihm sagen, dass der Chefarzt ihn sprechen will.«

»Und was ist daran so komisch?«, erkundigte sich Elmar.

»Dass ich nervös bin, das ist komisch«, erwiderte der Notarzt. »Ich muss gestehen, dass ich direkt ein bisschen Schiss vor ihrer Reaktion habe. Ihr helft mir doch hoffentlich, wenn sie mich anschreit, oder?«